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dnh Vach Welteken zehn Jahren daZ Tauerbad nicht ebenso ii acta gelegt sei wie jetzt die Jrrenzelle.... Eine wichtige Frage wurde neu in die Debatte geworfen: d i e Krankengeschichte. Diese wird in den Anstalten von dem be- bändelnden Arzte geführt. In Tausenden und Abertausenden von Prozessen sind Krankengeschichten zu Ungunsten Irrer, zu Ungunsten Entmündigter verwendet worden. Um so grdszercZ Er- staunen mutz eS erregen, datz Dr. Alter gestern die Krankengeschichte für unmaßgeblich erklärte! Die Feststellungen sindFest- stcllungen einer Stunde", die ganze Krankengeschichte wird Haupt- sächlich zur Unterstützung des Gedächtnisses des behandelnden Arztes geführt, so datz ein anderer, auch ein Arzt, unter Umständen mit ihr nichts anfangen kann! Bemerkungen, die der Oberpfleger pflichtgemäß in die Krankengeschichte einträgt, werden von dem Arzt desavouiert, zumal wie es scheint wenn sie dem Kranken günstig sind. Uebrigens erkannte Dr. Alter wenigstens insofern Mißstände in der heutigen, sonst von ihm so warm verteidigten Jmnpflege an, als er erklärte: wenn im Interesse der Geistes- kranken gewisse Funktionen sorgfältiger verrichtet werden sollten, dann müßten mehr Acrzto, mehr Hilfskräfte angestellt werden, bei welcher Aeußerung wir das seltene Vergnügen hatten, uns mit einem der Lcubuser Herren einmal in Uebereinstimmung zu befinden, um so mehr, als Tr. Alter jun. darauf hinwies, daß auch sonst mit dem Geldc zum Nachteil der Kranken geknausert wird. Eine sehr bezeichnende Bemerkung des Vorsitzenden, der gestern übrigens seine Ruhe wiedergefunden hatte, haben wir noch zu registrieren: Er motivierte die Tatsache, daß er den Oberpfleger, dessen Ladung die Verteidigung angeregt hatte, nicht geladen habe, damit, daß er(der Herr LandgerichtSrat) annahm, daß der Ob et pfleg er ja doch nicht anders aussagen werde als die Aerzte von LeubuS !! Wir geben unS der Hoffnung hin, daß die Lehren dieses Pro- zesscs, der am Mittwoch fein Ende finden soll, sich in mehr denn einer Richtung als heilsam erweisen werden. Hat sich doch gestern herausgestellt, daß sogar die Polizeibehörde Belehrungen nicht unzugänglich ist, wenn sie ihr in empfindlicher Weise beigebracht werden. So die Beuthener Polizei, die. als Lubecki zu zweiten Male ins Irrenhaus verbracht werden sollte, plötzlich von Kautclen für den Geisteskranken wußte, die iie ein paar Monate zuvor noch nicht gekannt hatte. poUtifcbc(leberNckt. Verlin. den 10. November 1908. Der Kaiser ist nicht geflogen! Verschiedene Blätter wisien zu melden, daß Wilhelm II. mit dem Grafen Zeppelin einen Aufstieg in das Reich der Lüfte unternommen habe. In stimmungsvollen Telegrammen wird geschildert, wie der Kaiser in Manzell am Bodensee vom Grafen Zeppelin und dessen Tochter Komtesse Hella empfangen sei, denen der Kaiser, der Jagd- anzug trug, herzlich die Hand drückte. Vom Grafen Zeppelin geführt, schritt der Kaiser, lebhaft plaudernd, offenbar in heiter st er Laune, durch die am Bahnhof errichtete Ehrenpforte den Abhang zum Seeufer hinab und wurde in einem Motorboot nach der Halle gefahren, wo er da» neue Luflschiff in Angeuschein nahm. Später, nach L'/z Uhr, sei dann der Kaiser, so wird weiter gemeldet, mit demZeppelin 1" itt"die Luft geflogen. Diese Nachricht ist unrichtig. S. M. ist, wie das Wolffsche