Stete tmd benutzt Privatbriefe zu amtlichm Zwecken. Dochhter wandelt der loyale Direktor in seines Meisters Bahnen.Hat ntcht Stephan den ihm durch einen eigenartigen„Zu-sali* jüngst„in die Hände gefallenen' Brief eines Post»assistenten tm Reichstage zu einer donnernden Rede gegenden Astistenverein benützt?—Kür die vom Reichs» VerficherungSamt ein-deruseae Konferenz der Vertreter der Landes-Versicherungsämter und der Jnvaliditäts-und AlterSversicherungS» Anstalten, die am27. Marz zusammentreten wird, ist folgende Tages-ordnung festgesetzt:1. Welche Vereinbarungen oder Maßnahmen find ,u treffen.um m oQen Fällen ein sachgemäßes ärztliches Zeugnißüber die Erwerbsfähigkeit eines Jnvalidenrenten-Bewerbers mitmöglichst geringen Kosten zu erhalten? 2. In welchem Um-fange dürfen die Versicherungsanstalten gemäߧ 12. Absatz 1,des JnoaliditätS- und Altersverstcherungs-Gesetzes das Heil-verfahren für einen erkrankten Verficherlen übernehmen?3. Empfiehlt es sich, allgemeine Anordnungen herbeizuführen,welche eine Gewähr dafür bieten, daß die Verstcherungsanstaltenvon allen das Bersicherungsverhältniß oder denRenten bezug berührenden Thatsachen(Todeines Versicherten, Tod, Jnhastirung, Auswanderung einesRentenempfängers oder sonstige Thawmstäude, welche dasRuhe» der Reute gemäߧ 84 des Jnvaliditäts- und Alters-verficherungs-Gesetzes herbeiführen) rechtzeitig Kenntniß erhallen? 4. Ist das normal verlaufende Wochenbett alsKrankheit im Sinne des ß 17, Absay 2. des Jnvahditäts-und Altersverstcherungs-Gesetzes anzusehen? ö. Beiprechungder bisher von den Versicherungsanstalten zur Förderung desBaues von Arbeiterwohnungen getroffenen Maßregeln.K. Ist es wünschenswerth, bezüglich der von den Versicherungs-anstallen vorzunehmenden EntwertHung von Beitragsmarken ein einheitliches Verfahren einzuführen?7. Empfiehlt sich zur Vermeidung von Nachwahlen die Auf-nähme einer statutarischen Vorschnft, welche beim Ausscheideneines oder mehrerer Vertreter der Arbeitgeber oder der Ver»sicherten im Ausschüsse nebst deren Ersatzmännern das Stimm-verhältmß etwa durch jedesmalige Ausloosung einer entsprechenden Anzahl von Vertretern der anderen Kategorieregell? S. Behandlung der gefundenen QuittungS»karten, deren Inhaber nicht sogleich zu ermitteln sind.st. Theilen die Schiedsgerichte von Amts wegen oder aus ent-sprechende allgemeine oder sür den einzelnen Fall gestellte An-träge der Versicherungsanstalt(Beru>sgenoffenschast) das Er-gebniß einer im schiedsgerichtltchen Verfahrenveranlagten Beweisaufnahme vor der Urtheilsfällung mit?Besteht in dieser Beziehung ein Bedürfniß zu weiteren überden Rahmen des an die Berufsgenoffenschaften gerichtetenRundschreibens vom Ib. Juni 1S87 hinausgehenden Maß-nahmen? Ist. Besprechung der mit dem sogenannten Ein-zugsverfahren gemachten Erfahrungen. 11. Durchführungder Bei trag s l eistung bei Versicherten, die gleichzeitigin einem dauernden Arbeitsverhältniß zu mehreren Arbeitgebernstehen.—Der Hamburger Geldsackklüngel, der dem Auer-hahnschützen, Reimschmied und Postgewaltigen Stephanein Pflaster auf die brennende Wunde gelegt hat, wird indem Pindterblatte gebührend anerkannt. Die„Norddeutsche"druckt die famose Adresse ab. Unterzeichnet haben die denk-würdige Urkunde u. a. die„Norddeutsche Bank", die«Ham-burg-Amerikanische Packetfahrt-Aktieugcscllschaft", die„Ham-burg-Südamerikanische Dampsschisfsahrts-Gesellschaft", die„Afrikanische Dampfschjfffahrts-Altiengesellschafl Woermanu-Linie", die„Deutsche Oft-Afrika-Linie", die„Vereinsbank".Welcher Post-Unterbeamte wird gegen solche Notabeln zumucksen wagen?