sich gemeldet, um den akieMnäßigen Nachweis zu führen, daß I Diplomatie aber starrt seit Jahren unablässig nach diesem Land. V..-i fV\.•-s. r. i....! i<. t. e... mi; j j_*... f-1«C r 4«f ,1«-« ,, ,,» �Sn vi h�tsTe»« otnovi Orrt�onT S»-» *-*. u V|» den Agrarierhäuptling seines staatsmannischen das Vereinsgesetz mit dolosen Mitteln zu- stände gebracht worden sei. Er sprach die Hoffnung aus, daß besonders die F r e i s i n n i g e n den Antrag unter- stützen würden, da ihnen doch am meisten daran gelegen sein müsse, daß die Sache aufgeklärt würde. Trotzdem wurde der Antrag mit Hilfe der Freisinnigen abgelehnt. Der Nachweis wird dadurch indes nicht verhindert werden._______ Elementare Ursachen. Tie„Süddeutsche Reichskorrespondenz" wendet sich in einem offenbar halbamtlichen Artikel gegen die„Tinies", die gegen eine Stelle aus Bülows letzter Rede, wonach Englands Mißtrauen das Resultat der n a t ü r- I i ch e n w i r t s ck) a s t l i ch e n E n t w i ck e l u n g Deutsch- l a u d s sei. Polemisiert. Büloiv habe mit diesen Aus- führüngen nur sagen wollen, daß nicht sowohl durch Fehler einzelner Personen als durch„elementare Ursachen" Gegensätze unter den Kulturvölkern hervorgerufen würden. Das ist ganz richtig. Nur liegt dem Mißtrauen Eng- lands nicht die Tatsache des industriellen und merkantilen Aufschwunges zugrunde, der ja(wie gerade jene amtliche deutsche Denkschrift über die Handelsbeziehungen Englands zu Deutschland , die Ende vorigen Jahres dem Reichstage zuging, durch eine Unmasse st a t i st i s ch e r Belege bewies!) England immer zustatten gekommen ist, .sondern vielmehr die„elementare Tatsache" des userlosen deutschen Flottenrüstensl Wilhelm II. hat ja, bevor er die Weltpolitik„öde" nannte, eine Unzahl»veltpolitischer Reden gehalten. Aber ' diese Reden selbst des deutschen Kaisers winden in England nicht die mindeste Erregung hervorgerufen haben, wenn nicht die„elementaren" Tatsachen des deutschen Flotten- r ü st e n s und der deutschen weltpolitischen Abenteuer die Worte Wilhelms II. doppelt lind dreifach unterstrichen hätten I Und wenn die halbamtliche Erklärung auch mit einigem Recht erklären kann, daß das Krüger-Telegramm ja durch die spätere Haltung Wilhelms II.(man denke nur an den Empfang Cecil Rhades und den F e l d z u g s- plan gegen den Buren l) längst wett gemacht worden sei, so bleibt doch für das Mißtrauen gegenüber der deutschen Zickzackpolitik noch die„elementare Ursache" der u n b e- g r e i f l i ch e n und impulsiven Schwenkung der deutschen Politik in der M a r o k k o f r a g e bestehen I D i e Tatsache nämlich, daß am 14. April 1904 F ü r st B ü l o w im Reichstag noch über Grafen Reden tlow die Schale Hohnes ausgegossen hatte, weil er von der deutschen Regie rung einen Protest gegen die Marokko - Abmachungen Englands, Frankreichs und Spaniens gefordert hatte, während elf Monate später Wilhelm II. dies Neutralitätsprogramm des Reichskanzlers vollständig über den Haufen warf und ganz im Sinne des Grafen Reventlow und seiner alldeutschen Partei- gängcr die Forderung der absoluten Gleichberechtigung erhob, die doch F ü r st B ü l o w elf Monate zuvor als absurd und leichtsinnig bezeichnet hatte. Diese„elementare» Ursachen" des uferlosen Flottenriistcus und der weltpolitische» Rivalität werden allerdings auch dann noch unheilvoll fortwirken, wenn Wilhelm II. auf alle Improvisationen verzichten würde. Deshalb gerade gilt es nicht nur den Kampf gegen das„persönliche Regiment". sondern auch gegen die Liebhabereien Wilhelms II., die Flotten- und Weltpolitrk!