Telegr. Bureau meldet, vorläufig noch nicht geflogen. Der Kaiser bat sich vielmehr große Zurückhaltung auferlegt. Sr folgte nnr demZeppelin I" in einem Dampfer. Offiziös wird darüber per Draht gemeldet: FriedrichShafcn, 10. November. Die Nachricht, daß der Kaiser mit dem Zeppelinschen Luftschiff aufgestiegen sei, beruht auf einer Verwechselung seiner Person mit dem Fürsten zu Fürstenberg, der gleichfalls Jagduniform trug. Die Verwechselung ist entstanden einmal durch die große Entfernung, in der die Vertreter der Presse in Manzell gezwungen ivaren, dem Aufstieg beizuwohnen, ferner dadurch, daß auch im Bureau deS Grafen Zeppelin zu Friedrichs- Hafen lange Zeit hindurch die Ueberzeugung bestand, daß der Kaiser sich in der ersten Gondel befände. Der Irrtum hat sich erst nach der Landung des Luftschiffes aufgeklärt. Nach der Landung des Luftschiffes verlieh der wiederum in heiterster Laune erstrahlende Kaiser dem Grafen Zeppelin den Schwarzen Adlerordcn, küßte Seine Exzellenz, den Grafen Zeppelin dreimal, brachte ein Hoch auf ihn aus und hielt eine Rede aber nur eine kurze. Ob der Kaiser nicht später doch noch fliegen wird, steht noch nicht ganz fest._ Kösters Nachlast. Koller ist aus dem Elsaß geschieden. Sein Nachlaß wird zur- zeit geordnet. In der VerfassnngSfrage hat er einen echten. l le r" hinterlassen. Er soll, wie der Straßburger Korrespondent derFrankfurter Zeitung " behauptet, einen Reform« Vorschlag ausgearbeitet haben, der die Ausschaltung des Reichstages als gesetzgebenden Körper für Elsaß- Lothringen befürwortet. Weiter soll der LandeSauSschuß den TitelLandtag " erhalten und ihm das JnterpellaiionSrecht ge- währt werden. JnderWahlrechtsfrag« will Köller sogar das all- gemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht gewähren, aber nur für die 20 Landkreise, in denen jetzt die Abgeordneten durch die aus den Gemeindcräten hervorgehende Wahluiänner gewählt werden. Die Abgeordneten der vier großen Städte Colmar , Metz . Mülhausen und Straßbnrg sollen dagegen nach wie vor durch die Gemeinderäte selbst bestimmt werden, und auch die 34 aus den Bezirkstagen hervor­gehenden Abgeordneten sollen beibehalten werden. Eine echt KöllerscheReform". Die für daS allgemeine Wahl­recht in Betracht kommenden 20 Landkreise würden kaum jemals einen fortschrittlichen bürgerlichen Kandidaten, geschweige einen Sozial- demokraten wählen. In ihnen herrscht nieist der Klerikalismus, so daß durch Einsührung des allgemeinen Wahlrechts hier so gut wie garnichtö gebessert würde. Gegenüber diesem zweifelhaften Fortschritte bringt aber die Köllersche Reform einen entschiedenen Rückschritt durch der Ausschaltung des Reichstages. Heute kann der Reichstag jederzeit in die inner-elsaß-lothringischen Verhältnisse hinein- reden. DaS wäre nach der Durchführung der Köl�rschenReform" nicht mehr möglich. Die Herren Reaktionäre im LandeSauSschuß köiulten tun und lassen, was sie wollen. Veränderungen im Tiplomatenkorps. Der Tod dcö Freiherrn Speck von Sternburg und die Vcr- abschicdung des bisherigen Botschafters in Madrid , des Geheim- raies von Radowitz, hat eine ganze Reihe bunter Verschiebungen im diplomatischen Dienst nach sich gezogen. Wie die«Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mckoet. ist zum Nachfolger des Herrn v. Radowitz auf dem Botschafterposten in Madrid der bisherige Gesandte in