der dafür bewilligten Subvention mit Berücksichtigung der dabei in Betracht kommenden finanziellen Gesichtspunkte,* wurde mit gleichem Stimmenverhältniß abgelehnt. Beim Etat für das Reichs- Eiseubahnamt brachte Bebel den Ausschluß sozialistischer Arbeiter in den Eisenbahn- Werkstätten und die ungesetzlichen Vorschriften der Arbeits- Ordnungen zur Sprache. Der Herr Eisenbahnminister zeigte sich bei der Gelegenheit wieder im vollen Lichte der offiziellen Arbeitersreundlichkeit. Es sei Pflicht der Eisen- dahnverwaltung, so erklärte der Herr, sich die Arbeiter, welche den Staat umstürzen wollen, unter allen Umständen von den Betrieben ferne zu halten. Bebel quittirte gebüh- rend für diese Aufrichtigkeit, welche zwar die Geld- und Blutopfer der Arbeiter rücksichtslos beansprucht, von den Arbeitsstellen aber dieselben Arbeiter um jeden Preis ferne halten will. Gelingen thut dies freilich nicht, aber es ist von Nutzen, den bösen Willen dazu immer und immer wieder zu konstatiren. Sonst verlief die Sitzung ohne bemerkenswerthen Zwischenfall. Es soll die Absicht be- stehen, den Etat in zivciter und dritter Lesung diese Woche noch durchzupeitschen, so daß die Osterferien mit nächster Woche beginnen könnten.— Dem Reichstage ist der Ent- wurs eines Gesetzes zum Schutz der Waaren- bezeichnungen nebst Begründung zugegangen. Die Porlage bezweckt eine Umgestaltung des Gesetzes über Markenschutz vom 30. November 1874.— Im prenstischen Abgeordnetenhause beginnt heute die zweite Lesung des Wahlgesetzes. Sämmtliche Parteien mit Ausnahme der freisinnigen stimmten darin überein, daß an die Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts nicht zu denken sei und sie sich mit einer Aus- flickung des„elendesten* aller Wahlgesetze begnügen wollten. Von den„Freisinnigen* hielt der Abg. Rickert eine matte Rede für das allgemeine gleiche Wahlrecht, der man es an- merkte, daß den Freisinnigen dieses selbst nicht zu sehr am Herzen liege.— Slmtliche StimmnngSmache. Der Postdirektor Schlesier in Tilsit durchzieht, wie man der„Frei- sinnigen Zeitung* von dort schreibt, als Agitator für die Militärvorlage mit einem Packet Bro- schüren aus dem Militärpreßbureau die Restaurants der Stadt und bittet um Auslegung derselben. Es sind die bekannten von dem großen Unbekannten freigebig vertheilten Flugblätter und Broschüren. Wie würde man mit einem Beamten umspringen, der von der Schädlichkeit der Durch- sührung der Militärvorlage überzeugt in derselben Weise gegen dieselbe agitiren wollte. Seltsam, daß sich gerade Untergebene des Herrn v.Stephan besonders diensteifrig erweisen bei der Agitation für die Militär- vorläge.— Cr hat seinen Lohn dahin, der Generalpostmeister Stephan. AuS Hamburg wird unterm!2. März ge- meldet:„Von einer Anzahl bedeutender Ham- bnrger Rhedereien und Handelshäuser ist eine Adresse an Herrn v. Stephan abgesandt, welche eine entschiedene Kundgebung gegen die Angriffe enthält, die bei der jüngsten Etatsberathung im Reichstage von Sozialdemokraten, Deutschfrcisinnigen und Antisemiten gegen die Reichspost- und Telegraphenverwaltung gerichtet waren." Zwar hat die öffentliche Meinung, wie sie in der Presse und im Parlament unverfälscht zum Ausdruck ge- kommen, ihr Urtheil über die Stephan-Fischer'sche Herrlich- keit klipp und klar gesprochen, zwar haben sogar Organe der Zechenbarone den Krach dieser Herrlichkeit unumwunden zugegeben, aber die„Katze, die Katz* ist gerettet". Giebt es auch bessere, glaubwürdigere, tadelfreiere Eideshelfer als die Vertreter jenes hamburgischen Patrizier- klüngels, dessen erzreaktionäres Wesen und zügellose Prositsucht die furchtbare Geschichte der 1392er Seuche aller Well enthüllt hat? Das Rheder- und Ausfuhrkapital ent- rüste sich stürmisch an der ganzen Küste, an der Ostsee und an der Nordsee, von Hamburg bis nach Elsfleth , jenem oldenburgischen Rhedernest,dessen Notable so eifrig sind, Ehren- «rklärungen abzugeben! Wenn die Gegner Stephan's noch zu mucksen wagen, so stoße man s i e in die Wolfsschlucht und verurtheile sie zu der brennenden Höllenqual, sämmt- liche Reime deS Herrn von Stephan— sie sind alle miserabel— auswendig zu lernen.