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B. 250. 25. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 24. Oktober 1908.

von der Staatsanwaltschaft geladen ist.- Zeuge Fahrsteiger

das

Das Bestechungssystem im Saarrevier.in. Verteidiger Rechtsanwalt Stegemann: Der Zeuge hat genau wenn ich Steiger wäre, würde ich es wohl ebenso machen. Einer

Saarbrüden, den 23. Oktober 1908. ( Telegraphischer Bericht.) Bierter Berhandlungstag.

In der heutigen Sigung wurde die Zeugenvernehmung geführt. Zeuge

Obersteiger Müller

( Bandsweiler) bekundet, daß seit Jahren auf der Grube Reeden Durchftechereien vorgekommen seien. Er kann aber keine positiven Sachverständiger Ingaben darüber machen.-

währt haben.-

Berginspektor Herwig

Stellt aus den Lohnlisten und Schichtbüchern, die er sich aus der Grube hatte kommen lassen, fest, daß die angeklagten Steiger ge­wiffen Partien Vorteile bis zu 50 Pf. pro Schicht und Mann ge­Hierauf wird der als Sachverständiger zugezogene Fahrsteiger Müller ( Heiligenwald) als 8euge boernommen. Er bekundet, daß schon vor 14 Jahren, als er auf die Grube Reeden fam, Durchftechereien vorgefommen feien. Er selbst sei damals durch dieses Bestechungssystem in der Anstellung um 2 Jahre zurüdgeworfen worden, weil er fich nicht an den Durchstechereien betettgen wollte. Den finanziellen Schaden, den er durch dieses Korruptionssystem erlitten habe, berechnet der Zeuge auf mindestens 1500 bis 1800 M. Der damalige Obersteiger Keßler habe ihm gefagt,

wenn er viel geschmiert hätte, dann wäre er auch schon weiter gekommen.

