einem Stich ins Philosophische. An sich ist diese erzieherische W- ficht gewiß sehr löblich. August Scherl mischt aber dieser geistigen Feinschmeckkost noch dadurch eine stramme Dosis Paprika bei, daß die betreffende Rubrik in jeder Nummer den folgenden Vermerk des Verlasses enthält:„Wir zahlen für jede Einsendung, die wir hier veröffentlichen, einen Preis von 300 M." Das zieht, das macht Reklame! Nicht Hunderte, nein— Tausende von besonderen Ratschlägen laufen bei der Redaktion ein. und jeder einzelne Rai- geber ist überzeugt, dag er die versprochenen dreihundert Emmchen schon so gut wie in der Tasche habe. Aber der Abonnent denkt und August Scherl lenkt. Um die Einsender nicht abzuschrecken und sein Versprechen wenigstens einigermaßen glaubhaft zu machen, hat er ihnen ein gedrucktes Formular folgenden Inhalts zugehen lassen:„Ihr Manuskript von... übernehmen wir, Ihr Einver- ständniS voraussetzend, in unsere Redaktionsmappe, um es vielleicht später verwenden zu können. Eine Verbindlichkeit für den Ab- druck gehen wir hiermit aber noch nicht ein". DaZ ist vollkommen unverbindlich, und die meisten Einsender, die von den 300 M. Luftschlösser bauen, können warten, bis sie schwarz werden. Nun haben aber eine ganze Anzahl Personen nach geraumer Zeit noch- malS Nachfrage gehalten, ob denn ihr Manuskript zum Abdruck gelange, also prämiiert werde. Und merkwürdigerweise erhielten alle diese Personen ein gleichlautendes Schreiben des Inhalts, daß die betreffende Einsendung unter den vielen eingegangenen Rat- schlagen nicht mehr aufgefunden werden könne, aber anheimgestellt werde, über denselben Gegenstand einen kleinen Artikel gegen ein Honorar von 10 Pf. pro Zeile zu schreiben. Diese eigentümliche Behandlung der Leser riecht denn so sehr nach plumper„Mache", daß man Mühe hat, einen kräftigeren Ausdruck zu verschlucken. Statt 300 M. bietet der geschäftLgewandte August lS Silbergroschen! Er kennt freilich seine Pappenheimer, weiß ganz genau, daß hunderte, die sich mit ihrem besonderen Rat gern gedruckt sehen möchten, zwar eine Faust in der Tasche machen, aber schließlich auch mit dem fürstlichen Groschenhonorar zufrieden sind. Billiger kann Sckzerl zu seinen Ratschlägen und zu seiner Reklame gar nicht kommen. Welcher Vernünftige will sich denn auch einbilden, daß für 52 x— 780 Druckzeilen im Jahr die horrende Summe von 15 300 M. gezahlt wird! Nu, Scherl kann es wagen, seinem Lese- Publikum solche Zumutungen zu stellen. Es ist genau derselbe Trick, wie wir ihn bei der berüchtigten Emporlesebibliothek Scherls kennen gelernt haben. Gefährliche Sparsamkeit bei der Großen Berlin » Straßenbahn. Im Betriebe der Großen Berliner Straßenbahn hat sich seit einiger Zeit eine eigenartige Fahrtechnik eingebürgert.„Mit Schwung fahren" wird diese Methode von den Fahrern genannt. Das Fahren„mit Schwung" wird so ausgeführt: Der elektrische Strom wird für kurze Zeit auf volle Kraft eingeschaltet. Der Wagen erhält dadurch einen sehr starken Antrieb, einen„Schwung". Nun wird der Strom ganz ausgeschaltet und der Wagen rollt in- folge des„Schwunges" eine Zeitlang ohne Strom weiter.