Einzelbild herunterladen
 
moo. 25. i#5«» 1. ifjinjje dts Jorrols" Kerlim Nölksblllti.«.zz �mwms. Zw Cage der Kleinbauern und länd­lichen Arbeiter. L Wie bereits im Vorjahrs erwähnt, hält es sehr schwer, die Be- richte der von den Landräten usw. venvalteten landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften zu erhalten. Warten muh man schon bis zum Dezember d. I., um den Bericht für das Jahr lSV7 fordern zu dürfen. Die Herren haben keine Zeit, die kümmerlichen Zahlen zusammenzustellen, die man dann alsBerichte" herausgibt. Wer die armen Verletzten Monate, ja Jahre auf ihre karge Rente warten Iaht, bringt es auch fertig, alle zwei Jahre nur einenBericht" über die Tätigkeit der Bernfsgenossenschaft herauszugeben. Deshalb waren auch im Jahre 1608 sehr viele Berichte wieder nicht zu erhalten, verschiedene warenbereits vergriffen". Die Ver- waltung der Berufsgenois enschasten ist eben jammervoll, die Versicherten selbst ja rechtlos, ohne Einfluß. Dem Reichsversicherungsamt scheint jeder irgendwie zu- sammengestoppelte Wisch alsBericht" recht zu sein. Nun zu den vorliegenden 31 Berichten selbst! Selten ist die Z a h l der versicherten Arbeiter erwähnt. Die Berufsgenossen- schaflen haben jedenfalls gar keine Statistik. Ebensoschätzt" man die Zahl der verficherten Betriebe nur ab. Bald heißt es:Nach der Berufsstatijtik von 1895 beträgt die Zahl der Betriebe zirka" oder man hat die Zahl überhaupt nicht angegeben. Wann werden das Reichsversicherungsamt und die Landesversicherungsämter endlich bestimmte Vorschriften erlassen? Wie wichtig wäre auch eine genaue Unfallstatistik der Landwirtschaft. Wir entnehmen den Berichten zunächst folgende Zahlen: Landwirtschaftliche Beruftgenossenschast 1. Posen...... 2. Ostpreußen  .... 3. Rudolstadt  .... L Schleswig-Holstein  . 5. Weimar  ..... 0. Oldenburg  .... 7. Königreich Sachsen. 8. Reuß j. L..... 9. Haniburg.... 10. Großherzogt. Hessen 11. Baden..... 12. Obersranken... 13. Mittelfranken  ... l-L Niederbayern... 15. Pfalz  ...... 16. Schwaben   u. Neuburg  17. JagstkreiS Württemb. 18. Unter-Elsaß  ... 19. Westfalen.... 20. Oberbayern  .... 21. Untersranken... 22. Hessen  -Rassau... 23. Weslpreußen... 24. Rheinland  .... 25. Ober-Elsaß.... 26. Mecklendurg-Strelitz 27. Lothringen.... 23. Provinz Sachsen  .. 29. Württemberg Donau- kreis Ulm.... 30. Meiningen  ,... 31. Brandenburg  Betriebe 1906 1907 131864 133282 126250j 126894 nicht angegeb. 78496 1907 Unfälle 1908 Unfälle ge- I entschä- ge- entschä- eldetcl digte meldete digte 37720 35620 179303 10234 4298 42642 35579 177843 10209 4404 nicht angegeb. [265440 70936 72351 92000 84086 266250 70936 72351 76042 76042 92000 84085 nicht angegeb. 91948) 89410 245098 248873 83950 88481 88023 88481 236148,235370 1 998 nicht angegeb. 83087i 60885 73911 75 IS 100000 100000 1242588 4792 10527 239 5216 1154 993 6750 292 171 2712 6500 1325 2585 2829 2115 2358 1440 2148 4458 3187 3117s 5903 4747 9729 970 512 1070 6679 2017 3209 113 1747 431 343 2956 67 35 1550 3405 1061 1420 2049 1277 1440 995 1408 2573 1755 1521 2950 2017 3544 569 105 495 2253 5244 11222 221 5422 1167 1111 6241 317 176 2333 6194 1314 2289 2708 1986 2841 1327 2081 4460 4152 3295 5956 4907 10449 926 526 1057 ? 