—Freiheit in Elsaß-Lothringen. MülhausensKrersverwaltung hat eine neue Entdeckung gemacht.Wiederholt haben im Kreise Mülhausen Volksversamm-lungen stattgesunden mit der Tagesordnung:„Die wirth-schaftlichen Forderungen der Sozialdemokratie". Diese Ver-sammtungen wurden stets als nichtpolitisch betrachtet undbegnügte man sich damit, gemäß Artikel 1 des Gesetzes vom6./10. Juni 1868 diese Versammlungen in der vor-geschriebenen peinlichen Form anzumelden, womit die Ver-waltungsbehörde sich dadurch einverstanden erklärte, daß siedie in dem Artikel 2 des genannten Gesetzes für nicht-politische Versammlungen vorgeschriebene Empfangs-bestättgung der Anmeldung ertheilte und die Versammlungabhalten ließ. Jetzt soll das plötzlich anders werden. Ausdie in gehöriger Form und Frist erstattete Anzeige einerVersammlung in RiediSheim mit obigem Thema gingden Einberufern folgendes Schreiben zu:Mülhausen, den Ist. Mär, 1893.Die am S. d. Mts. hier eingegangene Anzeige einer fürden 13. d. Mls. beabsichliglen Volksversammlung einsprichtnicht der Vorschrift des Artikel I Absay 2 des Gesetzes vom8. Juni 1888, weil ausiveislich der vorgelegten Tagesordnungdie wirlhschastlichen Forderungen der Sozialdemokratie, alsoeiner politischen Partei, besprochen werden sollen und sonachdie Behandlung eines politischen Gegenstandes in der Ver-sammlung beabsichtigt wird.Ich bin daher nicht in der Lage, eine EmpfangSbescheini-gnng zu erlheilen und stelle ergedenst anHeim, den Mitunter-zeichnern der Eingabe gefälligst hiervon Kenntniß geben zuwollen. Der Äreisdirektor,Sommer.Also weil der n i ch t p o l i t i s ch e(wirthschaftliche)Theil des Programms einer politischen Partei besprochenwerden soll, bemerkt die„E l s a ß-L o t hri n g isch eVolks-Zeitung", wird eine politische Besprechnnabeabsichtigt! Möchte man da nicht aus der Haut fahren?Das ist eine neue Logik, für welche wir die hiesigeKreisdirektion im Hinblick auf ihre bisherige Haltungnicht verantwortlich machen möchten. Es dürfte hier einerder bekannten„W i u k e von oben" vorliegen. In derThat wäre es auch nicht schmeichelhaft für die MülhauserKreisdirektion, wollte man annehmen, daß sie zwei Jahrebrauchte, um zu der oben dotumentirten Erkenntniß zugelangen, der Erkenntniß nämlich, daß das Thema:„Dieiv i r t h s ch a f t l i ch e n Forderungen der Sozialdemo-kratie", ein p o l i t i s ch e S ist!—Die Behandlung politischer Gefangener. In derletzten Nummer des„S o z i a l p o l i t i s ch e n Z e n t r a l-Mattes" veröffentlicht Georg Ledcbour einen sehrlescnswerthen Artikel über die Mißstände des preußischenGefängnißwesens, wie sie in erster Reihe den Vertreternder Opposition, vor allen also der Sozialdemokratie aufdas empfindlichste bemerklich werden. � Ledebour faßtseine Forderungen wie folgt zusammen:„Für politische Ge-fangene läßt sich ohne besondere Schwierigkeit ein Anspruchaus folgende Rechte gesetzlich festsetzen: 1. E i n z e l h a f t;2. eigene Kleidung; 