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den GJetoerBc Unternehmern findet. Wenn aber irgendwo, so sollten doch hier, wo so leicht wie in einer Kohlengrube ein großes Unglück geschehen kann, etwaige Widerstände der Ge- Werbeunternehmer unter allen Umständen aufs schnellste beseitigt tvexden. Auch bei dein Brand am letzten Dienstag in der Handelsftätte Belle-Allianec hätte durch den Umstand, daß der vorhandene Not» ausgang nicht schnell genug geöffnet werden konnte, ein großes Unglück geschehen können, wenn nicht alle Personen sich schnell genug durch den Hauptausgang hätten entfernen können. Wenn irgendlvo, so zeigt sich hier, daß die zum Schutz von Menschenleben getroffenen Vorkehrungen stets im besten Zustande, gleichwie bei der Feuerwehr, gehalten werden müssen. Auch dürften die engen Räume der Handelsstätte Belle.Alliance und die ganze dortige Gegend zur Fabrikation mit einem so gefährlichen Stoffe nicht geeignet sein. Sie sollten überhaupt nicht mehr in der Nähe be- wohnter Gebäude oder in Grundstücken geduldet werden, die gleich- zeitig andersartigen Gewerben dienen. Der Oberinspektor der Fabriken in England hat unlängst ein- gehende Spezialvorschriften zur Sicherung der in Betrieben dieser Art beschäftigten Personen sowie der betreffenden Etablissements selbst erlassen. Sie beziehen sich sowohl auf die fabrikmäßige Her» stellung des Zelluloids wie auf die Verarbeitung und Aufbewahrung der hergestellten Produkte. In ersterer Hinsicht werden auch für die schnelle Entfernung der dabei entstehenden schädlichen Dämpfe von Salpeter» und Schwefelsäure wirksame Anordnungen getroffen, ebenso für die Verarbeitung des fertigen Zelluloids. Es darf in größeren Mengen nur in feuersicheren Behältern und nicht in der Nähe belvohnter Gebäude aufbewahrt werden. Auch kleinere Mengen müssen in metallenen oder sonst feuersicheren Behältern aufbewahrt werden. Das Sägen und Bohren desselben darf nur unter genügender Kühlung durch kaltes Wasser erfolgen. Mit offenem Lichte darf in diesen Räumen nicht verkehrt werden, auch müssen stets reichliche Mengen Wasser und nasser Sand in diesen Räumen bereit gehalten werden. Die oben erwähnte Zelluloidwarenfabrik in der Nähe von Straßburg im Elsaß gehörte einer englischen Firma, die es aber vorzog, sie nicht in England, sondern im Elsaß zu errichten, weil die Bestimmungen für die Errichtung und den Betrieb solcher Fabriken in England viel rigoroser sind als in Deutschland . Möchten die unsrigen doch bald auch die nötigen Verschärfungen erhalten, ehe ein größeres Unglück passiert! Ein Berliner Schwindler in der Provinz. Der von Berlin auS wegen zahlreicher Betrügereien verfolgte. 62 Jahre alte Kauf- mann, Händler und Schankwirt Otto Loevy hat, nachdem ihm der Boden in Berlin zu heiß geworden ist, feine Tätigkeit in die Pro» dinz verlegt, wo er in derselben Weife wie in Berlin auftritt. Er pflegt Gefchäfte verschiedener Branchen zu besuchen, wo nur eine weibliche Person tätig ist. Er hat sich als Schankwirt meistens unter dem Namen Wendland oder Märiens vorgestellt, eine größere Bestellung aufgegeben, die er von seinem Kutscher abholen lassen wollte. Im Laufe des Gespräches fällt ihm plötzlich ein. daß er sich verausgabt habe, er erbittet und erhält ein Darlehen von 8 M. und gibt dafür einen übrigens falsch ausgestellten Wechsel in Höhe von 175 M. auf den Namen Julius Levi, den sein Kutscher mit