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8z.

301. 25. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 24. Dezember 1908.

Zur Lage der Kleinbauern und länd- nügend betrachtet werden. lichen Arbeiter.

II.

Verschiedene Berufsgenossenschaften haben sehr hohe Un­fallaiffern zu verzeichnen, die an die Gefahren der Industrte grenzen. Auffälliger ist noch die hohe 3iffer der entschä digten Unfälle, ein Beweis, daß es sich um schwere Unfälle handelt. Die meisten Unfälle werden schlecht geheilt. Der Mangel einer Krankenversicherung für die Landwirtschaft macht sich hier direkt fühlbar. Der Bericht Hessen- Nassau  " erklärt deshalb: Die obligatorische Einführung der Krankenversicherung für die landwirtschaftlichen Arbeiter und das Ge­finde ist notwendig. Eine gleichartige Einführung der Krankenversicherung für die kleinen Betriebsunter nehmer ist in Erwägung zu ziehen." Das forderten die Sozial­Demokraten seit Jahren vergeblich. Eine Verschlechterung der Gesetzgebung fordert dagegen derselbe Bericht:

Bei einer Menderung der Gesetzgebung ist anzustreben, daß die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften hauswirte fhaftliche Unfälle nicht mehr zu entschädigen haben."

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Die Aratgutachten gefallen der Berufsgenossenschaft auch nicht. Deshalb wird gefordert natürlich im Interesse der Berufs­genoffenschaft eine beffere sozialpolitische Borbil. dung der Aerzte. Es heißt im Bericht:

Better foll eine bessere sozialpolitische Wor. bildung der Aerzte angestrebt und zu dem gwede bez Professor Dr. Hildebrand in Marburg   um Abfaffung einer sozial­politischen Anleitung für die Aerzte ersucht und bei dem Kultus­minister die Errichtung eines Lehrstuhls für so. ziale Medizin in Marburg   beantragt werden."

Bosen" flagt über era temangel auf dem Lande und richtet mit Erfolg Pflegestationen ein. Es wird be merkt, daß 53 Verletzte da geheilt wurden!

Es sind das in Anbetracht des geringen Umfanges det Stationsbezirke recht beachtenswerte Erfolge, die namentlich im Hinblick auf den Weratemangel auf dem Bande für die weitere Ausbreitung der Landpflegestationen sprechen." Der Aufsichtsbeamte der Berufsgenossenschaft Lothringen  meldet ganz ernsthaft:

" Gesundheitsschädliche Einflüsse. Als solche tüßte ich keine anderen zu erwähnen als diejenigen, welche durch Allgemeinerfahrungen bereits signalisiert sind und von dem sehr umfangreichen Genuß von Branntwetn bei der Betriebsarbeit herrühren, wenn nicht auch die sorglose Be handlung von gefährlichen Verlegungen durch Heb. ammen, Kurpfuscher pp. Hier etwa Erwähnung berlangte." Dabei werden die Aerzte immer teurer und sorgen fo dafür, daß Kurpfuscher usw. ihre Kundschaft behalten. Auch die Berufs­genossenschaft Wagt:

Der Honorarstreit mit der Aerzteschaft während der Jahre 1905, 1006 und 1907 verlangt an dieser Stelle Erwähnung. Gr endigte nach teilweisem Streit der Aerzte damit, day der bisherige Preis für Gutachten von 3 bis 6 m. auf 10 Di. für kurze Befundberichte von 3 auf 5 M. als Mindestsatz erhöht werden mußte."

einen Einrichter und dergl. kann erfahrungsgemäß nicht als ge­Auch wurde beobachtet, daß die Gemeinden nicht in allen Fällen ihrer durch§ 27 des Unfallversicherungs­gesezes für Land- und Forstwirtschaft statuierten Pflicht ge­nügen, nämlich verunglückten Arbeitern, die nicht auf Grund ge­fehlicher Bestimmungen Anspruch auf freie ärztliche Behandlung, Arznei und sonstige Heilmittel haben( z. B. Taglöhnern und Fa­milienangehörigen), während der ersten 13 Wochen nach dem Un­falle auf Stosten der Gemeindekasse Krankenhilfe in dem vorbe­zeichneten Umfange zu gewähren. Das in manchen Gemeinden vorkommende Verfahren, die Unfallverlegten vor dem Bürger­meister erklären zu laffen, daß fie auf Krankenhilfe durch die Gemeinde verzichten, entspricht faum dem Willen des Gesetz­gebers."

