5t. 247. 25. Jitans. �|)fj Hbgcordnetciibaua< Erste Sitzung, Dienstag, den 20. Oktober, nachmittags 2 Uljr. Am Ministertisch: Frhr. v. Rheinbaben, v. Moltke, Dr. Delbrück. Abgeordneter v. Kroch er eröffnet als. Präsident des vorigen Landtages die Sitzung mit dem üblichen Hoch auf den Kaiser. (Hierauf betreten die sozialdemokratischen Abgeordneten den Saal.) Nach Mitteilung einiger eingegangener Vorlagen erteilt der Präsident dem Finanzminister das Wort. Finanzminister Frhr. v. Rheinbaben: In Erfüllung der am lt. März abgegebenen Zusage haben auf Grund allerhöchster Ermächtigung vom lö. d. M. der Herr Kultusminister und ich die Ehre, dem Hause folgende Vorlagen zu unterbreiten: Erstens: Eine B e s o l d u n g s o r d n u n g für die unmittelbaren Staatsbeamten. Damit steht im engen Zusammen- hange die zweite Vorlage wegrn anderweitiger Regelung der Wohnungsgeldzuschüsse. Diese letztere Vorlage kann erst vorgelegt werden, wenn die Beratungen des Bundesrats über die Regelung des Wohnungsgeldzuschusses für die Reichsbeamten be- endet sein werden. Ein drittes Gesetz betrifft das D i e n st e i n- kommen der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen, ein viertes die Regelung der Pfarrerbesol- düngen, das Ruhegehaltswesen und die Hinterbliebenenfürsorge für Geistliche der evangelischen Landeskirche. Das fünfte Gesetz betrifft die Regelung des Diensteinkommens der katholischen Pfarrer. Ein sechstes Gesetz betrifft Vorschläge wegen Ver- änderung der Einkommen- und Ergänzungssteuer. Ein siebentes endlich bildet einen Entwurf eines Gesellschafts- steuergesetzes.(Bewegung.) Tie gemeinsamen Bestim- münzen zu diesen Gesetzen sind in einem sogenannten Mantel- gesctz gegeben, wodurch zum Ausdruck gebracht werden soll, daß die ganzen Vorlagen ein einheitliches Ganzes bilden, datz sie zu den gleichen Terminen in Kraft treten sollen und ihre finanzielle Deckung in der gleichen Weise geschehen solle. In dem Mantel- gesetz ist auch vorgesehen, dah die Besoldungsordnun� in einzelnen Punkten durch den Etat abgeändert werden kann. Für die Staats- beamten sind in den Jahren 1906/07 27� Millionen Mark an Ge- haltserhöhungen aufgewandt worden. Die jetzige Besoldungs- ordnung sieht einen weiteren Staatsaufwand von 60sh Millionen vor. Tie Erhöhung des Wohnungsgeldzuschusses wird etwa 23 Mil- lionen Mark beanspruchen. Die dauernde Mehrbelastung zugunsten der Beamtengehälter beträgt also III Millionen Mark.(Bravo !) Dem Gesetze ist eine ausführliche Denkschrift beigegeben. Das bisherige Mindestgehalt von 800 M. verschwindet überhaupt aus dem Etat, es beträgt in Zukunft 1000 M.(Bravo !) Die unteren Beamten werden alle aufgebessert, die mittleren Beamten auch fast durchweg. Unser Streben war es vor allem, eine grössere Ein- beitlichkcit in den Gehältern herbeizuführen. Es ist gelungen, die 106 bisher bestehenden Klassen auf 61 Klassen zu ermähigen. Ich erfülle nur eine Pflicht der Dankbarkeit, wenn ich erkläre, dass dies Gelingen nur möglich war durch die nie rastende unermüd- liche Mitarbeit der Herren Unterstaatssekretär Dombois und Geh. Finanzrat Nölle.(Bravo !) Der Minister geht nunmehr auf die Einzelheiten des Bcamtenbesoldungsgesetzes ein. Einem vielfach geäusserten Wunsche, dieses Hauses entsprechend, werden die Gehälter der Gendarmen, die bisher 1200— 1600 M. betrugen, auf 1400— 2100 M. erhöht. (Lebhaftes Bravo!) Die Gerichtsschreibcr sind im Höchstgehalt mit den Regierungssekretären gleichgestellt, und das Höchst- g e h a l t der Oberlehrer ist dem der Richter gleichgestellt und von 6000 M. auf 7200 M. erhöht tvordcn.