— Es ist klar, daß das Fahren„mit Schwung" für den Straßenverkehr sehr gefährlich werden kann, denn der Wagen rast bei dieser Me- thode zeitweise mit großer Geschwindigkeit dahin und es ist nicht daran zu denken, daß er in solchen Momenten plötzlich zum Stehen gebracht werden kann, wenn die Gefahr eines Zusammenstoßes mit anderem Fuhrwerk, deS UeberfahrenS eines Menschen oder ähnliches eintritt, womit ja im großstädtischen Straßenverkehr jeden Augenblick gerechnet werden muß. Die Verkehrssicherheit erfordert es unbedingt, daß dem Fahren„mit Schwung" ein Ende gemacht und durch Verwendung mäßiger Kraft ein gleichmäßigeres Fahren erzielt wird. Aber weshalb sind die Fahrer zur Anwendung dieser Schwung- Methode gekommen? Nicht nach eigenem Gutdünken haben sie sich dazu verstanden, sondern das Sparstzstem der„Großen" hat sie dazu gezwungen. Tie Betriebsleitung verlangt von den Fahrern. daß sie durchschnittlich ein Drittel der Fahrzeit mit Strom und zwei Drittel der Fahrzeit ohne Strom fahren. Ja, neuerdings wird sogar verlangt, daß die Anwendung des Stromes noch unter einem Drittel der Fahrzeit bleiben müsie. Fahrer, welche die Vor- fchriften über sparsame Stromanwendung nicht innehalten, werden verwarnt, bestraft und schließlich entlassen. Hinsichtlich der Ver- Wendung des Stromes werden die Fahrer kontrolliert durch Strom- Zeitzähler, welche in manchen Motorwagen angebracht sind. Diese Zähler geben nicht Auskunft über die Menne der verbrauchten Kraft, sondern nur über die Zeit, während welcher der Strom ein- geschaltet war, ohne Rücksicht darauf, ob die Einschaltung auf volle, halbe, oder noch geringere Kraft erfolgte. Hieraus ergibt sich, daß die Kontrolle gar keinen Anhalt über die sparsame oder verschwen- derifche Verwendung des Stromes gibt, denn der Fahrer, welcher im Interesse der Verkehrssicherheit beispielsweise innerhalb einer Stunde dreißig Minuten mit halbev Kraft fährt, verbraucht nicht mehr Kraft, als wenn er fünfzehn Minuten mit voller Kraft ge. fahren wäre. Im ersten Falle aber würde ihn die Kontrolluhr als einen heillosen Stromverschwender kennzeichnen, denn er hätte ja die Hälfte der Fahrzeit mit Strom gefahren, während er nicht ganz ein Drittel der Fahrzeit Strom verwenden soll. Ter Fahrer hat also Verwarnung, Bestrafung, Entlassung zu befürchten. Um dem zu entgehen, fährt er„mit Schwung", denn bei dieser Methode braucht er zwar einen stärkeren Strom, jedoch nur für kürzere Zeit, und die Kontrolluhr stellt ihm das Zeugnis eine? ström- sparenden Fahrers aus. Wir haben eS hier also mit einem System zu- tun, welches für die Wagenführer eine Ungerechtigkeit und für das Publikum eine Gefahr darstellt. Deshalb muß die Beseitigung dieses Systems im öffentlichen Interesse verlangt werden. Die Große Berliner Straßenbahn hat eS verstanden, sich ein Monopol auf die kapita- listische Ausbeutung des Berliner Verkehrswesens zu schaffen. Soll man vielleicht auch noch ruhig zusehen, wenn im Interesse der Dividendencmpfänger ein Sparsystem befolgt wird, welches für das Publikum eine Gefahr bedeutet? Diejenigen, welche dieses System eingeführt haben, riskieren ja nichts dabei. Wenn mal ein Unfall passieren sollte, dann wird schließlich der Fahrer zur Verani- Wartung gezogen, der aus Furcht vor Verwarnung, Bestrafung, Entlassung eine so gefahrdrohende Methode anwenden mußte, wie eS das„mit Schwung fahren" ist.— Also fort mit diesem System, che eö zu einem Unglück sshrt. Das Interesse der Allgemeinheit steht doch wohl noch höher als das Profitinteresse der Straßen- bahnattionäre.