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. unserem Bericht über die Sitzung vom Mittwoch dieser ÄZdche(Vorwärts" Nr. 277) war eine wichtige Stelle aus der denkwnrdtgeD" Rede des Staatssekretärs von Bettzmann-Hollweg durch Satzfehler usw. verstummelt, so daß wir eS für erforderlich halten, sie nach dem Stenogramm zu wiederholen: Der Sinn und der Ätortlaut meiner Erklärungen ist dahin gegangen, dach das nationale Interesse, welches für den Sprachen­paragraphen matzgebend gewesen ist, gerade auch gegenüber den Arbeitern polnischer Zunge im Weste» des Reichs zur Geltung kommen müsse, weil, wie ich das im ganzen Verlauf der Ver. Handlungen über das Bereinsgesetz lviederholt betont habe, ich nicht anerkennen kann, datz die polnischen Gelverkschaftsorgani- sationen, namentlich rm Westen des Reichs, ausschlietzlich geWerk- schaftliche Zwecke verfolgen(Unruhe links und bei den Sozial. demokmten), sondern well es sich bei ihnen überall darum handelt, politisch-nationalen Zielen nachzugehen.(Sehr richtig! rechts. Unruhe und Zurufe bei den Sozicildemilkraten. parlamentarircbed* Zur Gewtrbeordnnngsnovelle. Der an das Plenum des Reichstages gelangte Teil der Gelverbeordnungsnovelle will aus Anlaß der Berner Kou- vention die zehnstündige Maxi malarbeitSzeit für Arbeiterinnen mit dem 1. Januar 1910 einführen und die bislang nur für Fabrik- arbeiter gültigen Vorschriften der Gewerbe- ordnung auf alle Betriebe ausdehnen, in denen mindestens zehn Arbeiter beschäftigt tv e r d e n. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat zu der in der nächsten Woche beginnenden zweiten Lesung des Gesetz- entwurfes im Plenum eine Reihe Anträge gestellt, deren Im halt folgender ist: Es soll an Stelle der zehnstiindigcn Höchst- arbeitszeit am 1. Januar 1909 eine nenn» stiindiqe und vom 1. Januar 1912 eine acht- fmndtge treten. Die Vorschriften sollen ferner für alle Betriebe gelten, für die(nicht nur in dcnkv I) mindestens fünf Arbeiter beschäftigt sind. Dieser Abänderungsantrag soll ver- hindern, daß mit Hilfe der Heimarbeit die Schutzbesttnunungen umgangen und die Heimarbeiten ausgedehnt werden. Die Sckmtzbestimmungen, die heute für Jugendliche von 14 bis zu IL Jahren gelten, sollen auf alle jungen Leute bi« z« 18 Jahre» ausgedehnt werden. Den Wöchuermnenschutz. den die Kommisston von sechs auf acht Wochen ausdehnen will, wollen die Anträge der Sozial- demokrnten auf 12 Wechen erstrecken und gleichzeitig die Ein- führung von Krankengeld für diese Zeit als ein Obli gatorium für Gemcindekrankendersicherungen und alle Kranken lassen durchsetzen. Die Kommission sieht Ausnahmen von der gesetzlichen Höchstarbeitszeit für 40 Tage bei außer gewöhnlicher lleberhäufung mit Arbeit. Unterbrechung des Betriebes durch Naturereignisse und für Saisonbetriebe vor. Der sozialdemokratische Antrag will die Ausnahmetage au 30 herabsetzen. 