St. 284. 25. Jahrgang.4 KkilU im J'nriBilrts" Kniim WiKsdlÄ.Fttltag, 4. Dezember lW8.Partei- Angelegenheiten.Erster Wahlkreis. Sonntag, den ö. d. Mis., abends 6Vz Uhr;Versammlung in der.Lebensquelle", Kommandantenstr. 2». Nack»dem geselliges Beisammensein. Eintritt mit Garderobe 20 Pf.banz frei.Erkner. Sonntag, den 6. Dezember, Flugblattverbreitung zwecksWonnentensammlung zur Parteispedition. Der Vorstand.Reinickendorf-West. Slm Sonntag früh 8 Uhr findet von denbekannten Stellen aus eine Flngblattverteilung statt.Der Vorstand.Teltow. Am Sonntag, den 6. Dezember, nachmittags 8 Uhr,findet im Lokale de? Herrn R. Preufi, Berliner Str. 16, eine Volks»Versammlung für Männer und Frauen statt. Aus der Tagesordnungsteht: Vortrag des Reichstagsabgeordneten Fritz Zubeil über daspersönliche Regiment und neue Steuern. Es ist Pflicht eines jedenGenossen, nach Kräften für die Versammlung zu agitieren.Der Einberufer.NowaweS. Die Parteigenossen werden auf die vom Wablvereinam Sonnabend, den S.Dezember, im Schmidtichcn Lokal stattfindendeAbendunterhaltung aufmerksam gemacht. Mitwirkung des BerlinerUlk-Trio. Nachdem Ball.Programme losten im Vorverkauf LS, an der Abendkasse 80 Ps._ Der Vorstand.Berliner JVacbrichten.Die Stadtverornetenversammlungbewilligte gestern zurAnschafjungvonLehrmrttelnfür bedürftige Gemeindeschulkinder noch45 MV M., weil die durch den Etat für 1908/09 hergegebeneSumme, die bis Ostern 1909 reichen sollte, schon jetzt fastvöllig aufgebraucht ist. Die Mehrausgaben sind nötig ge-vorden, weil dasBedürfnisnachunentgeltlichenLehrmitteln sich gesteigert hat, zum Teil auch des-halb, weil diese für einzelne Lehrmittel hinausgesetzt wordensind und die Gemeindeschulen auf Grund ihres neuen Lehr-planes neue Bücher eingeführt haben. Ueber das R e a l i e n-buch von U e b e l hat der„Vorwärts" vor einiger Zeit einesehr herbe Kritik veröffentlicht, die aus Lehrerkreisen ge-kommen war. Gestern brachte Genosse Wurm unter Hin-weis auf jene Kritik die Unzulänglichkeit besagten Realien-bucheS zur Sprache. Stadtschulrat Mischer gestand ein,auch der Schuldeputation gefalle es nicht, sie habe es sogardirekt abgelehnt, aber hinterher sei es ihr vom Provinzial-Schulkollegium— empfohlen worden mit der Versicherung,der Verfasser wolle die Fehler bei einer Neubearbeitung be-fettigen. Auf diese Neubearbeitung vertröstete der Herr Stadt-schulrat. Genosse Wurm hatte auch erwähnt, daß die Preisemancher Lehrbücher von den Verlegern erhöht worden seien,ohne daß am Inhalt irgend etwas geändert wurde. Der HerrStadtschulrat wollte auf diese Beschwerde nicht recht eingehen.Genosse H o s f m a n n fügte hinzu, mitunter habe man a u fdie alte Auflage einfach den neuen Preis ge-druckt. Den Eltern, die noch nicht s o bedürftig seien, daßdie Stadt ihren Kindern die Lehrmittel bewilligen müsse,bringe diese Preiserhöhung eine sehr fühlbare Belastung.Stadtschulrat Fischer erwiderte, jedem dieser Verleger seivon der Schulverwaltung eine Art Rüsfelbrief übersandt wor-den. Ob das den Verlegern imponiert hat, darüber schwieg er.Der Antrag des Magistrats, von den beiden Heim-statten für lungenkranke Männer diejenige inGütergotz zu einer Heimstätte für genesende Männerzu machen, gab unserem Genossen Wey! Anlaß, einmal aufdie Ursachen der in den Heimstätten für Lungenkranke ein-getretenen Frequenzver Minderung hinzuweisen.Die ungünstige Lage des Arbeitsmarktes habe die Zahl derKrankenkassen Mitglieder verringert, die weniggünstige Lage der Krankenkassen