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iEic weltau? schärfste Kritik leistet sich da? Zechenblatt, die Rhein.-Westf. Ztg.", doch treibt dieses Blatt der rheinisch-west- fälischen Grobindustriellen weniger das Verlangen nach einer Ver» mehrung der VolkSrcchte, nach einer Stärkung des Reichstages zu seiner scharfen Kritik, als vielmehr die Wut über daö durch die Veröffentlichung desDaily Telegraph " geschädigte Ansehen der deutschen Bourgeoisie im Auslände. DaS Blatt richtet denn auch seine Ausführungen fast ausschließlich an die Adresse deS Kaisers: Der Kaiser gibt der Stinime seine? Volke? kein Gehör, er weist den Wunsch des Reichstags zurück, er beugt sich nicht der Ausforderung deS Bundesrats, deS preußischen Staats- Ministeriums und den Vorstellungen seines Reichskanzlers. Unbeirrt" wird er nach wie vor persönlich die Politik des Reiches leiten, in dem Bewußtsein, sie bisher erfolgreich und glänzend geführt zu haben. Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit. Kaiser Wilhelm EL glaubt bekanntlich an eine besondere Mission, die ihm von der Vorsehung zugewiesen sei. Er traut sich die Fähigkeit zu, durch sein persönliches Erscheinen alle Schwierigkeiten zu lösen und alles zu seinen Gunsten zu wenden. Es ist bekannt, daß er in dem Wahn lebt, als Monarch von Gott besonders erleuchtet zu sein. Die Borgänge der letzten Woche scheinen ihn in diesem Glauben nickt im geringsten erschüttert zu haben. Bei Jogdliedern und Becherilang, unter Kabareitgesängen und Witzwortcn ist ihm der Ernst der Lage nicht zum Beivußtseln gekommen. Es steigt in uns die bange Furcht auf, daß er jenen Vorstellungen schon derart verfallen ist, daß ihm ein klarer Blick in die Wirklichkeit sehr erschwert ist.... Seine vornehmste Aufgabe" will der Kaiser auch in Zukunft darin sehen:Die Stetigkeit der Politik deS Reiches zu sichern". Dieses Wort klingt fast wie ein Hohn auf die Bewegungen der letzten Wochen. ES mag unier Partei- Politikern hier und da eine Meinungsverschiedenheit bestehen über einzelne Phasen der kaiserlichen Politik, aber darin sind sie alle einig, daß ihr besonderer Mißstand die Unstetigkeit war. Kein Plan, kein Gedanke der kaiserlichen Politik ist mit Stetigkeit, Be- ständigkeit und Zähigkeit durchgeführt worden. Was heute an- gebetet wurde, wurde morgen verbrannt. Die kaiserliche Antwort stellt sich demnach als eine schroffe Absage dar an den Willen deS Volkes, des Reichstags und des Bundesrats. Der Kaiser will sich mit diesen Faktoren nicht verständigen, sondern den Kampf gegen sie aufnehmen. Der Fehdehandschuh ist uns hingeworfen. er muß blutenden Herzens aufgenommen werden, denn es handelt sich um Sein oder Nichtsein de? Deutschen Reiches, es handelt sich um unsere Wirtschaft- licken Interessen, um unser Ansehen in der Welt und um unsere Ehre. Wird der Kamps weiter geführt. dann wird die Frage praktisch werden, über die kein Politiker zweifelhaft sein kann: Was steht höher, der augenblickliche Träger der Krone oder die Herrscherfamilie, die Herrscherfamilie oder die Verfassungsform, die VerfaffungSform oder das Volkstum? Wir gehen schweren Zeiten entgegen, furchtbare Wirren stehen un» be- vor. aber das Volk darf diesen Kampf nicht scheuen, wenn eS endlich aus seiner jetzigen unerträglichen Lage