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Nr. 289. 25. Iahrgallg. 3. KcilM ilcs Jotiüitlo" Knlim WsdlM. Dounttstag» 10. Deztiilbtr 1908. Eine Flngblattverbreituny M Kerli«»d Doroete _ findet am Sonntag, den t3. Dezember, von 8 Uhr früh an statt. Partei- Zngelegenkeiten. Bernau  . Heute abend Zahlabend in den bekannten Lokalen. Zernsdorf  . Sonntag, den 13. Dezember, findet für die Ort- schoflen Zernsdorf  , Cablow, Cablower Ziegelei. Dannenreich und Friedrichehof eine Flugblattverbreilung statt. Die Genossen treffen sich um 7»/, Uhr bei Knorr   in Zernsdorf   zur Einpfangnahme der Flugblätter._ Der Borstand. Berliner   JVaebnebteno Wenn die Zeiten schlecht find, so wird das sehr bald auch von der Steuerverwaltung gefühlt. Es hilft unseren Stadtfreisinnigen nichts, den Notstand wegreden zu wollen: Das Ergebnis der Steuereinziehung straft sie Lügen. Je schwerer die Arbeiterbevölkerung unter dem Beschästi- gungSmangel leidet, desto weiter bleibt das Steuerauftommen hinter den ausgeschriebenen Beträgen zurück. Das gilt zum mindesten für die Einkommensteuern, die ja die allgemeinsten Steuern sind und den größten Teil der Bevölkerung erfassen. Hier mehren sich in Zeiten der Arbeitslosigkeit die Fälle, in denen für den Steuererheber nichts zu holen ist und nach erfolgloser Mahnung samt ftuchtlosem Pfändungsversuch die Steuern wegen Unbeitreiblichkeit niedergeschlagen werden müssen. DaS Steuerjahr 1807/03, über das jetzt die Steuer» beputation des Magistrats ihren Verwaltungsbericht erstattet hat, brachte ein noch ungünstigeres Einziehungsergebnis als das vorher- gehende Jahr. Bei der Gemeindeeinkommen st euer mußten von ihrem Sollbctrag wegen Unbeitreiblichkeit 2,16 Proz. und außerdem wegen NichtVerpflichtung 3,46 Proz. niedergeschlagen werden. Hierzu kamen noch 2,41 Proz., die als Rest in das fol- gcnde Jahr hinübergenommen werden mußten. Demnach stellte sich der Betrag, der eingezogen werden konnte, auf nur 91,67 Proz. des Solls. Von der S t a a t s e i n k o m m e n st e u e r, die be- kanntlich durch die Steuerverwaltung der Stadt mit eingezogen wird, mußten wegen Unbeitreiblichkeit 2,67 Proz. und wegen Nicht- Verpflichtung 4,25 Proz. niedergeschlagen und als Rest 1.93 Proz. in das folgende Jahr hinübergenommen werden. Eingezogen wurden also hier nur 91,10 Proz. des Solls. Die Nieder- schlagungen wegen Unbeitreiblichkeit sind schon seit mehreren Jahren im Zunehmen. Sie beliefen sich in den fünf Steuerjahren 1903/04 bis 1907/08 bei der Gemeinde» cinkommensteuer auf 1,42 Proz., 1,51 Proz., 1,73 Proz., 2,06 Proz., 2,46 Proz. des Solls, bei der StaatSeinkommensteuer auf 1,54 Proz., 1,70 Proz., 1.90 Proz., 2,31 Proz., 2,67 Proz. des Solls. Lehrreich ist zu sehen, wie verschieden da? Einziehungs- ergebnis bei den kleineren und bei den größeren Einkommen ist. In den Verwaltungsberichten der Steuer. beputation sind die bezüglichen Zahlen nur für die Staats- cinkommensteuer und nur für die beiden Hauptgruppen der Ein» kommen über oder unter 3000 M. mitgeteilt. Im Steuerjahr 1907/03 wurden vom Sollbetrag der StaatSeinkommensteuer bei den Einkommen über 3000 M. nur 0,47 Proz. wegen Unbeitreib» lichkeit und 2,88 Proz. wegen NichtVerpflichtung niedergeschlagen, und 1,27 Proz. blieben in Rest, so daß hier der eingezogene Betrag sich auf 95,38 Proz. stellte. Dagegen mußten bei den Einkommen unter 3000 M. diesmal 10,29 Proz. wegen