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Nr. 274. 25. Jahrgang.

5. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonntag, 2. November 1908,

Verfammlungen.

Die wirtschaftliche und fanitäre Lage der Arbeiter der chemischen

Industrie.

Am Sonntag fand im Balasttheater eine öffentliche Vers sammlung der in den chemischen Fabriken, den Farben-, Seifen-, Gummi., Schallplatten-, Glühlicht, Magnesia- und Glimmer­fabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen statt, die der Aufklärung über die wirtschaftliche Lage und die Gesundheits­verhältnisse der Arbeiterschaft der chemischen Industrie, sowie der Agitation für ihre Organisation, den Fabrikarbeiterverband, diente. Die Versammlung war zahlreich besucht, man meinte jedoch, daß der Andrang noch stärker gewesen wäre, wenn nicht am selben Tage der Handels- und Transportarbeiterverband" für Rummels burg eine Versammlung der Anilinfabritarbeiter einberufen hätte. Merkwürdig war es, daß die Polizei in der Gegend des Palast theaters wieder einmal außerordentlich starke Besorgnis um die öffentliche Sicherheit zeigte, und eine Masse von Schuhleuten samt ihren Vorgesetzten sich teils auf der Straße und an den Brücken zum Schloßplaz aufhielt) teils in der Börse und anderen Gebäuden untergebracht war. Vermutlich hat dazu der Umstand beigetragen, daß diese gewerkschaftliche Versammlung in der Vorwärts" Anzeige irrtümlicherweise unter die Ueberschrift Oeffentliche politische Ver­fammlungen" geraten war. Irgendwelche Gelegenheit zum Ein schreiten fand das zahlreiche Polizeiaufgebot natürlich nicht. Als Referent sprach der Verbandsvorsitzende und Reichstags­abgeordnete August Brey . Er schilderte die großartige Ent widelung und Rentabilität der chemischen Industrie im Gegensatz zu der meist höchst elenden Lage ihrer Arbeiter. Im Jahre 1882 zählte man in der chemischen Industrie Deutschlands 1999 Betriebe mit 62 884 Arbeitern und Angestellten, und im Jahre 1905 war die Zahl der Betriebe auf 8278, die der beschäftigten Personen auf 188 386 angewachsen. Für die Unternehmer ist diese Industrie außerordentlich gewinnbringend Im Jahre 1906 wurden Divi­benden von durchschnittlich 17,04 Broz. ausgezahlt. Auch die allgemeine Wirtschaftskrise scheint ziemlich wirfungslos an der chemischen Industrie vorüberzugehen. Zahlten doch die Höchster Farbwerke ihren Aktionären noch für das Jahr 1907 30 Proz. Dividende, die Badische Anilin- und Sodafabrit ebenfalls 30 Broz.,

Schering in Berlin 17 Broz., Beyer in Elberfeld und Leber- Lohnverhältnisse der Scheringschen Fabrit, der Chemischen fusen im Volte Jammerfusen" genannt statt 36 Broz. im Fabrit auf Attien". geschildert und behauptet wurde, daß hier 1906, nicht weniger als 56 Proz. Bei solchen ungeheuren in diesem Jahre der Stundenlohn von 35