(Erneutes lebhaftes Bravo!) Aus einem anderen Gebiete hat sich die Regierung ent- schloffen, dem Wunsche des Hauses entsprechend, ganze Arbeit zu machen und alle höheren Lokalbeamten mit voller akademischer Bildung im Höchstgehalt gleichzustellen, also z. B. die Kreis-Schul- inspektoren, die Bauinspektorcn, die Gewerbeinspektoren usw. (Bravo !) Was dann das Gesetz über die Dienstbezüge der Lehrer und Lehrerinnen anbelangt, so war gewünscht worden, ein grundsätz- licheS Einheitsgehalt zu schaffen. Tie Staatsregierung glaubte an dem Grundsatz des Artikels 26 der Verfassung festhalten zu müssen, wonach die Schule eine Veranstaltung des Staates ist, aber die einzelnen Gemeinden die Trägerinnen der Schulunterhaltung sind. Die Gehälter der Lehrer müssen daher den lokalen Verhält- nissen angepasst werden.(Unruhe.) Aber die Staatsregierung er- kleines feuilleton. Im Reich der Lüfte. Ein farbenprächtiges Bild von den Eindrücken und Stimmungen des LuftschifferS enüvirft der französische Nomanschrift- steller Paul Adam in feinem soeben erscheinenden neuesten Buch, das sich mit der Moral des Sports beichästigt:„Schon liegen der Wälder Rund und der leuchtende Glanz der Seine tief unter uns. Die Landschaft weitet sich; von, Sekunde zu Sekunde entschwindet der Horizont in grössere Fernen. Und die Dörfer wandeln sich in Spiel- zeug, sorglos aus dem Kasten gestreut von einem Kinde, das am Ufer des Flusses entlang spielte und an den Rändern des Waldesrote Dächer und weisse Mauern bis hinauf zu den sanft blauenden Hügeln aufstellte. Jeder Schmutz, jede Unreinheit der Lust schwinden. Es ist eine blendend saubere Luftwelt, die sich enthüllt, die sich mehr und mehr entfaltet. Da liegen die im Glanz der Majolika strahlenden Wiesen und Büsche, die Kristolle der Seen. die bunten Edelsteine der gebreiteten Felder und die seltsamen Formen von Schlössern, Burgen und Kirchen. Und nun, noch hoher, ist die Erde nur noch eine buntgefärbte Fläche, in der alle Linien und Konturen verschwimmen. Ganz flach scheint der Boden in seinem grünen Grundton, durchzogen von den bleichen Chausseen, die von den Dörfern überall hin ausstrahlen. Steigt man zu einer Höhe von 1500 Metern, dann scheinen diese Wege nur noch wie Nervenfäden, die von dem Gehirn zu allen Teilen unsere? Erdenkörpers führen. Wie ein grosses System von Nerven und Muskeln liegt die Welt, enthüllt in d�z feinsten Verästelungen ihres Zusammenhanges, wobei die Städte die Nervenzentren des sozialen Lebens sind und geheimes Leben sich in den tausend Verbindungen regt.... Dunstwolken lagern sich zwischen den Planeten und daS Schiff. Das Grün der Wälder, die Spiegel der Weiher, die leuchtenden Gebäude von Versailles sind von Schleiergewändern umhüllt, das Knattern des Automobils, das wie eine Mücke unten am Boden hin flatterte, ist nur noch ein dumpfes Gemurmel und verstummt bald ganz. Eine Wollenkette umichliesst Himmel nnd Erde und wir schweben dahin in einem milchigen Nebel. Tiefe Ruhe und ewiger Frieden umgibt uns, die wir wie die Götter des Olymps auf Woltengebirgen thronen, nichts ahnen von Leid und Weh der Menschheit____ Senkt sich der Ballon endlich herab, dann ist es das rasende Anwachsen der grünen Flecken, ihre Verwandlung in Büsche und Wälder, das Entstehen der zitternden Laiibmassen, der mythische Glaube, als entstehe eine Welt aus dem 'Nichts, was den Eindruck beherrscht. Die violetten Nosatöne des Klees mischen sich in die entstehende Farbensiiifonie; furchtsame Kaninchen springen auf und huschen dahin; ein wimmelndes Leben beginnt sich wieder zu regen. Das Ventil schliesst und öffnet sich üappend, um das GaS herauszulassen. Noch einmal blicken wir hinauf in die strahlende Helligkeit des Himmels, die uns soeben umfangen und nun so unerreichbar in zitterndem Sonnenlicht zu liegen scheint. Dann gräbt sich mit dumpfem Stoss der Anker in JmWf Knlim| kennt an, datz die Kosten der Lebenshaltung auf dem Lande und in den Städten sich ungefähr ausgleichen, z. B. sind die Kosten der 'Kindererziehung auf dem Lande vielfach höher.