Bezahlung deS gesamten Betrages zurückbringen soll. Selbst- verständlich ist alle? Schwindel. Loevh, der sehr vertrauenerweckend auftritt, ist klein und trägt einen kurzen, weißen Schnurrbart. Da er immer viel jünger geschildert wird als er tatsächlich ist, trägt er wahrscheinlich eine dunkel gefärbte Perücke und gefärbten Bart. Er ist bis jetzt in Leipzig , Görlitz und Sagau bemerkt worden und arbeitet jedenfalls auch an anderen Plätzen. Der Bluff des Reklameschwindlers. Die unter Aufwand großer Mittel in Szene gesetzte Schwindelreklame des PseudoVerlegers Peter Ganter hat zwar einen Tag lang ganz Deutschland in Auftegung versetzt- denn es steht fest, daß dieblauen Briefe" Ganters in allen großen deutschen Städten verteilt worden sind, der Trick hat aber, wie gemeldet, mit einem schmählichen Fiasko seines Ur- Hebers geendet. Der Verein der Buchhändler in Leipzig hatte sich an die Staatsanwaltschaft München gewendet mit der Bitte, sofort gegen den Schwindel einzuschreiten. Der Verein erhielt daraus folgende telegraphische Antwort: Gegen den Kaufmann Peter Ganter hier ist wegen der Art der Anpreisung des von ihm herausgegebenen Romans ein Strafverfahren wegen Betruges eingeleitet. Der Staatsanwalt München I. Ganter hatte von München auS die Briefe zu Tausenden in Pakete verpackt an die Hauptpostämter der einzelnen Städte mit der Weisung gesandt, sie am Sonnabendmorgen auszutragen. Er mußte daher die Briefe statt mit dem OrtSporto mit zehn Pfennig frankieren, da er sich sonst auch wegen Portohinterziehung strafbar gemacht hätte. Wie auch aus den Provinzblättern hervorgeht, ist der Reklame- schwindel überall sofort als solcher erkannt woroen. Das beste Geschäft dabei scheint die Post gemacht zu haben, da die Briese in vielen Zehntausenden in die Welt gingen. Der Unter» nehmer glaubte, wenn die Geschichte klappte, innerhalb einiger Tage '/a bis 74 Millionen verdienen zu können. Wer ist der Tote? Am 20. Dezember ist in der Potsdamer Forst im Jagen 60 ein etwa 50 Jahre alter, dem Arbeiterstande angehörender unbekannter Mann erhängt aufgefunden worden. Er ist zirka 1,65 Meter groß, hat dunkles, volles Haar, defekte Zähne, graumelierten Schnurrbart. Bekleidet war er mit dunklem Jackettanzug, dunkelblauem Winterüberzieher, schwarzen Schnür- stiefeln, grauwollenen Strümpfen, weißem Hemd, gez. f. fein zweiter Buchstabe, anscheinend Zuname, ist entfernt und scheint ein G. gewesen zu sein), grauem Trikothemd und braunem, weichem Filzhut. Anscheinend liegt Selbstmord vor. Personen, die über die Persönlichkeit des Unbekannten irgendwelche Angaben machen können, werden gebeten, ihre Wahrnehmungen t>er Kriminalpolizei oder einem Polizeirevier mündlich oder schriftlich zu den Akten 6308 IV 80. 03. mitzuteilen. Vorort- JSachncbtcm Klixdorf. Die zum 1. und 2. Weihnachtsfeiertage vom hiesigen BildungS- auSschuß veranstalteten Festlichkeiten sollen auch dem minder- bemittelten Arbeiter Gelegenheit geben, mit seiner Familie einige Stunden der Unterhaltung und Zerstreuung zu suchen. Der Ein- trittspreis für sämtliche Veranstaltungen ist auf das niedrigste festgesetzt. Am 1. Weihnachtsfeiertage, nackmittags 4 Uhr, findet im großen Saale von Fritz Hoppe, Hcrmaunstr. 