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m 25. w w i. Jrildjje desJoriufirls" Kerliiltl öollislilstt. Das System der ßcrgarbeiterldjutzloligkeit. Die Opfer vonRadbod". AIS im Jahre 1905 der RiesenauSstand im Riihrrevier LaS öffentliche Gewiffen auspeitschte, da wohnten die Syinpa- thien des Volkes bei den Bergarbeitern. Erschütternd wirkte der Massenschrei der gequälten Lohnsklaven: Mehr Berg- arbeiterschutzl-- Diesmal wird der Ruf erhört: die Forde- rungen können nun nicht mehr achtlos beiseite geschoben werden I So dachten viele und Hunderttausende hofften l Warum auch nicht? Die Regierung sandte Vertreter in das Reich der Grubenbarone. Im Namen der Staatsmacht sollten sie die Grubcnmagnaten auffordern, in gütlicher Verhandlung mit den Arbeitern die Difserenzpunkte zu beseitigen. Herr Oberberghauptniann v. Velsen, der Beauftragte der Regierung, wurde wie ein Lakai behandelt: Wir lassen uns nicht drein reden! Wir verlangen bedingungslose Unter- wersung der Arbeiter und der Regierung: das war der Sinn der Antwort, die Herr Bergmeister Engel, der Kohlenbarone Wortführer, gab. Die Vertreter des Staates muhten abziehen wie hinauskomplimentierte Schnorrerl DeS deutschen Reiches Kanzler war empört. Wollten die Herren nicht freundlichem Rat folgen, dann sollten des Staates Ge- setze sie zwingen, auch im Knappen des Menschen Würde zu achten. Fürst Bülow kündigte einen Rcgierungsentwurs an, der den berechtigten Forderungen der Arbeiter Rechnung tragen werde. Mancher glaubte den Zusicherungen.... Der Streik wurde ausgehoben und bald zeigte sich: Die Bergarbeiter waren wiederum betrogen I Wie schon ofti In heftigen Angriffen gegen die Regierung tobte das Unternehmertum. Bcrgmeister Engel war sein Sprachorgan. Und die Einschüchterungen hatten Erfolg. An ein Reichs- berggesetz wagte die Regierung sich erst gar nicht heran. Und die Volkspartei Zentrum leistete Handlangerdienste bei diesem ersten Verrat. Die Bergarbeiter erlebten noch mehr Eni- täuschungcn. Es war nicht viel, was der Regierungsentwurf zur Re- form des preußischen Berggesetzes brachte, aber er enthielt doch Verbesserungen. Und Fürst Bülow , der den Entwurf am 26. Mai 1905 im Abgeordnctenhause verteidigte, bat die bürgerlichen Parteien flehentlich, zu verhindern, daß die Ar- beitermit Recht sagen" könnten: ... seht, was sind Hoffnungen, wo» sind Entwürfet Die Regierung hat... nur leere Versprechungen gemacht." Vergeblich bat Bülow. daS Prestige der Regierung zu wahren, nicht den berechtigten Unwillen der verratenen Ar- beiter heraufzubeschwören I Der ganze Chorus kapitalistischer Interessenvertreter Konservative. Zentrümler, Nationalliberale usw. pfiff ldaraus: er machte aus dem Schutzentwurs einen Arbeitertrutz- gesetz.... Steine statt Brot gab man den Bergarbeitern! So sagte der christlicheBergknappe"! Höhnisch schrieb das Unternehmerblatt, dieRhein.-Westf. Ztg.". von demge- rupften Vogel" der Regierung. Die Arbeiter waren belogen und betrogen. Gründlich. Vollständig! kleines feuilleton. Theater. Deutsches Theater:»Dt« Revolution in Krähwinkel", Posie von Johann R e st r o q. Ein lustiger, noch mehr ein bedeutsamer Theaterabend! So wenig revolutionärer Geist in dem, alles von der spaßigen Seite nehmenden Wiener Possendichter steckte, so fern ihm jede Abficht politisch agitatorischer Wirkung lag. in dem respektlos kecken Spotte des Schwankes ist trotzdem etwa» vom Hauche jener kurzen Freiheitszeit, in welchem «r stand, zu verspüren. DaS Stückchen. vaS