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Nr. 272. 25. Jahrgang.

3. Beilage des Verwärts" Berliner Volksblatt. Freitag, 20. November 1908. Freitag, den 20. Tovember: Lefe­Lefe- und Diskutier- Abend für Frauen

in den bekannten Lokalen.

Sonntag, den 22. Movember Flugblattverbreitung

von 8 Uhr früh an

für die Arbeitnehmerwahlen zu Gewerbegericht von den Bezirkslokalen aus.

Partei- Angelegenheiten.

Rigdorf. Heute, Freitag, den 20. November, abende 8%, Uhr findet bei Felich, Knesebecstraße 48/49 eine öffentliche Wähler­berfammlung für den 11. und 12. Stommunalwahlbezirk statt, in welcher Stadtverordneter Genosse Thurowo über die Aufgaben der Sozialdemokratie im Stadtparlament referieren wird.

Die Einberufer.

Sonntag, den 22. November, nachmittags 21 Uhr, findet im Theater von Rirdorf die vom Bildungsausschus arrangierte Theater vorstellung mit der Aufführung" Nora" statt. Billetts sind nur noch in beichränkter Zahl in der Parteiipedition, Neckarstr. 2 zu haben. Der Vortragsabend am Montag, den 23. November, abends 81% Uhr, bom Genossen Mag Grunwald fällt wegen der Stadt berordnetenwahl an diesem Abend aus.

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Steglit Friedenau . Auf das Winterfest, das der Steglitzer Wahlverein am morgigen Sonnabend im Rheinschloß in Friedenau veranstaltet, verweisen wir hierdurch noch einmal die Genoffinnen und Genoffen. Um das Beifammenfein zugleich für die Belebung der Frauenagitation auszunußen, wird Genoisin uile gieß eine Ansprache halten. Der fünstlerische Teil des Programms liegt in den Händen bewährter Kräfte: der Konzersängerin Käte Völler ling, des Pianisten Leo Kestenberg und des Vortrags­meisters rig Richard. Der Eintrittspreis beträgt 30 Pf.

Trebbin . Am Sonnabend, den 21. November, abends 8 Uhr, bei Wolf: Wahlvereinsversammlung. Tagesordnung: 1. Kasse und Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Abrechnung vom 8. Quartal. 3. Parteiangelegenheiten. 4. Fall Reghäuser.

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Nieder Schönhausen. Am Sonntag, den 22. d. Mts., früh 8 Uhr, findet eine Flugblattverbreitung und Agitation für den Vorwärts" von den Bezirkslokalen aus statt. Der Vorstand.

Franz.- Buchholz. Am Sonntag, den 22. November, findet eine Bandzettelverbreitung über den ganzen Bezirk statt. Die Genossen werden ersucht, sich Buntt 9% Uhr bei Stähne, Berliner Straße 39 einzufinden.

Berliner Nachrichten.

Reffelegplosion in den B. E.-W.

am ganzen Körper.

in Bierlofalen auszulegen oder direkt an die Gäste zu verteilen. Die Gefahren, denen hier die Kinder ausgesetzt werden, sind un­ermeßlich. Dazu tomint, daß es am legten Sonntag erheblich falt war und die kinder über keine Ueberkleider verfügten. Wie lange soll dieser Unfug dauern?

12. Juni 1863, betreffend den Verkehr auf den Berliner Jahr- und Weihnachtsmarft. Gemäß§ 21 der Polizeiberordnung bom Weihnachtsmärkten, in der Fassung der Polizeiverordnung vom bem Artonaplab und beffen Umgebung sowie in der Warschauer 24. November 1905, findet der diesjährige Weihnachtsmarkt auf Straße( non der Revaler Straße bis zur Frankfurter Allee ) und in der petersburger Straße stait. Der Markt beginnt am 11. De zember und dauert bis zum 27. Dezember einschließlich mit der und Verkaufsvorrichtungen von den Straßen und Plätzen fort­Maßgabe, daß am 28. Dezember, früh 8 Uhr, sämtliche Buden geschafft sein müssen.

Los von der Kirche! Am Bußtag stand im Berliner Lokal­Anzeiger", just in jenem Blatt, in dem Hofprediger und andere Altarstüben für blanke Zwanzigmartstüde ihren frommen Senf abzulagern pflegen, der folgende Schmerzensschrei eines Geistlichen, von Freundeshand beschüßt, zu lesen:

" Ich juche für meinen Freund eine Lebensgefährtin. Der felbe, ein hoch angesehener Geistlicher, leidet schwer unter diesem Beruf und wünscht sehnlich, ihn mit einer freten Tätigkeit zu vertauschen. Eine durch und durch felb­ständige, sympathische Natur, tünstlerisch hoch begabt, gemütvoll und feinfühlig, dabei großer Natur- und Sportfreund, erfolg reicher Schriftsteller. Welche junge Dame von Herz und Geist, innerlich wie äußerlich unabhängig, reicht ihm die be­freiende Hand? Man mende sich in bölligem Vertrauen auf peinlichste Diskretion an Dr.( folgt genaue Privatadresse)."

