Ter sozialdemokratische Antrag auf Haftentlassung de?Abg. Dr. Liebknecht soll nach einer Zwischen den Fraktions-vorständen getroffenen Vereinbarung auf die Tagesordnungder Sitzung vom Dienstag kommen und der Geschäfts-ordnungskommission uberwiesen werden, die später demPlenum darüber Bericht erstatten wird.Ein„Stellvertreter Gottes" auf ErLe».Wie schon mitgeteilt, hat das Schwurgericht in Karlsruhe i. B.den Genossen Weitzmann vom dortigen„Volksfreund" von der An-klage, ein Mitglied der„bewaffneien Macht"— den FeldwebelKemmerling— beleidigt zu haben, freigesprochen.Der Verlauf der Verhandlung rechtfertigt es, daß wir nocheinmal darauf zurückkommen. Die Beweisausnahme und daS ge-samte Zeugenverhör waren ein Beispiel dafür, wie schwer eS ist,vorgekommene Soldateumitzhandlungen den zuständigen Instanzenzur Ahndung oder zur gerichtlichen Aburteilung zu unterbreiten.Bon den geladenen Zeugen waren etwa 10 noch im Dienst.die anderen sieben im verflossenen Monat aus dem Militärdienstentlassen worden. Da sie sämtlich bereits im Vorverfahren eidlichvernommen waren, hüteten sie sich peinlich, an Gerichtsstelle mit dervollen Wahrheit herauszurücken. Der Vorsitzende des Schwurgericht»mußte ihnen die Antworten aus seine Fragen förmlich entreißen.Ein Reservist verlangte schlankweg, man solle ihm seine frühereAussage vorlesen. Die Verteidigung WeißmannS, die in den Händendes demokratischen Karlsruher Stadtrats und Rechtsanwalts Dr. Haaslag, wies diesen Versuch, sich um die öffentliche Zeugenaussage zudrücken, energisch zurück.Ein hilfloses Bild bot der Rekrut Sauerzapf, um dessen Miß-Handlung sich die BeweiSansuahme eigentlich drehte. Sein zweitesWort war:„Ich erinnere mich nicht." Dabei ergab der Gang derZeugenvernehmung ohne jede Einschränkung: Wenn Sauerzaps auchleugnet, so steht doch fest, daß er vom FeldwebelKemmerling, als er in einem falschen Zimmer erwischt wurde,an die Brust gepackt, an dieTüre geworfen undvon hinten getreten worden ist. Mit Recht konnte derVerteidiger sagen:„Da i st viel mehr vorgekommen, alswir heute herausgebracht haben."Allgemeines Erstaunen und zum Teil sogar Entrüstung be-mächtigte sich de? Gerichtshofes ob des Auftretens des FeldwebelsKemmerling, der wegen Mißhandlung Untergebener schon mit vierWochen Festung vorbestraft ist. Er suchte die Fragen der Verteidi-gung zu umgehen mit möglichst schneidigen Antworten, so daß auchdem Vorsitzenden der Geduldsfaden ritz und er Kemmerling entgegen-schleuderte:„Sie sind hier nicht in der Kaserne I"Natürlich hatte Kemmerling den Sauerzapf weder hinausgeworfen.noch getreten. Er half sich mit der von Sauerzaps entlehntenRedensan durch:„Ich entsinne mich nicht mehrl" AlsSauerzapf sich beim Hauptmann über Kemmerling beschweren wollte.ließ K. den Sauerzapf aufs Kompagniebureau kommen und erteilteihm.Rechtsbelehrung" dahin: Wenn Sie, Sauerzapf, sich beschweren,bekomme ich vierzehn Tage Arrest. Natürlich wagt ein Rekrut nicht.seinem Feldwebel zu vierzehn Tagen Arrest zu verhelfen. Und sounterblieb die Beschwerde de» Souerzopf. Dem Hauptmann, derbereits Wind von der Sache bekommen halte, erklärte dann späterSauerzapf: Ich wollte mich heim Herrn Hauptmann lediglich zur Be-schauungsabteilung— eS war ein Artillerie-Regimcnt— melden.Mit Recht sagte der Verteidiger zu Kemmerling: Also in IhrerGegenwart hat der Sauerzapf gelogen und Siehaben dabei gestanden.Kurz, der„Stellvertreter GotteS" wurde vor der OeffentlichkeitdeS Schwurgerichts arg bloßgestellt. Die Geschworenen zogen darau»die Kom'equenz und verneinten sämtliche Schuldfragen. Weiß-mann wurde freigesprochen. Die ziemlich erheblichen Kosten hat dieStaatskasse zu tragen.