die WienerFreie Volksbühne" zum vvjährigen Jubiläum der Wiener Revolution in der vorigen'vaifon zur Aufführung brachte, ist im Mai 1848, als das alte österreichische Regime definitiv zusammengebrochen schien. geschrieben. ES wurde am S. Juni als Benefizvorstellung für den Schauspielerdichter gespielt und dann im Herbst nach dem Sieg der Reaktion sofort verboten. Wie primitiv die Formen sind, in denen die Ncslroysche Satire, mit allerhand farblos neutralem Pasfeniilt versetzt, sich hier bewegt, die bloße Tatsache eine« großen politischen Sintergriinde» auf den die Anspielungen deuten, scharst die Emp' fänglichkeit. erregt die Stimmung. Die Aufführung bei Reinhardt, die zu gar keinem passenderen Zeitpunkte hätte kommen können, gestaltete sich darin lag ihre Bedeutung zu einer Temonstration. wie sie in den zensur- dehüteten Bühnenstätten dcS deutschen, an Phlegma und Geduld fo unerfckiöpflich reichen Vaterlandes bisher wohl kaum noch statt. gesunden hat. Man lauerte mit heimlicher Begier auf Wendungen, die ihre Spitze wider die allerneuesten staunenSwürdigen Offen« barungcn des GottcSgnadcntums lehrten. Die barock parodistische Tonart der Szenen gab einen Rahmen, wie man ihn stilgemäßcr für derlei Erkurse ins Zeitgenössische nicht wünschen konnte. Und die Gelegenbeij ward wacker ausgenutzt. Jede» Wort, da» diese Dinge spöttlich streifte, fand begeistertes Echo. Wie Harry W a l d e n, der Held de» Abends, in einem Tanzcouplet die Rc» volutionsmanicr der verschiedenen Nationen mimisch veranschau» lick>te, und dabei als revolutionärer Tcutschcr, die Hände an die Hosennaht gepreßt, ein Bild versteinert militärischen Gehorsams, rechts und linls mit seinen Augen salutierte, steigerte sich der Applaus zum Toben. Tag ganze Haus erdröhnte. An manchen Stellen hatte gar nicht einmal besonderer Einschiebsel bedurft. um aktuelle Pointen zu erzielen. So wenn Viltor Arnold als Bürgermeister, daS sanite Antlitz im Schmucke einer ungeheuren Glatze erstrahlen lassend, den Hut derart herabzog»nd auf flräh« wiirtels Marliplatz vor der osicncn Sänfte de» einziehenden Russen. fürstcn die Huldigungsrcdc stanmiclt«. Auch der Beamten, der Minister, die nicht zur rechten Zeit da» rechte Wort dem rechten Mann zu sagen sich gelraiirn, wurde wie des Blockes liebevoll ge. lockt. In der polillschen Presse ist daS alle» schärfer, in den Witz- blättern witziger gesagt. Aber daß man. was alle Welt denkt, nun auch van der Bühne harte, im MaSkenfpiele und Couplet vilr einer großen Menge vorgrlragen, gab den Ausfällen eine neue, ganz besondere Resonanz. Ter Boden ist vortrefflich vorbereitet. Wann wird der Dichter lammen, der daS brach? Feld bestellen und die politische Satire im Sinne unserer Zeit, ein neuer Aristo. phane». gestalten lann? Die Schauspieler zeigten vortreffliche Laune, man merkte ihnen die Freude an. sich in derben Karikaturen einmal ordentlich aus- toben zu lönnen. Nach Harry Waiden, der durch den unver- gleichlich munteren Charakter seiner Persönlichkeit die Herzen er. oderw, gebührt, was Possenkomit anlangt, Herrn BienSfeldt als schmachtend-sentimentaler Snbalternbeamier Siegl die Palme. Glänzend waren, wie sich bei Reinhnrdtscher Regie von selbst ver. steht, die Massenszenen, in denen die behutsam revolutionäre Kräh- Und Bülow, der tapfere Recke , ließ auf der Gruben- gewaltigen Gebot den Handelsminister Möller, der jener Un- willen sich zugezogen, in den Orkus verschwinden. Und Berg- meister Engel wurde beamteter Vertrauensmann