Unbeitreiblichkeit und 9,05 Proz. wegen NichtVerpflichtung niedergeschlagen und 4,42 Proz. als Rest in das folgende Jahr hinübergenommen werden. Dem» nach konnten bei den Einkommen unter 3000 M. nur 7 6,2 4 Proz. des ausgeschriebenen Steuersolls, nicht viel mehr als drei viertel, eingezogen werden. Besonders bei diesen kleineren Einkommen sind die Niederschlagungen wegen Unbeitreiblichkeit im Zunehmen. Sie betrugen in den fünf Steuerjahren 1903/04 bis 1907/03 bei den Einkommen über 3000 M. nur 0,32 Proz., 0,27 Proz., 0,25 Proz., 0,26 Proz., 0,47 Proz. des Steuersolls, dagegen bei den Einkommen unter 3000 M. 6,77 Proz., 7,82 Proz.. 7,92 Proz., 9,54 Proz., 10,29 Proz. des Steuersolls. Wegen Unbeitreiblichkeit mußte hier im letzten Jahre mehr als ein Zehntel des Steuersolls niedergeschlagen werden. lieber die Ursachen dieser fortschreitenden Verschlechterung deS Ergebnisses der Steuereinziehung findet sich in dem Ver- waltungSbericht nur eine ganz kurze Bemerkung. Sie lautet:Die bedeutende Zunahme der unbeitreiblich gewesenen Staats- und Gcmeindeeinkommensteuerbeträge ist zum Teil auf das höhere Steuersoll, zum Teil auf die durch Streiks in den verschiedenen Gewerben verursachte Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Nicht ohne Einfluß ist auch die höhere Veranlagung der unteren Steuerklassen infolge der Angabe der von den Großbetrieben gezahlten Arbeits- löhne gewesen." Nun wissen wirS: die Streiks sind es. die den Arbeitern die schlechten Zeiten gebracht haben; hätten die Arbeiter nicht gestreikt, so gäbe eS jetzt keine Arbeits- losigkeit. Man sieht, daß der bornierte Unternehmer- st a n d p u n k t, von dem aus der Berliner   Stadtfreisinn alle die Arbeiterklasse berührenden Fragen ansieht, sich niemals verleugnen kann. Die Bev/lkernngSzahl Berlin» schwankt im Laufe eine» Jahres mehrfach auf und ab. Seit langem nahm sie alljährlich besonders im Oktober sehr stark zu. weil der Herbst regelmäßig einen bedeutenden Ueberschuß der Zuzüge über die Wegzüge brachte. In diesem Jahre aber und zum Teil auch schon im vorigen hat die Verschlechterung der Wirtschaftslage dazu geführt. daß in Berlin   die Bevölkerungsbewegung, wie wir bereits mehrfach gezeigt haben, sich ganz ungewöhnlich gestaltete. Infolge beträchtlicher Verminderung derZuzüge und gleich- zeitiger Vermehrung der Wegzüge war in manchen Monaten der Rückgang der Bevölkerungszahl so groß, und andererseits blieb selbst in den Monaten, die sonst zu den günstigen gehören, der Zuwachs so gering, daß schon im Sommer dieses Jahre« die Bevölkerungszahl nur noch wenig über derjenigen aus dem Sommer vorigen Jahre» stand. Daher mußte man dem Ergebnis des Monats Oktober diesmal mit besonderem Interesse entgegensehen. Der diesjährige Ottober hat nun gleichfalls einen nur mäßigen Bevölkerungszuwachs gebracht, weil der Zuzugsüberfchuß eine nur geringe Höhe erreichte. Das Er« gebniS der vom Statistischen Amt der Stadt ausgeführten Be- völkerungsfortschreibung liegt jetzt bis Anfang November vor. Für Anfang Ottober war die Bevölkerungszahl 2 095 056 errechnet worden. der Zuwachs aus Oktober betrug aber diesmal nur 6135, mithin stieg bis Anfang November die BevölkernngSzahl auf 2 101 191. Im vorigen Jahre dagegen hatte der Ottober mit 2094 269 begonnen, der Monat brachte dann einen Zuwachs von damals noch 10 559, Anfang November stellte sich mithin die BevölkerungS- zahl