—_In Ungnade gefallen.In der letzten DienStagSnummer veröffentlichten wir ein Rund-schreiben beS Berliner Aktionskomitees der notionalliberalen Partei,in welchem„hervorragende Industrielle' zu einer Konferenz ein-geladen werden, die über die Organisation eines„Industrie-Verbandes der nationalliberalen Partei' be-finden soll.Durch diesen Indufirieverband hoffen die Leiter des Komiteesdie rheiiiisch-westfälischeu Großindustriellen davon abhalten zu können,eine selbständige Jndusuiepanei nach dem Vorbild des Bundes derLandwirte zu gründen und der natiouolliberalen Parteikasse die bishergezahlten Subsidien zu entziehen. Die Großindustriellen haben jedochdas Vertrauen zu den Fähigkeiten und der Diensteifrigkeit dernationalliberalen Parteiführer verloren. Die von den Größen derrheinisch- westfälischen Großindustrie auSgeholtene„Post" schreibtnämlich:„In einem Rundschreiben, welches durch unberechtigte Ver-öffentlichung im„Vorwärts" bekannt geworden ist, laden dieterren Professor Leidig, Kuenne. Kommerzienrat Polte undandtagSabgeordncter Westermann zu einer Konferenz ein,in welcher ein„Jndustrieverband der national«liberalen Partei" gegründet werden soll, dessenHauptaufgabe die Beseitigung der Differenzen zwischender nationalliberalen Partei und großindustriellen Kreise»sein soll. Diesem durchaus einseitigen Vorgehe» siehe» die maß-gebenden Juteressenverbände der deutsche» Industrie durchausablehnend gegenüber. Insbesondere haben sichder„Zentralverband deutscher Industrieller".der„Verein deutscher Eisen-»nd Stahl-industrieller", der„Verein zur Wahrung dergemeinsamen wirtschaftlichen Interessen inRheinland und Westfalen" und die„Nordwest-liche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- undStahlindustrieller"(Düsseldorf) in diesem ab-lehnenden Sinne ausgesprochen."Kriegcrvereine und Politik.Zu diesem Thema liefert daS„Berliner Tageblatt' einen rechtvielsagenden Beitrag:„Der Prenzlauer Landgerichtspräsident vereinigt in seinerPerson den Vorsitz im konservativen Wahlverein und den imKreisverband der Kriegervereine. Der Vorsitzende des konserva-tiven WahlvereineS richtet nun an die Kriegervereine des Kreisesund an deren Verband die Aufforderung. Lfften bei den Krieger-vereinen zirkulieren zu lassen, in die sich die Kameraden alS Mit-glieder des konservauven Wahlvereins einzeichnen sollten."DaS ist eine neue Bestätigung der Behaupiung. daß die Krieger-vereine in der Tat weiter nichts sind, als reaktionäre Wahlorgani-sationen. Deshalb darf kein denkender Arbeiter fernerhin einemKriegerverein angehören.—__Das schwerste Verbrechen im Militärstaat!Alle Bergehen und Verbrechen verjähren in einer gewissenZeit, selbst der Mord. Für die Fahnenflucht gibt es keine Ber-jährung. Unter diesem Zustand haben besonders die Elsaß-Lothringer zu leiden, von denen sich erklärlicherweise, besondersin den ersten 20 Jahren nach der Annexion, viele dem deutschenMilitärdienst durch Auswanderung nach Frankreich entzogen hoben.Diese Fahnenflüchtigen, Refrakteure nennt man sie im Reichs-lande, wurden natürlich ia contumaciam von den deutschenKriegsgerichten verurteilt, und diese Urteile barren ihrerAusführung, wenn eS einer dieser Männer wagt, deutschen Bode»zu betreten, mag auch daS Vergehen noch so