(Sehr richtig!) Daher schlägt die Regierung vor, in allen Gemeinden ein gleiches Grundgehalt von 1850 M. für Lehrer und eine gleiche Ortszulage von 200 M. zu gewähren. Während nach dem Grundsatz von 1897 das Mindestgehalt der Lehrer 900— 1800 M. beträgt, soll es nun-� mehr 1350— 3150 M. betragen.(Bravo !) Das ist zweifellos ein wesentlicher Fortschritt. Das Mindestgehalt der Lehrerinnen soll von 700— 1420 M. auf 1050— 2400 M. erhöht werden. Rur für die Grossstädte soll eine Ausnahme gemacht und ihnen die Mög- lichkeit gegeben werden, über das Grundgehalt von 1350 M. hinaus- zugehen.(Sehr richtig!) Es soll also bei Gemeinden- mit über 25 000 Seelen eine pensionsfähige Ortszulage von 200, 400 und 750 M. je nach der Grösse des Ortes gewährt werden. Kleineren Gemeinden soll dadurch entgegengekommen werden, datz sie einen Anspruch auf einen erhöhten staatlichen Zuschuß erhalten, Die Gehälter der evangelischen Geistliche« sind von bisher 1800—4800 auf 2400—6000 Mark erhöht worden in vollem Einvernehmen mit den Synoden. Der Kostenauswand für diese Erhöhung beträgt 10 490000 Mark. Auch die Gehälter der katholischen Geistlichen sind erhöht worden von bisher 1500— 3200 aus 1800— 4000 Mark. Hier ist aber im Gegensatz zu der Regelung bei den evangelischen Geistlichen die Tragung der Lasten bei den einzelnen Kirchengemeinden verblieben. Doch ist der Sraaisbeitrag um 2 000 000 M. erhöht worden. Diese Erhöhung der Gehälter der Geistlichen wird hoffentlich dazu beitragen, ihnen ihre segensreiche und wie mir scheint von Jahr zu Jahr dringlicher werdende Tätigkeit zu erleichtern.— Ich komme nun zu dem ernsteren und für Sie wahrscheinlich weniger erfreulichen Teil der Gesetze.(Heilerkeit I) Die dauernde Belastung des Etats durch die genannten Gesetze beträgt etwa 200 000 000 Mark. Eine so hohe. dauernde Mehrbelastung war natürlich nicht möglich ohne dauernde Erhöhung der Einnahmen. Die Regierung kann die Ueber- nähme so grosser Lasten nur bei genügender Deckung ver- antworten, die Erhöhung der Gehälter ist also bedingt durch die Annahme der Deckungsvorlagen. Ich habe mich wiederholt gegen eine ReichseinlvmmenS- und Vermögenssteuer gewandt, weil die Einzelstaaten diese Steuern zur Deckung ihrer eigenen Bedürf- nisse brauchen.(Bravo ! rechts.) Die Regierung schlägt vor, von dem zu deckenden Bedarf von 126 000 000 Mark nur 55 000 000 Mark durch Erhöhung der Staatseinnahmen zu decken und den Rest vorläufig ungedeckt zu lassen. Wir wollten unter keinen Umständen Steuern auf Vorrat in Vorschlag bringen. Um diese restlichen Millionen zu decken, wird es grösster Sparsamkeit bedürfen, wir gehen zweifellos einer Reihe magerer Jahre entgegen. Für die allgemeine Finanzlage ist es bezeichnend, dass der Rückgang der Eisenbahneinnahmen wahr- s ch e i n l i ch 120 000 000 Mark betragen wird.(Hört I hört I) Bedenklicher noch als dieser Rückgang, der mit der wirtschaftlichen Konjunktur zusammenhängt, ist die Talsache, dass auch das Verhältnis der Ausgaben zu den Einnahmen bei den Eisenbahnen ungünstiger geworden ist. Die Erhöhung der Einkommensteuer soll nun erst von 7000 Mark an beginnen. Zunächst ist der Zuschlag nur gering; er erreicht 25 Prozent bei den Zensiten mit 30 000 M. Einkommen. Würde man die untere Grenze auf 3000 M. statt auf 7000 M. setzen, so würde das nur eine Mehreinnahme von 4 Mill. ausmachen. Mit Rücksicht auf die mittleren Beamten und den Mittelstand im allgemeinen haben wir daher von dieser Herabsetzung der Grenze auf 3000 M. abgesehen.