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Lewe zu halten, dann brach er blutüberströmt und beflnmmgSloS zu- sammen. Als er nach einiger Zeit aus der Betäubung erwachte, schleppte er sich mühsam zu dem nächsten Telephon, um nach der Zentrale den Alarmruf zu geben. Bastard konnte aber nur noch die Kurbel drehen, dann sank er wiederum zusammen. Jni letzten Moment gab er noch aus seiner Browningpistole zwei Alarmschüsse ab. Diese Schüsse wurden zwar von dem übrigen Nufseherpersonal gehört, das aber machtlos war. In dem Untersuchungsgefängnis ist von dem Direktor nach Einziehung der Militärposten die Einrichtung getroffen worden, daß in jedem der Höfe nur ein bewaffneter Aufseher Wache hält. Die Schlüssel zu den einzelnen eisernen Verbindungstüren sind den Aufsehern ab- genommen worden, während die Militärposten früher mit den Schlüsseln versehen waren und einen Rundgang durch säurtliche Höfe machen konnten. Durch diese neue Einrichtung war eS den übrigen Aufsehern unmöglich, ihrem schwerverletzten und bedrängten Kollegen sofortige Hilfe zu bringen. Schließlich kletterte der Aufseher Geilste über die fünf Meter hohe Mauer. Kaum hatre er den Gang betreten, als der Messerheld auf ihn losstürzte. Es kam zu einem heftigen Kanipfe. Als es dein Aus- seher nicht gelang, dem gefährlichen Burschen das Messer zu entreißen, zog er in der Notwehr seine Browningpistole und schoß den Gefangenen nieder. Die Kugel traf diesen in den Unterleib Erst jetzt erschienen die übrigen Aufseher, nachdem von der Zemrale die Schlüssel geholt waren. Der schwerverletzte Aufseher wurde in hoffnungslosein Zustande einem Krankenhausc zugeführt. Der von dem Aufseher niedergeschossene Häftling ist ein gewisser Rubin. der wegen verschiedener Vergehen und Verbrechen in Hast sitzt. Er war in einer Werkstatt im Gefängnis beschäftigt gewesen und hatte es verstanden das zur Bluttat benutzte Messer zurückzubehalten. Der ebenfalls Schwerverletzte wurde noch in der Nacht mit einer Droschke nach der Cdaritö geschafft, wo er, dem Vernehmen nach, inzwischen verstorben sein soll. Um ihre Spareinlagen gekommen find viele Lehrer, die dem Hilfsverein deutscher Lehrer Einlagen anvertraut hatten. Der Verein mußte kürzlich Konkurs anmelden. Die Aktiengesellschaft wurde ISSö mit einem Kapital von 20 000 M. gegründet, um die Spar- einlagert zu verzinsen. Der Geschäftsbetrieb ließ sich günstig an, denn die Bilanzen weisen Bestände von 60 000, 100 000, 300 000 und 495 000 M. aus. Durch Spekulationen und auch durch Unter- schlagungen ist jedoch das Vermögen der Gesellschaft verloren ge- gangen. Schließlich schrumpfte der Barbestand auf 21 M. 95 Pf. zusammen. Der Verwalter schätzt im günstigsten Falle die Aktiva auf 293 021 M., die Vorrechlssorderungen, Maneichulden und Kosten des Verfahrens auf 19 600 M.. die Forderungen ohne Vorrecht auf 1514 466 M. Den letzteren steht eine Dividende von 13 Proz. in Aussicht. Bon der Dampffähre ins Wasser gesprungen und ertrunken ist daS 19jährige Dienstmädchen Marie Renlsch. das bei dem Direktor St. bedienstet war. Die R. war von ihrer Dienstherrschaft beschuldigt. einige kleine Unregelmäßigkeiten begangen zu haben, doch kamen sie nach ihren Behauptungen bei der Schuldfrage nicht in Bettacht. Aus Gram über das ihr angeblich widerfahrene Unrecht suchte das junge Mädchen den Tod. Es fuhr zu den Ellern nach Strausberg , um