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Mehrwerten, die ja in den Dividenden nur teilweise zum Ausbrud fommen, belief der Durchschnittslohn der Arbeiter sich im Jahre 1905 auf nur 3,54 M. pro Tag, 1906 auf 3,71 M. In vielen Betrieben der chemischen Industrie wird Tag und Nacht gearbeitet, und auch Sonn- und Feiertags. Arbeitsschichten von 10% bis 12 Stunden find die Regel, und oft müssen Arbeiter ohne Schicht wechsel 24, in einzelnen Fällen sogar 36 Stunden tätig fein. Noch trauriger wird die Lage der Arbeiter dadurch, daß die Erfrankungs und Unfallgefahr weit stärker ist als in anderen Industrien. So ergibt ein Krankenkassenbericht der Badischen Anilin- und Soda­fabrit, daß bei ihrem Arbeitspersonal faft fünfmal soviel Ertran fungen vorkommen als in den Krankenkassen durchschnittlich, und mehr als doppelt so viele wie in den Knappschaftskassen der Berg leute. Soweit die Organisation der Arbeiter Einfluß gewonnen hat, sind die Löhne erhöht, die Arbeitszeiten verkürzt, die fanitären Einrichtungen verbessert worden. Aber wenn auch der Fabrik­arbeiterverband schon mehr denn 136 000 Mitglieder zählt, so hat doch ein großer Teil, besonders die Arbeiter und Arbeiterinnen der chemischen Industrie, den Wert der Organisation noch nicht begriffen, während die Unternehmer schon lange nicht nur in Kartellen und Syndikaten, sondern auch zusammengeschlossen sind in ihren Berufsorganisationen, die bestimmt sind, zu ihren Gunsten die Gesetzgebung zu beeinflussen und den Bestrebungen der Arbeiter fchaft entgegenzutreten. Von der Regierung sind die Unternehmer schon über die Pläne zu einer neuen Bundesratsverordnung, die dem Schuße der Arbeiter chemischer Betriebe dienen soll, unterrichtet worden. Als der Redner sich an den Staatssekretär Bethmann­Hollweg wandte, damit auch der Arbeiterschaft Kenntnis davon gegeben werde, erhielt er die Antwort, daß zunächst ein Plan noch nicht vorliege, daß man nur verschiedene Industhelle und Werkmeister chemischer Betriebe aufgefordert habe, Ausfünft über den Stand der Technik zu geben. Es steht jedoch feft, daß die Unternehmer schon eine Reihe von Bedenken gegen zum Schuße der Arbeiter und Arbeiterinnen geplante Vorschriften geäußert haben. Sweds Agitation für die Versammlung hatte der Verband in Maffen ein Flugblatt verbreitet, worin unter anderem auch die

Jahre

worden ist, und daß kein Arbeiter, felbst wenn er 10 bis 20 pre in der Fabrik tätig war, mehr als 40 Pf. erhält. Dagegen hatte die Firma eine Berichtigung an den Referenten gesandt, die dieser auch in der Versammlung verlas. Die Firma erklärt darin, daß, was über ihren Betrieb im Flugblatt gefagt werde, den tat­sächlichen Verhältnissen nicht völlig entspreche. Es sei feine allgemeine Lohnherabfeßung erfolgt, sondern nur seien im Mai dieses Jahres die Löhne für Neueingestellte etwas herabgejezt worden. Andererseits hätten trop des schlechten Ge­schäftsganges verschiedentlich Lohnerhöhungen stattgefunden. Auch erhalte ein großer Prozentsaz der Arbeiter mehr als 40 Pf. ohn die Stunde. Der Redner jagte demgegenüber mit Recht, daß die Herabsehung des Anfangslohnes auf 32 Pf. doch eine Serab feßung des Minimallohnes in fich schließt, und daß es jedenfalls nur wenige Arbeiter feien, die wirklich über 40 Bf. erhalten In der regen Diskussion, die dem inhaltreichen Vortrag folgte, bemerkte ein Arbeiter, der mit den Verhältnissen bei Schering sehr gut vertraut ist, daß ihm keiner bekannt sei, der dort mehr als 40 Pf. Stundenlohn habe; fogar ein Arbeiter, der schon 34 Jahre in dem Betriebe tätig sei, erhalte feinen höheren Lohnjazz. Biels leicht habe die Firma mit den Befferbezahlten die Vorarbeiter gemeint, aber sie erhielten ja Monatslöhne. Ferner wurden in der Diskussion besonders auch die traurigen Lohnverhältnisse mehrerer Seifen wie Gummifabriken geschildert, wo Stunden­löhne von 25 bis 35 Pf. gezahlt werden und für Leben und Ge­fundheit der Arbeiter ebenso schlecht gesorgt ist. Dabei wurde unter anderen auch die Seifenfabrit von Hermann, Inhaber Stob­wasser, genannt, die durch religiöse Sprüche an und in ihrem Fabrikgebäude ihr praktisches Christentum leuchten läßt. Außer dem machte der Vorsitzende Bruns bekannt, daß in einigen chemischen Fabriken, als man von der Verteilung der Einladungs. zettel zur Versammlung erfuhr, die Parole ausgegeben wurde, daß Sonntag gearbeitet werden müsse, offenbar nur um die Arbeiter von der Versammlung fernzuhalten. Die Polizei, die so zahlreich am Feenpalast aufgeboten war, hätte vielleicht besser getan, sich einmal um jene wahrscheinlich nicht zugelassene Sonn. tagsarbeit zu befümmern.

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