Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 299. 25. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Dienstag, 22. Dezember 1908,

Schumann in Berlin  

Das

Urteil

Ehrverlust und Polizeiaufsicht; gegen Demmin   drei Jahre sechs Monate Zuchthaus   und fünf Jahre Ehrverlust; gegen Rollmorgen zwei Jahre 8uchthaus und drei Jahre Ehrverlust; gegen Frau Buchholz ein Jahr neun Monate 3uchthaus und zwei Jahre Ehrverlust; gegen Frau Crull ein Jahr Zuchthaus und zwei Jahre Ehrverlust. Frau Kollmorgen wurde zu vier Monaten, Olga Strafen als verbüßt erachtet. Briefträger Paetow wurde nur wegen Kupce zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt und diese unbefugten Fischfangs für schuldig erachtet und zu 60 Mark Geld­strafe verurteilt.

Briefkaften der Expedition.

Patienten in Beelitz  , Buch usw. Diejenigen unserer Abonnenten,

ein. Zu vier verschiedenen Malen des Jahres 1906 und 1907 Der Erste Staatsanwalt Schmidt führte aus, es sei be Ein Schutzmann a. D. und ein Reichs- besab sich der Reichsverbändler in Gemeinschaft mit Bolkmann die zeichnend, daß ein Mann, der mehrere Jahre im Dienſte der Ber Frachtgüter, die auf dem Bahnhof zu Laage   liner Polizei gestanden habe, der vorher zehn Jahre Soldat verbändler als Führer einer Räuberbande Lagerten, tam mit des Schußmanns Schwager dahin überein, gewesen sei und sich durchaus einwandfrei ge daß zur Sicherheit und Bequemlichkeit des Verkehrs der heimliche führt habe, eine Räuberbande organisiert und mit dieser die ver Vor dem Schwurgericht in Rostock   wurde vom Donnerstag bis und sofortige Transport von Wein, Kaffee, Herrenunterkleidern und wegenſten Raubanfälle unternommen habe. in den späten Abend des Sonnabend hinein eine Strafsache ver- einem Ballen Leinwand vom Bahnhof in ihre Wohnung dringend Handelt, die wegen der Frechheit, mit der die Täter zu Werke gingen erforderlich sei, und handelten dieser Einsicht entsprechend. Der und wegen der Persönlichkeit dreier Angeklagten Interesse erregte. Ordnungssinn trieb unseren Reichsverbändler auch an, dem Erb- lautete, entsprechend dem Wahrspruch der Geschworenen, gegen Der Hauptangeklagte war der frühere Schuhmann Emil Buchholz, pächter Steinfeld zu Kobrow   einige Enten, dem Gutspächter zu Buchholz   auf elf Jahre 3uchthaus, zehn Jahre Ehrverlust geboren am 27. November 1878. Der 35jährige Angeklagte ist Lebkendorf und dem Forstkandidaten Eberhardt zu Kronstamp für und Polizeiaufsicht; gegen Voltmann dreizehn Jahre im Herbst 1893 bei den Schwedter   Dragonern eingetreten, hat ihn brauchbare Wäsche stücke, dem Müller Luth in Laage   Roggen, 3uchthaus, zehn Jahre Ehrverlust und Polizeiaufsicht; gegen kapituliert und zehn Jahre beim Regiment gedient. Er ist einigen Imtern Bienenkästen mit Bienen und Honig ud acht Jahre einen Monat Zuchthaus, zehn Jahre Bursche beim Rittmeister v. Schröder gewesen, dem persön- und einem Gastwirt Possehl in Laage   Gänse zu entwenden. lichen Adjutanten des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, Angeklagt waren insgesamt zehn Personen, darunter ein Brief­und hat den Rittmeister vielfach auf Reisen, die dieser mit dem träger, dem aber lediglich unbefugtes Fischen nachgewiesen wurde. Brinzen machte, nach Italien  , England, Skandinavien   begleitet. Im Volkmann erklärte, er habe anfangs durchaus kein Verlangen Herbst 1903 wurde er entlassen und trat als Schuhmann bei der gehabt, die Bekanntschaft seines Schwagers Buchholz   zu machen, da Berliner   Polizei ein. Im Jahre 1904 hat er sich mit Martha Volk- er der Meinung war, letzterer fei noch mann, der Tochter des Waldhüters Volkmann in Hanseberg  , ver­Heiratet. Nach seiner Entlassung als Schutzmann hat er eine Gast und tönnte ihn verraten, zumal er auch in Laage   und Umgegend wirtschaft in Berlin   