auf 2 104 323. Man sieht, daß im Jahre 1908 zu An- fang November die Bevölkerungszahl Berlins  niedriger war als im vorigen Jahre zu dem» elben Zeitpunkt. Aus dem zwölfmonatigen Zeitraum von jSnsang November 1907 bis ebendahin 1903 hat Berlin   sich einen Bevölkerungsverlust von 3637 Personen zu buchen gehabt._ WaS geben wir unseren Kinder» zu lesen? Die Frage, was wir unseren Kindern zu lesen geben sollen, tritt jetzt in der Zeit vor Weihnachten wieder an unS Eltern heran. Beantwortet wird sie durch die Ausstellung von I u g e n d s ch r i f t e n, die am Sonntag im Gewerkschaft s- Haus(Engelufcr 15) eröffnet worden ist. Den Eltern, die ihren Kindern ein gutes Buch schenken möchten, können die dort ausge- stellten Jugendschrkften empfohlen werden. Warum diese zu cmp- fehlen sind, und welche Anforderungen an eine gute Jugendschrift gestellt werden müssen, das wurde am Dienstag in einer nach dem Gewerkschaftshaus einberufenen öffentlichen Versammlung in einem Vortrag des Genossen Dr. Ed. David dargelegt. Von einem guten Buch forderte der Vortragende, daß eS sich darstelle als ein Stück Lebenserfahrung eines hervorragenden Menschen. Es müsse den geistigen Horizont deS Lesers erweitern, sein Gefühlsleben läutern, ihm edle StrebenSziele geben. Von diesen Gesichts- punkten aus sind die ausgestellten Bücher auSgewäblt worden. Zu- gründe gelegt wurde die sichtende Vorarbeit deutscher VolkSschul- lehrer, aber hinzugekommen ist die nochmals prüfende, auSson» dernde, ergänzende Tätigkeit des Bildungsausschusses der lozial- demokratischen Partei, dem eine Reihe fachkundiger Genossen und Genossinnen mitarbeitend zur Seite gestanden haben. Die Be- suchcr der Ausstellung finden eine Sammlung einwand» freier Bücher für Kinder jeden Alters, von den Bilderbüchern für die Allerkleinsten bis hinauf zu der Lektüre für die schon aus der Schule entlassene Jugend. Genosse David er- örterte die einzelnen Stufen der Jugcndliterawr, die sich dcnl Be- dürsiliS der verschiedenen Altersklassen anpassen: die Bilderbücher, die Märchen- und Sagenbücher, die Bücher mit wahren Erzählungen, die Schilderungen aus der Völkerkunde, der Naturgeschichte, der Kulturgeschichte usw. usw. Besonders wichtig sei die Lektüre für dasjenige Lebensalter, in dem die Knaben und die Mädchen sich zum Jüngling und zur Jungfrau entwickeln. Diese kritische Zeit bedeute eine Revolution nicht nur für daS körperliche, sondern auch für daS geistige Leben deS Kindes, in ihr beginne bereits die Weltanschauung sich zu bilden. Gerade hier sei eS sehr zu wünschen, daß die Eltern aus der Arbeiterklasse sich den Einfluß auf die Entwicklung ihrer Kinder sichern und die geistige Gemeinschaft mit ihnen bewahren. Auch die Frage der Beschafftmg guten Wandschmuckes für Arbeiterwohnungen wurde vom Vortragenden noch kurz ge« streift. Die Ausstellung bietet eine Reihe Wandbilder, die künst- lerisch wertvoll und dabei verhältnismäßig billig sind. Dem anregenden Vortrag, der mit lebhaftem Beifall aufge- nommen wurde, folgte keine Diskussion, die Versammlung wurde von der Vorsitzenden Genossin Stock geschlossen mit der Mahnung, daß jeder an seinem Teil dazu beitragen möge, der Aus» stcllung von Jugend schriften und Wandschmuck möglich st viele Besucher zuzuführen. Die Ausstellung bleibt(in Saal III) noch geöffnet bis einschließlich nächsten Sonn- tag, täglich von 3 Uhr nachmittags bis 10 Uhr