Lissabon , Wirkl. Geh. Rat Graf v. Tatienbach, er- rtanni, der in Lissabon durch den derzeitigen Gesandten in Belgrad , Wirkt. Geh. Skat Prinzen Max von Ratiboe uüo Corvey, ersetzt loird. Den Gesandtenposten in Belgrad hat der bisherige Ge- sandte in Rio de Janeiro , von Reichenau , denjenigen in Rio de Janeiro der bisherige Gesandte in Athen . Wirkl. Geh. Rat Graf von Arco-Valley, erhalten, während nach Athen der zuletzt der- tretungsweise in Tanger tätig gewesene'oerzeitige Gesandte in Mexiko , Freiherr von Wangcnhcim, berufen und der Posten in Mexiko dem derzeitigen Generalkonsul in New Uork, Geheimen LegaticnSrat Bünz, verliehen worden ist. Auf den durch den Tod des Freihcrrn Speck von Stcrnburg frei gewordenen Botschafter- Posten in Washington geht der bisherige diplomatische Agent und Generalkonsul in Kairo . Gesandter Graf von Bernstorff, als dessen Nachfolger der derzeitige Botschaftsrat in Washington , Graf von Hatzfeldt-Wildenburg, in Aussicht genommen ist. Daß die Oualität des deutschen diplomatischen Korps durch diese Veränderungen wesentlich verbessert worden ist, das ist kaum anzunehmen; denn unter Bülows Regime sind für die Beförde- rung weniger die Fähigkeiten, als die guten Konnexionen maß- gebend. Belastung des Zigarrenranchers durch die geplante Tabaksteuer. Nach der dem Reichstage zugegangenen Sydowschen Tabak- steuervorlage soll die Höhe der Tabakverbrauchsteuer betragen: für Zigarren im Kleinverkaufspreise 1. bis zu 4 Pf. das Stück....4M. für 1000 Stück 2. von über 4 7 Pf. das Stück 8 1000 3. 7-13 16 1000 4., 13-25.. 82, 1000 5. 2o 50 64 1000 6.50 Pf. das Stück. 96.... 1000. Nach der Vorlage beträgt der Absatz an Zigarren sSeite 64) von über 15 Pf. das Sliick'/« Proz. vom Gesamtabsatz; für den Ertrag der Steuer ist eS also ganz bedeutungslos, wie hoch man die Zigarren über 13 Pf. belastet. Die hohen Steuersätze wirken hier nur als Deko- ratio», um die neue Steuer mit dem Mantelsozialer Gerechtigkeit" zu bekleiden. Der Masienkonsuin muß dem Reiche die gewünschte Mehreinuahme von 77 Millionen bringen und dieser beträgt nach der Vorlage für alle Zigarren bis zu», KleinverkaufSpreise von 7 Pf. das Stück SS'/ij Proz. deS GcsamikonfumS. Die prozentnale Belastung durch die Steuer soll nach der Vorlage(Seite 97) bei diesen Sorten 10 bis 14 Proz. betragen. Auf dem Papier stimmt die Rechnung in Wirklichkeit wird dieselbe eine ganz andere sein. Nehmen wir zunächst einmal die Vierpfennig-Zigarre. Der Händler, der seinen Kunden ein einigermaßen rauchbares Fabrikat bieten will, zahlt da- für 30 M. pro Mille; für die Fünfpfennig-Zigarren werden jetzt im Durchschnitt 35 M. bis 86 M. bezahlt. Rechnet man nun lediglich die reine Steuer, ohne Spesen und Verzinsung de« angewandte» größeren Kapitals für den Fabrikanten, so kostet die bisherige 30 M.-Zigarre plus 4 M. Steuer, 84 M. Der Händler kann sie nicht mehr für 4 Pf. verkaufen, sondern muß 5 Pf. im Detail dafür haben. Für die 5 Ps.-Zigarre beträgt jedoch die Steuer 8 M., die 30 M.-Zigarre wird also um 8 M. vertenert und ist deshalb schon nicht mehr als 5 Pf.-Zigarre zu detailierrn. Die bisherige 4 Pf.- Zigarre ist also als 5 Pf.-Zigarre nur dadurch zu erhalten, daß das Fabrikat verschlechtert wird. Die Mehrbelastung für die ärmsten der Konsumenten beträgt also nicht, wie die Regierung sich herauSrechnet, 10 Proz., son­dern 25 Proz. Wegen Verwendung geringwertiger Tabake zur Herstellung der künftigen 5 Pf.