sich von ihnen zu verabschieden und stürzte sich dann nachts von der am Straußsee liegenden Dampsfähre in die Fluten und ertrank. In der Jrrenhaussache dcS Kaufmanns Lubecki in Beuthen war auch gegen unseren verantwortlichen Redakteur Georg Davidsohn Anklage erhoben. Wir hatten neben der«Zeit am Montag" rein sachlich über die Angelegenheit referiert; nichtsdestoweniger hatte die Staatsanwaltschaft geglaubt, Beleidigungen gegen Herrn Dr. Alter herauszulesen und Genossen Davidsohn vor den Untersuchungsrichter zitiert. Jetzt ist letzterem von der Staatsanwallschaft mitgeteilt worden, daß das Verfahren gegen ihn eingestellt worden ist. ES hätte gar nicht erst eröffnet werden sollen, da die Absicht einer Beleidigung keineswegs, auch nicht mit der Lupe, in der inkriminierten Notiz zu entdecken war. Bater Liusencr" ertrunken. Der älteste Fischer in der Umgebung Berlins ,.Vater Linsener", hat jetzt den Tod in den Fluten des Seddin- see gefunden. Der alte Mann, der in den achtziger Jahren stand, dürfte vielen Berlinern von ihren Ausflügen her belannt gewesen sein. Man nannte ihn nur nochVater Linsen er". Tagtäglich saß er auf seinem Angelkahn und suchte nach Fischen. Jetzt hat er in seinem eigenen Revier den Tod im Wasser gesucht. Andere Fischer fanden seine Leiche am Ufer im Wasser liegen. Nur wenige Meter vom Uferrand entfernt lag sie mit Steinen beschwert am Grund. Da Linsener in den letzten Tagen wiederholt Selbstmordgedanken geäußert hatte, so kann nur angenömmen werden, daß er sich selbst das Leben genommen hat. Linsener hatte die letzten Feldzüge sämtlich mitgemacht. Ein kürzlich erlittener Schlaganfall ist wohl jedenfalls die Ursache für die Tat des Lebensmüden. Folgenschwere Bcnzinexplosion. Schrecklich zugerichtet wurden gestern abend die beiden Maschinenschlosser Karl Schuppe, Buttmann- strahe 13, und Wilhelm Kipp, Rhinomer Straße 24. Die beiden, junge Leute im Alter von 19 und 20 Jahren, tvaren in einer Automobil- reporaturweristätte in der Koloniestraße tätig gewesen. Gestern abend hatten sie ein reparaturbedürftiges Automobil vorgenommen, bei dem auch der Benzinbehältcr nicht in Ordnung war. Sie schafften den Kraftwagen über die Fahrgrnbe und stiegen dann in die Versenkung hinab, um die unteren Teile des Kraftwagens besser untersuchen zu können. Als sie nun mit der Lampe herum- hantierten, entwickelten sich infolge deS ausströmenden Benzin? aus dem Reservoir Dämpfe und plötzlich ertönte eine Detonation. DaS Benzin war zur Explosion gekommen und die Stichflammen trafen die beiden Schlosser, die jetzt in eine furchtbare Situation gerieten. Sie vermochten sich nicht aus ihrer qualvollen Lage zu retten. Zweifellos wären die Aermften vollständig verbrannt, wenn nicht ein Werkmeister, der den.Kitall gehört hatte, hinzugeeilt wäre und die beiden auS der Grube herausgeholt hätte. Er löichle die Flammen an ihnen und rief auS der Nachbarschaft einen Arzt herbei. Sch. und K. halten am Kopf, im Gesicht, an den Armen und an der Brust furchtbare Brandwunden erlitten. In Fetzen hing den Un- glücklichen die Haut herunter. Nach Anlegung von Notverbänden wurden beide nach dem Virchow-Krankenhause gebracht. Opfer der Slrbcitslosigkeit. Der gestrige Polizeibericht meldet: Am Montag früh erhängte sich der 51 Jahre alte Arbeiter Richard B. in seiner Wohnung in der Graudenzer Straße. WiederbelebungS- versuche waren erfolglos. Den