abends. Der Zutritt ist unentgeltlich für jedermann. von einer Fahrt zum Kaiser. Wegen Wider st andSgegen die Staatsgewalt war der Kutscher Hcllmcr unter Annahme mildernder Umstände vom Landgericht I zu einer Geldstrafe ver- urteilt worden. Der Tatbestand war nach Feststellung des Gerichts folgender: Am 29. Januar gc�en 8 Uhr hatte H. den Landwirt- schaftsminister b. Arnim in einer Equipage zum Hofball ge- fahren. Im Wagen befand sich dann noch der Geheime Kanzlei- dicner Zielke, der in der Kommandantur einige Karten des Ministers abzugeben hatte. Als H. vom Schloß nach der Kom- mandantur fahren wollte, waren die Linden gesperrt. Ein Schutz- mann winkte H. und fiel den Pferden in die Zügel, als H. nicht darauf achtete. Der Angeklagte hob die Peitsche und schlug nach dem einen Pferde. Darin wurde der Widerstand gegen die Staatsgewalt gesehen, indem angenommen wurde, daß der Angc- klagte durch den Schlag die Pferde vorwärts treiben wollte. DaS Kammergericht verwarf die Revision H.S. Ohne Rechts- irrtum sei Widerstand gegen die Staatsgewalt festgestellt. Der Schutzmann habe im Interesse des öffentlichen Verkehrs, also in befugter Ausübung feines Amtes gehandelt. Dem habe der An- geklagte durch Gewalt Widerstand geleistet. Der Schutzmann habe die Pferde angehalten. Dieser behördlichen Gewalt habe Kläger   Gewalt entgegengesetzt, indem er daS eine Pferd zum Zwecke de» Antriebs schlug. Gleichgiltig sei. daß sich diese Gewalt zunächst nur aus daS Pferd erstreckte. Entscheidend wäre, daß sie sich auf dem Schutzmann übertragen sollte. Wenn der Schutzmann dies verhinderte, indem er die Pferde so festbielt, daß sie dem Peitschenantrieb nicht folgten, dann ändere das nichts an der Feststellung de» Widerstandes gegen die Staatsgewalt. lieber mangelhaften Signaldienst auf der Hochbahn geht der Nationalzeitung" eine Beschwerde zu. deren Verfasser folgendes berichtet:Ich befand mich gestern abend kurz vor 7 Uhr auf dem Bahnhofe Friedrichstraße und wollte nach der Richtung Zoologischer Garten   fahren. Auf der Tafel, die die Richtung des zunächst kam- .nenden Zuges anze'gt, standWarschauer Brücke". Gewöhnlich ucvt« ich dann überhaupt nicht auf den einfahrenden Zug, sondern pflege zu lesen. In diesem Falle gab ich aber gerade acht: auf dem einfahrenden Zug standWilhelmsplatz". Ich betrachtete nun wieder die Tafel, wo noch immerWarschauer Brücke" stand, sagte mir dann aber schließlich, auf dem Zuge müsse doch das Ziel der Fahrt richtig angegeben sein, und stieg in den Zug, da kein De« amter in der Nähe war. den ich hätte fragen können. Kurz vor der Abfahrt deS Zuges 6.55 wurde die TafelWarschauer Brücke" zurückgezogen, und erst als der Zug sich in Bewegung setzte, erschien die richtige Tafel. Ich irttne nun. so etwas dürfe doch nicht vor- kommen, wenn auch bei einem Bahnhofe, wie dem der Friedrich- straße. kaum ein Unglück dadurch entstehen kann, daß das Bahnhof. personal nicht weih, nach welchem Ziele der au erwartende Zug weiter fährt, so kann doch genau dasselbe sich auf dem Bahnhofe vor eine Kreuzungsstsll« ereignen, z. B. auf dem Bahnhofe Leip. ziger Platz." Von anderer Seite wird derNat.