Nr. 273. 25. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonnabend, 21. November 1908.
Abgeordnetenbaus.
8. Sizung. Freitag, den 20. November, bormittags 11 Uhr.
Präsident v. Kröcher: In der Nacht vom 11. zum 12. November Ift über die Zeche Radbod ein Unglück von solcher Schwere hereingebrochen, wie es unser preußischer Bergbau noch nie erlebt hat. Weit über 300 brave Bergleute hat der Tod dahingerafft; biele liegen noch schwer verletzt, zahlreiche Familien sind mit einem Schlage in Trauer, Not und Glend versekt worden. Ich habe geglaubt, das Haus werde seiner innigen Teilnahme an dem entfeßlichen Unglüd dadurch den würdigsten und deutlichsten Ausdruck geben, daß es sich sobald als möglich versammelt und in ernste Beratung über diese beklagenswerten Ereignisse eintritt. ( Bravo !) Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten. An erster Stelle steht die Interpellation. Sie lautet: " Ist die Königliche Staatsregierung in der Lage, über die Ur: sachen des Grubenunglücks auf der Zeche Rabbob, Kreis Hamm , in der Nacht vom 11. zum 12. November Mitteilung zu machen? Welche Vorschriften und Einrichtungen gedenkt die Königliche Staatsregierung zur Verhütung ähnlicher Unglüdsfälle in der Handelsminister Dr. Delbrüd erklärt sich bereit, die Interpellation sofort zu beantworten. Das Wort zur
Zukunft zu treffen?"
erhält
Begründung der Interpellation
Abg. Frhr. v. Twidel( 3.)( die Ausführungen des Redners sind auf der Tribüne sehr schwer verständlich): Die Arbeiter klagen über die große Trockenheit in der Grube und über mangelnde Wasserzufuhr. Ich frage den Herrn Minister weiter: Weshalb ist es nicht möglich, elektrische Lampen in den Gruben zu verwenden, und ist die Nachricht richtig, daß die Bergwerksverwaltung seit Jahren mit der Stadt Hamm über Lieferung des Wassers in Bers handlung steht? Gerade in den Tagen vor der Katastrophe foll fein Wasser in der Grube vorhanden gewesen sein.( Hört, hört!) Die Forderung der Arbeiterkontrolleure in den Gruben, die die Bergarbeiter dem Prinzen Eitel- Friedrich selbst vorgetragen haben, ist eine alte Forderung des Zentrums. Hoffentlich wird dieses neue Unglück dazu beitragen, daß sie endlich erfüllt wird.( Bravo !) Minister Dr. Delbrück:
Ich habe zunächst dem tiefschmerzlichen Bedauern der Regierung Ausdruck zu geben über dieses große namenlose Unglüd, das den preußischen Bergbau betroffen hat. Die Trauer dieser Ichten Tage lastet schwer auf mir, als dem Chef der Bergverwaltungen, und meinen Mitarbeitern. Ich danke zugleich allen denen, die der Verwaltung ihre Teilnahme ausgesprochen haben und sich durch überreiche Spenden schon jetzt bemüht haben, die entstandene Not zu lindern.( Bravo !)