Eine Ratte berläßt das sinkende Schiff! Oder es ist ein in seinen Beruf Hineingezwungener, der nun aus eigener Kraft bom schwarzen Rod nicht los fann. Muß er dazu wirklich erst eine reiche Partie machen? Eine durch und durch selbständige Natur sollte allein den Rückweg zur geistigen Freiheit finden. Bei so bielen Talenten tanns doch nicht fehlen.

Milchpreiserhöhung. In einer am Montag, den 16. d. M., in Kellers Festsälen, Stoppenstr. 29, stattgefundenen, bon annähernd 1500 Milchhändlern und Molkereibesizern Groß- Berlins besuchten Versammlung wurde einstimmig folgende Resolution angenommen: Die heutige öffentliche Versammlung der Milchhändler und Molkereibefizer von Groß- Berlin erflärt, daß es angesichts der hohen Bachtpreise und der enorm gestiegenen Unkosten dem Milchhandel nicht möglich ist, bei dem Preise von 20 Pf. für reelle Vollmilch) seine Gristenz aufrecht zu erhalten, und daß es deshalb eine dwingende Notwendigkeit ist, an dem früheren Beschlusse, 22 B3f. ab Baden und 24 Pf. frei Haus, festzuhalten."

Die Zahl derjenigen Milchhändler, die bisher noch unter diesem Preis verkauften, scheint nicht gering zu sein, sonst hätte es doch einer Wiederholung des schon vor Jahr und Tag gefaßten Be­schlusses nicht bedurft. In der Tat verkaufen zahlreiche aus der Umgegend tommende Milchhändler ihre Milch unter 24 Pf. das

Liter.

gewefen ist. Dieser Mißgriff ist dadurch verursacht worden, daß das Signalement eines von der Königlichen Staatsanwaltschaft in Köln erlassenen Steckbriefes, wie Sie selbst anerkannt haben, im allgemeinen auf Ihre Perfon paßte. Ich fann unter diesen Ums ständen den in Betracht kommenden Beamten einen Vorwurf nicht machen, sondern muß mich darauf beschräufen, Sie zu bitten, diefes bedauerliche Vorkommnis mit dem Zusammentreffen zus fälliger Umstände zu entschuldigen.

An den Geschäftsführer Herrn Otto Hammerschmidt

in Braunschweig .

( Name unleserlich)

anderes mehr tun, als sich entschuldigen; allein die Beamten des Nach Lage der Sache fonnte zwar der Polizeipräsident nichts 26. Reviers, die die Verhaftung ausführten, hätten fich genauer brauchte es auch nicht gerade früh um 4 Uhr zu sein. vergewissern müssen, bevor sie zur Verhaftung schritten. Und dann

auf dem Bahnhof Jannowizbrücke teilt die Eisenbahndirektion fol Ueber die Ursache des Zusammenstoßes zweier Stadtbahnzüge gendes mit:

" Durch die Untersuchung des Eisenbahnunfalls auf Bahnhof Jannowißbrüde am 17. November d. J. ist festgestellt worden, daß die Schuld an dem Vorkommnis den Signalwärter trifft. Dieser hatte das Ausfahrsignal für den Zug 2721, das infolge der Mits wirfung des Buges nach Verlassen der isolierten Schienenstrecke selbittätig auf Salt gefallen wäre, irrtümlich vorzeitig auf Halt gestellt. Um dieses Versehen wieder gutzumachen, hat der Signal wärter alsdann unerlaubte Eingriffe in das Blodwerk gemacht und es hierdurch sowie durch sein weiteres fahrlässiges Verhalten ermöglicht, daß der folgende Bug 1521 in den noch vom Zug 2721 befeßten Stredenabschnitt einfuhr und auf den vor diesem liegen­den Zug auffuhr.

Die vielfach geäußerte Annahme, daß die elektrischen Blocks einrichtungen bersagt hätten, trifft hiernach nicht zu."