-Zigarre werden diese vielen Rauchern nicht mehr munden; können sie nicht mindestens 6 Pf. für ihre Zigarren anlegen, werden sie entweder zur Pfeife greifen oder Zigaretten rauchen. 66% Proz. des jetzigen Konsums sind nach der Vorlage 4 und 5 Pf.- Zigarren. Der in der Vorlage wiederholt ausgesprochene Glaube, es werde kein Konsumrückgang eintreten, eS brauchten deshalb auch keine Arbeiter entlasicn zu werden, klingt dem in der Industrie tätigen Fachmann geradezu kindlich. Genau so wie in anderen Ländern werden auch in Deutschland bei einer höheren Belastung der Zigarren viele Raucher der geringeren Qualitäten im wohlver- standcnen Selbstinlercsse zum Rauchen von Tabak und Zigaretten übergehen. Die 6 und 7 Pf.-Zigarren werben in Zukunft zu 7 und 3 Pf. nur zu detaillieren sein, wenn eine QualitälSverschlechtcrung vor- genommen wird, selbst bei diesen Sorten wird deshalb mit einer Absatzverminderung gerechnet werden müssen. Die Rechnung der Regierung auf 77 Millionen Mark Mehr- einnähme stimmt also nicht. Ja. wir befürchten, wenn daS Minus an direkten Staats« und Gemeindesteuern mit in Rechnung gestellt wird, welche bisher die durch die Steuer um ihre Existenz gebrachten Kleinfabrikanten. Händler und Arbeiter gezahlt haben, wenn wir dazu die Mindereinnahme au Zoll für ausländischen Tabak rechnen, wird die Regierung bald die Stenerschranbe auf« neue andrehen müssen, und so dürfte sich die Banderolensteuer für die Industrie als eine Oual ohne Ende erweisen, bis der Weg geebnet ist--zum Staatsmonopol._ Opfer des preußischen Wahlrechtskampfes. Leipzig , 10. November. Da» Reichsgericht verwarf die Revision des Metallarbeiters Paschke und von 13 Genossen, die am 16. April vom Landgericht I Berlin wegenAufruhrs, Wider- stand s" usw. bei den WahlrcchtLdemonstrationen am 9. und 12. Januar verurteilt worden waren. Die Verwerfung' der Revision kommt wenige Tage nach dem grotzen WahlrechiSsonntag der sächsischen Genossen, an dem viele Zehntausende in friedlicher Demonstration die Straßen der Städte Sachsens durchzogen. Ter Sonntag als Wahltag. Der bayrischen Regierung war in der ZenlrumSpresse der Vor- wurf gemacht worden, sie begünstige die Liberalen, indem sie die LandtagSuachivahl in Germersheim an einem Wochentage an- beraumt habe, denn wochentags sei mancher Arbeiter an der A»S- Übung seines Wahliechts bebindert. Anerkennenswerterweise Hai sich die bayrische Regierung diesen Vorwurf zu Herzen genoninien und angeordnet, daß unter Aufhebung deS schon aus den 26. No- vember festgelegten Wahltermius ein neuer Wahltermin aus einen der folgenden Sonntage anzuberaumen sei. Begründet wird diele Maßnahnie des Ministeriums damit, daß eine beträchtliche Anzahl von Arveitem vorhanden ist, die im Wahlkreise wohnen und außer- halb desselben in Arbeit stehen. Diesen sei die Ausübung des Wahlrechts an einem Wochenlage wesentlich erschwert. Unter demliberalen" Vereinsgesetz. Dortmund , den 9. November. In Westfalen sind wir jetzt soweit, daß Bergarbeiter- Versammlungen, in denen lediglich berufliche Interessen er- örtert werden, für öffentliche politische Versamm- lungen erklärt wcrdeitz In B a r o p bei D o r t m u n d hat eine solche Versammlung stattgefunden, und der Leiter derselben, Genosse Dietz, erhielt ein Strafmandat in