fafalell inS Gesicht schlagen! Wir Häven uns auf Grund zuverlässiger Zusammenstellungen aus den Nachschlagewerken der Kirche selbst für die Provinz Sachsen eine Uebersicht der Pfarrgehäter zu- sammengcstellt. Daraus ergibt sich, daß e? in dieser Provinz allein 372 Geistliche gibt, die ein Gehalt von mehr als 5000 M. beziehen, insgesamt die Summe von 2 425 827 SN., durchschnittlich also ein Gehalt von 6600 M. Unter diesen 372 Geistlichen gibt es 229. die ein Gehalt von mehr als 6000 M. beziehen, im Durchschnitt ein Gehalt von 7211 M. Unter diesen»notleidenden" Würden- trägern der Kirche der Provinz Sachsen (denn von dieser allein ist hier immer die Rede) gibt es 117, die ein Gehalt von mehr als 7000, 57, die ein Gehalt von mehr als 8000, 23, die ein Gehalt von mehr als 9000 und 10, die ein Gehalt von über 10 000 M. beziehen! Also selbst, wenn man das Barg ehalt der Geist- lichen der Provinz Sachsen im Maximum auf 6000 M. festsetzen wollte, ließen sich in dieser Provinz allein 276 000 M. ersparen, die als Zulagen für minder gut gestellte Amt-brüder verwendet werden könnten! Diese enormen Pfarrpfründen werden aber nicht etwa nur den Geistlichen gezahlt, die eine» hohen kirchlichen Rang be- kleiden oder dienstlich besonders schwere Pflichten zu erfüllen haben. Im Gegenteil, unter diesen glänzend bezahlten Geist- lichen befinden sich sehr viele, die in kleine n Gemeinden tätig sind, wo im ganzen Jahre kaum ein Dutzend Todesfälle, Hoch- zeiten oder Kindtarkfen die Amtstätigkeit des Geistlichen in An- spruch nehmen. So erhält beispielsweise ein Geistlicher in einer Gemeinde mit 1200 Seelen ein Gehalt von 14 000 JB.! Ein Geistlicher mit 9500 M. hat für das Heil von 1075 Seelen zu sorgen, ein anderer mit 9031 M. Gehalt amtiert in einem Orte mit 1037 Seelen; er steht sich aber immer noch schlechter wie ein Geistlicher mit 10 245 SB. Gehalt, der in einem Orte mit 750 Seelen seines Ansies waltet! Ein Geistlicher mit 9121 M. Einkommen sitzt auf einer Pfründe, zu der nur 420 Seelen ge- hören; einer mit 8309 M. Gehalt ist in einer Gemeinde mit 355 Deelen tätig— und so gibt es noch eine ganze Reihe von Geistlichen mit 6000. 7000, 8000 und 9000 M. Gehalt, die alle für Gemeinden zu sorgen haben, die weniger als 1000 Seelen zählen! ES ist eine Ungeheuerlichkeit, daß angesichts solcher Verhält- nisse die evangelische Kirche den Mut hat, den Staat noch um so enorme Zuschüsse zu drängen, und es ist unerhört, daß keine einzige der bürgerlichen Parteien bis jetzt gegen diese Zuschüsse an die Kirche Einspruch erhoben hat. Das erklärt sich nur so. daß die bürgerlichen Parteien für ihre Willfährigkeit als Gegendienst beanspruchen, daß die Geistlichkeit das Evangelium der Bedürfnislosigkeit, das für sie selbst keine Geltung hat, der großen Masse predigt, die mit dem vierten, fünften» sechsten, ja mit dem zehnten Teil dt» Einkommen» eine» Geistlichen au»- kommen muß! Als vor einigen Wochen im Landtage das furchtbare Problem der Arbeitslosigkeit behandelt wurde, fand sich nicht eine einzige bürgerliche Partei, weder Zentrum noch Freisinn, die vom Staate kategorisch verlangt hätte, daß eine Anzahl von Millionen flüssig gemacht würden, um dem entsetz- lichen Elend der Masse zu steuern! Aber damit sind alle diese Parteien einverstanden, daß den Geistlichen durch die jähr- liche ISVü-Miüionengabe das Weiterbestehen dcS