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Erster

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Eine Anzahl von Bergleuten,

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Vors.: Sie waren doch Partieführer, wurde mit Ihnen über Zeuge: Ja. Die Leute fagten, ausgerechnet, um wieviel er geschädigt worden ist; er glaubt also von den Leuten bemerkte, er werde jetzt seine Müße abseßen und für durch das Bestechungssystem benachteiligt zu sein. Seine Aussage den Obersteiger Spengler sammeln gehen. Vorf.: Die Leute macht den Eindrud, als ob er förmlich auf den Augenblid gelauert waren wohl sehr ärgerlich darüber, daß sie Geld geben mußten?- bat, um hier vor Gericht als Beuge auftreten zu können, um diese 3euge: Ja, sie waren darüber sehr ungehalten, besonders diejenigen, - Beuge fort- belastenden Angaben zu machen. Ein solcher Mann, der so zu den die eine starke Familie hatten. Dingen steht. fann nicht auf die Unparteilichkeit Anspruch erheben, Steiger Kremp die man von einem Sachverständigen verlangen muß. Verteidiger( Seiligenwald) sagte aus, der verstorbene Steiger Rösch, unter Rechtsanwalt Auguft: Der Zeuge hat eine ganze Reihe von Per­fonen als bestechlich angegeben, die niemals bestochen worden sind. dem er arbeite, habe ihm gestanden, daß er beſtochen worden sei. Ich will nicht behaupten, daß in Wirklichkeit auch diese Leute be- Auch ihn selbst sei das Anfinnen gestellt worden, sich bestechen zu stochen worden sind. Ich habe das vielmehr nur angeführt, um zu die heute als Zeugen vernommen wurden, und in der Vorunter­lassen, er habe es aber abgelehnt. beweisen, wie leichtfertig der Zeuge vorgegangen ist. Zeuge Müller: Ich habe niemanden verdächtigt. Ich habe in der Vor- suchung bestimmte Angaben gemacht haben, können nichts Positives Zeugin Gerücht, er sei bestechlich. Ich werde mich schwer hüten, jemanden Frau Peter Linn( Welschbach) bekundet, daß ihr Mann ihr ges zu verdächtigen, von dem ich nichts Pestimmtes weiß. untersuchung nur gesagt: Ueber den und den Steiger ginge das aussagen; sie schüben heute ein schwaches Gedächtnis vor. sammeltes Geld gegeben habe, um es zu der Frau des Steigers Staatsanwalt Figge: Ich kann es wohl verstehen, daß ein Beamter, Nein. Bors.: Wo ist das Geld geblieben? Sie können die Aus­Gräber zu bringen. Vorf.: Haben Sie das getan?- Zeugin: der jahrelang derartige Dinge mitansieht, in eine gewisse Erregung Zeugin: Ich habe es für mich be­gerät, und dem Tage mit einer gewissen Spannung entgegensteht, fage darüber verweigern. halten. wo dieses System entlarbt wird. Borf.: Warum haben Sie es nicht zu Frau Gräber ges Es kann nicht im Sinne des Gesetzgebers liegen, denjenigen, der bemüht ist, die Wahrheit an tragen? Zeugin: Ich hielt sie für zu vornehm. Ich dachte, fie den Tag zu bringen, als befangen abzulehnen. Berteidiger würde es nicht annehmen. Zillefen: Ein Sachverständiger soll über den Dingen stehen und Wie weit geht das Recht, Zeugnis zu verweigern? Staatsanwalt Figge: Verschiedene Zeugen verweigerten auf nicht in den Dingen untergehen. Oder halten Sie den für einen Frage, ob für Bestechungsgelder gesammelt wurde, richtigen Beamten, der bei den Bergleuten über die vorgefekten die Es muß aber in der Frage.. Steiger Auskünfte einzieht; der also selbst dazu beiträgt, die Auto- regelmäßig die Antwort. rität zu untergraben? Der Zeuge Müller hat auf eigene Faust stellung unterschieden werden, ob für erlaubte Zwede als Kriminalkommissar auf der Grube gewirkt; er ist daher, nach gesammelt wurde oder für Bestechungsgelder. Ich meiner Ansicht, nicht in der Lage, ein unparteiisches Gutachten dar- bitte also fünftig, bei der Fragestellung genau diese Unterscheidung über abzugeben, ob die Angeklagten bestechlich find oder nicht. zu treffen. Eine ganze Reihe Bergleute die hierauf als Zeugen Er sieht alles durch die Brille des Parteimannes, und deshalb ist vernommen werden, verweigern auf die Frage, ob sie Geld zur unser Ablehnungsantrag durchaus begründet. Wir wollen nicht, Bestechung hergegeben haben, die Antwort, und behaupten, es sei daß uns das Urteil durch einen parteiischen Sachverständigen ge- gesammelt worden zur Unterstüßung Verunglückter, für Witwen, trübt wird. Berteidiger August: Noch nie war ein Ablehnungs- Gruppenbilder und den Marineberein. Staatsanwalt Figge gesuch so loyal begründet wie diejes. Der Zeuge war in feinen richtet hierauf an einen Bergmann Moser folgende Frage: Nach­Aussagen sehr unvorsichtig, aber das ist nicht das wichtigste. Der dem das Redener Unglück im vorigen Jahre passiert war, trafen Zeuge fühlt sich benachteiligt durch das Schmiersystem. Er hat aus Sie in der Grube mit dem Steiger Prendel zusammen und sollen gerechnet, welchen Schaden er erlitten hat, und soll nun Sachver mit ihm ein sehr eigentümliches Gespräch gehabt haben. Sie ständiger sein über ein solches System! Der Sachverständige soll sollen gesagt haben, es gäbe unten in der Grube eine der Helfer des Richters sein. Würde ein Richter über ein System verborgene Stelle, zu Gericht fizzen dürfen, durch das er selbst benachteiligt ist? Man kann ja beinahe sagen, der Zeuge ist Verletzter in diefer Straf­fache. Erster Staatsanwalt Figge: Mir ist vor allem darum zu tun, daß hier ein gerechtes Urteil ergeht. Ich möchte deshalb auch den Anschein vermeiden, als ob hier ein befangener Sachverständiger auftritt, und verzichte auf den Zeugen Müller als Sachverständigen. Damit ist dieser Zwischenfall erledigt.