40. für unsere Jugend eine Grirn ms- Märchenerzählung, geleitet von Frl. Maria HolgerS, statt. U. a. kommen zur Vorlesung: Der Froschkönig und der eiserne Heinrich",Brüderchen und Schwester- chen",Vom klugen Schneiderlcin",Schueeweißchen und Rosenrot", Der Eisenofen".Rumpelstilzchen" und zum SchlußNeckmärchen". Die Eröffnung findet nachmittags 3 Uhr statt. Das Eintrittsgeld bettägt pro Person, ob Kind oder für Erwachsene. 10 Pf. Abends präzise 8 Uhr findet in demselben Lokale einVolkslieder- abend", bestehend aus Instrumental» und Bokalkonzert, statt. Als Mitwirkende sind hierzu gewonnen: Frau Johanna Plockroß-Pohli, Liedersängerin, der GesangvereinRix- dorfer Männerchor" sM. d. A.- S.- B.) und dasNeue Tonküustler« Orchester" lmter Leitung seines Dirigenten Franz H o l l f e l d e r. Das Eintrittsgeld beträgt inklusive Programm pro Person 30 Pf. Am zweiten W e i h n a ch t s f ei e r t a g, nachmittags L'/z Uhr, findet im Rixdorfer Theater f.Bllrgersäle"). Bergstr. 147, die fünfte Theatervorstellung mit der Ausführung Ein idealer Gatte", Lustspiel in 4 Akten, statt. Die Billetts, a 65 Pf. inklusive Garderobe und Theaterzettel, sind, wie für alle übrigen Veranstaltungen, in allen Zahlstellen soivie bei unseren Bezirks- und Zahlstellenführern, ebensalls in der Spedition, Neckar- straße 2(Laden), zu erhalten. Wir ersuchen, die Veranstaltungen recht rege zu unterstützen und bitten um zahlreichen Besuch. Der Ausschutz. l Am Sonntag ist in der Prinz-Handjerhstraße einem Paffanten durch die Verfolgung der Polizei der Hut abhanden gekommen. Der ehrliche Finder wird ersucht, denselben in der Spedition, Neckarstr. 2, abzugeben. Schöneberg . Heraus aus der Landeskirche! war das Thema, welches der Landtagsabgeordnete Genosse Adolf Hoffmann in der Slbloßbrauerei vor einer sehr zahlreich erschienenen Zuhörerschaft behandelte. Die Ausführungen des Redners, in denen er nachwies, daß die Forderung:Trennung von Staat und Kirche" zugleich eine Kuliurforderung ist und den Staat wie dies bereits in anderen Ländern der Fall vor ungeheuren Ausgaben für die Kirche be- wahre, fanden großen Beifall. In der Diskussion meldete sich ein Herr Thieme zum Wort; er stellte stcki als Geistlicher vor. fügte jedoch hinzu, daß er kein preußischer Geistlicher sei. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen schilderte er dann sein Wirken als Nacktmissionar in Berlin . Er widersprach dem Genossen Hvffmann nicht, sondern wollte nur betont wissen, daß eS auch Geistliche gibt, die für wirtschaftliche Besserstellung der Arbeiter eintreten; er müsse jedoch sagen, daß er es für seine erste Auf- gäbe halte, für das Seelenheil, das nicht nur der Arme. I andern auch der Reiche brauche, einzutreten und zu wirken. Der zweite Diskusstonsredner, ein Herr Döbel, wollte den Nachweis führen, daß sich Religion und Wissenschaft sehr wohl vertragen. Wer es nicht glaube, der solle sich mir ein Exemplar der alten Bibel an- schaffen, denn die jetzige sei gefälscht. Dem Genossen Hoffmann fiel es nicht schwer, die sonderbaren Ausführungen der Diskussionsredner auf ihren realen Wert zurückzuführen. Wenn vom ersten Redner gesagt wurde, daß man in erster Linie um das Seelenheil der Menschen besorgt sein müsse, so sei dies ganz falsch. Man solle das Volk wirtschaftlich so stellen, daß es nicht in Not und Elend gerate und verkümmere; auch die Erziehung müsse sich in anderen Bahnen bewegen. Da aber der Staat und die Kirche nichts davon wissen wollen, müsse es Aufgabe des arbeitenden Volkes sein, selbst dafür einzutreten und dafür zu sorgen, daß es den gebührenden Ein- sluß auf Staat