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. 289. 25. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Bonerstag, 10. Dezember 1908.

Reichstag .

179. Gigung bom Mittwoch, den 9. Dezember,

nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: von Bethmann- Hollweg . Die Uebereintommen des Deutschen Reichs mit Desterreich und mit ungarn betreffend den gegenseitigen gewerblichen Rechtsschutz werden in dritter Beratung debattelos genehmigt.

Mindestmaß des Arbeiterschutzes

Das würden

jene Staaten im

wohl­

Sie

Am 26. September 1906 war die Vorlage bereits fertig, und es Bitte, lefen Sie die Petitionen durch, δα finden wäre möglich gewefen, noch in demselben Jahre den Reichstag in der Tat den Zwischenfag, daß die Zigarettenindustrie damit zu befchäftigen. Die verbündeten Regierungen haben aber die schon so durch die Steuer erheblich benachteiligt werde, geschützt damit gewartet bis zum Dezember 1907!( hört! hört! bei den werden müsse. Eine von weit über 1000 Arbeiterinnen besuchte Sozialdemokraten.) Gegen die Vorlage felbst wendet sich auch öffentliche Versammlung hat am legten Freitag in Dresden gegen nur ein ganz fleiner Teil von Industriellen, nämlich die diese Art der Hezze, die von Industriellen gegen den Arbeiterinnen­jenigen, die noch der rückständigen Ansicht sind, daß die Arbeiter schutz betrieben worden ist, Stellung genommen. Dort haben eine nur dazu da find, ihre Arbeitskraft voll den Arbeitgebern ganze Reihe von Arbeiterinnen erklärt, daß sie von dem Inhalt der zur Verfügung zu stellen ohne Rücksicht auf die Schädigung ihrer Betition, zu deren Unterschrift sie genötigt seien, teine Kenntnis Unter ( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Gefundheit und Sittlichkeit und der Gesundheit ihrer Nachkommen- gehabt haben! schaft. Es wäre bedauerlich, wenn der Reichstag auf solche Ein- den Unterschriften finden sich auch Namen bon auss Es folgt die dritte Beratung der Novelle aur Sozialdemokraten.) wände auch nur das geringste geben würde.( Sehr wahr! bei den ländischen Arbeiterinnen, denen denen man anfieht, wie schwer es ihnen Gewerbeordnung betreffend den geworden ist, auch nur ihren Namen zu schreiben. Herr Gamp hat betont, es fei notwendig, zu erfahren, wie sich Solche Arbeiterinnen find gar nicht in der Lage, auch nur in drei Arbeiterinnenschuh. England und Belgien zur Konvention stellen. Demgegenüber stelle Stunden eine so umfangreiche Betition durchzulesen. Glauben Sie Abg. Frhr. v. Gamp( Rp.): Ich bedauere, daß dem Wunsche der ich fest, daß auch, wenn alle Beschlüsse angenommen werden, wir wirklich, daß in jener Zigarettenfabrik jeder Arbeiterin Zeit gelaffent Industriellen, die dritte Beratung bis nach Weihnachten zu ver- bezüglich des Arbeiterschutzes noch weit hinter dem zurückbleiben, ist, die lange Petition zu lesen? Nein, die letzte Seite der Petition schieben, nicht entsprochen ist. Die Verschiebung wäre um fo mehr was in England feit 1848 besteht.( hört! hört! bei den Sozial- ist den Arbeiterinnen vorgelegt worden, und der Werkmeister hat angebracht gewesen, als wir noch gar nicht wifen, ob unsere stärksten demokraten.) Damals ist dort der Zehnstundentag auch für junge erklärt, es handle fich um einen Protest gegen die Erhöhung der Stonkurrenten, England und Belgien , die Berner Konvention ratifi- n es hier abgelehnt hat, über 16 Jahre hinauszugehen. den bekannten Artikel in der Bost", dessen geistige Bäter offenbar Leute bis zum 18. Lebensjahre eingeführt worden, während