der Regie- rung. Tie Magnaten des Kohlenkapitals regieren. Un- beschränttl Absolut! Und sie haben Glück. Auch die Berg- bchörde ist seit jener Zeit von der Untodelhaftigkeit des linier- nehmertnms überzeugt. Schnell fertig ist sie mit dem Urteil, das Aktionäre und Werksverwaltung erfreut. Kaum hatte der Draht die Kunde von dem Unglück auf derBorujsia"-Grube der Welt verkündet, lag auch schon das nachher so gründlich desavouierte bergbehördlicke Gutachten vor: die Unternehmer trisst keine Schuld, die Schutzvorrich- tungcn waren in Ordnung! Nach dein Reden-Unglück»nd der Katastrophe in Klein-Rosseln vernahm man dieselbe Kunde. Und in allen Fällen wurden schwere Verstöße und Fehler festgestellt! Dasselbe Spiel der Unternehmerentlastung auch jetzt wieder! Wenige Stunden nach dem Unglück begann nian mit dem Vermauern der Schächte, weil angeblich es un- möglich sei, in die Grube einzudringen. Trotzdem: die Ver- treter der Bergbehörde wußten doch schon, daß in der Grube alles in Ordnung warl Und das. obwohl wenige Tage vor- her auf derselben Grube eine Wetterexplosion sich ereignet hatte und die Arbeiter über schlechte Berieselung klagten! Aus welchen Tatsachen konstruiert die Bergbehörde ihr Urteil? Genügen ihr die Behauptungen der interessierten Unternehmer? Schon sucht man die Schuld aus die Arbeiter abzuschieben. Es wird behauptet, die Bergleute der Nacht- schicht hätten in einem der Ouerschläge Sprengdynamit gelegt, jedoch unterlassen, diesen genügend zu bericselNt Sonderbar, man kann in die Grube nicht hinein, aber man kennt die unmittelbare Ursache der Katastrophe! Zeugen dafür gibt es nicht, wofür es aber Zeugen gibt Mißachtung der Schutzvorschristen aus derRadbod"- Grube, das existiert anscheinend für die Bergbehörde nicht. Das muß zu denken geben! Nicht nur die Regierung beugt sich vor der Gruben- fiJnige Macht. Justiz, Verwaltung, alleS steht zu ihren Diensten. Der Einfluß treibt durch die tausende Kanäle finanziellen Jnteressiertseins. Repräsentanten verschiedener Behörden sind direkt oder indirekt bei den Unternehmen de- teiligt. Entweder als Aktionär oder durch verwandtschaftliche Bande. Das beeinflußt das objektive Urteil. Charakteristisch für die Denkweise und das. Urteil in manchen einflußreichen Kreisen sind die Auslassungen des Landrichters Lindemann in Bochum in einer Broschüre über den Streik im Jahre 1905. Der Hüter des Rechts, der die objektive Wahrheit zu er» gründen berufsmäßig verpflichtet ist, schreibt da u. a.: Die sozialdemokratische Partei betreibt die Erregung von Lohnkämpfen in allen Gewerben vollständig systematisch, nicht um das Los der Arbeiter wirtschaftlich zu verbessern, denn da» Individuum gilt ihnen ll) nichts, sondern nur um parteipolitische Erfolg« zu erzielen." « .Bei den anerkannt vorzüglichen SicherheitSeinrlchtungen unserer Kohlengruben, den strengen bergbaupolizcilichen Vorschriften der regelmäßigen Aufsicht durch staatliche. Beamte ist die hohe Unfallziffer ganz wesentlich auf die Qualität der Bergarbeiter zurückzuführen." winkler Bürgersthast aufmarschiert, herausgearbeitet. Der Farben- reichtum und die Drelerie dieser stimmungsvoll von einer humo- ristischen Krähwinkler Landsturmmusik umrahmten Bilder ent. schädigte für die mancherlei hier aiü unterlaufenden Fadheiten und PhilisterreminiSzenzen des Nestroyschen Textes. du Neues Theater: Drei neue Einakter von drei Autoren auf einmall CS war klug, denAhasver " von Hermann HeijermanS vorangehen zu lassen. Der