Br. 292. 25. Jahrgang 1. Beilage des„ Vecwärts" Berliner Volksblatt. Sonntag, 13. Dezember 1908.
Vaterland!
Potsdamer Bahn einen Tunnel zu bauen. Auch diese Arbeit könnte in Angriff genommen werden. Eine Anzahl von Brückenbauten,
Maßnahmen zugunsten der Arbeitslofen befonders über die Oberspree, wo solche sehr nötig sind, könnten be
Sprach man im Kreise alter Krieger von einem forderte eine am Freitag abgehaltene Versammlung der Gewerkschaftskommission. deutschen Vaterland", war's mir, als fäh ich Totes Auch der Zentralvorstand lebend sich erheben, und sinnend lauschte ich den Er- es Verbandes sozialdemokratischer Wahlvereine sowie die sozialdemokratische Fraktion der Stadtverordneten Berlins war in der zählern, so wie man wunderschönen Märchen lauscht. Bersammlung vertreten. Die Tagesordnung lautete:" Die Arbeitslofenzählung, und welche Konsequenzen ergeben sich daraus?" Es liegt ein Land mit grünen Eichenwäldern, Körsten, Vorsitzender des Ausschusses der GewerkschaftsIn blauen Fluten rauscht manch' stolzer Fluß, Tommission führte hierzu aus: Das Ergebnis der ArbeitslosenUnd über Auen, Wiesen, Berge, Felder zählung vom 17. November ist in der bürgerlichen Presse gar nicht und selbst im Vorwärts" nur wenig gewürdigt worden. Die GeErtönt des Seemanns und des Aelplers Gruß. werkschaftskommission war in den letzten 14 Tagen durch die Ge= Und echte Freundestreue, Hand in Hand, werbegerichtswahlen stark in Anspruch genommen und kann deshalb erst jetzt zu der Arbeitslosenzählung Stellung nehmen. Es ist nun Erhebt ein Manneswort zum heilgen Schwur. die Frage, ob man die Zahlen, welche die Arbeitslofenzählung vom Ich wollt', es wär mein Vaterland, 17. November ergab, als richtig ansehen kann, und ob es wirklich Dies eine wollt' ich nur. nicht mehr als 41 000 Arbeitslose in Groß- Berlin geben sollte. Wir find der Meinung, daß
Es liegt ein Land in Schlotenrauch gehüllt, Zerwühlt, entstellt, man tennt es taum. Des Schweißes Ddem breit in Wolken schwillt, Geschwärzt, verdorrt steht Strauch und Baum. Wo jedes Volt sich, jede Sprache fand,
Wo Rang und Dünkel Mensch vom Menschen trennen, Da sagt man mir: dies sei mein Vaterland Ich hab' es nie empfinden fönnen.
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Es gibt ein Land, to reiche Proken wohnen, Kommerzienräte, Millionärs, Banfiers, Die ihre Arbeitsleute schlecht entlohnen, Es ist das Land der leeren Portemonnaies. Und wenn die Scharen unzufrieden werden, Geht eine Liste, schwarz, durchs ganze Land.... Wenn ich mir eines wünsch' auf Erden ,. Nur dieses nicht als Vaterland!
Es gibt ein Land mit vielen Polizeiern, Mit einem steifen Bureaukratenheer, Mit viel Beschreibsel, furchtbar hohen Steuern Die Freiheit geht gebeugt einher- Bo man den Mann der Heimat fühllos jagt, Ihn talt durch fremde Arbeitskraft verbannt, Ich hab' gefühlt mit ihm, mit ihm geflagt, Da griff man mich, zu dienen diesem Land.
Man hat ein Schwert mir um den Leib gebunden, Auch eine Flinte in die Hand gedrückt, Den Budel hat man weiblich mir geschunden, Mit ödem Drill den müden Leib gezmidt, Mit Kriegsartikeln Tod und Zuchthaus angedroht, Für ein Verzagen, wenn des Krieges Fadel loht. Und wie ich trauernd fang:" Ich hab' tein Vaterland, Das mich geboren, nannt ich nie mein eigen," Hätt' ich beinah' den Schnabel mir verbrannt: Ich war Soldat! Soldaten müssen schweigen.. O. M.