und Gesellschaft gewinnt, um au« eigener Kraft zu erringen, was zur Weiterentwickelung und zur Hebung des Volkes sowie zur wissenschaftlichen Erkenntnis und Kultur dient. Darum, so schloß Redner, heraus auS der Landeskirche! Hinein in die poli- tischen und gewerkschaftlichen Organisationen, dann wird es auch vorwärts gehen I Mit einem begeisterten Hoch auf die Sozial« demokratie schloß der Vorsitzende die imposant verlaufene Ber- sammlung. Die Jugendsthriftenausstellung findet nunmehr nur noch in der Vorwärts"-Spedltion, Martin-Luther-Str. 51, statt. Die Auswahl ist dort eine noch größere, da vielfach neue Bücher und Werke be- schafft wurden. Die Spedition ist bis 3 Uhr abends geöffnet, daher jedem Gelegenheit gegeben, seinen Bedarf an sozialistischer Literatur dort zu decken. Eine Weihnachtsfeier veranstaltet der Arbeiter- Turnverein am ersten Feiertag in der Schloßbrauerei. Da der Uebersckuß zu gemein« nützigen Zwecken verwendet wird, rechnet genannter Berein aus eine rege Beteiligung seitens der Arbeiterschaft. Für gute reichhalttae Unterhaltung ist gesorgt. Eintritt 30 Pf. Ansang 6 Uhr. Lichtenberg . Ueber die Vergebung der Arbeite» am ElektrizitStswerk und die den Unternehmern zugebilligten Preise wird die heute DienStag. nachmittags 5 Uhr, im Rathause stattfindende Stadtverordnelen- Versammlung vom Magistrat Auskunft fordern. Auch die Bürger» lichen fragen durch eine Interpellation beim Magistrat nach den Dingen. Panik bei einem Brande. Große Aufregung herrschte bei ewem Brande, der in der SonntagSnacht in dem Eckhause Wilhelmstr. 13 und Sophienstraße zu Lichtenberg zum Ausbruch kam. Seit Anfang Oktober betreibt dort der Kaufmann Dennert eine Apotheke. Die Wohnung liegt im ersten Stock. Bald nach Mitternacht wurden plötzlich im Hause Feuerrufe laut. Wie sich herausstellte, brannte es auf dem Korridor der Dennerffchen Wohnung. Noch ehe die Mieter der oberen Stockwerke das Freie gewinnen konnten, war das Treppenhaus vollständig verqualmt. Den geängstigten Per- sonen war jeder Ausweg abgeschnitten. Ueberall wurden Hilferufe hörbar. Auch die Dennertsche Familie schwebte in Lebensgefahr. Die zehnjährige Tochter sprang in ihrer Angst aus einem Fenster der Badestube auf die Straße hinab. Glücklicherweise erlitt sie nur eine Fußverstauchung. Ein Mieter im zweiten Stock ließ seinen 11 jährigen Sohn an einer Leine vom Balkon aus die Straße hinabgleiten. Als die Lichtenberger Feuerwehr eintraf, war die Situation äußerst gefährlich. Oberführer Groß ließ sofort über Leitern hinweg Löschmannschaften in die einzelnen Wohnungen vor- dringen, um die gefährdeten Leute zu beruhigen und von übereilten Schritten zurückzuhalten. Gleichzeittg wurde das Feuer mit zwei Schlauchleitungen bekämpft und dem erstickenden Qualm Abzug ver- schafft. Innerhalb einer halben Stunde war dann jede Gefahr be- seitigt. Wie das Feuer eigentlich entstanden ist, konnte mit Sicher- heit noch nicht festgestellt werden. Eine Verschmelzung der Gewerkschaftsunterkommissionen Lichten- berg und Rummelsburg vom 1. Januar 1000 ab wurde in der letzten Sitzung der Lichtenberger im Beisein der Rummelsburger Nnterkommission einstimmig beschlossen. Begründet wurde dieser Schritt außer sonstigen Zweckmäßigkeitsgründen durch die zeographische und wirtschaftliche Lage beider Orte. Bom Berliner Ausschuß, vertreten durch den Genossen Ritter, wurden Bedenken gegen eine Verschmelzung nicht