139» Ziffer 5 ermächtigt den Bundesrat, für Gewerbe zweige, in denen die Nachtarbeit zur Verhütung des Verderbens von Rohstoffen oder des Mißlingens von Arbeits- erzeugnissen dringend erforderlich erscheint, Ausnahmen von den Schutzbestimmungen für 60 Kalendertage zuzulassen. Auch diese Zahl auf 30 herabzusetzen, wird von unserer Fraktion beantragt. Wettere Anträge verlangen, daß bei Gestattung vonAuS nahmen wegen außergewöhnlicher Häufung von Arbeiten Arbeit nicht bis 9 Uhr, sondern höchstens bis 8 Uhr gestattet werde. Die elfstündige Ruhezeit der Arbeiterinnen und Jugend lichen wollen weitere Anträge auch für die Ausnahmefälle ge wahrt wissen. Die Ermächtigung der unteren Verwaltungsbehörde, von dem Arbeitsschluß um 6 Uhr an Sonnabenden und den Vor abenden von Festtagen Ausnahmen zu gestatten(§ 138a Abs. 6 G.-O), soll beseitigt werden. Endlich soll die elf stündige Ruhezeit, entgegen dem Kommissionsbeschluß, auch auf das Gast- und Schankivirtfchaftsgewerbe sowie aus das Verkehrsgewerbe erstreckt werden. Weingefehkommissio». In der Donnerstagsitzung verbreitete Professor K u l t s ch als Sachverständiger sich ausführlich über den jetzigen Umfang und über die Wirlungen der Zuaerung: __. ES liege ein erdrückende« Be weismaterial dafür vor, datz mit Vorbedacht grotze Mengen von GSure erzeugt werden, um Zucker ver wenden zu können I In welcher Weise mit der Zuckerung Mi brauch getrieben wird, gehe u. a. daraus hervor, datz eine gro Wetnftrma zugestanden habe, den besten Jahrgang ISVO u m b> s Pro z. gestreckt zu haben I Genoste David führte aus, datz man durch gestsetzung einer Höchstgrenze die Zuckerung bis zu dieser Grenze immer gestatte. auch wenn die Trauben überreis wären; deshalb erscheine es gel boten, datz der guckerwasserzusatz nur soweit gestattet werde, als eS zur Milderung des herben Geschmacks erforderlich sei. Nach längerer Debatte wurde mit 14 gegen 11 Stimmen beschlossen, in das Gesetz eine Zweckbestimmung für das Zuckern einzufügen. Eine noch einzusetzende Snbkommffston soll dem Plenum der Kam Mission entsprechende Vorschläge machen, ob die Fassung der Re gierungsvorlage, die zur Voraussetzung mangelnde Keife der Trauben hat. oder ob einer der vorliegenden Anträge, welche die Zuckerung nur zum Zwecke der Verbesserung, nicht der Verlängerung deö Weines gestatten wollen, oder ob eine ganz neue Formulierung des Begriffs versucht werden soll. Die Höchstgrenze der zulässigen Zuckerung wurde aus Antrag Staufcr mit 1b gegen IL Stimmen auf ein Fünftel des fertigen Produktes festgesetzt. Tie schön Uikeitierien Weinflaschen zierten wieder einen Tisch im KommissionSztmmer Niemand würdigte sie jedoch nach den Srsahrungen vom Mittwoch eines Blickes! Am Freitag beriet die Kommisston über den Zeitraum, in dem die Zuckerung zugelassen werden soll. Bis jetzt besteht darin keinerlei Beschränkung. Die Regierungsvorlage schlägt vor: vom Beginn der Weinlese bis zum 81. Januar des folgenden Jahres, während die Winzer meist eiiie» kürzeren Zeitraum wünschen. Ihren Argumenten wurde entgegengehalten, datz gerade die Zeit- beschränkung der Zuckenina zu deren BermehrunZ beitrage) denn mancher Winzer, der im Zweifel sei, ob der betretende Jahr- ang deS ZuckernS bedürfe, werde, um sicher zu gehen, auf alle Fälle zuckern. Beschlossen wurde ichlietzlich mit 14 gegen 10 Stimmen 1. datz bei der Zuckernng über den Schlutz des Kalenderjahres nicht hinaus- gegangen werden dürfe; 2. einmal gezuckerter Wein darf nicht noch- maiS gezuckert werden(mit allen Stimmen)', 0. ältere