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Nr. 271. 25. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Mittwoch, 18. November 1908.

Berlin   beim Erlaẞ der Städteordnung durfte, aber das blieb eine Beſtimmung auf dem Papier. Die neue jebigen Heim der Univerſität. Nachdem dann von den Stadtver

von 1808.

Refultate der Betriebszählung

haben können, durch die sie an der Gemeindeverwaltung teilnehmen 25. April 1809 im damaligen Palais des Prinzen Heinrich, dem Verwaltungsbehörde wurde Comité administratif genannt. Ihre ordneten der neue Magistrat gewählt worden war, wurden am Hauptaufgabe war freilich die, zur Befriedigung der maßlosen 6. Juli 1809 Magistrat und Stadtverordnete in einem besonderen Ansprüche des Eroberers die Gelder herbeizuschaffen. Daneben Festakt, der in der Nikolaikirche sich abspielte, in ihr Amt ein­Durch die preußische Städteordnung vom 19. November 1308, nahmen auch die Mitglieder des alten Magistrats noch an der Ver- geführt. deren Hundertjahrfeier in diesen Tagen begangen wird, waltung teil und erledigten weiter ihre früheren Geschäfte, um wurde für die ganze Monarchie Preußen die Verwaltung der Städte die das Comité administratif sich wenig fümmerte, das Kämmerei­neu geordnet. Die damals für die Städte bestehenden Verwaltungs- wesen, die Gewerkssachen usw. Ueber zwei Jahre amtierte diese gustände, denen durch die Einführung einer neuen Städteverfassung von Napoleon   geschaffene Behörde. Als dann im November 1808 ein Ende gemacht werden sollte, waren von ganz besonderer Art der Erlaß der Städteordnung kam, schickten die Franzosen sich eben n der Landeshauptstadt Berlin  . Eine eingehende Darstellung an, die Stadt zu räumen, die in den zwei Jahren unter dem Druck Die amtliche Statist. Korrefp." veröffentlicht die Hauptergeb hierüber finden wir in der Festschrift Die Städteord- der kaum erschwinglichen Kontributionen geseufzt hatte und eine nung von 1808 und die Stadt Berlin  ", die im Auftrage ungeheure Schuldenlaft hatte aufhäufen müssen. Das Comité des Magistrats vom Stadtarchivar Dr. Clauswis zur administratif bestand zunächst auch weiter, es nannte sich aber jegt Hundertjahrfeier herausgegeben worden ist. Stadtverwaltungsbehörde". Es löfte sich erst auf, als im Früh­jahr 1809 mit der Einführung der neuen Städteordnung die Neu­organisation der Gemeindebehörden sich vollzog.

Berlin   hatte im wesentlichen die aus alter Zeit überkommene Verfassung der märkischen Städte gehabt, die himmelweit von dem entfernt war, was man heute Selbstverwaltung nennt. Die Ver­tretung der Stadt war der Magistrat, er war selbständig gegenüber ter Bürgerschaft, berwaltete allein die Angelegenheiten der Stadt und ergänzte sich durch eigene Wahl. Es gab teine etwa aus Wahlen der gesamten Bürgerschaft hervor. gegangene Vertretung, die neben dem Magistrat bestanden und ihm gegenüber gestanden hätte. Die Zünfte, die damalige politische Organisation der Bürgerschaft, wurden vom Magistrat nur befragt, wenn es ihm paßte. Allmählich mußten aber die Stadtmagistrate fich in ihrer Selbständigkeit immer mehr be­schränken lassen, nicht etwa durch die Bürgerschaft, sondern durch die Landesregierung, die ihnen ihre Rechte zu fürzen suchte und oft sogar selber die Magistratsmitglieder ernannte. Am weitesten gingen diese Beschränkungsgelüfte in Berlin  , und hier tvaren fie auch am erfolgreichsten. Der Vorzug" Berlins  , Landeshauptstadt zu sein, führte dazu, daß die Landes. herren den Magistrat ihrer Residenz seiner wertvollsten Macht. befugnisse entkleideten. Wichtige Zweige der Gemeindetätigkeit blieben den Staatsbehörden vorbehalten, der Magistrat war zur Bedeutungslosigkeit verurteilt, und die von der Teilnahme an der Verwaltung ohnedies ausgeschlossene Bürgerschaft stand hier den Angelegenheiten der Kommune vielleicht noch gleichgültiger als in anderen Städten Preußens gegenüber.

