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1. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 55.

Parlamentsberichte.

Deutscher   Reichstag  .

Sonntag, den 5. März 1893.

V

10. Jahrg.

bürgerlichen Rechte erfährt, ist höchst bedenklich und gefährlich. Ich kann das nur in einigen wenigen Punkten von nebensächlicher Bei der Aufstellung des Sayes stehen ja die Interessen aller Bedeutung zugeben. Ich habe nicht ohne weiteres behauptet, Beamten, nicht blos der Mitglieder des Postassistenten- Verbandes daß Postassistenten nicht zu Reserve- Offizieren befördert würden, auf dem Spiel. Durch den Eintritt in den Staats- oder Reichs- ich habe nur eine Anfrage an den Staatssekretär gerichtet und 58. Sigung vom 4. März 1893. 1 Uhr. dienst verzichtet der Beamte auf kein staatsbürgerliches Recht. diese auch beantwortet erhalten. Ich habe ferner gesagt, es gehen Am Bundesrathstische: v. Bötticher, v. Stephan. Er erhält neben den staatsbürgerlichen Rechten auch noch die 14 Jahre darüber hin, bis der Postgehilfe in eine feste Stel­Die Berathung des Post- Etats wird fortgefeßt beim besonderen Beamten- Rechte und Pflichten und hat darauf zu lung hineinkommt. Diese Zahl ist absolut richtig; vorher kann Titel Staatssekretär 24 000 m." achten, daß die letzteren durch die ersteren nicht verlegt werden. der auch bereits angestellte Assistent nach dreimonatlicher Kündi­Abg. v. d. Schulenburg( df.) bittet in Vertretung des ver- Alle Preußen haben das Recht, sich zu erlaubten Zwecken zu ver: gung entlassen werden. Auf meine Behauptung, die Postbeamten hinderten Abg. Mehnert die Postverwaltung, den Telephon  - einigen. Dieses Recht hat auch der Beamte. Die Postverwaltung müßten 20 Jahre und länger auf eine feste Anstellung warten, anstalten nicht eine allzugroße Bevorzugung vor den Telegraphen- ist gar nicht berechtigt, gegen einen solchen Verein oder Verband hat der Staatssekretär bestritten, während die allgemeine Dienst. anstalten angedeihen zu laffen. Ferner empfiehlt er dringend einzutreten, wie Herr von Keudell glaubt, wenn nicht eine Verordnung für Zivilanwärter sogar eine Gesammtdienstzeit von die Befferstellung der Inhaber der Postagenturen auf dem Lande. leßung des Reichsbeamten- Gesetzes vorliegt. Die Zwecke des 30 Jahren vor der definitiven Anstellung vorschreibt! Für die Außerdem lenft Redner die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Verbandes stehen weder dem Gesetze, noch der Disziplin ent- Kaiser Wilhelm- Stiftung werden zwar laufende Sammlungen Frage der Tarifirung der Postbeförderug von Zeitungen. Der gegen. Gegen die aufgestellte Theorie muß ich also auf das nicht veranstaltet, aber doch gelegentliche Sammlungen, deren Beförderungspreis richte sich nach dem Abonnement und sei bei entschiedenste Berwahrung einlegen. Wenn es mißfällig auf eine nicht weniger als 55 000 m. ergab! Daß die Bekehrs den billigen Zeitungen dementsprechend so gering, daß die genommen ist, daß der Verband sich in Berlin   versammelt zeitung" fein amtliches Organ ist, habe ich ja gerade betont und Boft dabei ganz erheblich zusetze. Wenn man berücksichtige, daß hat, daß es dabei etwas potatorisch" zugegangen sein soll, so ist es deshalb getadelt, daß trozdem amtlich Abonnements und In­diefe billigen Zeitungen zumeist auch solche sind, welche das das doch einmal gute alte