Hus der parteiDas Essener Wahlabkommen.Die»Arbeiterzeitung" zu Dortmund schreibt:,.ES ist nicht angenehm, gegen Parteigenossen polemisieren zumüssen, mit denen man im allgemeinen in derselben Schlachtreih«kämpft, mit denen man sich in allen grundlegenden Fragen desPrinzips und der Taktik durchaus eines Sinnes weih. Wenn wirtrotzdem heute uns verpflichtet fühlen, ein kurzes Wort an dieAdresse unserer uns sonst so nahe verbundenen Essener Partei.freunde zu richten, so tun wir das ganz und aar nicht auS klein«sicher Norgelsucht, sondern— in aller Freundschaft— nur des«halb, weil wir in ihrem Wahlabkommen mit den Nationalliberalenden Ausfluß einer Stimmungspolitik erblicken, die wirunter keinen Umständen gutheißen können. Es geht auch nicht an,über alles, was im radikalen Parteilager geschieht, den Mantelduldender Liebe zu breiten, während man die Sünden der Re»visionisten schonungslos aufdeckt. Ein solches Messen mit doppeltemMaße würde zu schlimmen Konsequenzen führen. Ließen wir dasBorgehen der Essener ungerügt, so würden wir unS damit für dieZukunft selbst des moralischen Rechts begeben, über die Streiche derBadenfer und Bayern zu Gericht zu sitzen.Wie liegen die Dinge? Die Essener Genossen haben mit denNationalliberalen«in Stichwahlabkommen getroffen, das dahinging, sich gegenseitig Unterstützung gegen daS Zentrum zu ge,währen. Durch dieses Abkommen erzielten wir den ersten Sitzim Essener Stadtverordnetenkollegium, während wir den National-liberalen zu mehreren Mandaten verhalfen, die sonst dem Zentrumzugefallen wären. Nun wissen wir die psychologischen Beweg«gründe unserer Essener Freund« vollauf zu würdigen: hat manim Hauptwahlkamvfe so günstig abgeschnitten wie die Essener, sohat man den sehr begreiflichen Wunsch, die Mühen auch durch einenMandats erfolg gekrönt zu sehen, zumal wenn es sich um dieerste Bresche in einem Walle handelt, den man bisher vergeblichberannt hat. Da liegt die Versuchung sehr nahe, auch eine sonstgemiedene KampfeStveise zu wählen, wenn sie nur zum Ziel führt.Dazu kommt der ebenso berechtigte wie heftige Groll der EssenerArbeiterschaft gegen die unerträgliche Herrschaft der schwarzenDemagogie. Aver alle diese an sich sehr berechtigten Stimmungenund Empfindungen hätten die Essener Genossen zurückdrängenmüssen.Bor die Entscheidung gestellt, jenen Wünschen und diesemGroll zum Durchbruch zum praktischen Erfolge zu verhelfen umden Preis eines Wahlabkommens mit dem Nationalliberalismus,mußten sie sich sagen: dieser Preis ist zu hoch! So hochwir die Niederringung des Zentrums und die(besonders agita«torischen) WirkungSmöglichkeitcn auch nur eineS sozialdemokra-tischen Vertreters im Essener Stadtparlament einschätzen,— diemoralische Einbuße, die unsere Partei dadurch erleidet, daß sie dieArbeiter zur Unterstützung der geschworenen Todfeinde der Ar-beiterklasse, de? großkapitasistifchen Nationalliberalismus, auf.fordert, die Verwirrung, die sie damit in den Köpfen der Arbeiteranrichtet, wiegt schwerer l Ist das Zentrum auf kulturellemGebiet der weitaus schlimmste Feind der Arbeiterklasse, so ist eSder Nationalliberalisnms auf wirtschaftlichem Gebiets.Ein Abkommen mit dem einen ist für die Sozialdemokratie genauso unzulässig wie mit dem anderen. Daß es sich in Essen bei dennationalliberalen Kandidaten, die wir unterstützten, um politischfarblose Leute handelte, die zudem persönlich keine Großkapitalistensind, ändert natürlich an dem Wesen der nationalliberalenPartei nicht das mindeste I Es ändert daran ebensowenig, wieuns in Dortmund bei der letzten ReichStagswahl die Tatsache, daßHerr Efferts, der Zentrumskandidat, Bergmann war.daran Hinderte, in ihm ein? Verkörperung des ganzenreaktionären