herauskommen will." fln Sie Henker des Zaren ausgeliefert! DieMannheimer Nolksstimme" schreibt: Die preu- ßische Polizei steht im Begriffe, ein ungeheuerliches Attentataufdie Menschlichkeit auszuführen. Wir erfahren darüber zuverlässig folgendes: Anfangs Oktober wurde in Sterkrade . Regierungsbezirk Düsseldorf , ein mit einer Badenserin verheirateter russischer Staats- angehöriger namens Maxim G e s ch k o w verhaftet. Die Frau Geschkows erfuhr von der Verhaftung erst durch einen Brief, den der Gatte ihr aus dem Polizeigefängnis schrieb. Ueber die Gründe der Verhaftung wußte der Mann nichts initzuteilen. Auf eine vom Schwager des Verhafteten, der in Mannheim wohnt, beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf gerichtete Anfrage ging am 5. November folgende Antwort ein: Der Regierungspräsident. c. Q. 11. 573. Du sseldorf, 4. Nov. 1908. Nach den amtlichen Ermittelungen ist als erwiesen anzu- sehen, daß der russische Staatsangehörige Marim Geschkow An- Hänger der anarchistischen Partei ist. Er wird daher o r d. »ungsgen, äß mittels Transportes über die russische Grenze abgeschoben werden, sobald seine russische HeimatSbchörde seine Identität anerkennt und seine Uebernahme zugesichert hat. Die diesbezüglichen Verhandlungen sind bereits Mitte vorigen Monats eingeleitet worden. Bis zum Eingange der Uebernahme- crkläruicg wird Geschkow in AuSwcisungShaft ge- halten werden. Seine Entlassung auS derselben ist nicht an- gängig. I. V.: v.(Name unleserlich.), An X. X. in Mannheim . In diesem Schreiben wird also als einziger Grund der Verhaftung und Gefangenhaltung Geschkows dessen an- g e b l i ch e Zugehörigkeit zur anarchistischen Partei be- zeichnet. Kein Versuch, ihm irgendeine strafbare Hand» lung zur Last zu legen. Nicht einmal die Propaganda anarchistischer Lehren wird ihm zum Vorwurf gemacht. Die Gesinnung des Mannes, der uns als ein fleißiger Ar- beiter und braver Familienvater geschildert wird, soll zum Anlaß genommen werden, ihn den Schergen des Zarismus ans Messer zu liefern. Dabei wird uns auf das bestimmteste versichert, daß die Behauptungen der Polizei, wonach Geschkow der anarchistischen Partei an- gehöre, nicht einmal richtig sind. Im Namen der Menschlichkeit, im Namen der Würde des deutschen Volkes erheben wir Protest gegen das un- geheucrliche Vorgehen der preußischen Polizei und gegen ihre Absicht, einen Menschen, dem keine strafbare Handlung zur Last gelegt werden kann, der russischen Polizei in die Hände zu liefern. Diese Auslieferung ist bei den Gepflogenheiten der russischen Polizeidespotie gleichbedeutend mit einer Ver- n i ch t u n g der(F r i si e n z dieses Menschen, ja viel- leicht mit der Vernichtung eines Menschenlebens. Pflicht aller human empfindenden und freiheitlich gesinnten Menschen ist es. sich diesem Protest anzuschließen. Es ist e n d l i ch g e n u g der Schmach, die die preußische Polizei über das deutsche Volk gebracht hat! politische(leberlickt. Berlin , den 19. November 1903. Landtagswahl in Lippe . In einer außerordentlichen Gencralversamm. luna des sozialdemokratischen Vereins für das Fürstentum Lippe, die am Sonntag, den 15. November, in Lage stattfand, wurden die Kandidaten der dritten Klaffe für die am Mittwoch, den 9. Dezember d. I., stattfindenden Wahlen zum