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Nr. 251. 25. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonntag, 25. Oktober 1908.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

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Berlin  , 24. Oftober 1908. Auf der Steuersuche. Nebereinstimmung auf agrarischer Grund­lage. Gesellschaftssteuer. Hampf gegen Konfumvereine.. Heuchlerische Argumentation. Zunahme her indirekten Steuern. Leistung pro Kopf.

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21

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Attien- und Augenbesitzer nicht an Dividenden erhält, das hat er sicher in der Hand in dem gestiegenen Verkaufswert seines Bapieres. Gr fann den nicht ausgezahlten Gewinn jeden Tag realisieren. Selbstverständlich wird der Käufer eines Papieres, dessen Kurs über dem Nominalwert sich hält, die Verzinsung seines Anlage­tapitals nach dem Preis des Papieres und nicht nach dem Nominal­wert berechnen. Aber diese Berechnung kann nicht der Volkswirt fich zu eigen machen, der die Rentabilität des Unternehmens fest­stellen will. Der Kursgewinn floß ja nicht dem Unternehmen zu, 1878 104,3 sondern den zufälligen Aftienverfäufern, und der Ermittelung der Rentabilität tann lediglich das wirklich eingezahlte Kapital gu- 1880 168,4 grunde gelegt werden. Die Belege des genannten Blattes beweisen gerade, daß es ein Unding ist, Rentabilitäsberechnungen mechanisch 1882 nach den Börsenwerten der Papiere aufstellen zu wollen.

1879 139,3

1883

Summe der Bölle und Lebensmittel fteuern

in millionen Mark

0,8

41,0 35,4 38,4 15,4

235

0,9

45,9 35,9 37,8 15,3

275

1,3

28,0 36,6 36,3 15,9

286

1881 187,5

6,6

70,7 36,7

36,2 16,0

354

191,5 195,0

11,3

46,1 37,8 38,5 16,6

342

7,6

87,8 37,9

36,5 17,7

332

8,4 10,1

32,4 38,7

40,7 18,6

852

18,0 38,7

37,6 18,3

843

-9,6

15,0 39,5

36,2 19,8

358

10,5

15,3 39,7

43,7 20,8

888

10,8

10,1

99,6 9,4 41,3 52,1 40,6 109,5

22,0

471

24,5

587

11,0

58,5 42,0 120,4

249

625

11,5

64,9 42,9 118,8

24,8

641

11,3

65,5 42,6 115,6

25,0

620

10,9

71,0 43,7 119,3 25,8

607

11,3

80,4 44,5 117,6

25,5

642

383,2

10,9

80,5 45,5 118,3

27,4

661

11,3

93,2 46,9 117,1 28,0

780

12,1

84,3 47.8 118,7 29,7

788

12,4

12,0 12,0

96,7 104,7 48,8 126,8

47,2 119,3

80,1

781

80,9

785

123,5 49,6 125,0

81,5

807

12,3

106,2 49,1 126,8

31,0

820

12,0 11,2 101,9 52,3 112,2 29,8 10,9 128,3 51,5 119,6 30,0 12,2 112,9 52,6 112,4 81,4