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gonnen werden.
Früher haben wir Versammlungen der Arbeitslosen ab gehalten, um die Deffentlichkeit auf die Arbeitslosigkeit auf. merksam zu machen und Abhilfe zu fordern. Die Einberufung solcher Versammlungen hält der Ausschuß der Gewerkschafts fommission jetzt nicht für angebracht. Es muß etwas für die Arbeitslosen geschehen. Diese Forderung stellen wir an die Staats- und Gemeindebehörden. Wenn die Arbeitslosigkeit so zu nimmt wie bisher, dann ist es für manche Gewerkschaften fraglich, ob sie den ganzen Winter hindurch ihre Arbeitslosen unterstützen können. Deshalb ist es Pflicht der Behörden, hier helfend einzugreifen. Wir machen die Gesellschaft auf. merksam auf den ungeheuren Notstand, der aus der Arbeitslosig feit entsteht, die eine Folge des Systems der bürgerlichen Gesell schaft ist. Sie ist verantwortlich für die Folgen, die sich daraus ergeben.
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Eugen Ernst , der als Vorsitzender des Verbandes sozialdemo faum zwei Drittel aller Arbeitslosen durch die Zählung fratischer Wahlvereine anwesend ist, bemerkt, daß der Zentral festgestellt borstand des Verbandes mit einer Anzahl sozialdemokratischer worden find. Daß das Ergebnis der Zählung so weit hinter der Stadtverordneter darüber beraten hat, was in der Frage der ArSelbst wenn die Zahl der Arbeitslosen Wirklichkeit zurückblieb, das mag seine Ursache haben in dem zur beitslosigkeit zu tun ist. Anwendung gekommenen Meldesystem. Viele der Arbeitslosen nicht größer wäre als 41 000, so würde das eine ungeheure Fülle hielten manche der an sie gerichteten Fragen für verfänglich; sie von Glend bedeuten. Wir sind jedoch überzeugt, daß viel mehr Ferchteten, dieselben sollten einer schärferen Heranziehung zur Arbeitslose in Groß- Berlin vorhanden sind. Wir meinen, unsere Steuer dienen und beteiligten sich deshalb nicht an der Zählung. Stadtverordneten sollten schon jetzt darauf hinwirken, daß für die Ein anderer Teil der Arbeitslofen blieb der Zählung fern mit dem Gedanken: Das nußt uns ja doch nichts, Arbeit wollen wir haben, das ist die Hauptsache. Trotz aller Aufforderungen, zur Zählung zu gehen, blieben die Arbeitslosen in den Lokalen der Arbeitsnachweise sitzen. Sie wollten die Gelegenheit, vielleicht Arbeit zu bekommen, nicht versäumen. Aus all diesen Gründen konnte das Meldesystem natürlich bei weitem nicht die volle Zahl der Arbeitslosen ermitteln. Wir halten das
System der Hauslisten für das Richtige
und wünschen, daß es bei der für den 15. Februar in Aussicht genommenen erneuten Arbeitslosenzählung angewandt wird. Dadurch ist eine zutreffendere Feststellung des Umfanges der Arbeitslosigkeit möglich, als wie bei Anwendung des Meldesystems. Die Gewerkschaften in Verbindung mit der Parteiorganisation find in der Lage, so viele Zähler zu stellen, als bei der Hauszählung gebraucht werden. Wenn man diesen Zählern nicht trauen sollte, so fönnten von der Behörde Vertrauenspersonen, vielleicht die Hausbesitzer und Verwalter, zur Kontrolle der Zählung bestellt werden. Was ergibt sich aus der Arbeitslosenzählung vom 17. November? Wir wissen, daß nach der Zählung die Arbeitslosigkeit einen