Landtage aufgestellt. Di« Regierung hat dem einstimmigen Be- fchluffe de» Landtages, die Wahlen wegen der zurückkehrenden Zicgler cr�t für Januar auszuschreiben, zuwider gehandelt. Das Fürstentum Lipp- ist in sieben LandtagSwahlkreise eingeteilt. Jeder Kreis wählt die Abgeordneten, und zwar je einen für die drei Klaffen in geheimer Abstimmung. Unsere Partei hat erklärlicher- weise nur Aussicht auf Erfolg in der dritten Klasse. Sie war in der letzten Session im Besitze dreier Mandate. Der bisherige Ab- geordnete, Genosse Becker, erstattete den Bericht über die Tätigkeit der Fraktion, im Landtage, wobei er namentlich das volköver- rätcrische Verhalten der Partei deS Herrn Dr. Xeumann» Hofer, NeichStagsabgcordnctcn für Lippe kennzeichnete. Die Einigung der liberalen Parteien aller Schattierungen vereine unsere Partei noch inchr als bisher auf die eigene Kraft und Stärke allein. Die Genoffen möchten deshalb mit allen ihren Kräften in den Wahl- kämpf treten. Vertreten Ivaren 15 Orte durch 24 Delegierte, außerdem die Kreisleitung, das AgitationSkomitec des Bezirks und die Redaktion derVollswacht". Quatschköppe". Im April vorigen Jahres erzählte dieKölnische VolkSzeitung" zum Beweise der Wertschätzung, die der Reichstag in gewissen Kreisen genieße, einen Vorgang in einem eleganten Restaurant in Berlin . Dort saß an einem Tische eine Gesellschaft, darunter ein Geheiinrat und ein Major. Der Kellner brachte den Herren ein Abendblatt mit der Bemerkung, eS stehe der Anfang der heutigen Reichstagsverhandlungen darin. Die Herren warfen einen Blick in das Blatt, legten eS dann verächtlich beiseite, wobei der eine zum andern sagte:Geht uns gar nichts an. WaS die Quatschköppe sagen, der Kaiser macht ja doch, was er will!" Nach dem jetzigen Verhalten der bürgerliche, Parteien werden der Herr Geheimrat und der Herr Major mit Genugtuung konsta« tieren, daß die Ereignisse ihr Urteil von damals in vollem Maße bestätigt haben._ Ter neue Chef des MilitärkabiuettS. Zum Chef des Militärkabinetts Seiner Majestät des Kaisers ist der bisherige Kommandeur der 19. Division Generalleutnant Freiherr von Lyncker ernannt worden. Eine Entlarvung. Man schreibt unö aus Z ü r i ch vom 18. November: Unser hiesiges Parteiblatt, das ,, Volksrecht", ver- öffentlicht die Entlarvung des preußischen Polizeispitzels Walter Grsywinski, der vor einiger Zeit nach Zürich gekommen war und sofort Anschluß an die Anarchisten gesucht und gefunden hatte. Bald darauf erhielt aber der Arbeiter, an den er sich zuerst gewandt hatte, von Berlin aus die Mitteilung, daß G. ein Polizei- spitze! sei. In den Kreisen der Anarchisten gebürdete er sich als Agent Provokateur, wurde aber, nachdem man durch jenen Brief über seinen wahren Charakter aufgeklärt worden war, überwacht. Davon scheint wieder die Berliner Polizei Kenntnis erlangt zu haben, denn der Berliner Polizei- kommissar Koch warnte ihn telegraphisch vor der ihm drohen- edn Gefahr und empfahl ihm die Abreise. Er konnte aber noch zurückgehalten werden, bis er in einer Ver- sammlung von etwa 23 Arbeitern öffentlich als preußischer Polizeispitzel entlarvt wurde. Grsywinski gab sodann diese seine Rolle auch zu und beichtete, daß die Berliner politische Polizei seine Notlage benutzt habe, um ihn in ihren Dienst zu zwingen! In