# ZMttsKg. 29. mUhtt 1908.Mgeoränetenkaus.t. Sitzung. Mittwoch, den 2S. Oktober 1Ok)9,vormittags 11 Uhr.Am Mimstertische: Frhr. v. Rheinbaben.Auf der Tagesordnung sieht zunächst dieerste Beratung des LehrerbesoldungSgesetzeZ.Abg. v. Dittfurth(I.): Eine Aufbesserung der Lehrerbesoldungwar eine dringende Notwendigkeit geworden, da die jetzige Art derBesoldungen eine der wesentlichsten Ursachen der Landflucht derLehrer war. Es ist zu begrügen, dah die neue Vorlage die länd-lichen Lehrer den städtischen ungefähr gleich stellt. Ein Einheits-gehalt in Stadt und Land muß unser Ziel sein. Dann werden wirauch eine bodenständige Lehrerschaft auf dem Lande erhalten.Abg. Glattfelter(Z.): Wir halten die Aufbesserung der Lehrer-tlnd Lehrerinnengehälter, wie sie die Vorlage vorsieht, nicht fürausreichend. Wir müsien endlich dafür sorgen, dasi die Volks-schule Ruhe bekommt. Auch die Wartezeit der Lehrer sollte herab-gesetzt werden.Abg. Schiffer(natl.): Wir heißen grundsätzlich eineGleich st ellung aller Lehrer in Stadt und Landgut. Leicht ist uns diese Entschließung nicht geworden, da sieim Gegensatz zu der ganzen bisherigen EntWickelung steht. Aberwir sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Verhältnissesich so verändert haben, daß eine liefgreifende Umgestaltungder BesoldungSverbältnisse uotwendig geworden ist. DieKommune muß die Trägerin deS Schulunterrichts bleiben. Aber dieTätigkeit des Lehrers erfolgt im Interesse des Staates: deshalbmuß der Staat alle Lehrer gleichstellen. Macht man die Kreise undeventuell weitere Kommunalverbände zu Trägern der Schullasten,dann wird das ohne größere Belastung des Staates möglich sein.Tie Forderung der Lehrer, mit den Sekretären der Verwaltunggleichgestellt zu werden, ein AnfangSgehalt von IS 00 M. istdurchaus berechtigt. Freilich dein Staate darf man diese Mehr-ausgäbe von 70 Millionen nicht auferlegen, wir werden andere Wegesuchen müssen. Wir vertreten weder Landlehrer noch Stadtlehrer, sonderndie gesamte Lehrerschaft.<Lebhaftcr Beifall bei den Nationalliberalen.)Die Vorlage beseitigt die Landflucht der Lehrer nicht, ein Drittel,wenn nicht zwei Drittel aller Lehrer sollen erhöhte Bezüge bekommen,ist das Gleichstellung? Das ist doch die Schaffung einer Ausnahme-stellung für die Mehrheit der Lehrer. Darauf können wir uns nichteinlassen. Man hätte bei der Vorbereitung dieser Vorlage die Lehrer-schaff mehr hören sollen. Ich schließe mit dein Worte unseres ver-eivigten Kardorff: die Volksschule muß politisch neutralisiert werden.(Lebhafter Beifall und Händeklatschen bei den Nationalltberalen.)Präsident v. Kröcher: Das Händeklatschen ist im Parlament ganzetwas Neues.