In diesem Zustand befand sich die Verwaltung von Berlin   bei dem Zusammenbruch der preußischen Monarchie im Jahre 1806. Als dann Ende Oktober Napoleon   in Berlin  eingezogen war und vor ihm die Staatsbehörden das Hasenpanier ergriffen hatten, stand die Bevölkerung Berlins  , die daran gewöhnt war, in all ihren Angelegenheiten von oben" bevormundet zu werden, hilflos da. In der Eile war eine Neuorganisation des Magistrate versucht worden, man hatte ihn durch Hilfskräfte aus Mitgliedern höherer Staatsbehörden erweitert, in seine Sände wurde nun die ganze obrigkeitliche Gewalt gelegt, und die meisten der ihm vorenthaltenen Zweige der Gemeindeverwaltung wurden ihm zus rüdgegeben. Doch Napoleon   hatte sich vorgenommen, der von ihrem König im Stich gelassenen Landes­hauptstadt eine neue und besondere Verfassung zugeben. Der Magiftrat mußte 2000 der wohlhabendsten Bürger benennen, diese hatten aus ihrer Mitte 60 Personen zu wählen, die die Generalverwaltungsbehörde der Stadt bilden sollten, und aus diesen wieder wurden 7 Personen ausgewählt, die die eigent­lichen Verwalter der Stadt waren. Der Ausschuß der Sieben sollte in wichtigen Angelegenheiten mit dem Rat der Sechzig beraten, es ist aber niemals hierzu gekommen. Die Einwohnerschaft oder viel­mehr nur die wohlhabendere Klasse der Bevölkerung hätte schon da­mals in dem Rat der Sechzig so etwas wie eine Bürgervertretung

Ein miẞglückter Verfuch.

in Preußen 1907.

nisse der gewerblichen Betriebsstatistit vom 12. Juni 1907. Auch diese Gewerbestatistik ist, ebenso wie die früheren, keine Statistit der gewerblichen Unternehmungen, sondern eine Statistik der Betriebe in dem Sinne, daß jeder selbständige oder vom Unter­nehmer als solcher angegebene Teilbetrieb einer gewerblichen Unter­nehmung als Betrieb gezählt worden ist. Deswegen muß die Steigerung der mitgeteilten Betriebe nicht als obsolute Steige rung, sondern im Sinne der gewerblichen Konzentration verstanden werden.

Auch ohne den Erlaß dieser Städteordnung wäre es schwer zu denken gewesen, daß man in Berlin   die frühere Stabtverfassung wiedereinzuführen versucht hätte. Festgestellt wurden am 12. Juni 1907 2 201 366 Betriebe mit Im Jahre 1805 hatte Berlin   155 706 Einwohner( ohne das Militär) gehabt, darunter waren aber nur 12 862 Bürger". Collte der da- 8332 912 am 8ählungstage gewerblich tätigen Personen. Dies malige Unterschied zwischen Bürgern" und Erimierten"( Adel, felben Feststellungen ergaben 1895 1 990 250 Betriebe mit 5 815 543 Beamtentum, Angehörigen der französischen   Kolonie, Privilegierten Personen. Die Steigerung der Betriebe betrug von 1882-1895 aller Art, die sich der Bürgerpflicht entziehen durften) zurückkehren? 1,79 Bros.; 1895-1907 10,60 Pros. Die Personenzahl stieg im unter der Verwaltung des Comité administratif war dieser Unter- ersten Beitraum um 37,67 Bros., im zweiten um 43,29 Proz.! schied verschwunden, alle Einwohner Berlins   hatten gleichmäßig nach ihren Kräften die Lasten tragen und sich den Anordnungen der Stadtbehörden fügen müssen. Gerade in Berlin   mußte der Entschluß, durch eine neue Städteordnung die gesamte Be. bölterung zur Mitarbeit an der Verwaltung der Städte beranzuziehen, als eine Notwendigkeit erkannt

werden.