Selbstmord beging er auS Lebens­überdruß infolge eines Nervenleidens und Arbeitslosigkeit. Am Monlagvormittag wurde der 36 Jahre alte Arbeiter Karl M., der bei seiner Schwester in einem Hause der Havelberger Straße wohnt, im Kellereingange de-S OuergebäudeS des genannten HauseS am Wasserleitungsrohr mittels Schnur erhängt aufgefunden. Nachdem ein Arzt den Tod festgestellt hatte, wurde die Leiche dem Schauhause zugeführt. Der Beioeggrnnd zum Selbstmord soll nach Aussagen der Schwester in Arbeitslosigkeit zu suchen sein. Delcgiertenwahl zur OrtSkrankcnkasse der Kauflcute. Bei der am Sonniag, den 6. Dezember, stattgefundcnen Delegiertenwah! der Arbeitnehmer der Ortskrankenkasse für den Gewerbebetrieb der Kauf. leute, Handelsleute und Apolheker wurden für die vereinigte Liste des Deutschen TranSportarbeirer-BerbandeS und des Zentral- 'verbandes der Handlungsgehilfen und-gehilfimren 2483 Stimmen abgegeben. Gegner waren nicht auf dem Plan erschienen. Der Wahlakt für die 372 Arbeitnehmer- Delegierten wurde in zwei Lokalen: DräselS Festsälcn und LebenSquelle vollzogen und nahm einen mustergiltigen Verlauf. Unter den verschiedenen Wähler- gruppen war auch daS weibliche Geschlecht zahlreich beteiligt. Feuerwchrbericht. Gestern früh um 6 Uhr kam in der Lange- straße 42 Fetter aus. Es brannten dort bei Ankunft der-Feuerwehr in einem Furagegeschäft Säcke u. a. Der 1. Zug hatte einen großen Kellerbrnnd in der Neuen Königstr. 11 zu'chen. Dort stand der Keller in großer Ausdehnung in Flammen; diese hatten an Korbabfällen so reiche Nahrung gefunden, daß die Feuerwehr mit zwei Schlauchleitungen kräftig Wasser geben mußte, um eine weitere Ausdehnung zu verhüten. Gleichzeitig brannten in einem Keller Rofenthaler Slraße 68 Preßkohlen n. a. In der Annenstr. 5 hatte der 5. Zug zu tun. Dort war in einem Lagerraum Feuer ausgekommen, das an Watten und der Einrichtung schnell Nahrung gefunden hatte. Möbel, Wäsche u. a. wurden in der Namiynstr. 7 ein Raub der Flammen. Ein Schansenswrbrand beschäftigte die Feuer- wehr in der Georgenkirchstr. 64. Am Holsteiner Ufer 6 und in der Steglitzer Straße 63 mußten WohiiungSbrände. die auS Unvorsichtig- keit entstanden sein sollen, gelöscht werden. Außerdem wurden noch mehrere kleinere Brände gemeldet. Vorort- I�admckrten. Stböneberg. Der Fall Haberland in der Stadtverorduetendersammlung. Vor einiger Zeit erschien in einer in der Finanzwelt gelesenen Monatsschrift ein Artikel, betitelt:Die Haberlmid- Fraktion". In diesem Artikel waren neben allgemeinen Ausführungen über die Bodenpolitik schwere Angriffe gegen Mitglieder der Schöne- berger Stadtverordnetenversammlung gerichtet worden. ES wird gesagt, daß es in Wirklichkeit nur Grundstücks- iutereffen sind, die in Schöneberg eine reinliche Scheidung unter den bürgerlichen Parteien herbeisilbren, die so weit gehen, daß eine Fraktion<die liberale Pereinigungl sogar offen den Namen Haberland-Fraktion" führe. Haberlaud ist bekanntlich der Direktor der Berlinischen Bodengesellschaft, die vornehmlich auch in Schöneberg ihre Bodenspekulationen betreibt. Es wird dann in dem Artikel weiter gesagt, daß Haberlaud, der gar nicht in Schöne- berg wohne, bei den Schöneberger Stadtverordnetenwcihlkämpfen die Hauptrolle gespielt und in der seinen Namen ttagenden Fraktion sich eine ausgezeichnete Vertretung seiner Interessen geschaffen habe. Diese aus 14 Mann