Das alte Lied: Die Gemeinden find sparsam"; die meisten dieser verletzten Landarbeiter haben auch gar teine Ahnung von dieser gefeßlichen Bestimmung und unterschreiben auch willig dem Bürgermeister, daß sie auf die Hilfe der Gemeinde verzichten". Die Berufsgenossenschaft Oldenburg  " verausgabte im Jahre 1907 gange - 10,60 2. für das Heilverfahren!! Baden" steigerte" die Kosten für dieses Heilverfahren von 20 M. im Jahre 1905 auf- 67,90. im Berichtsjahre. Ober. Glfag" lamentiert:

Auffallend ist, daß gerade bei Unfällen der Betriebs. unternehmer und ihrer Familienangehörigen ernstere Verzögerungen in der Anmeldung der Unlfälle zu ver zeichnen sind. Gerade in diesen Fällen, wo nut felten eine Stranten versicherung besteht und infolgedessen für eine Hei­lung öfters nichts oder zu spät geschieht, fut es am meisten not, daß die Anmeldung rechtzeitig erfolge, damit die Berufsgenossen­fchaft gegebenenfalls das heilverfahren zu überwachen oder selbst zu übernehmen in die Lage kommen fann."

Und dabei gab diese Berufsgenossenschaft ganze 61 M. für das Seilverfahren aus! Diese Heuchelei! Die große Berufsgenossen­schaft Königreich Sachsen" rühmt die günstigen Resultate eines frühzeitigen Heilverfahrens, hat aber nur 518 M. dafür übrig ge habt! Großes Geschrei über die Notwendigkeit der Fürsorge ero hebt auch der Bericht der Berufsgenossenschaft für das Großherzog. tum effen". Es wird die Rede des Ministers Braun wörtlich abgedruckt, sechs Druckseiten mit welterer Begründung ausgefüllt und schließlich weist der Rechnungsabschluß auf, das ganze 2553 M. dafür berausgabt worden sind! Schiväker! Die Verhältnisse aur dem Zande schildert jedoch der Bericht wie folgt:

Man hat sich nur zu vergegenwärtigen, in welcher Lage sich ein Verletzter auf dem Lande befindet. Kurpfuschertum, Quadsalberei, Vorurteile und Aberglauben, schlechte häusliche Verhältnisse, Beeinflussung durch Familienangehörige, Beratung von Winkelkonsulenten und dergleichen tragen alle dazu bei, daß er nicht sachgemäß behandelt, ungenügend verpflegt, aufgeregt und verheft wird."

Die Heber" find hier also die Winkeladvokaten, welche hier und da dem armen Bauern zu seinem Recht au verhelfen suchen.

Die Wohnungsnot der Armen

Dean sollte nun annehmen, daß die Berufsgenossenschaften und die Wohnungspolitik der Reichen.

recht eifrig in der Uebernahme des Heilverfahren innerhalb der Wartezeit, d. h. der ersten 13 Wochen des Unfalles Unter den zahlreichen Mißständen und Beschwerden, unter feien. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Berufsgenossenschaft denen das Proletariat in der fapitalistischen Welt zu teiden hat, Beffen- Nassau" predigt z. B. den Sektionsvorständen: innerhalb steht mit an erster Stelle das Wohnungselend. Wohl haben nam der ersten 13 Wochen im größeren Umfange als bisher ein intens hafte Sozialpolitiker aller Richtungen auf die schweren sozialen, fiveres Heilverfahren durchzuführen", hat aber im Berichtsjahre nur hygienischen und ethischen Schäden hingewiesen, denen die breiten 8981 M. hierfür verausgabt. Mehr Wert legt Posen  " auf diesen Volksmassen unter dem Drucke dieser Wohnungsmisere ausgesetzt Punkt und schreibt, daß in 606 Fällen das Heilverfahren übers find, aber weder Reich noch Staat und Kommunen beginnen sich nommen wurde und 39146 M. Hierfür verausgabt sind. Wet- auf ihre Pflicht zu befinnen, um diesem sozialen Uebelstande zu mar" hatte dagegen nur eine Ausgabe von 76 M. für diese Leibe zu gehen. Reich und Staat haben allerdings genug zu tun, Zwecke, Schwaben   und Neuburg" 4 Fälle übernommen. Ober- die Mittel für den Militarismus und die beträchtlichen Bivillisten franken" hatte nur in 7 Fällen das Heilverfahren übernommen, unserer zahlreichen Monarchen zu schaffen und darüber hinaus bemerkt aber: noch die Sonderansprüche anmaßender Junker und deren Halb­brüder, die Industriebarone, zu befriedigen.

