Mcfc Konsek�z, die zlim Schutze der Türkei einberufen wird, mit einer neuen Beraubung der Türkei enden werde. Dazu Hat sich die englische Diplomatie doch wohl bereits allzusehr festgelegt. Vorläufig ist es auch ganz ungewiß, ob die russischenKonipensationsforderungen werden crf illt werden. Gegen die freie Durchfahrt durch die Tarda- nellen spricht vor allen, das Interesse der Türkei selbst, der es nicht angenehm sein kann, wenn fremde Kriegsschiffe stets J?0!;en ibrer Hauptstadt erscheinen können. Das russische Verlangen aber, daß nur Rußland und den übrigen Uferstaaten des Schwarzen Meeres die freie Durchfahrt ge- stattet sein soll, ist auch für England unannehmbar, das mindestens das gleiche Recht für sich in Anspruch nehmen müßte. GSjo erklärt es sich auch, daß in der englischen Presse die Opposition gegen alle Kompensationsforderungen im Wachsen begriffen ist. Vorläufig ist jedenfalls zwischen Eng- lond und Rußland keine Einigung erzielt worden und es wird immer wahrscheinlicher, daß die Konferenz, wenn sie überhaupt zustande kommen wird, nicht viel mehr wird tun können, als eine Form zu finden, in denen die neuen Aende- rungen anerkannt werden und die f i n a n z i e l l e n E n t- s ch a d i g u n g e n festzusetzen, die die Türkei von Bulgarien für die Wegnahme der orientalischen Eisenbahnen und für den ostrumelischen Tribut zu erhalten hat. Die Berge kreißen und eine Maus wird geboren. Gegen Oesterreich . Konstantinopek, 13. Oktober. An einer heute hiqaieranstalteten Prote st Versammlung nahmen einige tausend Per- s o n e n, Türken, Armenier, Griechen. Serben und Montenegriner teil. Mehrere Redner traten für eine Resolution ein. nach welcher die ottomanische Nation gegen das Vorgehen Oesterreich-Ungarns und Bulgariens protestiert, den türkenfreundlichen Mächten dankt und erklärt, daß sie den Frieden dem Kriege vorziehe und vertrauensvoll das Ergebnis der diplomatischen Schritte der Pforte und der Mächte erwarte. Die Resolution wurde den auL- wältigen Regierungen, mit Ausnahme derjenigen Oesterreich-Un. garns, telegraphisch mitgeteilt. Die Ansammlungen vor den österreichischen Kleiderfirmen haben fast ganz aufgehört, doch wird die Agitation für den Boykott fortgesetzt. Jaffa , 13. Oktober. Bei der Ankunft eines österreichischen Postdampfer? veranlaßtcn heute politische Agitatoren die Bootslader und AuSlader, das Schiff zu boykottieren. Dampferboote landeten die Reisenden und die Post. Später griff die Menge das österreichische Postgebäude an und z e r- störte die Postwagen und Briefkästen. Konstantinopel , 14. Oftober. Der österreichifch-ungarische Bot- schafter hat namens seiner Regierung wegen der Bohkottie- rung der Dampfer des österreichischen Lloyd beim Groß- wesir ernste Schritte getan. Der Großwesir versprach, dem Polizeiminister für Konstantinopel und dem Minister des Innern mr die Provinz die nötigen Weisungen zu geben. Eine provisorische Regierung auf Kreta . Athen , 14. Ottober. Durch Beschluß der kretischen Kammer wurde eine Kommission ernannt, die die Exekutiv - »ewalt ausüben und die Insel im Namen des Königs von Griechenland gemäß den griechischen Ge. fetzen regieren soll. Ihr« Machtbefugnisse sollen erst ab- laufen, wenn die griccyische Regierung die Verwaltung der Insel übernehmen wird. Deutschland und Bulgarien . Köln , 14. Oktober. Der