"
Die Erkrankungsziffer
daß die
Bufunft gewisse Feststellungen über die Ursache des Unglücks, über den Gang, den die Explosion genommen hat usw. Trotzdem bedaure bei den Bergleuten beträgt: 65 Proz.! An diefe große Unfall und ich, daß man mit dieier Maßnahme nicht gewartet hat, bis meine Strankheitsziffer haben sich offenbar die Bergwerksbefizer bereits ge= Kommission zur Stelle war. Das würde zu meiner und zur Be- wöhnt. Ich erinnere an eine Aeußerung des Generaldirektors ocr rubigung der Deffentlichkeit beigetragen haben. Der eigentliche Germania bei Gelegenheit des Boruffia- Unglücks: Man treibt doch Träger folcher großen Explosion ist, wie durch die bisherigen Be- schließlich nicht Bergbau, um die Gefahren des Bergbaues zu beobachtungen bei früheren Unglücksfällen feſtgeſtellt ist, der Kohlen- tämpfen, man will doch sozusagen auch Kohlen fördern!"( Hört! itaub. Es sind umfassende Maßnahmen getroffen, um die Arbeiter hört! bei den Sozialdemokraten.) Das verstehen die Bergleute vor den Schlagwettern zu schüßen. Ich erinnere an das Verbot des fo: Die Bergarbeiter müssen ihr Leben aufs Spiel sezen, offenen Lichts in den Gruben usw. Um die Gefahren des Schießens fonft ist es nicht möglich, Kapitalisten verdienen. zu verringern, hat man iogenannte Sicherheitsstoffe her-( Unruhe rechts.) Das haben mir die Bergleute dort ſelbſt gesagt. gestellt. Kohlenstaubexplosionen können vor allem durch dauernde Ve-( Buruf rechts: Ale?) Sie kommen ja mit den Bergleuten über für deren Durchführung berieselung vermieden werden, haupt nicht zusammen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) stimmte Anordnungen getroffen find. Ob alle diese Maß- Also ich sage: Kohlenfördern ist die Hauptsache; denn die Kohlen Grube Radbod getroffen waren, nahmen auf der darüber bringen Geld, und alle anderen Arbeiten belasten lediglich die Ausenthalte ich mich vorläufig eines Urteils. Sollte es der Fall gewesen gaben des Grubenbetriebes. Schon die fein, so würde die Notwendigkeit noch weitergehender Sicherheitsaußerordentlich große Kohlenausbeute in Radbod vorschriften für besondere Verhältnisse erwogen werden müssen. Daß die Verwaltung alles tun wird, um derartige Vorkommnisse mußte die Bergbehörde darauf aufmerksam machen, daß vielleicht nach Möglichkeit zu vermeiden, werden Sie mir ohne weiteres nicht alles andere in Ordnung war. Es wird behauptet, daß glauben. glauben. Auf eine stramme Durchführung der bergpolizeilichen die Wasserleitung Befugnisse wird ein starker Druck ausgeübt. Es gibt Bechen , von vornherein nicht ausgereicht hat, um so viel Waffer herbeibei denen die Durchführung der Sicherheitsvorschriften geradezu zuschaffen, wie zu einer ordentlichen Beriefelung notwendig war. Die zum Sport geworden ist! Sie erfolgt ohne jede Rück- Bergbehörde hätte die Verpflichtung gehabt, das zu prüfen. Dazu ficht auf die Kosten, weil Bergwerksbefizer wie Bergleute kommt, daß daran das gleiche Interesse haben. Wenn trotzdem immer wieder die Grube ganz besonders staubreich
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Dieser der
Ein anderer
Klagen über mangelhafte Durchführung der bergpolizeilichen Vor- war. Am 9. November hat ein Arbeiter gesagt:„ Wenn noch einmal schriften laut werden, so liegt das offenbar an der Schwierigkeit der fein Wasser da ist, dann arbeite ich nicht mehr." Kontrolle, die mit der großen Ausdehnung der Gruben zusammen- Arbeiter erklärte: Wir hatten soviel Staub, daß beim WeiterArbeiterstande nicht beseitigt werden würde. In anderen Ländern, einmal eine Latte herunterfiel, war es nicht möglich, den Drahtkorb hängt und auch durch die Anstellung von Polizeibeamten aus dem schaufeln der Kohle niemand mehr etwas sehen konnte." Wenn wo eine solche Anstellung