— ebenso wenig meines Gesichtes erinnern, als die Hunderte von Leuten, welche sie sonst aus ihrem Wege treffen." Wassily war, wie gewöhnlich, auf Andrej's Seite, und Sina gab nach. Sie machten sich sofort auf den Weg. Als sie sich einige hundert Schritte vom Wirlhshaus entfernt hatten, sahen sie eine Droschke in voller Eile auf sie zu kommen. Watajkos haariges Gesicht blickte hinter der'Schuller des Kutschers, dem er etwas sagte, hervor. „Hallo! Halt!' rief Andrej. Watajko sprang aus dem Wagen. Er brachte die Nachricht, daß in Klein's Fenster daS Signal erschienen wäre. Die Gefangenen waren von dem Geuchtshofe vorgeladen. Die Wachen waren alle aus ihren Posten. „Eile zurück und entlaste sie," sagte Sina.„Sie sollen aus der Straße nicht gesehen werden. Heute ist nichts zu thun." Als sie sein verstörtes Gesicht sah, fügte sie hinzu:„Es ist nichts Besonderes, nur ein Aufschub von drei Tagen.* Watajko eilte zurück, um seine neue Mission zu er- füllen. Sina und Andrej gingen nach der Allee, wo sie die Gefangenen zu treffen hofflen. Es war ein kalter Herbstmorgen. Ein feiner peitschen- der Regen fiel zur Erde. Die Vorübergehenden zogen fröstelnd den Rockkragen enger zusammen und beschleunigren ihre Schritte. Sina öffnete den Regenschirm. Andrej hatte keinen, da er seiner Tracht nach nicht einer Klasse angehörte, bei der das Tragen von Regenschirmen in Rußland üblich war. Er achtele aber nicht aus die Unbill der Witterung. „Welch' schönes Wetter", bemerkte er, mit einem Seufzer auf die Straße weisend. Sina lächelt« und nickte zustimmend. Es war ein prächtiges Wetter für eine Sache gleich der ihren und schade, eine solche Gelegenheit zu verlieren. Selbst die belebtesten Straßen waren fast leer. Als sie in die Lindenallee einbogen, die sie von einem Ende bis zum andern übersehen tonnten, stutzten beide. „Da sind sie!* sagten sie mit unterdrückter Stimme, ohne sich zn bewegen. (Fortsetzung folgt.) Herr Stephan hat Unglück mit seinen Majestäts- beleidigungsprozessen. Das„Echo der Gegenwart", das er wegen eines Artikels über die famosen Cholerasamm- lungen verklagt hatte, ist freigesprochen worden. Und in einem anderen Stephan-Prozeß, der gegen die„Thüringer Tribüne" schwebt, soll auf Antrag des Vertheidigers Har- wenig Herr Stephan selbst als Zeuge geladen werden— was ihm sicherlich nicht zur Freude gereichen wird.— Einheitszeit. Am 1. April dieses Jahres tritt das Reichsgesetz betreffend die Einführung einer e i n h e i t- lichen Zeitbestimmung in Kraft. Voraussichtlich— so lesen wir im„Reichsanzeiger*— wird sich die gleich- zeitige und gleichmäßige Annahme der neuen Zeitbestimmung in allen Bundesstaaten, in welchen die mitteleuropäische Zeit nicht schon gegenwärtig angewendet wird, ohne Schwierigkeiten vollziehen, wenn nicht nur die öffentlichen Verkehrsanstalten, sondern auch die Behörden bei der Ord- nung ihres Dienstes und bei allen Zeitangaben sich vom 1. April ab alsbald ausschließlich der mitteleuropäischen Zeit bedienen wollen. Dies läßt sich aber dadurch be- fördern, daß auf rechtzeitige Umstellung aller öffentlichen Uhren Sorge getragen wird, alle öffentlichen Uhren daher vom Morgen des 1. April ab alsbald die neue Zeit an- zeigen. Zuverlässige Angaben über die letztere zu erhalten, wird nirgends aus Schwierigkeiten stoßen, da bei allen Eisenbahnstationen und Telegraphenanstalten die Abweichung der neuen Zeit von der Ortszeit bekannt ist. Bon dem Reichskanzler ist den Bundesregierungen die An- regung gegeben worden, in diesem Sinne die Behörden an- zuweisen. So ist zu erwarten, daß der Uebergang zur neuen Zeit rasch, in weiten Kreisen der Bevölkerung sogar ohne jede bemerkbare Einwirkung vor sich gehen wird.