deutsche Gesandte hat, wie die »Kölnische Zeitung " aus Sofia meldet, der bulgarischen Regie- rung mitgeteilt, daß, solange Bulgarien sich nicht bereit erkläre, feiner Verpflichtung gegen die Türkei nachzu. kommen und die Orientbahn wegen ungesetzlicher Beschlagnahme zurückzugeben oder eine Tagesentschädigung von 1b 000 Frank an die Betriebsgesellschaft zu bezahlen, die Frage der An» erkennung der Unabhängigkeit Bulgariens nicht erörtert werd»» könne. Der ostrumelische Tribut. Sofia , 14. Oktober. In der am Abend abgehaltenen Minister- tatSsitzung wurde folgender wichtiger Beschluß gefaßt: Bul. garten lehnt eS ab, an die Türkei eine Entschädi» gung in Form einer Kapitalisieruna des ostrumelischen Tributs zu zahlen. Englische Kriegsschiffe. Smyrna , 14. Oktober. An der Küste Kleinasiens gegen- über der Insel RhoduS sind Lechs englische Kreuzer ein- «tVf!'!*. �_ Kofakenlom in llngarn. Budapest , 11. Oktober. (Eig. Betz.) Die Regierung will die Wahlrechtsdemonstrationen um keden Preis zum Schweigen bringen. Der Budapester Ober- ftadthauptmann erhielt daher den Auftrag, seine Polizisten mit aller Wildheit gegen die organisierte Arbeiterschaft los- zulassen und vor keinem Mittel des Terrorismus gegen die sozialdemokratische Partei zurückzuschrecken. So wütet denn die Polizei in jüngster Zeit weit schändlicher gegen das Proletariat als während der berüchtigten Banffy -Perczelschen Pandurenherrschaft; sie arbeitet wieder nach altem Rezept mit Spitzeln und Lockspitzeln, um die erbitterte Arbeiterschaft zu Unbesonnenheiten zu verleiten, worauf man den Demon- stranten, deren die zweibeinigen Polizeifanghunde habhaft toerden, durch blutige Mißhandlungen Ge- ständnisse erpressen will, daß die gewerkschaftlichen und Parteiorganisationen den bewaffneten Widerstand in- szenieren. Und diesem Kosakentum assistieren mie meisten bürgerlichen Blätter, insbesondere die Koalitionspresse, mit ruchloser Verhetzung. So zum Beispiel schreibt der klerikale „Alkotmany ": „ES muß ein warnendes Cxsmpe! statuiert werden. Die ganze sozialdemokratische Parteileitung muß gesprengt werden, wenn eS sich herausstellt, daß in ihrem Lokal geheime Konventikel gehalien werden. Alle jene Gewerkschaftsoraanisaticnen mäßen aufgelöst werden, in»velchen Eisenstöcke, Waffen und aufreizende Flugschristen verteilt wurden. Jede Nummer der„Nepszava " muß konfisziert werden, die das eines besseren Loses lvürdige Proletariat des Landes aufreizt. Bei den Demonstrationen ist alles zusammenzufangen und jeder erwischte Ruhestörer ist aus der Hauptstadt abzuschieben. Die intellektuellen Urheber der Mordversuche aber sind in den Kerker zu stecken. Im Namen der gesamten ungarischen Gesellschaft rufen wir dem Oberstadthauptmann und dem Minister des Innern zu: Weg mit dem Pseudohumanismusl Weg mit den halben Maßregeln I" Man hat es also mit einem planmäßigen Vernichtungs- ffeldzug gegen die Organisationen des klassenbewußten Prole- tariats, mit den schuftigsten Veisuchen, die Arbeiterschaft in ihrem Kampfe um clne ehrliche Wahlreform einzuschüchtern, zu tun. Und die den Titel„Budapester königlich ungarische Staatspolizei" führende Kosakenhorde bietet alles auf, um diesen Auftrag durchzuführen. Arn vorigen Sonntag richtete sie gegen die aus einer Volksversammlung kommenden Arbeiter, die durch Ausrufe friedlich für