Tabafiteuer. Die Hege gegen die Vorlage war organisiert durch zieren werden. Staatssekretär v. Bethmann- Hollweg : Ich habe keinen Anlaß, daran was hier bei den Beratungen herausgekommen ist, ist nur die Herren Gamp, Henning und Günther find. zu zweifeln, daß speziell England und Belgien der Berner Kon- eine ungenügende Abschlagszahlung, es bleibt fogar weit, zurüd Bedauerlich ist es auch, daß vention beitreten werden, möchte aber darauf aufmerksam machen, hinter dem, was vielfach durch die gewerkschaftlichen Kämpfe bereits der Schutz der Heimarbeiterinnen abgelehnt daß der Beitritt des Deutschen Reiches vom Reichstag schon seit erreicht worden ist. Die Industrie kann durch erhöhten Arbeiterschutz worden ist durch Ablehnung unseres Antrages, die Worte Betriebe, längerer Zeit beschlossen ist. nicht geschädigt werden, sie hat nur Nuzen davon. Wem das noch des Schuzes der Arbeiterinnen einverstanden, find aber Gegner der überhaupt nicht zu überzeugen ist. Die Herren Gamp und Hennig wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wenn jemand Betriebe mit Abg. Henning( L): Wir sind im Prinzip mit der Verstärkung nicht die Erfahrung gezeigt hat, der ist so voreingenommen, daß er in denen" zu ersetzen durch Betriebe, für die". Die jetzige Faffung wird zweifellos zu einer Umgebung des Gesetzes führen. Sehr Beschlüsse, die über die Regierungsvorlage hinausgehen. Auch gehen scheinen von der irrigen Anficht auszugehen, als ob das, was in der die Beschlüsse zweiter Lesung weit über die Berner Konvention Berner Konvention beschlossen ist, als höchstmaß des Arbeiter unter 10 Arbeiterinnen in verschiedenen Stellen in einer Straße hinaus. Und ob Belgien und England fich auch diefen weiter schutes angefehen wurde. Im Gegenteil wurde in Bern hervorzusammengezählt werden.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) hat, so ist jedenfalls selbstverständlich, daß die Arbeiterinnen gehenden Beschlüssen anschließen werden, scheint uns doch sehr zweifel- gehoben, daß die Beschlüsse das Haft. Uns find nicht nur Petitionen von Arbeitgebern gegen die Was ist denn nun eigentlich erreicht worden? Borlage zugegangen, sondern auch eine Petition von 9000 Ar- wären für alle Staaten, die überhaupt noch als inlturstaaten an und jugendliche Arbeiter von 8 Uhr abends bis Das Verbot der Nachtarbeit für Arbeiterinnen beiterinnen. erlannt werden sollen. Wir sind ja noch im Arbeiterschuk hinter Abg. Günther( frf. Vp.): Wir schließen uns dem Bedauern Japan und Rußland zurück. In Rußland ist vor länger als zehn 6 Uhr morgens. Ein fleiner Fortschritt, über den laum darüber an, daß die Beratung dieser Vorlage so beschleunigt wird. Jahren bereits eine Höchstarbeitszeit für männliche Arbeiter ein- u reben ist. Ferner ist für Arbeiterinnen und Viele fachliche Einwände sind von der Kommission gar nicht be- geführt worden. achtet worden, so die großen Bedenken der voigtländischen Stiderei Staaten, die weiter im Arbeiterschus find als wir, nun wieder unterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Bill Herr Gamp etwa verlangen, daß die lugendliche Arbeiter unter 16 Jabren eine un­und Spigenindustrie. Stunden( anstatt früber neun Stunden) bor­zurüdgehen? Abg. Stresemann( natt.): Mit den Vorrebnern teile ich das Be- verstandenen Intereffe ihrer eigenen Industrie nicht tun.