Alle Beschwerden bei den Obersteigern hätten nichts genügt, man habe ihm immer nur anheim gestellt, auch zu schmieren. Er hätte die Sache längst angezeigt, wenn nicht die Bergleute gebeten hätten, Stillschweigen zu beobachten. Vor zwei Jahren aber habe er die Sache der Bergbehörde unterbreitet. Die Seele des Korruptions­systems sei der Obersteiger Spengler gewesen, der sich allmonatlich von den Bergleuten Geld hätte geben laffen. Die Angeklagte Frau Obersteiger Spengler hab

genaue Listen geführt

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Bergmann Wagner- Hüttigweiler

über die Summen, die von den Bergleuten einkamen. Außerdem habe sie auch genau die Wünsche, die die Bergleute aussprachen, notiert. Die Bergleute, die befürchtet hätten, daß er, Zeuge Müller, die Sache zur Anzeige bringen würde, seien von Frau Spengler beruhigt worden. Frau Spengler habe gesagt, die Bergleute brauchten sich nicht zu fürchten, ihr Mann würde schon dafür sorgen, daß Müller bei der ersten Gelegenheit fliege". Bors.: Sie haben früher sogar gesagt, es feien Sammelstellen für den Obersteiger Spengler vorhanden gewesen.- Zeuge Müller: Ja, befundet, er habe einmal gehört, wie die Wirtsfrau Aloß ausrief: in den verschiedenen Wirtschaften. Es sind in diesen Wirtschaften Die Beamten wollen wohl Fleisch fressen, aber die Bergleute sollen Beträge für den Obersteiger Spengler bis au 600 m. gesammelt es bezahlen! Zeuge Maschinenwerkmeister Biervogel- benplib worden. Borf.: Sie sagten auch früher, daß die Steiger, die sich hält die Frau des Obersteigers Spengler für die Hauptschuldige bestechen ließen, teine Autorität bei den Bergleuten hatten, und des ganzen Bestechungssystems. Sachverständiger Berginspektor daß die Bergleute sich Dreiftigkeiten herausnahmen. Zeuge: Das Herwig: Ist dem Zeugen, der lange Jahre im Saarrevier beschäftigt Gefühl hatte ich allerdings. Borf.: Was wiffen Sie von den ist, bekannt, daß das Kartenspiel angeflagten Steigern? 8euge: Ich weiß, daß die meisten von ihnen über ihre Verhältnisse lebten, ihre Söhne studieren ließen. usw., kura, daß sie mehr Geld ausgegeben haben, als fie recht­mäßig als Steiger vereinnahmt haben konntent.

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Ablehnungsgesuch der Verteidigung.

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Berteidiger Rechtsanwalt Billesen: Nachdem der Zeuge Müller diefe Bekundungen gemacht hat, lehne ich ihn im Namen der ge­famten Berteidigung als Sachverständiger ab. Wir haben nicht gewußt, daß diefer Sachverständige hier als Zeuge auftreten würde. Es ist ganz selbstverständlich, daß, wenn jemand hierher kommt und sich in dieser Weise äußert, er befangen ist. Die Bergberwal­tung hätte uns jemand anders als Sachverständigen hier präſen­tieren müssen. Das ist nicht der richtige Mann, seine Bekundungen beweisen das. Zeuge Fahrsteiger Müller: Ich weise das, was der Verteidiger soeben gesagt hat, ganz energisch zurüd. Ver­teibiger Billefen: Burüdzuweisen gibt es hier nichts. Verteidiger Rechtsanwalt August: Ich bitte, den Zeugen zu fragen, ob er nicht cine ganze Reihe von Beamten als bestechlich verdächtigt hat, die jezt fogar als Zeugen der Staatsanwaltschaft auftreten. Ich führe das als Beweis dafür an, wie ungerecht und leichtfertig jemand verdächtigt werden tann. Beuge Müller: Ich möchte wissen, welche Beamten ich verdächtigt haben soll. Vorf.: Ich stelle fest, daß der Sachverständige Müller nicht von der Bergverwaltung, fondern

Kleines feuilleton.

zwischen Steigern und Bergleuten nur

ein Borwand

ift, um den Steigern Gewinne zuzuschanzen? Es ging nämlich das Gerücht, daß beim Startenspiel zwischen Steigern und Berg­leuten die Steiger gewonnen haben. Der Zeuge bestätigt, daß das die allgemeine Ansicht war.

Wie das Schmiergeld wirkte.

