Rußland.Der Baltische Geueralgoaverveur und die Unternehmer.Folgende, selbst für die russischen Verhältnisse seltene Un-geheuerlichkeit wird der„Rjetsch'" aus den baltischen Provinzengemeldet: Als vor kurzer Zeit der Kriegszustand in den baltischenGouvernements durch den des außerordentlichen Schutzes ersetztwurde, erachtete es der Generalgouverneur, Meller-Sakomelsky,für geboten, alle während des Kriegszustandes erlassenen„Ver-Ordnungen" zum Schutze..der öffentlichen Ruhe und Ordnung"in vollem Maße aufrecht zu erhalten. Er tat aber auch noch einübriges und fügte eine neue Verordnung hinzu, die lautet:„DenLeitungen der industriellen Betriebe ist es verboten, Personenin Arbeit zu nehmen, welche bereits einmal wegen Streik oderAgitation entlassen gewesen sind und eine gerichtliche oderadministrative Strafe erlitten haben." Eine Ausnahme wird nurfür Vorzeiger eines polizeilichen Attestes über spätere„guteFührung" gemacht. Durch diesen Utas werden in der unmensch-lichsten Weise Hunderte, vielleicht auch Tausende von Arbeiternnebst ihren Angehörigen buchstäblich dem Hungertode preisgegeben,da es ihnen von nun an unmöglich sein wird, in irgendeinem Betriebe der baltischen Provinzen Arbeit zu finden. Außerdem bietetdie in Frage stehende Verordnung des Generalgouverneurs denbaltischen Unternehmern eine gesetzliche Handhabe zur Einführungvon s�ch tvarzen Listen. Es sind schon seit langer Zeit vonihnen Versuche gemacht worden, die Anstellung von mißliebigenArbeitern durch besondere Zeichen auf den Pässen usw. unmöglichzu machen, aber diese sauberen Pläne sind bisher stets an demWiderstande der Arbeiter gescheitert. Die Unternehmer sind des-halb im Sommer dieses Jahres zur Gründung eines Vereins ge-schritten, dessen Mitglieder sich dazu verpflichteten, jede erfolgteArbeiterentlassung sofort anzuzeigen und die nicht wieder Ein-zustellenden namhaft zu machen. Bisher hatte der Verein keinebedeutende Mitgliederzahl, aber die Verordnung des General-gouverneurs wird jetzt das ihrige tun und die Unternehmer förmlichzwingen, dem„Verein der schwarzen Listen" beizutreten, da siesonst riskieren, sich durch Aufnahme politisch„unzuverlässiger"Arbeiter strafbar zu machen. So haben die Kapitalisten derbaltischen Provinzen in der Person des Meller-SaiomelSky einenmächtigen Freund und Gönner in ihrem Kampf gegen die Ar-beiterschaft gefunden.—Soziales.Sozialpolitisch« Anträge im Ausschuß des Berliner Gewerbegerichts.Der Ausschuß des KaufmannSgerichtS zu Berlin beschäftigte sichin zwei aufeinander folgenden Sitzungen mit Anträgen betreffendAbänderung der Bestimmungen der Gewerbeordnungüber die Sonntagsruhe in: Handelsgewerbe.Die dem Zentralverbande der Handlungsgebilfen und Ge-hilfinnen Deutschlands zugehörigen Beisitzer hatten beantragt.vollständige Sonntagsruhe im Handelsgewerbe einzuführen.Ausnahmen sollten nur für Verkauf von Milch. Backwaren, Fleischund Eis innerhalb einer Verkaufszeit von zweiStunden,die um v Uhr vormittags beendet sein muß, gestattet sein.Dieser Antrag erhielt die Zustimmung mit der Abänderung, daßauch die Blumengeschäfte in die Ausnahmen einbezogenwurden und die Schlußzeit auf 10 Uhr vormittags festgesetzt wurde.Alle weiteren Ausnahmen wurden durch die Stimmensämtlicher Gehilfenbeisitzer und der des GenossenSinger abgelehnt. Des weiteren wurde folgende Straf-bestimmung beschlossen: Dem Z 146a der Gewerbeordnung dieFassung zu geben:„Mit Geldstrafe von SO bis 600 M. oder mitHaft, im Wiederholungsfälle mit 100 bis 600 M. Geldstrafe undHast wird