1991 3883 106 1697 448 340 2684 68 43 1410 3491 965 1365 2062 955 1418 866 1440 2616 1829 2857 8066 1772 636 105 593 ? beoölkerung Rechnung und erscheint in zwei Sprachen. Daß man daserlaubt"? DiePolengefahr" muß größer sein, denn der Be- richtPosen  " erscheint imreinsten Deutsch  "! Sehr groß ist der Rückgang der Betriebe imOber» Elsaß  "! Der Bericht erwähnt: Was den Aussall einer Betriebsfläche von 11 659,7 4 He krar(Differenz der alten und der ueuen Verzeichnisse) be- trifft und worüber die Gemeinden einzeln um Auskunft ersucht worden sind, muß gesagt werden, daß aus dem bereits im vor- stehenden Absatz erwähnten Grunde in den alten Verzeichnissen nicht unerhebliche Doppelveranlagungen bestanden und daß seit der Reuaufstellung der Verzeichnisse im Jahre 1902 große Flächen für Befestigungen. Exerzierplätze. Kasernenbauten, Bergwerk-, Fabrik-, Eisenbahn- und Bahnhofanlagen, für die Errichtung der Irrenanstalt in Rufach  , durch die Ueberweisung landwirtschaftlicher Betriebe an gewerb» liche Berufsgenosienschasten aus den Verzeichnissen auszuscheiden waren." Moloch Militarismus braucht immer neue Befestigung. Exerzier» Plätze und Kasernen und verdrängt den Bauer von seiner Scholle. Den Rest fertigt die Industrie ab. Trotzdem wird den Bauernge­holfen". Aufschlüsse über die Größe der Betriebe gibt u. a. die Berufs- genossenschaftBaden": Durch daS badische Gesetz vom 31. Juli 1902 werden Betriebe,zu deren Bewirtschaftung im Jahresdurchschnitt nicht mehr als 1200 Arbeitstage männlicher Arbeiter erforderlich sind, in sechs Klassen eingeteilt, und zwar sind dies Betriebe, zu deren Bewirtschaftung im Jahre durchschnittlich isos Klasse I 75 Tage erforderlich sind.. 93 412 vi 989 II 75 150.. 46 124 46 467 III 150 300.. 49 626 49 850 IV 300 600.. 41 464 41 362 V 600 900.. 19 981 20046 , VI 900-1200.. 9 524 9 611 Außerdem sind noch.......... 6 120 6 115 im ganzen Betriebe 266 250 265 440 Auch in Hessen-Nassau   haben die m e i st e n Klein» bauern keinen Vorteil von den Wucherzüllen. Der Bericht führt die Größe der Betriebe wie folgt auf: 1. 149 372 Betriebe bis zu 2.50 Hektar mit 125 674,92 Hekt-v Flächengröße. 2. 62 802 Betriebe von 2,50 bis 10 Hektar mit 302 752,34 Hektar Flächengröße. s. 12 369 Betriebe von 10 bis 25 Hektar mit 182 878,47 Hektar Flächengröße. 4. 2222 Betriebe von über 25 Hektar' mit 114 342,08 Hektar Flächengrötze. Im Bericht der Bernfsgenossenschaft llnter-Elsaß finden wir nachstehende Tabelle: Unter diesen 89 410 Betrieben find 83924, deren Unter» nehmer mit ihren Ehefrauen nach den vom Borstande aufgestellten Normen zur Erzielimg eines Brutto» Jahres­einkommens von 2000 M. der obligatorischen Selbstversicherung gemäß § 43 des GenoflenschaftsstatutS unterworfen sind." ES gibt also sehr viel arme Bauern im Unter-Elsatz! 1160 472 nicht angegeb., 1777 1064 1707 nicht angegeb.' 789 480i 766j nicht angegeb. 