-Ztg." dieselbe Beobachtung, die auf dem Bahnhof Bülowstraße gemacht worden ist, bestätigt. Auch uns ist dieser Tage ein gleicher Vorgang vom Bahnhof Nollendorfplatz berichtet worden. Strahenbahnbcschwerden. Aus Pankow   wird uns ge- schrieben:Im Eiliempo von 35 Kilometern rast die Elektrische durch die Berliner Straße, jedenfalls mutz hier die Fahrdiffcrenz wieder herausgeholt werden. Die in den Wagen sitzenden Passa- giere, hauptsächlich die in den alten aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Anhängern erhalten dabei als Zugabe Freimassagc; es scheint, als ob unter den Wagen Trommelmaschincn angc- bracht sind, die anscheinend zur Stählung der Nerven dienen sollen. Ob der Herr Generaldirektor schon einmal eine Stunde in einem solchen alten Karren gesessen hat? Wehe demjenigen, der vor der Haltestelle aufsteht, um oen Wagen zu verlassen, ein plötzlicher Ruck und es ist um ihn geschehen. Vor einigen Wochen passierte es, daß eine vom Einkauf heimkehrende Frau dadurch aus dem Wagen ge- schleudert wurde, sich glücklicherweise nur das Gesicht verletzte, da- für aber 14 Tage krank war vor Schreck. Ein fünfjähriger Junge verlor seinen rechten Arm und eine arme Plätterin ein Bein. Die gefährlichste Stelle ist die StraßenkreuzungBinzstraße". Zeit- weise ist die Straße sehr befahren und mehr wie einmal war eS nur der Geistesgegenwart der Wagenführer zu verdanken, daß ein Zusammenstoß nicht erfolgte. Kann sich dieGroße" die Konse- quenzen ausdenken bei einem vollbesetzten Wagen? Von Anwoh- nern der Binzstraße ist petitioniert worden, die Haltestelle, die sich auf einem ganz ungeeigneten Play befindet und sehr dunkel liegt, nach der Ecke der Binzstraße zu verlegen, aber diq Petenten sind mit nichtssagenden Ausflüchten abgewiesen worden. Versprochen wurde zwar, an ftaglicher Stelle langsamer zu fahren, dabei ist es aber geblieben, von langsam fahren ist nichts zu merken. Wenn hier nichts zum Schutze der Anwohner geschieht, werden diese be- dauerlichen Unglücksfälle nicht die letzten sein. Einerseits ist es der berüchtigte Binzsee, der jedes Jahr seine Opfer fordert, anderer- seits sind es die vorbeisausendcn elektrisck�en Wagen, die Leben und Gesundheit gefährden. Hoffentlich nimmt sich die Gemeinde- Vertretung diese? Notschreies an und versucht die Angelegenheit dieser vom Unglück verfolgten Straße zu regeln. Zu dem Kampfe im UntersuchungsgefAngniS wird mitgeteilt, daß der Gefangene Buchhalter Rubin   immer noch besinnungslos danieder- liegt. Die Schubverletzung im Unterleibe ist sehr schwer. Ob der Verwundete mit dem Leben davonkommen wird, ist sehr zweiselhast. Der durch Messerstiche verwundete Beamte ist der Gefangenenaufseher Franz Basiert aus der Feldzeugmeisterstr. 7. Seine Verletzungen sind nicht so schwer, als man anfangs glaubte. Er konnte deshalb, nachdem er im Krankenhause einen Verband erhalten hatte, uoch in der Nacht seine Woanung aussuchen. Der Leichcnfund an der AuferstehungSkirche ist jetzt vollständig aufgeklärt. Die Obduktion, die gestern nachmittag die GcrichlSärzie Geheimrat Siraßtnann und Dr. Marx vornahmen, bestätigte, daß der Gelegenheitsarbeiter Schlemper, der auf einer Bank tot auf- gesunden wurde, an Verblutung durch Messerstiche gestorben ist. Die mutmaßlichen Täter Klienitz und die Stahlberg wurden nach der Obduktion wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgange nach dem Untersuchungsgefängnis zurückgebracht. Ein schwerer Automobilunfall trug sich gestern nachmittag in der GreifSwalder Straße zu. In der Nähe der Danziger Straße hatten mehrere Schulkinder auf der Promenade gespielt. Der achtjährige Haus Meiners rannte dabei