Bedauerlicherweise ist die Steigerungszahl nicht ganz forrekt ausgedrückt, weil die formalstatistische Veränderung der Zählung die Biffern etwas beeinflußt hat. Troßdem bleibt die rapide Steigerung besonders der im Gewerbe tätigen Personen im Ver hältnis zu der der Betriebe als wirtschaftliche Ursache bestehen. zeigt die Entwickelung der Gewerbe zum Großbetriebe. Die Gewerbebetriebe zerfallen statistisch in Haupt- und Neben­betriebe. Für diese Unterscheidung ist nicht die Beschaffenheit und Die Einführung vollzog sich natürlich nicht ohne Schwierig der Umfang des Betriebes maßgebend, sondern lediglich das Vor­feiten. Schon die Aufgabe, für die Wahl der nun neben dem handensein von Personen. Zur Vermeidung mehrfacher Zählung Magistrat zu schaffenden Stadtverordnetenversammlung die stimm- fann eine in mehreren zusammenhängenden Betrieben tätige fähigen Bürger nach Maßgabe der neuen Bestimmungen festzustellen, Person nur einmal da gezählt werden, wo sie hauptberuflich tätig war nicht ganz einfach. Die Stimmfähigkeit nichtangesessener ist. Die Hauptbetriebe haben sich von 1895-1907 um 8,73 Bürger war in Berlin   an den Nachweis eines Reineinkommens Prozent vermehrt, dagegen die Nebenbetriebe um 23,88 Proz. von jährlich 200 Talern gebunden, die Ermittelungen hierüber Darin drückt sich wohl hauptsächlich die Konzentrierung aus, die ließen bei der Kürze der Zeit sich nur mangelhaft ausführen. Von eine borindustrielle" genannt werden kann und darin besteht, daß der Selbstverwaltung der Stadt durch die gesamte Bürgerschaft, insbesondere in den kleineren und mittleren Städten zahlreiche die durch die neue Städteordnung angebahnt werden sollte, blieben Kleingewerbetreibende. sich ein Nebengewerbe angliedern, wie man sieht die Unbemittelten ausgeschlossen. Doch hatte nebenbei ein Verkaufsgeschäft unterhalten usw. Die die Städteordnnug von 1808 vor der heute geltenden von 1853 eigentlich industrielle" Konzentration drückt sich darin aus, immer noch das voraus, daß sie die Einteilung der Wählerschaft daß die Zahl der Alleinbetriebe( das heißt Betriebe ohne in drei Klassen nach Maßgabe ihrer Steuerleistung nicht Silfspersonen oder Motoren) von 951 642( 1895) auf 784 197 fannte. Viel Mühe wurde verursacht durch die erstmalige Zer-( 1907), also um 17,60 Broz. gefunken, während die Zahl der Mit legung des ganzen Stadtgebietes in 102 Wahlbezirke; schon inhaber, Gehilfen- und Motorenbetriebe von 791 694 auf 1111 300, damals wurde für Berlin   die Zahl der zu wählenden Stadtverord also um 40,37 Proz. gestiegen ist! neten auf 102 bemessen, und sie blieb so bis nach der im Jahre Sehr unterschiedlich ist der Wechsel der Zahl der Allein­1861 borgenommenen Erweiterung des Stadtgebiets. Der Wahlbetriebe in der Berichtsperiode für die einzelnen Industrien. So mußte eine gottesdienstliche Handlung vorausgehen, so wollte es ist besonders die Textilindustrie, an der schon Mary die die Städteordnung. Das wurde so aufgefaßt, daß die Wahl über- industrielle Revolution nachwies, in ihren Ergebnissen beachtens­haupt in die Kirchen zu verlegen sei. Da in Berlin   da wert. Die Zahl der Alleinbetriebe ging von 63 629 auf 24 217, also mals nur 22 Kirchen vorhanden waren, so mußte fünf Tage hin- um 62 Proz. zurüd, die Zahl der Beschäftigten stieg von 441 885 durch gewählt werden, bis jeder der 102 Bezirke seine Wahl voll auf 445 452, um 0,81 Proz. Als Ursache tommt dabei in erster acgen hatte. Vor der Wahl wurden die Glocken geläutet, und an Linie in Frage, daß es gerade die Textilindustrie ist, die ihre den Kirchtüren standen Bürgergardisten zur Erhöhung der riesige Produktionssteigerung den die menschlichen Handreichungen Feierlichkeit. Die Beteiligung an der ersten Wahl soll sehr groß vervielfältigenden Maschinen zu verdanken hat. gewesen sein, doch fehlen zahlenmäßige Nachweise hierüber.