(Heiterkeit.)Ministerialdirektor Schwartzkopff: Herr Schiffer hat selbst zu-gegeben, daß sein Ideal von 1800 Mark Anfangsgchalt für heutenicht zu erreichen ist. Mit diesem Wechsel auf die Zuffmftist uns hier aber wenig geholfen, es kommt darauf an, was jetztzu leisten möglich ist. Herr Schiffer steht auf dem Stand-punkte des gegenwärtigen Systems: gesetzlich oktroyierteMindestgehälter und im übrigen freie Beioegungen der Ge-rneinden. Die Vertreter der anderen Parteien wünschen dagegenfür jetzt ein EinheitSgehalt für Stadt und Land. Zwischen dielenbeiden Strömungen hat die Regierung zu vermitteln gesucht, indemsie die Miitdestgehälter nach Möglichkeit erhöht hat und für dieBewegungsfreiheit der Gemeinden nur eine gewisse Grenze fest«gelegt hat. Ein allen Interessen gerecht werdendes Lehrerbesoldungs-gesey ist eine Unmöglichkeit, wir müssen uns aus einer mittlerenLinie bewegen. Den Wünschen der Lehrer nach einem Einheits-gehalt steht gegenüber der Wunsch der Gemeinden nachfreier Bewegungsmöglichkcit. Die StaatSrcgierung schätztdurchaus die Selbstverwaltung der Gemeinden, sie weiß, was siedieser Selbstverwaltung zu danken hat. ES besteht aber auch eingewiffeS Bedürfflis nach Ruhe auf dem Gebiete der Lehrerbesoldungs-frage. Zwischen diesen Interessen muß vermittelt werden. FürOkicoyierung von Mindestgehältern ist ja auch Herr Schiffer. Anderer-seit» ist es klar, daß der Staat auch das Recht haben muß, bei derFestsetzung der Höchstgehälter durch die Gemeinden regulierend ein-zugreifen. Die Regelung der Vorlage kommt allen Interessen ambesten entgegen. Die Erhöhung deS Grundgehalts aus 1350 bis3150 Mark ist zweifellos sehr erheblich und ist gerade mit Rücksichtauch auf die westlichen Gemeinden gewährt worden.Kleines fcuUlcton.Eigenartige Bilder vom Frmienlebea in Bosnien zeichnet eineenglische Bevbachterin. die lange Zeit in Mostar und Serajewo ge-weilt hat. Die Kleidung der Frauen legt mehr Wert auf Prunkund Farbenpracht als auf Bequemlichkeit. Sie tragen auch in derheißesten Jahreszeit ein schweres schwarzes Uebergewand, deffenAermel lose herabhängen. Dazu tragen sie eine düster aussehendeund wenig kleidsame Kapuze, die das Gesicht beschattet. Außerdemsind die Züge aber beim Ausgehen noch mit dem Iaschmak,einem dichten Schleier bedeckt, in dem sich bisweilen einSchlitz für die Augen befindet, häufiger aber gar keineOeffnung ist. sodaß die Frauen nur sehr wenig Luft einatmenkönnen. Die mohammedanischen Frauen sind zumeist gebildeter undfoitgeschrittener als ihre christlichen Schwestern. Der.Harem", indem die moderne Türkin ihr Leben verbringt, unterscheidetsich nicht allzusehr von dem„Heim" einer europäischenDame, denn die Vielweiberei hat fast völlig aufgehört.Solch ein„Harem" ist einfach nur die Abteilung des Hauses, inder die Gattin, ihre weiblichen Verwandten und ihre Dienerinnensich aufhalten. Nur die Gesetze, die die Verhüllung vorfremden Männern befehlen, werden noch streng gehalten und dieFrau darf, nachdem sie den Schleier als heraubliihendes Mädchenerhalten hat, sich keinem Manne mehr unverschleiert zeigen; auchihr Gatte steht erst ihr Gesicht nach der Heirat. Die Frauen tragenin Mostar türkische Kleidung; die Herrin deS Hauses erscheint miteiner kleinen Krone über der Stirn als Zeichen ihrer Würde. Siesprechen meist nur ihre Muttersprache und verstehen keinDeutsch. In Serajewo ist. der europäische Einfluß vielstärker als in Mostar, obwohl eS etwa acht bis zehn Stundenweiter östlich liegt. Die mohammedanischen Frauen erscheinen inhellerer Kleidung, häufig ganz in weiß: mit der dunklen Trachthaben sie nicht