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Wer liest den Vorwärts"? Ueber den Lehrer Fischet von der 232. Knaben Gemeindeschule( Glogauer. straße) hatten wir in Nr. 265 gemeldet, daß er an Schüler seiner Klasse die Frage gerichtet habe, wessen Eltern den Vorwärts" lesen Hierzu hat Herr Fischer uns einen Brief übersandt, in dem er flagt:

" In diesem Artikel finden sich einige Säße, die recht ge­hässiger Natur find. Das ist um so betrüblicher, als die Mit­teilung, auf die sich Ihr Artikel stüßt, völlig aus der Luft ge griffen ist. Die Schule hat nichts mit der Parteien Haß und Gunst" zu tun, und niemals ist es mir eingefallen, die Frage: Wer liest den Vorwärts"?" zu stellen. Eine Umfrage in meiner Klasse hat ergeben, daß niemand von einem Aushorchen der Kinder bezüglich der Vorwärts"-Lektüre" etwas weiß. Ich muß Sie deshalb bitten, Ihre Auslassungen zu widerrufen."

Mittwoch, nachmittags gegen 5%, Uhr, plagte aus noch nicht aufgeflärter Urfache in dem Kesselhause der Berliner Elektrizitäts­Werte in dem Hofgebäude ein Rohr des Röhrenfessels Nr. 8, während sich der Kessel in vollem Betriebe befand. Der Tampf strömte auf die Feuerung und brach durch die Feuertür sowie durch die Roste Als böllig aus der Luft gegriffen" wird die Sache nach den im dritten Stockwert liegenden Aschfalltüren hindurch und jetzt Herrn Fischer selber erscheinen, das glauben wir ihm gern. berbreitete sich im Steffel, sowie im Aschfallraum, am fchärfften an­Aber das Gedächtnis von Lehrern ist manchmal ein bißchen furz. scheinend im letzteren. Hier traf er den etwa vier Meter von der das hat man schon öfter beobachtet. Gerade solche überflüssige Aschfalltür entfernt stehenden 27 Jahre alten Heizer Friedrich Wittig Fragerei und Reberei wird von ihnen selber sehr rasch wieder ber­aus Rigdorf, warf ihn zu Boden und verbrühte ihn der gessen, bielleicht deshalb, weil sie sie wirklich nicht so ernst meinen, art, daß er beim Auffinden bereits bewußtlos war. Der bor wie einzelne Kinder und deren Eltern sie nehmen. Herr Fischer der Feuerung des Kessels stehende und sie bedienende 56 Jahre In dem Artikel Der Armenfarg"( Nr. 270 des Vorwärts") beruft sich zu seiner Rechtfertigung auf das Ergebnis einer Um­alte Heizer August Schöneig, Alt- Moabit 35 wohnhaft, erlitt nur ist die Andeutung gemacht worden, daß von Freistellen gelegentlich frage, die er in seiner Klaffe, als unsere Notiz ihm bekannt­leichte Brandwunden an Händen und Füßen und rettete sich durch die Kränze bald nach der Beerdigung verschwinden. Dies bezieht geworden war, veranstaltet habe. Wir haben uns erzählen lassen, einen Gang zwischen Ueberhizer und Kessel nach dem Treppenhause, fich, wie vom Verfasser des Artikels gern versichert wird, nicht etwa welches Verfahren er bei dieser von ihm so genannten Umfrage" auf eine zu vermutende Unehrlichkeit der Friedhofsarbeiter. Biel - befolgt hat. Man sagt uns, er habe zunächst vor versammelter welches zur Luisenstraße führt. Der 27 Jahre alte Heizer Franz mehr ist es allen Leuten, die in Kirchhofsangelegenheiten Erfahrung Klasse ärgerlich erklärt, das sei ja gar nicht wahr, was da im Bor­Brachlow und der Heizer Gustav Starke II, welche hinter den haben, bekannt, daß frische Kränze sehr häufig von britter Seite, wärts" stehe, hinterher habe er an die Klaffe die Frage gerichtet, Steffeln 3 und 4 arbeiteten, versuchten sich dadurch zu retten, daß sie also bon außen her, entwendet werden, um sie abermals zu ver- ob es etwa wahr sei, und nun habe der ganze Chor ihm zugestimmt, über eine durch den Aschfallraum führende Verbindungstreppe des taufen. Insbesondere war an Arbeiter des Zentralfriedhofes in es sei unwahr. Herr Fischer scheint in solchen Umfragen" noch Treppenhauses, welches zum Schiffbauerdamm führt, zu er Friedrichsfelde nicht entfernt gedacht worden. Jedenfalls aber find wenig Erfahrung zu befißen, sonst müßte er iviffen, daß in einer reichen trachteten. Hierbei tamen sie in den ganz mit Bersonen vorhanden, die ihre Kränze bald nach der Beerdigung Angelegenheit, die den Lehrer selber betrifft und ihn sichtlich ver­Danippf angefüllten Aschfallraum und erlitten schwere Verbrühungen vermißt haben. Leider haben es dieselben unterlassen, den Verlust drießt, leider die meisten Schüler nur das zu ant. Danippf angefüllten Afdfallraum und erlitten