ungezuckerte Weine dürfen vom 1. Oktober an bis zum 31. Dezember gezuckert werden; bei neuen Weinen ist die Zuckernng mit dem Beginn der Weinlese gestattet. Gegen die Beschränkung der Zuckerung wehrten sich am meisten die Vertreter der Mosel , die behaupten, datz ihre Trauben wegen ihre» starken Säuregehalts einen ganzen Monat später reif werden als die auf anderem Rebgelänoe gezogenen. Da nach der Vorlage in Zukunft die Zuckerung mir innerhalb des Weinbaugcbietes vorgenommen werden darf, aus weichem die Trauben staninien, so darf der fremde Wein in Denlschtand überhaupt nicht mehr I' gezuckert werden! Auch dars Wein, der beispielsweise aus dem Elsaß stammt, nicht mehr an der Mosel gtznckert werden, wenn was nicht an- zunehmen ist beide genannten Bezirke nicht zu einem Weinbau- gebiet vereinigt werden. Weiter ist noch bestimmt, datz die Absicht. Traubenmaische, Most oder Wein zu zuckern, der Behörde anzuzeigen ist. lieber die Einteilung der Weinbaubezirle wurde die Debatte »och nicht zu Ende geführt.- Nächste Sitzung Dienstag. Die Budgcttemmissten des AbgeorbneienhauseS hat am Freitag zunächst die Gehälter det Universitätsprofessoren anders geregelt. Den Unterschied zwischen der Universität Berlin und den Landes- Universitäten, den die Regierung beibehalten wissen wollte, hat die Kommission aufgehoben, sie hat ferner auch für diese Staats- beamten G e h a l t s s k a l e n festgesetzt(2600 bis 4800 M. für autzerordentliche und 4800 bis 7200 M. für ordentliche Professoren). Prinzipiell hielt die Kommission daran fest, datz die Professoren von den für ihre Kollegien eingehenden Honoraren einen Teil in einen Fonds abführen, aus dem ihre schlechter gestellten Kollegen Zuwendungen bekommen, doch erhöhte sie die Summe der Honorar«, die sie voll erhalten, von 3000 auf 4000 M., von dem darüber hinausgehenden Betrag fällt ihnen nur die Hälfte zu, die andere Hälfte geht in den genannten Fonds. Ausgenommen von der nuen Gehaltsordnung sind die Professoren, welche 1. auher oder neben der ihnen übertragenen Professur ein mit PensionSberech- tigung verbundenes anderweitiges öffentliches Amt bekleiden oder ein solches bekleidet haben und Penston oder Wartegeld beziehen; 2. ein Extragehalt bei der Akademie der Wissenschaften oder der Göttinaer Gesellschaft der Wissenschaften beziehen; 3. mit ihrem Einverständnis vom Halten der Vorlesungen entbunden sind, oder bei denen nach Entscheidung deS UnterrichtSministerS Voraus­setzungen vorliegen, unter denen nicht richterliche Beamte in den Ruhestand versetzt werden können. Von sonstigen Beschlüssen ist zu erwähnen die gegen die Stimmen der Konservativen und einigen Vertretern des Zentrums zustande gekommene Erhöhung des Gehalts der Direktoren beim Abgeordnetenhause und beim Herrenhause von 7200 auf 7800 M. Abgelehnt wurden die von der Regierung beantragten Stellenzulagen in Höhe von je 1000 M. für die Eisenbahndirektions- Präsidenten, Berghauptleute und Beamte in ähnlichen leitenden Stellen, sowie die beantragten Erhöhungen der bereits gewährten Stellenzulagen an die Oberprästdenten, Regierungspräsidenten und den Berliner Polizeipräsidenten. Die Regierungspräsidenten be- kommen also»ach wie vor 12 000 M. Gehalt