8069 2825| 81671 8138 In den Berichten ist manchmal auch die Zahl der versicherten Nebenbetriebe angegeben, doch herrscht auch hier keine Einheitlichkeit. Die Berichte, welche keine Angaben über die Zahl der versicherten Betriebe gemacht haben, führen aber desto wichtiger die Zahl der Eingänge" nach dem Tagebuch aufl Der Bericht der Berufs» genossenichastLothringen  " trägt der französisch sprechenden Land- Lnibenmilllonäre über dem Kochtopfe der Arbeiterfrau. In NuZbeuterkreisen hat dieBegehrlichkeit der Arbeiter" und der unnütz weggeworfeneArbeitergroschen" von jeher eine große Rolle gespielt. Um wieviel leichter und rascher könnten sich nicht die Millionen in den Geldschränken der Kapitalisten zusammen- ballen, wenn die Arbeiter weniger begehrlich wären, und wie herrlich könnte der Klasienstaa» gedeihen, wenn die Arbeiter all ihreGroschen" in Form von Steuern willig auf denAltar des Vaterlandes" nieder» legen wollten, anstatt sie für Streikzwecke anzusammeln. Aber ein Beispiel von solch zynischer Unternehmersrechheit, wie wir eS nach­stehend unseren Lesern an der Hand von Aktenstücken zu übermitteln vermögen, ist bisher noch nicht offenbar geworden. Vor Jahresfrist ist demVerein für sie bergbaulichen Interessen Niederschlesiens", der Organisation der Waldenburger Gruben» Magnaten, von christlicher Sefte eine Denkschrift über die Kosten der Lebenshaltung von Arbeiterfamilien überreicht worden. Wir über- lassen eS der Beurteilung unserer Leser, ob es die richtige Art ist. Arbeiterinteresien zu vertreten, wenn man daS Mitleid stahlharter Kapitalistenherzen dadurch zu rühren versucht, daß man vor ihnen daS Arbeiterelend ziffernmäßig enthüllt. Uns interessiert hier nur. welche Behandlung diese Denkschrift gefunden hat, und daS fei durch nachstehende Aktenstücke dargetan, die ein günstiger Wind der BreslauerVolkswacht" auf den Tisch geweht hat. Verein für die bergbaulichen Interessen Waldenburg i. Schl., dm 7. Mai 1908. Niederschlesiens. An den Fürstlich Pleßfchen Generalbevollmächtigten Herm Regierungsrat a. D. K.e i n d o r f f Ho-bwohlgeborm Schloß Waldenburg. Vertraulich! Zit der unterm 21. Januar in Abschrist übersandten und in der außerordentlichen Vorstandssitzung vom 13. v. M. von neuem (Aachdrua verboten.) Mllenlekaft und Skepsis. Wie ein roter Faden durchzieht die Skepsis die Geschichte der epochemachenden Erfindungen und Entdeckungen. Nicht nur die Laienwelt begegnet diesen anfangs mit Ungläubigkeit und Miß- trauen, auch die Gclehrienwelt zeigt gegen neue Probleme und Theorien fast stets ein völlig ablehnendes Verhalten, das sich oft bis zur gehässigen Feindseligkeit steigert. Auf den ersten Blick scheint besoirders die Stellungnahme der Wissenschaft verwunderlich. Gehen wir aber deren Wesen auf den Grund, betrachten wir die Motive ihrer Handlungsweise näher, so wird diese uns verständ- I icher. Denn Wissenschaft ist Ordnen, Rubrizieren, Wissenschaft ist das Bestreben, all- Taseinsformen und Erscheinungen unter Gesetze zu stellen, diese möglichst auszugestalten und daS Ganze in ein fertiges System zu bringen. Selten stimmt nun eine neue, über- raschende Tatsac� mit den gekannten Naturgesetzen überein. ja oft widerspricht sie allem bisher Gewußtem und Gelehrtem und stürzt so ein mühsam ausgedocktes und ausgebautes System über den Haufen. Daher der Widerstand der Wissenschaft, der einerseits einem berechtigten Egoismus entspringt, andererseits dem Be- streben seine Entstehung verdankt, daö Neue erst dann anzuerkennen, trenn dessen Existenz genügend gesichert ist.Würde dieses nicht geschehen." sagt Professor Simony(Ueber das Prinzip der Er- Haltung der Energie),so wäre das Licht der Erkenntnis wohl kein ruhig strahlendes; es würde dann eher einer lodernden, im Wind­hauch