von Arbeiterkontrolleuren erfolgt ist, find der Lampen ohne weiteres vom Kohlenstaub zu reinigen. Das ähnliche Unglücksfälle auch nicht ausgeblieben. Gelöst kann die beweist, wie groß die Staubentwickelung gewesen ist. Am 9. NoFrage nur dadurch verden, daß das Verantwortlichkeitsgefühl der vember hat ein Schießmeister, als ihm erklärt wurde, es sei tein in der Grube tätigen Beamten, Werksleiter und Arbeiter Wasser da, geantwortet:„ Dann schieße ich auch nicht." Ein anderer gestärkt wird. nicht, Es genügt Betriebsführer für alles verantwortlich gemacht wird. daß, wie bisher, ein Bergarbeiter hat die am 11. November darauf hingewiesen, daß sich Wetter trägt auch Verantwortung für alle Anordnungen höheren Beamten, der Inspektoren, Direttoren und Generalangesammelt hätten! direktoren. Alle diese Beamten und auch alle Beamten in Er hatte geriefelt, weil Kohlenstaub da war, aber nach furzer Zeit den Gruben selbst, die irgend etwas zu befehlen haben, müssen auf tam tein Wasser mehr, und frisches Waffer hat es am 11. November gesetzlichem Wege verantwortlich gemacht werden können für die dort nicht mehr gegeben.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Konsequenzen ihrer Befehle.( Sehr richtig!) ( Sehr richtig!) Gewiß ist das Gros Bugegeben wird, daß das Wasserleitungsrohr über Tage zeitweise der Beamten von hohem Verantwortlichkeitsgefühl erfüllt, aber es eingefroren war. Das beweist eine gibt auch Ausnahmen, und diefe miffen auf gefeglichem Wege begroße Nachlässigkeit der Verwaltung. fämpft werden. Ich habe die Absicht, in Kürze gefeßliche Maß( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Bum mindesten hätte man nahmen in dieser Richtung vorzuschlagen. Ueber die Forderung dann die Arbeiter für die Zeit der Betriebsstörung ausfahren lassen von Arbeiterkontrolleuren habe ich mich schon geäußert. Ich müssen. Von einem anderen Arbeiter ist mir gesagt worden, daß an halte es für ausgeschlossen, Arbeitern, die nicht Beamte find, polizei- feiner Arbeitsstelle in den letzten Oktoberwochen überhaupt nicht beliche Rechte einzuräumen. Dagegen halte ich eine Mitwirkung der rieselt worden ist.( Sört! hört!) Er hat es dem Steiger gemeldet, Arbeiter bei der Kontrolle der Betriebssicherheit, wie sie in den der erklärte aber: Ja, ich habe auch kein Waffer." Einzelne Arfistalischen Saargruben eingeführt ist, für sehr erwünscht. Diese beiter hatten die Möglichkeit, den Wafferarm mit Maschinenschlüsseln Einrichtung besteht darin, daß für bestimmte, festbegrenzte Teile des aufzumachen und beobachteten, daß dann kein Wasser tam!! Ein Betriebes, die der Arbeiter genau fennt, Vertrauensmänner aus folcher Arbeiter ist dann nach einem anderen Flöz verlegt worden den Arbeitern bestellt werden, die von Zeit zu Zeit in Begleitung und hat festgestellt, daß es auch dort tagelang kein Wasser gab. des Grubenbeamten die Grube befahren und die Arbeiter über etwaige Das war zwei Tage vor dem Unglück! Mißstände in der Betriebssicherheit befragen, die, wenn sie nicht sofort abgestellt werden, in der nächsten Sigung des Arbeiterausschusses( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ein eigenartiges gudurchgesprochen werden... Wir müssen unter allen Umständen fammentreffen ist es, daß, vermeiden, daß unsere sozialen Einrichtungen politisch ausgenugt wenn die Kontrolle kam, immer Wasser da werden können.( Bravo ! rechts.) Diese sozialen Einrichtungen sollen war! Einmal wurde den Arbeitern bei der Einfahrt zur Morgendem guten Einvernehmen zwischen Arbeitern und Verwaltung schicht gesagt: dienen, und dieses Ziel muß denen, die ihm widerstreben, so lange vorgehalten werden, bis wir es erreicht haben.( Lebhaftes Bravo! rechts.) Auf Antrag des Abg. Herold( 8.) wird die
beschloffen.