verringere wohl auch die Be-reitwilligkeit. Mitglieder an Heimstätten zu überweisen. Wetzlnannte noch eine andere Ursache, die man allerdings kaumfür möglich halten sollte. Mehrfach ist es vorgekommen, daßgenesende Lungenkranke, dieausKrankenhäufern anHeimstätten überwiesen worden waren, schonnach wenigen Tagen an dieKrankenhäuserzurück-gegeben werden mußten, weil sie sich zum Aufenthalt ineiner Heimstätte noch nicht eigneten. DaS hat nun dieKrankenhauSärzte so verschnupft, daß sie jetzt am liebsten über-Haupt keine genesenden Lungenkranken mehr an die Heim-statten abgeben möchten. Die Heimstätten stehen leer, in denKrankenhäusern aber nehmen die längst für eine Heimstättereifen Lungenkranken anderen Kranken den Platz weg. Inallernächster Zeit wird man diesem unhaktbaren Zustand da-durch ein Ende machen, daß zwischen Krankenhäusern undHeimstätten bestimmte Grundsätze über die Aufnahme inHeimstätten vereinbart werden.Den Schluß der Sitzung bildete die Wahl einesneuen Stadtrats. In Frage kam nur der freisinnigeAbgeordnete W i e m e r. den die Mehrheitsparteien dem Ma-gistrat aufnötigten. Die 65 Stimmen, mit denen er gewähltwurde, sind eigentlich ein bißchen wenig. Auf feine Bestäti-gung durch die Regierung wird dieser bewährte Blockfrei.sinnige sehr viel weniger lange zu warten haben, als einstHerr Kirschner. der zum Oberbürgermeister erwählte, wartenmußte. An der Eilfertigkeit, mit der die Regierung diesmalihr Ja und Amen sagen wird, werden wir aufs neue abmessenkönnen, welche„Fortschritte" der Freisinn in neuester Zeitgemacht hat._Auf dem Gänsemarkt.Da. wo dt. slektrische eine scharfe Kurve zieht und ineine schmale Seitenstraße einbiegt, stiegen wir ab.„Gerade aus und dann links gehen, dann kommen Siedirekt nach dem Magerviehhof." unterweist uns noch der Führerund wir schreiten zu Fuß weiter. Weiter k,ie Straße, die hierden großstädtischen Charakter schon abgelegt oder besser ge-sagt, noch gar nicht angelegt hat. Neben vierstöckigen Miets-kasernen reihen sich noch niedere Bauernhäuser hin, mit weitenHöfen, Stallungen und Remisen. Und Hühner schwirrenglucksend und gackernd umher, während dazwischen gravitätischPapa Hahn stolziert, ab und zu mit den Flügeln schlagendund mit ausgerecktem Halse einen Rivalen zum Kampfe auf-fordernd.Links ab weist uns ein großes Schild an Brachland undKirchhöfen vorbei, unter einem Viadukt hindurch, bis unsdie weitgedchnten Gebäude des Magerviehhofes unser Zielverkünden. Wir betreten daS Innere und befinden uns baldinmitten feilschender, lachender, schimpfender und erregt gestikulierender Gruppen von Händlern. Hier liegen die Vetriebsgebäude, die Buchten und BassinS, und rechts ziehen sichdie Gleise der Bahnverbindung hin. Massenweise treffen hiertäglich die Wiederkäuer ein, werden ausgeladen, währendandere ebenso massenweise wieder von bannen ziehen, ihremunabwendbaren Verhängnis entgegen. Wir aber wandernweiter, die breite, gepflasterte Straße, von tiefem Brummenund kläglichem Blöken begleitet, bis zu den Gehegen derGänse, die kreischend und flatternd sich hinter den Zäunen zuwirren Knäueln ballen. Ein ohrenbetäubendes Geschnattererfüllt die Luft, so daß man kaum sein eigenesWort versteht. Viele Tausende von diesem vielbegehrtenFedervieh sind hier aus diesem Platz zusammengedrängt.Ein großer Teil davon geht täglich in die Hände derEngeos- und auch Detailkäufer über und wird durch neueTransporte wieder ergänzt. Wohl dreiviertel dieser Gänsekommen auS Rußland, wo sie auf endlosen