nn- erhörten Pfründenunfugs ermöglicht wird! Wer da hat, dem wird gegeben; aber diejenigen, die nichts haben, die unter der Geißel der Krise, dieser Folge der kapita- listischen Wirtschaft, seufzen, mögen sehen, wie sie sich über das graue Elend der Hungcrjahre hinwegbringen! Wahrlich, eine„göttliche" Weltordnung! Der nutzen der erhöhten sigrsrzolle. Als in den Jahren 1900/02 der Kampf um den neuen Zolltarif tobte und die Agrarier unter Führung des Bundes der Landwirte eine Erhöhung der Getreide» und Viehzölle forderten, da andernfalls, wie sie behaupteten, die deutsche Landwirtschaft ihrem völligen Ruin entgegengehe, haben wir verschiedentlich nach- gewiesen, daß die Zollerhöhungen der Landwirtschaft als solcher gar keinen Nutzen brächten, sondern lediglich den»Notleidenden", die sich zur Zeit der Zollheraufsetzung im Besitz größerer Güter be- fänden. Nur wenn man deren persönliches Profitinteresie ohne wei- tcreS mit dem Interesse der Landwirtschaft identifizier«, könne man von einem Nutzen der Landwirtschaft sprechen; denn der Erfolg der erhöhten Agrarzölle werde lediglich in einer Erhöhung der Preise für Agrarprodukte bestehen, und diese Preiserhöhung werde sich natürlich in eine Vermehrung der Gutöerträge umsetzen, die ihrer- seits wieder wieder zu einer Erhöhung der Güterpreise und der Pachten führe. Davon hätte aber nur der Landbesitzer einen Nutzen, zu dessen Zeit die Agrarzollerhöhung vorgenommen werde; nicht aber dessen Erbe, dem bei der Vererbung das Gut so viel höher angerechnet werde und der eine dementsprechend höhere Summe an seine Mitcrben herauszahlen müsse. Ebensowenig hätte derjenige davon Borteil, der nach der Zollerhöhung ein Gut kaufe, denn er müsse im Kaufpreis die Steigerung des Boden- wertes mttbezahlen. Und noch weniger der Gutspächter, dem ein- fach nach Ablauf der Pachtzeit der Pachtpreis um eine dem ge- stiegenen Bodenertrag entsprechende Summe gesteigert werde. Wie richtig diese Voraussage war, haben seitdem die Güter und Pachtpreissteigerungen in den verschiedensten Landesteilen zur Genüge erwiesen. Auch Mecklenburg , das Dorado der Junker, macht davon keine Ausnahme, wie die nachstehende Liste der im Jahre 1908 vom Finanzministerium de» Großherzogtums Mecklen- burg-Schwcrin vorgenommenen Hofverpachtungen beweist: Großherzogk. Domäne Namen und Umfang Lehsten: 840 Hektar.. Karbow : 428 Hektar.. SIeppentin: 382 Hektar. Jörnstors: 322 Hektar.. Ravensberg: 888 Hektar. Wex: 571 Hektar... Hoppenrade : 283 Hektar, Liübn: 259 Hektar... Strömkendorf: 557 Hektar Lüningsdors: 305 Hektar Friedrichsruh «: 579 Hektar .'Zweedorf: 330 Hektar Alt-Farpen: 551 Hektar. Gülten: 299 Hektar.. Da die Güter auf 15 Jahr neuverpachtet wurden, so ergibt sich für die Pachtzeit ein Mehrertrag von 475 500 M. oder UN- gefähr öS M. pro Hektar. Das ist der Vorteil auS der Agrarzollerhöhung, d-n in diesem Fall das mecklenburgische Finanzministerium, in anderen Gegenden aber die ländlichen Großgrundbesitzer einstecken. Die Landwirt- jchaft alö Betriebszweig hat davon nicht den geringsten Nutzen. Sie sozlslüllstben Sahliiege. Paris , 22. Dezember. (Gig. 23er.) TaS Resultat der beiden Stichlvahlen vom Sonntag be- schästigt begreiflicherweise alle politischen Kreise. Allenthalben sucht man die Erklärung für den ungeahnten Erfolg der ge- einigten Sozialisten und, wie es begreiflich ist, findet jeder, mann