« Die öffentliche Bibliothek und Lesehalle, die sich bisher in der Alexandrinenstraße 23 befand, wird heute in dem eigenen Heim, Adalbertstr. 41. eröffnet. Das Institut wird wie bisher an den Wochentagen von 5>/z— 10 Uhr abends, an den Sonn- und Feiertagen von 0—1 und 3—3 Uhr zu unentgeltlicher Be- Nutzung geöffnet fein. Die Ausleihbibliothek umfaßt zurzeit 18 000 Bände. Im Lesesaal stehen 534 Zeitungen und Zeilschriften jeder Art und Richtung und eine Nachschlagebibltolhek von 1550 Bänden dem Publilum zur Verfügung. Mißstände a»f dem Schlcsischen Bahnhof. UnS wird geschrieben: „Lebensgefährliche Szenen spielen sich jeden Morgen auf dem Schlesischen Bahnhof ab. Verschiedene der von Friedrichshagen kommenden Züge enden auf dem genannten Bahnhof. Die in dem Zuge zahlreich fitzenden und stehenden Personen sind gczlvunge», in den vom Bahnhof Warschauer Brücke kommenden ebenfalls über- füllten Zug einzusteigen. Nun kommt cö sehr häufig vor, daß das Abfohrtzeicheu gegeben wird, wenn die Fahrgäste beim Einsteigen begriffen sind. Die Coupös sind ferner so überfüllt, daß häufig die Türen nicht ordnungsgemäß geschloffen werden können. Passiert nun«in Unglück, wer hat dann für den Schaden aufzukommen? Die Herren am grünen Tisch, welche die unverständliche Anordnung ge- troffen haben, für verschiedene Friedrichshagener Züge den Schlesischen Bahnhof als Endstation zu bestimmen oder der rotbemiitzte Beamte, der das Abfahrtssignal gibt, ehe das Publikum eingestiegen ist? Hoffentlich überzeugt sich die Eisenbahudirektion von diesen Zu- ständen und sorgt sür baldige Abstellung der Klagen. Au dem Unglück in der Potsdamer Straße 1, wobei ein Monteur fein Leben einbüßte, schreibt uns der Besitzer des Cafö„Asioria": „In dem Trcppeuflur des Hauses Potsdamer Straße 1. welcher mit meinem Cafö absolut nicht in Berührung kommt, sollte eine kleine elektrisch Lampe angebracht werden. Zu diesem Zweck hat ein Monteur der Firma Gebr. Jonas den Gaspfropfen entfernt, um an dessen Stelle einen anderen mit einem Hake» versehenen GaSpfropfen, woran die Lampe aufgehängt werde» sollte, anzubringen. In der Meinung, daß die Gasleitung geschlossen fei, begab sich der Monteur mit einer kleine» Spirituslampe vermittelst einer Leiter zu der Gasöffuung. Da der Hahn nun nicht geschlossen war. erfolgte ein donuerähnlicher Knall und eine Explosion, durch welche Teile der Deckenverblenduug im Umfange von etwa einem Meter herabgerinen wurden. Durch die enorme Gewalt der Explosion, vermittelt welcher ein Stück der Zementverblendung gegen den Kopf deS Monteurs geschleudert wurde, erhielt derselbe einen Schädelbruch und verstarb im Laufe des Nachmittags im Krankeiihaufe. Mit meinem Cafö hat die ganze Sache absolut nicht» zu tun. Der Verkauf alter Programme im ZirkuS Schumann, über den wir kürzlich Klage führten, hat die Direktion veranlaßt, uns mitteilen zu lassen, daß eS an einer Reihe widriger Umstände gelegen babe, daß ein solches Verfahren zu ihrem Bedaueri. ringeichlagen worden fei. Nach einem mit einem Theaterverlag abgeschlossenen Vertrag babe die Direktion nicht das geringste Interesse an einem Verkauf übrig gebliebener Programme, Es sei Vorsorge getroffen, daß daö von uns gekennzeichnete Verfahren sich nicht wiederhole. Zwei U»fälle ereigneten sich, wie unS nachträglich noch berichtet wird, am Sonntagabend im