größeren Umfang angenommen hat. Was ist demgegenüber zu tun? Es gilt, die staatlichen und städtischen Behörden aufzufordern, daß sie schneller und energischer als es bisher geschah, Notstandsarbeiten in Angriff nehmen, um der immer verheerender auftretenden Arbeitslosigkeit zu steuern. Es ist zwar erklärt worden, daß alle Arbeiten, deren Ausführung möglich ist, in Angriff genommen werden sollen, aber wir sehen nichts davon. Wir müssen also die Behörden wieder an ihre Pflicht erinnern und ihrem Eifer nachzuhelfen suchen. Der Magistrat von Berlin hat eine gemischte Deputation eingesetzt, welche sich mit der Frage der Arbeitslosigteit befassen soll. Es scheint, daß es der Magistrat dabei bewenden lassen und weiter nichts tun will. Damit ist den Arbeitslosen natürlich nicht geholfen. Sie verlangen, daß
Notstandsarbeiten
Zählung am 15. Februar das System der Hauslisten in Anwendung kommt. Auch in den Vororten soll die Agitation in dieser Richtung einsehen. Es wurde uns gesagt, in den Vororten haben wir es mit Gegnern zu tun, welche den Wert und die Bedeutung der Arbeitslosenzählung nicht wie die bürgerlichen Vertreter von Berlin , die eben deshalb eine kennen, und deshalb eher für unsere Vorschläge zu haben sind durchgreifende Zählung der Arbeitslosen nicht wünschen, weil ihnen die Resultate einer solchen unbequem sind. Obwohl wir das Meldesystem nicht für das richtige halten, haben wir von der Be teiligung an der Zählung vom 17. November nicht abgeraten, das mit sich unsere Gegner nicht auf die niedrigen Zahlen, welche sich dann ergeben hätten, berufen können, um unter Hinweis auf dieſelben jede Maßnahme gegen die Arbeitslosigkeit abzulehnen.- Wenn die künftige zählung ein annähernd richtiges Bild geben soll, so ist es nötig, daß beizeiten für die Beteiligung an derselben agitiert wird durch Flugblätter und Versammlungen, damit nicht wieder ein großer Teil der Arbeitslofen der Zählung fern bleibt.- Was in der bürgerlichen Gesellschaft gegen die Arbeitslosigkeit auch unternommen wird, das sind natürlich nur Balliativmittel, die eine durchgreifende und dauernde Besserung nicht schaffen können. Trotzdem muß aber alles getan werden, und soll auch von unserer Seite alles getan werden, was geeignet ist, die augenblickliche Not der Arbeitslosen zu lindern. Wir haben beschlossen, daß unsere
Stadtverordneten an die Gemeinden herantreten mit der Forderung, alle nur irgend ausführbaren Arbeiten in Angriff zu nehmen und für solche Arbeiten, auch wenn sie noch nicht im Gemeindeetat vorgesehen sind, Geldmittel bewilligt werden. Es gibt Arbeiten genug, die in Angriff genommen werden können. Seit Jahren ist die Anlegung des Schillerparts in Berlin be schlossen, aber man sieht nichts von der Ausführung. Auch ber schiedene Schulbauten, die geplant sind, könnten angefangen werden. Wenn auch Rirdorf und Schöneberg die Ausführung von in Angriff genommen werden. In Rigdorf ist die städtische Be- Notstandsarbeiten beschlossen haben, so gibt das doch nur Be hörde praktisch vorgegangen. Dort sind Notstandsarbeiten beschäftigung für ungelernte Arbeiter. Auch für die gelernten Ar. gonnen. Es muß berlangt werden, daß auch die anderen Ge- beiter, die arbeitslos sind, muß