3. Selbstbeschäftiaung;4. Selbstbeköstigung und S. ausreichendeBewegung in freier Luft. Lassen sich nicht inallen Gefängnissen Deutschlands Einrichtungen treffen,welche die Durchführung solcher Bestimmungen ermöglichen.so kann man in einzelnen Gefängnissen Sondereinrichtungenfür die Ausnahme politischer Gefangener reservirt halten.So lange die Slaatsraison in Deutschland die Versolgungund Einkerkerung von Menschen wegen unbequemer gegendie bestehende Staatsordnung gerichteter MeinungS-äußerungen verlangt, soll sie wenigstens der Menschlichkeitdas Zugeständniß machen, ihre Opfer nicht außer der Frei-heit auch noch der Gesundheit zu berauben. So viel istdoch mindestens ein Staat, der aus den Namen eines Kultur-staates Anspruch erhebt, sich selbst und seinen Angehörigenschuldig." Die I«, H-inze wird schon dafür sorgen, daß„gemeingefährliche" Frevler, und„gemeingefährlich" ist jedeeinschneidende Kritik der bürgerlichen Gesellschaft, beiWasser und Brot sich auf dem Lattenroste wundliegen.—Eine Gewerbekrankheit der Befitzenden. ES giebtkeinen Nothstand, Herr von Bötticher hat Recht, wir hattenUnrecht, wenn wirdas Gegentheil behaupteten. Und inSack und Asche wollen wir Buße thun. Aber eine neuesoziale Krankheit tritt drohend auf, bedenklicher als dasMassenelend, gefährlicher als die Hungertrankheiten, einLeiden, gegen das der Hungertyphus des schlesischen Weberseine spaßhafte Grille, die Schleiferlunge eine Alfanzerei,die Schwindsucht der Bäcker eine Klemigkeit ist. Höret,was in der fünfzehnten öffentlichen Versammlung derBalneologischen Gesellschaft, die kürzlich imHörsaal des pharmakologischen Instituts der Berliner Uni-versität getagt, Prosesior Dr. Fürbringer mitgetheilthat. Er schtlderte ein neues nervöses Magenleiden, dieMagenschwäche.„Sie charakterisirt sich," heißt eS in demuns vorliegenden Bericht,„dadurch, daß die Kranken trotzdes Bestehens des besten Appetits und bei Fehlensvon sonstigen Zeichen einer Verdauungsstörung stelS kurz«oder längere Zeit nach dem Esten Schmerzen in derPiagengegend empfinden. Namentlich Zucker und süßeS p e i se, fetteund me h l ha lti g e Speisen, ferner Kaffeewerden nicht vertragen, dagegen vorzüglich Fleischund Eier, Wasser und Suppen. Die Ursachedieser Ueberempfindlichkeit der Magenschleimhaut scheint ineiner sogenannten Idiosynkrasie, d. h. individueller Ab-neigung gegen gewiss« Dinge zu liegen. Die Krankheitkommt fast nur in besseren Kreisen vor. Die BeHand-lung besteht in der Vermeidung von Diätsehlern undKräftigung des Magens durch etnen Klima-Wechsel, Aussetzung der gewohnten Thätigteit.Darreichung von Rhabarber, Pepsin u. dergl., Bäder-kuren in Tarasp, Kissingen, Wiesbaden.Ost hilft die psychische Einwirkung des ArzteS. Das besteschmerzstillende Mittel ist das Wasser." Die Arbeiter,deren Lebenshaltung dank dem furchtbaren Drucke der Heu-tigen Wirthschaftsweise durchaus kulturwidrig ist, werdenvon dieser Gewerbekrankheit der Bourgeoisie, die aus derUeberfülle der Ernährung entspringt, mit Interesse hörenund in Erkenntniß solch schwerer Heimsuchung der„besserenKreise" mit größerer Geduld sich in ihr eigenes Laos findenund beim sanften Genuß der Kartoffelknolle und desPferdefleisches zum heiligen Rock der Spar-Agnes um soinbrünstiger beten.