bestraft, wer gegen die§§ 105b und I06e der Gewerbeordnung verstößt." Zur Durchführung der Sonntags-ruhe sowie der sonstigen Schutzvorschcisten für die Handels-angestellten, Beamte, sollen sernerHandelsinspektorenangestellt werden, zu deren Unterstützung von den Handlungsgehilfenzu wählende Vertrauensperionen zugezogen werden sollen. DieseAnträge gelangten nach wärmster Befürwortung durch GenossenSinger und allen Gehilsenbeisiyern zur Annahme. DieChef-Kollegen des Genossen Singer bekämpften die Anträge auf dasheftigste._Bei der Bertrcterwahl zur Ortskraukcnkasse in Wandsdeck,die in den letzten Tagen stattfand, erhielten die Kandidaten desGcwerkschaftskartells 23l. die Kandidaten der„Gelben" 45 Stimmen.Da dem langjährigen Geschäftsführer dieser Kasse, einem früherenFeldwebel, der„neue Kurs" anscheinend nicht mehr konvenierte,kündigte er. Es wurde der Genosse Bruhns in dieses Amt berufen.SewerKfcKaMicKeq.Tie Hundepeitsche als Andenken!König Stumm, Herrscher auf Schloß Halberg und VeHerrscher der Halberger- und Neunkirchener Hütte regierte inseinem Betriebe„patriarchalisch" mit der— HundepeitscheDie Außenwelt hat über die Willkürhcrrschaft dieses kapita>listischen Gewaltmenschen manches erfahren, doch von denWillkürakten, die er unter setner Arbeiterschaft und den Bewohnern von Neunkirchcn, Brebach und selbst in den Saavstädten ansgeübt hat, wird nichts mehr oder mir wenig in dieOeffentlichkeit dringen. Im engen Saarabien flößt der NameStumm heute noch einem großen Teil der BevölkrungFurcht ein. als triebe der Geist Stumms nochseinen unseligen Spuk, während andere mit Verachtungund Haß von ihm sprechen. Der Zufall spielt unseinen Brief in die Hände, den ein ehemaliger StummschcrArbeiter an die Freifrau Stumm-Halberg geschrieben hat. derentweder ein Teil Ironie enthält, aber sonst dem Sklavensinneines saarabischen Arbeiters entsprungen oder im einen wieim anderen Fall wirft er ein recht bezeichnendes Licht aufdie Zustände, die beim König Stumm herrschten und vor allemauf diesen selbst. Der Brief lautet:Neunkirchen, den 10. Oktober 190S.Hochedle Freifrau IAls junger Arbeiter, au der Schwelle meines Lebens habe ichim Eisenwerk zu Neunkirchen bei Ihrem hochseligen Herrn Gemahlgearbeitet, den ich von dieser Zeit an abgöttisch lieben und ver-ehren gelernt habe. Das Schicksal hat mich aus dem Dienste derhochherzigen Familie Stumm-Halberg gebracht und ist mir auchnicht ei» Andenken an den mir so lieb gewordenen Herrn v. Stummverblieben. E'S dürfte deshalb!n einerseits nicht zuviel verlangt sein, wen» ich Sie, hochedele Freifrau, umUcbrrlassuug der Hundepeitsche bitte, mit der Ihr hochsrliger HerrGemahl mich, anstatt Lohnaiifbesscrung, Ansang der 90er Jahredurchprügeln wollte.Ich verspreche Ihnen, hochedele Freifrau, die freiherrlicheHundepeitsche als teueres Andenken bis zu meinem Lebensabendin hohen Ehren zu halten.Was die„hochedele" Freifrau geantwortet hat oder ant-warten wird, entzieht sich bis jetzt unserer Kenntnis, dochsoviel wir hörten, sollen noch mehrere Arbeiter aus demselbenGrunde Anspruch auf die Hundepeitsche machen.SerNn und Umgegend«Ein neuer Tarifvertrag für das Weißgerbergewerbe.Als Mitte September d. I. die Wcißgerber, Lederfärber undHilfsarbeiter dieses Berufs ihre Forderungen zum Tarifvertrageingereicht hatten und die Verhandlungen einsetzten, schien es, alsob eine Einigung der Parteien überhaupt nicht möglich sein würde.Die Arbeitnehmervertreter kündigten dann den alten Tarifvertragund handelten damit durchaus im Einverständnis mit ihrer