und Stellenzulagen von durchschnittlich 2000 M.,.der Berliner Polizeipräsident 12 000 Mark Gehalt und 3000 M. Stellenzulage, die Oberpräsidenten Ll 000 M. und 3000 M. Zulage. Nicht bewilligt wurden ferner die Gehaltsaufbesserungen für die Direktoren der OberrechnungS- kammer, die Senatspräsidenten beim Oberverwaltungsoericht, die Oberlandespräsidenten, die Unterstaatssekretäre und den Präsidenten des Kammergerichts. Die Abstimmung ist aber nur als eine vor- läufige anzusehen; bis zur zweiten Lesung wird sicher noch für einen Teil der höheren Beamten, wenn nicht für alle, etwas herausgeschlagen werden. Einstimmig abgelehnt wurde die für den Chef des Geheimen ZivilkaVinettS beantragte Gehaltserhöhung um 0000 M. Hert von Valentins wird sich also ebenso wie sein Vorgänger Lu eanus mit 20 000 M. jährlich begnügen müssen. Tie Lehrerbesoldungskommission des Abgeordnetenhauses be faßte sich am Freitag zunächst mit der im 8 20 geregelten Natural- leistung, Wohnung, Feuerung, Ackernutzung usw. Der Magde - burger Lehrertag hat seinerzeit die völlige Beseitigung verlangt und reine Barbezüge gefordert. Diese Forderung fand nicht einmal Unterstützung bei den Freisinnigen, die die völlige Aufhebung als nicht empfehlenswert bezeichneten. Es bleibt also beim alten Verhältnis. Ein« längere Debatte entspann sich beim 8 27, die Alters- zu lagen betreffend. Die Freikonservativen machten den Ver- such, nach den gescheiterten Besoldungsiassen wenigstens etwas zu retten. Der Antrag geht dahin: für die gesamte Monarchie eine Alterszulagekasse zu schassen, daß aver Der Staatszuschutz nicht, wie bisher, nach Schulstellen gezahlt wird, fondern nach der Leistungsfähigkeit der Gemeinden; auch soll der Beitrag der Ge- meinden und der Schulunterhaltungspflichtigen in Prozenten der Einkommensteuer erfolgen. Von anderen Parteien und von der Regierung wurden tpieoer Verfassungsbedenken erhoben, einer der freisinnigen Redner sah sopar den sozialdemokratischen ZukunftS- staat anmarschieren, weil dle unausbleibliche Folge die Staats- schul« sei. Der Versuch, diesem Antrag Gesetzeskraft zu ver» schaffen, zeiyt wieder einmal, mit welcher Leichtfertigkeit in Preußen Gesetze fabriziert werden, denn selbst die Antragsteller sind sich über die Wirtuna eines solchen Gesetzes nicht im Reinen! Du Mi nisterialdireltor Schwartzkopff sagte, daß möglicherweis« die um- gekehrt« Wirkung eintreten b" ________________________!önnte, welche dt« Äntragsteller bab sichtigen, nämlich: eine große Entlastung der großen Städte. Von allen Seiten, namentlich von der Regierung, wurde darauf hin« gewiesen, daß die Einkommensteuer gar keine Unterlage für eine gerechte Heranziehung zu den Lasten abgebe, weil tn dem Ertrag der Einkommensteuer die LetstungSfähigkett nicht voll zum Ausdruck kam. So konnte ein freisinniger Redner daraus hinweisen, daß von den Konservativen behauptet worden sei(allerdings von ihrem Standpunkte aus recht unvorsichtig), daß in einem wohlhabenden Dorf durchschnittlich höchstens 100300 M. Ertrag an Einkommen- steuer herauskomme: das ließ« doch erkennen, daß die Veranlagung recht wenig sorgfältig sei. Der Finanzmtnister nickte dem Redner verständnisinnig zu.... Es wird sich wohl noch Gelegenheit stnden, diesen Zustand Hess« unter die Lup, zu nehmen. Bisher ist die wiederholt verlangte Nachweisung der Gemeindin uno ..... a rüber, welche Staatsunterstützung st« beziehen, Schulverbänd« darüber, W>»WMWWW>>WWWW nicht gebracht worden, jetzt wird st« unbedingt gegeben werden Zu einer Abstimmung kam e» nicht; dt« Sitzung wurde auf Ml' Montag vertagt. Drucksachen. Au» tzem Reichstag.