diejenige, die ihm am besten paßt. ES ist nun geradezu komisch, wie Blätter, die sonst politisch einander nahestehen, in ihrer Beurteilung des Wahlausganges zu ganz entgegengesetzten Behauptungen kommen. Für den»T e m p s" haben die Wahlen überhaupt keine politische Bedeutung. Es sollen lediglich lokale und persönliche Umstände sein, die den Sozialisten zu einem ZufallSsicg verholfen haben. Dagegen findet das„Journal des Debats " das Resultat ganz logisch: Der Radikalismus sei die Borfrucht deS Sozialismus gewesen. Es sei ganz natürlich. daß die halb kollektivistisch erzogenen Wähler beim ganzen Kollektivismus enden. Der regierungstreue»R a d i c a l", das Organ des Herrn Maujan, reitet das hohe Roß dcS„demokratischen Prinzips" und klagt die Sozialisten des„Verrats" an. well sie sich unterfangen, mehr Stimmen zu bekommen als die Bourgeois- radikalen. Die gleichfalls regierungsfreundliche»Petit R« p u b l i q u e" meint, an der radikalen Niederlage sei nur das Wahlsystem schuld, und man müsse die Listenwahl wiederherstellen, die die lokalen Interessen hinter die allgemeinen zurücktreten lasse. Im„Rappel" beschuldigt der oppositionelle Radikalsozialist B o u r e l y die Regierung, die den Radikalismus kompromittiert habe, und kündigt diesem den Untergang an. Nun ist fast in allen diesen Erklärungsversuchen ein Körnchen Wahrheit, aber sie alle zusammen reichen doch nicht auS, um den Erfolg unserer Genossen verständlich zu machen. Sicherlich ist Sarrien junior der Abneigung der Wähler zum Opfer ge- fallen,«ine Art erblichen parlamentarischen Adel einzurichten. Der alte Sarrien. ein höchst mittelmäßiger Mann, der eS durch eine gewisse Routine im politischen Tauschhandel der Couloirs bis zur Würde des Ministerpräsidenten gebracht hat. glaubte.seinen" Wählern den noch weit weniger begabten Sprößling ebenso auf oktroyieren zu können, wie er ihn in die burcaukratische Karriere geschoben hat. Wie stark die Abneigung gegen diesen den radikalen Wählern aufgezwungenen Kandidaten war, geht daraus hervor. daß er im zweiten Wahlgang noch 400 Stimmen weniger erhalten hat als im ersten. Der alte Sarrien'war 1906 mit fast 12 000 Stimmen gewählt worden, der junge brachte es auf— 5359. Wahr ist, daß im zweiten Wahlgange zahlreiche rechtsrepublikanische Wähler für den Sozialisten gestimmt und diesem den Sieg ge» bracht haben. Natürlich ist es unseren Genossen nicht eingefallen, diese Hilfe zu verlangen oder sie irgendwie für eine Gegenleistung zu erwerben. Die Persönlichkeit Sarriens junior genügte, um den Entschluß der konservativen Wähler zu bestimmen. Aber es ist, genau betrachtet, nicht eine Person, sondern ein System— die radikale Korruption, die viel weiter geht, als bis zur skrupellosen Nepotenwirtschaft— das die Wähler treffen wollten. Auch die„DsbatS" haben recht. Tie Radikalen haben viel versprochen und nichts gehalten. Die Reformforderungen des sozialistischen Programms stehen auch auf dem ihren und— das „große Ministerium" des Radikalismus ist vielleicht das politisch und sozialpolitisch sterilste seit der Befestigung der dritten Republik. Wenn die Wähler, die die Altersversicherung und die Einkommen- steuer wollen, für die Sozialisten als ihre einzigen ernsten An- Hänger stimmen, zeigen sie entschieden politisch« Erkenntnis. Richtig ist auch, daß die Bezirkswahl die persönlichen und lokalen