das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht demonstrieren, eine wilde Attacke. Aus der Menge wurden— zweifellos von Lock- spitzeln— Revolverschüsse auf die Polizisten abgegeben. Daraufhin ließ der Oberstadthauptmann eine Kundmachung affichiercn, die jede Straßcnkundgebung verbot. Für Donnerstag, den 8. d. Mts., wurden hier einundzwanzig sozialdemokratische Versammlungen einberufen, nach deren Schluß Wahlrechtsdemonstrationen stattfinden sollten; in der „Nepszava " wurde die Arbeiterschaft aufgefordert, im Falle des Verbotes der Versammlungen auf die Straße zu ziehen. Der Oberstadthauptmann forderte von den Einberufern persönliche Bürgschaft für das Unterbleiben jeder Straßenkundgebung, und als dies abgelehnt wurde, verbot er die Versammlungen. Für diesen Abend bereitete sich die Polizei auf ein großes Blutvergießen vor. Dazu kam es aber nur innerhalb der Mauern der Polizeizentrale und der Wachstuben durch bestialische Mißhand- lung wehrloser Häftlinge. Das Publikum wurde von der Polizei gewarnt, in den Abendstunden die Straßen zu betreten, die Reporter der Blätter tvurden auf- gefordert, sich nächst dem„Gcncralstab" der Polizeimacht auf den» Oktogonplatz aufzuhalten, um vor den Hufen der Polizeirosse, vor den Geschossen der Polizeirevolver und vor den Polizeisäbeln geschützt zu fein. ES gab jedoch an den „verteidigten" Punkten nur wenige Demonstranten, und als gegen YzlO Uhr abends vom Stadtwäldchen her eine Gruppe von mehreren hundert Arbeitern unter Eljenrufcn auf das Wahlrecht die Andrassystraße entlang stadteinwärts zog, war die Kosakenhorde kaum mehr noch zu zügeln. Es wurde Alarm geblasen, und los ging's zur glorreichen Attacke. Wieder fielen einige Revolverschllsse aus der Menge, die Polizisten antwortetm mit einer Salve, dann begannen die Säbel zu„arbeiten" und blindlings wurde verhaftet, wer den Fanghundcn— ihrer zwanzig bis fünfundz»vanzig oft hinter einem Demonstranten oder harmlosen Passanten her— in die Hände geriet. In der Polizcizentrale begann dann die eigentliche„Arbeit des Tages", Bestialitäten nach moskowitischem Muster. Den Verhafteten»vollte man das Geständnis erpressen, daß ein von der sozialdemokratischen Partei eingesetztes „Demonstrations- Arrangierungskomitee" einige Kisten- ladungen Revolver angeschafft und in einer Metallwaren- fabrik Eisenstöcke bestellt habe, daß in den Gewerkschaften die Waffen verteilt wurden usw. Als die Verhörten all dies als unwahr, als unsinnige Erfindungen erklärten, wurden sie von Detektivs mit Fäusten, Ochsenziemern und Gummischläuchen geprügelt, mit Rieinen ins Gesicht geschlagen, einzelne wurden so lange gemartert, bis sie das ihnen vorgelegte Protokoll unterschrieben. Am nächsten Tage wurde»» die Gewerkschaftsbeamten Vago, Bantus und Farago sotvio das Parteileitungsmitglied Ludwig Tarczai zur Polizei ge- bracht; man wollte sie mit den erpreßte»» Geständnissen der Anstiftung zum M o r d v e r s»» ch, der Verteilung von Waffen überführen. Am schlechtesten erging es dem Redakteur des Eisenbahnerfachblattes, Desider Farago, den die Dctektives, als er die Anschuldigungen absurde Unwahrheiten nannte, mit Fäusten und Stöcken auf den Kopf und ins Gesicht schlugen. Farago forderte den ihn verhörenden Kon- zipisten auf, ihn vor Mißhandlungen zu schützen: die Ant- »vort war. daß der Polizeistrolch