geäußert. Genosse Liebermann gab en Bericht au» der Berliner Sitzung, welche sich mit dem Resultat der Arbeitslosenzählung und Maßnahmen zilgimsten der Arbeitslosen befaßte. In der Diskussion war allgemein die Meinung verlrelen. daß das Resultat der Zählung kein zutreffendes sei. Bei der nächsten Zählung muffe das Hauslistensystem angewendet werden Auch müsse durch Abhalten von Versammlungen und Verteilen von Flug- blättern auf den Wert derartiger Zählungen hingewiesen werden. Nicht vertreten war der Ort WilhelmSberg. Rummelsburg . Eine Notstaiidsdebatte gab es in der letzten Sitzung der Ge- meindevertretung. Auf Grund der Feststellung der Arbeitslosen­zählung bom 17. November dieses Jahres, die für Rummelsburg 600 Arbeitslose ergeben halte, interpellierten unsere Vertreter die Gemeindevertretung dahin dieselbe wolle schleunigst geeignete Maßnahmen treffen, um der gegenwärtig herrschenden Arbeitslosig- keit enigegenzuwirken, wie die durch die Arbeilslosigkeit bedingte besondere Notlage zu mildern. In der hierzu eingesetzten Sonder- kommission waren von unseren Vertretern nachstehende Vorschläge eingebracht worden: 1. Alle schwebenden Gemeindearbeiten sowie alle sonstigen, wenn auch im späteren Jntereffe der Gemeinde liegenden Arbeiten sind schleunigst in Angriff zu nehmen mch in eigener Regie auSzu- führen. 2. Ten bereits längere Zeit Arbeitslosen ist eine Barunter- stützuug zu gewähren. 3. Allen bedürftigen Schulkindern ist ein warmes Mittagbrot unentgeltlich zu verabfolgen. 4. Die Gemeinde wolle sich im Prinzip für die Einführung einer kommunalen Arbeitslosenversicherung erklären und. um eine einheitliche Organisation zu schaffen, sich mit Groß-Berlin in Ver­bindung zu setzen. Diese Anträge lagen nun dem Plenum zur Beschlußfassung vor. Tie an den Kommissionsbericht anschließ-nde Debatte ge­staltete sich zeitweise recht lebhaft und bewegte sich auch von bürger- licher Seite teilweise in zustimmenden Ausführungen. Besonders für Schaffung von Arbeitsgelegenheiten traten einige bürgerliche Vertreter ein. Eine allgemeine Abweisung erhielt von bürger- liched Seite nur die beantragte Barunterstützung. Als Grund« hiergegen mußten hauptsächlich herhalten, daß eine Barunterstützung gesetzlich nur auf dem Wege der Armenunterstützung zulässig sei. Auch würde eine Barsumme von nur mehreren tausend Mark mehr könne nach der finanziellen Lage der Gemeinde nicht gegeben werden, verteilt auf die vielen bedürftigen Arbeitslosen, eine viel zu geringe Unterstützung ausmachen. Herr Schösse Lange vertrat hierbei noch den Standpunkt, daß es nicht angängig sei, aus Steuern, die von derAllgemernheit aufgebracht werden, solche Unterstützungen einzelnen Personen zu gewähren. Dieser angebliche prinzipielle Standpunkt des Herrn Lange wird bei späteren anderen Bewilligungen für unsere Vertreter noch gute Verwertung finden können. Nachdem unsere Vertreter die allgemeinen Einwände der ein» zclnen bürgerlichen Vertreter beantwortet und die Haltlosigkeit derselben dargelegt hatten, erläuterte Genosse Müller in großen Zügen die bereits m Straßburg eingeführte kommunale Arbeits» losenunterstützung nach dem Genier System. Es wurde hierauf beschlossen: Der Gemeindevor» stand hat sämtliche in Aussicht stehenden Arbeiten, nicht nur Erd» arbeiten, schleunigst in eigener Regie zur Aussührung zu bringen. Vorerst soll in Angriff genommen werden die Regulierung der Marktviertelstraßen