Brachfeldern inriesigen Herden gezüchtet werden. Die deutschen Grossisten,die sie aufkaufen, zahlen dort im Durchschnitt ungefähr 1,20 M.für das Stück. Wenn die Gänse hier anlangen, hat sich ihrWert allerdings schon verdrei-, manchmal und je nach denUmständen vervierfacht. Von hier führt sie der Weg erst indie Mästereien der Vororte oder nach dem Oderbruch, von wosie nach erfolgreicher Knr, mit dem nötigen Fettansatz, wiedernach Friedrichsfelde zurückkehren. Welches Ansehen derSt. Martinsvogel in Berlin genießt, ergibt sich daraus, daßdie Zahl der verkauften Gänse in manchen Jahren fünf- bissechshunderttausend betragen soll. Und es niuß zugegebenwerden, daß bei dem Gedanken an eine knusprig gebrateneGans selbst dem eingefleischtesten Vegetarier das Wasser imMunde zusammenlaufen kann.Vom Ncichtum der Wenige»wird wieder recht Lehrreiches erzählt in dem neuesten Bericht derSteuerverlvaltunq unserer Stadt, den der Magistrat jetztfür das Steuerjahr 1007/1008 veröffentlicht. Die statistische» Tabellen.die uns die Abstufung der einkommensteuer-Pflichtigen Bevölkerung Berlins zeigen sollen, bietendas gewohnte Bild: eine Handvoll Wohlhabendergegenüber einem Heer von Unbemittelten.Für das Steuerjahr 1007/1003 hatten die Einschätzungs-kominissionen aus der Zivilbevölkerung 637 806 persönlichEin kommen st euer Pf lichtige ermittelt. Schon die Unter-scheidung nach Einkommen von weniger als 3000 M. und mehrals 3000 M. ergibt auf der einen Seile nur 6026SPerffonenmit mehr als 8000 Mark E i n k o m m'e n. auf der anderenSeite aber 577 S41 Personen mit einem Einkommenvon weniger als 3000 Mark bis zu 000 Mark hinab.Hinter diesen Einkommensteuerpflichtigen unterster Stufen stehensogar noch 403 993 Personen, bei denen die Einschätzungskommissioneuzwar gleichfalls ein selbständiges Einkommen annahmen, die abersteuerfrei gelassen werden muhten, weil ihr Einkommen auf nochweniger als 000 M. geschätzt wurde.Auch von den 577 641 Einkommensteuerpflichtigen mit einemJahreseinkommen von 900 M. aufwärts bis zu 3000 M. gehörtennoch die meisten zu den untersten Stufen, allein 163 475 und136237 zu den Stufen 900 bis 10S0 M. und 1060 bis1200 M. ES folgten dann 84 216 Einkommeiisteuerpflichtiae in darStufe 1200 bis 1350 M., 62 750 in der Stufe 1350 bis 1500 M.,und so fort, bis nur noch 13 810 Einkommensteuerpflichlige in derStufe 2700 bis 3000 M. Die Bergleichimg mit dem vorhergehendenStenerjahr ergibt, daß in den Stufen 900 bis 1050 und 1050 bis1200 M. eine Verminderung der Steuerpflichtigen eingetreten ist,während die Stufen über 1200 M. hinaus jetzt beträchtlich stärkerals im Vorjahr besetzt sind. Das erklärt sich aus der schärferenAnziehung der Steuerschraube, von der besonders dieArbeiterbevölkerung ein Lied zu singen weih.Die Gruppe der 60 265 Einkommensteuerpflichtigen mit mehrals 3000 M. Jahreseinkommen stuft sich in noch interessanterer Weisenach oben hin ad, wir müssen unS hier aber auf eine kurz zusammen-fassende Uebersicht beschränken. Ueber 10500 M. hatten 12 874 dieserSteuerpflichtigen, von diesen hatten nur 761 über 100 000 M., hiervon wieder durften 10 ein Jahreseinkommenvon mehr als 1 Million Mark einsacken. Bei fünfdieser ganz Auserlesenen ging das Jahreseinkommen sogar über2 Millionen Mark hinaus und aus diesen fünf hoben sich noch zweiheraus, die mit mehr als drei Millionen MarkJahreseinkommen die ober st e Spitze bildeten.Just die Leute, die über ein mühelos ihnen zufliehendeS Einkommen von jährlich 10 000 M., 100 000 M., 