aufsprang und den Wehr- losen ebenfalls ins Gesicht schlug. Die Marterung der Verhafteten ist auch amtlich festgestellt. Farago, der auf dem Fußboden des Zinuners, in dem er ver- hört wurde, Blutflecke wahrgenommen hatte, die von den ge- marterten Arbeitern herrührten, begab sich am nächsten Tage in Begleitung seines Verteidigers zun» Oberstadthauptmann, um gegen die Brutalitäten der Polizisten die Anzeige zu er- statten, und forderte die sofortige Augenscheinnahme der Blut spuren; deren Vorhandensein wurde denn auch— vierzig Stunden nach den Mißhandlungen— a in t- l i ch festgestellt. Daß es außer diesen Schurkenstreichen feiger Polizeistrolche noch Hau3durchstich»tngen mit Beschlag- nähme von Privatdokumenten und Privatbriefcn gab, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Es ist ein planmäßiges Kesseltreiben auf die mit so vielen Opfern errichteten proletarischen Organisationen, ein Werk der Niedertracht, würdig des agrar -feudal-klerikalen Koalitionsgesindels, das die Proteste gege»» den frechen Volksbctrug des Pluralitätsschwindels im Blute ersticken will. Und die Koalitionspresse hilft eifervoll mit, indem sie die erpreßten Geständnisse als Bestätigung dessen verkündet, daß hinter den Wahlrechtskämpfen nichts als verbrecherische, die bürgerliche Ordnung bedrohende Umtriebe stecken. Das infame'Kosakentum ist die letzte Zuflucht der Nlagyarischen Oligarchie.— poUrtfcbe ücberficbt Berlin , den 14. Oftober 1906. Der Ausfall der oldenb»,rger Landtagsivahl. Was der Ausfall der Wahlmännerwahlcn zum oldenburger Landtag vermuten ließ, haben die Abgeordnetenwahlen am 13. Ottober bestätigt: eine Verstärkung des AgrariertumS. Ist eS auch schwer, die parteipolitische Zugehörigkeit jedes einzelnen der geivählten Abgeordneten genauer zu bestimme», da die Wahlen bürgerlicherseits nicht durch Parteiorganisationen getragen sind, so kann doch mit Gewißheit gesagt werden, fortschrittlich gesinnte Ele- mcnte sind es zumeist nicht, die als neue Abgeordnete in den Landtag an Stelle der nicht Wiedergewählten einziehen. Der oldenbürger Landtag zählt 40 Abgeordnete. Die Zahl der- mehrt sich um vier, da nach jeder Volkszählung auf je 10 000 Ein- wohner ein weiterer Abgeordneter entfällt. An dieser Vermehrung nimmt die Sozialdemokratie im Wahlkreise Amt Rüstringen teil, der statt drei jetzt vier abgeordnete zu wählen hat. Nüstringen war sozial- demokratisch vertreten; die bisherigen Abgeordneten, die Genossen Hug-Bant, Schult-Bant und Heiwrann-Oldenburg sind einstimmig wiedergewählt, und Genosse Meyer-Bant, Geschäftsführer des Metallarbeiterverbandes, ist als vierter Abgeordneter hinzugewählt worden. Das Mandat im Fürstentum L ü b e ck hat unsere Partei verloren. Dort siegte das liberal-agrarische Kartell. Gewählt sind dort: 3 Bauernbündlcr und 3 Liberale, darunter der Lehrer Voß- Eutin, der bereits Abgeordneter war. Auch zieht der Gutsbesitzer v. Levetzow als Bauernblindsführer mit in den Landtag ein. Der Wahlkreis Delmenhorst-StadtundLand wählte agrarisch. darunter den Bauernbundssührer Müller-Nntzhorn, der seit dem Eindringen der Wahlrechtsreform gegen das Wahlgesetz gewütet ha? und vor allem das gleiche Wahlrecht bekämpft. Als sechsten Abgeordneten»vählte man den liberalen Bürgermeister Koch, um diS Stadt nicht vollständig an die Wand zu drücken. Unsere Genossen