Umstände einen allzu starken Einfluß ausüben läßt. Wer aber hat bisher zu-den eifrigsten Stützen dieses Systems gehört, wenn nicht die Regierungsradikalen, die den Einfluß der Prä- selten und Unterpräfekte» und der als Wahlmacher tätigen lokalen Autoritäten, nicht entbehren wolle»! Allerdings die Listenwahl allein, wie sie die Herren jetzt möchten, wäre noch eine größere Ungerechtigkeit. Sie bedarf der Verbindung mit dem P r o p o r t i o n a l s y st e m. soll die Ungerechtigkeit des heutigen Systems, die de» Radikalen eine zu ihrer Wählerzisfer gar nicht im Verhältnis stehende Kammermehrheit sichert, nicht noch verstärkt, die Minderheiten vollends erdrückt werden. Endlich haben die Vorwürfe des„Rappel" eine gute Grundlage. Die Wähler wollen einer Politik nickst folgen, die immerzu Reformen verspricht, aber ebenso anhaltend auf die energischesten Vorkämpfer der Reformen losschlägt und an die Hilfe der ärgsten Reform» gegner appelliert. Die Politik ClemenceauS führt in der Tat zur Zersetzung der radikalen Partei, die demokratische, reformfreund- liche und ausgesprochen kleinbürgerlich-reaktionäre Elemente ver- einigt. Der„Rappel" irrt nur insofern, als er annimmt, daß dieser im Wesen der Klassenentwickelung gegründete Scheidungs- prozeß, den ClemenceauS blindwütige Gewaltpolitik allerdings ungeheuer beschleunigt hat, zu vermeiden gewesen wäre. Aber alle diese Interpreten wollen eines nicht sehen. Die sozialistischen Kandidaten hätten weder in Villefranche noch in CharolleS siegen können, wenn nicht die eigentliche sozialistische Wählerschaft ganz außerordentlich zugenommen Hütte. Dreitausend Wähler in dem einen, zweitausendfünfhundert in dem anderen Wahlkreise das ist der Gewinn im ersten Wahl- gang gegen die Wahl von 1906 gewesen. Darüber kommt keine anderweitige � Erklärung hinweg. Die sozialistischen Wahlsiege vom Sonntag sind vor allem anderen Erfolge der sozia» listischen Propaganda, und weil diese Erfolge trotz der von Clemenceau zum RcgierungSprogramm erhobenen pseudo- patriotischen Hetze gegen die geeinigt« Partei errungen worden sind, bedeuten sie eine unzweideutige, vollständige Niederlage der Negierung. Line politische Ceiltnitg. AuS Wien wird uns vonr 23. Dezember geschrieben: DaS AbaeordnetenbauS ist Montag in die Ferien sie- gangen und damit ist em zwar kurzer, aber dennoch politisch sehr wichtiger SessionSabsckmitt zu Ende. Die Bedeutsamkeit dieser kurzen Tagung liegt darin, daß jene politische Idee, die man zu der leitenden und alles übrige zurückdrängenden des neuen Hauses machen wollte: die der Sammlung aller bürger- lichen Parteien zu einem einheitlich geschlossenen Block wider die Sozialdemokratie, in den letzten Verhandlungen des NeichSrateL ihren vollständigen Bankrott erlitten hat. TaS Parlament sollte zum Boll- werk der bürgerlichen Klassen gestaltet, die Sozial- demokraten sollten nach allen Regeln der diplomatischen Kunst eingekreist werden; das war der Plan der Scharfmacher, deren es in allen nationalen Parteien gibt, und die den großen sozialdemokratischen Wahlsieg am liebsten zu einer Sozmlistenverfolgung ausgestaltet hätten. Nach dieser Tagung, in der die Existenz dcS Parlaments nur von der Entschlossenheit und Tatkraft der Sozialdemo. kraten abhing, wird dem glorreichen Einfall keine Auf- erstehung mehr beschieden sein. Man muß sich nur vergegenwärtigen, wie