besessen, diese hat er aber wieder verkauft und eine große Anzahl Einbruchsdiebstähle begangen hatte. Erst als er sich mit dem ihm übrig gebliebenen Vermögen im Jahre 1907 zu hörte, daß fich Buchholz ebenfalls dem Räuberhandwerk widmen seinen Schwiegereltern begeben. Seinen Erwerb suchte er durch ausgedehnte Diebereien und wollte, faßte er zu ihm Vertrauen und freute sich um so mehr seines Organisierung von Räubereien zu gewinnen. Auf der Anklagebant Schwagers, da er annahm, Buchholz werde seine Gr steht er wegen einiger solcher Berufstätigkeiten. Unter anderem hatte fahrungen, die er während der vier Jahre im er sich wegen eines Einbruchsdiebstahls zu verantworten, den er in Dienste der Berliner   Polizei gesammelt, vorteil Gemeinschaft mit seinem bereits wegen Diebstahls zu Zuchthaus haft bei Ausübung des Räuberhandwerks ber­berurteilten Schwager Wilhelm Volkmann und dem zuletzt als Restaurateur in Berlin   wohnhaften Adolf Kuck in der Nacht Bezüglich des Raubes im Schloffe 3aptendorf be­bom 18. zum 19. Mai zu Zapfendorf   unternommen hatte. Sie merkte Buchholz auf Befragen des Vorsitzenden: Voltmann waren in dieser Nacht beim Gutsbefizer v. Buch auf Zapfendorf   mit habe den Ruub ausbaldowert". Er habe ihm gefagt: Der Schloß Waffen eingedrungen und haben auf den Gutsbefizer v. Buch herr v. Buch habe viel Geld und schlafe in seinem Schlosse ganz allein. einen Raubanfall unternommen, bei dem fie 3000 m. Wertpapiere, Buchholz   und Kuck seien alsdann am 14. Mai spät abends nach Bapten­Uhren usw. erbeuteten. Frau Buchholz und ein gewisser Roll- dorf gekommen, um sich das Schloß anzusehen. In der folgenden Nacht morgen halfen bei diesem nächtlichen Besuch. Dieser Kollmorgen, haben sie unter dem Namen Maler Hans Dämel und Maler Paul der außerdem noch wegen eines Haufens Diebstähle vor dem Schwur- Wunsch aus Berlin   in dem Kruge zu Blaaz, etwa 20 Minuten von gericht stand, ist Mitglied des Reichsverbandes gegen die Sozial- Bapkendorf, logiert. Am folgenden Tage haben sie zwei junge Leute demokratie. Er nennt sich Arbeiter. über die Verhältnisse im Schlosse eingehend befragt. Als sie am Von den in der Verhandlung bloßgelegten lohnenden nächtlichen Abend des 18. Mai nach Zaptendorf gingen, hatten sie sich vorher Besuchen des Buchholz seien noch die Visiten erwähnt, die er mit bewaffnet. Buchholz und Kuck sind in das Schloß ein­seinem Schwager in der Nacht zum 28. Februar und in der Nacht gedrungen, Volkmann blieb mit geladenem Revolver und zum 8. März dem Gutsbesizer von Neumann in Hanseberg   abgeschliffenem Dolch vor der Eingangspforte als Bache zurüd. stattete. Dabei erbeuteten sie, abgesehen von wertvollen Sachen, Rollmorgen hatte den Räubern den Weg gezeigt. Hätte Herr über 8000 M. Bargeld. v. Buch Hilfe geschrien, so bemerkten die Räuber, dann hätten Der Reichsverbändler Rollmorgen betätigte seinen Ordnungsfinn fie ihm eins auf den Kopf gegeben, daß er still gewesen wäre. Smmemde 774 SW 1 Nebel abgesehen von der Räuberei in Zapfendorf   durch Wegräumung von Kuck habe dem Schloßherrn im übrigen sofort den Mund Berlin   774 Still Geld, Messern und Zigarren, die er bei dem Kaufmann Gollag zugehalten und ihm einen Knebel in den Mund gesteckt, Franti.a M 772 NO in Laage   vorfand, als er dessen Verkaufsräume in Gemeinschaft mit daß er nicht mehr schreien konnte. Alsdann haben sie ihn an Händen Volkmann und einem Acerbürgersohn Demmin   in der Nacht und Füßen gefesselt und an das Bett angebunden, damit er zum 22. Februar bergangenen Jahres inspizierte. In der Nacht still liegen mußte. Am nächsten Morgen wurde in Laage   bei Frau beim Kaufman Crull die Beute geteilt. Buchholz, Kud und Volkmann erhielten 25. Februar dieses Jahres brach aum Dehn in Laage   unter Assistenz von Buchholz und Demmin   jeder etwa 1100 M.