Zirkus Schumann. Bei der Dressur- iiummer des Direktors erlitt der Bereiter Sameck einen Lembruch und Herr Renz eine Gehirnerschütterung. Es wird lebhaft Klage geführt, daß ärztliche Hilfe nicht sofort zur Stelle gewesen sei, obwohl und allen Umständen lsieiffir Sorge getragen werden müsse, Mehr als eine halbe Stunde sei nach den Unfällen verflossen, ehe zwei Aerzte eintrafen, obgleich in der Nähe reichlich Gelegenheit sei, ärztliche Hilfe rasch zur Stelle zu holen. Im Theater FolicS Caprice erlebten die Possen„Die lästige Witwe" und„Die Brautschau" ihre 50, Aufführung. An ihrer derben Komik Kaden die beiden Einakter nichts eingebüßt. Im bunien Teil weckte Ferdinand Grünecker als Verleldiger in Strafsachen die Lachlust des Publikums. Das P a l a st- T h e a t e r in der Burgstraße scheint sich unter seiner neuen Direktion etwas Besseres leisten zu wollen. Im neuen Programm sind einige Piecen entbal'e», die den Durchschnitt deS bisher Gebotenen übertreffen. Als schwedische Tuetlisten leisten Villie und Wiwi ganz Annehmbares. Elegante und gewandte Ring- turner sind die Richardinis und im Charaktertaiizen brauchen sich die LeS Mzorolis vor ihren besseren Kolleginnen nicht zu verstecken, Ein einaktiger Schwank„Die Autlerin von Schönau" brachte auch den Humor zu seinem vollen Rechte. Zrugengcsnch. Am 15. Oktober, abends 10 Uhr, ereignete sich an der Ecke der Köpenicker und Adalbertstraße ein Zlisnimnenstoß eines Straßenbahnwagens mit einer Autodro'chke. Der Führer der letzteren wurde von seinem Sitze herabgerissen und dem Kranken- Hause zugeführt. Die Zeugen des Vorganges wollen sich freundlichst dem Verunglückten zur Verfügung stellen und ihre Adressen im Bureau der Droschkenführer, Schillingstr. 6 abgeben. Geöffnet von 8-7 Uhr. Feuerwehrnachrichten. Wegen eines Wohnungsbrandes wurde in der letzten Nacht die Feuerwehr nach der Klosterstraße 30 alarmiert. Durch Unvorsichtigkeit entstanden, konnte der Brand auf seinen Herd beschränkt werden. Gestern früh um 6 Uhr brannten Kurfürstenstraße 150 Kohlenlasten, Fußboden usw. in einer Bade- stube. Der 17. Zug wurse nach der Junkerstraße 15 alarmiert, wo in einer Tapeziererwerkstatt Feuer ausgekommen war. Ferner hatte die Wehr in der Brunneiistraße 128 zu tun, wo in einem Garderobengeschäft Feuer ausgekommen war. Arbeiter-Samariter-Kolonne. Morgen Donnerstag, abends 9 Uhr: Fortsetzung des Kursus in der 3. Abteilung in Schöneberg bei Wieloch, Grunewaldstr, 110; in der 4. Abteilung in Lichtenberg bei Beckmann, Samaritcrstr. II. Vortrag über Physiologie. Neue Mitglieder können noch in beiden Abteilungen eintreten. Zahlreiche Teilnahme von Frauen und Mädchen ist besonders erwünscht. Vorort- JVacfmchten« Wilmersdorf . Die Saumseligkeit im Rathause. Zu einer unerhörten Irreführung der Wählerschaft artet da? Spiel aus, das in Wilmersdorf mit dem Termin zu den Stadtverordnetenwahlen getrieben wird. Zuerst hieß es in dem zu amtlichen Publikationszwecken benutzten Lokalblatt, daß die Wahlen bereit« am 4. November vor sich gehen sollten. Dann wurde in einer Mitteilung, die ebenso unverbindlich war wie die vorige, erklärt, daß man die Wahlhandlung auf die drei Tage vom 19. bis 22. November verschieben wolle. Ob diese Meldung nun die richtige ist, weiß immer noch niemand, denn auf dem Rathause hat man zu einer amtlichen Festsetzung deS