— Wofür kein Geld zu haben ist. Herr von Ber- e p s ch, der„Minister für Sozialpolitik", hat eine Ver- ügung erlassen, welche für die Sparsamkeit der p r e u ß i- ch e n Staatsregierung ein glänzendes Zeugniß ablegt. Danach werden die staatlichen Zuschüsse für Fortbildungsschulen durchschnittlich in jedem Regierungsbezirk um zehn Pro- zent gekürzt,„da der zur Gewährung von Staats- zuschüssen zur Unterhaltung von Fortbildungsschulen be- stimmte Fonds der Handels- und Gewerbeverwaltung im Staatshanshalts-Etat für 1393/94 nicht erhöht werden wird, die in früheren Jahren bei den übertragbaren Fonds ge- machten Ersparnisse aber jetzt aufgebraucht sind". Die Herrn v. Berlepsch unterstellteii Behörden werden nun aufgefordert, sich darüber zu äußern, was sie für das Rathsamste halten,„ob es zweckmäßiger ist, die Zuschüsse für diese Schulen zu ver- mindern, oder die unumgänglichen Abzüge bei m ö g- lichst wenigen Anstalten, und zwar bei den größten zu machen, weil im ersteren Falle zu befürchten ist, daß da- durch eine größere Zahl von Gemeinden veranlaßt werden könnte, den Unterricht an den Fortbildungsschulen ganz ein- zustellen, und infolge dessen sogar größere Summen, als erforderlich ist, verfügbar werden möchten. Die dritte Mög- lichkeit ist die, an einer Anzahl kleinerer Orte, in denen die Fortbildungsschulen bei den Gewerbetreibenden wenig Interesse gefunden haben, die Zahl der wöchentlich eriheilten Unterrichtsstunden weniger als sechs beträgt und der Besuch nicht obligatorisch ist, den Unterricht bis aus Weiteres ganz einstellen zu lassen." Wenn das Kuegsheer Milliarden verschlingt, wenn der Militäretat die öffentlichen Emkünfte aussaugt, so bleibt für B i l d u n g S z w e ck e, für Kulturausgaben noch nicht einmal das bischen Geld, was sonst dafür verwendet wird. Man spart nur hier, wo es sich um die Erziehung des Volkes handelt; so bleibt man im alten Geleise. — CS giebt keine» Nothstand. Die Handels- kammer zu Halber st adt bezeichnet in dem ersten Theile ihres Jahresberichtes das„Jahr IbiSS als eines der schlechtesten des verflossenen Jahrzehnts; es war ein ertragloses und vielfach verlustbringendes Jahr, das auf der absteigenden Linie der letztjährigen Eutwickelung deutlich den größten Tiefpunkt bezeichnet." Aeußere und innere Ursachen haben an diesem Ergebniß zusammengewirkt. Die Handelskammer äußert sich hierüber wie folgt:„Bei dem reichen Erntesegen, welcher in den 80er Jahren bei günstigen Preisverhällnissen Handel und Wandel belebte, mußte ein so erheblicher Minderertrag, wie ihn das Vorjahr ver- zeichnete, bei der anhaltenden Theuern ng der wichtigsten Lebensmittel, noch fortwirkend auch die Erwerbs- und Kaufkraft des verflossenen Jahres beeinflussen.' Was sagen die Reglerungsvertreter, Herr von Bötticher und seine Leute, zu dieser Kundgebung einer Unternehmer- orgauisation?*— FuSangel und der Zentrtims„thurm". Alles ist umsonst, die Kandidatur Fusangel wird dem ausgesprochenen Wunsch und Willen der Zentrumsfraktioncn zuioider von den meuterischen Sauerländern aufrechterhalten. Wie wir einem Privatbriefe aus Arnsberg entnehmen, hat man auf der vertraulichen Zusammenkunft der Zentrumslente, die, wie bereits gemeldet, am 8. d. M. in H a g e n i. W. stattfand, noch einmal, aber vergeblich, gesucht, den persön- lich erschienenen Fusangel zum Rücktritt zu bewegen. Die Herren Hitze, Bachem, Schädler redeten mit Engelszungen für Herrn Böse, Fusangel aber, den während der Be- jprcchung einige Dutzend Depeschen zum Aushalten er- munterten, gab nicht nach. Nun ist der Krieg offen erklärt worden, und die Böseaner, also daS offizielle