hatten bei der Wahlmännerwahk die Stadt Delmenhorst erobert; da aber Stadt und Land zusammengeworfen sind, reichte das nicht aus, um den Sieg zu erringen. Im Wahlkreise Stadt und Land Oldenburg sind sieben Ab- geordnete zu wählen. Hier wurde» von den städtischen Abgeordneten zwei wiedergetvählt, darunter der Bürgermeister Tappenbeck ; neu- gewählt wurde der Syndikus der Handelskammer. Prof. Dursthost. der bei den Zolltarifkämpfen dem HandelsvertragSverein angehörte. Der freisinnige ReichstagLabgeorduete Lehrer Ahlhorn, der hier als der Vater der Wahlreform von den Bürgerlichen gefeiert wird, wurde mit sozialdemokratischer Hilfe gegen einen Bauernbündler wieder- gewählt. Sonst stellt Oldenburg noch einen Mittelständler, einen mittleren Beamten und den Hofmann Gutsbesitzer Funch-Loy sowie einen Landwirt liberaler Couleur. Hier hatten unsere Genossen 31 Wahlmänner in die Wagschale zu werfen; wir erhielten von bürgerlicher Seite lv Stimmen Zuwachs. Im Wahlkreis Jever mit 3 Abgeordneten unterlag der links- liberale Abgeordnete Daun gegenüber einem bündlerischen Draus- gäuger. Da» Oldenburger Münsterland wählte»oieder seine Zentrumsmänner. Eine nennenswerte Veränderung vollzieht sich nur durch die Wahl dcö Professors Frye, der als Neuling einzieht. Im Wahlkreise Brake , der industriellen Weserecke, wurde der liberale Abgeordnete Tantzen-Swllhamm— bekannt durch feine Leitsätze zur Schulgesetzreform— mit knapper Mehrheit wieder- gelvählt gegenüber einem Wahlreformgegner. Im Fürstentum Birkenfeld wurde der Freikonservative V. Haimnerstein-Abentheuer, der schon einmal Landtagsabgcordnctcr war, gelvählt, ferner der Rechtsanwalt Dörr(liberal) neben drei ländlichen Abgeordneten. Die Gewählten sind bi» auf einen ländlichen Abgeordneten alle» neue Männer. Der Erfolg unserer Partei in Oberstein war auch hier nicht groß genug, um uns ein Mandat zu verschaffen. In den übrigen Wahlkreisen haben stch nennenswerte Ver- änderungen nicht vollzogen. Das Gesamtbild und daS Charakteristische des Wahlausfalles ist der Niedergang de» entschieden e n Liberalismus. Unsere Partei hat sowohl an Urwählerstiinmeu, als an Wahlmännerstimmen gewonnen, wenngleich an ei,»igen Orten kleine Verluste zu verzeichnen sind.— Landtagstvahlen in Anhalt« Bei den gestrigen Landtagswahlen für das Herzogtum Anhalt wurden, wie wir bereits gestern tclegraphisch gemeldet haben, 11 Nationalliberale, 6 Freisinnige, 1 Sozialdemokrat und 6 Wilde gewählt. Nach den Wahlmännerwahlen sollte die Sozial- demottatie drei Mandate erlangen. In Bernburg wurden indessen die Mandate von vier Wahlmännern für ungültig erklärt, weShalb die Genossen Günther und PeuS mit 03 gegen 00 bezw. 04 Stimmen unterlagen. Gegen diese Wahl wird von unseren Parteigenossen selbstverständlich Protest eingereicht werden. ES liegen eine Reihe schwerwiegender Protestgründe vor. über die der im Februar zu- sammentretende Landtag zu entscheiden haben wird. Allzuviel Host- nung darf man freilich nicht hegen, denn im Anhalter Landtag ent- scheidet— wie im Reichstag — nicht Recht, sondern die Gewalt, und die ist gegenwärtig bei den Gegnern. Keine preußisch o Wahlrechtsreform in Sicht l Die preußische Regierung hält, nachdem die freisinnigen Parteien ihre Unterstützung bei der Reichsfinanzreform zugesagt haben, die Einbringung einer Wahlrechtsreformnovelle