—Schweiz. Die schweizerische Delegirtenverfammlungfür Bodenbesitz-Resorm ernannte Bern zum Vor-ort und beschloß die Herausgabe eines FachorganS.C u r t i- Zürich erhielt den Auftrag, im Nationalrath überdie Monopolisirung der Wasserkräfte ein Bundesgesetz an-Oen. Professor K o z a t- Basel, der als weilanderstädter Handelskammer-Sekretär den Sozialistentödtergespielt und deshalb beim schweizer ArbeitersekretariatSchiffbruch gelitten hat, forderte eine Erhebung über dieBodenverschuldung, namentlich der Kleinbauern.—In Spanien scheint die Wahlbewegung der Anfangeiner allgemeinen Volksbewegung gewesen zu sein. Ausallen Theilen deS Landes meldet der sonst so schweigsameTelegraph Unruhen und drohende Kundgebungen. Undzwar sind es nicht blos die Republikaner, welche gegen dieRegierung demonstriren, sondern auch die Karlisten(Legi-tinliften). Ob diese Demonstrationen sich zu einem förm-lichcn Ausstand verdichten, bleibt abzuwarten. Die sozia-listischen Arbeiter sind bei diesen Kundgebungen nicht be-thciligt— sie stehen im Gegentheil. wie aus dem neulichenBrief unseres spanischen Korrespondenten ersichtlich, mit den(Bourgeois-) Republikanern ans gespanntem Fuß.—Das franzöfische Minifierium hat wieder ein Ver-trauensvotum nöthtg gehabt und erhalten. Herr Bourgeois,der Ex-Justizministcr, bleibt aber ein gestürzter Minister.Er ist nämlich durch eine Frau gestürzt worden— und inFrankreich sinv die Frauen allmächtig. Die Sache ging sozu: Die Frau des verurtheilten Panama-Direktors Cotluhat als Zeugin int Panamaprozeß ausgesagt, daß ihr imDezember vorigen Jahres durch den Chef der politischenPolizei, einen gewissen Soinoury, die Niederschlagung desProzesses gegen ihren Mann versprochen worden sei, wennsie einen konservativen Abgeordneten als Bestochenen an-geben würde. Herr Soinoury leugnet alles, Herr Bourgeoiserklärt, von der ganzen Sache nichts zu wissen, allein daSPublikum glanbt der Frau Cottu, und Bourgeois ist Justiz-minister gewesen.—Kaum war Vorstehendes geschrieben, so bringt der Tele-araph eine neue Ueberraschung in diesem an Ueberraschungenso reichen Panama-Schmutztrauerspiel: es sind Aussagen gemacht worden, welche die Erzählung der Frau Cottu alsein verabredetes Märchen und als die Frucht einer politi-schen Jntrigue hinstellen. Wir hallen mit unserem Urtheilzurück.— Zu erwähnen ist noch, daß der Hauptanstisterdes Skandals, Herr ConstanZ, vom Gericht als Zeuge ge-laden worden ist, aber nicht erscheinen will.—Der schwedische BolksreichStag. Aus Stock-Holm meldet unlerm 13. März Wolff's TelegraphischesBureau: Der Volksreichstag, welchen die Liberalen undSozialisten zu Gunsten der Einführung des allgemeinenStimmrechts organisirten, ist heute zu der erstenSitzung zusammengetreten. An derselben nahmen 123 Dete-girte theil, darunter 29 Sozialisten. Bei der Wahl desBureaus siegte die nicht sozialistische Kandidatenliste miteiner Mehrheit von 4 Stimmen.