selten auch den Schleier abgelegt. In dem türkischenViertel der Stadt tummeln sich die jungen Mädchen, die oft vonwilder exotischer Schönheit sind, frei umher, und durch die kleinenLöcher in den Mauern der Frauenhäuser leuchten dunkle großeAugen neugierig hervor. Doch im ganze» überwiegt das christlicheElement; man sieht häufig die Nationalkostüme der Bäuerinnen, diesich in ihrem bunten Schmuck so deutlich von der türkischen Kleidungabheben.Die Cholera in Bengalen. Indien hat im vorigen Jahre unterder Cholera ganz besonders zu leide» gehabt. In diesem Jahrewar nach einem amtlichen SanitätLberlcht für Bengalen die Cholera-sterblichkcit größer als seit vielen Jahren mit Ausnahme des bc-rüchtigtcn Jahreö 1000. Die Zahl der Todesfälle stieg auf 206 000,ivogegen der Durchschnitt in den füns Jahren 1002—1906 nur130 OOO betragen hatte. Die Ursache ist einesteils sin schlechtenTrinlwaffer zu suchen und anderenteils in der Steigerung der Reis-preise, die die ärmeren Schichten vielfach zum Genuß minderwertigerNahrung zwang. In einzelnen Bezirken wurden die unhygienischenAbg. Frhr. v. Zedlitz(fk.): Die Borlage ist zweifellos für dieEntwickclung unserer ganzen Lolksschule von entscheidender Bc-deutung. Es fragt sich, ob wir aus dem bisher beschrittenen ab-schüssigen Wege fortschreiten sollen. Die jetzt Vorbandeue bellageus-werte Ungleichheit der Lehrergehälter aus dem Lande und in den großenStädten wird leider durch die Vorlage verewigt. Die Motive derLandflucht der Lehrer werden noch verschärft werden, wenn alleLehrer in Städten über 25 000 Einwohner 200—750 M. Zulage er-halten. Dadurch werden die Lehrer in kleinen Städten und aufdem Lande zu Lehrern zweiter Klaffe degradiert.(Sehr richtig?rechts.) Ander« ist der Unterricht in den Großstädten;zweifellos schwieriger ist er aber unbedingt in denein- und zweiklasfigen Schulen.(Sehr richtig! rechts.)Nur bei ganz dringendem Bedürfnis dürfte vondem Normalgehalt abgewichen werden. Freilichmüssen dann die Sätze des Einheusgehaltes so hoch bemessen werden.daß ein Bedürfnis zu ihrer Erhöhung nur in ganz seltenen Fällenanzuerkennen ist. Die Lehrer müssen svwohl auS pekuniären wieaus StandeSintereffen jede Gehaltsregelung ablehnen, die sie in dieKlaffe der Unlerbcamten einreiht; sie müsien vielmehr den mittlerenBeamten gleichgestellt werden. Wir legen das Schwergewicht nichtsowohl auf das Grundgehalt als auf die Alterszulagen, die besondersfür die mittleren Jahre erhöht werden müssen. ES empfiehltsich die Bildung von Zweckvcrbänden. um die Interessen der leistungs-stärkeren und leistungsschwächeren Gemeinden auszugleichen. Bertinwürde dabei etwa mit dem brandenburgischen Provinzialverbandeinen Zweckverband zu bilden haben. ES ist ein neuer Weg, denwir vorschlagen, aber nur auf diese Weise kann verhütet werden.daß die Schulen auf dem platten Lande degenerieren.