Besprechung der Interpellation
Heute komut Besuch, also rieselt fleißig!" Um 8 Uhr war aber noch kein Wasser da, und als endlich das Wasser lief, kam eine Viertelstunde später auch der Beamte. Die Arbeiter sind der Meinung, daß das Wasser nur dort lief, wo der Beamte fuhr; denn wenn der Beamte weg war, war Ganz unhaltbar ist das System, daß die ganze Verantwortung, auch das Wasser weg.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) wenigstens für das Gericht, nur auf den Betriebsführern ruht. Die Direktion muß auch verantwortlich gemacht werden.
Den ersten Teil der Anfrage kann ich heute noch nicht erschöpfend beantworten. Trotzdem bin ich der Meinung, daß Sie nicht früh genug in die Lage versetzt werden konnten, sich über den Stand der Dinge, wie er sich augenblicklich darstellt, zu unterrichten. Man hat mir in der Presse borgeworfen, daß ich vorzeitig der Oeffentlichteit gegenüber zu der Frage des Verschuldens der Zeche und der Bergverwaltung Stellung genommen hätte. Dieser Vorwurf wäre begründet, wenn seine tatsächliche Voraussetzung richtig wäre. Ich habe in dieser ganzen Zeit nur zweimal einem Vertreter des„ Berliner Tageblatt" empfangen und zwar einmal bevor ich nach Hamm fuhr. Damals fonnte ich natürlich kein Urteil abgeben, zum zweitenmal, als ich von Hamm zurückkam. Er befragte mich, ob die Betriebseinrichtungen völlig versagt hätten. Ich habe geantwortet, ich wäre überhaupt nicht imstande, heute ein abschließendes Urteil zu fällen. Nach den mir bis jetzt vorliegenden Aussagen der Beamten scheine alles in Ordnung zu sein. Eine derartige Erklärung kann ich der Bresse nicht vorent- Abg. Krause Waldenburg( fr.): Es ist bedauerlich, daß auch halten; denn ich halte an sich das Bestreben der Presse, rechtzeitig in diesem Falle die Presse auf Grund unkontrollierbarer Angaben informiert zu sein, für berechtigt. Es ist dann ein Resumé eines schwere Angriffe gegen die Grubenverwaltung erhoben hat.( Sehr Vortrages veröffentlicht worden, den ich dem Prinzen Eitel richtig! rechts.) Auch wir erwarten, daß die Untersuchung in boller Friedrich gehalten habe. Ich habe dieses Resumé nicht gelesen. Deffentlichkeit und ohne Ansehen der Person durchgeführt werden abteilungen vorhanden gewesen und in jeder hätten nicht über 60 Mann Die Verwaltung der Zeche behauptet, es feien 10 gefonderte Wetter( Große Heiterfeit links.) Auch in diesem Vortrage habe ich selbst wird. Wir werden alle Maßnahmen billigen, die zur Berhütung gearbeitet. Danach wäre die Höchstzahl 600 gewefen. Es ist aber unwider verständlich fein abschließendes Urteil abgegeben. Eine irgendwie solcher Unglücksfälle getroffen werden fönnen, aber wir wenden uns prochen durch die Zeitungen gegangen, daß in der Morgenschicht etwa dezidierte Stellung zu der Frage kann ich auch heute noch nicht dagegen, daß aus Anlaß dieses Unglücks erneut parteipolitische 1000 Arbeiter eingefahren find. Sehr merkwürdig ist, daß sich einnehmen. Ich kann auch nicht auf alle Fragen des Herrn Vorredners antworten, ohne die Sache noch mehr zu verwirren. Ich eines Reichsberggesetzes und