lange zurückliegen.Der Landesausschuß von Elsaß-Lothringen hat sich schon mehrereMale für eine Niederschlagung aller Urteile ausgesprochen, die er-gangen sind gegen Fahnenflüchtige bis zum Jahre 18S0. Derdeutsche Kaiser, der die Amnestie hierzu erlassen müßte, aberrührt sich nicht. Der Gemeindeschrciber von Kistenholz imElsaß hat sich nun in einem Gesuch an den Statthalter von Elsaß-Lothringen für einen dieser armen Teufel, den Fabrikarbeiter Martinzu Sankt Dis, verwandt, der wohl nicht mehr viel Zeit zum Lebenhat und seine Heimat gern noch einmal sehen mächte. Er erbateine Gnadenfrist von einem Monat, die der Statthalter beimPräsidium de» Reichsmilitärgerichts beantragen mußte. Der Mannist bereits SO Jahre alt und wurde im Jahre 1879 vom Kriegs-gerichi, weil er nach der Aushebung bei der Einstellung fehlte.zu 150 Mark Geldstrafe verurteilt. Diese müßte er, wenn erdeutschen Boden betritt, natürlich bezahlen, außerdem erblühtaber dem fünfzigjährigen Manne noch die Möglichkeit, dieSoldatenzeit nachdienen zu müssen. Nach sieben WochenWartezeit erhielt der Kistenholzer Gemeindeschreiber durch VermittelungdeS Statthalters die Antwort des Präsidenten des Reichsmilitär-gerichts, nach der«Gnadengesuche an Seine Majestät den Kaiser zurichien" sind, daß aber einem solchen nicht nähergetreten werden kann, solange nicht die Rü ckkehrdeS p. Martin erfolgt und die Sache durch Urteilim ordentlichen Gerichtsverfahren erledigt ist."Ein grausames Gesetz, das noch nach 30 Jahren Rache übenwill. Dasür leben wir auch im Zeitalter der Humanität I».-Ocftcmich.Die tschechischen Minister.Wien, 22. Oktober. Ter„N. Fr. Pr." zufolge bestehen dieTschechenführer darauf, daß die tschechischen Minister P r a i ck c kund Dr. Fiedler auf ihrer Entlassung bestehen.K-itiZUmä.Eine Scheinreform.Petersburg, 21. Oktober. Der Ministerrat gab seine Zu-siimmnng zur Einbringung eines Gesetzeinwurfes in der Duma be-treffend Aenderung der Bestimmungen über den Bronn wein-verkauf. Diese Aenderungen bezwecken den Bramitweinkonsumeinzuschränken, und zwar durch Vergrößerung de» Raum-inhaltS der kleinsten käuflichen Gefäße bis zu>/w Eimer und Verringerung der Zahl der Verkaufsorte. Den Dorfbewohnern soll daSRecht gewährt werden, durch Gcmeindebeschluß die in den Dörfernbefindlichen Schänken zu schließen bezw. die Neueröffnung vonsolchen zu verbieten und die Verkaufszeiten zu beschränken. Fernerist in dem Gesetzentwurf die Einteilung eines Strafversahrenswegen Trunlf'ucht sowie wegen Geheimverkaufs von Branntweinvorgesehen.—_Die UinvcrsitätSfrage.Die Protestbewegung in den russischen Hochschulen, die mitden feierlichen Reden der liberalen Professoren und Rektoren an-gefangen und iw den Streiks der Studierenden ihren Höhepunkterreicht hat. steht vor ihrem Ende, ohne irgendwelche positiveResultate erzielt zu haben. Dieser schlimme Ausgang der so frier-lich begonnenen und von den Studierenden so leidenschaftlichunterstützten Bewegung ist vor allem die Schuld der liberalen Pro-fessoren, besonoerS der Mitglieder der Kadettenpartei. Indem siedie Hoffnung hervorriefen, daß auf„loyalen" Wegen alles werdeerreicht werden, haben sie die studentische Bewegung geschwächtund den Streik noch dadurch geschädigt, daß sie täglich versuchten,Vorlesungen zu halten, und so die Studierenden vor die peinlicheWahl stellten, entweder geachtete Professoren zu boykottieren oderden Streik aufzugeben. Die letzten Ausschreitungen der paarDutzend..echt