(Bravo! beiden Freikouservativen.)Abg. Cassel(frs. Vp.): Tie große Mehrheit der Volksschul-lehrer ist durch die Vorlage schwer getäuscht. Wir werden alle Be-strebungen, das Grundgehalt sowie die Älterßzulagen nach Möglicb-keit zu erhöhen, energisch unterstützen. Der Herr Ministerialdirektor hat sehr anerkennende Worte für die Selbst-Verwaltung der Städte gesunden. Wir wissen ja, daßsolchen schönen Worten meist keine Taten folgen. Imübrigen ist doch die Selbstverwaltung in Preußen für die Städteüber 25 000 Einwohner gegeben worden. Die Leistungsfähigkeitder Städte richtet sich auch keineswegs immer nur nach der Ein-wohnerzahl; auch in kleineren Städten kann die Erhöhung derNormalgehälter sehr wohl notwendig und möglich sein. Nach einerStatistik des preußischen Lchrervereins würde sich nach diesem Gesetzdas Gehalt der Lehrer in Städten von unter 25 000 Einwohnernin über 300 Fällen erniedrigen.(Hört I hört! links.)Gewiß kann den jetzt angestellten Lehrern das Gehalt nicht verkürztwerden, aber es ist ein unhaltbarer Zustand, wenn die neu an-zustellenden Lehrer mit noch niedrigeren Sätzen zu rechnen haben,als die jetzt angestellten. Die Bremsbestimmungen muffen be-seitigt werden. Eventuell müssen die Sätze, welche vorgesehen sind,erhöht werden. Auf alle Fälle muß den Gemeinden das Rechtgewahrt werden, die Gehälter zu erhöhen.(Sehr richtig! links.)Tie Vorlage verstößt gegen den Artikel 25 der Verfassung. Wirfind durchaus keine unbedingten Gegner eines zukünftigen Ein-heitsgehaltcS. Wenn aber das Einheitsgehalt, wie eö die Borlagevorsieht, bemessen werden soll nach dem Gehalt der Assistenten,so ist daS doch nur höhnisch aufzufassen. Nur, weil ein Einheit«-geholt in angemessener Höhe jetzt auS finanziellen Gründen nichterreichbar ist, bekämpfen wir die Vorlage. Die Vorlage trägt einendurch und durch agrarischen Charakter.(Gelächterrechts.) Mit diesem Gesetz kann Preußen moralische Eroberungennicht machen.(Beifall links.) �DaS Haus vertagt sich.Nächste Sitzung Donnerstag 10 Uhr(LehrcrbesoldungSgefetz).Schluß Uhr.Die sechste Konferenz des ügitations-bezirk; Frankfurt a. Iii.Dm Sonnabend und Sonntag tagte im Gcwcrkschaftshausc zuWiesbaden die Konferenz der 13 Reichstagswahlkreise, die demAgitationSbczirk Frankfurt a. M. angeschlossen sind Mit den Mit-gliedern des AgitationskomiteeS, den OteichstagSabgeordncten und-Kandidaten der Kreise waren insgesamt 102 Vertreter, darunterauch S weibliche Delegierte, anwesend. Der Parteivorstand hattezum erstenmal einen Vertreter entsandt und den GenossenZustände noch durch Ucberschwemmungen verschlimmert. Die EpidemieM, wie dies so häufig geschieht, durch heimkehrende Pilgereingeschleppt worden. Sie trat in einer überaus schweren Formauf und wurde durch die Flucht der Einwohner vor dem heran«nabenden Würgengel in allerkürzester Zeit über weite Gebiete hinverschlepvt. Die Arbeit der Sanitätsbehörden wird ganz außer-ordeinlia) durch die unausrottbare Gewohnheit der Eingeborenen,das Wasser beliebiger Tümpel zu trinken, erschwert. Der Regenschioenunt in all diese stehenden Gewässer Jnfektionsstoffe hinaus,und es ist vollkommen unmöglich, ihr Wasser zu reinigen. An dieDeSinseknon der Brunnen mit Kaliumpermanganat hat daSBoll sich allmählich gewöhnt, jedoch nur in den Städten,während es auf dem flachen Lande, abgesehen von demUnverstände der Ansässigen. unmöglich ist, die vereinzeltenBrunnen zu übersehen. Einer