deutsche Sitte, und dann haben doch serate dafür gesammelt werden. Eine Ziffer von 25 000 m. für Bolt durch ihre oppofitionelle, jede Autorität untergrabende auch die Versammlungen der nothleidenden Landwirthe in den Verwaltungskosten kommt in dem ganzen Bericht des Post Schreibweise vergifteten, so erscheine eine Aenderung des Systems, lezten Tagen nach glaubwürdigen Nachrichten nicht den Eindruck assistenten- Verbandes nicht vor. Allerdings stehen daselbst eine Abschaffung dieser Ungerechtigkeiten angezeigt. einer Abordnung von Mäßigkeitsvereinen gemacht.( Heiterkeit.) 29 715 M. als Verwaltungskosten aufgeführt. Darin steckt aber Staatssekretär v. Stephan: Der Mißbrauch der Telephon  - Der Etat sieht in der Kategorie der Praktikanten feine Vermeh- das Geschäft des Kleiderverkehrs, welches der Verband feit anschlüsse, der in einzelnen Fällen vorgekommen ist, wird auch von rung vor, dagegen eine Bermehrung der Assistentenstellen um längerer Zeit betreibt. Eine Unterbilang ist vorher nicht vor­der Verwaltung fehr bedauert. Es wird darauf ankommen, den etwa 1000; das spricht doch auch dafür, daß man die handen gewesen. Nur einmal ist eine Aufforderung zur Zahlung Direktoren diese Fälle des Mißbrauchs möglichst voll- Nothwendigkeit der Vermehrung der festen Stellen einsieht. der Beiträge ergangen zur Vermeidung einer möglichen Unterbilanz. ständig zur Anzeige zu bringen. Die Postagenten aufzubessern, Andererseits find aber auch verhältnißmäßig hohe Summen für Der Verband hat ein Vermögen von 38 000 m.; man tann ihn liegt zur Zeit nur geringe Möglichkeit vor; die Verwaltung die Vermehrung der Hilfskräfte und sonstige nicht angestellte nicht mehr schädigen, als wenn man behauptet, er sei dem wird den Zeitpunkt, wenn er gekommen ist, nicht versäumen. Personen ausgesetzt, wie auch die in früheren Etats für diese Ruin nahe. Der Eintritt neuer Mitglieder nimmt zu; der gegen­Das Postporto für die Zeitungen wurde früher nach der Bogen- Kräfte ausgeworfenen Summen ganz bedenklich überschritten wärtige Mitgliederbestand ist 4500. stärke erhoben; dieses System ist 1848 durch dasjenige der Be- worden sind, während bei etatsmäßigen Stellen sich Minder- Abg. Liebermann von Sonnenberg  ( Antisemit): Ich bin rechnung nach dem Bezugspreise ersetzt. Es haben sich allerdings ausgaben finden! Das Bedenkliche ist vielfach, daß die der allerletzte, der an der Disziplin irgend etwas gelockert sehen ganz erhebliche Unzuträglichkeiten mit der Zeit bei diesem System Verwaltung ganz junge Leute in verantwortliche Stellen bringt wollte, bin auch der Ansicht, daß der Beamte durch den Beamten­herausgestellt. Die Aenderung des Systems ist aber technisch und ihnen dabei nicht ein Gehalt, sondern einen Diätensatz von eid, die Disziplinargefeße u. f. w. eine freiwillige Beschränkung ganz außerordentlich schwierig. Wenn aber auch die technischen 2 Mark oder noch weniger giebt, mit dem absolut nicht auszu seiner staatsbürgerlichen Rechte auf sich genommen hat, aber die Schwierigkeiten zurücktreten müssen, wie sollen wir das neuere, fommen ist. Diesem System verdanken wir die vielen Ver- Grenze muß hier scharf eingehalten werden, und dem Post­beffere Syftem finden? Es erscheinen jetzt 7416 Beitungen in urtheilungen entgleister Postbeamter, denen die Geschworenen in assistenten- Verband gegenüber sind