( Sehr wahrheit aber ist es bereits für die meisten Fabriken durch die gesehen. Auf dem Papier ist das zweifellos ein Fortschritt, in dauern darüber, daß weite Interessentenkreise verhindert worden sind, wahr! bei den Sozialdemokraten.) ihre Bedenken gegen die Beschlüsse der Kommission geltend zu machen. Ich hoffe, daß Die Handelskammern z. B. haben noch gar keine Gelegenheit ge- Geltungsbereich der Frage ungefähr auf das beschränkt ist, was die dieser Erfolg der gewerkschaftlichen Bemühungen der Arbeiter und Sehr bedauerlich ist, daß entgegen unserem Antrage der gewerkschaftlichen Organisationen durchgeführt. habt, offiziell Stellung zu nehmen.( Sehr richtig!) Auch die Berner Konvention als Minimum verlangte, nämlich auf die Be- den Gewerkschaften fernstehen, davon überzeugen wird, daß Arbeiterinnen nun auch die Arbeiterinnen, die heute noch Arbeitnehmer selbst haben sich noch nicht äußern fönnen, triebe, die mindestens mehr als zehn Arbeiter beschäftigen. Es liegt und soweit Aeußerungen vorliegen, wenden sie sich gegen die auch gar fein Grund vor, mit dem als notwendig erkannten Schutz es eine Pflicht der Selbsterhaltung für sie ist, der Dr veitgehenden Beschlüsse des Reichstages. Die Arbeiterinnen, für Arbeiterinnen aufzuhören bei Betrieben mit weniger als zehn ganisation beizutreten. Der Arbeiter als einzelner ist die Herr Günther erwähnte, sind z. B. sicher unbeeinflußt, denn sie Arbeiterinnen. Eine Reihe von Staaten haben ja heute schon ohne absolut schrankenlos der Willkür des Arbeitgebers ausgeliefert, erst find von der sozialdemokratischen Breffe in Sperrbrud gewarnt Rüdsicht auf die Zahl der Arbeiterinnen den Arbeiterschutz die höchste Ware, die wir haben, die von Ihnen am höchsten ge= dadurch, daß Arbeiter sich mit anderen zusammentun, erlangt worden. Prinzipiell stehen wir der Berkürzung der Arbeitszeit der eingeführt; Dänemark , Italien , Belgien haben z. B. die Grenze halten werden sollte, die Ware Arbeitskraft, den Schutz, den Arbeiterinnen sympathisch gegenüber, halten aber die Regierungs - bei 5 Arbeiterinnen gezogen! Bei uns geht der Fortschritt des vorlage für die geeignete Grundlage. Zum mindesten wünschen Arbeiterschutzes so außerordentlich langsam vor sich, daß die Herren, sonst jede Ware haben kann. Erst dadurch, daß sie zuſammentreten wir, daß in den Zeiten, wo sich die Arbeit besonders häuft, die die immer von nationaler Ehre sprechen, sich schämen sollten, daß und fich organisieren, fönnen die Arbeiter ihren Forderungen und fich organisieren, fönnen Ausnahmetage auf 50 erhöht werden.( Bravo ! bei den National wir fo tief stehen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die verschaffen, welchen jede andere Ware durch Angebot und Nach­Nachdruck geben und der Ware Arbeitskraft denjenigen Preis liberalen.) Behauptung, daß Arbeiterinnen gegen den Schutz find, stimmt nur Abg. Stadthagen ( Soz.): infofern, als Sie uns Bapiere vorzeigen können, auf denen Namen frage erhält. Die Arbeiter müssen sich also organisieren.( Buruf von Arbeiterinnen stehen, aber nicht infofern, als es irgend eine bei den Nationalliberalen: Hoffentlich nicht!) Dieser Zuruf Arbeiterin gibt, die gegen diese Schußbestimmung ist. Genau dasselbe zeigt, daß Sie die Ware Arbeitskraft für minderwertig Manöver, das jetzt einige Industrielle beliebt haben, ist, wenn auch erachten, daß Ihnen an derselben weniger liegt als an irgendein nicht ganz so rücksichtslos, in den Jahren 1831, 1844 und 1847 paar Lumpen und an einem Sad Kaffee. ( Große Unruhe bei den Nationalliberalen und rechts. Burufe von den Nationalliberalen bereits in England vorgenommen worden. Auch damals tamen Maffenpetitionen von Arbeiterinnen