niederländiiche. nun in Berlin ansässige Dichter, dessen erschütterndes DramaOr» et labora"(Bete und arbeite) den Mitgliedern der Freien Volksbühne bekannt ist, gibt in dieserdramatischen Episode" einen Vorgang auS dem bedrückten Leben der Juden in Rußland . Neu ist unS keinS von beiden: weder daS brutale, von leiten des zaristischen Regiment» zum Prinzip erhobene System der Mussakrierung und Austreibung, noch das zähe Festhallen der Juden an ihrem Glauben. Den tragischen Konflikt, meinetwegen dramatischen Höhepunkt bildet hier der Moment, al« Karalyk nebst seinem Wribe von Kosaken weggeschleppt, dem Sohne flucht, der Tags vor- her heinilich au» Angst Christ geworden ist. Der krasse Naniralis- mnS wirkte aus die Zuschauer peinlich, abgesehen davon, daß daS novellistliche Motiv zum Drama nicht ausreicht. Eriolgreicher war Adolf GrabowSky , der Verfasser des nächsten Einakter«: Besuch". Wieder mal eine Epiivde auS dem preußischen Schul« biireaukratiSnius I Dessen bis zur Erstai rung lähmende Macht zeigt sich an dem Gymnasial-Oberlehrer sowie an seiner Frau»nd Tochter. Alle» Menichtiche in diesem Pädagogen ist durch das staatliche System, durch die Regierungsmaicbine erstickt worden und führt nur noch i» stillen Sehnsüchten und Träumen ein bescheidene» Dasein. Wie es rebellieu« möchte gegen den Zwang einer drakonische» Disziplin, das versucht der Verfasser durch Verlebendi- gimg aus der Bühne darzniun. Ter Oberlehrer peinigt den Schul- rat, der ihm zu Hause einen Besuch gemacht hat, wie wenn dieser der wahrhastige Teufel wäre. Indes ist da» nur im Traum geschehen. Da» Schulmeisterdasein wird weiter so geführt werden müssen wie bieder. Die kecke Satire belustigte sehr, und der Amor konnte siw mehrmals vor der Rampe dankend verbeugen. Den giößlen Erfolg trugen oberDie Silberfischchen", Groteske von B e r n> ö r e'deutsch von S. Laute» bürg) davon. Da» ist eine beißende Satire ans die Gewinnslvraktile» des AdvolalenstandeS. Nicht einen Prozeß zu führen, sei da« Wahre, sondern wie em Prozeß gewisser­maßen au» demNichts" heransdesti liiert wird: die» sei die höchste juristische Finesse und die größte Knust. DieseKunst" läßt der äußerst wiyjge Verfasser seine Advololen in einer Handlung vor- reiten. Einer von ihnen bat zwiichen zwei Klageparieien eine Einigung und iomit friedliche Beilegung de» P>ozeises er- äelt. Den Anwälten unter sich ist diese Wendung etwas unbequem. Indem sie in ihren aegenikiiigen Einwendungen spitzfindig jedeS Wort aus de» Kops stellen, bezwecken sie schließlich, daß die beide» Kläger sich in die Haare fahren und ans Vergleich ver- zjchlen. Wer sich nun die Hände reiben lann, da» find die Advokaten. Mit Ausnahme einer zu lang ausgeiponneneii Eingangsszene ist die ganze Groleste höchst amüsant. Di» Regie aller drei Stückchen halte William Mauer. Es waltete ein ge- wiiler Stil darin. Von erfreulicher Tüchtigkeit war daS Spiel, daS Beispiele prächtiger Charakterdarslellung bot. s. Berliner Theater:HerodeS und Mariamne"' von Friedrich Hebbel . Ii» Jabre 1848 geboren, ohne Znsammen- Yang mit der Revolution, der Hebbel fremd gegenüber stand, ist diese Tragödie doch im höchsten Sinne revolutionär. Der Kamps der Geschlechter, der Hebbels immer wiebei lehrendes Problem ist, wird hier im Sinne der Frau entschieden. Ihr gleichberechtigter Anspruch aus Menschenwürde, auf die Anerkennuna der Verjönlichteit,. Die Verhältnisse in den Gruben sind auch nicht annähernd derartig, wie sensationslüsterne Berichterstatter sie