gesorgt werden. Zu bekämpfen meinden Groß- Berlins diesem Beispiel folgen. Unsere Partei- ist die Bestimmung, daß bei den Notstandsarbeiten nur orts. genoffen in den Gemeindevertretungen haben sich damit einver- angehörige Arbeiter beschäftigt werden. Diese Bestimmung ist standen erklärt. In Berlin fönnten verschiedene größere Arbeiten für Groß- Berlin, wo es eigentlich gar keine Gemeindegrenzen angefangen werden. Seit zwei Jahren liegt der Beschluß vor, einen mehr gibt, ganz unangebracht. Dagegen muß verlangt werden, Tunnel unter die Görlizer Bahn hindurchzuführen. Warum geht daß die Notstandsarbeiten nicht an Unternehmer vergeben werden, man jetzt nicht an die Ausführung? Es ist ja beschlossen, unter der die billige Arbeitskräfte aus entlegenen Gegenden heranzichen. Die Wiener Freie Bolksbühne, die in diesen Tagen ihre dies- möglich halten sollte. Mit psychologischen Möglichkeiten nahm er jährige Generalversammlung abhielt, zählt bereits an 7000 Mit es auch in seinen früheren Komödien, von dem kleinen Meisterwerke glieder. Da sie erst vor 2 Jahren begründet wurde, ist das ein Abrechnung" abgesehen, nicht sonderlich genau. Aber in den sehr schönes Resultat. Das Ziel der Boltsbühne ist, wie Genosse Seitensprüngen, die er sich da erlaubte, war meist so originelle Großmann hervorhob, das Theaterpublifum der arbeitenden Munterfeit im Raritieren, so viel treffsichere Leobachtung des Eine furchtbare Gefahr bedroht die Menschheit. Die süd. Schichten zu organisieren und damit der fortschreitenden Ver- Wesentlichen, daß seine Willkür mehr ein Ueberschuß an Kraft, als afritanischen Millionäre sterben merkwürdig jung. So schlechterung der Theater, die vom guten Schauspiel, dem Volksstüd ein Manto in der Gestaltungsgabe erschien. Die Willfür aber, die hat es einer mit ernstem Bedenken in der„ Köln . 8tg." tonstatiert. und den Klassikeraufführungen immer mehr zur geschmacklosen in" Thummelumsen" das große Wort führt, ist von ganz anderer " Wenn man an die Männer allein denkt, die ihre Hand bei der Boffe, der Bote und der Operette übergehen, ein Paroli zu bieten. Art: ein bequem- gebantenloses Sichgehenlassen, das zu den billigsten Gründung der De Beers Company mit im Spiel gehabt haben, jo man hofft mit der Zeit, wenn etwa der„ Theaterkonsumberein" und abgebrauchtesten Effekten greift, um den Theaterabend ausfindet man, daß Cecil Rhodes bei seinem Tode nicht das 49. Jahr 20 000 Mitglieder zählt, zur eigenen Produktion übergehen zuzufüllen. Es sieht so aus, als habe der Verfasser die günstige Konerreicht hatte und Alfred Beit wenig über fünfzig war, als er ab. tönnen junktur nach dem Brillanten Schlager 2 x2= 5" so rasch und leicht wie irgend möglich nußen wollen. gerufen wurde. Barney Barnato war 46 Jahre alt, als er auf der Heimtehr vom Rap in einem Anfalle von Wahnsinn ins Meer prang und ein naſſes Grab fand. Gein Neffe Woolf Joel wurde In Johannesburg mit 34 Jahren in seinem Bureau von dem Manne, der lange unter dem Namen v. Weetheim eine Rolle gespielt hat, erschossen, und hinterließ damals schon ein Vermögen
Kleines Feuilleton.
Barnato, der Senior der letteren Sippe, gestorben, und hat es auch nur bis an die Schwelle der sechzig gebracht."