Zentrums zu sehen!Unser Essener Parteiblatt wird uns diesen Ausführungengegenüber gewiß auf die WaHlhilfe hinweifen, die im letztenSommer, wie m anderen Äietfen des Ruhrgebiets, so auch imDortmunder Kreise die Sozialdemokratie dem Zentrum bei derLandtagSwabl geleistet hat. Darauf fei schon jetzt gesagt, daßerstens in diesem Falle keinerlei formelle Wahlabmachungen vor»lagen und daß zweitens die psychologischen Momente, die m Essengegen das Zentrum wirkten, in mindestens gleicher Stärke inDortmund gegen den Notionalliberalismus vorhanden waren.Aber diese Erwägungen würden für unS keineswegs ausreichen.die damals in Dortmund geübte und von der»Essener Arbeiter»Zeitung" so scharf getadelte Wabltakttk zu verteidigen. E nt,cheidend»st aliein. daß die Genossen in Dortmund unden anderen in Betracht kommenden Kreisen gebunden warendurch Bes�lüss« der preußischen Landesorgani«sation. Gern haben sie sich die en Beschlüssen gewiß mcht ge»fügt>— das mag man uns in Essen glauben! Aus freienStücken hätten die Dortmunder Genossen solcheTaktik sicher nicht beschlossen— eS galt aber DiS»ziplin zu üben!Trotzdem bestreiten wir natürlich den Essener Genossen durch«aus nicht das Recht, über diese Wahltaktik der Dortmunder Ge-nassen offen ihre Meinung zu sagen. Nur sollten sie. wenn sietapfer mit Steinen werfen, dafür sorgen, daß sie mcht selbst imGlashause sitzen. Wer aus seines nächsten Auge den Splitter ent«fernen will, achte zunächst einmal auf den Balken«m eigenenAugel' �Wir verstehen die Abneigung der»Dortmunder Arbeiter.zritung" gegen ein Wahlabkommen, das Sozialdemokraten der-pflichtet, und fei«ö auch nur in der Stichwahl, für Nationallibe»rale zu stimmen. In der Einschätzung dieser Partei besteht inner»halb der Sozialdemokratie keine Differenz. Indes vermögen wirtrotzdem das Abkommen von Essen— die von Wühlheim a. Rheinund Kalk stehen in derselben Linie— nicht tragisch zu nehmen.Die Essener Genossen und die von Mühlheim a. Rhein undKalk haben in der Stichwahl für daS kleinere Uebel ge-stimmt. DaS ist in der Partei nichts Unerhörtes, das Neue ist nur,daß Nationalliberale als die Vertreter des kleineren Uebels angesehen werden. Das aber erklärt sich aus einer ganz besonderen,außergewöhnlichen Situation, aus dem Umstände, daß die Ge-nassen jener Orte gegen eine in brutaler und rücksichtslosester Weiseausgeübte kommunale Herrschast des Zentrums zu kämpfen haben.so daß ihnen die Erschütterung dieser Herrschast al» da» zunächstNotwendigste und Dringendste erscheint. So wurden ihnen dieNationalliberalen zum kleineren Uebel. In außergewöhnlichenFällen sind außergewöhnliche Mittel erlaubt. Daß sie nicht andersals in außergewöhnlichen Fällen angewandt werden, dafür bürgtschon die politisch« EntWickelung. Und deshalb ist eine Verwirrungin den Köpfen der Arbeiter durch solche naturgemäß vereinzeltbleibenden Stichwahlabkommen nicht zu befürchten.Gcmrindewahlen in Württemberg.Nachträglich melden sich noch ein paar Gemeinden, in denen beiden BllrgerauSschußwahlen unsere Genossen Mandate erhielten. InGroßgartach wurde der erste Sozialdemokrat in die Gemeinde»demokratische Verein mit auf den Zettel genommen hatte, wurdengewählt. Die in Nummer t des.vorwärts" veröffentlichteStatistik ist also dahin zu ergänzen, daß die Zahlder Gemeinden WürtHmberaS, in denen Sozial»demokraten in die Ccineindevertrctung gewählt wurden,sich erhöht von 82 auf 82; die Zahl rmserer neu-gewählten Vertreter steigt von 101 auf 168.Zweifellos haben aber ein« Anzahl Ort« über den Ausfall der Wahlder Parteipresse keinen Bericht gesandt. Die vom Landesvorstandim vergangenen Jahre aufgenommene Statistik durch Fragebogen,die an die einzelnen Vereine gesandt wurden, hat eine w e s e n t-lich höhere Zahl sozialdemokratischer Gemeindevertreter inWürttemberg ergeben, als aus den Zeitungsberichten zu ermitteln war.Die Zahl der neugewählten sozialdemolraiischen Biirgerausschuß-mitgueder dürfte auch diesmal 200 nicht unwesentlich übersteigen.Französische Parteilitcratur.Im Parteiverlag zu Paris erschien soeben:Rapport sur l/cuqluit« agricolo du Parti sooialistepar!s oitoyen Oom p o- Jl o rel.