sie nach Meinung vieler über­den allerverschiedensten Ausgaben allein in deutscher Sprache; der Regel mildernde Umstände bewilligten. Endlich möchte ich schritten worden. Material für Beschwerden bekommen wir alle jährlich werden 717 Millionen Zeitungsexemplare im Reichspost die Dienst- Altersstufen noch befürworten, für die ich immer gern massenhaft; troß aller Sichtung tönnen Irrthümer vorkommen. Gebiete außer Bayern   und Württemberg versandt. Das Berliner eingetreten bin. Herr v. Stephan ist bisher kein Freund dieses Ich werde mich hüten hier vorzubringen, daß die Livreen für die Post- Zeitungsamt versendet täglich 7800 Pacete an auswärtige Systems gewesen; nach seiner Meinung müßte darunter die Dis- Privatbedienung des Herrn v. Stephan aus den Ersparnissen an Poftämter. Die Einnahmen betragen ca. 4 Millionen, im Durch ziplin leiden. Die Vorlegung einer Anciennitätsliste hat er uns den Bekleidungsfonds hergestellt sein sollen, daß die Hühner auf schnitt 43/73 Pfg., etwa 1/2 Pfg. pro Exemplar. Es find Zeitungen stets verweigert. Die Einführung der Altersstufen ist durchaus dem Hofe des Generalpostamtes mit fistalischem Hafer gefüttert darunter, welche nur 1/6 Pfg. Postexpeditions- Gebühr, ja selbst nothwendig. Was bei der Reichs- Eisenbahnverwaltung möglich werden und die Eier schockweise zum Herrn Staatssekretär solche, die nur 1/10 Pfg. bezahlen, andererseits solche, welche 14, 20, ift, muß auch bei den Postbeamten möglich sein. Man brauchte wandern( Heiterkeit); solche an Wahnwit grenzende Be­25 Pfg. tragen, namentlich theure illustrirte und sonst in ihrer nur die untersten Stufen nicht zu lang zu bemeffen und könnte hauptungen vertrete ich nicht!( Große Heiterkeit.) Aber was über Herstellung vertheuerte Zeitschriften. Wie nun Abhilfe schaffen? andererseits das Anfangsgehalt gewisser Kategorien wie der den Assistentenverband hier von dem Abg. Vollrath gesagt worden Es handelt sich nur um Vergütung für die Leistungen; die poli- Landbriefträger überhaupt etwas erhöhen. Jedenfalls bitte ist, muß ich durchaus billigen. Der Verband hat, wie ich mich selbst tische Stellung spielt selbstverständlich für uns keine Rolle. Diese ich das Haus, die Resolution wegen der Dienst- Alterstufen mög- aus den Büchern überzeugt habe, über 4000 Mitglieder. Leiftung zeriällt in 2 Theile, in das Abrechnungswesen und den lichst einstimmig anzunehmen. Die Aufrechterhaltung der Disziplin Bestrafungen find ja nicht verfügt worden, aber desto mehr Ver täglichen Transport. Man tönnte ja daran denken, für den und einer gewiffen Strammheit und Straffheit gebe ich als nothwendig fegungen. Ich muß auch die Ausführungen des Abg. Lingens ersten Theil der Leistung das bisherige System beizubehalten und für zu. Ebenso nothwendig ist aber Berufsfreudigkeit, und diese sett gute zurückiveisen, als ob der Verband teine Ideale hätte. Er tritt die Beförderung pro Exemplar einen festen Satz zu berechnen. Behandlung und leidlich gute Bezahlung voraus. Wenn auch auch für Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung fräftig ein. Ich Seit Jahren sind wir dabei, Säge zu ermitteln, welche nicht zu Herr von Stephan keinen Werth auf Popularität legt, wir legen habe zwei Fälle zur Kenntniß zu bringen, wo das Brief- resp. große Verschwendungen mit sich bringen. Ueber unsere Vor- Werth darauf, daß das