er

werten fönnen.

die noch während des ganzen nächsten Monats in der heilstätte bleiben, wollen uns wegen der Überweisung von Freiexemplaren sofort ihre Adresse einsenden, da bei verspäteter Bestellung die ersten Nummern des neuen Monats von der Post nicht geliefert werden. Alle Adressen müssen jeden Monat neu eingesandt werden.

den Großhandel in den Zentral- Marktballen. Zufuhr sehr start, Geschäft lebhaft, Preise für Hammelfleisch nachgebend, sonst unverändert. Wild  : Zufuhr genügend, Geschäft lebhaft, Preise fest. Geflügel: Zuinbr reichlich, Geschäft rege, Preise befriedigend. Fische: Zufuhr in Flußfischen knapp, Geschäft ruhig, Breise wenig vers ändert. Butter und Stäse: Geschäft ruhig, Breise unverändert. Ge müse, Obst und Südfrüchte: Bufuhr genügend, Geschäft lebhaft, Preise wenig verändert.

Amtlicher Marktbericht der städtischen Markthallen Direktion über Marktlage: Fleisch:

Witterungsübersicht vom 21. Dezember 1908, morgens S IIhr.

Stationen

Barometer

stand mm

Wind­

Hamburg 774 SD

München

Wien

richtung

Windstärke

Wetter

772 Still 7719

2 Nebel Nebel 2 Nebel Nebel 3 bededt

Temp. n. C.

ot= o999

Stationen

Barometer

richtung

Wind­

Windſtärke

-0 Haparanda 756 SB

Better

4 bedeckt

-3 Betersburg 771 SSW 1 bedeckt 1 Scilly 769 83 3 bedeckt 2 tberdeen 766 SSW 2 moltig 0 Barts 773 GD 2 bedeckt 3

Temp. n. 6.

Wetterprognose für Dienstag, den 22. Dezember 1908. schwachen östlichen Winden. Ein wenig fälter, vielfach nebelig, sonst ziemlich beiter und trocken bei Berliner   Wetterbureau.

Verband sozialdemokratischer Wahlvereine.

Am ersten resp. zweiten Weihnachtsfeiertage finden folgende Veranstaltungen statt: 2. Wahlkreis.  | 3. Wahlkreis.  | 6. Wahlkreis.

Freitag, den 25. Dezember 1908

( 1. Weihnachtsfeiertag):

Sonnabend, den 26. Dezember 1908

( 2. Weibnachtsfeiertag):

Winter- Fest Gr. Matinee

in den Gesamträumen der Viktoria Brauerei, Lützowstraße 111/112.