Zentrum, haben ein scharfes Flugblatt gegen Fusangel, der in Olpe- Meschede für Reichstag und Landtag kandidirt, losgelassen. Jetzt erntet er den Dank vom Hause— Ulttamontanismus. Ueber die langjährige Wirksamkeit Fusangel's für die katholische Sache quittirt das Zentrum durch ein heftiges Schelten auf diese„politische Vergangenheit"; nachdem F. im Nürnberger Zellengefängniß und in preußischen Ec- fängnissen für das Zentrum gar lange gebrummt, stellt ihn dieses jetzt als einen— Gegner des Zentrums hin. Und nachdem gerade die Parteileitung desZen- t r n m s direkt oder mittelbar den schimpf- lichen Vergleich Fusangels mit B a a r e her- bcigesührt, benutzt sie diese allerdings klägliche Unier- würfigkeit zu einer Kritik„des wirklich kläglichen Aus- ganges" jener Streitsache. Od freilich diese schäbige Kampfesweise bei der Masse der katholischen Wähler ver- fangen wird? Diese steht hinter Fusangel, während der Oberrentmeister a. d. Böse tn Münster das Odium eines Parteiregierungskandidaten zu tragen hat.— Einsichtigeren ZentrumSleutcn wird überhaupt vor dem drohenden Zerfall der nicht mehr durch den Kulturkampf- Zwang zusammengehaltenen Parteischichten angst und bange. In der„ Kö ln i schen V o lks-Z e t tung" liest man:„In nächster Zeit wird auch in der Rhein- provinz eine Ersatzwahl stattzufinden haben: in Sieg- Mülheim-Wipperfürth für den Landtag, in Mul- Heim-Wipperfürth-Gummersbach für den Reichstag. Aitscheinend ist auch da nicht alles in Ordnung. Waschließen das aus dem Umstände, daß bereits mehrere Kandidaten in den Blättern genannt werden. Wir lehnen es ab, irgend welche Kandidatur zu erwähnen, ehe und bevor nicht das Wahlkomitee der in Betracht kommenden Wahl- kreise— wohlverstanden das aus allen drei Kreisen ge- bildete Wahlkomitee— über die Kandidatenfrage Beschluß gefaßt hat." Aber nicht ein„Schaden der W thl- Organisation" ist die Grundursache der Spal- tun gen. Vielmehr sind jene Vorgänge der natur- wüchstge Ausdruck der Unzufriedenheit des katholischen Volkes mit der junkerlich- reaktionären Zentrumswirthschaft. Die volksthümlichen Elemente, Arbeiter, Kleinbauern u. s. w. lösen sich allmälig los von dem Ultramontanismus, der die große Masse mit indirekten Steuern belastet, die Vorrechte der Besitzenden stützt und vermehrt, die Aufklärung bekämpft und bei Post- und S o l d ate n mi ß h a nd l u ng s- Debatten den freiwilligen Regier ungskom- missär spielt. Und der„feste Thurm" schwankt, in seinen Grundvesten erschüttert.— Das angeklagte Druckereipersonak. Am 10. März ist vor der Strafkammer zu Essen der Prozeß gegen die „Bergarbeiter-Zeitung* verhandelt worden, bei dem nicht blos der Redakteur, sondern auch Verleger, Drucker, Faktor, Setzer und Maschinen- meister angeklagt waren. Der Staatsanwalt begründete seinen erstaunlichen Strafantrag, wie der„Frankfurter Zeitung " gemeldet wird, damit, die Druckerei des Berg- arbeiter- Verbandes erzeuge nur Druckschriften strafbaren Inhalts(!), in solchem Falle mußten auch die Setzer prüfen, ob das ihnen übergebene Manuskript einen strafbaren Inhalt habe oder nicht. Nach dem Preßgesetze sei eine solche Be- strafung ja nicht ausgeschlossen. Die Verthcidiger Dr. Wallach und Kohn wandten sich besonders gegen diese Rechts- auffassung. Wohin gelange man, wenn der Gerichtshof solchen Anträgen Folge gebe? Ter Setzer sei garnicht in der Lage, zu prüfen, ob ein Manuskript, das ihm übergeben sei, einen strafbaren Inhalt habe oder nicht. Der Setzer arbeite rein mechanisch, wie der Kanzlist bei den Gerichten, nur habe dieser mehr Zeit zum Ueberlegen, als der Setzer. Bei Bemessung der Strafe gegen die übrigen Angeklagten führten die Herren Vertheidiger besonders auS, es handle sich bei diesen doch um keine ehrlose Handlung, ihre Motive seien ethischer Natur gewesen, sie seien für eine Sache