bestehende Fraktion soll sich zusammenietzen aus Verwandten Haberlands, auS GrundstüäSbändlern. welche für die Berlinische Bodengesellschaft tätig sind, und im übrigen auS Bau- meistern und Architekten, aus deren Häusern Haberland die erste Hypothek besitzt. ES wird gesagt, daß Haberlaud nicht nur auf die Häuser, sondern auch aus den Ausfall der Wahlen die erite Hypothek besitzt. Der Stadlverordnetenvorfleher selbst soll als Taxalor der Berlinischen Bodengesellichaft ein jährliche? Einkommen von 10 000 Mark beziehen. Auch ein Mitglied deS Magistrats soll GrundstückSagent Haberlands fein. ES werden dann noch einige Fälle herangezogen, bei denen die Ver- linifche Bodengesellschaft in ganz besonderer Weise interessiert war, so die Wertznwachssteuer, die Untergrundbahn usw. Dieser Artikel gab der Liberalen Vereinigung Veranlassung, bereit? vor acht Tagen jedem Stadtverordneten eine schriftliche Erklärung zuzu- senden, in welcher mitgeteilt wurde, daß niemand imstande wäre. einem Mitgtiede der Fraktton nachzuweisen, daß er jemals seiner Verpflichtung, ausschließlich städtische Interessen wahr- zunehmen, auch nur im mrndesien umreu geworden wäre, Die gegenteiligen Behauptungen des betreffenden ArtilelS werden in dieser Erklärung als unbegründete Verdächtigungen gemeinster Art zurückgewiesen. Auf Antrag der liberalen Fraktion war rmn diese Angelegenheit in der Stadtverordnetenversammlung zur Besprechung gestellt worden und ist als erster Punkt in der letzten Sitzung zur Verhandlung gekommen. Stadtverordnetenvorsteher Lohausen (lib. Vg.) wandte sich namens seiner Fraktion gegen den Artikel, indem er zunächst den Verfasser desselben in ein ungünstiges Licht zu stellen ver- suchte. Eine Rundfrage in seiner Fraktion habe ergeben, daß nicht ein einziges Mitglied an Schöneberger Terrain- spekulationen beteiligt fei. Es sei der Fraktion auch niemals eingefallen, sich den Namen Haberland-Frakrion zu geben. Nur ein Verwandter Haberlands befinde sich darunter, aber keine Grundstücks- Händler. Da von den 14 Mitgliedern 12 Hausbesitzer feien, so sei es auch erklärlich, weshalb die Fraktion gegen die WettzuwachSsteuer gestimmt habe, denn Hausbesitzer seien eben Gegner der Steuer. Auch die übrigen Vorwürfe wie? Redner als unberechtigt zurück. Seine Frattion habe bereits die nötigen Schritte getan, um gericht- lich gegen den Verfasser des Artikels vorzugehen. Nach der Meinung des Redners gibt es in der Schöneberger Stadtverordneten- Versammlung keine Korruption. Sladtv. Zobel(lib. Fr.) erklärte, daß es ihm nach dem warm« herzigen Appell des Vorredners schwer werde, auf die Angelegenheit einzugehen, aber er müsse es tun. da seine Fraktion in der Bürger- schaff vielfach mit der liberalen Vereinigung verwechselt werde. An der Hand von Zeitungsausschnitten und Flugblättern weist Redner nach, daß die in dem genannten Artikel veröffentlichten Tatsachen bereits vor langer Zeit in Schöneberg bekannt seien, ohne daß die liberale Bereinigung es für nötig befunden habe, irgend etwas da- gegen zu unternehmen. Man hätte schon viel früher Strafantrag stellen müssen, wenn die veröffentlichten Tatsachen nicht der Wahr - heil entsprechen. Redner brachte dann noch weitere Beweise, wie der Direktor der Berlinischen Bodengesellschaft in die kommunalen Verhältnisse Schönebergs eingegriffen und wie er stets hierbei die Unterstützung der liberalen