(Bericht über die Agrar-Enquete der sozialistischen Partei. Herausgegeben vom GenossenCompöre-Morel.) Preis 50 Centimes.Die Enquete wurde von einer Kommission aufgenommen, dievom Parteikongreß zu LimogeS eingesetzt wurde. Der Beriwt dieserKommission, erstattet von dem Genossen Compöre-Morel, wird nunnach dem Beschlüsse des Kongresses von Toulouse in einer starkenBroschüre veröffentlicht. Sie soll die Genossen auf die Erörterungder Agrarfrage auf dem Kongreß von 1609 vorbereiten.Die Arbeit dürfte auch die Französisch lesenden deutschen Ge-nassen interesstren, da das Agrarproblem neuerdings auch bei unswieder erhöhte Beachtung findet.Die Broschüre ist zu beziehen von der Buchhandlung der stan-zösischen Partei, Paris. 18 Rue de la Cordcrie.Vom Fortschritt der Presse.Agitation für die Presse habenverzeichnen. Sie erzielten imAbonnenten.Einen schönen Erfolg in derdie Dortmunder Genossen zuvergangenen Jahre BOOS neuePersonalien. Aus der Redaktion des.Volksblattes fürHalle' ist mit Ende des alten Jahres Genosse Thiele aus-geschieden. Von der alten Redaktion ist nur der Genosse L e o p o l d tgeblieben. Neu eingetreten sind am 1. Januar die Genossen PaulH e n n i g(bisher leitender Redakteur der.Tribüne" in Erfurt). KarlBock(stüher an der.Arbeiterzeitung" in Dortmund) und OtloNieduhr(bislang am.Harburger Volksblau").In die Redaktion der. Arbeiterzeitung" zu Essen istder Genvsie Wilhelm Neumann als drittes Mitglied eingetreten.poliiclUcdeg, Oerictmlcbea ulw.Auf eine ungemein hohe Geldstrafe erkannte daS Schöffengerichtin Stettin gestern gegen den Genossen Redakteur Mehlich vomTtettiner.Volksboten". Er hatte einen Aufsatz veröffentlicht, wo-nach sich ein Lehrer einer erheblichen Ueberschreitung de» ZüchtigungS-rechtes schuldig gemacht haben sollte. Mchlich hatte einen um-fassenden WahrheuSbeweiS angeboten, eS stellte sich jedoch währendder Verhandlung heraus. daß er von seinen GelvährS-leuten in ganz unverantwortlicher Weife an»geschwindelt worden war! Er verzichtete infolgedessen aufwettere Beweisführung.Der Staatsanwalt beantragte vier Monate Gefängnis, dasGericht erkannte zwar die fatale Loge, in die der Angeklagte Mehlichgebracht worden war. an. verurteilte ihn aber trotzdem zu 800 M.Geldstrafe._Huö der Frauenbewegung.Heimarbeit und Frauenbewegung.»Die Frau gehört ins HauS," lautet der Philister WeisheitSchluß. Die Statistiken weisen aber nach, daß tausende und aber-lausende Frauen in die Fabriken strömen, um zum Unterhalt derFamilie beizutragen, ja oft sind sie dieser alleinige Ernähererin.Die Statistik demonstriert weiter die Tatsache, daß zur Zeit der Krisedie Frauenarbeit im Verhältnis zur Männerarbett relativ und ab-solut zunimmt. Trotzdem, die Schwärmer werden nicht alle, die voneinem glücklichen Heim träumen, in dem die züchtige Hausfrau weiseschaltet am eigenen Herd, nur der Sorge für des Mannes Bequem-lichkeit und der Erziehung der Kinder sich widmend. Wie viel solchertrauten Häuslichkeiten gibt eS noch? Nicht alle für den Erwerbarbeitenden Frauen eilen in die Fabrik, ungezählte Tausende schindenzu Hause sich für jämmerlichen Lohn. Ihnen bringt selten ein Feier-tag Ruhe; Tag und Nacht sind diese Aermsten Sklaven der Arbeit.Beide Kategorien Frauenarbeit tragen zweifelsohne nicht zur