WahlterminS noch nicht die Zeit gefunden. Auch ist noch unbestimmt, ob die Wahlhandlung sich wie früher auf volle 3 Tage erstrecken wird oder ob nach dem Brauch an anderen Orten jede Abteilung an einem bestimmten Tage das Wahlgesckiäft erledigen soll. Aber über eine andere wichtige Frage ist die Wählerschaft ebenfalls noch völlig im Unklaren, nämlich darüber, wie Angesessene und Nichtangesessene sich auf die einzelnen Wählerabteilungen verteilen werden. Man scheint eS im Rathause für belanglos zu halten, ob und wie die Wähler hinsichtlich der Kandidatenfrage ihre Vorbereitungen treffen können; denn hätte man Verständnis dafür, daß eS Wählerkreise gibt, für die eS nicht so einfach ist, der perfiden Nn- gerechtigkeit deS HauSbesitzerprivilrgS Rechiiung zu tragen, so würde man möglicherweise auch in dieser Hinsicht etwas weniger in bureaukratischer Zugeknöpftheit sich ergehen. Freilich mag das eine richtig sein, daß die Kreise der Privilegierten wenig oder gar nicht unter der gegenwärtigen Ungewißheit leiden; vielleicht gar. daß man der amtlichen Saumseligkeil in den Hausbesitzervereinen mit einem zustimmenden Augenzwinkern begegnet. Aber unS will scheinen, daß wenigstens in Wahlangelcgenheiten die Bedürfnisse der großen Masse einige Rücksichten verdienen und daß es daher vir- erhört wäre, wenn man die Bevölkerung noch serner über die Stadt- vcrordnetenwahlen im Unklaren ließe. Daher fragen wir im Namen der arbeitenden Bevölkerung von Wilmersdorf : Wann wird man sich endlich im Nathause zur Festsetzung des Wahltermins und zur Veröffentlichung der übrigen daö Wahlgeschäft regelnden Anordnungen bequemen?______ Schöneberg . Die letzte St.ibtverordiieicnvcrsammluug nahm zunächst den Be- richt des Ausschusses, der sich mit dem Antrage betr. Verabreickmng warmen Frühstücks und Mittagessens an Volks- s ch u l l i n d e r zu beschäftigen hatte, entgegen. Der Berichterstatter erklärte, daß sich der Magistrat mit derselben Angelegenheit bereits seit August beschäftige. Der Ausschuß habe sich daher darauf be- schränkt, an den Magistrat daS Ersuchen �u richten, die Vorarbeiten in dieser Angelegenheit so schnell wie möglich zu Ende zn führen. Die Versammlung stimmte dem Vorschlage des Ausschusses de« battelos zu. Zugestimmt wird der Vorlage deS Magistrats: für die in Schöneberg zu errichtende R e i ch S b a n kn e b e n st e l l e in der Hauptstr. 23/24 vom 1. April 1909 ab auf fünf Jahre die nötigen Räume zu mieten. Angenommen wird auch eine weitere Vorlage des Magistrats, nach welcher die Gehaltsverhältnisse der Beamten mit einem Ein- kommen von weniger als 2000 MarkinKrankheitS« fällen geregelt werden. Für die Anlegung deS zweiten städtischen Friedbofes und zur Verlegung der Stadtgärtnerei werden die nötigen Kosten bewilligt. Eine längere Debatte brachte der Antrag des Magistrats, für den Untergrulidbahnhof in der Grunewaldstraße zwei Ausgänge zu schaffen. Stadtv. Gott schalt(lib. Frakt.) beaniragte, davon Ab- stand zu nehmen und noch einen weiteren Bahnhof zwischen dem Viltoria-Luise-Platz und der Grunewaldstraße zu schaffen, da die Eulfernnug der beiden Bahnböfe eine viel zu weite sei. Bei dieser Gelegenheit werden vom Baurat©et lach sowohl wie von einigen Stadtverordnelen die Ausführungen des Stadtv. Kutz- nitzky in der vorigen Sitzung als unberechtigt zurückgewiesen. Die