(Bravo I) Einem vielfach aus dem Hause geäusserten Wunsche entsprechend haben wir dgs Kinderprivilegium weiter ausgedehnt(Bravo !). Die Ermässigung der Steuer soll betragen bei 2 Kindern eine Stufe, bei drei oder vier Kindern zwei Stufen und bei fünf Kindern und mehr drei Stufen.(Bravo !) Es entsprach nur der Gerechtigkeit, wenn auch die Ergänzungssteuer erhöht wurde; diese Erhöhung soll durchgängig 25 Proz. betragen. Um nun die er- forderliche Summe aufzubringen und doch bei der Erhöhung der Einkommensteuer nicht über 25 Proz. hinausgehen zu müssen, haben ivir uns entschlossen, in dem letzten Gesetz die kapita- listischen Assoziationen steuerlich höher zu erfassen. Diese kapita- lisiischen Assoziationen haben in unserem Wirtschaftsleben eine von Johr zu Jahr steigende Bedeutung erlangt und ihre steuerliche Leistungsfähigkeit ist ständig gestiegen. Der Vorschlag der Regierung geht dahin, dw Steuer nach dem Ertrage, d. h. dem Verhältnis des Gewinnes zu dem Grundkapital abzustufen. 2 Proz. sollen erhoben die Erde, ein schwankes Zittern durchbebt daS Schiff und mit schwerer Wucht berührt es den Boden..' Kunst. Der Plenarsitzungssaal des Reichstags- gebäudeS bat jetzt seinen lange und mit Spannung erwarteten Bilderschmuck erhalten. An der Wand hinter dem Präsidenlenstuhl wurden dieserTage die drei grossen Gemälde von Angelo I a n k befestigt. Die Themata waren dem Künstler gegeben, ihn trifft also keine Schuld an der Wahl der Stoffe. Aber es charokle- risiert den Bürgerstolz und die Selbstachtung der Reichstagsmchrheit, datz sie zum Schmucke des Raumes, in dem sie die Interessen des Volkes zu vertreten berufen ist, kein anderes Thema zu finden wnsste, als die Verherrlichung des Zäiarentums. Aus dem Bilde links ist eine Szene aus dem Reickslag zu Paderborn (777) dargestellt: arabische Ge- sandte erscheinen vor Karl dem Grossen, um seiwfHilfe gegen den Kalifen von Kordoba zu«flehen. Der Held deS Gemäldes zur Rechten ist Friedrich Barbarossa , der nach der Uebergabe Mailands (U58) Deputationen der unterworfenen lombardischen Städte empfängt. Auf dem grossen Mittelbitde reitet Wilhelm I. mit seinem Sohne, Bis- marck, Moltke und Roon über das Schlachtfeld von Sedan. Die drei Gemälde sind an und für sich nicht übel. Auf dem linken geben der rote Thronhimmel und das schwefelgelbe Kleid des Kaisers, auf dem rechten(das in der Komposition übrigens an ein bekanntes Bild von Belasguez erinnert) ein grosser, weiss und braun gefleckter Scheck kräftige Farbeneffekte von guter deko- rativer Wirkung. Am schrvächiten erscheint das Sedanbild, dessen Kontposition der Mittelpunkt und die klare Gruppierung fehlt und das auch in koloristischer Hinsicht 5?raft und Klarheit ver- inissen lässt. Uebrigens darf m ,n bei der Beurteilung dieser Arbeiten nicht vergessen, dass das dein Künstler gestellte Problem ein überaus schwieriges, wenn nicht unlösbares war. Die monumentale Wand- Malerei hat die Aufgabe, einen Raum seinem Zweck entsprechend stimmungsvoll zu dekorieren und sich dabei in Linien und Farben der umgebenden Architektur anzuschließen, d. h. daS Werk des Bau- meister�zu vollenden und in seinen charakteristischen Zügen zu erhöhter Wirkung kommen zu lassen. Ein monumentales Wandgemälde darf daher nie und nimmer im Atelier entstehen, sondern mutz an der Stelle ausgeführt werden, die es zu schmücken bestimmt ist. Denn hier allein ist der Künstler imstande, seine Arbeit dem Charakter und Stil des betreffenden Raumes vollkommen Harmoniich anzupassen und organisch einzugliedern. Angelo Jank hat offenbar nicht in dieser Weise gearbeitet, und es würde ihm in diesem Fall auch wenig genützt haben, wenn er es getan hätte. Denn dem grossen Sitzungssaal des Reichstages mangelt sowohl Stil als Charakter. Seine kleiuliche und wirre Barock- architektur passt nicht zu einem Räume,, der für ernste Arbeit und ernste Kämpfe bestimmt ist. Einfache, ruhige, ein- drucksvolle Linien wären hier am Platze gewesen, nicht ein verworrenes Kribbelkrabbel barocker Baumkuchenornamentik. In diesem Rahmen war es dem Künstler schlechterdings unmöglich, seinen Ge- mälden die ernste und würdige Schlichtheit zu geben, die der Raum ver« $Mk\i Wttmch. 