1 000 000 M. undmehr verfügen, pflegen am laute st en über„Begehrlich-keil" der Arbeiter zu schreien, die darüber klagen, dahsie mit 1000 M. und noch weniger keine Familie recht ernährenkönnen. Häher und immer höher häuft sich der Reichtum derWenigen, während das Heer der Vielen, die ihnen solche Riesen-eintommen schaffen, selber in Dürftigkeit verharren muß.Die städtische Tiefbaudeputation erledigte am Mittwoch unterdem Vorsitz des Bürgermeisters Dr. R e i ck e eine recht umfangreicheTagesordnung. Abgelehnt wurden u. a. die Anträge usw. aufDnrchlegung der Hirtenstraße bis zur Alten Schünhmiser Straße,wozu kein Bedürfnis anerkannt wurde; wegen der Genehmigungvon Bordschwcllenreklame! ferner die Anregungen zur Erleichterungder Orientierung in Berlin durch eine Aenderung der Hausnummern,und zwar nach geraden Nummern auf der einen und nach ungeradenNummern auf der anderen Seite. Genehmigt wurde die Arbeits-ordnung für die Chansieearbeiter und die Errichtung von llMilchhäuscheuan der Weichbildgrenze seitens einer gemeinnützigen Gesellschaft.Die neue GchaltSskala für die technische» Beamten fand die Zu-stinimmig der Deputation, während ein Antrag der Berlin-Char-lottenburger Straßenbahn wegen der Erlaubnis zur Herstellungeines eigenen Bahnkörpers in der Charlottenburger Chaussee undTrennung desselben von der Chaussee durch einen Rasenstreifen usw.mit Rücksicht auf den zunehmenden Automobilverkehr abgelehntwurde. Ter abgeänderte Vorschlag zur Ueberführung der Greifen«Hagener Straße über die Ringbahn wurde zurückgestellt und der Antragauf Herstellung von Zusuhrstraßen zu dem neuen Postbahnhof ander Luckenwalder Straße nicht angenommen.Unhaltbare Zustände bestehen durch die Zunahme des Verkehrsin der Neuen König- und den angrenzenden Straßen. Die Zu»fammenstöße zwischen den Fuhrwerken werden immer häufiger. Be-sonders schwierig für die Fuhrwerke und zwar für die vielen dortverkehrenden schweren Rollwagen und die Fahrzeuge der Feuerwehrist das Einfahren in die schmalen Nebenstraßen. Als vor einigerZeit die Feuerwehr aus der Keibelstraße ausrückte, erlitt diemechanische Leiter an der Stelle der Wadzeck- und Neuen Königstraßedurch daS Schleudern des Hinterwagens einen Radbruch. EinKnabe, der auf dem Bürgersteig stand, wurde von dem abgebrochenenRade an den Beinen getroffen und stürzte infolgedessenmit dem Kopf gegen die Leiter. Die Feuerwehr brachte, den Knabe»nach der nächste» Unfallstation, wo man eine schwere Gehirn-erschütterung feststellte, die mit Erbrechen verknüpft war. Mittwochabend ereignete sich ein ganz ähnlicher Unfall an der Ecke derLinien- und Keibelstraße, als die Feuerwehr diese Ecke passierte.Abermals infolge von Schleudern brach die Achse der mechanischenLeiter, wobei außer der Besetzung mehrere Paffanten arggefährdet wurden. Die meisten Unfälle sind ans die geringeBreite der Straßen zurückzuführen, die meist, wie die Keibel-st r a ß e, nicht durchgehen, sondern nur um Ecken, die den Fuhr-werken zum Verderben werden, zu erreichen sind.Wie die Polizei Namenchristcn macht, darüber teilt uns einLeser mit:„Ich bin schon seit zwei Jahren aus der Landeskircheausgetreten, hatte jedoch versäumt, mir eine Bescheinigung überden Austritt geben zu lassen. Seit meinem Austritt hatte ich michbei mehrmaligem Wohnungswechsel auf den An- und Abmelde-scheinen stets als Disjrdent bezeichnet, ohne daß die Polizei irgend-etwas dagegen eingewendet hätte. Bei meiner neuerlichen An»Meldung auf demselben Polizeirevier, in