Institut populär sei. Herr von Keudell Telegraphengeheimniß verlegt worden ist, und welche beide Ver schläge muß dann zunächst eine Verständigung mit Bayern   und wünscht, die Postbeamten sollten sich überhaupt keiner Partei an bands Mitglieder betreffen. Das Telegramm enthielt eine Württemberg erfolgen. Die Vorbereitungen sind dahin gediehen, schließen. Ich habe Kenntniß davon, daß sie diesem Wunsch poetische Begrüßung des Verbandstages. Trotz des Telegraphen­daß noch in diesem Monat eine Konferenz zwischen den bethei- nicht entsprechen, daß sie sich in großer Zahl namentlich der geheimnisses hat man von einem Unterbeamten mit Androhung ligten Postverwaltungen stattfinden wird, welche die vorläufigen Sozialdemokratie anschließen. Es ist dies ein Symptom dafür, der Dienstentlassung die Nennung des Absenders erzwungen, der Vorschläge der Reichspost- Verwaltung zu debattiren hat. Noch daß in den Kreisen der Postunterbeamten die Zufriedenheit nicht Absender ist stafversetzt worden. Das Briefgeheimniß ist ver­im Laufe des Sommers wird hoffentlich die Sache dem Bundes- vorhanden ist, die dort vorhanden sein sollte. Indem wir dafür legt worden in Straßburg   i. Elsaß  , wo man Abschrift der rath zugehen und eventuell schon in der nächsten Session dem eintreten, treten wir ein für die Interessen der Gesammtheit. Adressen der Empfänger des Organs des Verbandes genommen Reichstage vorliegen. ( Beifall links.) hat. Bu meit gegangen ist die Postbehörde auch bei den War Abg. v. Kendell( Rp.): Nicht der Staatssekretär, sondern Direktor im Reichspostamt Fischer: Die Beamteneigenschaft nungen vor dem Beitritt zum Verbande oder dem Abonnement ich habe in der Budgetkommission ausgesprochen, daß der schränkt allerdings eine Reihe von staatsbürgerlichen Rechten des Verbandsorgans, wie auch bei der Verwerthung der Zahlen, Staatsbeamte auf einen Theil seiner staatsbürgerlichen Rechte ganz erheblich ein. Das Recht der Freizügigkeit, das Recht, seine welche über die Verschuldung der Assistenten Aufschluß geben, verzichten müsse, nämlich soweit es die dienstlichen Interessen Meinung frei zu äußern, das Wahlrecht sogar wird durch die Zahlen, die man sich auf ganz geradem Wege auch gar nicht hat erfordern. Auch für den Richter gilt dies trotz der gegentheiligen Anforderung an die Pflichten der verschiedenen Beamtenkategorien verschaffen können. Herr v. Stephan hat gestern einen Brief Meinung des Abg. Gröber; denn ein Richter, der offen an den in ganz beträchtlichem Maße reduzirt. So einfach wie das Ent- verlesen, der der Postverwaltung in die Hände gefallen ist". Bestrebungen der anarchischen Partei sich agitatorisch betheiligte, weder Oder des Herrn Baumbach liegt die Frage hinsichtlich Fallen der Verwaltung öfter solche Briefe in die Hände?( Heiter­würde auf grund des Disziplinargefeßes in Anklagezustand ver- des Postassistenten- Verbandes nicht. Mit der blos repressiven teit). Nach dem Verwaltungsbericht des Assistentenverbandes haben segt worden sein und dann finden, daß es mit seiner Unab- Thätigkeit der Verwaltung wäre ihr der Kreis ihrer Wirksamkeit die Verwaltungskosten vom 1. März bis Ende des Jahres 1892 rund hängigkeit doch nicht so bestellt ist, wie Herr Gröber glaubt. viel zu eng gezogen. Auch der Erlaß wegen des Erholungs 5000 Mart betragen, also eine durchaus nicht zu hohe