Firma Siemens u. Halske habe alles für den Bau der Untergrund- bahn getan, was sie bisher nur tun konnte. Einige Herren waren sogar der Meinung, daß bereits schon viel zu viel daran gearbeitet worden sei, da bis jetzt das Projekt noch gar nicht einmal genehmigt sei und eben- falls auch die Anleihe noch keine Genehmigung bei der Regierung gesunden babe. Sladtv. K u tz n i tz k y(lib. Frakt.) hält seine in der vorigen Sitzung gemachten Ausführungen aufrecht und wird darin auch vom Stadtv. K ü t e r(Soz.) unterstützt. Der Antrag des Ma- gisiratS wird sodann der in der nächsten Sitzung zu wählenden Deputation für den Bau der Uiltergruudbahn überwiesen. Charlottendurg. Dem hiesigen Arbeitcr-Schwimmverein„Freie Schwimmer" ist eS gelungen, die Schwimmhalle der städtischen VolkSbadeaustalt in der Krummestraße zur alleinigen Benutzung an den Donnerstagen, abend» von 3 Uhr an, zu erhalten. Dem Verein entstehen dadurch erhebliche Kosten und es ist deshalb eine zahlreiche Beteiligung er- wünscht. Neuanmeldungen wolle man an den Badeabenden be- wirken. stiixdorf. Unsere angeblich sonst so sparsame Stadwerwaltung läßt äugen- blicklich wieder einmal in einem Punkte diese vielgeriihmte Sparsam- keit vollständig vermissen. Seit Wochen wird die Straße am Maybach-Uker einer Neu- Pflasterung unterzogen. Die Baliverwaltung soll veifproclien haben, die Pflasterarbeiten bis zum 1. Oktober fertigzustellen. Heute haben wir jedoch schon den 20. Oktober und die Arbeit ist erst etwa zur Hälfte fertiggestellt. Es sind insgesamt etwa fünfhundert Meter umzupflastern, davon ist die Straße bis jetzt etwa in einer Länge von 280 Meter umgepflastert. Dieser Schneckengang der Arbeiten ist umso unverständlicher, als eine große Anzahl von Lagerplätzen an dieser Straße liegen und außerdem eine große Anzahl Kähne ihrer Ladungen entledigt werden. Außerdem finden aber auch die Früh- und Wochemiiärkie dort statt und der ganze Wagenverkehr von und zu den Marklständen drängt sich in geradezu lebensgefähr- licher Weise nur vom Koltbuser Damm und von der Schinkestraße aus in diese Straße hinein. Durch das lange Hinausziehen der Arbeiten können viele Geschäftsleute ihre Slände entweder gar nickst oder nur an einer ganz anderen. versteckten Stelle aufbauen, wo sie von ihrer Kundschaft nicht gefunden werden. In vielen Fällen wird aus diesem Grunde überhaupt unterlassen, Stände auizubauew Dadurch erwachsen der Stadtverwaltung ganz nennenswerte Ausfälle an Standgeldern. ES wäre deshalb dringend erwünscht, wenn die Stadtverwaltung dem städtischen Bauaml einmal energisch anempfehlen würde, nicht allzu langweilig bei dieser Arbeit zu sein. An Arbeitskräften dürfte es doch gegenwärtig wirklich nicht fehlen, AuS der besten der Welten. Mit Morphium vergiftet hat sich die Svjährige Witwe Berta Sturz aus der Kaiser-Friedrich-Str. 9. Frau St hatte im Ouergcbäude eine bescheidene Behausmig inne. In der letzten Zeit klagte sie Nachbarn gegenüber wiederholt über Nahrungssorgen, und sie äugerle auch, sie werde sich noch das Leben nehmen. Als gestern der Neffe der Bedauernswerten Einlaß in die Wohnung forderte, fand er diese verschlossen vor. Er schöpfte Verdacht und ließ sie öffnen. Frau St. fand man in leb- losem Zustande im Bett vor; sie hatte sich mit Morphium vergiftet und wurde sterbend nach dem städtischen Krankenhaus