schwere Verbrühungen bei der Friedhofsverwaltung anzumelden, da sie sich hiervon doch erwartet. Bu beachten ist auch, daß die Frage: Wer liest den worten wagen, was ihrer Meinung nach der Lehrer Die 27 Jahre beziehungsweise 24 Jabre feinen Erfolg versprachen. Daß man es nicht gern sieht, wenn alten Heizer Hermann Kolberg und Hugo Elsner, der leztere in Kränze mit in die Gruft geworfen werden und dort verbleiben," Borwärts"?" nur einer Minderheit der Schüler des Herrn Fischer Treptow wohnhaft, welche Kessel 1 und 6 bedienten, trugen leichtere ist jedem Fachmann befannt. Die unmittelbar auf und neben dem bekannt sein kann. Herr Fischer hat in einer Bause diese Frage Berbrühungen der Hände, Füße und des Gesichts davon. Durch die Sarge liegenden Kranzspenden modern sehr schnell in der feuchten an eine Gruppe von Schülern gerichtet, die noch in der Klasse zu­rüdgeblieben war. Gewalt der ausströmenden Dampf- und Wassermassen wurden Ziegel- Erde und wirken auf leicht gefügtes Gargholz ungünstig ein. steine aus dem Stefiel in den Aschfallraum geriffen. Das Waffer Auch ein Senten des Erdreiches ist zu befürchten, wenn sehr viele selbst stand dort stellenweise 20 Bentimeter hoch. Die Verunglückten Kränze nachgeworfen werden. In einem Falle der letzten Beit wurden durch Angestellte der Berliner Elektrizitätswerte sowie durch wurde den Angehörigen auf ihre Frage, wo die Kränge bleiben, aus. Mannschaften der von den Werken alarmierten Feuerwehr im drücklich gesagt, daß dieselben über den Pfahl zu Haupten des Hügels zu legen seien. Niemand fühlte sich, obwohl fünf Kirchhofs­Stranfentransportwagen des Verbandes für erste Hilfe gebettet angestellte dabei waren, berufen zu dem freundlichen Bugeständnis, und der Charité zugeführt. Hier konnte bei Wittig nur noch daß die Kränze, was die Angehörigen sehr gern gesehen hätten, der eingetretene Tod festgestellt werden. Seine Leiche wurde mit in Gruft hinein könnten. Auch wird man fast stets bei Armen­Der hier ausgedrückte Wunsch, den Namen unseres Gewährs= beschlagnahmt und dem Schauhauſe überwiesen. Brachlow, beerdigungen sehen, daß die Armenjärge teinerlei Strangspenden mannes zu erfahren, ist ein bißchen sehr naiv. Herr Fischer wird Starte II, Kolberg und Eisner fanden in der Charité Aufnahme, tragen. Die Angehörigen tragen solche in der Hand und legen sie sich seine Neugier schon berkneifen müssen. Auch den guten Nat", während Schöneig, deffen Verlegungen leichter waren, nach Anlegen an der Gruft nieder. Der Glaube, daß man in dieser Beziehung ben er uns gibt, hätte er sich sparen tönnen. Daß Schüler. von Berbänden nach seiner Wohnung entlassen werden konnte. beschränkt werde, ist eben allgemein berbreitet. Sollte es neuer aussagen mit Vorsicht aufzunehmen sind, wiffen Brachlow ist im Laufe des Abends gegen 9%, Uhr ebenfalls feinen dings gestattet sein, die Kränze mit in die Gruft zu legen, so wäre auch wir, und vielleicht wissen's wir sogar besser als mancher seiner das mit Rücksicht auf das der Armut doppelt zukommende würdige| Kollegen. Lehrern fällt dieser gute Rat gewöhnlich erst dann ein, Verlegungen erlegen. Seine Leiche ist in der Charité verblieben. Verhalten erfreulich. Wir werden diesen Verhältnissen fortan be- wenn Schüleraussagen fich gegen fie felber richten. Wie oft werden Die Verlegungen des Starke II find sehr schwer. Kolberg und fondere Aufmerksamkeit widmen, betonen aber, daß unsere höchst in Schulen über Schüler Strafen verhängt, die sich auf Aussagen Elsner werden nach Ansicht der Aerzte vermutlich das Krankenlager berechtigten Ausführungen über die Behandlung der Armut im ihrer Mitschüler stüßen! Wie oft wird von Lehrern über Eltern überstehen. Der beschädigte Steffel Nr. 8 wurde gegen 10 Uhr abends Todesfalle durchweg auf ganz andere Stellen gemünzt waren als ein absprechendes Urteil gefällt, das sie sich lediglich nach Mit­durch den Gewerbeinspektor besichtigt und bis zur endgültigen Unter- auf Friedhofsarbeiter, die nur den ihnen erteilten amtlichen teilungen der Kinder gebildet haben! Viele Urteile der Lehrer suchung durch den Dampftesselrevisionsverein gesperrt. Weisungen nachkommen. über die Eltern werden von diesen als ebenso gehäsfig" empfunden, wie Herr Fischer unser Urteil über die nach Vorwärts". Lesern forschenden Lehrer als gehässig" empfunden hat.