Die erste Stadtverordnetenfißung fand statt am

Tag huldigt er so goldiger, praktischer Weisheit, daß ihm jeder Re­visionist den Bruderkuß aufbrüden kann." Das kommt aber davon, daß Bebel bei seiner doch immerhin nur mittelmäßigen wissen­schaftlichen Durchbildung" theoretisch nie er selbst gewesen ist, fondern immer im Banne fremder Meinungen gestanden hat. Wer ihm als der forretteste Jnterpret des Marrismus erscheint, der ist seine Autorität. Ginst war es Liebknecht. Jetzt ist es

Herr v. Gerlach ist ein geschickter Tagesjournalist, vielleicht fogar der geschickteste, den die bürgerliche Preffe augenblicklich be­fist. Aber zum Biographen und Historiker hat ihn Gott   nur in feinem Born gefchaffen. Und indem er nach Lorbeeren trachtet, die für ihn unerreichbar sind, hört er auf, ein gefchidter Tages- Kautsky. journalist zu sein. Sein biographisches Essay") ist nichts als ein plumper Versuch, Bänkereien innerhalb der Partei anzuftiften, was ihm nun freilich nicht gelingen wird.

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Die Industrie der forstwirtschaftlichen Nebenprodukte, Fette, Seifen, Dele und Firnisse verringerte die Zahl ihrer Alleinbe

beiterassoziation, die ohne Unterschied der Nationalität alle Unterdrüder bekämpft, alle Unterdrückten zu einem großen Bruderbunde zu vereinigen sucht, können wir uns weder direkt noch indirekt für den gegenwärtigen Krieg erklären und ent halten uns daher der Abstimmung.

Das flingt ja einigermaßen dottrinär", aber nur deshalb, weil es der zusammenfassende Schlußsaß des motivierten Votums" war und solche zusammenfassende Schlußfäße, aus dem Zusammens hang geriffen, immer etwas" doktrinär" erscheinen. Die entschei Denden Sätze der Erklärung aber lauteten:

Der gegenwärtige Krieg ist ein dynastischer Krieg, unters nommen im Interesse der Dynastie Bonaparte, mie der Krieg von 1870 im Interesse der Dynastie Hohenzollern  . Die zur Führung des Krieges dem Reichstag abverlangten Geldmittel fönnen wir nicht bewilligen, weil das ein Vertrauensvotum für die preußische Regierung wäre, die durch ihr Vorgehen im Jahre 1866 den gegenwärtigen Krieg vorbereitet hat. Ebensowenig fönnen wir die geforderten Geldmittel verweigern, denn es fönnte dies als Billigung der frebelhaften Politit Bonapartes  aufgefaßt werden.

Diese Säbe unterschlägt Herr v. Gerlach, was zwar nicht chrlich, aber begreiflich ist. Denn da heute allgemein bekannt ist, auch die liberalen Philister, für die Herr b. Gerlach schreibt, aus ihnen ersehen, was es mit der nationalen Wurstigkeit" auf sich gehabt hat.