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Sehr häufig ist den einkommenden Unfallanzeigen zu ent­nehmen, daß auch bei sch toeren Unfällen ein Arzt nicht oder erst sehr spät beigezogen wurde. Der Genoffen­schaftsvorstand glaubt nicht nur im Intereffe der beitrags­pflichtigen Genossenschaftsmitglieder, sondern auch im Interesse der Verletzten zu handeln, wenn er darauf hinwirkt, daß ein Arzt unverzüglich zu Rate gezogen wird. Die Behandlung durch

Kleines feuilleton.

Theater.

Daß dabei die berechtigten Ansprüche und Forderungen der Arbeiterklasse, durch deren Tätigkeit eben jene Mittel erst ge­schaffen werden, unberücksichtigt bleiben, bedarf keines Beweises. Die Gemeinden dagegen, die in erster Linie berufen wären, auf dem so wichtigen Gebiete des Wohnungswesens die Initiative zu ergreifen und eine großzügige Wohnungspolitik zu befolgen,

haben fast ausnahmslos versagt. In den Städten ist es das Haus­befizer, in den Landgemeinden das berüchtigte Grundbefizer privileg  , das den herrschenden Massen die ausschlaggebende Stel­lung in den Gemeindeparlamenten sichert und so jede Regung nach fruchtbringender, positiver sozialer Arbeit im Steime eritidt. Wohl ist es richtig, daß auch die Gemeinden unter den heutigen gesetzlichen Bestimmungen und solange der Grund und Boden Privateigentum und Handelsware ist, die Wohnungsfrage nicht restlos lösen können. Aber es ständen ihnen Mittel und Wege genug zur Verfügung, die Wohnungsnot gang erheblich zu mildern, menn eben in deren Berwaltungen nicht die Privatinteressen, die Interessen der Grundbefizer, die Oberhand hätten. Ein klassisches Beispiel dafür lieferie der Gemeindevorstand von Groß­Lichterfelde. Veranlaßt durch die örtlichen Verhältnisse und die Tatsache, daß das Schlafstellenwesen in erheblichem Umfange zugenommen hat eine Erscheinung, die symptomatisch für die Verschlechterung der Wohnungsverhältnisse ist, ließ der sozial­demokratische Wahlverein folgenden Antrag an die Gemeindever tretung gelangen:

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Seitens der Gemeinde umfangreichen Grundbefiß zu er werben, die Erbauung von Wohnhäusern hauptsächlich mit Heineren Wohnungen in eigener Regie auszuführen, die Wohnungen an alle Gemeindeangehörigen zu einem Preise zu vermieten, der lediglich die Verzinsung und Amortisation des aufgewendeten Kapitals, die Verwaltungskosten und die für die Instandhaltung der Gebäude nötigen Kosten deckt."

Dem Antrag war eine eingehende Begründung, geftüßt auf genaueste Kenntnis der örtlichen Verhältnisse, beigegeben. Die Unt­wort des Gemeindevorstandes auf diesen Antrag hat folgenden Wortlaut:

