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Nr. 305.

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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1983.

Donnerstag, den 31. Dezember 1908.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Sernsprecher: Amt IV, Str. 1984.

Der Dämon des Schreckens.

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LEMPTOR Martin, Berlin  - Schöneber

unberechenbarer Mächte ist. Die moderne Hy­giene, die Entwickelung der Heilwissenschaft hat den Menschen wenigstens gewisse Mittel an die Hand gegeben, den furcht­baren Epidemien zu weh- Der Dämon des Schreckens", der, wie Goethe   erzählt, ren, die in früheren im Januar 1755 angesichts der Vernichtung Lissabons  Jahrhunderten eine so feine Schauer über die Erde verbreitete", beherrscht auch furchtbare Geißel der jetzt alle Gemüter. Und nur das einzig Tröstliche in all dem Menschheit darstellten. Schrecken ist, daß solch eine Katastrophe das Mitgefühl und Aber Bultanausbrüchen die Opferwilligkeit auch solcher Streise erregt, die sonst Menschen und Erdbeben gegenüber elend fühllos gegenüberstehen. Gewaltige Summen sind steht der Mensch voll- bereits für die Opfer der Katastrophe zusammengesteuert ständig wehrlos da. worden. Nach vielen Millionen werden die Summen zählen, Gewiß lassen sich Häuser- die, wie seinerzeit für die Opfer von San Francisco  , auch

Himmels und der Erden, der ihm die Erklärung des ersten Glaubens­artikels so weise und gnädig vorstellte, hatte sich, indem er die Gerechten mit den Üngerechten gleichem Verderben preisgab, feineswegs väterlich bewiesen. Vergebens suchte das junge Gemüt sich gegen diese Eindrücke herzustellen, welches überhaupt um so weniger möglich war, als die Weisen und Schriftgelehrten sich selbst über die Art, wie man ein solches Phänomen anzusehen habe, nicht vereinigen konnten