der Schweiz sollte er die deutschen Anarchisten bespitzeln, was er auch getan hat, während eine Verbindung mit der schweize- rischen Polizei nicht gewünscht wurde. In seinem ersten Bericht habe er über zwei schweizerische Sozialisten.Angaben gemacht! Unter seinen Papieren fanden sich neben anarchistischen Schriften auch solche mit christlicher Tendenz und Heiligenbilder. Als Sekretär eines polnisch- katholischen Vereins war er zugleich Mitglied einer anarchistischen Verbindung und als Polizeispitzel bettelte er Sozialdemokraten um milde Gaben an. Auf dem Konzept zu einem Telegramm steht der Name des Polizeikommissars Hermann, p. Abteilung der politischen Polizei in Berlin . Die Entlarvung des preußischen Polizeispitzels Grsywinski in Zürich ist einneuer Erfolg" der genialen äußeren und inneren Politik des deutschen Regicrungs- systems, das in seinem Zusammenbruche eine Weltblamage an die andere reiht. Wieviel Not unter den zahlreichen Ar- beitsloscn könnte man mildern mit den Riesensummen von Sündengeldern, die ein unfähiges und bankerottes Regime nur für Polizeispitzelei ausgibt. Afrika-Peters will sei' Ruh' Hab'«. AuS München wird uns telegraphisch gemeldet: Peters hat die in Rixdorf gegen den.Vorwärts'(gegen unseren Redakteur Genossen Wennuth. Die Red.) angestrengte Klage zurückgezogen, angeblich wegen der unmotivierten Terminverlegungen. In einer vielleicht erst zwei Jahre nach der Klagestellung stattfindenden Verhandlung könne er eine angemessene Sühne und Geimgtuung nicht erblicken. Die Molivierung de? Schrittes ist äußerst fadenscheinig. Be- kanntlich hat Herr PeterS auch die Berufung gegen baS Urteil in seinem Prozeß wider die.Münchener Post" zurückgezogen. Die neuen Zeugen der.Münchener Post", die diese für die Berufung«- Verhandlung angemeldet hat, scheinen ihm nicht zu gefallen. Da der Prozeß desVorwärts" jedenfalls erst nach dem Münchener Prozeß stattgefunden hätte, so wird wahrscheinlich die Münchener Berufungsverhandlung die Erklärung für die merkwürdige Friedens- liebe des Herrn Peters geben._ Gesellfchaftssteuer und Konsumvereine. Die dem Hamburger Zentralverbande angehörenden Konsum- vereine Mittel- und Nieder-SchlesienS, 14 an der Zahl, haben auf einer in Lieanitz abgehaltenen Konferenz eine Protestresolution gegen die geplante GesellschaftSsteuer einstimmig angenommen und die ersten Vorbereitungen für eine energische Abwehraktion berachn. Vorher hatte Justizrat E t e i n s ch n e i d e r- Berlin in einem Ne- feratc dargelegt, daß von der Steuer in erster Linie die mittleren und kleinen Konsumvereine detroffen werden würden und daß diese eine Verdoppelung, wenn nicht gar Verdreifachung ihrer Steuer- lasten zu befürchten hätten._ Protest gegen die Steuerplünderung. Neun Prot« st Versammlungen, die sämtlich überfüllt waren, nahmen am Mittwoch in Köln und Vor- orten Stellung zu den neuen Stcuerplcinen der Reichs- regicrung. Einen solchen Zudrang, wie er bei diesen Ver- sammlungen zu beobachten war, hat man in Köln selten erlebt, zumal nicht bei einer so großen Zahl am gleichen Tage einberufener Versammlungen. Die Redner fanden demonstrativen Beifall. Eni- stimmg wurde in allen Versammlungen eine Resolution an- genommen, di« die Reichsschuldcnwirtschaft als das notwendige Er­gebnis der