(Nr. 1048.) Entwurf eine» Ar- beitSkammer-Gesetze»(nebst Begründung und Anlagen). Hiid der Partei. Hen>6 gegen Jnurö». Baris, 20. November. (Sig. Ber.) Eine ungeheure Menge wohl 8000 Männer und Frauen hatte sich gestern im Tivoli- Vaurhall zusammengedrängt. Aus der Tagesordnung der von der sozwlistischen Selne-göperalion einberufenen Versammlung stand ein Referat Jaufä« über den Kongreß in Toulouse . Zugleich aber hatte sich Hervä als Gegeiiredner angemeldet und eine eifrige Propaganda brachte den ganzen Heerbann der Pariser Antipatnoten gnd Anarchisten auf die Beine. So war nicht ver­wunderlich, daß sich die Versammlung überaus stürmisch gestaltete. Jaurüö Ausführungen wurden alle Augenblicke durch Zwischen. rufe gegen die Parlamentarier unterbrochen und einigemal dauerte es etliche Minuten, bis der Redner fortfahren konnte. Nur der kaltblütigen Leitung S e m b a t S gelang es. die Versammlung zu Endo zu führen. Nach JaureS kam H i r v ö zu Worte. Er ver- spottete die parlamentarische Aktion, behauptete, die sozialreforma- arischen Forderungen hätte dw sozialistische Partei dem bour- geoisradikulen Programm entnommen, beklagte sich über die Ge- nassen, die in Toulouse den Ausschluß der..Antipatnoten" gefordert hätten, weil diese mit denanarchistischen Kameraden" nicht brechen die einzig die Befreiung d«S Proletariats bewirken könne. Trotzdem die einzig die Befreinng des Proletariats bewirken knne. Trotzdem Herve die Popularität auszuspielen hatte, die ein im Kerker der- brachteö Jahr verleiht, wirkte seine Rede ziemlich enttäuschend und cS regnete derbe Zwischenrufe. Als JaurhS ihm in feiner Replik entgegenhielt, daß die Gewalt wohl eifw Geburtshelferin fei, ver- rühte Geloalt aber zu einer Fehlgeburt führe, erscholl hat tzie Versammlung gezeigt, datz die anarchistische Flut auch in Paris schon stark zurückgewichen ist. Um so eigentümlicher ist es. daß die von R e n a u d e l vorgelegte Tagesordnung wohl die Rcsohition von Toulouse bekräftigt, aber in ihren ausführenden Sätzen gerade die entscheidenden Stellen über die Notwendigkeit der Eroberung der politischen Macht und die Wahlarbeit ausge- lassen hat. Auf diese Art wurde freilich eine fast einstimmige Annahme erzielt. Aber wozu hat denn Jaures die sozialistische Parlamentspolitik verietdigl? Und welchen Zweck hat ein Partei- beschluß, wenn man ihn nachher den Parteigenossen nur in abge- schwächt« Form unterbreitet?