Wr müssen es natürlich dem Genossen Kautsky   überlassen, falls er es für nötig halten sollte, sich mit diesem angenehmen Wider­sinn abzufinden. Hier nur ein paar Worte über Liebknecht, der Herr v. Gerlach beginnt damit, Bebel   als Bourgeois" zu ja leider nicht mehr selbst sprechen kann. Ohne den unvergeßlichen schildern. Um sich von vornherein als überlegenen Historiker zu Verdiensten des Alten irgendwie zunahe zu treten, so muß doch gesagt legitimieren, hebt er seine Geschichtsflitterung an wie folgt: werden, daß er am Ende der 60er Jahre durch die Geschlossenheit August Bebel   wurde am 22. Februar 1840 als der Sohn eines feines wirtschaftlich- politischen Systems" unmöglich den jüngeren Unteroffiziers geboren. Sein Vater stammte aus Ostrowo   in der Bebel   in den Bann fremder Meinungen gezwungen haben kann. Provinz Posen  , war aber kein Bole, wie Mehring in seiner Ge- Jm Demokratischen Wochenblatt" und im Voltsstaat" wurde der schichte der deutschen   Sozialdemokratie irrtümlich annimmt, fon- Margismus feineswegs in doftrinärer" Form vertreten, ganz im dern gehörte einer aus Süddeutschland   eingewanderten Familie Gegenteil! Herr v. Gerlach selbst weiß auf derselben Seite zu er an." Nun hat Mehring allerdings in der ersten Auflage seiner zählen, daß Riebknecht, überzeugter Marrist und theoretischer Geschichte Bebels Vater einen geborenen Polen" genannt, irre- Revolutionär", doch nicht mit der Tür ins Haus gefallen sei", was geleitet durch biographische Notizen über Bebel, die Guido Weiß dann freilich nach der anderen Seite hin reichlich fchief ausgewer den Krieg von 1870/71 angezettelt hat, so fönnten am Ende feinerzeit in der Wage" veröffentlicht hat, von denen Mehring brüdt ist. annahm; daß sie von Bebel selbst herrührten. Aber in den späteren Sicherlich hat Bebel und er selbst wird es am wenigsten Auflagen seines Buches hat Mehring den Irrtum längst berichtigt, was Herrn v. Gerlachy so wenig hindert, noch jetzt das Versehen zu bestreiten von Liebknecht   gelernt, ebenso wie von Stautsky, ebenso monieren, wie es ihn hindert, die nächsten Seiten seines bio- wie von Marr, Engels, Lassalle und anderen. Aber seine theore graphischen Essays" aus Mehring abzuschreiben, ohne die irrtüm- tische Bildung hat er sich durchaus selbständig erworben, was jebem liche" Quelle seiner Weisheit zu nennen. in die Augen springt, der mit einigem Fleiß und einigem Ver­Noch charakteristischer offenbart sich das Quellenstudium des stande Bebels geistigen Entwickelungsgang verfolgt. Wenn Herr Herrn v. Gerlach an einer anderen Stelle. Vor langen Jahren b. Gerlach Bebels erste Schrift: Unsere Biele den ins Bebelsche Hat einmal Genosse Hepner in der Neuen Zeit" einen kleinen überfesten Liebknecht" nennt, so war sie vielmehr, wenn man sich Scherz veröffentlicht, worin er unter anderem erzählt, wie Lieb- der Gerlachschen Ausdrudsweise bedienen will, der ins Bebelsche knechts ältestes Baby Theodor durch sein mächtiges Etimmorgan überfeste Lassalle", und gerade von Lassalle   wollte Liebknecht nie die Redaktion des Voltsstaates" gestört habe, die sich in Liebknechts viel wissen. Geradezu grotest wird Herr von Gerlach, wenn er Wohnung befand. Herr v. Gerlach hält es für angezeigt, Hepners behauptet, Lebel habe es im Sommer 1870 der nationalen Wurstig­Echerz wörtlich in seine 64 breitgedruckten Seiten aufzunehmen, feit" Liebknechts gleichtun wollen und sich deshalb bei der Beratung nur daß er aus Liebknechts ältestem Baby Theodor das älteste der Kriegsanleihe der Abstimmung enthalten. Tatsächlich wollte Baby Karl macht. An sich ist die Sache natürlich völlig gleichgültig, Liebknecht die Kriegsanleihe verweigern, was auch vollkommen be­aber sie tennzeichnet den bürgerlichen Journalisten, der immer rechtigt und feine nationale Wurstigkeit", sondern Wahrung der " pitant" sein muß und selbst ein Attentat auf die Naturgeseze nationalen Ehre gewesen wäre, wenn man damals schon gewußt nicht verschmäht, weil heute der Name Karl Liebknechts mehr in hätte, was man heute weiß, daß nämlich Bismard die spanische den Mäulern ver Philister ist, als der Name Theodor Liebknechte. Thronkandidatur des Hohenzollern   in fribolster Weise angezettelt zu lassen. Soviel über den Quellenforscher Gerlach. Sein Eigenftes hatte. Da aber Bismard schamlos log, er habe von dieser Thron­dagegen ist sein Bemühen, den Genossen Bebel   als einen pracht- fandidatur keine Ahnung gehabt und ihm zunächst der Gegen­vollen Kerl" zu schildern, der immer aufs praktische gerichtet sei, beweis nicht geführt werden konnte, so sette gerade Bebel die und zugleich als einen unheilbaren Konfusionsrat, ber niemals Stimmenthaltung durch. wisse, was er wolle. Was er heute zum Teufel wünscht, das er- Um nun diese ehrenvolle Tat zu berfleinern und sie als einen hebt er nach ein paar Jahren in den Himmel. Den einen Tag tritt er auf als der doktrinäre Margist reinsten Wassers, und den nächsten "). v. Gerlach: August Bebel  . Gin biographisches Essay. Erstes bis fünftes Taufend. Albert Langen  , Berlag für Literatur und Kunst. München   1909. 64 Seiten. Preis 60 Pf.