Zeuge Bergmann Weires- Hüttigweiler arbeitete bor   Jahren mit dem Angeklagten Jäder zusammen und wurde einmal von diesem wegen Faulheit zur Rede gestellt. Zeuge fagte darauf dem äder, er hätte ihm gar nichts zu sagen, worauf Jäder ertviberte: Ich werde beim Steiger dafür sorgen, daß Du morgen fortkommst. Tatsächlich wurde Zeuge am anderen Tage in eine verrufene Arbeit gestedt.

In der fortgefeßten Zeugenvernehmung bekundet Zeuge Steiger Boltner

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to Geld für die Steiger niedergelegt werde.- Zeuge Mofer: Davon weiß ich nichts, es muß eine andere Person gewesen sein. Ich unterhielt mich zwar mit zwei Steigern am Tage des Un­glüds darüber, welche Mißstände auf der Grube herrschten, aber Staatsanwalt: Dann werde ich von Geld wurde nichts gesagt. jezt den Zeugen Brendel vernehmen. Zeuge Brendel wird hier­auf aufgerufen. Staatsanwalt: Im vorigen Jahre nach dent Redener Grubenunglück sollen Sie unten in der Grube ein eigentümliches Zusammentreffen init einem Bergmann gehabt haben. Zenge: Es war am Tage des Unglücks. Wir wurden als Wache aufgestellt, weil man befürchtete, es brenne in der Grube weiter. Ein Kollege und ich lösten zwei Steiger ab. Die Steiger sagten: Es scheinen ja auf Grube Neden schöne Geschichten vorzukommen. Wir fragten, wie sie zu dieser Behauptung tämen. Sie antworteten, ein Bergmann   habe ihnen erzählt, daß unter der Erde ein Sammelstelle für den Steiger Hed angelegt sei, an der die Bergleute das Geld niederlegten. Hed habe auf diese Weise einmal 1200 Mart und einmal 800 Mark

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von der Kameradschaft bekommen. Zeuge Mofer wird nochmals vorgerufen. Er gibt nach eindringlicher Ermahnung und Ver­warnung vor dem Meineid zu, daß er es war, der den betreffenden Steigern fagte, es herrschten hier schöne Mißstände, die Steiger. würden bestochen, und er bestreitet lediglich, die Summen an­gegeben zu haben. Nach weiteren Beugenbernehmungen wurden Die Verhandlungen auf morgen( Sonnabend) vertagt. Der Prozeß wird morgen zu Ende gehen.

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Briefkaften der Redaktion.

Die juristische Ebrechstunde findet Lindenstraße Nr. 3, sweitey Sof, britter Eingang. vier Treyven, Fahrstuhl wochentäglich abends von 7 bis 9% br ftatt. Geöffnet 7 Whe Sonnabende beginnt die Sbrechftunde um 6 Uhr. Jeder Anfrage ift ein wird nicht erteilt. Bis zur Beantwortung im Briefkasten können 14 Tage bergehen. Eilige Fragen trage man in der Sprechstunde vor. 2. 3. 40. Verjährung liegt nicht vor. E. P. 10. 1. Leider fa. 2. Früher: der Sohn ist nicht mehr schulpflichtig. B. P. 118. Ein Mann fann erst mit vollendetem 21. Lebensjahre heiraten, bedarf deshalb

Heiligenwald), die Bergleute feiner Partie hätten gefagt, der Buchstabe und eine Zahl als Merkzeichen beizufügen. Briefliche Antwort Obersteiger Spengler habe früher viel getadelt, jetzt gebe aber jedermann und

ba laffe er fie in Ruhe.

schwunden, oder man bat wenigstens verfucht, sie fortzubringen. Die in Beling wohnenden Europäer haben nun einen Aufruf unterzeichnet, der das energischste Vorgehen gegen solche Wandalen berlangt.

Theater.

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stare

Humor und Satire. Die Cholera.

1. Bros

Er tann alles. Der deutsche Posten unterhält sich an der Grenze mit dem russischen: Ihr werdet alle trepieren, da ihr teine Aerate und feine Krankenpflegerinnen habt. Der russische Boften: Die brauchen wir nicht... Der Zar braucht bloß einen ufas zu erlassen, dann tverden alle Soldaten Werzte und alle Kinder­mädchen Krankenpflegerinnen. ( L'Assiette au beurre.)