schlimm gearkei die Situation des Parlaments nach seinem Ausammentritte war. Durch den in frivoler Weise herbeigeführten Sturz Becks, der ein Werk zumeist der Nebenregierung des Thron- folgers war. wurde dem Hause selbst jene lose Parlaments- Mehrheit entzogen, die durch die Koalitionsregierung ge- schaffen worden war. Dazu eine Negierung, deren Hilf- losigkeit einfach mitleidcrregend ist. die aber ob ihrer Schwäche, weil sie deshalb den Weg zu dem berüchtigten 8 Ii leicht finden könnte, dem Parlament uni so gefährlicher werden konnte. Tie Kraft der bürgerlichen Parteien hätte nicht aus- gereicht, um von dem Hause deS allgemeinen Wahlrechts die Gefahr abzulvenden. Ter Energie, mit der sich die sozialdemr- kratische Fraktion an die Spitze gestellt hat, war ihre fruch:- bare Wirkung nicht versagt: das Haus, das bereits dem Gc- danken verfallen schien, die Leistungen, die im Augenblicke notwendig waren, nicht zulvege bringen zu können, erlangte durch das Eingreifen der Sozialdemokratie wieder seine Zu- verficht, kam zum Bewußtsein seiner Pflicht, und ohne führende Regierung, ohne Mehrheit, nur aus seinem Lebenswilleu heraus verscheuchte es die Gespenster , die seinen Untergang künden wollten. Deswegen war es eine wirkliche p o l i- tische L e i st u n g, die die Sozialdemokratie in dieser Ta- gung, die sie auS der verfemten zur führenden Partei machte, vollbracht hat. Nur unter ihrem Drucke ist die Macht der Agrarier gebrochen worden, dos handelspolitische Ermächti- gungsgesetz, durch das die Handelsverträge mit den Balkan - länderu zustande kommen sollen, ihren habgierigen Händeü entrissen, ist die Turchpeitschung der Annerionsvorlage, wie sie die Christlichsozialen beabsichtigen, verhindert worden. Und ihrer eigensten Initiative entstammen die zwei sozialpolitischen Gesetze, die den sachlichen Ertrag der Session bilden: das Verbot des weißen Phosphors und das Verbot von Nacht- arbeit der Frauen, wie es auch nach ihrer wohlerwogenen Ab- ficht geschab, daß die Sozialversicherung zur Porberatung an einen eigenen Aasschuß überwiesen wurde. So hat sich die sozialdemokratische Fraktion in Wahr- heit als die führende Kraft des demokratischen Hauses durch- gesetzt. Die Sozialdemokratie wirkt eben in Oesterreich als Hebel der EntWickelung nicht allein durch ihren sozialen Ge- halt, sondern nickt minder durch ihre internationale Einigkeit, die ebenso das Abbild der Notwendigkeit ist, als sie das Vor- bild werden muß für die EntWickelung des Staates selbst, politilcbe CJeberftcht Verlin, den 24. Dezember 1008. Der Protest der Entrechteten. Tis Folgen des schmachvollen Wahlrechtsraubcs in R i x d o r f machen sich zuni Schrecken der führe»- den FreisinnSkreise äußerst unangenehin bemerkbar. Da von den zirka Wählern der ersten und zweiten Klasie ungefähr die Hälfte durch den Wahlrechtsraub in die Reihen der entrechteten Wähler der dritten Klasse hinab- gestoßen wird, greift natürlich auch in den Reihen dieser entrechteten Elemente des Mittelstandes die Eni- rüstnng um sich. Die Ungeheuerlichkeit, daß künftig~00t) Wähler erster und zweiter Klasse das doppelte Wahlrecht besitzen solle::, wie 33 000 Wähler der dritten Klasse, unter denen sich auch zahlreiche Wähler befinden, die 100 bls 120 M. Stenern bezahlen, mußte auch den sret- sinnigen Wählern, die in den Bezirksvereinen organiste'.t sind, derartig zum