gegen den geplanten Arbeiter- Glocke des Präsidenten.) Herr Diann, es ist schuß. In den Berichten der Gewerbeinspektoren von damals wird geradezu fulturwidrig, aber festgestellt, daß auf Befragen fich feine einzige Arbeiterin da wenn man erklärt, es sei zu hoffen, daß die Arbeiter fich nicht zu gegen erklärt habe, sondern sie hätten fich sämtlich für einen noch einer Drganisation zusammenschließen zur Erringung befferer i ei tergehenden Schuß ausgesprochen! In Dresden ist den Arbeitsbedingungen. Einen so tiefen Standpunkt hat die national­Arbeiterinnen eine Petition vorgelegt worden mit der Bemerkung, liberale Partei im Jahre 1869 nicht eingenommen. Sie aber, Herr es handle fich um eine Petition gegen die Tabaksteuer!( Lachen bei Osann, haben gezeigt, auf welchem Standpunkt Ihre Partei jezt an­den Nationalliberalen. Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) gekommen ist. Ich danke Ihnen für das Zugeständnis. Literaten, darf sich einen Kenner der Hartlebenschen Lyrik nennen? Und doch geben die Verse in ihrer Gesamtheit das klarste und feinste Bild vom Wesen und Werden des Dichters. Ihr Studium Björnson und der norwegische Sprachenlampf. Die starken Er ist der zuverlässigste und überaus genußreiche Weg zum Verständnis folge der Vorfämpfer des Landsmaal", namentlich die Einführung einer trog allen schlimmen Fehlern und tragischen Verirrungen im Diefer rein norwegischen Sprache in das Studenteneramen, haben höchften Sinne wahrhaften, schwer und ehrlich ringenden, unge­unter den Anhängern der dänisch - norwegischen Reichssprache eine wöhnlich reichen und tiefen Natur. Der erste Band der ausgewähl­mächtige und scheinbar immer mehr anschwellende Gegen ten Werle enthält Hartlebens Gedichte in chronologischer Anord­- Ein Schattenspiel Theater foll demnächst in strömung hervorgerufen. Immer zahlreicher werden Bereine nung, leider mit Ausschluß der Halkhonierverse, von denen wenig. Berlin begründet werden. In Paris ist man von den Schatten­stens ein Teil nicht hätte fehlen dürfen. Der zweite Band bringt spielen, die als einzelne Nummer in einem Variété genossen, fehr zur Erhaltung der Reichssprache gegründet, und was die sieben Brosaerzählungen Die Serenhi"," Die Geschichte vom intime Wirkungen haben fann, in besonderen Theatern längst wieder man bor allem verlangt, ist eine allgemeine Bolts abstimmung über, die Frage: Rigsmaal oder Landsmaal? abgeriffenen Knopf"," Wie der Kleine zum Teufel wurde"," Bom abgekommen. Offenbar ist aber Berlin jezt reif dafür. Wie wird In der Spige der Rigsmaalleute fämpft der alte Björnstjerne und Der bunte Bogel", der dritte die fünf Dramen Angele", Stafperletheater" oder das Rationale Kasperletheater" find- darauf gaftfreien Bastor"," Der Einhornapotheker"," Der römische Maler" die nächste Gründung heißen? Bezeichnungen wie Berliner Björnson trop feiner 76 Jahre mit jugendlichem Feuereifer. Die Reichssprache ist ihm die Sprache der Kultur, das Landsmaal das" Hanna Jagert"," Die Erziehung zur Ehe"," Die fittliche Forde längst zum Bersplitternde und Kulturfeindliche. Entschieden verwirft er in diefem ung" und" Rosenmontag". Der Herausgeber Franz Ferdinand Stampfe irgendwelchen Vergleich zwischen den Parteien. Stets eitmueller, der einer der intimsten Freunde Hartlebens war und gibt es hier zu Lande", so sagte er jüngst in einem Agitations- einer feiner objektivsten Beurteiler ist, bietet in dieser klugen und - wie in Preußen dynastische Geschichte ge­vortrage, eine Menge Menschen, die um