—Herr Gladstone ist krank, und er hat die zweiteLesung seiner Homerulebill nach Ostern verschieben müssen.Die Opposition hat damit erreicht, waS sie wollte, und daSMinistermm hat eine Schlacht verloren. Ob Gladftone'ZKrankheit ernsthast ist, weiß man noch nicht— wenn manetliche achtzig Jahre alt ist, giebt's keine unbedenklichen-"■_.."''elhaft diechlosienenKrankheiten mehr. Sehr krank ist aber unzweisministerielle Majorität, die sich dem Ansturm der gesOpposition nicht gewachsen zeigt, und die überdies so»n-ficht« Kantonisten enthält, daß bei den letzten Kraftprobenim Unterhaus anläßlich der Tagesordnung verschiedene Mit-glieder gegen die Regierung stimmten, während andere durchAbwcsenheL glänzten. Das sind schlechte Aussichten fürdi« Gladstone'sche Homerule.—!- Zeitung" geben die Parteigenossene Reuß ältere Linie vom 1. April ab einProtestversammlungen gegen die Militärvorlage findweiter abgehalten worden in Lorsch(Referent Reichstags-Abgeordneter Jöst- Mainz). Groß-Zimmern(ReferentReichstaas- Abgeordneter U tri ch- Ossenbach), Cuxhaven(Res. Retchstags-Abgeordneter M e tz g e�r- Hamburg).Reichstag«- Kandidatur.' In einer gut besuchten Volks-Versammlung in Bredow, in welcher Genosse Alwinfl ö r st e n aus Berlin über die Zukunstsstaats-Debatte im Reichs-tage referirt hatte, wurde dieser sür die nächste Reichstagswahlim Kreise Randow-Greifen Hägen einstimmig wieder alsKandidat aufgestellt.«u« Tilsit schreibt man'uns: Di« hiesigen TrabantenEugen Richter'? hatten im November vorigen Jahres, als geradeder freisinnige Reise-Apoftel Dr. Fränkel aus Weimar in unsererGegend weilte, den Entschluß gefaßt, einen großen„streng-liberalen" Verein für die Provinzen Ost- und Westpreußen zugründen. Es wurden an bekannte Gleichgesinnte in dep verschiedenen Orten Zirkulare versandt, worin ihnen der Zweck derGründung bekannt gemacht war. Selbstverständlich mußten darinneben der immer frecher ihr Haupt erhebenden Reaktion die bösenSozialdemokraten herhalten, die mit ihren Irrlehren nur Un-zufriedenheit in die Bevölkerung trügen. Mit dem Zirkular er-hielten die Empfänger zugleich einen BerpsiichtungSschein. nachwelchem sie gehalten waren, je am 1. Januar der ö Jahre1883—1897 einen Beitrag entweder an den hiesigen freisinnigenWahlvereins-Bornand oder an einen Gutsbesitzer in Sprindt beiJnsterburg einzuzahlen. Als Mindestbeitrag waren 10 M proJahr in Aussicht genommen. Der Reise-Apostei Dr. Fränke!sollte als Vereinssekretär angestellt werden und die Provinzenals Agitator bereisen. 80 Versammlungen waren pro Jahr inAnschlag gebracht, in denen der Herr Vereinssekretär öffentlichauftreten sollte. Da aber bis jetzt über den Erfolg des Zirkularskein Sterbenswörtchen verlautet, kann man wohl annehmen, daßsehr wenige der angehauchten Parteigenossen auf denLeim gegangen find. Der Vorsitzende der Generalkommission,C. Legten aus Hamburg, weilte am 21. und 22.vorigen Monats hier, um in einer öffentlichen Ar-beiterversammlung einen Vortrag über die gegenwärtige gewerk-schaftliche Arbeiterbewegung zu halten. Obwohl nun mit derBesitzerin des Restaurants Julienhof schon einige Tage vorherdie Hergabe des Saales vereinbart worden war, zog diese amAbend vor dem Versammlungstage ihre Zusage zurück. Warum?Weil sie vom Militär leben muß!! Ein anderes Lokal war trotzeifriger Bemühungen nicht aufzutreiben und das eine Lokal, dasuns zur Verfügung stand, wurde von der wohllöblichen Polizeials ungeeignet bezeichnet und so durfte die Versammlung auchdort nicht stattfinden.»»Sozialdemokratische presse. Unter dem Titel:„Reußische Volks-Zeitung"im Reichstags-Wahlkrcise Reuß ältere iwöchentlich dreimal erscheinendes Blatt heraus, das in Zwickaugedruckt wird.,»Todtenliste der Partei.'In E i ch w a l d(Oesterreich) istam 17. Februar der Genosse Vodermajer gestorben; inBcdenbach der Genosse K a r l A r l t; in H a l l e a. S. derSchuhmacher Karl Eberl; in Bonn der Genosse I o h.S t e i n h a n« r.m«Polizeiliches, Gerichtliche»»e.