hin- und herbetvegtcn Fackel zu vergleichen sein, zwar weithin leuchtend, aber unfähig, irgend ein Objekt der Erkenntnis in voller Schärfe und Klarheit hervortreten zu lassen. Auch ist der harte Kamps umS Dasein, der jeder großen Idee in ihre» ersten Eni- wicklnngsphasen zu teil wird, das mächtigste Förderungsmittel für diese selbst, zumal äußerer Widerstand wenigstens für traftvolle Naturen das wirksamst« Motiv bildet, alle ihre Fäyigkeiteu zur weiteren Ausbildung und möglichst klaren, überzeugende» Dar- stellung des neuen Gedankens einzusetzen." Trotz alledem beschleicht uns ein eigentümliches Gefühl, wenn wir die Chronik der Erfindungen und Entdeckungen durchblättern. Denn nur allzu ojt ist sie ein Dokument menschlichen Unverstandes, der Mißgunst und der Niedertracht. Die Gelehrtenwelt beschränkte sich nur selten auf ruhiges Abwarten und Abwägen bei neuen Er- scheinnngeii. sie widersetzte sich deren Anerkennung fast immer mit allen ihr zu Gebote stehende» Mitteln, das große Publikum nach sich ziehend. Mag Professor Simony mit seinem letzten Satze, tvaS kraftvolle Naturen" anbelangt, recht haben, auf die schwächeren aber und die bilden einen großen Prozentsatz unter den Psad- sindern der Menschheit wirkt ei» derartiges Verhalten der Mit- ivelt niederschmetternd. Eine der wichtigsten Entdeckungen des 17. Jahrhunderts war die des Blutkreislaufs. Wie jedoch mit Bestimmtheit nachgewiesen wurde, war diese Entdeckung schon ein Jahrhundert früher von F r a P a o I o gemacht worden, der sin aber aus Furcht vor der Jnqui- siiiou verioMiegsn und der Bibliothek von Evan Marco im Manu- ikript übergeben HWe, Als da»» Kar  »ey die Niederschrift der Bibliothek entnahm und damit hervortrat, hatte«r zwar nicht mehr die Inquisition zu fürchten, wohl aber hatte er sämtliche Gelehrte zeitlebens zu feinen erbitterten Feinden. Sie machten ihm feine Praxis abspenstig, brachten ihn in den Ruf eines Narren und ver- gällten ihm sein ganzes Leben. Als Benjamin Franklin   Versuche mit dem von ihm er» fundenen Blitzableiter anstellen wollte, nahm er, da er die Gelehrten wohl kannte, stets ein Kind mit, um auf dieses den Verdacht der Spielerei ablenken zu können. Nachdem er die Erfindung genügend gesichert glaubte, wollte er sie 1752 vor der Londoner Akademie er- örtern. Sein Vortrag wurde jedoch mit allgemeinem Gelächter begrüßt und überhaupt nicht in das Protokoll ausgenommen. G a l v a n i, der 1780 die elektrischen Ströme entdeckte, erging es nicht besser. Er wurde von seinen Kollegen vor aller Welt als Tanzmeister der Frösche" verächtlich gemacht. Was kann wohl handgreiflich lächerlicher und alberner sein als das Versprechen, eine Lokomotive für die Geschwindigkeit der Postkutsche zu konstruieren? Ebenso gut könnte man glauben, daß Einwohner von Woolwich sich auf einer Congreveschen Rakete ab- feuern ließen, als daß sie sich einer solchen Maschine anvertrauen würden."'