eingetreten, die sie für gut gehalten hätten. Herr Dr. Wallach bc- zweifelte überhaupt die Richtigkeit der jetzigen Auffassung der Bedeutung des§ 110. Die große Volksmenge sei anderer Ansicht, ebenso hervoragende Juristen. Die An- träge der Staatsanwaltschaft lauteten gegen Werkelmanu, den Verleger, der nur den Namen hergiebt, sich sonst aber nicht um die Druckerei bekümmert, auf 4 Monate, gegen den Faktor Dammeier auf 3 Monate, gegen den Drucker- Adams und den Schriftsetzer Capelle auf je einen Monat Gefängniß. Der Gerichtshof entschied in Uebereinstimmung mit dem Volksbewußtseiu, daß diese Angeklagten fSmmtlich freizusprechen seien. Es ist gut, daß das Essener Land- gericht durch diese Entscheidung endlich ein Präjudiz geschaffen hat. Als in Berlin neben dem Redakteur des „Kladderadatsch" auch Druckerei- Angestellte vor Gericht erschienen, verhinderte der Gang des mit Freisprechung endenden Prozesses die materielle Ent- fcheidung der Sache. Wird aber dem Unternehmungsgeist strebsamer Staatsanwälte nicht durch Richterspruch eine Schranke gesetzt. so erscheinen nächstens Setzerlchrlinae. Falzerinnen und Botenfrauen neben dem verantwortlichen Redakteur auf der Anklagebank. Unsere engbrüstige Preßfrciheit kann dieses Zuziehen der Halsbinde gerade vertragen. Besäßen übrigens der öffentliche' Ankläger und die Mitglieder der Ueberweisungskammer auch eine nur oberflächliche Sachkenntniß im Z c i tu ng s w e j e n, so wäre, das elementareWissenvonder Technik der Presse vorausgesetzt, die Erhebung solcher Anklagen ein Ding der Unmöglichkeit. — Der Teufel eine staatliche Einrichtung. Ans Mülhausen i. Elf. wird geschrieben:„Der badische Landtags-Abgeordnete Dr. R ü d t sprach hierüber:„Tie Natur als Erzieherin der Menschheit." Schott seine Einleitung gefiel dem überwachenden Kommissar nicht. Als cr auf den Teufelsspuk einging, verlangte der Kommissar, der Vorsitzende solle dem Reoner daS Kritisiren staatlicher Einrichtungen untersagen. Der Vorsihende erlaubte sich die Frage, seit wann denn der Teufel zu den staatlichen Ein- richtungen gehöre? Erklärlicher Weise entstand große Heiter- teil. Nach Schluß des Vortrags stellte Genosse B u e b das Avancement des Herrn Beelzebub fest, woraus der Kam- missar— die Versammlung ohne Weiteres a u s l ö st e.— Nun der Diktaturparagraph und der stete'Austtahmczttstand der Reichslaude noch durch den Teufel verstärkt sind, wird Niemand es den Elsaß - Lothringern verübeln, wenn sie wünschen, der Ausnahmezustand möge zu der neuen —„staatlichen Einrichtung"— gehen.— Der Militarismus in Oesterreich . Das oster- reichische Kriegsministerium bereitet einen Gesetzentivurf vor, nach welchem das Landwehrgesetz vom Jahre 1883 dahin abgeändert wird, daß die unmittelbar der Landwehr ein- gereihten Rekruten, anstatt wie bisher ein Jahr, künftighin zwei Jahre unter den Waffen zu dienen haben.— Ganz tvie bei uns. Man erinnert sich noch, wcl he überschwäuglichen Hoffnungen von gutmüthigen Sozial- Politikern an Herrn S t e i n b a ch geknüpft wurden, als er ins österreichische Ministerium berufen wurde. Auf der anderen Seile zitterten damals ängstliche Großkapitalistcu, ivelche fürchteten, daß der Mann, der in seinen jüngeren Jahren so hübsch von den„Pflichten des Besitzes" zu reden ivnßte, nun er zur Macht gelangt, den Besitz an seine Pflichten werde erinnern wollen. Eine ganze Reihe von Gelegenheiten hat schon gezeigt, daß auch Herr Dr. Stein- dach seine sozialpolitischen Ueverzengungen im Vorzimmer des Ministerkabinettes bei seinem Regenschirm hat stehen lassen und daß auch der Vertreter des bureaukratischen „Sozialismus* in Oesterreich als Finanzminister mit Wasser kocht. Unsre Leser erinnern sich, daß jüngst im p r e u ß i» s ch e n Landtage die Herren Minister den Grundsatz
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