Jede neue Nachricht läßt die ungeheuere Statastrophe in tonstruktionen schaffen, die auch starken Erdbeben einen ganz für die Opfer des füditalienischen Erdbebens zusammengebracht Süditalien   furchtbarer erscheinen. Wenn man noch hoffen anderen Widerstand entgegensezen, als die heutigen Miets- werden dürften. Das Gefühl der gleichen Ohnmacht gegen­konnte, daß die ersten Gerüchte die entsetzlichen Folgen des tasernen. Aber dem Einbruch von Wasserbergen vermögen über dem geheimnisvollen Walten eines umheimlichen schauerlichen Naturereignisses übertrieben hätten, daß die auch solche Konstruktionen feinen Widerstand zu leisten, eben Schicksals ringt auch dem Gleichgültigsten seinen Tribut an Schäzungen der Erschlagenen und Verwundeten, der unter sowenig dem Gluthauch von Feuerwirbeln, wie sie seinerzeit Mitgefühl und an materieller Unterstützung ab. den Trümmern langsam unter den entsetzlichsten Qualen dem Mont Pellée entquollen und in Minuten zwanzigtausend Freilich, solche Wallungen sind nur von kurzer Dauer. Dahinsterbenden übertrieben seien und bei einem späteren Menschenleben vernichteten. Das namenlose Entsetzen, das aus Ehe einige Monate ins Land gegangen sein werden, wird die nüchternenen Ueberblick über die Katastrophe herabgemindert jeder Zeile der Presse spricht, ist darum nur zu verständlich. Masse unserer besitzenden Klasse das Schrecknis von Messina   und werden würden, so beweisen im Gegenteil die ein- und ebenso wird durch solch eine Katastrophe, die Hundert- Reggio längst vergessen haben. Unsere besitzenden Klassen laufenden näheren Nachrichten, daß die Zahl der Opfer tausende von Menschenleben vernichtet, der vermessene werden wiederum das Gefühl ihrer Gottähnlichkeit der Katastrophe nicht nicht überschätzt, sondern unterschäßt anthropogentische Gedanke vernichtet, der die kleine Erde und und ihrer Erbarmungslosigkeit gegenüber der leidenden worden ist. Selbst die bescheidensten Schätzungen sprechen den Menschen als Ebenbild Gottes  " in den Mittelpunkt des Menschheit zurückgewonnen und sich gleichgültig wiederum von hunderttausend Opfern. Andere Schäßungen geben die ganzen Weltensystems setzt und glaubt, Sonne, Mond und ihren Alltagsgeschäften und Alltagsgenüssen ergeben haben. doppelte Zahl an, und leider scheinen die pessimistischen Sterne, δας unendliche System unermessener Welten und so furchtbar man sich durch das grausame Walten Schäzungen der Wahrheit am nächsten zu liegen! Es handelt drehe sich um die tribbelnden Lebewesen eines winzigen blinder Naturmächte von Mitgefühl für die Opfer dieser Stata­fich, wenn nicht um die furchtbarste, opferreichste, so doch sicher Blaneten. Ebenso wie diese anmaßliche, törichte Idee strophe erschüttert fühlte, so gleichgültig wird man den um eine der opferreichsten Katastrophen, die die Menschheit in wird durch solche Statastrophe auch der Glaube Opfern gegenüberstehen, die nicht Naturkatastrophen, ihrem historischen Zeitalter bisher erlebt hat. Das Erdbeben an einen allgütigen persönlichen Weltenschöpfer ber- sondern der Aberwit der Menschen selbst fordert! von Lissabon  , eines der entseglichsten der Geschichte, eine nichtet, von dem die christliche Mythe erzählt. Schon Denn so reich auch das verflossene Jahrhundert an Natur­Statastrophe, die in ihrem Verlaufe der gänzlichen Vernichtung der naive Glaube des Senaben Johann Wolfgang tatastrophen   war, so forderten doch alle die Vulkanausbrüche der Stadt, dem Hereinbrechen der Meeresfluten über die Trümmer Goethe wurde durch eine ähnliche Katastrophe, das Erd- und Erdbeben nur einen geringen Prozentsaz der der zerstörten Stadt der Natastrophe von Messina   und Reggio   beben von Lissabon  , für alle Zeiten zerstört. In seinen Menschenleben und des Menschenglücks, die schauerlich ähnelt, forderte sechzigtausend Opfer. Der furchtbare Konfefsionen aus meinem Leben" schildert Goethe   lebhaft durch die Kriege hinweggerafft find. Allein der ruffisch­Ausbruch von Stratatoa foll 40 000 Menschenleben gekostet den viele Jahrzehnte andauernden Eindruck, den jene furcht- japanische Strieg brachte über mehr Menschen Tod und Ver­haben. Auch bei dieser Katastrophe spielten die über die bare Statastrophe in ihm hervorgerufen: derben als die Vernichtung der süditalienischen Städte durch javanische Stüfte hereinbrechenden Meeresfluten eine entsetzliche... Eine große prächtige Refidenz, zugleich Sandels- und die graufige Erschütterung der Erdrinde. Und wenn wir Rolle. Der Ausbruch des Mont Pellée vernichtete im Nu Hafenstadt, wird ungewarnt von dem furchtbarsten Unglid be- alle Opfer der Kriege des 19. Jahrhunderts summieren, so eine Stadt mit 20 000 Menschen, von denen kaum einer troffen. Die Erde bebt und schwankt, das Meer braust auf, die seinem Schicksal entging. Und so ließen sich der Beispiele Schiffe schlagen zusammen, die Häufer stürzen ein, Stirchen und finden wir, daß die mißleitete Menschheit grausamer, entsetz­noch mehr anführen. Aber alle diese Katastrophen verblassen Türme darüber her, der königliche Palast zum Teil wird vom licher war als die blind wütende Natur. Als durch den Meere verschlungen, die geborstene Erde scheint Flammen zu Ausbruch des Mont Pellée 20000 Menschen vernichtet wurden, gegenüber dem ungeheueren Schicksal, dem eine ganze speien, denn überall meldet fich Rauch und Brand in den Ruinen. Schauderte die Menschheit zusammen. Daß allein der südwest­Reihe volfreicher und blühender Städte zum Sechzigtausend Menschen, einen Augenblid zuvor noch rubig und afrikanische Krieg mehr als 20000 Menschen das Leben kostete, Opfer gefallen find. behaglich, gehen miteinander zugrunde, und der glücklichste darunter daß die Herero von den deutschen   Truppen unter ist der zu nennen, dem keine Empfindung, keine Besinnung über Androhung des Todes in die wasserlose Wüste getrieben und das Unglück mehr gestattet ist. Hierauf ließen es die Gottesfürchtigen nicht an Be- unter ebenso entseglichen Qualen dort ihren Tod fanden, wie trachtungen, die Philosophen nicht an Trostgründen, an Straf die verstümmelten und durch Feuersbrunst bei lebendigem Leibe eingeäscherten Opfer von Messina   und Reggio  , das predigten die Geistlichkeit nicht fehlen. Der Knabe, der alles dieses wiederholt vernehmen bereitete unserer deutschen   Bourgeoisie keinerlei Gewissens­mußte, war nicht wenig betroffen. Gott  , der Schöpfer und Erhalter strupel! Diese entsetzliche Gefühlsverrohung, diese unbegreifliche

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Es ist ein tragisches Geschick, daß gerade in dem Augen­blic, wo der Menschengeist einen neuen Triumph feierte, wo das Problem der Beherrschung der Lüfte durch lenkbare Ballons und Flugmaschinen als im Prinzip gelöst betrachtet werden kann, dies furchtbare Naturereignis dem Menschen beweist, daß er nur ein Spielball in der Hand unbekannter,

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