_ Das Lelbblich über Marokko . Paris , 24. November. (Gig. Ber.) Die Aufgabe, die den Redakteuren des neuen GclbbucheS ge- stellt war, hatte eine heikle Seite. Ist doch die Periode vom Oktober 1907 bis zum Oktober 1908, deren Dokumente es vereinigt, die- jenige, worin die französische Negierung angesichts deS völligen Zusammenbruches der„legitimen" Sultansherrlichkeit Abdul Aziz, die allzulang fortgesetzte Protektion des von seinem Volk verjagten Despoten aufgeben und sich entschließen mußte, der tatsächlichen Situation Rechnung zu tragen. Hätte nicht der neue Erfolg in der Deserteuraffäre von Casablanca — die übrigens in dem Gelb- buch nicht mehr behandelt wird— den Eindruck dieser schwankenden Politik wettgemacht, so hätte diese neueste Publikation des Mi- niesteriums deS Auswärtigen in der bürgerlichen Presse wohl eine strengere Kritik der Clemeneeau-Pichonschen lvtarokkopolitik hervor- gerufen. So aber ist— mit Ausnahme der militaristischen Clique und des durch den„TempS" vertretenen weltpolitischen Gründe r- tums— alles froh, daß der ganze Marokkohandel nun. mit einen für Frankreich günstigen, effektvollen Abschluß in ein friedliches Fahrwasser geraten zu sein scheint. Das Gelbbuch legt offenbaren Wert darauf, zu beweisen, daß die Friedfertigkeit der französischen Regierung von feiten Deutschlands wiederholt harten Proben aus- gesetzt war und in der Tat bekommt man bei der Lektüre der wiederholten Leichwerden und gereizten Anfragen den Eindruck, daß die deutsche Diplomatie ohne eigentlich aggressive Absichten ihre Kraft, sich vor Gott und Menschen unangenehm zu machen, auch in dem vergangenen Jahr reichlich bewährt hat. Auch möchte der deutsche Staatsbürger, der daheim unter der wirtschaftlichen AuSsangung und polizeilichen Unterdrückung von feiten des Staates zu leiden hat, wohl mit den Handelsleuten und marokkanischen Schutzgenosfen tauschen, die der zärtlichsten Fürsorge der Reichs- regierung teilhaftig sind. Im übrigen bestätigt das Gelbbuch nur die leidige Erfahrung, daß die internationale Politik von den angeblich dazu Berufenen noch immer mit allerhand Mogeleien ge- macht wird. Es klärt z. B. die dunkle Affäre von der angeblichen Beschwerde Abdul Aziz und seines pfiffigen Kanzlers Ben Sliman gegen Frankreich nicht im geringsten auf. Man bräucht auf die Darstellung des deutschen Konsuls von ihrem spontanen Klageruf sicher nicht wie aufs Evangelium zu schwören, indes wird man die wiederholten Ableugnnngen der nur noch von Frankreichs Pro- tektion lebenden Exmachthaber gewiß für ganz besonders verdächtig halten müssen. Daß es Abdul Aziz nichts ausmacht, gleichzeitig um Frankreich und Teutschlands Schutz zu flehen und eine Macht gegen die andere auszuspielen, ist am Ende gar keine Spezialität orientalischer Dcspotenpolitik. Der ganze Unterschied zwischen dieser und der der zivilisierten bürgerlichen Staaten läuft darauf hinaus, daß in einem Land, wo der Tatbestand nicht mit durcheinander- schwirrenden offiziösen und halboffiziösen Noten, Artikeln und Telegrammen verdunkelt werden kann, die Lügen der Diplomatie viel handgreiflicher erscheinen. Das wichtigste aber, das die Völker, vor allem die zunächst be- troffencn Deutschen und Franzosen aus dem Gelbbuch entnehmen können, ist die Unzulässigkeit eines Friedenszustandes, der von den Talenten, den Stimmungen und der Entschlossenheit der Diplo- maten abhängt. Bon ein paar alldeutschen Narren und Gerne- großen abgesehen, schert sich