Mitwirkende:

Berliner Sinfonie Orchester( Dirigent: Maximilian Fischer.) Solisten: Frl. Emma Kratje ( Harfe); Hr. Fr. Seidel( Violine); Hr. Fr. Große ( Cello).

Nach der Vorstellung: Ball. Herren zahlen 50 Pf. nach. Anfang 6 Uhr. Garderobe 10 Pf. Eintritt 30 PL Sonnabend, den 26. Dezember 1908 ( 2. Weihnachtsfeiertag):

im großen Saal von Kellers Neuer Philharmonie, Köpenickerstr  . 96/97

Konzert

ausgeführt von Zivil- Berufsmusikern,

Kapellmeister

R. Hascheck, unt. gütiger Mitwirkg. d. Violoncello­virtuosen Hr Karl Struß  , der Opern- u. Operetten­sängerin Fr. Thyra Nordström- Wiese, d. modernen Humoristen Herrn Fr. Lissek und der Gesangs- und Tanz- Duettisten Marietta und Franconi. Anfang präzise 12 Uhr. Billett 30 Pt.

4. Wahlkreis.

Sonnabend, den 26. Dezember 1908 ( 2. Weihnachtsfeiertag):

Gr. Matinee 2 gr. Matineen

im großen Saale von Kliem, Hasen­heide 13/15:

Mitwirkende:

Apollo Sänger

Herren: Paul Charton, Karl Sandmann, Arthur Steinke, Hugo Just, Emmo Raschdorf, Hermann Wehling, Hans Berani und Willy Poltano am Klavier: Herr Arthur Steinke. Anfang 12 Uhr.

Eintritt 20 Pf.

in Kellers Festsälen( Inhaber Freyer), Koppenstr. 29

unt. Mitwirkg. d. Liedersängerin Frl. Marianne Geyer und des Rezitators und Dialekthumoristen Hrn. Otto Wiemer  

;

im Konzerthaus Sanssouci, Kottbuser Straße 6

KONZERT unter Mitwirkung der Gesellschaft ,, Strzelewicz".

Anfang präzise 12 Uhr.

Billett 30 Pf. Da offene Kasse nicht stattfindet, bitten wir die Mitglieder, sich rechtzeitig mit Billetts zu versehen.

Sonnabend, den 26. Dezember ( 2. Weihnachtsfeiertag)

Neun Matineen

Berliner Prater, Kastanien- Alle 7-9 Brauerei Groterjan, Schönhauser Allee 130 Ballschmieders Etablissement, Badstr  . 16 Brunnen- Theater, Badstr  . 58 Joseph Frankes Festsäle, Badstr  . 9 Germania  - Säle, Chausseestr. 110 Prachtsäle Nordwest, Wiclefstr. 24 Patzenhofer Brauerei, Turmstr. 25/26 Gebr. Cranz  ' Festsäle, Kösliner Straße 8

-O

Mitwirkende:

-

Original Harburger Sänger. Gesellschaft Lily Schumann. Berliner   Ulk- Trio. Elite- Streichorchester( Direktor: Fritz Blume). Berliner   Volkssänger- Gesellschaft Max Schmeltzer, Berliner   Volks- Kabarett Rosemann- Rossé. Paul Mantheys Lustige Sänger.  - Volkssänger­Gesellschaft Lewandowsky. Volkssänger- Gesellschaft Hugo Anke. Pfarrsche Künstlerkapelle. Margarete Walkotte. Konzertsängerin Frl. Meyer. Professor Krüger- Nystedt. Konzertmeister B. Nitzsche. Rezitator Willy Mielko.

-

-

-

-

-

-

Gesangvereine: Gleichheit. Nordwacht. Vereinte Sangesbrüder Moabit  . Liederlust II ( Mitglieder des Arbeiter- Sängerbundes)

Zivilberufsmusiker. Turnerische Aufführungen. Mitglieder des Arbeiter- Athletenbundes. Entree 25 Pf.

Frau

Anfang 12 Uhr.

-

Tische u. Stühle dürfen nicht reserviert werden.