dessen Bezirk ich schonfrüher laut polizeilich gestempelten AnmeldesckzeinS als Dissidentgegolten hatte, fragte mich der Beamte, ob ich eine Austritts-beschcinigung hätte. AIS ich das verneinte, erklärte er:„Dannsind Sie für uns evangelisch!" und trug mich auch auf dem An-Meldeschein als evangelisch ein. Ob das zur höheren Ehre derbureaukratischen Ordnung oder im Interesse der Kirche geschah,um ihr einen Netmcnschristen und— Steuerzahler zu erhalten,ist mir nicht bekannt. Ob mich nun die Polizei für einengläubigen Christen oder für einen Gottesleugner hält— das istmir egal; nicht gleichgültig ist mir aber, wie die Kirchensteuer-behörde darüber benkt. und deshalb werde ich mir schleunigst eineAustrittsbescheinigung beschafsen und diese dem ungläubigenPolizeibeamten unter die Nase halten. Die Schwierigkeiten, diebeim Ausscheiden aus der Kirche und noch nachher gemacht werden,werden nur dazu beitragen, daß immer mehr diesem Institut derherrschenden Klassen den Nücke» kehren."Vom Weihnachts-Hilfspcrsonal bei Werthcim gehen uns Klagenzu, die hoffentlich schleunigst abgestellt werden. Für das Geschäftam Leipziger Platz sind für die Zeit vom 1. bis 24. Dezember etwa150 Verkäuferinnen, darunter viele verheiratete Frauen, engagiertworden. Für dieselben ist es, wie auch für das gesamte übrigePersonal, eine gewiß angenehme Einrichtung, daß an Ort undStelle zu Mittag gespeist werden kann. Dieses Essen soll aberin bezug auf Qualität recht zu wünschen übrig lassen, jedenfallsnicht im richtigen Verhältnis zum Preise stehen. Suppe und Ge-müse oder Suppe und Braten lostet 55 Pf., was bei einem Tage-lohn von 3,25 M. entschieden zu hoch ist, zumal, da Getränke be-sonders berechnet werden. Anderwärts erhält man Mittagessenin mindestens ebenso guter, vielleicht noch besserer Beschaffenheitsicher preiswerter. Man kann doch nicht annehmen, daß Wert-Heims an diesem Mittagtisch ihres Personals noch verdienen wollen.Vielmehr sollte eS ihnen, da sie ja bei ihren großen Abschlüssenauch Lebensmittel sehr billig einkaufen, möglich sein, den Mittags-tisch in einwandfreier Qualität billiger herzustellen. WeiblichePersonen sind ja zudem keine starken Esser. Das Personal istselbstverständlich nicht verpflichtet, dort zu essen. Wer das aber tut,-hat um eine halbe Stunde verkürzte Mittagspause, weil er denNachhauseweg spart. Dies wird gegenüber solchen, die ganz in derNähe im Restaurant speisen, als Härte empfunden. Weiter wirdüber die Garderobenverhältnisse lebhaft geklagt. Für das AuShilfS-personal sind keine verschließbaren Schranke vorhanden. Demselbenist nahegelegt worden, Pelzsachen und überhaupt wertvollere Be-kleidnngSstücke zu Sause zu lassen, da das Geschäft für Diebstählenicht aufkomme. Bei den Witterungsverhältnissen im Dezember-monat ist daS eine unbillige Zumutung. In oinem Betriebe, dermit Millionen arbeitet und Millionen verdient, kann cS doch nichtdaraus-ankommen, auch dem AusHilfspersonal solche Garderoben-Verhältnisse zu schaffen, daß genügender Schutz gegen Diebstählegeboten ist. Jetzt hängen die Garderobenstücke zwischen einfachenRegalen frei im Keller, wo stündlich Hunderte nicht zu kon.trolliercnder Personen durchpassieren. Wer also sein Mittagessen,um den Nachhauseweg zu sparen, übermäßig teuer bezahlen mußund etlva noch empfindlich bestohlen wird, ohne daß ein Schaden-ersatzanspruch möglich wird, dem bleibt von soinem wahrhaftigschwer genug verdienten Gelde nicht viel übrig.Aus dem dritten Stockwerl herabgestürzt. Bei einem Verhängnis-vollen Unglücksfall ist gestern das 22 jährige Dienstmädchen FriedaOtto. daS bei einer Familie A. in der Hartwigstr. 