kein Deutscher um Marokko , die deutsche beflissen, um jeder Lappalie viillen einen Krakeel anzufangen, dessen Ende bei der so merkwürdßqen Verquickung von Wuchererprofit und„nationaler Ehre" nie abzusehen ist. Auf der anderen Seite läßt das Gelbbuch die französische Regierung in einem der Oeffent- lichkeit möglichst verborgenen Kampf mit der nach Abenteuern gierigen, ungeberdigen Soldateska sehen. Wenn die Regierung nicht die Energie gehabt hätte, dem General d'Amade wieder- holt in die Parade zu fahren, wäre der Z u g nach Fez mit seinen wohl verhängnisvollen internationalen Wirkungen unter- nommen worden. Abdul Aziz drängte dazu. Es war ja die einzige Möglichkeit der Rettung für ihn und darüber hinaus winkte ihm die Hoffnung, während eines internationalen Konflikts der— an Geld und Unabhängigkeit— Meistbietenden Macht seine Bundes- genossenschaft und wirtschaftliche Privilegien zu ver- kaufen. Wie nahe diese Gefahr war, zeigen die immer wieder erneuten Bremsbefehle PiequartS an d'Amade:„Ich wiederhole Ihnen das Verbot, zwischen Abdul Aziz und Mulay Hafid zu intervenieren," telegraphiert der Kriegs- minister am 2. Juli. Und der in diessem Fall ganz besonders gut unterrichtete„Temps" vermerkt zu der Tatsache, daß das Gelb- buch keine Depesche des Generals d'Amade für die Periode vom 14. zum 29. April enthalte:„War es aber nicht gerade während dieser 14 Tage, daß der General, der Mulay Hafid in seiner Hand hatte, der Regierung vorschlug, ein Ende mit ihm zu machen?" Der„Temps" bedauert, daß diese Kor- respondenz im Schatten geblieben ist, und man kann es mit ihm bedauern, weil sie die ganze Gefährlichkeit einer Politik zeigen würde, die nicht unter steter Kontrolle der Volks- Vertretung steht. Diesmal ist ja die Sache noch gut aus- gegangen, weil Pichon und Clemenceau ihrem Versprechen, über das Mandat von Algeciras nicht hinauszugehen, nachgekommen sind. Aber wie nahe hat Frankreich , hat die Welt vor einer Katastrophe gestanden! Denn es war nicht nur der Ehrgeiz draufgängerischer Soldaten, der vorwärtsgetrieben hat. sondern auch die Beutegier deS weltpolitischen Spekulantentums. Der Zorn, womit der „Temps" die französische Marokkopolitik des letzten Jahres kritisiert, offenbart ohne alle Zurückhaltung die Enttäuschung der Profit- macher. Die Unterstützung des verkrachten Abdul Aziz, d. h. der Krieg gegen Marokko , die französische Invasion wird als Aus- führung der Akte von Algeeiras hingestellt. Das gebildetste Blatt der französischen Bourgeoisie bringt es sogar fertig, das Recht dazu aus der in Algeeiras anerkannten Souveränität des Sultans Abdul Aziz abzuleiten, mit einer Verwechselung des Völkerrecht- lichcn und staatsrechtlichen Begriffes derSouveränität, die bei jedem Prüfungskandidaten auf der Universität zu einem solennen Durch- fall führen würde. Weil Marokko ein souveräner Staat ist. des- halb sollte die französische Spekulantenbande ihn zur Ausplünde- rung an sich reißen, einen verhaßten, verjagten Despoten wieder einsetzen dürfen. Im Namen derselben Souveränität, die der Herzog von Braunschweig einst dem revolutionären Frankreich restituieren wollte. Tie Pläne der Soldateska und des Finanzräubertums sind glücklicherweise vereitelt worden. Ist die» einzig der Gewissen- haftigkeit und der politischen Umsicht der Clemenceau und Pichon zu danken? Zitieren wir noch einmal den„Temps":„Wir haben einen Punkt der Inkohärenz erreicht, den nur die Furcht vor dem Parlament und vor den Sturm laufen deS Herrn Jaures erklärt, wenn auch