russischer" Studenten in der Petersburger Univer-sität gab dem liberalen Professorenrat Veranlassung zu einemAufruf an die Studierenden, der„die Zwietracht, die Intoleranzund die Gewalttaten" innerhalb der Hochschule aufs schärfste der-urteilt. In diesem Aufrufe, der den Schein erwecken könnte, alsob nicht die chuliganischc Minderheit, sondern die streikende Mehr-Hat der Studenten für die„Ztvietracht und Gewalttaten' verant-wortlich seien, mahnt der Profcssorenrat die Studierenden zurRuhe und erklärt, daß im Univcrsitätslcben ein Streit„in jederHinsicht unzulässig' fei„In vollem Bewußtsein seiner schwerenVerantwortlichkeit bor dem Lande ist der Profcssorenrat fest ent-schlössen, alle der Würde der Universität nicht wider»sprechenden Mittel anzuwenden, um die Tätigkeit der Hoch-schule wieder herzustellen und die Gewaltsamkeit in allen ihrenErscheinungen zu beseitigen. Ohne die aktive und in kul-tureller Form erwiesene Beihilfe der Studentenschaft aberwerde der Profcssorenrat sein Ziel unmöglich erreichen können.Während so die liberalen Professoren nur die eine Sorgekennen: die Wahrung der„kulturellen Form', schickt sich die Regie-rung an, um so gründlicher den kulturellen Inhalt zu der.nichten. Am Tage der Veröffentlichung des Aufrufs brachte dieoffiziöse„Rossija" das Projekt des neuen Universitätsstatuts.Dieses Projekt des russischen Unterrichtsministeriums tritt die..Würde der Universitäten" mit Fußen. Die„Autonomie" desProfessorenkollegiums wird ausschließlich auf technisch-pädagogischeund wirtschaftliche Fragen beschränkt. Das Projekt behält zwardie Wählbarkeit des Rektors und Prorektors durdj dieProfessorenräte und der Dekane durch die Fakultätskonseilsbei. Alle Gewählten müssen aber von der Regierung bestätigtwerden. Rektor und Prorektor— durch einen speziellen UkaS desZaren, die Dekane— durch einen Erlaß des Unterrichtsministers.Der Rektor und Prorektor werden je auf drei, dis Dekane auf vierJahre gewählt. Falls die Wahl vom Minister nicht genehmigtwird, finden neue Wahlen statt, im Falle aber einer zweiten Nicht-genehmigung wird daS betreffend« Amt durch Ernennungseitens deS Ministers besetzt. Die Besetzung der höberen Univer-sitätsämier durch Ernennung findet auch in jedem Falle statt, wodie Professorentörperschaften nach Ablauf von zwei Monaten dienötigen Wahlen nicht vorgenommen haben. Tie Macht deSKreiskurators, des vom Minister ernannten höheren Ad-ministratorS aller Schulen im Kreise, wurde durch die Erlasse von1905 und 1907 wenigstens bezüglich der Universitäten einigermaßenbeschränkt. Da? neue Projekt will diese Macht im vollen Umfangewieder herstellen.„Der Kreiskurotor— heißt eS hier ausdrücklich— beobachtet, daß die Universität von den ihr auferlegtenPflichten nicht abweicht, daß alle Gesetze und Anordnungen vonden Universitätskörperschaften und einzelnen Beamten streng be-folgt werden. Die Tätigkeit der Universität muß in allen Ge-bieten der Kontrolle deS Kurators zugänglich sein, und alle in derUniversität Angestellten sind verpflichtet dem Kurator jede ver-langte Auskunft über ihre Tätigkeit zu geben." Die Ernennungzum Professor hängt anSschließlich vom Minister ab. der entweder„nach eigenem Ermessen handelt oder den von der Fakultät ge-wählten Kandidaten bestätigt."Den Studierenden verbietet das Projekt zwar nicht die Grün-dung von Vereinigungen zu wissenschaftlichen oder sonstigen«derengeistigen und materiellen Bedürfnissen entsprechenden' Zwecken»allein