_ Gciiieindcwahlc». In Lichtendorf im Kreise Hörde siegten die sozial- demokratischen Kandidaten in der zweite» Abteilung. Die gegnerischen Kandidaten brachten ganze 8 Stimmen auf. In Barop bei Dortmund , wo, wie wir bereits meldeten, beide Mandate der dritten Klasse von der Sozialdemokratie erobert wurden, ihre Kandidaten aber in der zweiten Abteilung(die für aussichtslos galt) mit nur 6 Stimmen Minderheit unterlagen, ist der Sieg der Bürgerlichen auf Ungehörigkeiten zurückzuführen, die wohl zur Ungültigkeitserklärung der Wahl der zweiten Abteilung führen werden. Bei der Wahl der Stadtverordneten dritter Klasse in Kalk bei Köln erhielt die Sozialdemokratie 847 und 853, das Zentrum durch- schnlitlich 1030, die Liberale» 201 und 303 Stimmen. ES ist somit Stichwahl zwischen unseren Genossen und den Kandidaten des Zentrums erforderlich. Die Wahl brachte abermals eine Ver- doppeln ng der sozialdemokratischen Stimmen gegen die votige Wahl. Bei der Gemeindewahl in Schweinfurt beteiligten sich 92 Proz. der Wähler. Gewählt wurden 7 Liberale und 3 Sozial- demokraten. Die Liste derSchwarzen", die sich mit unzufriedenen Liberalen verbündeten, fiel trotz deren schoflen Kampfesweise durch. Gewählt wurden die Genossen S ä ck l e r, Landtags- abgeordneter Lang, Grschäftsführer, und Pfister, Kassengebilfe. In Freist« g(Bayern ) wurde bei den Gemeindewahlen zum ersten Male ein Sozialdemokrat gewählt. In Leithausen(Bayern ) wurden bei der Gemeindewahl zwei Sozialdemokraten gewählt. Der Gemeinderat zählt jetzt vier Sozialdemokraten. Zur Gemeindewahl tn Werder a. H. wird uns noch ge- schrieben: ES erhielten die sozialdemokratischen Kandidaten Gast- wir« Max Kock. Maurer Albert Näther und Arbeiter Karl Schwerickc 204, 203 und LOS Stimmen, die liberalen Kandidaten 145. 146 und 129 Stimmen; 13 Stimmen waren zersplittert. Bei den GemeinderatSwahlen tn Rottleben bei Franken- Hausen siegte die sozialdemokratische Liste, so datz in Zukunft fünf Arbeiter und ein Landwirt im Gemeinderat sitzen werden. Eine sozialdemokratische StadtratSmajorltSt. Infolge des Sieges der Sozialdemokratie be! der letzten Stadt- ratswahl in F r a n k e n h a u s e n am Kyffhäuser Häven unsere dortige» Genossen die Majorität im Stadtrat. Von 10 Mandaten sind 6 in ihrem Besitz._ EinOpfer der Sozialdemokratie". AlSOpfer der Sozialdemolraiie" bezeichnet das ZenlrumSblatt Oberelsässische Landeszeilung" in Mülhausen i. E. den in: Jahre 1905 von dem damaligen Bürgermeister RegierungSrat K a v s e r im Disziplinarwege ohne Pension eitttasienen städtischen Badever Walter Schlegel, dein der sozialistenreine Gemeinde- rat aus sein Ansuchen letzt die volle Pension tn Höhe von 1622 M. jährlich bewilligt hat. In der 1. Koinmiiston de» Gerneiiiderat» wurde eS, wie das ZenlnimSvlalt meldet, als Pflichi der Stadl bezeichnet, das an diesemOpfer der Sozialdemokratie" begangenes Unrecht durch Beivilli�ung der vollen Pensionwieder gutzumachen." Dezeichnender- weise stinimte, was das Blatt dabei nicht ermähnt, der verantwort­liche Redakteur derOberels. LandeSzeitrmg" im Gemeinderat gegen diese Pension. Ursache der plötzlichen Entlassung des slädrischen BadeverwalterS Schlegel war im Jahre 1905 die amtliche Feststellung, daß Schlegel lange Jahre hindurch Arbeiter- frauen, die im städtischen Badedienst aushalfen, gelegentlich in seinem PrivathauShalt beschäftigte, indem er diese Arbeits- stunden für die Stadt aufnotierte und aus der Stadt- lasse bezahlen ließ; ferner, daß Schlegel öfters die Kassiererin durch die eigene Tochter vertreten lieh, wozu er nicht berechtigt