Der Austausch. Der gar zum Schab von Persien  : Bersuche an Hingerichteten. Aus New York   wird berichtet: An Das heißt europäische Zivilisation unter den wilden Völkern Ich habe Ihnen meine Konstitution überlaffen. Sie schenkten mir fieben zum Tode Berurteilten, die im Singsing- Gefängnis der Hin- des Ditens verbreiten! Im Striege, der fein Krieg fein follte, hat dafür die Cholera. Da beide gleich viel wert sind, sind wir quitt. richtung entgegensehen, will Dr. George F. Shrady, der Toten man die Chinesen nach Noten bestohlen( das war Kriegsrecht, Rache schauer der Stadt Neto York, Verfuche machen, durch die festgestellt für Stettler und dergleichen). Jezt plündert man sie im schönsten - Die gute Gelegenheit. Gespräch zweier hoher Ver­iwerden soll, ob Verbrecher, die durch den elektrischen Strom hin- Frieden. Offenbar zum Zwede, ihnen die Mühe abzunehmen, ihre waltungsbeamter: Es gibt feine günftigere Gelegenheit, um sich zu gerichtet werden, furchtbare Qualen erleiden, bebor fie tot Kunstwaren und Altertümer selber zu bewahren. bereichern, wie' ne Epidemie. Sicherlich. Mein Vorgänger bat find. Dr. Shradh ist fest überzeugt, daß die Hinrichtung sich drei Häufer mit dem Gelde bauen können, das für die Prophy­burch eine unmenschliche Grausamkeit Elektrizität ift. Er lage bestimmt war. behauptet, daß die elektrischen Schläge nicht den Tod Schiller Theater Charlottenburg: Der Graf herbeiführen, bei der Seftion und daß dieser erst burch von Charolais  " von Richard Beer Hofmann  . Das Radikalturen gegen die Cholera. die Aerzte eintritt. Nach seiner Meinung ist es in fast allen Trauerspiel des Wiener Beer- Hofinann wurde bei feiner Erstaufgefflonen, um die himmlische Gnade anzuflehen; 2. Judenpogroms. Fällen möglich, Personen, die dem elektrischen Strom im führung vor vier Jahren in dem damals von Reinhardt geleiteten Wer zahlt die 8ibilliste? Der Bar: Und wenn Singfing- Gefängnis unterworfen wurden, wieder zu beleben, und er Neuen Theater mit ungewöhnlich starkem Beifall aufgenommen. führte an, daß in einigen Fällen, in denen diefe Wiederbelebung Auch die Kritit fand viel Lobens-, ja Bewunderungswürdiges darin. Rußland sich entvölkert, tver wird meine Zivilliste bezahlen? tatsächlich stattgefunden hat, die Perfonen grausige Schilderungen Hätte die Begeisterung recht gehabt, wäre das Werf, das feine Stolypin  : Majestät, wir werden eine Steuer auf die Desinfektions­mittel legen. des Todestampfes bei Anwendung der Elektrizität geben. Ein Fall Motive einem englischen Drama aus der Shakespearezeit entnahm, ist zu seiner Kenntnis gekommen, in dem ein Verbrecher, ein mehr als ein eigenartiges literarhistorisches Experiment, besäße es gewisser W. G. Taylor, nach dem elektrischen Schlag wieder den Reichtum, den man in ihm zu findest glaubte, so mußte es die zu sich fam und dann durch Chloroform getötet wurde, in- Probe eines Wiedersehens bestehen und noch durch fie gewinnen. dem bie Aerzte ihn niederhielten, während das Be- Wer in folchen Erwartungen die Vorstellung besuchte, wird, ohne daß täubungsmittel angewandt wurde. In dem Fall eines er die Darsteller dafür verantwortlich machen könnte, arg enttäuscht gewiffen William Kemmler wurde der Körper, nachdem der erste gewesen sein. Mit dem Reiz des Ueberraschenden haben die Züge des Schlag teine tödliche Wirkung getan, das zweite Mal grauenhaft Bildes auch den größten Teil des Interesses eingebüßt, und der endlos verbrannt, und selbst dann noch zeigte er Lebenszeichen, als die fließende Strom der Verse spannt beim zweiten Hören die Geduld Aerzte das Gehirn fezierten. Den bevorstehenden Hinrichtungen vill geradezu auf eine Folter. Nur in dem zweiten Afte, der den ver­Dr. Shrady