die Tätigkeit solcher Vereinigungen darf in keinem Fallein den Räumen der Hochschulen ausgeübt werden. Auch Studenten»j Versammlungen dürfen in den Universitätsgebäuden nicht mehrzugelassen werden. Das heißt bei den russischen Verhältnissengänzliche Aushebung des Vereins- und Versammlungsrechts derStudenten, wenigsten» der nicht„echt russischen" Studenten. ZurAufsicht über die Studenten innerhalb der Universitäten will dasneue Projekt neue Beamten einführen, die„womöglich von Per-sonen mit höherer Schulbildung" vom Rektor gelvählt und vomKreiskurator bestätigt werden sollen.Man sieht, bei Verwirklichung dieses Projekts—- und dafürsind die Aussichten sehr günstig— wird es den liberalen Profes-soren nicht leicht sein, die„Würde der Universitäten" durch„kul-turelle Mittel" aufrechtzuerhalten.Marokko.Die französische Note.Paris, 22. Oktober. Italien hat beschlossen, sich der neuenfranzösisch-s panischen Note anzuschließen. Auch dieVereinigten Staaten von Nordamerika haben ihrem Ver-trcter in Tanger Instruktionen zugunsten dieser Note erteilt.Huq der Partei»Gemeindewahlen.Bei der Siadtverordnetenwahl in Taucha(Sachsen) wurdenfünf nationale und ein sozialdemokratischer Kandidat gewählt.In Jena verlor die Sozialdemokratie ihren Vertreter imStadtvcrordneienkollegium, da die Gegner zusammengingen. Tiesozialdemokratische Stimmenzahl ist indes gewachsen.Zum gestern gemeldeten Wahlsieg in Mannheim wird unsnoch geschrieben:Tie Zahl der Wähler in der 3. Abteilung betrug 19 500, davonsHmmlen�OlOO— das sind 47 Proz.— ab. Von! den abgebenenStimmet entfielen 3991 auf die sozialdemokratische und L108 aufdie nationalliberale Liste. Die sozialdemokratisch« Liste ist also mit77 Proz. der abgegebenen Stimmen gewählt. Vor k Jahren betrugdie Wahlbeteiligung 43 Proz. Von den abgebenen Stimmen er-hielten wir damals etwas weniger, nämlich 70 Proz, so daß wireinen Fortschritt zu verzeichnen haben. Die Wahlen vor 3 Jahren,wo die letzte Halberneuerung des StadwerordnetentollegiumL statt-fand, kann zum Vergleichen nicht herangezogen werden, weil dieGegner, in richtiger Erkenntnis ihrer Schwäche, unS eine Gegenlisteüberhaupt nicht gegenübergestellt hatten.Die Wahl in der zweiten Klasse findet am 23. Oktober statt.Auch an ihr beteiligt sich unsere Partei.Personalien. Der Verlag der„Ober fränkischenVolkstribüne' in Hof teilt mit: Genosse Burgemcisterhat mit dem Heutigen wegen andauernder Krankheit, welche ihnfür längere Zeit der politischen Tätigkeit entzieht, die Redaktionniedergelegt. Die Vertretung derselben hat, wie schon seit derbisherigen Krankheit BurgemeistcrS bis auf weitere Reaeluua de»Parteisekretär Genosse Rauh übernommen.Ein BolkshauS in Bafel. Basel, 22. Oktober.(Privat-depesche des„Vorwärts".) Die Delegiertenversammlung deShiesigen ArbeiterbundeS beschloß die Errichtung eines Volkshauses,das Hotel, Restaurant, Versammlungssäle, Vorwärtsdruckerei unddie Arbeiter- und Gcwerkschaftssekrctariate umfassen soll. DieBaukosten betragen 700 000 Frank.Gewerkrchaftlvcbe�.Berlin und Qmgegcnd*Berliner Sozialpolitik.Sine öffentliche, zahlreich besuchte Versammlung der städtsscGenParkarbeitcr, dre am Mittwoch im„Englischen Garten' stattfand,beschäftigte sich mit der Tatsache, daß jetzt, wo der Winter heerein-bricht und in der Privatindustrie die furchtbare Krise doppelt sthwerauf der Arbeiterschaft lastet, mehr denn 100 Parkarbeiteraus dem Dienst der Stadt Berlin entlassen wordensind. Der Stadtverordnete