nicht rechtfertigt." Die Wut deS enttäuschten Kapitalismus ist der Ruhm des Sozialismus, dessen Wachsamkeit und Energie die Welt vor den Greueln einer kriegerischen Katastrophe bewahrt hat,— poUtlfcbc CUbcrficbt. Berlin , den 25, November 1908. Sparsamkeit. Man schreibt uns: „Der Reichskanzler hat in seiner Rede zur Finanz- reform, da er offenbar nichts zur Sache zu sagen wußte, die Nation wegen ihrer Neigung zum L« x u s � geschulmeistert. Er empfahl immer wieder, zur Sparsamkeit und Ein- f a ch h e i t zurückzukehren. Man muß unter solchen Umstände» doch erwarten, daß er selbst hierfür dem Volke ein Beispiel gibt. Wa» tut er aber? Die Zeitiuigen berichteten vor einigen Jahren, daß er von einem Hamburger Vetter vier Millionen geerbt habe. Von dieser Summe hat er für den Ankauf der schönsten Villa Roms, der Villa Malta , den Betrag von zwei Millionen ausgegeben. DaS ist nicht_ bloß relativ. sondern auch absolut als ein außerordentlicher Luxus zu bezeichnen, und er ist um so bedenklicher, als das Geld hierfür ins Ausland gewandert ist. Fürst Bülow mag mit seinem Vermögen machen, was et will, aber er soll sich doch vor der Welt nicht als Tugendbold und Sittenrichter aufspielen." Auch Wilhelm II. hat ja mehr als einmal den Offizieren das allerdings überaus legendenhafte Ideal der alt- preußischen Sparsanikeit enipfohlen. Nun erzählt die„Brcsl. Morgen-Ztg." über die Gewohnheiten des Kaisers folgende Details: „Die Ermahnungen zur Sparsamkeit und zur Einschränkung des Luxus, die Kaiser Wilhelm an die Offiziere richtet, werden von ihm selbst immer wieder, wir erwähnten das schon, dadurch durchlreuzt, daß er sich sehr häufig bei den verschiedensten Regi- meutern in den OffizierkasinoS zu Gaste ansagt, womit deren Budget? nicht unerheblich belastet werden. DaS Gleiche gilt, wie ebemalls wiederholt sei, von den Dineransagen, mit denen der Kaiser sich bei den Ministern als Gast anmeldet. Diese Dinge waren früher nicht Brauch und haben die Bedürfnisse der hohen Beamten enorm gesteigert. DaS sind nur kleine Züge, die aber doch dartun, daß dem Oberhaupte der Nation der Begriff und der Wert des Geldes nicht recht klar sind. Der Kaiser ahnt es gar nicht, daß diese Visiten, mit denen er seine Freunde zu ehren meint, so furchtbar teuer sind. Ein einziges Mal muß ihm ein solcher Gedanke gekommen sein, das war damals, als er nach Washington die vergebliche Bitte richtete. man möchte den Botschafter Charlemagne Tower, der in Berlin am Königsplatze die herrlichsten MaSkenrouts und Sektdiners gab, dort belassen und an seiner Stelle nicht den„armen" Hill sein spartanisches Zelt aufschlagen lassen. Die Gräfin v. Eppinghoven erzählte schon vor Jahren in ihrem in Deutschland natürlich verbotenen Buche vom Kaiser Wilhelm , daß er Jagdfreunden, die durch Erfüllung der vom Hofmarschallamt für den Kaiserbesuch vor- geschriebenen Luxusbedingungen bezüglich Ein- holung, Jagdhaltung, Hauseinrichtnng, Küchenführung für zwei bis drei Tage mit 60 000 Mark und mehr bc- lastet waren, mit den Worten dankte: ES war sehr nett und einfach." Man sieht: Sparsamkeit empfehlen ist viel leichter. als Sparsanikeit üben. Und das Vorbild ist doch viel wirksamer, als alle Ermahnungen!