Summe. Die disziplinarischen Rücksichten tonimen aber auch bei allen urlaubs war erst die Folge unliebsamer Erscheinungen, welche Auch kann von Eigennutz der Leiter des Verbandes keine Rede Staatsbetrieben und namentlich bei dem größten, der Post, in sich an eine frühere Versammlung des Verbandes ge- sein. Der Verwalter erhält für seine Mühewaltung nur 200 M. Betracht. Die Postbeamten sollten, wie die Angehörigen der knüpft und zu mehrfachen Bestrafungen geführt hatten. monatlich. Die Kleiderkasse des Verbandes bedient ihre Leute Armee, mit denen sie schon ohnehin viel Aehnlichkeit haben, auch Die Lage der Postassistenten ist keineswegs eine prefäre; ihr Ge- gut und hat getreu dem Gedanken, Schutz der nationalen Arbeit" das aktive und passive Wahlrecht nicht ausüben dürfen. halt ist ausreichend, ihre Avancementsverhältnisse sind günstig. mit einer christlichen Aachener Firma abgeschloffen. Die amtliche Den Postassistenten Verband würde ich, wenn ich an der Stelle Von einer Willkür der Verwaltung bei der Beförderung ist keine Kleiderkasse hat in Berlin   und Magdeburg   mit der jüdischen des Staatssekretärs gewesen wäre, verboten haben. Es darf nicht Rede; jeder, der seine Amtspflichten erfüllt hat, rückt nach 4 bis Firma Gebr. Sachs abgeschlossen. Ist das vom nationalen sein, daß diese sich abseits stellenden Beamten ein schlechtes Bei- 5 Jahren zum Ober- Dostassistenten auf. Die Posthilfsstellen- Inhaber Standpunkt aus berechtigt? In Magdeburg   läßt der Oberpost­spiel geben und sogar durch ein eigenes Organ für ihre dem find gar keine Beamten, fie haben blos die Briefe zu sammeln direktor sogar die Eltern der jüngeren Postbeamten auffordern, Ganzen schädlichen Bestrebungen Propaganda machen. Wenn und werden auf das Briefgeheimniß verpflichtet. Für diese ihre Kleider bei Sachs zu entnehmen. Sind denn unsere oberen nun die Briefträger auch einmal einen Verband gründen würden, Thätigkeit erhalten sie eine kleine Vergütung. Die Vermehrung Postbehörden dazu da, als eine Art Reisende für jüdische Firmen wenn sie etwa auf den Gedanken fämen, einmal zu streifen? Dieser Stellen hat also überhaupt keinen Einfluß auf die Berau dienen.( Heiterkeit.) Für Kassel   ist noch immer fein neues Wollten sich die Postbeamten wirklich helfen, so müßten sie eben mehrung des Hilfsbeamten- Personals, und Herr Baumbach hat Bostamt in den Etat eingestellt, trozdem dieser Mangel den Nord­streifen, aber ein solcher Streit würde an der allgemeinen Ent- sich in diesem Punkte tros jahrelanger eifriger Beschäftigung mit osten von Kassel   aufs schwerste schädigt. Während bei den an­rüstung elend zu Grunde gehen. Vielleicht hat der Staatssekretär dem Posietat geirrt. Was die Dienstalters- Bulagen betrifft, so deren Postanstalten die Beamten mit der Abfertigung der Packete weiser gehandelt, indem er die Assistenten gewähren ließ. Die geht die Sache nicht so leicht, wie der Vorredner meint. Aber unmäßig angestrengt sind. Auch die Leinwandjacke für die Hamburger Borgänge haben allerdings ihre bedenkliche Seite, bie Verwaltung ist keineswegs der Einführung dieses Systems Briefträger in der heißen Sommerzeit muß ich wieder reklamiren. wenn auch den Staatssetretär fein Borwurf trifft; er konnte doch die Briefträger, die ihr Scherflein für ihre unglücklichen Kollegen beitragen wollten, nicht zurüdweifen. Aber