98,2 49,4 123,2

29,1

810

816

830

947

9,9 138,4 55,8 116,1 46,1 6,7 11,1 138,6 55,3 116,9 51,7 11,5

930

441,0

489,9 625,8 557,0 600,3

Der Reichssteuersucher ist nich solo geblieben; Preußens Finanzminister wetteifert mit ihm in der Sucht, dem Bolte die Tajchen zu erleichtern. Das Duett der Herren Sydow und Rhein­baben ist leider ausgesprochen agrarisch gestimmt, agrarisch im Tegt und agrarisch in der Vertanung. Beider Spiel laßt deutlich das Streben erkennen: nichts den Bündlern zuleide, ihnen alles aur Das Gesellschaftssteuergeses hat aber auch einen voltsfeind- 1884 213,1 Freude! Ob das Dekorationsstüd des geplanten Rachlaßsteuer lichen Hafen. Es sollen nämlich auch die Konsumvereine ge- 1885 220,7 Diese sind aber gar keine Erwerbsgesell- 1886 238,0 gesetzes überhaupt feinen Blag im Steuerbutett behaupten wird, troffen werden. fann füglich noch bezweifelt werben. Wenn doch, dann jedenfalls schaften. Die von Konsumvereinen gezahlten Rabatte ftellen 1887 257,7 in einer Form, daß es die Agrarier nicht schmerzt. Das Ende vom feinen gewerblichen Gewinn dar, es ist vielmehr lediglich 1888 288,0 Liede wird sein: erhebliche Bermehrung der indirekten Steuern, eine Ersparung des Händlerprofits. Die Konsumbereine be 1889 349,9 der Abgaben auf Lebensmittel und dazu Placereien für Industrie zahlen natürlich die zum Betriebe erforderlichen Personen; 1890 368,3 sie bringen die Waren aber doch nicht teurer, im Gegen 1891 378,5 und Handel. natürlich ohne Buftimmung der teil durchschnittlich billiger zum Verkauf als die Händler. 1892 860,0 Der zuerst im Vorwärts" Regierung beröffentlichte Gefeßentwurf einer Reichs- Licht- Wenn dabei am Jahresschluß ein über die zur Deckung der Ge 1893 336,6 und Kraftsteuer mutet an wie ein beabsichtigtes Attentat gegen schäftsuntosten erforderlichen Mittel hinausgehender Ueberschuß 1894 362,7 gewerbliche Entwidelung. Waß solche Steuerprojette in dieser Zeit verbleibt, der an die Mitglieder zurückgezahlt wird, dann ist der 1895 der wirtschaftlichen Depression nicht belebend wirten fönnen, liegt Rabatt eben nichts anderes als die Rüdzahlung eines zur Vor- 1896 433,7 auf der Hand. Dazu fommt nun noch die geplante preußische Geficht erhobenen Aufgeldes. Wenn man dem Händler solches Auf- 1897 sellschaftsteuer. Durch diese soll das Reineinkommen der Aktien geld besteuert, so hat das einen Sinn, denn bei ihm ist es Ge- 1898 475,8 gesellschaften, Gewerkschaften und Konsumbereine getroffen werden. winn, der über das zur Fristung der Existenz erforderliche Ein 1899 461,8 Mit dieser Steuer, soweit fie das arbeitslose Einkommen kommen hinausgeht. Natürlich darf man da nicht den individuellen 1900 465,8 treffen soll und wirklich trifft, sind wir grundsäßlich einverstanden. Maßstab anlegen. Unbestreitbar gibt es tausende fleine Eriftengen, 1901 494.4 Auch mit der Progression der Steuer, nach der Summe des die sich kaum von einem Tage zum anderen Tage durchschlagen 1902 497,6 Reingewinnes und des tatsächlich eingezahlten Kapitals, tann man tönnen. Aber ihr Kampf ums Dasein hat Ursachen, die abseits der 1903 508,3 grundsäßlich fich einverstanden erklären. Das Organ der In- allgemeinen volkswirtschaftlichen Interessen stehen. Kapitalmangel, 1904 dustriellen in Rheinland- Westfalen  , die Rhein.- Westf. Zeitung", beschränkter Umsatz, hohe Ladenmiete usw. fressen einen Löwen- 1905 glaubt den in Aussicht genommenen Modus der Staffelung der anteil des Aufgeldes. Die Konsumbereine beweisen, daß durch die 1906 Steuer darum anfechten zu tönnen, weil in vielen Fällen das ein- Bersplitterung des Handels und unwirtschaftliche Betriebsweise viel gezahlte Sapital und der Verkaufswert des respektiven Unter. Arbeitskraft nublos verschwendet wird. Hier sehen die Konsumenten- 1908 667,0 nehmens sehr start differieren. Zum Beweise für seine Ansicht gibt organisationen mit der einzig vernünftigen Sparmethode ein, näm­das Blati folgende Belege: lich der, Arbeitskraft und Unkosten zu ersparen. Und dafür sollen fie nun bestraft werden. Der bedrängte Händler betrachtet natür lich alle Verhältnisse durch seine individuelle Interessenbrille und fordert von der Regierung nach agrarischem Muster Schutzmaß­nahmen. Dem Drängen der Mittelständler entsprechend, sucht die Jn 30 Jahren hat fich die Steuerfumme mehr als verdreifacht. Regierung den Konsumvereinen das Leben schwer zu machen. Die Mitglieder der Konsumvereine sollen nun zweifach indirekte Steuer Und nun sollen die Abgaben noch weiter erhöht werden. So wollen es auf Lebensmittel zahlen: einmal durch den Zoll und die allgemeine die edlen Volte freunde im Staate der Gottesfurcht und frommen Steuer auf verschiedene Produkte, dann noch extra bei der Ent- Sitte. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß die Steuerscheuen nahme der Waren aus der Verkaufsstelle. Die absolute Höhe des nicht nur die Lasten auf andere Schultern wälzen, diese müssen Rabatts richtet sich nach der für Lebensmittel ausgegebenen Summe; an jene auch himderte Millionen mehr für Lebensmittel zahlen, da ie mehr Ware jemand entnimmt, desto höher ist die Steuersumme, infolge der Zölle die Preise im Inlande künstlich verteuert werden. die auf seinen Anteil entfällt. Der arme Teufel, der fast sein Daß Nachlässe bis 20 000 m. steuerfrei bleiben sollen, erklären die ganzes Einkommen für Lebensmittel aufwenden muß, ist wiederum Verteidiger und Schüßer idealer Güter als wertlos, denn das sei nichts. bas am meisten belastete Steuerobjekt. Und diese Steuerpolitik Der christlichen Familie Grundlage wird nach der Behauptung der Säulen der Religion erschüttert, wenn die trauernden wird als gerecht, christlich und idealistisch firmiert. Hinterbliebenen mehr als 20 000 Mark Nachlaßwert ein paar Pfennige Steuern zahlen sollen. Um die christliche Religion zu erhalten, um die Heiligkeit der Familie nicht zu ge fährden, um die heiligen Güter der Nation nicht in Gefahr au bringen, sollen die Enterbten mit einigen hundert Millionen neuer indirefter Steuern bepact, die Erben großer Vermögen aber ver­idont bleiben. So stellen Brot und Fleischwucherer und die Brüder in Chrifto beim Zentrum sich die göttliche Weltordnung vor.