21. WM l« werden bei geringer rentierenden Gesellschaften, im Durchschnitt soll die Steuer 6 Proz. betragen und bei hoch rentierenden Gesellschaften mir nicht weniger als 18 Proz. Dividende 7% Proz. Die Gesellschaften mit' beschränkter Haftpflicht find dabei ausgenommen.— Vermißt wird vielleicht werden eine Vorlage über die Beseitigung oder Modifizierung der kommunalen Steuer- Privilegien der Beamten. Die Vorlage ist mit Rücksicht darauf unterblieben, weil sie etwa 10 Millionen Mark Kosten verursachen würde. Dagegen sind wir bereit, auf einem anderen Wege den be- rechtigten Wünschen der Städte entgegenzukommen. Wir haben er- wogen, das Kommunatsteuerprivilegium der gegenwärtig im Amte befindlichen Beamten aufrecht zu erhalten, dagegen für die künftig eintretenden Beamten zu beseitigen. Ein solches Gesetz hoffe ich Ihnen bald vorlegen zu können.— Damit bin ich am Schluß meiner Ausführungen. Ich übergebe das Material Ihrer sachgemäßen Prüfung und hoffe, dass dies hohe Haus mit der Regierung einig sein wird in dem Bestreben, den Beamten, Lehrern und Geistlichen die ihnen von allen Seiten dringend gewünschte Ausbesserung zu teil werden zu lassen und doch die Solidität unserer Finanzgebarung, eines der Hauplbollwerke von Preußens Grösse, aufrecht' zu erhalten.(Lebhafter Beifall.) Präsident v. K r L ch e r teilt mit, dass ein Antrag Borgmann und Genossen(Soz.) eingegangen ist, daZ Abgeordnetenhaus wolle die Justizverwaltung ersuchen, den Landtagsabgeordneten Liebknecht für die Dauer der Session aus der Festungshaft zu entlassen. Als Tag der nächsten Sitzung schlägt Präsident d. Kroch er vor, Montag, den 26. Oktober, vormittags 12 Uhr und als Tages- ordnung: 1. Wahl des Präsidiums, 2. Erste Lesung der Beamten- gesetze. Abg. Hirsch- Berlin(Soz.): Ich beantrage. den soeben ein- gebrachten Antrag Borgmann und Genossen an zweiter Stelle auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu setzen. Präsident v. Kröcher: Ich werde abstimmen lassen. Der Antrag Hirsch wird gegen die Stimmen der So- zialdemolraten, der Polen und der Freisinnigen abgelehnt! Es bleibt also bei der vom Präsidenten borgeschlagenen Tages- ordnung. Schluß 4 Uhr._ Franzöntclw Parteitag. Dritter Tag. Toulouse , 17. Oktober. (Eig. Ber.) Die heutige Vormittags- und die Nachmittagssitzung wurden zum größten Teile durch eine Rede Jaurds ausgefüllt. Der Redner sprach über vier Stunden unter allgemeiner Aufmerksamkeit, oft von Beifall, bald von dieser, bald von jener Seite, oft auch durch Zwischenrufe unterbrochen. Bisweilen knüpften sich an diese Zwischenrufe längere Dialoge. Die rednerische Leistung, die zweifellos zu den glänzendsten unseres Genossen gehört, rief zum Schluß einen minutenlangen, allgemeinen Beifall wach, der ebenso der ungeheueren geistigen Arbeit, wie dem künstlerischen Ausbau und Ausbau galt. Wir können an dieser Stelle natür- lich nur die allerwichtigsten Stellen der Rede wiedergeben. I a u r ä S begann mit der Definition des Sozialismus, wie sie von seinen Denkern und von den nationalen und internationalen Kon- gresien gegeben worden ist. Das Ziel deS Sozialisinus ist die vollständige Ersetzung deS kapita listsschen Eigentums