bei jeder offiziellen Sammlung, die unter den Augen der Vorgesetzten geschieht, wird auf die einzelnen Theilnehmer ein 3wang ausgeübt; es sollte von solchen Sammlungen in Zukunft möglichst abgesehen werden. Abg. Vollrath( dfr.): Die Lobrede des Herrn v. Keudell war Abg. Stöcker( ok.): Auch ich bin der Meinung, man soll Ueber unsere deutsche   Postverwaltung im Allgemeinen läßt sich eine verspätete Jubiläumsrede auf die 40 jährige Amtsthätigkeit den Postassistenten- Verband gewähren lassen. Die Leute befinden nur das Allerrühmlichste sagen, und ihre folossale Entwicklung ist des Herrn v. Stephan. Sie hätte aber bei seinem 50jährigen sich ja in eigenthümlicher Lage; sie dürfen nicht Poſtsekretäre das Werk des General Postmeisters von Stephan. Er hat von Jubiläum lange nicht so schädlich gewirkt als jetzt. Erfreulich ist werden, weil sie das Abiturienten- Examen nicht gemacht haben, der ersten Möglichkeit selbständigen Wirkens als vortragender mir, daß auch Herr v. Keudell anerkennt, daß die erwähnten Kollekten während andererseits Reserve- Offiziere unter ihnen sind. Man Rath an bis zur Schaffung des Weltpost- Vereins eine beispiellofe immer einen Zwang ausüben und deshalb zu vermeiden wären. fann ohne dieses Examen Minister werden und man soll nicht Wirksamkeit entfaltet. Wir sind stolz auf unseren Staatssekretär! Der Assistenverband hat sich nicht seinerseits seitwärts gestellt, Posisekretär werden können? Das ist doch ungerecht. Viel besser ( Beifall rechts.) wohl aber haben die anderen Beamten, wie z. B. in Köln  , die wäre es, wir fämen zu englischen Verhältnissen, wo man nicht Abg. Baumbach( dfr.): Die Erhöhung der Gewichtegrenze Assistenten von ihren Vergnügungen und Vereinigungen aus fragt, wo das Erlernte erlernt ist, sondern was man gelernt hat bei den einfachen Briefen, wie sie gestern der Kollege Schmidt- geschlossen, und erst als sich Assistenten derart seitwärts gestellt und kann. Wenn sie nichts Unrechtes thun, soll man diese Ver­Elberfeld wieder befürwortet hat, habe ich schon früher gefordert. fahen, haben sie sich zusammengeschlossen. Mit Freuden begrüße einigung pflegen. Jede Vereinigung von Berufsgenossen muß Aus dem Publikum ist mir die Anregung geworden, ob man ich die Anfündigung, daß das Post- Zeitungswesen reformirt uns angenehm sein. In den finanziellen Angelegenheiten ist der nicht wenigstens das Strasporto los werden könnte, ob es nicht werden soll; ich protestire aber gegen die Ausführungen des Staatssekretär nicht orientirt gewesen. Er hat uns von 25000 M. genüge, fich mit der Nachzahlung des fehlenden Portos ab- Herrn von der Schulenburg, als wenn die Poſt eine Zensur zu Defizit erzählt. Das zeigt doch, daß er gegen den Verband ver zufinden. Die gestrige starke Kanonade, die wir vom Bundes üben habe und diese oder jene Art von Zeitungen verschieden zu eingenommen ist. Auch von den Erlassen gegen den Verband wird rathstische hören mußten, hat mich nicht sehr erschreckt; sie schien behandeln habe. Herr von Stephan hat diese Anschauung auch mancher hier im Hause von niemandem unterschrieben werden. mir mehr einen Rückzug zu mastiren. Nach meiner Ueber- zurückgewiesen, aber doch auch seinerseits davon gesprochen, daß Durch solche Erfahrungen werden die Beamten in Mißmuth versetzt, zeugung wird der Postassistenten- Verband in der Zukunft