Gotteswillen feinen pietätvollen Auswahl alles, was für das Wesen und die Entwicke- macht wird. Der Preußenmaler Anton v. Werner erzählt in Stampf wollen. Es sind meist alte, schwache und edle ach so edle lung des Dichters charakteristisch, alles, was abgesehen vom einer Zeitungszuschrift, wie und warum seine Entwürfe für die Aus­ Rosenmontag" echter Otto Erich ist. Daß man sich nicht hat schmückung des Reichstagsfaales feine Gnade fanden. Er fo ebel, daß ich mich nicht mit anderen schlagen wollte, bin ich entschließen können, auch die Hartlebenschen Eſſays und Kritiken hatte die Proklamierung der neudeutschen Herrlichkeit in Versailles Schließlich über Politik sprechend, pries Björnson die den poetischen Werken anzufügen, ist sehr bedauerlich. Ein Teil( 18. Januar 1871) darstellen sollen. Da bei dieser Gelegenheit nicht namentlich die 1891 im Rechte als die Partei mit dem freisinnigsten Programm, erklärte dieser kleinen Gelegenheitsarbeiten Vorwärts" erschienenen aber, daß er diesmal unter der Reichssprachenpartei zur Wahl Artikel über Arno Holz , Hermann Conradi , die echte Literatur, Der häusliche Streit, der zwischen Wilhelm II. und dem Hausmeier bloß fämtliche Stiefel, sondern auch Köpfe getreu porträtiert werden Theaterkritiken, dte sollten, so war Bismarck sozusagen auf dem Bilde unvermeidlich. ziehen wolle. In der Politik hat man auf Björnsons Aeußerung nie viel ge- Friedrich Hebbel und Elise Lensing , das idealistische Trauerspiel Bismarc ausbrach, machte indes Werners Projekte miß­gehört zu dem geistreichsten, wikigsten und in der Form geben, so groß auch immer die Verehrung für den Dichter war und liebig. Und so blieb der Reichstag vor ihnen verschont. ist. Dennoch ist vorauszusehen, daß der Sprachenstreit nicht ganz in Tagesblättern und schwer zugänglichen literarischen Beitschriften die Ausschmüdung des Reichstagsfaales die Grundstein- und vollendetsten, was Hartleben geschrieben hat. Die Auffäße find A. b. Werner hatte als weitere würdige Themata für ohne Einfluß auf die im nächsten Jahre stattfindenden Storthings-( dem fast verschollenen ersten Jahrgange der Freien Bühne, den Schlußsteinlegung zum Reichstagsgebäude vorgesehen gehabt. Alle wahlen bleiben wird, obwohl ja am Ende Sieg oder Niederlage der Hartschen Berliner Monatsheften" usiv.) verstreut, bisher nie ge- diese schöne Loyalität aber ging den Weg unausgeführter Projelte, cinen oder anderen Sprache nicht von Parlamentsbeschlüssen ab- sammelt erschienen und daher nur sehr wenigen bekannt. Ste hängig ist. hätten einen fleinen Band gefüllt und wären eine sehr wertvolle weil Bismard 1871 auch dabei gewefen fein wollte. So'n Hand und intereffante Ergänzung der dichterischen Werte gewesen. Uebrigens scheinen Janks Bilder, die jetzt den Reichs­Die äußere Ausstattung der vorliegenden drei Bände tit folide und tag schmücken, auch nicht berufen zu sein, dauernd dem Nede= geschmackvoll: vorzügliches Papier, schöner und deutlicher Drud, parlament anzugehören. Politische und sogar künstlerische Gründe vernehm- prunkloser Einband mit einfarbig hellgrünem Deckel und werden gegen sie ins Feld geführt. Für den preußischen Monarchisten Rüden und schwefelgelbem Schnitt. Im Sinblick auf diese Aus- haben sie zudem einen Kardinalfehler: die Hohenzollern kommen nur auf einem Bilde vor. stattung erscheint der Preis des Werkes( ungebunden 8 M., ge­bunden 10 M.) nicht zu hoch, für die große Mehrzahl des Arbeiter­publikums dürfte er allerdings leider unerschwinglich sein.