gebracht. Bcrschwunden ist seit Sonnabend, den 19. September, der l2 jährige Sohn de» Arbeiters Ebert aus der Bodestraße lS zu Rixdorf. Der Knabe kehrte vom Nachmittagsunterricht nicht mehr in die elterliche Wohnung zurück. Ein an die Ellern gerichteter Zettel läßt aus Selbstmord schließen. Ueber den Verbleib desselben fehlt bis jetzt jede Spur und wird gebeten, etwaigx Nachrichten an obige Adresse gelangen zu lassen. AuS der GewcrkschaftZkommission. Die in der letzten Sitzung vom Donnerstag gegebene Abrechnung des dritten Quartals ergibt inklusive Bestand eine Einnahme vop 312.33 M. und eine AnSgnbe von 78,15 M., der Bestand beträgt«in Quartalsschluß 239.48 M. Ueber daS vom BildungsauSschnß für die Zeit vom Oktober dieses JahreS bis März nächsten JahreS ausgearbeitete P-ogramm be- rickilen die Genossen Franke und H a n n a ck. Die Redner er- suchen die Delegierten, in ihre» Organisationen für rege Beteiligung an den Arrangements zn agitieren. Tie Benutzung der Wahlvereins- bibliolhek auch den nur gewerkschaftlich organisierten Arbeitern zu ermöglichen, soll Gegenstand späterer Verhandlungen werden. Die Buchdrucker berichten über eine Versammlung ihres Vereins, die sich mit dem AnSschlußverfahren gegen ihre Kollegen, welche wegen Teil- nähme am Buchdruckerverbandsrage bei der Landtagswahl ihr Wahl- recht nicht ausgeübt haben, beschäftigt hat. Diese Versammlung war der Meinung, daß das AuSschlußverfahren zu Unrecht anhängig gemacht ist. Die Meinung der Buchdrucker wurde in der Diskussion von den Vertretern der anderen Berufe nicht geteilt. Auf die Wahl deS GesellcnauSschusseS zur Berliner Handwerkskammer wird mit dem Ersuchen hingewiesen, daß die in Frage kommenden Organisationen bezw. Berufe, soweit sie die Ge- lelleuauösckiüsie der Innungen besetzt haben, ihre Altgesellen ver- anlassen, sich an der Wahl zu beteiligen. Genosse König berichtete dann über die bevorstehende Arbeitslosenzählung. Entschieden sei noch nicht, nach welchem System in Rixdorf die Zählung vor sich geht, daher sei e» angebracht, sich auf alle Fälle vorzubereiten, damit ge- nügend Hilfskräste zur Verfügung stehen. Uneinschuldigt fehlten die Delegierten der Bäcker und Handlungsgehilfen. Lichtenberg . Aus der Getverkschastskouimission. Die letzte Sitzung beschäftigte sich mit der bevorstehenden Arbeilslosenzählniig. welche am 17. No- vembcr d. I. in Berlin stattfinden soll. Da eine derartige Zählung nur für Berlin allein kein richtiges Bild der Erwerbslosigkeit ergeben lann, weil doch die sonst in Berlin Beschäftigten zum großen Teil in den Vororten wohnen, würde eS sich sich empfehlen, daß die Vor- orte einheitlich mit Berlin diese Frage behandeln. Unter Ver- schiedenem empfahl Gen. I b s ch e r(Handels- und Transportarbeiter) die Berichinelzung der Uitterkommission Rummelsburg mit der Lichten- bergs. Nach einer lurze» Debatte wurde ein Vorschlag angenommen, daß zwischen den beide» Atlsschüssen unterHinzuziehiuig derVoisitzeilden beider Bezirkeioahlvereine eine Aussprache slattsiudeil soll. Anfang November findet eine öffentliche GewerlschaftSveriammluiig statt. Vom Obmann wurde sodann noch auf eine rege Beteiligung an dem Kursus der Arbeiter-BildunaSschiile hingewieieu. Derielve beginnt am Freitag, den 23. Oktober, in, Restaurant Paul Schwarz.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten