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Br. 290. 25. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. feitos. Tezember 1908.

Reichstag  .

180. Sigung bom Donnerstag, den 10. Dezember, nachmittags 1 Uhr. Am Bundesratstische: v. Bülow, Sydow, Kraette, Dernburg  . Auf der Tagesordnung steht die

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Freitag, 11.

treten des Staatssekretärs v. Bethmann- Hollweg  . Auch nach Verschiedene Redner haben darauf aufmerksam gemacht, daß der Bewilligung des Gesetzes bleibt er in der Auslegung unser Botschafter in Konstantinopel   zur Zeit des Umschwunges nicht auf loyal( Zustimmung bei den Freifinnigen); der Gebrauch der seinem Posten war, und haben vermutet, daß Frhr. v. Marschall   sich, polnischen Sprache in Gewerkschaftsversammlungen soll verboten habe von den Ereignissen überraschen lassen. Anzeichen einer mög werden, sagte er, wenn die Gewerkschaft nur Kulisse für national- lichen Ueberraschung hatte er längst bemerkt und berichtet. Wie schnel polnische Bestrebungen ist. Aber dann darf man nicht den Gebrauch sich die stille Bewegung in eine offene verwandelte und welcher. der polnischen Sprache überhaupt in Gewerkschaftsversammlungen Erfolg sie haben würde, entzog sich jeder Berechnung. Als die verbieten, wie es der Regierungsvräsident in Arnsberg   getan hat.. Wendung eintrat, wurde von der sofortigen Rückkehr des Bot­Mißtrauen ist eine parlamentarische Tugend. Mit diesem Mißtrauen schafters abgesehen, um nicht der Verdächtigung Raum zu geben, als wollen wir den Etat betrachten und behandeln und so dafür sorgen. Handle es sich um die Rettung des alten Regimes. Uebrigens über­daß das Defizit fich auf einer verständigen Höhe bewegt.( Bravo  ! brachte er an dem historischen ersten Selamlik nach der Wieder­bei den Freisinnigen.) einführung der Verfassung Reichskanzler Fürst   v. Bülow:

zur See

Weiter ist im Laufe der Debatte gesagt worden, unsere auswärtige Lage

Staatssekretär des Auswärtigen v. Schoen:

dem Sultan   die besten und herzlichsten Glückwünsche des Kaifers zur Wendung der Dinge, in der Hoffnung, daß die Neuerung der Türkei  zum Segen gereichen würde!

verjüngte Türkei   Ausdruck gegeben. Auch ist es unrichtig, daß die Deutschland   hat also als erste Macht ihrer Sympathie für die deutschen   Schiffe im Hafen an dem türkischen Freudentage nich geflaggt hätten.

Herr Haußmann hat dem Botschafter der Vereinigten Staater sprochen, die wir alle teilen, ich füge hinzu,( mit erhöhter Stimme; freundliche Worte gewidmet und mit Wärme von den Gefühlen ge hoch und niedrig.( Große Heiterkeit.)

Noch einige Worte über das schwierige Thema des auswärtigen Dienstes. Daß die Zuführung frischen Blutes für die Diplomatie erwünscht ist, ist ganz meine Meinung.( Große Heiterfeit im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Jm Geschäftsbetrieb des Aus­wärtigen Amtes ist gewiß manches verbesserungsfähig. Es fint daran fetzen werde, praktische Neuerungen einzuführen und, wenn Reformen in Arbeit. Seien Sie überzeugt, daß ich alle Kräfte meine Sträfte reichen, auch durchzuführen.( Bravo  ! beim Block.)

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Gehalts­

Fortsetzung der Beratung des Etats. Abg. Haußmann( südd. Bp.): Der Grundsatz Gut oder schlecht, mein Land hat recht" ist außerordentlich bedentlich; glücklicherweise befolgt man ihn auch in Frankreich   nicht und ebensowenig wollen wir ihn befolgen. In der Beurteilung des amerikanisch- japanischen Herr Haußmann hat ebenso wie andere Vorrebner Abkommens folge ich der Ansicht des Reichskanzlers: unsere die Frage der internationalen Einschränkungen der Rüftungen Interessen fönnen darunter nicht leiden. Die Vorgänge in China  müssen wir mit großer Aufmerksamkeit verfolgen, dort bereitet sich berührt. Ich stelle fest, daß ein solcher Vorschlag nicht an uns Der Uebergang zu einem modernen Staatswesen vor. Besondere Freude empfinden wir darüber, daß Herr Hill als Bertreter der herangetreten ist. Darüber hinaus will ich sagen, daß wir eine internationale Beschränkung der Rüstungen stets für eine wünschens­Bereinigten Staaten hierhergekommen ist; das deutsche   Volk ist nicht der Meinung, daß Aber wir haben Zweifel an der werte Sache gehalten haben. nur Millionäre Vertreter einer großen Nation fein fönnen.( Bustimmung.) Daß die Angelegenheit in einer so heiflen Frage, durch welche die Gegensäge statt gemildert Durchführbarkeit und an der Opportunität ergebnislofer Diskussionen bon Casablanca in den Hafen eines Schiedsgerichts eingelaufen ist, leicht verschärft werden könnten. Dazu kommt, daß wir in der Mitte ist erfreulich. Aber ein ungesunder Zustand ist es, daß ernste Kon- von Europa   auf dem strategisch ungünstigsten Blaze von allen fünf flifte überhaupt wegen einiger Deferteure entstehen konnten. Marofto Weltteilen siehen. at für Deutschland   noch weniger Bedeutung als die Balkanhalbinsel  . Wir wüssen uns nach verschiedenen Seiten ber­Wir wünschen überhaupt einen Schiedsgerichtsvertrag teidigen können. mit Frankreich  , wie wir ihn mit England haben. Im Zu­fammenhange mit Marotto sagte der Reichstanzler: Keine Prestige­politit!" Dem stimmen wir zu und fügen hinzu: Auch keine laffe zu wünschen übrig. Gewiß, die Situation in Europa   ist gegen­Schifanepolitit!" Herr v. Holstein soll die Berichte unserer wärtig feine besonders behagliche; aber unsere 2age würde in dem auswärtigen Geschäftsträger nach eigenem Ermessen geändert, die ge- Augenblic eine wirklich schlechte und der Friede ernstlich bedroht änderten Berichte an die Geschäftsträger zurückgesandt haben, damit sie werden, indem wir unsere Rüstungen unter den durch die Lage er- Abg. Zimmermann( Antis.) beklagt, daß Deutschland   nicht früh sie von neuem einsenden, und diese geänderten Berichte sind dann an forderlichen Stand vermindern würden. Unsere Rüstungen zur See, genug von der Annegion Bosniens   Wind bekommen habe, und daß höhere Stellen weitergegeben worden. Frankreich   ist mit Delcaffé die durch das Gesetz bestimmt sind, bezwecken den Schuß unseres man so stürmisch um die Freundschaft Englands werbe, freut sich fertig geworden und so sollten wir auch mit Herrn v. Holstein fertig Handels und unserer Küste; doch unser Landheer und unsere allen mit Haußmann über Bethmanns Loyalität bei der Handhabung des sein, der die Rolle eines fleinen Delcassé gespielt hat. anderen Ländern vorauseilende Sozialpolitik nehmen unsere Kräfte Vereinsgefeges, wünscht eine möglichst geräuschlose auswärtige Der Türkei   fönnen wir aus Klugheit und Gerechtigkeit mur start in Anspruch, so daß wir mit unserem Schiffsbau über das für Politik, hält die Lage auf dem Balfan für kritisch, Italiens   Haltung wünschen, daß fie nicht geschwächt wird; die Jungtürken   haben die Verteidigung Notwendige nicht hinausgehen können. für zweideutig und Bülow für den Nechtsnachfolger der alten Bythia allerdings mehr Sympathie mit parlamentarischen Ländern als mit Herr Haußmann hat weiter einen langjährigen Beamten des von Delphi, der wie diese vieldeutige Drafelsprüche zum uns, da fie unsere Verfaffung für einen Scheinkonstitutionalismus Auswärtigen Amtes genannt, einen Mann von hervorragender besten gebe; er bezeichnet die Bedrängnis des Deutschtums in halten mit einem starken Stüd rückständigen Despotismus. Natürlich politischer Befähigung und selbständigem Charakter. Ich weise die Desterreich als schwere Gefahr für das deutsch   österreichische müssen wir alles unterlassen, was unserem Bundesgenossen Dester- gegen Herrn v. Holstein gerichteten Angriffe zurück.( Bravo  ! rechts.) Bündnis und regt unter Berufung auf den italienischen ceich Verlegenheiten bereiten fönnte. In Prag  , wo durch den Weiter hat Herr Haußmann von Einflüssen gesprochen, die sich in Minister Tittoni   an, die österreichisch- ungarische Regierung freund­slawischen Fanatismus die persönliche Sicherheit aufgehoben war, der Marokko  - Frage bemerkbar gemacht hätten. In einem mir unter- nachbarlichst auf gewiffe Tatsachen" aufmerksam zu machen. Das haben die Tschechen den Beweis der Ueberlegenheit ihrer Kultur stellten Ressort dulde ich keine Neben- und Unterströmungen. End- Standrecht in Brag ist mehr wegen der Dynastie als wegen der nicht geliefert.( Buſtimmung.) Der Reichskanzler sagte, über die lich hat Herr Haußmann an dem Vorgehen Desterreich- Ungarns in Deutschen   verhängt worden. Die Deutschen   sollten sich so solidarisch Absicht der Annerion haben wir vorher von Desterreich nichts verschiedenen Bunften Kritik geübt. Ich halte es nicht für richtig, fühlen wie die slawen, wenn auch ein Einschlagen der tschechischen erfahren, und dafür ist er Desterreich dankbar. Aber wenn ein in die gegenwärtigen Schwierigkeiten Desterreichs durch eine unfrucht Schädel nicht zu empfehlen ist. Die deutschen   Arbeitgeber sollten Berlin   geschloffener und garantierter Vertrag gesprengt wird, ist mir bare Stritik zu erhöhen. Wir dienen Desterreich und nicht so viele Tschechen beschäftigen. dieser neueste Ton der Frende über das Nichteingeweihtsein doch der Sache des Friedens, wenn wir feinen Zweifel Tschechen In Nigdorf haben die eine eigene Kirche, und sie behaupten, etwas zu leicht.( Zustimmung bei den Freifinnigen.) Der Reichs- lassen über die unerschütterlichkeit unseres die Gründer von Rigdorf und Friedrichshagen   zu sein. fangler fagte einmal, man solle sich über eine Extratour eines Ver- Bündnisses und über den Ernst, mit dem wir Man sollte überhaupt nicht so viele ausländische Arbeiter ins bündeten nicht aufregen. Aber Italien   tanzt Extratouren fortissimo. unfere Bundespflicht betrachten.( Lebhafter Beifall Land ziehen, namentlich nicht zu Zeiten der Arbeitslosigkeit. Die Der Dreibund hat durch die Freundschaften, die feine Mitglieder ge- rechts und in der Mitte.) ausländischen Arbeiter neigen zu Schlägereien. Die Landwirt­fchloffen, einen anderen Inhalt erhalten, er ist ausgehöhlt worden. Wo alle Staaten sich anders orientieren, hat Deutschland  , fchaft allerdings kann die ausländischen Arbeiter nicht entbehren. oas in Vereinzelung Redner wendet sich sodann der Beamten­Einige Bemerkungen zu Einzelfragen der auswärtigen Bolitit. vorlage zu um fein anderes Wort zu gebrauchen und beklagt die Härten und Ungerechtigkeiten geblieben ist, allen Grund, sich auch anders zu orientieren. England leber Maroffo ist Ihnen im Frühjahr eine Sammlung von Aften- derselben. Der gewerbetreibende und handeltreibende Mittel­fommt bei der gegenwärtigen Spannung für eine Anbiederung ftüden vorgelegt worden. Eine Fortsetzung dieses Weißbuchs werden stand gönnt den Beamten bon nicht in Betracht. Freilich ist nicht jede Gelegenheit ausgenugt worden, Sie nach den Weihnachtsferien erhalten. Ueber den Zwischenfall mit aufbesserung, beschwert sich aber über die vielfach behördlich Herzen die vo England versucht hat, sich uns zu nähern. In der Balkanfrage den Deserteuren von Casablanca wird es nur wenig enthalten, denn begünstigten Beamtenkonsumbereine usw. Mit solchen Dingen find Berührungspunkte zwischen uns und Frankreich   vorhanden; die eine Sache, die vor dem Richter ist, muß der Erörterung entrüdt begibt sich die Beamtenschaft auf die schiefe Ebene und macht die innere Spannung zwischen Deutschland   und Frankreich   ist weit sein. Ich bemerke deshalb dazu nur, daß die Annahme des Abg. Handwerker und Kaufleute allen Aufbesserungen der Beamten ab­geringer als früher. Um so mehr sind gerade die Maroffovorgänge Scheidemann  , wir hätten nach Kenntnis des französischen   Berichtes geneigt. Wenn man den Frauen zuviele Berufe erschließt, dann zu bedauern, weil sie die natürliche Annäherung zwischen uns und unser Verlangen der vorherigen Entschuldigung Frankreichs   aufrecht- nimmt die Ehelosigkeit zu und die Geburtenziffer ab. Man sollte Frankreich   stören.( Sehr richtig! bei den Freifinnigen.) erhalten, irrtümlich ist. Von einer Entschuldigung ist überhaupt die Verheirateten durch Steuererleichterungen, erhöhten Wohnungs­Herr Baffermann meinte, das wirtschaftliche Emporkommen niemals die Rede gewesen, sondern nur von dem Ausdruck des geldzufchuß usw. begünstigen. Die Schutzolpolitik ist gut. Die Deutschlands   sei der Grund für die Mißgunst anderer Länder. Das Bedauerns.( Heiterfeit.) preußischen Prinzessinnen vermehren die Unzufriedenheit, indem sie, ist nur teilweise richtig. Schuld ist auch unsere auswärtige Politif, Vielfach ist der Wunsch geäußert worden, wir sollten nnfere ihre Kleider in Paris   bestellen.( Beifall bei den Antisemiten.) die etwas Lärmendes, Renommistisches hat. Dazu kommt, daß wir Truppen aus China   zurückziehen. Die Regierung teilt diesen Wunsch Abg. Dr. Dröscher( f.) begrüßt die Beamtenvorlage sympathisch. nur einen Scheinkonstitutionalismus besitzen. Ein Mann, der in der Hoffnung, daß China   für die Aufrechterhaltung der Ruhe Alle Erwartungen sind aber nicht so erfüllt worden, wie wir feinen Hausschlüssel hat, wird von den Männern, mit denen forgen fann und sorgen wird. Nachdem aber der Thronwechsel in es gewünscht haben. In weiten Beamtenfreifen hat Verbitterung er verkehrt, weniger geachtet, um so weniger, wenn China   eingetreten ist, würde jede Truppenbewegung im gegenwärtigen plaggegriffen. Wir billigen, daß man die Besoldungssäge im großer, starter Mann ift. S0 werden auch wir Zeitpunkt Beunruhigung bei der chinesischen Bevölkerung hervorrufen. Reiche mit den in Preußen geltenden in Einklang bringt. weniger geachtet, weil wir den Hausschlüssel des Volfes im Parla- Deshalb hat auch die japanische Regierung die bereits beschlossene Redner verbreitet sich sehr ausführlich über die Einzelheiten der nente auch nicht haben. Der Reichstanzler fagte, er wolle Politit Zurückziehung ihrer Truppen aufgeschoben. Jedenfalls beabsichtigt die Beamtenvorlage. Unter anderem schlägt er bor  , den Wohnungs­machen in Uebereinstimmung mit diesem Hause. Hoffentlich ist das faiserliche Regierung, eine erhebliche Werminderung, wenn nicht geldzuschuß nach dem Amts statt nach dem Wohnort zu diffe Grundsatz und nicht nur Wendung. Wie sehr ein Minister gefräftigt gänzliche Zurüdziehung der Truppen so schnell wie möglich in die renzieren. Auch tabelt er die übertriebene Häufigkeit und Kost­wird durch das Vertrauen des Parlaments, zeigte gestern das Auf- Wege zu leiten. spieligkeit der Dienstreifen. Den Angriffen des Abg. v. Gamp plateau, das etwa 15 000 Fuß über dem Meeresspiegel liegt, ein­brang. Von hier wandte er sich nach Westen und es gelang ihm, das tiefe Tal von Bailit zu erreichen, das schließlich zum Jurun­Kasch führt. In den steilen Felshängen am Flusse stieß man auf ausgedehnte Goldgruben, die offenbar schon seit ältester Zeit ausgebeutet wurden und die bisher von keinem Europäer besucht worden waren. Die Eingeborenen taten alles, dem Forscher den fremden Blicken zu behüten. Ueber schwierige 17 000 und 18 000 meg durch dieses Tal zu verheimlichen, um ihre Goldlager ver Fuß hohe Pässe orang der Gelehrte mit seinem Begleiter von Bailik aus in das große vereiste Peden ein, in dem der östlichste strengung vermochten die Reitesel die Schwierigkeiten des Hoch­und größte Arm des Flusses entspringt. Nur mit größter An­gebirges zu überwinden, aber eine Reihe wichtiger geographischer und geologischer Aufnahmen entschädigten vollauf für die Stra­pazen. Außerordentlich interessant ist die Feststellung, daß die cis­umschlossene Zone in verhältnismäßig junger Zeit sich wesentlich berkleinert hat, denn sie gibt einen Hinweis über die Zuſammen­schrumpfung, die das vom Jurun- Kasch mit Wasser gespeiste Ge­biet im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat. Nady genauer Unter­fuchung und Aufnahme des Quellandes wandte die Expedition sich nach Often zu dem höher gelegenen Atsai- tschin- Plateau. Durch das oberste Tal des Keriaflusses orang man in die Gletscherregion cin, aus der der Strom entspringt, und mühsam arbeitete man sich vorwärts durch die von heftigen Schneestürmen verwüsteten Täler und damit begann die Erforschung der westlich davon liegenden und Klüfte. Die Wasserscheide des Keriaflusses wurde überwunden, Gebiete, die bis heute noch unbekannt geblieben waren und die ebene verzeichnet sind. Es zeigte sich bald, daß das Land in Wirk­auf den Karten unter dem Namen Weiße 2 üst e" als Hoch­lichkeit einen ganz anderen Charakter aufweist. Schneebedeckte Gebirgsausläufer durchqueren das Gebiet, durchbrochen von breiten Eine Forschungsreise durch Zentralafien. Die große Fortiefen Tälern, die von Flüssen berieselt sind. Aber nur selten er­Die Temperatur der Sonne und der Figsterne. Prof. Scheiner schungsreise durch die fast unbekannten Gebiete des mittleren reichen diese Wasserläufe die Seen, die sich am Fuße der Verge vom astrophysikalischen Observatorium in Potsdam   legte im Mün- Asiens  , die der englische   Forscher Dr. M. A. Stein unternommen ausdehnen; meist enden sie in angeschwemmten Geröllbächen, die chener Verein für Naturkunde fürzlich den neuesten Stand der Un- hat und die zu der Auffindung einer großen Anzahl wertvoller oberhalb der Niederungen liegen, die die Seen und Flüsse mit­tersuchungen über die Temperatur der Sonne dar und teilte gleich weilen ihren Abschluß gefunden; der Forscher ist in Leh  ' in Kaschmir   alle Kennzeichen alter Strombetten; sie laufen von Often nach mittelasiatischer Altertümer geführt hat, hat einst- einander verbinden. Diese tieferliegenden Niederungen tragen zeitig neue Beobachtungen über die Temperatur der Fixsterne mit. Einem Berichte der Köln  . Ztg." über den auch für weitere Kreise eingetroffen und gibt von dort aus den Bericht über die leßten Westen und erleichterten bas Bordringen der Expedition. Nach interessanten Vortrag entnehmen wir: Um Fehlerquellen auszu- Reisemonate, der im Geographical Journal" soeben veröffentlicht einwöchigem Marsche stieß man auf einen großen Salafee. Jir fcheiden, war an die Lösung dieser Fragen nicht bloß im Obser- wird. Am 1. August, nachdem die umfangreichen Altertümersamm weiteren Verlaufe der Reise gelang es, die alten Gebirgspässe vatorium bei Potsdam  , sondern auch auf den Höhen des Gorner- lungen in einer großen Karawane nach Indien   abgesandt waren, wieder aufzufinden, die in früheren Zeiten den Verkehr zwischen grats in der Schweiz   gearbeitet. Noch vor einigen Jahrzehnten Khotan und Ladakh   vermittelten. Am 18. September erreichte man fchivankten die Schätzungen der Sonnentemperatur zwischen 2000 nach Ueberquerung der Kwen Lun- Berge das östlichste Seitental und 10 Millionen Grad, aber gegenwärtig ist es gelungen, die Un. des Karatasch. Bei den Messungen in den Schneebergen in Höhen ficherheit, die über die Temperatur der Sonnenoberfläche herrscht, von 20 000 Fuß erfroren Dr. Stein die Füße, und in einer improbi. auf ein paar hundert Grad zu Beschränken. Die Sonnenstrahlen fierten Tragbahre brachte man den Gelehrten in neuntägigem werden beim Durchgang durch unsere Atmosphäre von Sauerstoff schwierigem Marsch über den Karakorumpaß nach Lch, wo man ihm und Stickstoff nur ganz wenig absorbiert, schr start dagegen von jest ärztliche Pflege angedeihen läßt.

Kleines feuilleton.

er

der Kohlensäure, vom Wasserdampf und in ihren ultravioletten Be standteilen auch von dem in den höheren Luftschichten wahrschein lich in großer Menge vorhandenen Ozon. Während die Absorption im Laboratorium höchstens bis zur Temperatur von 1850 Grad Die Nobelpreise für 1908 sind am Donnerstag in Stod.studiert werden kann, mußte für Temperaturen von über 6000 holm endgültig verteilt worden, und zwar erhielten für Chemie Grad, wie sie bei der Sonnenstrahlung in Betracht kommen, zur Professor E. Rutherford   in Manchester  , für Physik Profeffor genauen Berechnung erst eine mathematische Formel gefunden D. Lippmann in Paris  , für Medizin Prof. E. Metschnikoff oder aus der Nähe des Zenits kommen, eine größere oder geringere werden. Die Sonnenstrahlen haben, je nachdem sie vom Horizont in Paris   und Professor Paul Ehrlich   in Frankfurt   a. M., für Literatur Professor St. Guden in Jena   den Preis. Der Nobel- Wegstrecke durch die Atmosphäre zurückzulegen. Aus diesen Be­Friedenspreis, der in Christiania   verliehen wird, fiel obachtungen ergibt sich eine Sturbe, deren Verlängerung der oberen dem Dänen Frederik Baier und dem Schweden   K. P. Arnold- Grenze unserer Atmosphäre entspricht, wo die Absorption der son zu Sonnenstrahlen erst beginnt. Alle diese Untersuchungen ergaben schließlich als Endresultat eine effektive Sonnentemperatur von Im großen ganzen find die wissenschaftlichen und literarischen 6200 Grad Celsius. Dieses Ergebnis ist nach Prof. Scheiners An­Preise an die Kandidaten gefallen, die schon vor einiger Zeit genannt sicht soweit sicher, und alle Fehlerquellen sind dabei soweit ausge­wurden. Nur ist der Physikpreis nicht dem Berliner   Prof. Pland, schaltet, daß höchstens noch ein Irrtum von 200 bis 300 Grad nach ſondern dem Pariser Lippmann zuteil geworden, der besonders unten oder oben möglich ist. Da die Sonne selbst auch eine ab­durch seine Verdienste um die Weiterentwickelung der Farbenphoto- forbierende Atmosphäre besitzt, ist die Mitte der Sonne heller als die schwedische Dichterin Selma Lagerlöf   noch der englische   Shriker ihr Rand, und man kann aus den Unterschieden die mittlere Tem Swinburne  , sondern der Jenaer   Philosophieprofessor& u den, der beratur der Sonnenphotosphäre auf 7065 Grad Celsius berechnen. iveniger als Forscher und eigenwüchsiger Philosoph denn als Diese Zahl fann vielleicht um 100 Grad höher fein. Diese Ermitte. sympathischer Lehrer und Verfasser eines populären philosophischen ingen beziehen sich auf die strahlende Oberfläche der Sonne; wie Einführungswertes( Die Lebensanschauungen der großen Denker) hoch die Temperatur in den inneren Schichten und vollends gegen hervorgetreten ist. Im übrigen ist ja die Verteilung der Nobel- den Mittelpunkt hin ist, entzieht sich jeder Schäßung. Alle ir preise für Wissenschaft und Leben völlig bedeutungslos. Einige sterne, deren Spektra demjenigen unserer Sonne gleichen, haben inehr oder weniger alte Herren in guter Position ziehen das große verschiedene Temperaturen. Die roten Sterne glühen bloß mit nach den neuesten Untersuchungen bloß um wenige hundert Grad 206 in einer Gratislotterie. Das ist alles. Müßig ist auch die Frage, ob es nicht würdigere und den Ideen Nobels beffer ent- 3000 bis 3300 Grad Celsius, also in Temperaturen, wie sie mittels prechende Kandidaten gibt. Das große Kapital, das der Ideologe werden fönnen. Die weißen Sterne vom Siriustypus haben das des elektrischen Flammenbogens auch künstlich auf der Erde erzeugt Nobel in edler Abficht fruchtbringend anlegen wollte, offenbart in den Händen der schwedischen Akademie und unter dem Zwange der gegen etwa 11 000 Grad Celsius oder vielleicht noch mehr. Stiftungsfagungen, daß es zu nichts nuge ist.

begann Dr. Stein mit der Ausführung des Planes, der den Ab­schluß seiner Forschungen sein sollte: mit der Expedition nach den Quellen des Khotanflusses, des Jurun- Kasch. Frühere Reisen hatten gezeigt, daß die den tiefeingeschnittenen Klüften der Gletscherberge entspringenden Quellen vom Westen her unzugäng­lich waren. Von Shotan aus, wandte sich Dr. Stein zu den unweg­samen Klüften von Polu  , durch die er nach dem nördlichsten Hoch