absolutistischen volksfeindlichen Politik bezeichnet, deren Gefahren dem Volke in den letzten Wochen mit so erschreckender Deutlichkeit offenbar geworden feien. Tie Versammlungen pro­testierten«ntschieden gegen die erneut beabsichtigte Ausdehnung indirekter Steuern und sie forderten: 1. eine vom Geiste der Volkswohlfahrt getragene, vom Volk gebilligte Politik nach außen und nach innen; S. eine de« Volke auch im juristischen Sinne veraniworilicht Leitung dieser Politik; 3. Abschaffung aller die Interessen der minderbemittelte, Volkskreise so schwer schädigenden indirekten Steuern und Zölle 4. Einführung einer stufenweise steigenden ReichSein kcmmmens- und Termögeussteuer sowie zweckmäßigen Ausbau bei Erbschaftssteuer._ Ein gefährlicher Schmort entlarvt. Die fortgesetzten Hetzereien dervornehmen"Schlesischeu Zeitung" in Breslau gegen unsere Partei, die Gewerkschaften, Arbeitergenossenschaften und sozialdemokratischen Krankenkassen- Vorstände stammen in der Hauptsache aus der Feder eines gewissen Lichtensteiu, der die Sozialistentölung gegen ein Fixum von fünf- tausend Mark jährlich betreibt. Wie sich nun durch einen gukall herausgestellt hat, kann der Herr für gutes Geld auch schreiben links; er gehört zu den Mitarbeitern der--Frankfurter Zei­ tung ". Durch den Druckfehlerteufel ist der Schmock entlarvt worden. Am Sonnlag schickte er einen telegraphischen Bericht über die nationalliberale Versammlung nach Frankfurt , die zur Vlllow-Krise Stellung genommen hatte. Durch ein Versehen der Redaktion kani dann der Name L i ch t e n st e i n statt deS OrteS Breslau an die Spitze deS Berichtes._ Arbeiterentlafsunge». Nach einem Telegramm aus Stuttgart hat die Generaldircktkon der Staatseisenbahnen, um Arbeiterentlassungen zu vermeiden, an sämtliche Dienststellen eine Verfügung erlassen, nach der Arbeitern, denen infolge Verkehrsrückaangcs, Ausfallens von Zügen oder aus ähnlichen Gründen gekündigt werden muß, womöglich Gelegenheit geboten werden soll, in anderen Dienststellen unterzukommen. August Jungfer. Liegnitz , 19. November. Der ehemalige freisinnige Reichstags- und LandtagSabgeoldnete für Liegnitz Goldberg Haynau , August Jungfer, ist heute im Alter von 64 Jahren gestorben« Militärjustiz. Ein ausgerückter Regimentsschreiber. AuS Halle a. S. be­richtet man uns unterm 19. November: Der tlnteroffizier und Negimentsschreiber Kalz vom Kürassierrcgimcnt in Halberstadt war mit seinem Kommandeur Freiherrn v. Schuckmann in Diffc- renzen geraten, da letzterer ihm erklärt hätte, er könne ihn nicht mehr gebrauchen. Kalz nahm sich den Vorwurf derartig zu Herzen, daß er nach Belgien floh und sich dort 5 Jahre aufhielt. Obwohl er damals nur noch 17 Tage zu dienen hatte und der Kommandeur ihm in aller FormFeierabeird" gab, beantragte der Ankläger eine Gefängnisstrafe von einem Jahr drei Monaten und Ver- sctzung in die 2. Klaffe des Soldatcnstandes. Der Herr Komman- veur, über den sich der Unteroffizier bitter beklagte, wurde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit vernom- wen> auS militärdienstlichen Gründen. Kalz wurdg zy Vier Monaten Gefängnis verurteilt und degradiert.