Vcwußtsein kommen, daß sie die schinack- volle Handlungsweise ihrer Stadtverordneten unmöglich billigen konnten. Die Rirdorfer Bezirksvereine haben sin, deshalb in der schärfsten Weise gegen den Wahlrechtsranb erklärt. Es wird uns darüber berichtet: „Eine am Mitttoochabeiw in den„Bürgersälen" stattgefunden: Mitgliederversainmlung der freisinnigen Bezirksvereine Rixdorf Ost- Süd-West, wozu auch Wähler der L. Abteilung eingeladen loarcn, beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Wahlrechts raub. Tie Tagce- rdnung lautete:„Welche Schritte unternehmen wie zu den M a s s« n- austritt«:: aus den Bezirtsvereinen?" Die sämtlichen Diskussionsredner und namentlich die au» der Beamten- und Lehrerschaft, gingen mit de» anwesenden Herren Rosenotv und Glasemann so scharf inS Gericht, daß dieselben vorzeitig die Versammlung verließen, nachdem sie ihr Ver- halten in dieser Frage noch kurz präzisiert hatten. Gerügt wurde. daß von den Machern deö Antrags Rahmig u:id Genossen, welcher feit 14 Tagen feststand, keinerlei Antwort zu erhalten war, obwobl einflußreiche Personen quö der Wählerschaft schriftlich an die be- treffenden Herren herangetreten waren, ivctl sich die Wahlrechts- räubex ehrenwörtltch verpflichtet hatten, aus den Vorbesprechungen mit anderen bürgerlichen Vertretern nichts verlauten zu lassen. Die Wählerschaft hätte kein Vertrauen mehr zu diesen Herren, die im Jahre 1900 versprachen, die Forderungen des libe- raten Programms hochzuhalten. Die Ausschlußanträge für diese Herren sollen in einer außerordentlichen Generalversammlung dce Bezirksvereine zur Verhandlung kommen, wo gründlich schmutzig« Wäsche gewaschen werden soll. Auch an dem Verhalten der s r c i- s i n n i g e n P r« s s- wurde scharfe Kritik geübt. Eine Resolution. welche gegen den Wahlrechts«! ub protestiert und den Magistrat er- sucht, diesem Antrage die Zustimmung zu versagen, wurde ein- stimmig angenommen," Auch der Borstand dös WablpereinS bor frei- sinnigen AolUpartei für den Reichotage- w ahlkreis Teltow- BeeSkow-Charlottsn- bürg bat einstimmig eine Resolution gefaßt, die das Ver- halten der Rixdorfer Freisinnsvertreter im Stadtparlameu; mißbilligt und mit den. Grundsätzen des entschiedenen Liberalismus für unvereinbar erklärt. Den leltrnden FrcisinnSkreisen und der sührruden Frcisinnöpresse ist es wahrhaftig nickt zu verdanken, wenn künftig dem Koni- immalfreisim: die Lust zu ähnlichen WahlrechtSattentaten verleidet wird!_ Der Ffreiftn« und die BerfasfungsantrSge. Der Berliner Korrespondent der„Leipziger Abendzeitung" be- richtet seinem Blatt über die Unterredung, die er mit einem frei- sinnigen Parteiführer über die Au, sichle» der im Reichstag ge- stellten und der verstärkten Geschäftsordnungskommission über- wiesenen Berfassungsanträge gehabt hat: jpdfi,■■ wollen, man den Antrag, wenn oiomm:iiwi»< einer besonderen, hätte zuweisen müssen. Dann konnte man noch vor den Weihnachtsferien die Hache erledigen. Hatte das Haus hierin Ernst gezeigt, so konnte das Volk die Hoffnung haben, daß man auch bei der Ministerverantwortlichkeit Energie entwickeln würde.... Der Gewährsmann meinte ferner, es sei nicht anzunehmen, daß die Jreisinnige» sich mit den Konscrba- tiven wegen der Perfassung uvcnm.qn, werden, einmal wegen der Geschäftsordnung. Die Freijinntgeu wolle,:
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