nun beiwohnen und nachdem die Delinquenten von den liebt- fofetten Sinn des jugendlichen Philipp und das innig- zarte Gerichtsbehörden für tot erklärt sind, will er Versuche an ihnen Verhältnis des greifen Rochfort zu seiner Tochter beleuchtet, führt-Im Kaiser Friedrich Museum wurden im Saul machen, um zu zeigen, daß sie wiederbelebt werden können. Wenn diese breit ausmalende Sprache in intimere psychologische Beziehungen 50 eine Reihe Neuerwerbungen franzöfifcher und englischer Malerei ihm dies gelingt, so wird die wahrscheinliche Folge die Abschaffung hinein. In fast allen anderen Szenen erscheint fie ungeachtet so aus dem 18. Jahrhundert eingereiht, darunter ein wundervoll toniges der elektrischen Hinrichtung im Staate New York   fein. mancher lyrischen Schönheit als unnüz hemmender Ballast. Die Stilleben von J. S. Chardin  , der bisher nicht vertreten war. Handlung selbst entbehrt durchaus organischer Geschlossenheit. Die Ein Landschaftsbild des englischen Malers Richard Wilson und Völker Asiens   wahret eure heiligsten Güter. Eine starke Gr- Trauer des Grafen um den toten Vater, dessen Leiche die Gläubiger zwei Porträts von dem aus Deutschland   stammenden, aber in Eng­bitterung Herricht unter den gebildeten Chinesen und den in China   im Schuldturm verwahrt halten, die Gerichtsverhandlung, die Ber- land aktlimatisierten Joh. 8 offang bereichern die englische Ab­heimisch gewordenen Europäern über den unerhörten Vandalismus, lobung des Jünglings mit der Tochter feines gütigen Richters, teilung. Sen sich europäische Touristen in den nördlichen Provinzen des alles, wovon der erste Teil des Dramas handelt, ist für Himmlischen Reiches erlaubt haben. Die Barbarei ist soweit den zweiten: die Ehebruchsgeschichte im Haufe des jung Ber gegangen, daß im legten Jahre mehrere der berühmtesten und mählten und die grause Rache so gut wie belanglos. Nur der Zufall wertvollsten Denkmäler schwer beschädigt worden sind. Die verbindet beides.. Steinfiguren an den berühmten Gräbern der Ming Dynastie   Die Darstellung, so wenig sie sich selbstverständlich mit der des haben schwer gelitten, selbst der heilige Bezirk um den Neuen Theaters messen fonnte, hielt sich auf anständiger Höhe. Necht Himmelstempel zu Pefing ist nicht verschont geblieben. gut waren herr Gerhard in der Rolle des Grafen, Bategg in Die Reliefs an der Basis des großartigen Marmorgrabes ber des twürdigen alten Rochfort. In zweiter Reihe wäre die im gelben Tempel find teilweise ganz zerstört. Der Ta- Kaotien- Desirée des Fräulein König, Berneders Hauptmann Romont, Tempel in Pefing ist jüngst für alle Besucher geschlossen worden, Idors Philipp und Wirths fupplerischer Herbergsvater zu weil auch hier die Fremden in unverantwortlicher Weise die Dent- erwähnen. Der Applaus bekundete den guten Willen zur Respekts­mäler beschädigten. Vielfach find wertvolle Kunstaegenstände ver- i bezeuguna, nicht mehr, dt

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Notizen.

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- Die Bayreuther Festspiele   sollen vom nächsten Jahre an bis zum Ablaufe der Schußfrist für Parsival"( 1913) jährlich stattfinden. Das deutsche Volf, für die sie bekanntlich bestimmt sind, wird aber nach wie vor es den einheimischen und besonders den ausländischen Millionären überlassen, sie zu besuchen. - Die leberentwidelung der Photographien: Ein englischer Ingenieur hat eine Borrichtung erfunden, die beim zweiten Entwickelungsstadium einer Photographie selbsttätig ben Augenblid anzeigt, wo die Konturen des Bildes fichtbar werden. Der Apparat stellt ein kompliziertes Uhrtverf dar, das durch ein Wlarmzeichen diesen Augenblid zu erkennen gibt.