Ge fann nicht zugegeben werben, daß in Groß- Lichterfelde  im allgemeinen eine Wohnungsnot besteht oder ein Mangel an Kleinen Wohnungen vorhanden ist. Bugegeben muß werden, daß die für Arbeiter, fleine Beamte und sonstige weniger be­mittelte Einwohner in Frage kommenden Wohnungen zum er heblichen Teil in den Souterrains und Dachgeschossen liegen; bestritten muß aber werden, daß diese Wohnungen alsgesund­heitsschädlich zu betrachten sind. Die Bauordnung läßt die Be­nußung von Stellergeschossen für Wohnzwecke nur dann zu, wenn die Kellersohle nicht mehr als 50 Zentimeter unter dem Erb­boden liegt. Die Wohnungen tragen daher, besonders da sie meist hinreichend hoch und mit größeren Fenstern versehen sind, in der Mehrzahl den Charakter von Parterrewohnungen. Die in den Dachgeschossen befindlichen Wohnungen sind erst recht nicht gesundheitsnachteilig; fie besigen, namentlich die in den Testen 10 Jahren erbauten Häusern liegenden, einen durchaus twohnlichen Anstrich, sie sind meist gut ausgestattet und hine reichend geräumig, so daß sie zum großen Teil sogar von besser fituierten Mietern in Anspruch genommen werden. Daß ein Mangel an Wohnungen für Arbeiter hier nicht besteht, wird be­sonders durch den Umstand erwiesen, daß hier viele Hunderte von Arbeitern wohnen, die ihre Arbeitsstelle nicht in Groß­Lichterfelde, sondern auswärts, z. B. in Berlin  , Schöneberg  , Zehlendorf  , Marienfelde   usw. haben. Würden in diesen Ort schaften Wohnungen für Arbeiter in hinreichender Anzahl oder zu billigen Preisen vorhanden sein, so würden die Arbeiter ficherlich nicht die Unbequemlichkeiten und Roften auf sich nehmen, die mit Wohnungen verbunden sind, die von ihrer Arbeitsstätte weit entfernt liegen. Es muß bezweifelt werden, daß die Ge meinde in der Lage sein würde, Wohnungen billiger zu be= schafffen als die Bauunternehmer, wenn sie Zinsen, Tilgungs­raten, Unterhaltung, Verwaltungskosten usw. in Anrednung bringt.

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Die Gewinne der Bauunternehmer im hiesigen Ort find feineswegs so hoch meist nicht über das übliche Architekten­honorar, das ja auch die Gemeinde aufzubringen hätte, hinaus­gehend, daß hierin ein Grund für die angeblich zu hohen Mieten zu finden wäre. Wie die steuerlichen Feststellungen er­geben, machen auch die hiesigen Hausbesizer.im allgemeinen schlechte Geschäfte; ein großer Teil erzielt nur mäßige Ver zinsung des angelegten Stapitals und ein anderer arbeitet mit Verlusten. Dazu trägt der Umstand wesentlich bei, daß bei dem starken und fortwährenden Wechsel der Einwohnerschaft Woh­nungen häufig fürzere oder längere Zeit leer stehen, und daß fast bei jedem Wohnungswechsel Sosten für Instandseßung der Wohnungen entstehen. Damit würde aber die Gemeinde eben­falls zu rechnen haben. Daß das Schlafstellenwesen, welches in Lichterfelde   allerdings einen ziemlich erheblichen Um fang angenommen hat, durch Herstellung und Hingabe von Ge=

Musik.