aus den Fahrdanmi und beachtete nicht das Herankommen eines Privataulomobils. Er lief gegen den Kraftlvagen, wurde zu Boden geschleudert und die Hinterräder des Wagens gingen ihm über die Brust hinweg. In besinnungslosem Zustande wurde der Knabe nach dem Krankenhause am Friedrichs- Hain gebracht, wo die Aerzte schwere innere Verletzungen bei ihm konstatierten. Die Firma Nix& Geneft teilt uns zu dem Selbstmord des Monteurs Rudolf mit, daß sie ihn nicht nach einem vorherige» Krankenlager entlassen habe, sondern sie habe ihn darauf wieder eingestellt und erst später wegen unsoliden Verhaltens nach vor» heriger Verwarnung entlassen. Eine Handtasche mit Inhalt(Portemonnaie mit Geld, Trau» rkng und verschiedenes andere enthaltend) hat am 7. Dezember abends ein Arbeiter in der Lohmühlenstratze gefunden. Er glaubt, daß die Vcrliererin eine Arbeiterfrau ist und möchte ihr wieder zu ihrem Eigentum verhelfen. Er bittet uns um Veröffentlichung, der wir ausnahmsweise nachkommen, da in der bezeichneten Gegend die Orte Berlin  , Rixdvrf und Treptow   zusammentreffen und die Verliererin nicht recht wissen dürste, an welche zuständige Behörde sie sich zu wenden hat. Die Verliererin hat sich bei SchadcwSki, Lohmühlenstr. 25, zu melden. In einem Anfall von Schwermut a»S einem Fenster der vierten Etage gesprungen ist gestern abend die Witwe T h a m m aus der Aorkstr. 72. A!S Hausbewohner auf den Hof eilten, um Hilfe zu bringen, war eS leider schon zu spät. Der Tod war auf der Stelle eingetreten. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Feuerwehrbericht. Die Berliner   und Rixdorfer Feuerwehr wurden am Mittwoch nach der Schinkestraße 20/21 alanniert, wo in einer Blechemballagenfabrit Feuer ausgekommen war. das auf eine Werkstatt beschränkt werden konnte. Der 11. Zug wurde gestern abend nach der Urbanstraße 116 gerufen. Dort war in einem Keller. ein Gäureballon geplatzt. Um die Gefahr zu beseitigen, gab die Wehr mit einem Rohre tüchtig Wasser. In der Pflugstraße 2 brannte auf dem Boden des Hauses HauSrat u. a., und in der Müllerstraße 116/120 auf fteiem Felde eine Laube. Zwei kleine Wobnungsbrände wurden aus der Schönhauser Allee   63 und Bach- strah, 10 gemeldet. Vorort- JVaefmehtem Lichtenberg  . Aus der Stadtverordnetenversammlung. Die vom Magistrat nochgeforderten Mittel zur Deckung der Unkosten für die Auf- stellung der Wähler- und Bürgerltsten sowie der Entwurf einoc Abänderung des OxjSstatutS über die Reisekostenentschädigung der an der städtischen Verwaltung Beteiligten wurden bewilligt. Während bisher beispielsweise für eine Terrainbesichtlgung in Marzahn   oder Teilnahme an einer Besprechung in Charlottenbuvg Beträge von 16 und 13 M. bezahlt wurden, dürfen in Zukunft nur solche von 4, 6 und 8 M. erhoben werden, wenn es fich um Orte handelt, die in einer Entferming von 20 Kilometer liegen. Die Beschlußfassung über die Beschaffung eineS Stadtwappens machte der Majorität der Versammlung insofern Schwierigk/iiten, als der Stadtverordnete Lehne Bedenken darüber äußerte, daß die im Wappen zur Dar- stellung kommende Sonne, die in Anlehnung an den Ortsnamen Lichtenberg   strahlend über einem' Berge sich erhebt, und nach der Erklärung des Sachverständigen, Stadtrat Hirtschulz, daran er- inner» soll, daß früher die Berliner   hofsilungsvoll ihre Blicke nach Lichtenberg   richteten, viel zu strahlend und zu hell dargestellt sei.