im preußischen Landtage vorläufig nicht mehr für nötig. Der»Frankfurter Zeitung " ist von gut unterrichteter Seite die Mitteilung zugegangen, daß der seiner- zeit lediglich wegen der Ausarbeitung des WahlrefornworschlagrS an daS preußische Ministerium des Innern berufene Hilfsreferent wieder in seine frühere Stellung zurückgesandt worden, ohne daß er seine Arbeit beendet oder ein Nachfolger an seine Stelle zur weiteren Ausarbeitung des WahlreforinvorschlageZ berufen worden ist Die„Post" und ihre HintermSnner. Vor einiger Zeit hat»Die Post" eine verleumderische Notiz gegen unseren Genossen Richard Fischer gebracht. In der Notiz wurde ihm vorgeworfen, daß er als Geschäftsführer des .Vorwärts" von Lieferanten Schmiergelder genommen hätt:. Diese Notiz war mit. verständlichem Behagen von mehreren der .Post" wahlverwandten Blättern abgedruckt worden. Genosse Fischer ersuchte darauf den Staatsanwalt, im öffcntlickcn Interesse Anklage gegen.Die P o st" zu erheben. Während sonst jeder Arbeitswillige, den jemand schief angesehen hat, vom Staats- anwalt im öffentlichen Interesse beschützt wird. Ivurde der Antrag des Genossen Fischer von der Staatsanwaltschaft abgelehnt. Fischer mußte den Weg der Privatklage beschreiten. In der ersten Bcr - Handlung vor dem Gericht gaben die Redakteure mehrerer Blätter eine rückhaltlose Ehrenerklärung für Fischer ab unö dieser nahm die Klage zurück. In Anbettacht der niedrigen Art der Kampfesweise der„Post" sah sich Fischer jedoch gezwungen, d:e Klage gegen»Die Post", deren Redakteur Petersen sich ebenfalls zu emer Ehrenerlläriuig bereit fand, aufrecht zu erhalten.»Die Post" und ihre Polizei»Hintermänner brachten darauf eine große Anzahl neuer BeweiSanträge. die die Richtigkeit der Behauptung stützen sollten. Am 23. Oktober findet nun vor dem Moabiter Schöffengericht ein neuer Termin statt, zu dem der.Post">Rcdattcur die Buchdrucker Rexhäuser. Massini, EckliebS. Döblin , Mahlo und Mussial laden ließ. Außerdem hat„Die Post" die Preßkommission des .Vorwärts", die Neunerkommission und die Firmenträger der Buchdruckerei„Vorwärts" laden lasten. Auch dieser Termin wird erweisen, daß an der VerkeumdungS- notiz der»Post" rcsp. ihrer Hintermänner kein wahres Wort ist. Gelbe gegen christliche Gewerkschaften. Die christlichen Gewerkschaften, die sich anfangs der Glinst der Behörden und des Unternehmertums rühmen durften, müssen jetzt erleben, daß sie in derselben Weise wie auch die sozialistische!: Organisationen bekänipft werden. Wo daS nicht aus dircltcm Wege möglich ist. da versucht man es auf Umwegen, nämlich dadurch, daß man den christlichen die gelben Gewerkschaften entgegensetzt. Ende 1907 bemühten sich die Christlichen. daS Fahrpersonal der Straßenbahn in Herten (Westfalen ) ihrer Organisation zuzuführen; der Versuch scheiterte daran, daß die Straßenbahnverwaltung. deren Vorsitzender der national- liberale Parteiführer Arnold ist, ihnen einen gelben, d. h. von der Gnade und dem Gelde der Straßenbahnverwaltung lebenden„Verein der Angestellten der Straßenbahn Necklinghausen— Herten— Wanne" entgegensetzte. Dasselbe geschah innerhalb des Betriebes der Straßenbahn Recklinghausen — Herne . Dort hatte sich bereits das ganze Lahrpersonal der christlichen Bewegung angeschlossen, als die noch
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