der gefährlichsten Cholera-Herde in Bengalen ist die Stadt Puri, weil sie da» Ziel zahlreicherWallfahrtSzügc bildet. Die Eisenbahn hat die„Pilgersaison" aufdas ganze Jahr ausgedehnt, wodurch die Gefahr noch zugenommenhat. Das nächste, waS zu tun wäre, ist die Anlage einer gesundenWasserleitung. Der Plan dazu ist auch von der Verwaltung derProvinz unter Bewilligung namhafter Geldmittel ausgearbeitetworden. Außerdem aber ist es nicht allein die schlechte Qualität derNahrungsmittel, sondern auch der Mangel daran, der die Leute soweit herunterbringt, daß ihre Widerstandsfähigkeit gegen Er-krankung stark herabgesetzt wird. Die diesjährige gute Erntewird hoffentlich dazu beitragen, die Schrecken der Cholera zumildern.Bon den Verirrungen der Mode. Die„eleganten Damen".die, den heiligen Geboten der jüngsten Mode folgend, das Gewand.das ihren Leib deckt, so knapp als möglich gestalten und auf einMinimum reduzieren, dürfen nicht etwa glauben, daß das,was sie da machen, etwas Neues sei. Ein Mitarbeiter drL„Journal des Debats" unterzieht sich der Ausgabe, ihnen dieseIllusion zu rauben. Die Neigung, den weiblichen Körper auf dieForm eines spärlich bekleideten Rohrjtockcs zu dringen, ist wirklichnicht neu: blühte sie doch schon im zwölften und im dreizehntenJahrhundert. Die modernen Futterale. t)ic sich Roben nennen,haben eine auffallende Aehnlichkeit mit den Kleidern gewisserStatuen, die man an alten Kirchenportalcn findet. Die heiligenFrauen und die Königinnen, die hier stehen, stecken auch in solcheneng anliegenden Scheiden, die mehr entkleiden als bekleiden: manerkennt eigentlich nur an gewissen kleinen Falten, daß das Fleischbekleidet ist. Um noch enger anliegende Kleider zu finden, mußman bis zu den famosen..Mcrveilleuses" der Directoirc-Zeit, diealle Gelüste der Erben der französischen Revolution entfesselte,hinab- oder hinansteigcn. Damals saßen die Kleider so knapp undso prall, daß sich nicht einmal Taschen anbringen flößen; und dasolch ein Kleid bei der ersten besten Gelegenheit platzen konnte.trug man auch nicht mehr, wie früher, die kleinen Geldbörsen unddie Taschentücher in der Hand. Die kleinen Maroquinbörsensteckte man einfach in des Busens Falten— von wo man fie, wennman sie brauchte, von galanter Hand herausholen ließ; dasMüller delegiert. Den gedruckt vorliegenden Jahres«b e r i ch t erläuterte Brovinzialsekretär Rudolph. Nach demBericht beträgt die Zahl der organisierten Genossen 14196,gegenüber 14 615 am 30. Juni 1007. Der Mitgliederstand gingalso in der Berichtszcit um 4l0 zurück. Der Grund dieses Rück-ganges wird in der Wirtschafiskrisis gegeben. Die Zahl derorganisierten Genossinnen stieg von 850 aus rund 900.Die Gcnieindcvcrtreierwaylen für Hessen-Nassau brachten fürdie Kandidaten der Sozialdemokratie über 5000 Stimmen. Eswurden neben einigen Mandatsverlusten rund 40 Genoffen alsGcmcindeverireicr neu gewählt. Insgesamt sind in den 13 Reichs-tagSwahlkrcisen 202 Gcmeindevertreter gewählt, gegen 164 imJahre 1906 und 121 im Jahre 1905. Geklagt wird in dem Bericht,daß bei Gemeindeverlreterwahlen leider auch in sozialdmno-kratischen Kreisen die