30 bedienstet war.tödlich verunglückt. Die O. hatte in der Wohnung Fenster geputztund sich zu diesem Zweck aus daS Fensterbrett gestellt. Während sienun einen Augenblick nach der Straße hinuntersah, wurde sie Plötz-lich von einem Schwindelanfall erfaßt, und sie stürzte infolgedessennach vorn über auf die Straße hinab. In besinnungslosem Zustandwurde die Verunglückte nach dem Krankenhaus gebracht. Die Vor-letzungen, die sich das junge Mädchen bei dem Unfall zugezogenhat. sind so schwerer Natur, daß an einem Aufkommen gezweifeltwird.Selbstmord wegen Brbeitslofigkeit. Wegen Arbeitslosigkeit hatam Mittwoch, den 2. Dezember, ftüh 7 Uhr. der Monteur AlbertRudolph, 55 Jahre alt, Berlin. Stettiner Str. 8, seinem Leben durchErhängen an seinem Leibriemen ein Ende bereitet. Derselbe warbei der Firma Mix u. Genest. Telegraphenfabrik, Bülowstr. 62,längere Zeit beschäftigt gewesen und nach vorherigem Krankenlagerentlassen worden. Seine Frau fand ihren Mann am Kleiderspindund dabei im Bette sitzend, hängend vor. Der Tod war schon voreinigen Stunden eingetreten. Wiederbelebungsversuche hatten keinenErfolg. Die Leiche wurde nach dem Schauhause abgeholt.AuS der UnglllckSchronik. Auf der Kreuzung der Bastian- undBadstraste wurde der sechsjährige Sohn Alfred des Maurers JohannMachon von einem Straßenbahnwagen der Linie 44 angefahrenund zur Seite geschleudert. Er fiel auf einen auf dem Straßen-dämm liegenden Ballen und zog sich eine blutende Gesichts-Verletzung zu, die ihm auf der Unfallstation in der Badstraße ver-bunden wurde. Dann führte man ihn seinen Eltern zu.— BeimAufstellen eines Leitergerüstes vor dem Hause Friedrickfftraße 170fiel eine Eisenblechscheibe auf den Bürgersteig hmab und traf den24 Jahre alten Schlossergesellen Paul Hcnz. Er trug eine blutendeStirnwunde davon, die ihm auf der Unfallstation in der Kronen«straße verbunden wurde. Dann konnte er sich noch seiner Woh-nung begeben. Die Schuld trifft den Polier Pech, der den Bürger.steig nicht abgesperrt hatte.— An der Oberbaumbrücke gingen diePferde eines Geschäftswagens der Firma Johann BlackburnNachfl.-Nieder-Schöneweide durch und rasten die Oberbaumstraßeentlang. Auf der Kreuzung der Falckensteinstratze überrannten dieTiere die 41 Jahre alte Arbeiterin, Witlve Anna Pietro, die zuBoden stürzte und unter die Räder geriet. Ein Schutzmann schafftedie Bewußtlose mittels Droschke nach der Unfallstation amMariannen-Ufer, wo der Arzt einen komplizierten Bruch des linkenUnterschenkels konstatierte und ihre Ueberführung nach dem Urban-Krankcnhause veranlaßte. Die Pferde wurden von Passanten auf-gehalten.Der Tob beS OberpostsekretarS Teuber, der, wie bereits ge.meldet, auf dem Postamt 0 sPotdsamer Bahnhof) in einer Blut-lache liegend mit Verletzungen am Arm aufgefunden wurde, soll,wie nunmehr festgestellt, nicht durch Selbstmord herbeigeführtworden sein. Teuber war vielmehr von einen Blutsturz befallenund glaubte die Blutung dadurch zu hindern, daß er sich eineAderblutung zuzuziehen versuchte; er brachte sich auS diesemGrunde eine Schnittwunde an dem linken Arm bei. Wahrscheinlichhat T. dann die Besinnung verloren und sodann den Tod durchVerblutung gefunden.Achtung, falsche» Geld. Mit dem Beginn de? stärkeren Ge-schäftSverkehrS wird auch wieder falsches Geld in Umlauf gebracht.In den letzten Tagen sind nicht nur in Berlin, sondern in allen