Z u b e i l referierte über diese Angelegen-Heit und führte unter anderem aus: Eine Gemeindeverwaltung, diesoziales Verständnis hat, wird bor allem beim Herannahen desWinters Entlassungen vermeiden, noch mehr aber in einer Zeit derwirtschaftlichen Depression.' Schon im vorigen Jahre wurde vonden sozialdemokratischen Stadtverordneten daraus hingewiesen, welchedringende Pflicht die Stadt Berlin in dieser Hinsicht hat,und damals schon wurde das Versprechen gegeben, daßArbeiterentlassungen nicht stattfinden sollten. Auch in diesem Jahre,wo die Krise sich noch nachhaltiger bemerklmr macht, wurdeunsererseits verlangt, daß die Stadt nicht nur alles tun sollte, umEntlassungen zu vermeiden, sondern auch, um den Arbeitslosen so-viel wie nur irgend möglich Arbeit zu verschaffen. Die letzte Sitzungder Parkdeputation hat sich nun ausschließlich mit dem Schillerparlbeschäftigt, ein Projekt, daS ja auch manchem Arbeit verschaffen wird.Der Bürgermeister R e i ck e ersuchte hier die Deputation, ihm zurSeite zu stehen, wenn, obivohl die Zustimmung der GemeindeReinickendorf noch ausstehe, mit der Ausführung de? Projekts so-gleich begonnen werde, und die Deputation erklärte sich einstimmigbereit, mit ihm gemeinschaftlich die Verantwortung zu tragen. Hiergab Reicks auch das Versprechen, daß kein Porkarbeiter entlassenwerden sollte. Dasselbe erklärten er sowie der Oberbürgermeister undsämtliche anwesenden Dezernenlen in einer Sitzung der gemischtenDeputation hinsichtlich aller städtischen Arbeiter, lim so mehr warich erstaunt, als vom Verbandsbureau der Gemeindearbeiter die Mit-teilung kam, daßschon über 100 Parkarbeiter entlasse»wären und daß einer weiteren Anzahl von Arbeitern deS TreptowerParks ihre Entlassung angekündigt worden ist. Ich habemich sofort schriftlich an den Bürgermeister Reicke gewandt, ihmauch mitgeteilt, daß heute hier die Versammlung sich mit der Sachebesasien wird. Seine Antwort ist bis jetzt nicht eingegangen. Wahr-scheinlich war der Bürgermeister so sehr von dem fürstlichen Cnrpfongin Anspruch genommen, daß er heute gar nicht nach seinem Bureaugekommen ist. Es handelt sich zunächst unr die Frage, ob die Ent-lassungen wirklich mit Genehmigimg der Verwaltung erfolgt sind,oder ob eS so ist. wie vor zwei Jahren im Friedrichshain, wo derObergärtner Arbeiter entließ, weil er keine Mittel mehr zur Ver-fügung hatte. AlS mir diese Mitteilung damals zuging, nahm ichsofort persönlich mit dem Bürgermeister Reicke Rücksprache, diedann auch den gewünschten Erfolg hatte. Ich werde nunmorgen persönlich mit ihm sprechen und bin unbedingt derUeberzeugung, daß auch die jetzigen Einlasiungen wieder rückgängig gemacht werden. Wahrscheinlich stehen die Obcrgärtuerwieder einmal vor der Frage, wo sie die Mittel hernehmensollen, um die Arbeiter zu bezahlen. Namentlich im Etat der Park-Verwaltung werden viel zu geringe Mittel eingestellt. Ein großTeil Schuld daran hat offenbar auch der ObergartendirekiorMächtig, ein Mann, der doch imstande sein sollte zu übersehe»,wieviel Gelder für seinen Verwaltungszweig notwendig sind: fernerauch der Stadtkämmerer. Vor allem an dem Etat der Park-Verwaltung werden immerfort Abstriche gemacht.— Der Rednersprach sodann über verschiedene andere Mißstände, über die traurigenLohn- und Arbeitsverhältnisse, unter denen die Parkarbeiter wieandere städtische Arbeiter zu leiden haben, und wies darauf hin.wie die sozialdemokratischen Stadtverordneten im Plenum wie in