wie der Fischerstratz« und die Legung einer Kanalleitung in der Lückstraße. Die Barunterstützung wurde gegen die Stimmen unserer Genossen abgelehnt. Zur unentgeltlichen Speisung bedürftiger Schulkinder mit warmem Mittagbrot wurde ein Betrag von 3000 M. einstimmig bewilligt. Die Speisung soll vorläufig dem Verein Frauenhilfe, welcher bereits mit einem Ge- meindezuschuß von 1000 M. warmes Frühstück an bedürftige Schultinder verabfolgt, übertragen werden. Zum Punkt kommunal« Arbeitslosenversicherung erklärte sich die Gemeindevertretung im Prinzip für die Einführung einer kommunalen Arbeitslosenunterstützung. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, in dieser Frage mit Berlin in Verbindung zu treten. Auch ist die Gemeindevertretung auf Anregung der Kom- misston einmütig damit einverstanden, daß die ArbettSlosenzählung, welche am 15. Februar nächsten Jahres erfolgen soll, nicht wie die Zählung am 17. November d. I. in Zähllokalen, sondern von Haus zu Haus vorgenommen wird. In der nun folgenden nicht- öffentlichen Sitzung wurde das Gehalt für den Tiefbauleiter Hirsch auf 5000 M., steigend bis zu 7000 M., festgesetzt. Dem Bei- geordneten Köhler wurde eine Gehaltserhöhung von 700 M. be- willigt. Diese Erhöhung wurde damit begründet, daß der Bei- geordnet« Köhler als zeitweiser Vorgesetzter des TiefdauleiterS auch ein entsprechend höheres Einkommen haben muß Köpenick . DerMännerchor Köpenick ", der auch bei Arbeiterfestlichkeiten bisher immer milgewirtt hat, veranstaltet am 1. Weihnachtsfeiertag im Stadtlhenter sein 1. Konzert. Mitwirkende sind die Herren Chormeister P, Schaerffenberg, Blobel(Dirigent des Arbeiter-Sänger­bundes Berlins und Umgegend), Konzertmeister Kosta und Oslath. Der Eintrittspreis beträgt inkl. Tanz nur 50 Pf. Anfang 6 Uhr. Friedrichshagen . In der letzten Gemeindevertreterfitzung stand eine Beitrags. ordnung betreffend die Heranziehung der Grundbesitzer zu den StratzenpflasterungSkostcn gemäß§ 9 deS Kommunalabgabengesetzes zur Beschlußfassung. Der Gemeindevorsteher wies darauf hin. daß laut Gemeindebeschluß die Kastanienallee gepflastert werden solle. die Adjazenten dieser Straße aber gegen die Kvstenheranziehung einen Prozeß angestrengt hätten. Da nun da» Oborverwaltungs- gericht in seinen Entscheidungen wiederholt ausgesprochen, daß den Gemeinden zu empfehlen sei, Ortsswtute zu erlassen, nach welchen die Adjazenten zu den Kosten herangezogen werden können, sei der Vertretung zu empfehlen, dem vorliegenden Entwurf einer Bei- tragSordnung zuzustimmen. Nach demselben sind die Adjazenten verpflichtet, sowohl zu den PflasterungSkosten wie auch zu Um- Pflasterungen mit besserem Materiol bis zu 75 Prozent beizutragen. Um aber Härten zu vermeiden, beschließt in jedem Einzelsall die Vertretung über die Höhe der Kosten. Nach längerer Debatte wurde dem Entwurf zugestimmt.> Von dem geplanten Umbau des Wirt- schaftSgebäudeS auf dem Rathausgrundstück wurde nach Bericht- erstattung der eingesetzten Kommission der hohen Kosten wegen und im Hinblick aus eine vielleicht später notwendig werdende Erweiterung deS Rathauses Abstand genommen. Ein DringlichkeitSantrag des Haus- und Grundbesitzervereins, beim Landtage die Erhöhung deS Ortes in die Servistlasse B zu befürworten, wurde dem Gemeinde- vorstand und der Etatskommission zur Vorberatung und Bericht- erswttung überwiesen. Der in der letzten Sitzung angenommene