Im Gegensatz zu dem Vorredner bedauern wir, daß die Vor­Tage fo außerordentlich spät zustande tommt. Die Klagen der Vorredner, daß die Beratung überhaftet sei, scheitern an der Tat­fache, daß die Vorlage seit März dieses Jahres bekannt ist. Ueber die Kommissionsverhandlungen find in der gesamten sozialdemo­fratischen und auch in der Zentrumspresse ausführliche und richtige Referate erschienen. Daß die Fabrikanten über die Beschlüsse nicht im Zweifel sind, beweisen ja auch die Petitionen, die uns zugegangen find. Am 2. Dezember war die Beratung zu Ende, und am 7. De­zember hatten wir bereits von den Fabrikanten eine offizielle Aeuße­rung gegen dieselben. Also von einer Ueberbaftung fann gar leine Rede sein. Im Gegenteil bedaure ich lebhaft, daß die Vorlage durchaus nicht ohne Schuld der Regierung berzögert worden ist.

Kleines feuilleton.

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Menschen! Auch ich bin alt geworden und schwach und ebel, aber

nicht."

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Literarisches.

u. a.

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Notizen.

J. S.

Otto Grich Sartlebens Ausgewählte Werte in drei Bänden.( Berlag von S. Fischer in Berlin .) Hartleben hat als Unterhaltungsschriftsteller schon bei Zeb­zeiten große und breite Erfolge gehabt; daß er ein Dichter war, erfuhr die Majorität der Verehrer erst nach seinem Tode. Für den Scherzbold Otto Erich , den selbstherrlichen Bohemien und das flaffische Kneipgenie, interessierte sich jeder beffere Weinreisende und Bandrat, aber die fehr ernsten Tiefen seiner fünstlerischen Persönlichkeit tannten nur wenige. Die im Frühjahr publizierten Briefe Hartlebens an seine Frau haben nach dieser Richtung einiges Licht gebracht; die drei Bände ausgewählter Werke, die jetzt er­schienen sind, werden zu weiterem Verständnis der Individualität, Kunstausstellungen. Im Berliner Kupferstich des Menschen und des Künstlers verhelfen. Nicht deshalb, weil sie fabinett ist eine Ausstellung von Miniaturen und Buch in der Einleitung einige Tagebuchblätter der früh verstorbenen malereien aus dem 11. bis 16. Jahrhundert ausgestellt. Die Mutter über Otto Erichs erste Kinderjahre enthalten. Diese rüh wundervolle Feinheit der Zeichnung und Malerei, die diefer Technik renden Aufzeichnungen einer schwerkranten und ängstlich reli- eigen ist, tritt besonders in einigen niederländischen Gebetbüchern zu giösen Frau, bringen kaum eine Erleuchtung. Man hat den Gin- tage. In der Akademie der Künste wurde eine Ausstellung druck, daß der Mutter, trotz allem liebevollen Meühen, das Wesen chinesischer Gemälde eröffnet. des Erstgeborenen ein siebenmal versiegeltes Buch geblieben ist, und-3m Friedrich- Wilhelmstädtischen Schauspiel­man glaubt nicht, daß fie imftande gewesen wäre, die spätere Ent- haufe erlebte am Dienstag, Madame Bonivard", der alte widlung des Menschen und Dichters zu verstehen und zu fördern. Schlager der Schwantfirma Bisson u. Mars, eine fröhliche Auf Auch bringt die neue Ausgabe von Hartlebens Werken nichts, was erstehung. Die Tollheiten und abenteuerlichen Verwechselungen des nicht schon früher im Druck erschienen wäre, aber und darin im flottesten Tempo heruntergespielten Stüdes, die gehäufte fiegt meines Erachtens der Hauptwert der Publikation fie Situationsfomit erzeugten eine ausgelassene Stimmung in dem fehr bringt vieles sehr wichtige, was das große Publikum bisher kaum dankbaren Publikum. Das Thema von der fürchterlichen fannte. Vor allem die Gedichte. Wer, selbst unter den zünftigen Schwiegermutter ist ja mehr als abgedroschen, aber die

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tomischen Seiten, die ihm hier abgewonnen werden, scheinen ihrer Wirkung immer noch sicher zu sein. Die Darstellung hatte aber auch alle Register der Komit mit Geschick gezogen und alle Schwankminen springen laffen. Geradezu famos war die Madame Bonivard der Frau Werner- Wagner, der Herr Lettinger einen sehr gelungenen Komponisten Duval zur Seite stellte. Auch die übrigen Rollen famen trefflich zur Geltung.

feien betriebsame Gründer aufmerksam gemacht Muſterſchutz angemeldet und außerdem jenseits aller Konkurrenz, da fie gratis( pielen.

Langer!

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Ein Pariser heaterstandal. Bei der ersten öffentlichen Aufführung von Mirbeaus neuem Stüd Le Foyer", das hier nach der Generalprobe besprochen wurde, ist in der Comedie française nun doch noch ein Theaterstandal ausgebrochen. Einige junge Leute, die sich für Royalisten halten und gern eine Rolle spielen möchten, führten einen Heidenfpeftafel auf weil fo geheiligte Wefen wie ein konservativer Senator und ein Geistlicher im Stücke etwas derb mitgenommen werden. Man warf die Hans­würfte schließlich hinaus und brachte fie auf die Polizei. Die ge­wünschte Reklame haben die professionellen Radaumacher aber doch für sich gemacht. Gin neues Mittel sur Erkennung der Tuberkulose auch in den allerersten Stadien teilte Dr. Mar­morek der Pariser Akademie der Medizin mit. Geringe Quan­titäten von Blut oder Urin genügen, um in einer Reagenzröhre das Vorhandensein von Tuberkelbazillen nachzuweisen. Diese verändern nämlich das Blutferum, das auch in den Urin übertritt. Dasselbe Prinzip läßt sich auch auf andere Infektionskrankheiten anwenden. Da schon eine ganze Reihe von Witteln für die Frühdiagnose der Tuberkulose vorhanden sind, wird das neue laum große Be. deutung gewinnen.

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