vielfach ge- schildert haben." » Die Organisation, die jahrelange systematische Verhetzung, die vor keiner Verleumdung und Lüge im Kampfe gegen unsere Gescllschofls- und Staatsordnung zurückschreckt, hatte eine solche Summe von'mberechtigler Unzufriedenheit, Haß und Erbitterung aufgespeichr»., der Ausstand ausvrechen mußte." « . Man darf annehmen, daß nicht nur Fürst Bülow , son- dern auch die übrigen Regicrnngsorgane solche Hctzurteile zu lesen bekommen und beachten. Die Summe der gekenn- zeichneten Widerstände gegen einen ernsthaften Bergarbeiter» schütz ist so stark, daß die Regierung den Kampf mit den Grubenmagnaten längst aufgab, ihn nie ernstlich ausnahm. Daß der direkte Appell der Bergknappen an den Prinzen die Kohlenkönige ängstigen wird, glauben wir nicht. Haben die Bergarbeiter doch früher schon dem Kaiser selbst ihre Wünsche vorgetragen, ohne zum Ziele zu kommen. Die Herrsch- gewaltigen im Ruhrrevier erklärten: Wir geben nicht nach, und ihr Wille blieb Gebot! DaS Soll, und Prämiensystem. Vor allen Dingen sind eS zwei Faktoren,Gollförderung" und Prämiensystem", die im Bergbetneb eine große Rolle spielen. Unter..Sollförderung" ist das Quantum Kohle zu verstehen, das der einzelne Steiger täglich fördern soll. DaSSoll"«wird von dem Vorgesetzten des Steigers, dem Reviersteiger, für jeden Monat besonders festgesetzt. Als Maßstab hierfür wird die Leistung des einzelnen Kohlenhauers pro Schicht des Vormonats genommen. Von Einfluß sind dabei die örtlichen jeweiligen Verhältnisse in der Grube, wie Mächtigkeit des Flöhe», Härtegrad der Kohle, Be° schassenheit de» Nebengesteins. Mit derSoll"sürderung ist das Prämienshstem innig der- bundcn. Man unterscheidet hier zwei Arten von Prämien, eine Förderprämie und eine Selbstkostenprämie. Die.derprämie ist eine Belohnung fürviele»" Fördern, die Selbstkostenprämie für billiges" Fördern. Der angestellte Grubenbeamte bekommt ein niedriges Gehalt a!» Fixum, welches vielfach weit hinter dem Lohn des Hauers zu- rückbleibt, so daß der Beamte auf die Prämie direkt angewiesen ist. Charakteristisch ist die Art. wie die Berechnung einer solchen Sollförderung zustande kommt. Der Steiger macht die Aufstellung und legt sie dem Betriebsführer zur Begutachtung vor. Der Be- triebsführer als strebsamer Oberbeamter sucht diese Sollaufstellung de» Steigers nach Möglichkeit hinaufzutreiben. Er weiß natürlich im Betrieb besser Bescheid wie sein Steiger, die Sollaufstellung wird umgeworfen. Der Steiger hat eine neue anzufertigen, wo- bei mehr Tonnen herauskommen. Dieses Soll wird der Direktion gemeldet und der Steiger hat dafür zu sorgen, daß das aufgestellte Quantum auch täglich das Licht der Welt erblickt. Die Kolonne eines jeden Steigers setzt sich zusammen auS produktiven und unproduktiven Arbeitern. Unter produktive Ar- beiter sind die Leute zu verstehen, die unmittelbar im Kohlen- gewmnungSbctricbe arbeiten. Als unproduktive Arbeiten sind alle VorrichtungSarbeiten zu betrachten. Dazu gehört die Anfertigung von Barrieren, Wetterverschlägen und Wettertüren, die Auf- ans Selbstbestimmung ist hier zum ersten Male in der deutschen Literatur zum Gegenstände hoher dramatischer Kunst erhoben worden. DaS Nora-Motiv, da» Ibsen , der Ausgestalter Hebbelsäier Gedanken, in unser Alltagsleben gerückt und uns menschlich näher gebracht hat, ist hier beinahe ins Uebern, enschliche gesteigert und in ein Milieu verlegt, in dem zwei Welten auf euiander stoßen: Barbarei und die höhere Stufe der Men'chlildkeit. DaS