Kinder im Dienste des Keuschheitsbundes".

Aus unserem Leserkreise wird uns gefchrieben:

Eine polizeiliche Entschuldigung.

Wir berichteten vor einiger Zeit über ein Erlebnis, das der Ge­,, Als ich mit einem Bekannten am legten Sonntag 8 Uhr abends noffe D. Hammerschmidt anläßlich seiner Anwesenheit in Berlin mit in einem Automatenrestaurant in der Potsdamer Straße faß, be- der Polizei hatte. Bekanntlich wurde H. in aller Herrgottsfrühe traten zwei Kinder im Alter von sechs bis sieben Jahren das Lofal, aus dem Bette heraus verhaftet und nach der Polizei geführt. Dort um Traktate und Einladungen zu einer chriftlichen Versammlung auf stellte sich heraus, daß man den Genossen H. mit einer anderen den Tischen auszulegen. Auf Befragen erklärten die Kinder, daß fie Person verwechselt hatte.. beschwerte sich über dieses Verfahren. gewöhnlich den Sonntag dazu benutzen, um diese Arbeit zu berrichten. Weil er auf seine erste Beschwerde teine Antwort erhielt, richtete er Es wirft gewiß ein bezeichnendes Licht auf diesen sogenannten eine zweite an den Polizeipräsidenten. Die Antwort, die S. erhielt, Reuschheitsbund für junge Männer( Weißes Streus), Steglizer lautet folgendermaßen: Straße 71, Seitenflügel I, wenn er Kinder, noch dazu in einem Der Polizeipräsident folch jugendlichen Alter, an den Sonntagen in den Abendstunden von Lotal zu Lokal sendet, um den Bewohnern des Westens den Keuschheitsgedanken beizubringen!

Es gehört eine große Portion Heuchelei dazu, Keuschheit zu predigen und andererseits Kinder dazu zu benutzen, die Traftätchen

Abteilung 1.

Tageb. Nr. I. 5715. 08.

Berlin C., den 10. November 1908.

Auf Ihre Beschwerde vom 21. Oftober 1908 ertvidere ich Ihnen, daß Ihre Festnahme am Morgen des 6. September d. J. zweifellos ein Mikgriff seitens des hiesigen 26. Bolizeireviers

Herr Fischer läßt sich nicht genügen an dem Versuch, sich uns gegenüber zu rechtfertigen. Gr glaubt, noch ein übriges tun zu Er sollen, und schließt seinen Brief fo:

" Der Redaktion möchte ich aber den guten Rat geben, Schüler­aussagen, selbst wenn sie bon parteieifrigen Vätern mitgeteilt werden, recht vorsichtig zu behandeln. Im übrigen wäre es mir sehr angenehm, den Namen Ihres mitteilsamen Gewährsmannes zu erfahren."

Uebrigens läßt Herrn Fischers Anspielung auf den Partei. eifer" der Vater uns vermuten, daß doch auch er von der Parteien Haß und Gunst"( fo zitiert er, nicht ganz wortgetreu nach Schiller ) nicht frei ist. Wenn er meint, daß die Schule mit solchen Stimmungen nichts zu tun habe, so möchten wir ihm den guten Rat" geben, hierüber mal unter seinen Stollegen eine Umfrage" zu beranſtalten.

Aus der Unglückschronit. Ein aufregender Unglücksfall hat sich vorgestern nachmittag an der Ecke der Waldenser- und Wald. ftraße zugetragen. Der Maurer Karl Mabrat, Krumme Straße 88, fuhr auf seinem Zweirade, von der Waldenser Straße kommend in die Waldstraße hinein, und er versuchte noch kurz vor einem herannahenden Automobilomnibus den Fahrdamm zu kreuzen. Er geriet mit der Maschine an den Kraftwagen heran, wurde um­gerissen und das Hinterrad des Autobusses ging ihm über den