auch zum Schmerze, nach seinem Willen auszukosten. Wohl wallt beim Wiedersehen mit der Frau, die in edler Selbstbeherrschung jede eifersüchtige Regung unterdrüdt und auch seine Begleiterin Der Komponist Sarl Weis hat mit seiner Oper von 1901 herzlich willkommen heißt, ein Gefühl der tiefen Rührung, ja etwas" Der polnische Jube" eine musikalische Tragödie geschaffen, die auf tie beschämtes Schuldempfinden in ihm auf. Aber sein Entschluß, unseren Bühnen erfolgreich und nahezu volkstümlich wirkte, nicht Kammerspiele: Der Graf von Gleichen, Schau- nur vorläufig verhehlt, bleibt unerschüttert. Vorzüglich ist in diesen zuletzt durch ihre für einen dramatischen Barhton sehr dankbare spiel in einem Vorspiel und drei Aufzügen von Wilhelm Situationen schon die Mischung weltflug abwägender borurteils- Hauptrolle. Sein erstes bekannteres Werk war eine tschechische Schmidtbonn. Bei der gewohnheitsmäßigen Zurüdhaltung loser Klugheit und glühender Leidenschaftlichkeit des Tempera- Oper Die 8 willinge" nach Shakespieres Was ihr wollt". des Premierenpublikums der Kammerspiele läßt sich über die Auf- ments in dem Charakter der Frau, ihr Wesensgegensatz zu der an die 1892 zu Prag   und deutsch   1902 zu Frankfurt   a. M., endlich am nahme des neuen Dramas nichts Bestimmtes sagen. Für mein Singabe gleich unbegrenzten, aber wehr- und waffenlosen Mädchen. Dienstag in unserer Komischen Oper herauskam. Empfinden war der Eindruck der Aufführung und der Dichtung im art der jungen Türkin angedeutet. In Szenen von erstaunlicher Das Fehlen eines Textbuches und das typische Uebertönen der Rahmen dieser Aufführung außerordentlich start erschütternd und Kühnheit, die bei der hinreißenden Darstellung der Durieus Singstimmen durch das Orchester erschwerten die Feststellung, in durchwühlend. In dem nächtlichen Monologe des eingekerferten, in jeder Nüance dennoch vollkommen überzeugend waren, vollzieht wie weit das Libretto vom klassischen Text abweicht. Jedenfalls ist seiner Flucht entgegenharrenden Grafen, dem Auftakte, mit dem sich in dem zweiten Aufzug der Zusammenstoß der beiden. Slug das Schicksal des Sebastian und feiner Zwillingsschwester Viola in das Vorspiel einsett, klang erst nur hier und da ein Laut, der überlegt und vornehm stolz ist die Herausforderung der Schloß der Oper stärker herausgearbeitet. Schiffbrüchig und voneinander schärfer hinhorchen ließ. Die Jambensprache oft ein Mittel, den herrin, furchtbar der seelische Zusammenbruch, als sie die Wahrheit gerissen, kommen fie ins Land des Herzogs von Illyrien  . Der Mangel prägnanter dichterischer Anschauung hinter dem Brunte erfährt. Ihr Stolz schmilzt hin, die Zügel der Besinnung ent- Herzog liebt die Gräfin Olivia, die jedoch gegen ihn kalt bleibt und breiter Rethorik zu verstecken erregte Mißtrauen. Es wich aber gleiten ihr, sie raft, fie fleht und beschwört die Fremde, ihr den zwei tomische andere Liebhaber, den Bleichvang( Buffotenor) und in der nächsten Szene schon, bei der Erscheinung des mahnenden Mann zu lassen, und unterwirft sich schließlich ein Tier, das den Malvolio( Baß) belächelt. Verkümmert im Libretto der Herzog Todes, dem der Gefangene im wild entschlossenen Egoismus trott, lieber sterben als von seinem Herrn gehen will dem Anfinnen zu einer stereotypen Figur, so läßt es um so rascher und hervor­einer eigenartig intensiven und bis zum Schluß anhaltenden des Grafen. Unter dem Zwang des Unerträglichen flackern dte ragender das Schicksal Violas sich entfalten, die in Mannskleidern Spannung. Der Atem komprimierter, dumpf schwüler Leiden- Funken moralischen Jrrfinns zu heller Lobe empor. Sie wird Dienst beim Herzog nimmt. Sie liebt ihn; er ist dem Jungen gut schaft weht aus dem Hintergrund der stimmungsvollen Bilder des zur Meuchelmörderin Naëmis, und rühmt sich vor dem Gatten, und sendet ihn als Liebesboten zu Olivia. Violas Leiden unter ersten Aufzuges und schwillt dann in gewaltiger Steigerung zum ber sie schaudernd verläßt, noch immer Liebe heischend, ihrer Tat. der ihr selbst entgegenwirkenden Aufgabe tritt noch deutlicher her Sturm, der jede Schranke niederwirbelt. Das mittelalterliche Zilla Durieug erzwang mit einer visionären Kraft des vor, als im Urterte. Nun liebt Olivia den Jungen und bestellt ihn. Roftüm, durch die Sage, an die der Dichter anknüpft, nabe gelegt, Spiels auch noch den Glauben an dies Lezte. Prachtvoll echt in hält aber den Zwillingsbruder für den Erwarteten und entfaltet erlaubt ihm, frei von allen Rücksichten und Hemmungen, die ein feinem verbohrtem Eigenfinn der Leidenschaft, seiner Weichheit und ihre Liebe natürlich breiter als im Drama. Rasche Vermählung, naturalistisch detailliertes Milieu ihm auferlegen würde, fich gans feinem Born wirkte Wegener als Graf. Camilla Giben- Brellung der Komiter, abgekürztes Verraten von Biolas Gefchlecht, dem Zuge feiner Phantasie zu überlassen und in raschem Aufstieg ich ü½ war eine reizende Načmi, Moiffi mit ehern flingenden und Vereinigung von ihr und dem Herzog. den Gipfel der Leidenschaft zu erklimmen. Organ ein trefflicher Sprecher des Lodes". Wer je in England den Typus der dortigen Shakespeareauf­

df.