Gemüt-lichkeit im Hause bei. Die Kinder sind meist sich selbst überlassen.In einem wie im anderen Falle müssen die größeren Kinder dasHauswesen besorgen, die kleineren Geschwister pflegen und erziehen;sind nur kleine Kinder vorhanden, wandern sie zu stemden Leutenoder entbehren oft jeder Aufwartung. Welche freudlose Jugend ha»so ein ormeS Arbeiterkind! Die Sehnsucht nach eiiiem gemütlichenHauswesen ist unter solchen Umständen schon begreiflich, aber daseherne Muß will es anders.Die Fabrikarbeit verheirateter Frauen weist bei der geringenArveiterinnenfürsorge zweifellos große Schäden für das Familten-leben auf und doch hat sie auch ihre guten Seiten. Seitdem dieFrau am Erwerb teilnimmt. hat sich ihr Selbftbewutztsemgehoben. DaS Weib, früher nur HauSmütterchen, bekam nun Jnter-esse am öffentlichen Leben. Da» Zeitalter der Maschinen, dcS mo-dernen Kapitalismus hat die Frau zu einem selbständtgen Wesengemacht. Trägt die Frau zum Unterhalt durch eigene Arbelt etwasbei. so hat sie weit größeren Einfluß im Hause; sie ist nicht mehrdaS untergeordnete Wesen von ehedem, daS nur zu gehorchen hatte.Aber nicht nur in der Familie spielt jetzt die Frau eine andere Rolleals stüher. Sie. die neben dem Manne in der Fabrik steht, redetauch ein Wort mit, wenn gemeinsame Interessen zu vertreten sind.Eine Frau, die nur Hausfrau ist, kennt die Plackerei in Werkstattund Fabrik mir vom Hörensagen; sie kann eS nicht verstehen, wennder Mann oft mißmutig irnb verärgert nach Haute kommt; sieschimpft, wenn durch einen Streik wochenlang der Verdienst geschmälertwird. Ander» urteilt die Frau, die selbst in der Fabrik arbeitet.Die Heimarbeiterin hat weniger Verständnis für die Fragen desöffentlichen Lebens. Sie ist doppelt und dreifach ans HauS gekette». Sie hat keine Zeit und auch nur wenig Gelegenheit, ihrenGesichtskreis ,u erweitern. Kommt wirllich eine Parteizeitung insHau», so wird die Frau in neun von zehn Fällen wenig oder garnicht darin lesen. Zur Unterhaltting mit dem Manne bleibt eben-falls wenig Zeit. Auch von außen kommt selten mal ein Anstoß,der da» Interesse erweckt. Der einzigste Berührungspunkt mitanderen Arbeiterinnen ist beim Abliefern der Arbeit. Dort werdenwohl im geheimen die schlechten Löhne getadelt, ober dabei bleibt eSauch. Die Organisation läßt unter den Heimarbeiterinnen noch sehr zuwünschen übrig, daher gibt eS wenig Aufgeklärt« unter ihnen.Kann eS da wundernehmen, wenn solche Frauen den modernenArbeiterorganisationen fernstehen? Sie sind auch ein gewaltigerHemmschuh für die FranenbewegM'g, der politischen wie der gewerk-schaftlichen. Schon von diesem Standpunkte aus ist die Fabrik«arbeit für Frauen der Heimarbeit vorzuziehen, von der hygienischenSeite braucht erst gar nicht geredet zu werden.Unter beiden Arten von Arbeiterinnen gibt eS noch unendlichviele, die tüchtige Pioniere für die Arbeiterbewegung sein können.die nur herausgerissen werden müssen aus der engen Welt, in dersie leben. Immer mehr drängt sich uns die Erkenn tnis auf, daßalle Unterdrückten am Emanzipationskampf der Arbeiterklasse teilnehmen müssen. Immer schroffer stellt sich die Bourgeoisie demProletariat gegenüber; immer schärfer werden die Klasiengegensätze.Neben denen, die gleichgülttg dahinleben, gibt e« eine großeAnzahl Frauen, die im Bamie einer anderen Weltanschauung stecken,die alles Heil von überirdischen Mächten erwarten. Dies« Schäsleinlassen sich schwer belehren: zu tief wurzeln Fanatismus. Unwissenheit und geistige Beschränktheit in ihren Köpfen.Um so mehr ist eS notwendig, alle diejenigen, die empfänglichsind für die sozialistische Lehre, nach Möglichkeit um unsere Fahnenzu scharen, zu kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung.Frauenarbeit