« Tie Balkankrise. Montenegrinische Drohungen. Wien , 18. November. Aus C a t t a r o melden die in Prag erscheinendenNarodni Listi": Die Montenegriner sind zum Kriege vorbereitet. Die Verbindungen mit Cattaro sind seit zwei Tagen unterbrochen. Auf dem an der Grenze befindlichen hohen Berge Lowtschen, welcher die Bucht von Cattaro beherrscht, haben die Montenegriner Geschütze schwersten Kalibers aufgestellt, deren Mündungen gegen Cattaro und die umliegendeil österreichischen Forts gerichtet sind. Aus Cattaro sind bereits die Familien der Offiziere und Beamten ausgezogen. Die militärischen und administrativen Archive sind weggeschafft. Die katholischen Kirchen in Cattaro haben ihre Schätze anderen katholischen Kirchen in Dalmotien zur Aufbewahrung über- geben. Die Montenegriner kommen nicht mehr auf den Markt nach Cattaro . Weiter berichten dieNarodni Listi" asis Cattaro: Der Dugapaß, welcher den Eingang aus der Herzegowina nach Montenegro bildet, ist stark be- festigt; zu dessen Schutz stehen in Niksic 8999 Montene­griner bereit. Die telcgraphische Verbindung mit Cettinje, welche das österreichische Telegraphenamt in Cattaro ver- mittelt, ist unterbrochen. Hierzu sagt dieNeue Freie Presse" folgendes: Von authentischer Seite wird die Richtigkeit dieser Mel- dnngen aus Cattaro bestätigt, es wird jedoch hinzu- gefügt, daß diese Tatsachen schon einige Zeit an den offi- ziöscn Stellen bekannt sind und dem politischen Tatbestand nichts Neues hinzufügen. Die politische Lage wird trotz dieser Vorgänge an der Grenze hier jedoch ruhig beurteilt. Weitere Rüstungsmeldungen. Wien , 19. November. Nach telcgraphischcn Meldungen auS C e t i n j e hält dort die kriegerische Stimmung an. Alt und Jung rüstet, weil der Krieg für unvermeidlich gehalten wird. In Antivari werden große Vorräte von Munition und Proviant angefahren. Belgrad , 19. November. Gestern abend fand unter dem Vorsitz des Königs im königlichen Palais ein K r i e g s r a t statt. An demselben nahmen der Kronprinz sowie samt- liche Generäle und Regimentskommandeure der in Belgrad , stationierten Truppen bei. Die Zufuhr von Kriegs- Material hält an. Wie die Blätter melden, stehen 39 909 Mann Freiwillige vollständig kriegsmäßig ausgerüstet bereit, um auf das erste gegebene Zeichen in Bosnien und der Herzegowina einzufallen. Dieselben sollen in 29 Banden ein- getellt werden. Die türkisch -bulgarischen Verhandlungen. Köln , 19. November. Die Kölnische Zeitung meldet«mS Kon- stanttnopcl vom 18. d. M.: Seit Ankunft der bulgarischen Ver- treter nehmen die Verhandlungen mit der Orient- bahn einen schnelleren Verlauf. Heut« ist ein Protokoll unterzeichnet worden, durch das Bulgarien und die Orientbahn sich auf einen zu kapitalisierenden Nettoertrag für das osttumclischc Bahnstück einigen. Kein Balkanbündnis. Konstantlnopel» 13. Norember. Der Großwcsir erklärt die Gerüchte über eine türkisch. scrbisch-montenegri» nifche Entente gegen Oesterreick-Ungarn für unbc- gründet. Cnglanä. Die Arbeitslosigkeit. London , 17. November.(Eig. Ber.) gestern er- schieneneLabour Gazette" gibt die Lage des Arbeitsmarktes zu Ende Oktober. Es berichteten 257 Gewerkschaften, die 591 953 Mitglieder haben: davon waren 56299 oder 9,5 Pro;,. arbeitslos. An L o h n ä n d e r u n g e n waren 72 999 Arbeiter beteiligt; davon erhielten 65 999 eine Lohn- Herabsetzung: das Gesamtergebnis der Lohnänderungen war eine Lohnab nähme von 39 999 M. pro Woche.