— In Magdeburg ist der Genosse Wilhelm Weidner,der seinerzeit während der Verhandlung gegen Mathies imGerichlssaal verhaftet wurde, am Sonnabend ohne weiteres auffreien Fuß gesetzt worden.— In den Lokalitäten der Genoffenschafts- Buchdrucker«! inHall« a. S suchte die Polizei erfolglos nach Exemplaren desvon G. Westerburg verlegten Flugblatts„An die Bevölkerungdes Saalkreises", daS in 20000 Exemplaren vertheill worden war.— Daß die Polizei die Maul- und Klauenseuche des Rind-viehS als Grund benutzt, um eine mißliebige Versammlung ver-bieten zu können, wird selbst unterm„alten Kurse" nicht oft vor-gekommen sein. Am 12. März sollte in Heitgraben bei UetersenReichstags- Abgeordneter Molkenbuhr über die Militärvorlageund die neue Landgemeinde-Ordnung sprechen; der AmtsvorsteherPiening in Langelohe verbot jedoch die Versammlung mittelseines Schreibens, das hier buchstäblich wiedergegeben sei:„Ausdie anzeige vom 4. März d. I. betreffend eine öffentliche Ver-sammlung bei den Herrn Gnstimrth W. Hoffmann in Heidgrabenund nach den Bekanntmachungen für Heidgrabe» Esingen undAhrenlohe ist zu erwägen ob die für Esingen und Ahrenlohe er-lassene verbot vom S. März d. I. Abs. ö wonach größere Versammlungen verboten sind, für die anliegende» Dörser in Betrachtkommen, es ist daß Lokal des Hoffmann aber sq nahe an denVerseuchten Gehöften, daß es als selbstverständlich zu betrachtenist das eine Übertragung der Seuche sehr nahe liegt, es wird aufGnmd dieser annähme daher die erwähnte Versammlung verboten." Es verbietet sich natürlich, aus elnen preußischen Amts-Vorsteher eine Satire zu schreiben, aber in diesem Falle fällt daswirklich außergewöhnlich schwer.— Das Reichsgericht hat am 13. März die Revisionzweier Redakteure der„Magdeburger N o l k s st i m m e",welche wegen Beleidigung des Ersten Staatsanwalts Maizier am2. Dezember 1892 zu 200 M. bezw. einem Monat Gesängnißverurtheilt waren, verworfen. Ebenso verwarf in derselbenSitzung das Reichsgericht die Revision des Redakteurs des„Bolksvlatts für Halle", der vom dortigen Landgericht am12. Januar zu einem Monat Gesängniß wegen Beleidigung derMannschaften des Füsilier-iliegiments in der Kaserne an derKeitstraße verurtheilt worden war.— Wegen Beleidigung des Fabrikdirektors Konrad Hämigin Pfersee war der Redakteur der Augsburger„Bolkszeitung",Genosse Karl Bieder, zu20M. Geldstrafe und Tragungsämmtlicher Kosten verurtheilt worden. Er legte dagegen Be-rusung ein. Borm Landgericht kam zwischen beiden Parteien einVergleich zu stände, inhalts beffen Breder die Erklärung abgiebt,daß er Herrn Hämig nicht habe beleidigen wollen, währendletzterer den Strasantrag zurückzog und sich zur Tragung der ihnlselbst erwachsenen Kosten verpflichtete. Anvererjeits trägt auchBreder die ihm erwachsenen Kosten selbst.— Der Redakteur der„Frank. Tagespost", Genoffe MartinSegi tz in Nürnberg, der wegen Beleidigung eines Gendarmenangeklagt war, wurde vom Schwurgericht freigesprochen.