Arme Millionäre! Raum haben sie für das Wohl der Allgemeinheit, unter Entbehrungen und Strapazen, ihren Dienst getan, so müssen sie schon dahin! Ohne daß sie alles genoffen haben, wozu ihr Reichtum fie berechtigte, ohne daß sie die Macht ihres Rapitals boll ausgekostet haben. Wer wird da noch Lust haben, in Südafrika Millionär zu werden. Schreibt Trattate, ihr Ethiker des Kapitalismus, worin ihr die Kinder der Armen vor solchen Gelüften warnt. Bloß 46 und 49 oder auch gelegentlich 60 Jahre wird einer alt, der sich der skrupellosen Hezjagd des Geldmachens, des Gründens, des privilegierten Raubens, überläßt! Wenn diese Krankheit, der frühzeitige Millionärstod, anstecken sollte, so werden bald alle unsere Millionäre ausgestorben sein. Und da niemand weiß, ob er im Gifer der Mehrwertaneignung nicht täglich Millionär werden kann, so muß dieser verdienstvollste und höchst patriotische Beruf mitsamt seinen Vorstufen bald verschwunden sein.
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im eigenen Hause. Im lezten Jahre hat das Unterrichtsministerium der Freien Voltsbühne 2500 Stronen Unterstüßung gewährt. Das ist zwar wenig, aber prinzipiell eine große Errungenschaft. Man vergleiche nur, um das richtig einzuschäzen, die preußische Kunstbeförderungsmethode damit. Zur höheren Ehre der Hohenzollern werden betanntlich in Berlin jetzt auch schon Arbeitervorstellungen gegeben. Aber die Billetts werden nicht den berufenen Vertretern der Arweiße und sonstige Klubs patriarchalisch- herablaffend als eine Art Almofen und gleichzeitig Brämie für Klaffenverrat verteilt. Und dann ist diese neueste sozialpolitische Heldentat hoffentlich schreibt uns bald ein Professor ein Buch über„ Volkskunst und die Hohenzollern seit Joachim II. " im Verhältnis zum borhandenen Bedürfnis eine geradezu groteste Lappalie. Die Berliner Arbeiterschaft, die Selbstgefühl hat, pfeift denn auch auf diese Begönnerung und fordert Wolfsvorstellungen zu ermäßigten Preisen in den Theatern, die sie mit ihrem Gelde unterhält, im Schauspielhaus und in der Oper. Wie ganz anders mutet da das Vorgehen der öfterreichischen Regierung an!
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Theater.
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Drei Atte läßt Wieb seinen Helden allerhand bunt zusammen.
gewürfelte Narreteien begehen, ohne die Gestalt nach irgendeiner Seite hin entscheidend zu akzentuieren, ohne Andeutung, wohin er eigentlich mit ihr hinaus will. Der pedantisch gespreizte, groß tuerische Wicht, der seine gute Mutter ebenso unverschämt hoch
einigten Honoratioren mit ihm selber umspringen, träumt von dem Rüdfauf eines ehemaligen Familiengütchens als höchstem Erden. glück, gewinnt ein gut Stück Geld in der Lotterie und spielt dann, ohne auch nur einen Finger für die Erfüllung seines Planes zu rühren, zwei Afte lang nach ältestem Possenrezept den bauernstolzen Barbenü, bis eine von ihm verschmähte kinderreiche Witwe, um sich zu rächen, hinter seinem Rücken den Hof ersteht. Die Schlußpointe, die immerhin doch noch einige Züge spezifischer Prägung aufweist, ist: Thummelumsen als dummer Hans im Glück. Er hört, wie es um das zerrüttete Anwesen und um die Käuferin steht, die, halb bankerott, den unbesonnenen Streich schon lang verwünscht. Indessen, statt dem Schicksal zu danken, daß er sein Geld behalten hat, ist er beseligt, als er merkt, daß er um den Preis einer Heirat noch Eigentümer der Besißung werden kann. Weder die fünf schreienden Kinder, die sie mitbringt, noch das stramme junge Bauernmädel, seine frühere Braut, die sich freilich bald trösten wird, erschüttern ihn in dem Entschlusse. Die ersten Kräfte des Hebbeltheater: Nissen, Rosa Bertens , Maria Maier, Guido Herzfeld wirkten mit, doch keiner in einer dankbaren Rolle. Den Thummelumsen spielte Herr Leopold, indem er die Figur, die feine Handhabe zu einheitlicher Durchführung bot, nach Möglichkeit mit drolligen Mäßchen puzte. Der Beifall, der sich hören ließ, mag der Aufführung ges golten haben. dt.