Höhe von zehn Mark, weil er die Versammlung nicht angemeldet hatte. Zwar sind solche Versammlungen durch Gesetz von der Anmeldepflicht be- freit, aber daS Dortmunder Schöffengericht hat trotzdem baS Strafmandat bestätigt Maßgebend für die Verurteilung war daS Zeugnis eines Polizeibeamten, der recht sonderbare Gründe anführte, um die Versammlung als öffentliche politische, also als anmeldepflichtige erscheinen zu lassen. In dem Vcr- sammlungSlotal hätten, so begründete er seine Meinung, früher mal Äaiserbilder gehangen, aber diese Bilder feien entfernt und durch die Bilder von Marx und Lassalle ersetzt worden. Ferner hätte ein Redner auf die Be- dentung der Wahlen hingewiesen und gesagt, die Bergarbeiter müßten sich an den Wahlen beteiligen, um sich in den gesetz- gebenden Körperschaften eine Vertretung ihrer Interessen zu sichern. DaS genügte dein Gericht zur Verurteilung. Wenn solche Urteile möglich sind, was bleibt dann noch übrig von den angeblichen großen Errungenschaften deS neuen Vereinsgesetzes?_ Wie es sich hätte abspielen können. Die Wiener Allgem. Ztg." erzählt über die Demissions« cjsschichte Bülows folgende Einzelheiten: Eure Majestät haben seinerzeit geruht, mir die Zusage zu machen, daß keinerlei Aeußerungen Eurer Majestät ohne meine vorherige Verständigung veröffentlicht werden sollen. Ich ersehe ouS der mir vorliegenden Nummer desDaily Telegravh", daß Eure Majestät vom früheren Standpunkt abgekommen sind. Ich erlaube mir daher, um meine Entlassung zu bitte n." Darauf schrieb der Kaiser:Was fällt Ihnen ein, lieber Bernhard, der Akt ist ja vonJhnen unterzeichnet." Darauf wieder schrieb Bülow an den Kaiser:Nach- dem lediglich durch mein Verschulden eine für Eure Majestät so peinliche Situativ» entstanden ist, erneuere ich mein Demissionsgesnch und bitte um sofortige Entlassung." Ist's nicht wahr, so ist es gut erfunden. Arbeitslosigkeit. Im unterelsässischen Bezirkstage, der am Montag gu setner diesjährigen Session zusammentrat, beantragte die sozialdcmo- kratische Fraktion die ungesäumte Inangriffnahme aller vom Be­zirk für die nächste Zeit in Aussicht genommene» Arbeiten. Außer- dem soll dem Bezirkspräsident ein autzerordenklichcr Kredit zur Betocrkstelligung von?lotstandsarveiten bewilligt werden. Weiter verlangt der Antrag, der unterelsässische Bezirkstag möge sich an- die reichSlündische Regierung mit dem Ersuchen wenden, in ähn- licher Weise vorzugehen, und alles zu tun, was geeignet erscheint, die Wirkungen der Wirtschaftskrise abzuschwächen. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat die badische Oberdirektion deS Wasser- und Straßenbaues in Karlsruhe angeordnet, daß die für 1909 projektierten Staatöbautcn schon jetzt vergeben werden. Dadurch können Arbeitslose mit Erd- arbeiten, Zurichtung von Steinen und Eisenarbeitcn beschäftigt werden. Am 1. Dezember wird mit der Anlieferung des Straßen- schotterö für 1900 begonnen. Nur einheimische Arbeiter sollen berücksichtigt werden._ Proteste gegen die Gas- und Elektrizitätssteuer. Die Vertreter von dreißig Städten und Ge. m e i n d« n des Großherzogtums Hessen, die im Besitz von Elek- trizitäts- und'Gaswerken sind, beschlossen auf einer Versammlung in Darmstadt einstimmig, in einer durch den Bürgermeistcu Tr. Sutor-Alzey begründeten Eingabe gegen die Elektrizitäts- und Gassteuer bei der hessischen Regierung, dem