der Anstellung von Arbeiterkontrolleuren! strom ausreichend war, bestreitet niemand, aber es wird bemängelt, Forderungen erhoben werden. Dazu rechnen wir die Forderung da gegen die Verwaltung gar nicht gesträubt hat. Daß der Lufthabe von vornherein für möglichste Klarheit gesorgt. Ein Beamter ist damit beauftragt worden, alle Mitteilungen in der Presse über angebliche Mängel in dem Betriebe zu sammeln. Diese werden unglüd ist die allgemeine Teilnahme des In- und Auslandes. Auch an ihre Vorgesetzten meldeten, wurden diese Meldungen vielfach Abg. Eickhoff( frf. p.): Das einzig Tröstliche bei dem großen daß er nicht überall hingekommen ist; seine richtige Verteilung ist die Hauptfache. Wenn die Steiger das Vorhandensein von Wettern den betreffenden Behörden zur Beantwortung eingesandt. Bis wir erwarten, daß die Untersuchung auf das strengste durchgeführt nicht beachtet.( Buruf rechts: Beweise!) jest laufen stündlich noch Telegramme ein. Was heute vorbehalt wird. Redner spricht sich des weiteren für die Anstellung nicht von mir, daß ich Ihnen die Namen der Bergleute nenne. ( Buruf rechts: Beweise!) Verlangen Sie doch lich einer Korrektur durch noch kommende Aussagen als feststehend von Arbeiterfontrolleuren aus. angesehen werden tann, ist folgendes Vorher bemerke ich, Forderung ist die bedauerliche Tatsache, Ein großes Hemmnis dieser( Lachen rechts.) Ich habe in meinem Konzept alle Namen verdaß daß die Schließung des Schachtes erfolgt ist, bevor Bergarbeiterverband fozialdemokratisch ist. der größte zeichnet, aber auf meinem Plate liegt eine schwarze Liste, die ent Die Sozialdemo- hält 5300 Namen( hört! hört! bei den Sozialdemokraten), und ich mein Kommissar an Ort und Stelle angelangt war! fratie erweist sich damit wieder als die Macht, die Der Minister verliest nunmehr ein längeres Schriftftüd, in werde nicht dazu beitragen, daß auch diese Arbeiter, die mir das Gute will und das Böse schafft.( Lachen bei dem zunächst die befannien Tatsachen über das Unglück und die Sozialdemokraten.) Wären die Bergarbeiterverbände neutral wie( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) bei den die Mitteilungen gemacht haben, auf die schwarze Liste kommen. Rettungsversuche wiedergegeben werden. Ein Vordringen der in England, so wäre diese Forderung sicher längst durchgeführt Rettungsmannschaften nach der zweiten und dritten Sohle erwies worden. Solche Arbeiterkontrolleure müssen in direfter und geheimer Einstimmig sind die Arbeiter darin, daß fich als unmöglich. Die zur Berieselung dienende Wasserleitung Wahl gewählt werden, wie wir das beantragt haben. Ich hoffe, bie Kontrolle in den Bergwerksbetrieben nicht ausreichend war leider infolge der Explosion zerstört worden. Es mußte daher daß dieser Antrag, wenn er zur Verhandlung fommt, eine Mehrheit ist. In einer Broschüre des Steigerverbandes heißt es z. B.: An Wasser, das in Eimern herbeigeholt wurde, zum Löschen verwandt in dieiem Hause finden wird. Ebenso haben wir seit Jahren die ganz schlimme Stellen wird überhaupt nicht hingegangen". Wetterwerden. Da man fürchtete, daß bei Offenhalten des Schachtes der Schaffung eines Reichsberggefeges berlangt.