gc-samten Kollegenschast. Die Verhandlungen wurden vor dem Eini-gungsamt des Getverbegerichts fortgesetzt, aber am 20. Oktober ab-gebrochen, nachdem es aussichtslos erschien, eine Einigung zustandezu bringen. Das Angebot der Fabrikantenvertreter oder ihrer Bei-sitzer, nach Verlauf eines Jahres V/s Proz. und für das letzteTarifjahr nochmals IM- Proz. zuzulegen zum Lohn und weiternichts zu bewilligen, war den Arbeitern unannehmbar,»sie wolltenlieber ohne Tarifvertrag weiterarbeiten und ihre Forderungenzurückziehen, erklärten sich aber gleichwohl bereit, bei annehmbarenZugeständnissen einen neuen Vertrag abzuschließen. Den Fabri-kanten erschien eine tariflose Zeit nicht wünschenswert. Sie wolltensich nicht bei besserem Geschäftsgang der Gefahr eines allgemeinenLohnkampfes aussetzen, und sie hatten offenbar Vorbereitungen ge-troffen, um nach Ablauf des alten Vertrages einen schlveren Schlaggegen die Arbeiterschaft des Berufes zu fuhren, die Wirtschaftskriseauszunutzen, um den Arbeitern die alten oder noch schlechtere Lohn-und Arbeitsbedingungen für eine Reihe von Jahren aufzuzwingen.Nun ist es jedoch Anfang dieser Woche zu neuen Verhandlungengekommen, und hierbei einigten die Vertreter beiderParteien sich über einen neuen Tarifvertrag. Erbesagt in seinen Hauptpunkten: Die tägliche Arbeitszeit beträgt,wie bisher, SM-(stunden; an den Vorabenden der drei Hauptfesteist jedoch um 4 Uhr Feierabend. Der Stundenlohn der Gerber-gesellen ist bis zum 1. Juli 1910: 51 Pf., swtt bisher 50 Pf.,der der Färber 46� Pf., statt bisher 45lb Pf. Vom 1. Juli 1910ab ist der Gerberlohn 52� Pf., der Färberlohn 43 Pf. Für Heber-stunden und Sonntagsarbeit wird 10 Pf. Zuschlag die Stunde be-zahlt, was auch für die Akkordarbeiter gilt. Vor jeder Arbeitspausewird eine Waschzeit von 5 Minuten gewährt. Die Akkordlöhne derZurichter, Bimser, Schlichter, Dollierer, Abreiber usw., sowie dieder im Akkord arbeitenden Gerber sind sofort um 2 Proz. und am1. Juli 1910 um weitere 3 Proz. zu erhöhen. Die Verteilung desZuschlags auf die einzelnen Sorten wird in den Fabriken selbstvereinbart. Der Lohntarif ist in den Fabriken auszuhängen, undauf einer Tafel sind die jeweilig in Arbeit befindlichen Ledersortenanzuzeigen. Zur Regelung des Lehrlingswesens ist die Bestimmunggetroffen, daß die Gesamtzahl der Lehrlinge 10 Proz., bei Be-trieben mit lveniger als 50 Arbeitnehmern 15 Proz. nicht über»steigen soll. In jeder Fabrik ist ein Arbeiterausschutz zu wählen,der auch zu Rate gezogen werden muß, wenn bei schlechtem Ge-schäftsgang Massenentlassungen stattfinden sollen. Für die Lohn-und Arbeitsbedingungen der ungelernten Arbeiter gelten die Ab-machungen nicht. Die Löhne Nichtorganisierter gelernter Arbeiter,die mit qualifizierter Arbeit beschäftigt werden, sind nach demTarifvertrag zu regeln. Daß dies, was bei anderen Tarifgemein-schaften selbstverständlich ist, hier besonders hervorgehoben wird,hat seinen Grund darin, daß noch einzelne Streikbrecher aus demJahre 1905 vorhanden sind, die bisher teils unter Tarif arbeitetenund so gegen die organisierten Arbeiter als Lohndrücker gebrauchtwurden. Bei alten, kranken und invaliden Arbeitern, die nichtmehr im Besitze ihrer vollen Arbeitskraft sind, bleibt der Lohn derfreien Vereinbarung Überlassen. Die Schlichtungskommission bleibt,wie bisher, bestehen; jedoch hat der Vorsitzende der Zahlstelle Berlindes Lederarbeiterverbandes das Recht, an ihren Sitzungen mit be-ratender Stimme teilzunehmen. Der neue Vertrag gilt bis zum1. März 1912 und läuft, falls