— Wegen eines Schnupfens! Der Hofbericht meldet durch eine 23 Zeilen lange Notiz. daß Wilhelm II. wegen einer Erkältung das Bett hüten sondern nichts als ein bei dieser Jahreszeit auch ungekrönte Sterbliche befallender Schnupfen sei. Daß der H o f bericht ein so langatmiges Bulletin veröffentlicht, mag in der Ord- nung sein; daß aber auch die freisinnige„V o s s i s ch e Zeitung" diese Hofnotiz vollinhaltlich wiedergibt, ist nichts als ein Symptom des auch im„liberalen" Bürgertum wuchernden Byzantinismus. Alle Pauken wider das persönliche Regiment und das unzeitgemäße„Gottesgnaden- tum" werden solange in den Wind gesprochen sein, als die freisinnige Presse ihre Leser zu dem stupidesten und widerlichsten Byzantinismus e r z i c h t I— Gegen eine freiheitliche Ausgestaltung des Reichs- vercinsgesetzes, soweit die der Landesgesetzgebung vorbehaltenen Ausnahmen da» gestatten, erklärte sich am Montag die Lübecker Bürgerschaft, der ein sozialdemokratischer Antrag vorlag. Beschlosten Ivurde jedoch. den Senat zu ersuchen, in Zukunft die Ankündigung von offernlicheii politischen Versammlungen in sämtlichen Lübecker Zei- t u n g e n als Ersatz der Anmeldung zu erklären. Bisher galt als Publikationsorgan nur das arbeiterfeindliche, vom Reichslügenverband bediente Amtsblatt.—_ Ein unglaubliches Urteil! Frankfurt a. M., 23. November. (Privatdepesche de?„Vorwärts"� Von der Straskammer des hiesigen Landgerichts wurde heute der Genosse Thieme, der Geschäftsführer der Buchhandlung der „Volks st imme", weil er die Bachsche Geschichte der Wiener Revolution von 1848/49 feilgehalten, auf Grund des§ 110 des Sirasgesetzbnchs unter Ausschluß der Oeffentlichkeit zu 200 Mark Geldstrafe verurteilt, « Die gefährliche Wiener RevolntionSgeschichte enthält die Nach- bildung eines Flugblatts, das 1843 von den Freiheitskämpfern unter den Soldaten verbreitet wurde und sie zur Verbrüderung mit dem Volke aufforderte. Durch den Verkauf des Buches, daS dieses seckzig Jahre alte, vergilbte Flugblatt enthält, soll jetzt der Genosse Thieme deutsche Soldaten zum Ungehorsam gegen die Gesetze auf- gereizt haben I Unglaublicheres ist noch nicht„gerichtlich festgestellt' worden. Wir haben allmählich gelernt, deutschen Nichtern so gut wie alle» zuzutrauen. Aber eine Verurteilung des Genossen Thieme haben wir trotz alledem für absolut ausgeschlossen gehalten I Wir haben immer noch zu viel Optimismus I Auf die Begründung des unglaublichen Urteils find wir verteufelt begierig I Ebenso aus die Begründung, die für den Ausschluß der Oeffentlichkeit gegeben wurde. Soll wirklich behauptet werden, daß die Staatssicherheit durch die Verlesung des 1343er Flugblattes gefährdet werden konnte?— Bürgerschaftswahlen in Bremen . Am Mittwoch fanden in drei Bezirken Bremens Wahlen zrn Bürgerschaft statt. Der Sozialdemokratie gelang eS diesmal noch nicht, die bisher in den Händen der Bürgerlichen befindlichen Man- date zu erobern. Doch ist in allen Bezirken Stimmenzuwachs zu verzeichnen, der zum Teil recht erheblich ist. Im Landgebier war ein Mandat von der Sozialdemokratie zu verteidigen. Es ivurde behauptet._ Im sächsischen Landtage wurde am Mittwoch die Katzbalgerei zwischenNational- liberalen und Konservativen forlgesetzt. Diesmal gaben die letzteren Erklärungen ab. Nicht weniger als drei Stück förderten sie zutage, von denen jede mit giftigen Bosheit e n gegen die Nationalliberalen gespickt war. Einigermaßen wahrte noch die Fraktion der Konservativen in ihrer offiziellen Er- k l ä r u n g die Form. Sie hatte den Zweck, daS Mißtrauensvotum der Nationalliberalen abzuschwächen, doch konnte die fragwürdige Doppelrolle Dr. MehnertS als Hauptmacher in der konservativen Fraktion und Präsident der Zweiter Kammer dadurch nicht verschleiert werden. Wesentlich boshafter war eine zweite Erklärung des Agrariers