Vereinigung gefunden habe. In der ersten Abteilung könne kein Stadtverordneter gewählt werden, der nicht Herrn Haberland konveniert. Ja eS sei sogar vorgekommen, daß ein Stadt- verordneter sich erst von Herrn Haberland Rat holte, wie er in der Stadtverordnetenversammlung zu stimmen habe. Redner ersuchte, dafiir zu sorgen, daß die Macht und der Einfluß Haberlands in Schöneberg gebrochen wird. Stadlv. H e p n e r(Unabh. Vereinig.) gab ebenfalls zu, daß in dem genannten Artikel viel Wahres enthalten sei. Er hätte erwartet, daß der Magistrat in der Angelegenheit ebenfalls eingegriffen hätte, da sich die Angriffe doch gegen die ganze städtische Verwaltung richteten. Redner machte dem Magistrat weiter den Vorwurf, daß er die Bc- ichlüffe der Stadtverordnetenversammlung nicht ausführe, wonach die Terrainbesitzer zu den Kosten der Untergrundbahn herangezogen werden sollen; DaS komme einer Begünstigung der Terraingesell- schaften gleich. Im übrigen war Reoner der Meinung, daß sich Haberlaud Verdienste um Schöneberg erworben habe, auch wenn er dabei Millionen verdient habe. Oberbürgermeister Wilde wandte sich gegen die Ausführungen des Vorredners. Der Magistrat habe keine Veranlassung, in der Angelegenheit einzugreifen, da es sich in dem genannten Artikel nur um Angriffe gegen einzelne Stadtverordnete handelt. Der Magistrat habe niemals eine Terraingesellschaff bevorzugt, sondern stets dahin gestrebt, mehrere Terraingesellschaffen nach Schöneberg heranz»- ziehen. Im übrigen richwte Redner an die Versammlung die Bitte. die Debatte nicht fortzusetzen, damit dem eingeleiteten Strafverfahren nicht vorgegriffen werde. Die Versammlung folgte aber diesem Ratschlage de? Ober- bürgermcisierS nicht, sondern setzte die Debatte ins Endlose fort. Die Mitglieder der liberalen Vereinigung sangen abwechselnd Lob- lieber auf den Stadtverordnelenvorsteher und Haberland, während die Redner der liberalen Fraktion ihre Angriffe auf die liberale Vereinigung fortsetzten. Diese Auseinandersetzungen gingen dann auch aus daS persönliche Gebiet über und führten zu gegenseitigen heftigen Angriffen. Da es mittlerweile 10 Uhr geworden ivar, so schloß der Borsteher ein- fach die Sitzung, ohne daß die Debatte zu Ende geführt wurde. Auch den Rednern, die daS Wort zur GeschäflSoronung erbeten hatten, wurde dieses nicht gewährt und unter den heftigsten Wider- sprächen und größten Tumulten fand die öffentliche Sitzung ihr Ende. Die sich daran anschließende geheime Sitzung konnte nicht stattfinden, da die liberale Fraktion nach Verlesung eines Protestes gegen die Geschäftsführung des Vorstehers den Sitzungssaal verlassen hatte und die Versammlung somit beschlußunfähig geworden war. Rixdorf. Schwer betroffen wurde eine Genossin, der am Sonnabend, den 5. Dezember er. im Vollring bis zur Station Landsberger Allee ein Karton mit Goldsachen abhanden gekommen ist. Da die Ge- noisin für die Sachen ersatzpflichtig ist. wird der ebrlichc Finder dringend gebeten, dieselben in der Parleispedition Rixdors abzu- geben. Am Sonntag, den 6. Dezember, ist in der Garderobe bei der Uraniavorstellung des WahlvereinS Rixdorf ein Spazierftock ver- wechselt worden. Es wird gebeten, denselben in der Parteispedition Neckarstr. 