er nicht 4 Wochen vorher gekündigtwird, ein Jahre weiter. Während der Kündigungsfrist sind Ent-lassungen nur bei Verstößen gegen die Fabritordnung zulässig.Machen sich aus anderen, besonderen Gründen Entlassungen not-wendig, so ist zuvor der Fabrikausschuß und nötigenfalls die Schlich-tungskommission hinzuziehen. Andererseits dürfen die Ackbeit-nehmer die Arbeit während der Kündigungszeit nicht ohne triftigenGrund aufgeben, worüber in Streitfällen ebenfalls die Schlichtungs-kommission zu entscheiden hat. Der Lederarbeiterverband ver-pflichtet sich und sorgt dafür, daß alle bis zum 12. Februar 1912in Gerbung befindlichen Felle regelrecht bis zur Borke heraus-gearbeitet werde ir. Solange diese Ausarbeitung stattfindet, sindfämtliiche gelernten Arbeiter zu beschästigen.— Schließlich ist demTarifvertrag noch folgender Nachsatz angefügt:Seitens der Arbeitgeber- wie der Arbeitnehmerorganisationsoll der Versuch gemacht werden, ein gemeinsames Vertrags-Verhältnis für die gesamte Glaceleder-industrie Deutschlands, ähnlich z. B. dem Vertrag imBuchdruckgewerbe, herbeizuführen. Zweck dieses Vertrages sollsein, möglichst ausreichende, den Frieden im Gewerbe fördernde,gemeinsame Lohn- und Arbeitsbedingungen festzulegen. BeideTeile, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, verpslichten sich, in ihrenOrganisationen diese Frage zu propagieren. In nicht zu fernerZeit, jedenfalls vor dem Schluß deS Jahres 1911, soll eine gemeinsame Konferenz, wenn möglich unter Vorsitz des HerrnDirektors Schulz, stattfinden, um die Verwirklichung diesesZieles in die Wege zu leiten."Die Filiale I des Lederarbeiterverbandcs hielt zunächst amDienstag dieser Woche eine Versammlung ab, der der neue Tarif-vertrag von der Lohnkommission vorgelegt und zur Annahmeempfohlen wurde. Diese Versammlung kam jedoch mit einemUebergewicht von wenigen Stimmen zu einem ablehnenden Be-schluß. Die Vertreter sollten nochmals versuchen, weitere Zuge-ständnisse zu erzielen. Das gelang jedoch nicht. Am Donnerstagfand nun abermals eine äußerst zahlreich besuchte Versammlungstatt und hier wurde nach lebhafter Debatte der neue Tarifvertragmit 238 gegen 116 Stimmen angenommen. Sowohl die Lohnkom-Mission wie die Verbandsleitung und der aus Hamburg anwesendeVertreter deS VerbandsauSschusscs hatte» mit Rücksicht auf die all-gemeine Wirtschaftskrise, die große Arbeitslosigkeit, unter der vieleBerufsgenosscn lange und schwer zu leiden hatten, empfohlen, denja allerdings mageren Vergleich einem vielleicht nutzlosen Kampfvorzuziehen, und dieser Auffassung schloß sich die Mehrheit derVersammlung an, auf weitere Verbesserungen, und namentlich aufdie bei der schweren Arbeit doppelt wünschenswerte Verkürzungder Arbeitszeit zu verzichten._Achtung, Buchbinder und Kontobuchbinder! Die Buchbinderei-bcsttzcr in Stockholm. Eslilstuno(Schweden). PorSgrund und Skien(Norwegen) haben ihre Arbeiter wegen tariflicher Differenzen aus-gesperrt. Es wird nun versucht, deren Arbeit in Deutschland fertig-stellen zu lassen. In Leipzig haben unsere Kollegen die Fertig-stellung von schwedischen Schulbüchern mit Erfolg verweigert.In Berlin ist bis jetzt beobachtet, daß hier Geschäftsbücherdurch den Kommissionär Dalwigk in Genf in Auftrag gegebenwerden. Diese Aufträge stammen von den aussperrenden Firmenund ist die Herstellung dieser Arbeiten zu verweigern und dasBureau sofort in Kenntnis zu setzen. Die Ortsverwaltung.Achtung, Steinarbeiter! Wegen Lohndifferenzen mit der FirmaO, Fiebiger, Potsdam, ist der Renovierungsbau„Alte