«o schrieb seinerzeit die bedeutendste englische   Zeitschrift, dieEdinburg Rewiew". als Stephenfon die Be- hauptung aufstellte, eine Lokomotive von 4 Pfeilen Geschwindigkeit bauen zu können. Dieselbe Zeitschrift verlangte auch, daß Thomas Gray   in die Zwangsjacke gesteckt werden solle, weil er der Ansicht Stephensons beigetreten war. Ein jjaar Jahrzehnte vorher wollte F u l t o n die Dampfkraft für die Schiffahrt nutzbar machen. Er unterbreitete Napoleon   l. seinen Plan, der ihn der Pariser Akademie zur Begutachtung über- gab. Diese wies mathematisch nach, daß die Ausführung der Idee außer dem Bereiche der Möglichkeit liege und nannte Fulton einen Visionär. Zu spät bereute Ltapoleon, daß er nickt seiner eigenen Eingebung gefolgt war und als ihm auf ssiner Deportation nach St. Helena   der erste englische   Dampfer zn Gesichts kam, meinte er ivehmütig: Als ich Fulton aus meinem Kabinette entließ, verschenkte ich mein« Krone. Eine bahnbrechende Entdeckung auf dem Gebiete der Medizin machte Mitte des vorigen Jahrhunderts der französische   Forscher T i s so t. Er fand, daß der Star nur eine Trübung der Linse, also operationsfähig sei. Die Akademie behandelte ihn aber, als er ihr das Ergebnis feiner Forschungen unterbreiten wollte, mit«uncr- härter Grobheit". Ein wenig glimpflicher verfuhr man mit Arago, als diese? die Diskussion über den elektrischen Telegraphen er- öffnen wollte: denn er wurde von seinen Kollegen nur verspottet. Den weltberühmten Entdecker der Wärmetheorie, Julius Robert Mayer  , steckte die dankbare Mitwelt ins Irrenhaus, und noch gar nicht lange ist es her, daß eine unserer ersten, wissen- schaftlichen Zeitschriften die Abhandlung von Philipp Reis.  in der dcr� Erfinder des Telephons die Frucht seines Scharssinns der wissenschaftlichen Welt vorlegen wollte, zurückwies mir den, Bemerken» daß für einen solchen Humbug kein Raum vorhanden sei. Und als er feine Erfindung in der Physikalischen Gesellschaft zu Franifurt a. M. vorsührtc, erklärte der Professor der Physit und spätere Präsident der Internationalen ElettrizitätSansstellung, Poggendor f. sie für eine bedeutungslose Spie leres. zur Sprache gekommenen Denkschrift übersenden wir Euer Hoch» wohlgeboren ergebenst in der Anlage daS uns von der Fürstlichen Bergwerksdirektion in Aussicht gestellte Material, ivelches zur Be» nrteilnng der Zuverlässigkeit der Angaben über die Kosten des Lebensunterhalts einer mehrköpfigen Familie geeignet erscheint, zur gefälligen Kenntnis. Auf Wunsch des Herrn Berg- wertdirektorS Balzer bitten wir noch besonders u m vertrauliche Behandlung des Materials. Hochachtungsvoll Der Vorstand Grunenberg Hammer Vorfitzender. Eeschäftsführer. Fürstlich Pleß'sche Bergwerksdirektio«. Anlage. Schloß Waldenburg  , den 2v. April 1908. An den Verein für die bergbaulichen Interessen RiederschlestenS Waldenburg. Unter Bezugnahme auf die Ausführungen des Unterzeichneten in der letzten Sitzung beehren wir uns, zu dem Rundschreiben vom 21. Januar d. I. Nr. 1418/07 beifolgend ergebenst eine Zusammenstellung zu übersenden, in welcher die Angaben der katholischen Arbeitervereine über die Kosten des Lebensunterhalts für 1 Familie von 4 Personen, 1»3 0 18 vergleichend gegenübergestellt find, mit den tvirUichen Ausgaben einer Bergmannöfamilie von neun Köpfen. Die Zahlen der neunköpfigen Familie sind dem Wirtschaftsbuch des Hauers Josef Leppelt von den Fürstensteiner Gruben ent» nommen. Leppclt führt über seine Ausgaben genau Buch, feine Angaben können daher als unbedingt zuverlässig angesehen werden. Außer- dem find sie von einem ganzen Jahre zusammengestellt und es ist daraus der Wochendurchschnitt gezogen