( Bravo ! bei den kontrolleure follen auf der Zeche abbod überhaupt nicht vorhanden Brand die ganze Grube ergreifen und alle Verunglückten einFreifinnigen.) gewesen sein. Von einem Berginspektor Holländer ist erflärt worden, äschern würde, wurde der Schacht geschlossen. Eine Erklärung daß er die Verantwortung für die Berieselung im Betriebe nicht über den Ursprung des Unglüds ist bisher nicht möglich gewesen. Es ist fein sicherer Anhalt dafür vorhanden, daß sich Kohlenstaub Ich habe zunächst namens der sozialdemokratischen Partei das mehr übernehmen könne, und zwar kurz vor der Katastrophe.( Hört! Die„ Bergarbeiter- Zeitung", durch einen Schuß oder auf andere Weise entzündet hat. Vom tiefste Mitleid auszusprechen für die Hinterbliebenen der verunglückten hört! bei den Sozialdemokraten.) 3. bis 11. November find an teinem Buntte Schlagwetter au be- Bergarbeiter. Als das Unglück bekannt geworden, machte sich aller welche dies berichtet, fügt hinzu, daß, wenn die Rettungsmanns merten gewesen. Noch am Dienstag hat der Revierbeamte einen Orten ein Entsetzen bemerkbar darüber, daß ein solches Unglüc fchaften sofort reichlich Wasser zur Verfügung gehabt hätten, Teil der Grube befahren, hat keine Schlagwetter bemerkt und auch überhaupt passieren fonnte. als das Unglück in Courrières höchstwahrscheinlich der unterirdische Brand bald gelöscht gewesen paffierte, erflärte man allgemein, in Deutschland sei ein solches fein würde. Auf die Aussage des Berginspektors Holländer hat die ,, an der Beriefelung nichts zu monieren!" Unglüd unmöglich. Daß das möglich geworden, ist ein Beweis Bergbehörde, nach der" Rheinisch- Westfälischen Zeitung", erklärt, es gehabt! In der Presse ist behauptet worden, daß die Beriefelung für die Sorglosigkeit der Bergverwaltung, zu der umfoweniger An- fei unwahr, daß der Berginspektor irgend welche Mitteilungen von wegen Wassermangels ungenügend sei. Der Bergmann Karl laß gewesen wäre, weil im Laufe der letzten Jahrzehnte sich eine Arbeitern in der angegebenen Form erhalten habe, die Angaben Meher, der dem Lokal- Anzeiger" darüber Mitteilungen gemacht Reihe von Massenunglücken ereignet haben, die feien völlig aus der Luft gegriffen. Es ist aber gar nicht behauptet haben sollte, ist vernommen und hat ausgesagt, daß er feinem Beworden, was die Bergbehörde berichtigt. Als ich diese Berichterstatter derartige Angaben gemacht habe.( Hört, hört!) Nach richtigung las, habe ich mit den Beamten noch einmal ge einem mir zugegangenen Telegramm heißt der Gewährsmann des teilung im preußischen Landtag vorbringe, so muß fie unter sprochen und ihnen erklärt:„ Wenn ich eine derartige Mit" Lokal- Anzeiger" Karl Gard, er ist sofort vernommen worden allen Umständen wahr sein. Da wurde mir geantwortet: Sagen und hat seine Angaben im wesentlichen Sie das ruhig, die Tatsache steht fest,
aufrecht erhalten!
haben!
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Abg. Leinert( S03.):
1990 Arbeiter ums Leben gebracht
das läßt sich eidlich beweisen."