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Den Gipfel der Schrift bildet das Kapitel: Bebel   in Dresden  . Serr v. Gerlach erzählt, nie sei die Partei in eine tiefere Tiefe geschmettert worden, als durch den Parteitag in Dresden  , und der Hauptschuldige an diesem jähen Sturz von ragender Höhe in dunkle Tiefe sei Bebel. Er fei sehr gefchidt bearbeitet worden; man habe ihn fachlich scharf gemacht" durch den Hinweis auf die revisionistische Mehrheit in der neuen Reichstagsfraktion, dazu fci infamste persönliche Heßerei" gekommen, die sich gegen Wolfgang eine gerichtet habe, so habe Bebel   Georg Bernhard  , Lily Braun  , Bruno Borchardt  , Paul Göhre   abgeschlachtet, nicht sachlich kritisiert, fondern persönlich verunglimpft, flein   gemacht, verdächtigt, in den Schmuz gezogen, die Parteileitung in eine Art Raserei versekt, die radikalen Justinfte der Unteroffiziere der Partei gegen ihre Generäle entfesselt, den größten Parteiskandal angerichtet, den die Sozialdemokratie in ihrer Geschichte je erlebt habe, alles aber zu dem Zwecke, die Taktik der Partei durch den Parteitag festlegen Diese Darstellung ist wieder nicht ehrlich, aber begreiflich ist auch sie. Herr v. Gerlach provoziert in der unqualifizierbarsten Weise, weil er dadurch am ehesten eine Richtigstellung hervor= aurufen hofft, die nach seiner Meinung den Zweck seiner Schrift, Bänfereien in der Partei hervorzurufen, erfüllen fönnte. Aber Ausfluß nationaler Wurftigkeit" darzustellen, in der Bebel mit er hat die Farben zu did aufgetragen, als daß es nicht genügen Liebknecht zu wetteifern gesucht habe, teilt Herr v. Gerlach das sollte, sein Pamphlet niedriger zu hängen, dessen einziges Verdienst motivierte Votum, das beide zu den Akten gaben, in folgender darin besteht, die Frage anguregen, ob das Bündnis der andert­halb Demokraten à la Gerlach wirklich solcher zwar unschädlichen Form mit: Als prinzipielle Gegner jedes dynastischen Krieges, als aber ästhetisch und politisch gleich häklichen Attentate auf F. M. Sozialrepublikaner und Mitglieder der Internationalen Ar. die Einheit der Partei wert sei,