"

Der Stoff, wie er sich in der Ueberlieferung findet, ist nur ein ganz untragisches Kuriosum. Der Graf von Gleichen, heißt es, Trianon Theater:" Der Sathr", Schwank von führungen mit Singfang und Tanz kennen gelernt oder, wie der fei bei einem Kreuzzug von den Türten gefangen und nach zwölf Georges Berr   und Marcel Guillemand. Die Direktion griff Schreiber dieser Beilen, eben Was ihr wollt" derart in London   ge­Jahren durch ein schönes Türkenmädchen, dem er mit heiligem Eide in den Sad des Weihnachtsmannes und holte eine Nuß heraus. fehen hat, wird fich doppelt freuen, daß Karl Weis nichts von Die Heirat versprach, befreit worden. Der Papst, an den der Ritter 3war hat diese einen ziemlich vermiderten Kern aber eine solcher Operettenart bringt. Anscheinend selber der Librettist hai  nach seiner Rüdfehr mit seiner Retterin au Frau und sind sich gleißende Schale. Nach dem wichernden Lacherfolg zu schließen, er seine Borlage größtenteils geschickt vereinfacht, natürlich mit wandte, habe die Doppelehe gestattet, und so durfte er unangefochten wird sie jedenfalls große Attraktionskraft auf alle Stadt- und neuer Benutzung des tollen Treibens der Nebenpersonen und speziell mit den zwei Frauen bis an sein feliges Ende leben. Schmidt Provinzonkels, desgleichen bemannte oder undemannte Weiblich der Figur des Malvolio, die zu einer großen und figurenreichen bonn   die Lejer kennen den Autor von einigen seiner besten in feiten ausüben, bei denen Vergnügungssucht und vollgespickte Börse Baßpartie geworden ist. Aber die Verse! Anstatt des Shakespeare­der Neuen Welt" abgedruckten Erzählungen entlehnt der Chro. sich das Gleichgewicht halten. Erzählen kann man die" Handlung" schen Blankverses gereimte Bierfüßer, so trivial, wie man sie nur nit nur das Aeußere der Verwickelung, um in brennenden Farben schwerlich, ohne das Hundertste mit dem Tausendsten zu verwechseln. in Leieropern gewöhnt ist! Die Mujit erhebt sich darüber weit und auszumalen, wie das Weib des Grafen, im Innersten ihrer In- Auf Waldpromenaden bei Paris   sind schon verschiedene Frauen fällt nur bei den lyrischen Stellen von Lust und Liebe in Trivialt­stinite getroffen, einen Verzweiflungstampf mit der Rivalin von einem Unbekannten plöslich- umarmt und abgefüßt worden. täten. Reich durchgearbeitet, versteht sie namentlich die allmähliche führt. Aus dieser Tatsache". sei fic fingiert oder nicht, spinnen die finger- Serausentwidelung der vielen, zum Teil der Komil des Tertes mit Nicht durch seinen Schwur, noch auch durch Dankbarkeit fühlt fertigen Autoren Faden um gaden: Das gibt ein Maschennek, in brolligen Sabfünsten entsprechenden Ensembles aus dem mufikali­fich der Held des Dramas an die Frembe geleitet. Salt, eigen- dem die hirntollsten Ausgelassenheiten und sinnlosesten Verivechse- fchen Dialoge. Bumal die Afischlüsse zeigen derartige Kunst in gut süchtig denkt er zuerst, sie auf der Flucht zu verlassen, aber ihr lungen hängen bleiben. Sollen wir uns darüber entrüften, daß virksamer Weise. Und mit einem gemeinsamen Veitmotive der Liebreiz schmeichelt fich bezwingend ein in seine Seele und ver- das Ganze so wenig als möglich literarisch" ist? Eine mit Geschid Geschwister versinnlicht die Mujit den glücklichen Irrtum Olivias mählt sich mit der Erinnerung an die Gattin. Undenkbar scheint komponierte Schwerenöter"-Mache ists auf alle Fälle. Das mag auf glüdliche Art. ihm der Verzicht auf eine, der Bund mit beiden als das höchfte allen, die raffiniert angerichtete" Sathe"-Chosen charmant finden, Aufführung: sehr gut, mit deutlicher Gestaltung und diesmal Glück. Das Leib der langen Kerkereinsamkeit deutet sein Egois  - genügen. Nun, und das wird der aahlungsfähigen Moral leichter surfidhaltend wirksamer Regie. Erfolg: lebhaft und wohlverbient, mus fich als greibrief, den Neft des Lebens, und war er andern als das Lachen?! e. k. Bollstümlicher Wert: Null,