Mietsvertrag mit dem Arzt Dr. Schueler zur Unterbringung der Volksbibliothek wurde wieder aufgehoben, da die betreffenden Räume sich nachträglich als unzureichend erwiesen. Es wurde be- schloffen, eine Neuausschrcibung nach geeigneten Räumen vorzu- nehmen. Außerhalb bn Tagesordnung drückte der Vertreter Sonnenburg(Soz.) sein« Verwunderung darüber aus. daß der Bericht des Schularztes pro 1907/03 noch immer nicht der Vertre- tung zur Beratung und Beschlußfassung vorgelegt sei. Der Bericht ist so umfangreich und behandeU so äußerst wichtige Fragen, u. a. die Gesundheitsverhältnisse der Kinder, die Art der Krankheiten, die Zahl der ständig unter schulärztlicher Kontrolle gestandenen Kinder, die alljährlich wiederkehrende Forderung des Schularztes auch von den sozialdemokratischen Vertretern stets als dringend erachtete Forderung nach Errichtung einer Hilfs- klasse für schwachbegab te und geistig zurück- gebliebene Kinder, so daß es eine ernste Pflicht der Ver- tretung sein muß. zu dem Schularztbericht Stellung zu nehmen. Auch haben die Gemeindcmitglieder in ihrer übergroßen Mehrheit ein großes Interesse an der Tätigkeit des Schularztes und an der Veröffentlichung seines Berichtes. Der Gemeindevorsteher erklärte. daß er den Bericht auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung setzen werde. Gleichzeitig teilte er mit, daß auf Anregung der Schul- aufsichtsbehörde der Errichtung einer Hilfsklasse näher getreten wird. Die Kosten für die Unterhaltung derselben werden zirka 3300 M. pro Jahr betragen. Rahnsdorf . Ein schwerer Unfall trug fich gestern nacht auf dem htefigen Bahnhof zu. Bei der Abfahrt des letzten von Berlin kommenden Zuges nach Erlner glitt der Türschließer Peile aus Rahnsdorf aus, blieb zwischen zwei Wage» hängen und wurde den ganzen Bahn- steig entlang geschleift. Infolge der schlechten Beleuchtung sah der Zugführer nichts von dem Unfall. Erst im letzten Augenblick sahen Beamte auf dem Bahnsteig an dem Zug einen Arm emporragen und ließen die Notbremse ziehen, sonst wäre der Verunglückte auch auf die Strecke hinausgeichleist worden. Petke erlitt am Kops so schwere Verletzungen, daß er sofort nach der Heilanstalt in Wilhelms- Hägen gebracht werden mußte. Ueber die mangelhafte Beleuchmng des Bahnhofes Rahnsdorf auch eine Sparsamkeit am falschen Ort klagen die Beamten seit Jahren. Seit achl Tagen hat die Eisenbahnverwaltung Gelegenheit, den Bahnhof an das neue Gaswerk Rahnsdorf anzuschließen, dessen Leitung an setner Tür vorbeigeht. Adlershof . In der letzten Sitzung ber Gcmeindevertreter wurde die An« stellung eines Gymnasialoberlehrers und einer Lehrerin für die höhere Schule beschlossen. In der Sitzung vom 25. Mai 1907 war zum wiederholten Male durch unsere Gemeindevertreter zu den Bedingungen zur Vergebung der Arbeiten ein Antrag eingebracht worden und einer besonderen Kommission überwiesen, nach welchem die Einhaltung von vereinbarten Lohn« und ArbeitStarifen und die Anrufung eines durch die Gemeindevertretung einzusetzenden Schieds­gerichts" den bewerbenden Unternehmern zur Bedingung gemacht werden sollte. Zum 14. Dezember 1908, also nach vollen 18 ivkonaten, war endlich die Kommission zur Beratung eingeladen worden; es wurde beschlossen, der Gemeindevertretung folgende Punkte zur prinzipiellen Beschlußfassung zu empfehlen: 1. Die zwischen den Ar- beitgebern und Arbeitnehmern vereinbarten Lohn« und Arbeitstarife