Als Grundkapital gilt, sagt der Entwurf, die Summe der. jenigen Gemertenbeiträge, die für den Erwerb, die Anlage, Ein. richtung und Erweiterung des im Betrieb befindlichen Berg­merts entrichtet sind. Diese Summen find im einzelnen bei einem Bergwerksbetrieb außerordentlich schwer zu figieren. Als Grundfapital im Sinne des Gefeßentivurfes würde z. B. wohl für das Bergwert Graf Bismard die Summe von 3 250 000 m. gelten, die von den Gewerken insgesamt als Bubuße eingefordert wurden, während die börsenmäßige Wertbemessung des Berg­werks heute 75 bis 78 Millionen Marf ausmacht. Die Gewerten des Kalibergwertes Hercynia brachten 2,6 Millionen Mart ins. gesamt auf, bezahlt wurden später vom Staat für das Bergwert

36 Millionen Mart!"

Sind hier die Beispiele auch traß gewählt, sehr große Diffe­renzen zwischen eingezahltem Rapital und Börsenwert ergeben sich tatsächlich bei einer großen Reihe Unternehmen. Der höhere innere Wert, der seine Ursache hat in Erweiterungsbauten usw., die aus Betriebseinnahmen gedeckt wurden, ist nichts anderes als auf­gespeicherter Gewinn, der nicht zur Auszahlung gelangte, sondern werbend im Unternehmen Anlage fand. Daß solcher Gewinn nicht besteuert werden soll, ist eine durch nichts gerechtfertigte Forde rung. Die innere Wertsteigerung eines Unternehmens spricht doch befonders ausdrucksvoll für deffen gute Rentabilität. Was der

In

Und diese Projekte finden die Zustimmung der Agrarier und des Zentrums. Schon haben diese Bolksfreunde dem arbeitenden Wolfe gewaltige Lasten aufgebürdet, und wollen nun neue Be­schwerniffe zu den alten wälzen. Das Anschwellen der indirekten Steuern illustriert nachfolgende Tabelle. Sie enthält die Reichs einnahmen aus Zöllen und Steuern auf Lebensmittel, bis zum Jahre 1907 nach den Abrechnungsergebnissen, für 1907 und 1908 nach den Etatsansäßen:

Muster an jedermann franko!

1907

985 11,3 141,4 57,2 116,8| 55,3 14,3| 1063 In welcher Weise diese indirekten Steuern gestiegen sind, zeigt folgende Zusammenstellung. Pro Kopf der Bevölkerung mußte bow den obigen Lasten aufgebracht werden:

Jahr 1878 1888 1893 1898 1903 1908 Mart 5,3 9,8 11,9 14,3 18,7 16,9

bon

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