Ja war in diesen Tagen im Bezirk des Unglücks und da haben mir die Bergleute erklärt, es sei als ein Glück zu betrachten, daß dieses Massenunglück nicht mehr im Saarrebier, sondern diesmal im Ruhrrevier vorgekommen ist. Das sagen sie deshalb, weil im Ich will mich auf diese Darlegungen beschränken. Auf die Saarrebier 1907 die Wahrheit nicht an den Tag gekommen sein soll. Fragen des Herrn Vorredners kann ich, wie gesagt, nicht eingehen, Sie find der Meinung, daß die Ruhrbergleute doch etwas mehr( Hört! hört! links.) Wenn das eidlich bewiesen werden kann, so und auf ein Urteil möchte ich mich nicht einlassen. Dieses wird Selbständigkeit befizen und dazu beitragen werden, daß die Urfachen trifft die Bergbehörde ein gewaltiges May von Schuld.( Sehr erst gefällt werden können, wenn alle Zeugen bernommen sind, des Unglücks bekannt und die Mißstände völlig wahrheitsgemäß wahr! bei den Sozialdemokraten.) Dann steht diese Behörde nicht wenn es möglich gewesen ist, die Grube zu besichtigen und ver- dargestellt werden. Nicht das Unglück allein hat die Arbeiter so be- mehr als objektive Behörde da, sondern als Hauptangeklagte. Und fchiedene Sachverständige zu hören. Die Aussagen, die der Staats- unruhigt, sondern die fortgesetzte Nichtbeachtung ihrer Wünsche, die diese selbe Bergbehörde hat jetzt die Untersuchung bei dem Unglück anwaltschaft gemacht werden, sollen dem Hause und der Deffent- fie jahraus jahrein an den Landtag haben kommen laffen. zu leiten, fie muß selbst untersuchen, ob sie schuldig oder unschuldig Yid, teit mitgeteilt werden. Wenn Mißstände sich herausstellen, ist! Gin jeder Nichter würde sich, falls er in eigener Sache zu sollen sie mit fester Faust angefaßt werden.( Bravo !) untersuchen hätte, für befangen erklären, die Bergbehörde tut es Die Frage, ob von seiten der Rettungsmannschaften getan ist, find so häufig, daß es durchaus nicht erst solch großen Unglüds be- nicht. Es ist auch eine Vernachlässigung der Pflichten der Bergwas getan werden konnte, möchte ich bejahen. Die Rettungs- durfte, um Maßnahmen zu ihrer Verhütung zu veranlassen. Bei behörde gewesen, daß sie die Mitteilung der Blätter von der mannichaften haben unerschrocken und mit Todesverachtung gefämpft der Knappschaftsberufsgenossenschaft waren angemeldet 1901: angeblichen Erflärung des Herrn Ministers, die er heute in Abrede bis zum äußersten. Daß dieser Kampf von so geringem Erfolge 68 818 Unfälle, davon 1289 tödlich; 1902: 67 686, davon 1080 stellte, vom 14. bis 20. November unberichtigt gelassen hat.( Sehr begleitet gewesen ist, darf unsere Anerkennung nicht mindern.( Bravo !) tödlich; 1903: 74 461, davon 1159 tödlich; 1904: 80 204, davon 1178 richtig! bei den Sozialdemokraten.) Arbeiter sind bis zum 16. NoDie Zurückziehung der Mannschaften und das Unterwassersezen der tödlich; 1905: 81 871, davon 1235 tödlich; 1906: 87 892, dabon 1211 vember von den Kommissaren des Ministers überhaupt nicht verGrube hatte ich nach eingehender Prüfung des mir vorliegenden tödlich und 1907: 92 457 Unfälle, davon 1743 tödlich. Diefe großen nommen worden. Erst als man hörte, daß der Bergarbeiterverband Materials ebenfalls für gerechtfertigt. Aller menschlichen Berechnung Zahlen tödlich verunglückter Bergleute müßten schon allein Ver- eine Untersuchung anstelle, hat man am 17. schnell auch Arbeiter nach war damals kein Lebender mehr in der Grube. Die Schließung anlaffung geben, das Augenmerk auf die gefahrbringende Tätigkeit vernommen. Der Herr Minister kann Erklärungen abgeben so viel des Schachtes ermöglichte eine Erstickung des Feuers und für die der Bergleute hinzulenten er will, zu ihm haben die Arbeiter fein Vertrauen mebr.( Unruhe
Die Unfälle im Bergbau