Rücksichtnahme auf Dinge, die nach sozial«demokratischen Grundsätzen für sozialdemokratische Arbeiter nichtin Betracht kommen dürfen, eine verhängnisvolle, unserer Be-wegung und unserem Einfluß in den Gemeindeverwaltungen nach-teilige Rolle spiele. In seinen mündlichen Ausführungen kritisierteParteisekretär Rudolph die bedauerliche Tatsache, daß m den170 Parteifilialen die„Neue Zeit" nur 152, und die„KommunalePraxis" gar nur 32(bei 202 Gemeindcvertretcrn!) Abonnentenhabe.Die Einnahmen und Ausgaben balanziercn bei einem Kassen»bestand von 1750,30 M. mit 14 942,31 M. Unter den Einnahmenbefinden sich die Posten: Zuschuß vom Partcivorstand 5565,65 M»Zuschuß der Uniondruckerei in Frankfurt a. M. 2000 M., Beiträgeder Wahlkreise 3755,53 M.— Der Betrag der an den Partei-vorstand abgeführten Quote von den Erundbciträgen war 6313,80Mark.Ucbcr die Punkte Frauen- und Jugendorgani»s a t i o n referierte ebenfalls Genosse Rudolph. Er gibt einBild der Verhandlungen des Parteitages in Nürnberg in diese»Fragen. Als Mindestbeitrag für die Frauen schlägt er 20 Pf. proMonat vor und 30 Pf. bei freier Zustellung der„Gleichbeit".In der Diskussion über diese Punkte, die sich langehinzieht, wird bedauert, daß die Parteischristen so wenig gelesenwerden. Einzelne Redner wünschen, daß mehr Gemeindevertretcr-konferenzen abgehalten werde». Die Jugcndorganisationsfragehabe die Partei ein Jahrzehnt zu spät aufgeiwmmeu. Partei-sekretär M ü l l c r» Berlin erwidert darauf: Wie hat die Organi»sation der Erwachsenen vor 10 Jahren ausgesehen!? DieGenossen müßten mehr wie bisher ihre Kinder der Jugendorgani-sation zuführen.— Die Kanauer Genossen wenden sich gegen dieFestsetzung eines Monatsbcitrages von 20 rcsp. 30 Pf. für dieFrauen, sie schlagen einen Mindestbeitrag von 15 Pf. vor. GenossinRudolph- Frankfurt spricht sich für einen höheren Grundbeitragaus. Dann werden mehrere Anträge uick Resolutionen an-genommen.Die erste Resolution fordert die Gemcindevcrtreter des Bezirksauf, Anträge auf Maßnahmen zur Milderung der Arbeits»I o f i g k c c t an die Gemeindevertretungen zu richten.In einer Resolution zur Jugendfrage wird es den organi.sierten Genossen zur Pflicht gemacht, ihre Söhne und Töchter derJugendorganisation zuzuführen. Als Grundbeitraa für die Weib-lichen Mitglieder werden 20 Pf. festgesetzt. Die„Gleichheit" mußden locivlichen Mitgliedern gratis geliefert werden; den einzelnenWahlkreisen steht aber das Recht zu» einen höheren Beitrag als20 Pf. festzusetzen.Ein Antrag von Hanau besagt:„Der Parieivorstand dersozialdemokratischen Partei Teutschlands wird ersucht, sich mit derGeneralkommission der Gewerkschaften ins Einvernehmen zu setzenzwecks einer energischen Agitation unter den Gewerkschaftsmit-gliedern zum Beitritt zur politischen Organisation sowie zumAbonnement der Parteiprcffe."Zum Punkt P r e s s e� der die Konferenz sehr eingehend be-schäftigte. referierte D o rnch u-- Frankfurt a. M., der ein Bildder geschäftlichen Verhältnffse der„Vollsstimme" gibt und dannausführlich einen vom Bezirkö-Agitationskomitee vorgelegten Eni-wurf für ein Regulativ der Preßkommission begründet.Tie Genossen