durch das kollektivistische. Wie erreichen wir dieses Ziel? Die ungeheuere Mehrheit der Partei will von dem kindischen Katastrophismus, den uns Misere Gegner zuschreiben, nicktS wissen. Ein Handstreich der Mehrheit selbst könnte die neue Ordnung nicht schaffen. Wenn der Widerstand der Bourgeoisie in einer Krise daS Proletariat zur Insurrektion triebe, würde diese nichts nützen, hätte daS Pro- letariat nicht durch eine Reihe fortdauernder Bemühungen seine Gewerkschaften entwickelt und die Macht zu brauchen gelernt. Auch diejenigen, die die Eroberung der politischen Macht an die erste Stelle setzen, geben zu, dass sich die neue Gesellschaft nachher nur allmählich verwirklichen wird. Auch für sie ist die Revolution nur die V o r r e d e z u r E v o l u t iw n. Glauben Sie. dass das verelendete Proletariat heute eine genügende Kraft hat. seine revolutionäre Aufgabe zu vollbringen? Oder sehen Sie nicht im Gegenteil die Notwendigkeit ein, es reifer zu machen, langt. So konnte Angelo Jank mil gutem Gewissen darauf verzichten, mit seinen Reichstagsgemälden den höchsten Anforderungen der monu- mentalen Wandmalerei zu genügen und dürfte sich daraus beschränken, drei leidlich gute Staffelcibilder herzustellen, die nachträglich im Sitzungssaal aufgehängt wurden. Alles in allem können wir, wie die Verhältnisse heute bei uns liegen, noch froh sein, daß die Aufgabe wenigstens einem wirklickien Künstler zugefallen ist nnd nicht irgend- einem protegierten Knackfußlcr. J. L. Humor und Satire. — Hinterpommern. Nach§ 6 des ReichSvereinSgefetzes bedürfen politische Versammlungen, die öffentlich bekannt gemacht sind, keiner Anzeige bei der Polizeibehörde; die Erfordernisse der Bekanntmachung bestimmt die Verwaltung. In diesem Punkte herrschen vielfach, ganz besonders aber in Hinterpommern bei der Verwaltungsbehörde oft die eigensten Ansichten. Der Landrat deS hinlerpommeiscben Streifes Kuschdich hat folgenden UkaS erlassen: Wir Kunibert Steinhard Junker von Zopf- und Rohrstockhausen, von deS Königs Gnaden Landrat des Kreises Kuschdich, tun kund und fügen hiermit zu wissen: § 1. Als Zeitungen, in denen politische Versammlungen auf dem Gebiet Unsrcs Kreises öffentlich bekannt gemacht werden können. bestimmen Wir die in Sidney resp. Arizona erscheinenden periodischen Zeitschriften„Tds Daily Schmus" und„The Arizoua-Kicker". § 2, Die Bekanntmachung der Versammlungen darf nicht früher als 43 Stunden vor der Versammlung in diesen Zeitungen er- scheinen. § 8. Je ein BelagSblatt beider Zeitungen ist spätestens 36 Stunden vor der Bekanntmachung Unserem Kreissekretär einzu- reichen. § 4. Unterianen. die die Belagsblätter einzureichen beabsichtigen, haben unter Angabe dieses Zwecks eine Woche vorher bei Unserem Kreissekretär eine Audienz zu erbitten. 8 5. Bei der Audienz selbst haben die Gesuchsteller mit rein- gewaschenem Oberkörper, mit reiner Wäsche und tn der Sonntags- tleidnng zn erscheinen. Wonach zu achten. — Frühübtsich....Trinkt denn Se. Hoheit-der Erbprinz noch von seiner Amme„Seit gestern nicht mehr. Er hat bereits seine Anerkennung über das Gebotene ausgesprochen.- _(„Jugend.") Notizen. — Musikchronik. DaS zweite SonntagSkonzert des Charlottenburger Schiller-Theaters findet am 25. Okt. mittags 12 Uhr statt. Das Programm umfaßt ein Klaviertrio von Johannes Brahmö und ein Silavierqnartett von Beethoven . Martha Stapelfeldt wird Lieder von Schubert und BrahmS vortragen. Für die vier Sonntagskonzerte des ersten Zyklus(25. Okt., 8. und 22. Nov. und 6. Dez.) werden noch AbounementShefte zum Preise von 1,60 M. und 2.40 M. in beiden Schiller-Theatern ausgegeben. Garderobe und Programm sind frei.
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