war. Nach seiner E»tlossu»a verweigerte Schlegel die Vor­legung der Kassenbücher, die er beieittgt hatte, wozu noch kam. daß bei Prüfung der Jahrberechiiniig 1904, über welche im November 1905 im Geineinderat Bericht erstattet wurde, sich der Verbrauch auffällig grotzer, mit der Zahl der verbrauchten Bnder nicht in Ein- llang zu bringender Mengen von Mlneralien ergab, so datz der Geineinderat die Abnahme dieses Teiles der JahreSberechnuiia ab­lehnte und Nachprüftma durch eine Kominisston veichlotz. Auch bleser Kommission händigte Schlegel dt« Kassenbücher nicht auS, vernichtete sie vielmehr. Die dann später von ihm trotz alledem«tngereichte» Pensionsanlräge lehnte die sozialdeniokratilche Gemeiilderarsmehrheit natürlich konsequent ab. indem ihre Redner betonten, datz Schlegel zufrteden damit sein tömite, nicht dem Slrafnäiter übergeben zu werden. E» ist kennzeichnend für die Moral der jetzt herrschenden vürgerlichen Parteien, datz sie trotz dieses öfsenilich bekannten Sachverhaltes dem Manne die volle Pension bewtll taten unter dem Vorgeben, er sei«in Opfer der Sozialdemokratie", und eS illiistrien de» sittlichen Tief- stand der ZeiilrumSpresse. datz sie diesen schmutzigen Schwindel mit­macht. olnvohi der verantwortliche Leiter des Blattes in Mülhausen seiner besseren Ueberzeiignng gemätz im Genieinderat mit zwei graktioustollegen gegen die Pension gestimmt hatte I Den, Relchsverband gegen die Sozialdemokratie sei dieser typische Fall zur Ausschtachlung in den Gemelndewahtkämpfen wärmstenS empfohlen._ donnernder Beifall. Im ganzen A»S den Organisationen. Der Wahlverem für den zweiten hannoverschen und zweiten oldenbu ratschen ReichStagswahlkreis halte im Gefchäslsiahr 1007/08 eine Gesamteimiahme von 12 683.75 M., eine GesaiiitaiiSgabe von !0 590.47 M..(0 datz eiu Ueberschuß von 2093.28 M. verbleibt. Der Mitgltede> stand betrug in dem Berichtsjahre 1776 mäiuiltche und 800 weibliche, gegen daS Borjahr mehr 238 männliche und 58 weibliche. poU-ettiriu», Gerichtliches ukw. Eine Spitzelgefchichte. Am 6. März d. I. wurde Genosse Alwin Brandes vom Schöffengericht zu Magdeburg wegenBs- lejdigung" des Konsumvereinsretters Bernard« zu 100 M. Geld­strafe eventuell 20 Tagen Gefängnis verurteilt, weil et angeblich In einer Versammlung Herrn Beruardö einen Spitzel genannt hgben soll. Da Brandes alö langjähriges Mitglied des Konsum- Vereins dem schädigenden Treiben Bernard»' gegenüber in Wahr - n e hm ung berechtigt et Interessen gehandelt hat. auch der bestimmten Meinung war, das WortSpitzel" den» BernardS gegenüber nicht gebraucht zu haben, legt« er gegen da» erstinstanzliche Urteil Berufung ein, und zwar mit Erfolg. Am Montag fand die Berufungsverhandlung vor der Straf, lammet statt. Der Zeuge Roether. früher Chefredakteur de» Zentral-AnzeigerS"(Magdeburg ), stand mit dem Konsumverein auf KriegSsntz. Er hatte den Privatkläger kennen gelernt und aus seinen Gesprächen entnonimen, datz er ebenfalls dem Konsum- verein feindlich gesinnt war. Zeuge gab dem BernardS den Rat, als Mitglied in den Konfumverein einzutrete» und über alle Ber. sammlungen und internen Vorgänge gegen Honorar Bericht für denZentralAnzeiger" zu erstatten! Bernards wurde dann >