Bundesrate und dem Reichstage zu protestieren. Die Sonneberger Handelskammer hat sich eben- falls entschieden gegen diese Steuer ausgesprochen. Ferner nahm gestern eine zahlreich besuchte Versammlung der selbständigen Klempner und Installateure in Berlin eine Protestresolution an, in der heißt: y Zirka 600 selbständige Installateure, Klempner und ver- wandte Berufskollegen Berlins und Umgegend, welche heute im Festfaale des neuen LehrervcreinShauseS versammelt sind, erheben Protest gegen das von der Regierung vorgeschlagene Gas- und' ElektrizitätSsteuergcsetz. Elektrizität, wie auch Gas dienen gerade den kleinen Gewerbetreibenden und Handwerkern nicht nur als Licht-, sonder» auch als Kraft- und Produktionsmittel. Die Vcr- teueruna von Gas und Elektrizität wurde deshalb unsere Kon- kurrenzfühigkeit gegenüber den kapitalkräftigeren Großbetrieben weiter schwächen."_ Gin Beitrag zur Ehrenmännerliste des Reichs- liigenverbandes. Vor der V. Strafkammer deS Dresdener Landgerichts hatte sich der 1872 geborene, konservative Parteisekretär Johannes Willi Riedel wegen Unterschlagung zu verantworten. R. war früher Oberleutnant beim Infanterieregiment 104 in Chem- Nitz. Seit dein 0. Dezember 1907 war er Sekretär des Konser- vativcn Landcsvercius für das Königreich Sachsen. Schon damals war er stark überschuldet. Aber auch sein künftiges Einkommen reichte zur Deckung seiner Lebensbedürfnisse nicht aus. Er bekam jährlich etwa 1800 M. Militärpension, dazu 1200 M. Gehalt vom Konservatwcn Verein mithin also jährlich 3000 M. Einkommen. Er hatte einVerhältnis", ging in seine Weinkneipe, fuhr Auto- mobil usw. Da reichten natürlich die 3000 M. nicht aus. Riedel unterschlug nach und nach gegen 3200 M.. obendrein machte er noch Schulden. Der Staatsanwalt beantragte eine empfindliche Strafe, da ihn seine beim Militär erhaltene Vorstrafe nicht gebessert habe und weil er nicht aus Not, sondern aus Leichtsinn und Lust am Genüsse gehandelt habe. Der Angeklagte bittet mit weinender Stimme um eine milde Strafe und verspricht, in Zukunft ein ordentlicher Mensch zu werden. Das Urteil lautet auf«in Jahr sechs Pionate Gefängnis. Oekterrelck. Froschmäusekrieg. Wien , 10. November. An der hiesigen Universität kam eS beute vormittag wieder zu heftigen Zusammenstößen zivischen jüdisch-nationalen und deutsch - natio- nalen Studenten. Jene hatten die Rampe besetzt und wurden von diesen hcruntergcdräi'gt. ivobei die Gegner mit Stöcken aufeinander losschlugen. Die Polizei sperrte schließlich die Zu- gänge zur Universität ab. Zahlreich« Studenten sind verletzt. Für das gleiche Recht. Budapest , 9. November. Die Sozialdemokraten veranstalteten heute trotz polizeilichen Verbotes einen Tcmonstrationsspazicrgang gegen die Wohlrcchtsvorlage. Die Polizei zerstreute die De- monstranten mit blanker Waffe, wobei mehrere Per- soncn verletzt und vierundzwanzig verhaftet wurden. Schweiz . Der sechste Abgeordnete gewählt. Zürich » 0. November. (Eig. Ber.) Im Wahlkreis Ober- aargau(Kanton Bern ) mit dem Hariptort Langenthal ist gestern unser Genosse Dr. med. Rifli mit 5266 gegen 4876 Stimmen, die auf den Freisinnigen Roth fielen, in den Nationalrat gewählt worden. Im ersten Wahlgang hatte unser Genosse 4026, Roth 3396 Stimmen erhalten, so daß beide einen Stimmenzuwachs von rund 120V bezw. 1200 erhalten haben. Die Konservativen, deren