worden. Derartige Erfahrungen mußten die Erfinder und Entdecker aller Jahrhunderte machen. Man könnte darüber staunen, daß die Menschheit, speziell die Wissenschast, durch den sich immer wieder» holenden Vorgang nicht gelvitzigt wurden und die allzu spontanen Ausbrüche ihrer Skepsis nicht in etwas dämpften. Vielleicht wurzelt diese Skepsis unausrottbar tief in der menschlichen Natur. Oder wurden wir so oft durch angebliche Tatsachen getäuscht, die sich im weiteren Verlaufe als Nieten herausstellten? Vielleicht soll auch das immer wiederkehrende Einlenkenmüssen für uns eine verstärkte Mahnung sein, daß wir wederdas Buch der Natur zu Ende ge- lesen", noch den Berg der Erkenntnis erklommen haben, wie wir uns von Zeit zn Zeit schmeicheln möchten. O. W. Notizen. Der verramschte«reuzgang. Unsere Museen sind darüber aus, aus der ganzen Welt ihre Schätze zn sammeln. Sie schonen dabei weder Feind noch Freund. Und wenn sie die Mittel dazu hätten, würden sie den Kölner Dom   nach Amerika   und die Stanzen Raffaelö nach Berlin   schleppen. Ausland und Inland sind gleichmäßig geplündert. Wer daö Geld hat, bestimmt heutzutage den Aufenthaltsort der Kunstwerke. Selbst Gesetze, wie Italien   sie gemacht, schützen nicht dagegen. In Deutschland   hat dieses System jetzt zu einem kleinen ergötzlichen Partikularlrieg zwischen Preußen und Bayern   geführt. In Würz bürg, der schönen Mainstadt, die reich an alter Kunst ist, war ein Warenhaus Eigentümerin eines alten, kunst- und bau- geschichtlich interessanten Kreuzgangs geworden. Das tote Kapital mußte versilbert werden, und da der bayerische   Staat nicht genug zahlen wollte, wurde der ganze Kreuzgang an die findige Berliner   MuseumSverwaltung, die über die lleinlichcn Skrupel bundesstaatlicher Treue erhaben ist, meistbielend verramscht. Darob großes Geschrei in Würzburg  . Den bayerischen Ministern wird gehörig eingeheizt, die große diplomatische Maschine, die Bayern   und Preußen an ihren Höfen unterhalten, wird in Gang gebracht. Und siehe da: sie geht wirklich, aber nach einigen Monaten weiß man immer noch nicht, ab Bayern   auf diplomatischem Wege wieder zu seinem Kreuz» gange gelangen wird. Svllte es wirklich der Fall sein, so wird das nur der außerordentlichen Zuvorkommenheit Preußens zu danken fein. Bayern   wird dann um so fester an» Reich hängen, und die Würzburger müßten billigerweise Preußen ein kleines Denkmal »veihcn. Die dafür zu bestimrnende Inschrift aber müßte auf dem Wege eines allgemeindeulschen Wettbewerbes beschafft werden, an dem wir uns auch zu beteiligen gedenken. Gletscherhöhlen in Grönland  . Die dänische Polarexpedition Mylius Erichsen  , die der Erforschung des nordöst­lichen Grönland   gewidmet war und die so tragisch mit dem Tod« des Führers und zweier seiner Begleiter endete, hat auch riesige Höhlen unter Gletschern entdeckt, die, wieLa Nature" berichtet, sich über zwei Kilometer weit hinziehen und eine Höhe von zwanzig Meter erreichen. �Sie werden durch den Ausfluß van Bächen ge- bildet, die sich während der warmen Jahreszeit ihr Bett unter das Eis graben. Die seltsamen Naturgebilde fesseln nicht nur den Forscher, sie bieten auch dem künstlerisch empfindenden Beobachter durch ihre grotesken Formen und durch märchenhafte Farbenspiele eine» zauderhaften Anblick.