nicht auf den Geist der Zeitungen Rücksicht genommen werden müsse. in ihrer Berufsfreudigkeit gestört; Mißtrauen wird gefäet zwischen mehr mit Gewaltmaßregeln behelligt werden, wie es bisher be- Diefer Umweg würde zu dem Wunsch des Herrn von der ihnen und den Kollegen, die nicht zum Verbande gehören, als ob Dauerlicherweise geschah. Entweder ist der Assistenverband dis. Schulenburg zurückführen, und ich möchte dringend davor warnen. Die Ersteren Staatsstörende oder zerstörende Elemente seien. ziplinarisch unzulässig, dann soll man ihn auch mit aller Ent-( Sehr richtig! Links.) Gerade diese Angelegenheit zeigt, wie Die Behörde sollte versuchen, den Verband mit Wohlwollen zu schiedenheit bekämpfen, nach dem Disziplinargefeß einschreiten. richtig die Behauptung der Stagnation im Postwesen ist. Das behandeln, um einen ihr genehmeren Geist in ihn hineinzubringen, Der Erlaß des Heren Direktor Fischer gegen den Verbandstag Steigen des Korrespondenzverkehrs ist ja doch von dem Staats die Zeit der kleinen Drangfale follte aufhören. Im einzelnen des Assistentenverbandes und gegen die Benutzung des Ersekretär und von den technischen Einrichtungen der Postverwaltung follte für die Briefträger die Behörde die Beschaffung von holungsurlaubs zur Betheiligung an dieser Versammlung erscheint ganz unabhängig. Schon vor 19 Jahren hat Herr von Stephan Wohnungen in die Hand nehmen, namentlich in den großen mir als ein fleinliches Mittel und ich bedauere, daß gerade Herr die Abänderung für sehr wünschenswerth erklärt; aber noch heute Städten. Eine weitere Einschränkung des Sonntags- Nach­Fischer der Vater des Erlasses ist. Liegt eine Verlegung der ge- find wir nicht weiter als damals. Jezt endlich scheint die mittagsdienstes muß ebenfalls immer wieder gefordert werden. fehlichen Vorschriften aber nicht vor, dann sind diese fleinlichen Sache energisch in Angriff genommen zu werden. Aus der Neu- Staatssekretär v. Stephan: Der Schluß der Schalter am Mittel erst recht nicht am Plage. Ungefeßliches ist aber nirgends regelung wird die Postverwaltung erhebliche Einnahmen Sonntag Nachmittag ist nach dem Berichte der Ober Post­und von niemandem, auch nicht von Herrn v. Keudell, nach haben und um fo unbegreiflicher ist ihre Bögerung. direktionen nicht angängig, weil namentlich für die Land­gewiesen worden. Die aufgestellte Theorie, daß der Be Nun hat Herr von Stephan gestern gesagt, gestern gesagt, meine bevölkerung daraus die größten Schwierigkeiten entstehen würden. amte durch seine Beamtenstellung eine Minderung seiner staats- gestrigen Ausführungen hätten von Irrthümern gewimmelt. Die Frage unterliegt aber noch der näheren Prüfung. Die Be­

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feindlich gesinnt; sie ist mit dem Inhalt der gefaßten Re folution einverstanden. Sie hat auch schon Verhandlungen mit dem Reichs- Schazamt angeknüpft. Jedenfalls ist auch Herr Baumbach nicht der Meinung, daß die Sozialdemokraten die einzigen find, welche sich der Unterbeamten annehmen.

Direktor Fischer: Eine Untersuchung der vorgetragenen Beschwerden kann ich zusagen. Die Einrichtung einer Zweig. Bostanstalt in Kassel   ist auch von der Verwaltung als Bedürfniß anerkannt und Ermittelungen über den Ort, wo sie unterzubringen wäre, sind im Gange.

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