HerodeS- moliv, die in« Maßlose gesteigerte Selbstsucht deS grausamen und mißtrauischen Tyrannen, der an sich selber zugrunde geht, steht für uns in zweiter Linie. Das mit allen Mitteln Hcbbelicher Dialektik zum unerbittlich notwendigen tragiswen Ausgange geführte Thema von der in ihrem Heiligsten verratenen, zum Objekt männlicher Herrschast erniedrigten Frau, die daS Leben opfert, da eS seinen Wert verloren, steht für unS im Mtteipuult de« Interesses. Und wenn die Kompliziertheit der Motive, die Kälte der Reflexion <wo wir die Stimme veS leidenschaftlichen BluteS hören möchten), die Besonderheit der Charaktere ans der Bühne immer fremd an- muten mögen, die Größe der Gestaltung, die Tiefe der Psychologie »nd die tragisch ergreisende Notwendigkeit sind ihrer Wirkung sicher. Doppelt sicher, wenn Schauspieler Hebbel « Sache führen, die seines Griftes einen Hauch gespürt. Frau T r i e s ch. die alS Gast die Mariamne verlörperte, schenkte un» ein wundervolles Franenwesen, da« bei aller Größe, allem Stolz ganz aufs Weibliche gerichtet war und uns die kalte Pracht dieser Gestalt menschlich iiihlen ließ. Die kontrastreiche Gestalt de» Judenfürsten, der gewalttätig und klug, ein Prahler und ein Geduckter, eine Kraft- »aiur und ein Hysteriker zugleich ist. gewann unter Albert HeineS Händen starkes Leben und Farbe, wenn auch manche« noch verzerrt und unausgeglichen blieb. Karl C tewing bewie» al« Hauptinamr Titn«. daß er nicht bloß zu Hoffniingen berechtigt, sondern sie er- füllt. Die Anffndrung, die vor allem durch Frau Triesch inleresstertc, erregte eulhusiastischen Beifall.t, Notizen. fflicPrCfunaSauflfchülfc arbeiten. Wie Scherl seine Leihbibliothelschiiiöker an daS Volk der Dummen bringen wollte, köderte er sie mit Gutachten von großen Tieren und klang- vollen Namen. Wir haben damals nachgewiesen, daß die Illustren voy der Sache, für die sie Reklame machen dmsten, entweder nichts verstanden, oder daß sie sehr gewissenlos zu Werke gingen. Wenn man bedenkt, daß ein Menich. der irgend etwas vorstellt, heutzutage täglich um Gutachten über ihm gänzlich fernliegende Ding« angegangen wird und al« prominenter Führer seine« Volke« e« sich nur leiten vertagen kann, sich zu blamieren und andere zu düpieren, so ist ja dergleichen nicht weiter verwunderlich. Haben doch bekannte deutsche Dichter den Mut gefunden. An- eikrnnungs'chreiben über Uhren veröffentlichen zu lassen, die ihnen ein den deutschen Idealismus richtig cinschäyender Fabrikant geschenkt hatte. Sin ebenso belieb!« Sport de» bedeutenden deutschen Manne« ist die Tätigkeit im PrüsnngSausschnß. AtS geborene Kommißnatur bringt eS der Norinaldenische»ich, fertig, selber sich ein Urteil zu bilden. Das besorgen die dafür Bestellten. Ei« prüfen, examinieren, gebe» Noten und prämiieren. U»d damit ist dann von recht« wegen die Sache erledigt. Nun hat sich schon mancher gefragt, wie wird z. B. so ein nationaler PrütmigSaiiSichub mit dem«»endlichen Material fertig, da« er zu prüfen hat. Antwort: Indem er daS meiste ungepiüst läßt. Manchmal kommt man dahinter. So jetzt bei der SchillerpreiSlommission. Ein Eiraßburger Verleger halte nach derTagt. Rundschau" da« in seinem Verlage erschienene Drama eine» noch nicht approbierten Snlor» der Schillerprei«- tominission eingereicht Mit der Notiz, daß ihm der Schillerpreis nicht zuerkannt worden sei. hat nun der in Berlin wohnende Ver-- fosser dieser Tage da? Exemplar vom Knltnsininisterium zurück« erhalten. ES war unausqejchuilten.