in den ländlichen Bezirken verlangen einengrößeren Einfluß in der Kommission. DaS Agitatious-iomitee schlägt eine proportionale Vertretung der Mit-gliederzahl entsprechend vor. Auf je 1000 Mitglieder soll einVertreter kommen. Besonders erregt die Gemüter die Frage, obdie Redakteure der.Volksstimme" beratende oder beschließendeStimme haben sollen. Bisher hatten die Redakteure in der Preß-lommission beschließende Stimme— ausschließlich bei persönlichenTaschentuch aber vertraute man einem Diener oder einem Freundean. Die denkbar engsten Aermel der denkbar modernsten Modewären den Zeitgenossinnen des Heiligen Ludwig noch ungeheuerweit und breit erschienen: die ganz eleganten Frauen ließen sichder Sicherheit halber die Aermel jeden Morgen von der Kammer-zofe auf den Arm nähen und am Abend wieder heruntertrennen.Andere befestigten die Aerurel mit Schnüren und Senkeln. Manch-mal hefteten sich die Damen die Aermel nur oberflächlich an dieSchulter, um sie mit einem Ruck losreißen und den Siegern imTurnier zuwerfen zu können. Die Ritter fühlten sich hochgeehrt,wenn sie für einen Frauenärmel ihr Leben aufs Spiel setzendurften. Bekannt mar im mittelalterlichen Frankreich auch schondie heute so beliebte Form mancher Gürtel, deren Enden, sich aufdem Bauche zu einer Spitze vereinen. Ja. unbekannt war imMittelalter nicht einmal der berühmte Seitenschlitz der Robe, denetliche Pariser Turfheroinen jüngst wieder„zu Ehren" bringenwollten und dessen Debüt man fälschlich in die Zeit der„Mcrveilleuses" verlegt hat. Was fetzt so ungeheuren Skandalerregt, schien dem Pietismus des zwölften Jahrhunderts durchausnicht allzu gewagt zu fein. Der Troubadour Robert von Bloiöläßt uns wissen, baß viele Damen gern„an des Körpers Seiteihr Fleisch hervorschimmern ließen"; schimmerte es allzu üppig.so dämmte man, es hier und da durch Möpse und Sicherheit!�nadeln ein wenig ein. Nicht ganz zufrieden mit dieser Fleisch-auSstellung waren die Prediger. Mit Eifer suchten sie nach einemcharakteristischen Namen für die verräterischen Schlitze, und sienannten sie„Fenster der Hölle"»., Di» modernen Predigerhaben keine so lebhaste Phantasie!Humor and Satire.Steigerung.—„Nein, ich sage Dir, wie meine Fraubei dem letzten Erdbeben aus dein Häuschen war, als unsere Möbelschwankten/...„O, da solltest Du erst meine Alt« sehen, wenndie mich schwanknr sieht!'— Sparsam.—„Na, Sie fahren ja heute den ganzen Tagaus der Elektrischen I"—„Tu ich auch' Zu Hause ist großes Reine-machen, im Wirtshaus kostet's Geld, und hier bin ich abonniert."— Erklärung.„Bater, was haßt denn dös: Eulen nachAthen ff'agen Z"„Na. dös is' ungefähr a so, als ob Du Dir a Fassel Bier in?Hofbräuhaus mitnehmen tät'st!"(„Meggendorser Blatte r.')— Humor des Auslandes.„Mama, Mama, Georg hatmich ans Kinn geschlagen."—„Warum tat er deuu daSV—„Weiler nicht an meine Backe reichen konnte."(»Cleveland Plain Dealer.')Frau Gaddie:„Mein Mann ist so unordentlich. Immer hangenihm die Knöpf» Sernnter.— Frau Eoode(streng): �Vielleicht sindsie nicht ordentlich angenäht."— Frau Gaddie:„Ja, daS ist esEr ist furchtbar nachlässig mit seine, Näheres/f. Pick m««p.')