Baul Schlenther, einst der gefürchtete Theaterkritiker der Boss. 3tg.", der alles herunterwizelte, was nicht„ hauptmännisch" war, wurde in der Generalversammlung der Volksbühne als falscher Gönner entlarvt. Der Direktor des Burgtheaters hat nicht genug an dem Ruhm, das früher führende Theater bald auf das Niveau eines Provinztheaters gebracht zu haben. Er weiß nicht einmal, Was soll aus unserer Kultur, unserer Volkswirtschaft, aus wozu er die Macht und den Beruf haben sollte, den nach der Kunst der ganzen heutigen Gesellschaftsordnung werden, wenn es keine berlangenden Volksschichten helfend entgegenzukommen. Er verhält nichts; ja er hat sogar, irgend einem höfischen Millionäre mehr gibt? Man wage es sich vorzustellen. Wer soll die spricht vieles gefälschten Bilder kaufen, wer die kostspieligen Damen unterhalten, inte folgend, den Schauspielern der Burg die Mitwirkung an der wer die fruchtbaren Gebiete der Spekulation abernten und den Volksbühne verboten. Herr Schlenther repräsentiert somit glücklich Affumulationsprozeß des Kapitals besorgen, wer die guten Bei- in Wien den Typus eines preußischen Bureaukraten. spiele in allen Tugenden geben und dem Staate die Steuern beivilligen die die anderen bezahlen müssen? Es wird der heutigen Sebbeltheater:" Thummelumsen", Komödie in Gesellschaft und ihren Funktionären bei Strafe ihrer Vernichtung 4 Aften von Gustav Wied . Björn Björnson , der Sohn des nichts anderes übrig bleiben, als mit allen Mitteln diese unent- Dichters und neue Regisseur des Hebbeltheaters, hatte die liebevollste Die Berliner Schattenspiele werden am behrliche Schicht fünstlich zu züchten, zu fördern, ja mit 3wang und Sorgfalt auf die Einstudierung des figurenreichen Stüdes ver- 15. Dezember im Choralionsaal eröffnet werden. Man wird fo Gewalt zu schaffen. wendet. Die Dekorationen, vor allem das Kleinstadtbild des ersten wohl ein Repertoire für Erwachsene wie für Kinder einrichten. Aftes, waren höchst stimmungsvoll und stilecht; aber die behagliche Harro Magnussens Nach I a ß ist in seinem früheren Laune, welche die einleitenden Milieuszenen, von ein paar leben- Atelier in Grunewald , Jagowstr. 2, vom 13. bis 20. Dezember( von digen Lämmern und Hundegebell im Hintergrunde unterstützt, er- 9 bis 4 Uhr) zum Verkauf ausgestellt. regten, schlug bald in peinliche Verwunderung und dann in aus-- Die Luftschiffahrt als 2ehrfach. An der Tech weglose Langeweile uni. Bei der Ausschlachtung seines humoris nischen Hochschule zu Charlottenburg soll die Luftschiffahrt stischen Romans" Die leibhaftige Bosheit" in ein Lustspiel hat als offizielles Lehrfach eingeführt werden. Man hofft mit der Zeit Wied den Geist so gründlich abgeschlachtet, wie man es nicht für eine ordentliche Professur bafür schaffen au fönnen
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Da der Mensch im Bereich des Kapitalismus durchschnittlich bei weitem nicht das Alter der so jung dahinsterbenden afrikanischen Millionäre erreicht es gibt Arbeiterschichten, die mit einigen dreißig Jahrer dieser Gesellschaft die Totessteuer zahlen müssen so werden sich ja vielleicht doch noch einige Leute finden, die sich von einem fünftigen Verein zur Züchtung von Millionären" zu diesem gefahrvollen Berufe werden heranbilden lassen.
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Notizen.