2 umzutauschen. Wilmersdorf . Einer sonderbaren Zurückhaltung befleißigte sich dieWilmerS- dorfer Zeitung" in der Berichterstattung über den BeleidigungS- Prozeß unseres Genossen Heine gegen ihren verantwortlichen Redakteur Herrn Heenemann. DieWilmerSdorfer Zeitung" hatte bekanntlich im Februar d. I. unter großer Ueberschrift drei Schmähanikel gegen Heine veröffentlicht. Hiergegen erhob unser Genosse Klage gegen den vcraniwortlichen Redakteur deS Blattes. Bor Gericht stellte eS sich heraus, daß die in den Artikeln er- hobsnen Anschuldigungen gegen Heine völlig haltlos waren. Der Angeklagte trat deshalb den Rückzug an und erklärte, die be- leidigenden Behauptungen unter dem Ausdruck des Bedauerns zurückzunehmen. Man hätte nun von dem Blatte erwarten sollen, daß eS feine Leser über den Gang der Gerichtsverhandlung objektiv umerrichien würde. Doch weit gefehlt. DieWilmerSdorfer Zeitung" hat zwar über den Prozeß berichtet, die Art. in welcher sie eS aber getan, entsprach so recht der Haltung und dem kläglichen Rückzug deS Angeklagten vor Gericht. Am Tage daraus.erschien in dem Blatte ein Bericht über den Prozeß, in welchem es zrm, Schlüsse heißt: Noch zirka vierstündiger Verhandlung wurde über einen Ver- gleich verhandelt. Derselbe kam, wie unstelephonisch" mitgeteilt wurde, dahingebend zustande, daß der Angeklagte eine Erklärung durch seinen Anwalt abgab, die Rechtsanwalt Heine akzeptierte und die beiden Teilen gerecht wird. Danrit zieht man sich am besten aus der Patsche; man läßt sich einfachtelephonieren" und die Sache ist erledigt. Was brauchen auch die Leser im einzelnen zu wissen, daß keine der in den Schmähariikeln aufgestellten Behauptungen sich als wahr erwiesen hat. Trotz dieser schamlosen Haltung wendet sich daS Blatt in der gestrigen Nummer gegen die ihm in unserem Prozeßbericht zu teil gewordene Züchtigung und betont, beigelegener" Zeil den Speer recht tief in die verwundbare Ferse der Sozial de in o- kratie stechen zu wollen. Das Blatt hätte hinzufügen können: Etwaige moralische Ohrfeigen, die sich für uns daraus er- geben sollten, stecken wir unter dem Siegel der Ber« schwiegenheit ein. Zur Stadtvcrordnrten-Stichwahl. Wie groß selbst in bürger- lichen Kreisen die Mißstimmung über die heutige Wirtschaft in der Sladtverordnetenversaiunilung ist, zeigen verschiedene Vorgänge, die sich bei der Erörterung der bevorstehenden Stadtverordneten -Stich- wähl im Kommunalverein abgespielt haben. Im BezirkSverein Kaiserplatz stellten gestern verschiedene Mitglieder' sich auf den Standpunkt, daß die Geheimrats- und SanitätSlatSlust des Stadt- parlaments etwas sozialdemokratisch infiziert werden müsse. Eine Resolution, die sich für die Unterstützung deS mit unserem Parteigenossen Riedel in Siichwahl stehenden Herrn Klettke erklärt, wurde mit allen gegen drei Stimmen abgelehnt. Noch bezeichnender sind die Vor- gänge in der gestrigen Versammlung des HauS- und Grundbesitzer- Vereins Kaiserplatz. Zwar erhob man hier gegen die Aufforderung, Herrn Klettke zu unterstützen, keinen Widerspruch, doch lehnte man die Forderung, für die Wahlkosten eine Unterstützung von 40 M. zu stiften, glatt ab. Ebenso verweigerte der Verein seine Unterschrift unter ein Flugblatt, daS zur Wahl des Herrn Klettke auffordert. Zum Schluß erklärte ein Redner, daß jedes Mitglied wählen möge, wen es wolle. Wenn die Wirkung dieser Mißstimmung auch nicht überschätzt werden darf, so zeigt sie doch, wie unzufrieden man mit dem Gegen­kandidaten der Sozialdemokratie dort ist, wo man diesen Herrn am