Wacke"gesperrt. Die Kollegen werden ersucht, bis zur Beseitigung derDifferenzen Arbeitsangebote dieser Firma überhaupt zurückzuweisen.Zentralverband der SteinarbeiterFiliale Berlin I.Berichtigung. In unserem vorgestrigen Artikel„Aus der Hexen-küche des ScharfmachertumS" befinde» sich am Schluß einige kleineDruckfehler. Es muß dort heißen auf der virriletzten Zeile statt„Vorreden"»vorrechnen" und statt.2.50 M."»2,84 M."Deotrehes Reich.Weitere Tarifabschlüsse im deutschen Baugewerbe.Im Verfolg der diesjährigen Tarifvertrags-den 24. Oktober d. I. weitere unter den Schiedsspruch des unpar»teiifchen Kollegiums vom 27. April d. I. fallende sechs Ver-träge von den Zenlralvorständcn geprüft und genehmigt. EShandelt sich hierbei um die Verträge für Bromberg(Maurer.Zimmerer und Bauhilfsarbeiter), Altrahlstedt(Maurer,Zimmerer und Bauhilfsarbeiter), Kalkberge(Zimmerer),Rathenow(Maurer und Zimmerer), Uelzen(Maurer, Jim-merer und Bauhilfsarbeiter) und Wilhelmshaven(Maurer,Zimmerer, Bauhilfsarbeiter und Zentralverband der christlichenBauhandwerker.)Des weiteren wurden gleichzeitig die seinerzeit nicht in ge-nügender Zahl eingesandten Verträge für Jena, Kosten, L ö»bau, Neugersdorf. Neudamni, P a s s a u undReichenbach(Schlesien) unterzeichnet; sowie schließlich fünfweitere Verträge, die jedoch nicht unter den Schiedsspruch fallen,aber auf der Basis des vereinbarten Vertragsmusters abgeschlossenwurden. Hierbei handelt es sich um die Verträge für Augs-bürg(Maurer, Zimmerer und Bauhilfsarbeiter und Zentral-verband der christlichen Bauhandwcrker), Grimmen-Trib»s c e s(Maurer und Zimmerer). Langensalza(Maurer, Zim-merer und Bauhilfsarbeiter), Meißen(Maurer und Zimmerer)und Staßfurt(Maurer).Von den unter den Schiedsspruch fallenden Verträgen fehlennoch diejenigen für Pirna, Salzungen, Emden undFürsten walde(Spree). Die Verträge für die beiden letzterenOrte sind jedoch in den letzten Tagen perfekt geworden, so daß nurnoch die beiden Verträge für Pirna und Salzungen ausstehen.Zurzeit sind Verhandlungen für den Abschluß neuer Tarif-Verträge in D a n z i g. Kiel und T h o r n eingeleitet, denen innächster Zeit noch weitere folgen werden. Die neuen Verträgewerden ebenfalls aus der Grundlage des Vertragsmusters und dendazu gehörigen protokollarischen Erklärungen abgeschloffen werden,Ausland»Die MassenauSfperrung in der finnischen Metallindustrie, die sichauf die Arbeiter der meisten und größten Fabriken erstreckte undseit dem 1. Oktober dauerte, ist Mltle dieser Woche beendet worden,nachdem sowohl die Arbeiter wie die Unternehmer einem Ver-mitteluugsvorschlag zustimmten, den der Chef des HandelSdeparte-mentS des finnischen Senats gemacht hatte. Dieser Kampf, dergrößte, den die noch ziemlich junge finnische Gewerkschaftsbewegungisher zu bestehen hatte, hat also mit einem Vergleich geendet.Versammlungen.Eine Protcstversammlung der Fleische«fand am Donnerstagabend in den„Musikersälcn" statt. Die De»hauptung des Sprechmeisters der Innung, Dräbert. daß Mangelan Fleischergesellen in Berlin bestehe, gab die Veranlassung dazu.In Nr. 248 der„Allgemeinen Fleischer-Zeiwng" findet sich eineNotiz, nach welcher im Monat September 656 Stellen bei einemLohnsatz von 10 bis 20 M. pro Woche nicht besetzt werden konnten.Bis Mitte Oktober sollen ebenfalls zahlreiche Stellen nicht besetztworden sein. Diese Behauptungen unterzog Paul Bergmann, derReferent des Abends, einer eingehenden Kritik. Er wies daraufhin, daß in der Mulackstraße, wo der Stellennachweis sich befindet,hunderte arbeitsloser