A n d r ä, die sich wegen der Veröffentlichung de» Gehet mzirkulars der Bündler in der W a h l r c ch t L f r a g e hauptfächlick gegen die nationalliberalen Abgg. Langhammer und Kickelhayn richtete. Versteckt wurde den beiden vorgeworfen, daß sie das Schriftstück, das nur ein Entwurf gewesen sei, ent- wendet hätten. Zum Schluß bieß eS: Mich trennt von den Ab- geordneten Langhammer und Kickelhayn eine unüberbrückbare Kluft, die mir da» W ei t e r a r b e it e n in diesem Haufe zu einer höchst unerfreulichen Aufgabe macht. Noch mehr Gift und Galle enthielt eine dritte Erklärung, die der Direktor des Bundes der Landwirte für Sachsen , der Abg. S ch mi d t, losließ. Er sprach gegen die Abgeordneten Kickelhayn und Langhammer gerichtet mehrmals von dem Ent- eigner und seinen Mitschuldigen, womit er offeusichilich nur einen noch giftigeren Ausdruck umschreiben wollte, und schließlich bemerkte er, mit einem Abgeordneten, der stoh sei, daß seine Hand- lungen strafrechtlich nicht faßbar seien, könne über Treu und Glauben nicht mehr gerechtet werden. Bei den giftigsten Ausfällen tobte minutenlanger Lärm auf den Bänken der Nationalliberalen, die außerdem Zurufe wie Blödsinn! Skandall usw. erwiderten, während dicKonservativen öfter demonstrr.civ lauten Beifall spendeten. Es kam dabei zu argen Lärmszenen. Man ersieht aus alledem, daß sich die Konservativen und National- liberalen auf daS bösartigste verfeindet haben und daß die Kon- fervativen es daraus anlegen, die Abgeordneten, die an der Ber- öffentlichung deS Zirkulars beteiligt sind, aus dem Landtage hinauszudrängen. In vollein Umfange wird der Zwist wahrscheinlich erst bei der Debatte wider das Wahlrecht znm AuStrag kommen, die nächsten Montag beginnt. Die W.ihlrechtSfrage ist ja auch die eigentliche Grunduriache deS ganzen Spektakels. Vorläufig haben für Donnerstag die Nationalliberalen wieder Erklärungen angekündigt.—_ Dr. Gnradze ohne Vewnfztsein. Den streitbaren Amtsvorsteher von Oswitz hatte, so schreibt die „Volkswacht" zu Breslau , Genosse Scholich seinerzeit wegen Miß- brauchS seiner Amtsgewalt auf Grund des Z 339 deS Str.» G.- B. bei der Staatsanwallschaft angezeigt. Die aber erllärte, Hern: Dr. Guradze habe„das Vewußisein des Mißbrauchs seiner Amts- gewalt gefehlt". Kurz darauf erklärte jedoch der Minister des Innern die betreffende Maßnahme des AmtsvorsleherS gegen den Gastwirt Knabe für ungesetzlich und hob sie auf. Der Minister sah affo wohl den llmlsvorsteher als einen Mann an, der sich sehr wohl des MißbrauchS seiner Amtsgewalt bemußt sein muß. Darauf- hin wurde gegen Dr. Guradze aufs neue Strafantrag bei dcr Staatsanwaltschaft gestellt. Aber die läßt sich von einer einmal gefaßten Meinung„so leicht nicht" abbringen, sondern wiederholt jetzt in ihrer neuen Antwort an den Strafantragsteller, daß tatsächlich dem AmtSvorsteher„daS Bewußtsein des Mißbrauchs seiner Ann»- gewall gefehlt" hätte I Merkwürdig, nicht wahr I Immer dann, wenn man einen b e- amtelen Uebertreter des Gesetzes fassen will und sicher glaubt ihn fasten zu können, entdeck! man, daß ihm daS Bewußtsein gefehlt habe. Merkwürdig, in der Tat.— Die Richtbestätignng eines sozialdemokratische» Gemeindeüorstandsmitgliedes beschäftigte am Montagabend die Lübecker Bürgerschas/. Bon sozialdemokratischer und freisinniger Seite wurde der Senat müsse, daß diese Erkältung aber gar nichts zu bedeuten habe, t interpelliert, weshalb die Bestätigung durch das Stadt» und Land
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