genauesten kennt. Steglitz . Aus dem Gemeinbeparlament. Schöffe FabariuS berichtet über die Tätigkeit der Kommission, der die Abänderung des Orts­statuts über das Gewerbegericht, betr. Einsührung der Verhältnis- wähl, übertragen war. Die Kommission hatte bcschlassen, die bis-> herige Gruppenwahl auch unter dem Proporz beizubehalten. Im. einer Sitzung der Beisitzer, zu der vier Arbeitgeber und Arbeit- nehmer zugezogen waren, lehnten jedoch die letzteren die Gruppen-- Wahl entschieden ab, weil sie mit ber Verhältniswahl unvereinbar sei. Die Arbeitgeber waren sich nicht klar und wünschten, erst noch» mit den beteiligten Kreisen Rücksprache zu nehmen.Diesem Wunsche der Arbeitgeber konnten wir uns nicht verschließe n", sagte Herr Fabarius wörtlich(Die Arbeit«. nehmer zählen demnach für den Herrn Gemeindcschöffen nicht. D. B.), und beantragte deshalb, die Beschlußfassung über diesen Punkt zu vertagen. Erst nachdem der Berichterstatter die Ver- tagung beantragt hatte, teilte er mit, daß auch noch eine Resolution einer öffentlichen GewerksckiaftSversammlung eingegangen sei, in der die Gemeindevertretung ersucht werde, aus Gründen einer besseren Auswahl der Beisitzerkaitdidaten die Gruppenwahl abzulehnen. Die Gemeindevertretung stimmte dem Ver­tagungsantrage debattelos zu; es läßt sich deshalb nicht be- urteilen, inwieweit die Gründe der Arbeitnehmer gewürdigt wurden. Fest steht nur, daß Schöffe FabariuS über jeden Verdacht erhaben ist, auch auf Gründe der Arbiter etwas zu geben. Für einen un» parteiischen Vorsitzenden eineS Gewerbegerichts eine eigenartige Empfehlung. Ein Antrag, unser Gemeinde, Wahlrecht dadurch etwas zu v e r b e s s e r n, daß an Stelle des anderthalbfachen Steuerdurchschnitics der einfache zugrunde gelegt werde, fand nicht die nötige Zweibrittelmehcheit; Steglitz behält also denRuhm", von allen Vororten das reaktionärste Wahlrecht zu haben. AuS der langen Debatte ging nur hervor, daß es den Antragstellern(Mietervcrein) darum zu tun war, in der zweiten. Abteilung Einfluß und damit Mandate zu erringen. Um jeder. Verdacht ausdrücklich von sich abzuweisen, als ob der Mietervcreiw. auch den Arbeitern größere Rechte durch den Antrag zuschanzew. wolle, und um den Hausbesitzern zu beweisen, was für tüchtige. Kerle sie doch eigentlich sind, brüsteten sich die Wortführer Ra dt k"e und Gädke(früher Oberst) damit, daß der Mietervcrein diu Sozialdemokratie aus dem RathauL verdrängt habe. Dabei leistete sich Herr Gädke den famosen Witz, den Hausbesitzern zu drohen, daß sie mit der Ablehnung des Antrages die Steglitzer Bürger veranlassen würden, bei der nächsten Gemeindewahl für die Sozialdemokraten zu stimmen. Die Hausbesitzer lächelten, wohl in dem sicheren Bewußtsein, daß die Kasse des Mietervereins nicht stark genug ist. um die Kosten für die bei solch einer heroischen Tat der Steglitzer Bürger" verdorbenen Hosen zu bezahlen. Der Mieterveremsversitzende Radtke findet es schrecklich, daß die gebildeten Bürger" mit einem Einkommen bis zu 7000 Mark in der dritten Klasse wählen sollen, gemeinsam mit demdurch die Sozial de mokratie vertretenen, ungebildeten Proletariat". Die Hailsbesitzermehrheit und der Gemeinde- vorstand hatten aber kein Mitleid mit dein so furchtbar gebildeten Herrn Rat Radtke; sie ließen ihn und seine LeidenSgeüossen bei den dummen Sozis in der dritten Abteilung Herr S t e i n t h a l er-