Fleischer auf eine Gelegenheit zur Arbeitwarten. Dräbert selbst muß täglich viele Leute wieder fortschicken�die bei ihm nach Arbeit fragen. Man lockt jetzt wieder Leute ausder Provinz nach Berlin, um hier die Löhne zu drücken und dieohnehin schlechten Verhältnisse noch miserabler zu gestalten. DieBetriebe, die über Arbeitermangel klagen, sind verrufen und werdengemieden von. jedem, der die Verhältnisse kennt. Da werden diaGesellen viel schlimmer als Hund und Pferd behandelt; eine 14-,16- und 18stündige Arbeitszeit wird verlangt und die rücksichtsloseAusbeutung ist unerträglich. Solche Stellen werden natürlichmöglichst schnell wieder verlassen, und dann schreien die Meisterüber Arbeitermangel. Gern stellen sie unerfahrene Leute aus derProvinz ein, weil diese sich viel gefallen lassen und zu den billigstenPreisen arbeiten. Der Zentralverband der Fleischer erhebt dagegenProtest und warnt die Gesellen in der Provinz, den falschenLockungen zu folgen.— In der Diskussion wurde diesem Protestvon allen Seiten Ausdruck gegeben und der Anschluß an den gen-tralverband als beste Vertrekung der Interessen der Fleischer-gesellen allen Anwesenden empfohlen.»Nach Schluß der Versammlung zog der größte Teil der Der-sammlungsbcsucher nach dem Arbeitsnachweis der Fleischerinnung.Mulackstr. 3. Vor demselben wurden die Rufe laut:„Gebt unsArbeit!"„Wo sind die vielen unbesetzten Stellenl" Bald darauferschienen 6— 7 Schutzleute, die Schuppenketten herunter und denSäbel in der Hand, und drängten die Menge nach den Seiten-straßen. Obgleich die Waffe gebraucht wurde, sind Verletzungennicht bekannt geworden. Der Ansturm der Polizei wurde mit„Hallo" begrüßt. Bon Unbekannten wurde eine Scheibe im Ar-beitsnachweis sowie die Laterne daran zertrümmert. Nachdem sichdie Menge verzogen hatte, nabme» i»» Sckmtzleute mehrere Ver«Haftungen vor.Letzte JVacbmhtcn und DcpcrcbeitDie Krise.Oberhauscn, 30. Oktober.(B. H.) Wegen Absatz-mangels ruht heute und morgen aus Schacht 2 und 3 derZeche Concordia der gesamte Betrieb. Es werden 2200 Manndavon betroffen. Außerdem feiert aus dem gleichen Grundeheute die„Gute Hoffnungshütte" aus deren sämtlichenSchächten mit 4000 Mann Belegschaft.Begnadigt!Frirdberg(Oberhessen). 30. Oktober.(B. H.) Dem früherenLandtagsabgcordnetcn Hirschel, welcher seinerzeit wegen Unter.schlagung zu 5 Wochen Gefängnis verurteilt worden war. wurdeheute die Strafe im Gnadenwege in 600 M. Geldstrafe um-gewandelt.Arbeiterristko.Kassel, 30. Oktober.(B. H.) Im städtischen Steinbruch amWerrberg bei Nomberg ereignete sich ein schwerer Unglücksfall.Während drei Arbeiter dort beschäftigt waren, löste sich plötzlich einBlockstein los und begrub zwei von ihnen; einer wurde getötet, derandere erlitt schwere Verletzungen.Emmerich, 30. Oktober.(B. H.) Von dem in der Wieder-Herstellung begriffenen Bau der evangelischen Kirche stürzte heutevormittag beim Heraufwinden eines schweren SteineS ein Maureraus erheblicher Höhe.in den Jnnenraum der Kirche. Der Ver-ungtückte blieb tot liegen.Clermonl Ferrand, 30. Oktober.(W. T. D.) Eine Kiste mitder Aufschrift„Spezereiwaren" explodierte auf dem Bahnhof wLe Breuil bei Jssoire. Zwei Bahnbeamte wurden getötet und meh-rere verletzt. Die Kiste enthielt Feuerwerkslörper.___ abschlüsse im deutschen Baugewerbe wurden am Sonnabend.verantw. Redakt.: Georg Davidsohn. Berlin. Inseratenteil verantw,: ZH.Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: VorwärtZBucbdr. u. Verlaasanstalt Paul Singer L- Co., Berlin SW. Hierzu 4 Beilagen u.Unterhaltungebl.'