und Frauenorgauisation in Schweden.Di« starke industrielle EntWickelung Schweden» bringt eS mitsich» daß auch die Frauen in immer größerer Zahl zu Lohnfllavcndes Unternehmertums gemacht werden. Nach der Statistik vomJahre 1608, der letzten, deren Ergebnisse vorliegen, waren damalsschon von den 295 808 in der sckwedischen Fabrikindustrie tätigenPersonen nicht weniger als 56 666, also 19,2 Proz. Frauen; dieHandiverkSbetriebe waren nicht mitgezählt, z. B. auch die Schneiderei-betriebe nicht; ferner erstreckte die Statistik sich nicht aus dieMeiereien und die Bergwcrksindusttie, so daß jene Zahl keines-Wegs die große Masse der Lohnarbciterinnen, sondern nur die derFabrikarbeiterinnen umfaßte. Deren Zahl ist nicht nur absolut,sondern auch im Verhältnis zur Zahl der männlichen Arbeiter inbeständigem Wachstum begriffen. Im Jahre 1901 waren erst18.7 Proz. Frauen unter der in den Fabriken tätigen Arbeiterschaft.Die immer stärkere Heranziehung der Frauen zur Fabrik- undLohnarbeit führt auch dazu, daß sie um so leichter ihre Klassenlag«erkennen und dem OrganisattonSgedcrnken sich zugänglich erweisen.Zwar ist in dieser Hinsicht auch in« limed-.n»och sehr viel zuwünschen übrig, doch hat man es so weit gebracht, daß rund 20 000Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen in den politischen und gewerk.schaftlichen Organisationen zusammengeschlossen sind. Gewerkschaft.lich sind die Arbeiterinnen größtenteils gemeinsam mit denMännern organisiert: cv bestehen jedoch auch noch mehrere Gewerk.schaften mit ausschließlich weiblichen Mitgliedern, wie die derBrauereiarbeiterinncn. Bäckereiarbeiterinncn, Wäscherinnen undPlätterinnen, der Badefrauen, der Näherinnen verschiedene»Branchen, die nun durch die Verschmelzung des Frauenfachvcrbondcömit dem Dchneiderverband größtentetls in diesen Verband über«gehen.Politische Frauenorganisationcn der Arbeiterschaft,„Sozia!«demokratische Frauenklubs", bestehen jetzt bereits in 25 OrtenSchwedens und sie umfassen rund 4000 Mitglieder. Die Zahl derFrauen, die der Partei angehören, ist jedoch tatsächlich weit größer,da ja die Gewerkschaften meist der Partei mittels der Arbeiter«kommunen angeschlossen sind und ihre Mitglieder komit indirektauch als politisch organisiert gelten.Gerichts-2 eirung.UrheberrechiSmanie.Wiederholt haben wir Urteile wiedergeben müssen, die in demSchutz des sogenannten geistigen Eigentums viel zu weit gingen.Auch am Sonnabend beschäftigte das Reichsgericht ein solches Ur-teil. DaS Reichsgericht mußte das Urteil bestätigen, weil cS beider vom Landgericht irrig bejahten Frage, ob eine»Ausarbeitungwissenschaftlichen Inhalts" vorliegt, cm die tatsächliche Feststellungder ersten Instanz gebunden ist.Vom Landgerichte Braunschweig ist am 7. August v. I. der Chef«redaktcur der»LandeSzeittmg", Dr. Eugen Sterke, wegen Nach»drucks zu 10 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die»Vossische Zci»tung" in Berlin war im Jahre 1907 Abonnentin der von demJournalisten Zimmermann in Brühl bei Köln herausgegebenen„Gerichtskorrespondenz" und druckte aus derselben einen Berichtab, welcher eine OberlandeSgerichtSentscheidung über Eau de Co«logne betraf, ohne ihn mit dem NachdruckSvermerk zu versehen.Ein Redakteur der„Braunschweigischen LandcSzeitung sah diese»Bericht als eine vermischt« Nachricht an und druckte sie nach. Her«Zimmermann erfuhr dies und forderte«in Nachdruckshonorar von20 Pf. pro Zeile, daS sich auf 5 Pf. ermäßigen solle, wenn die„LandeSzeitung" auf seine Korrespondenz abonniere. DaS Honorarwurde ihm gesandt; auch teilte ihm die Redaktion mit, daß sie be«reit sei, auf seine Korrespondenz zu abonnieren. Herr Zimmermannerblickte in dieser Mitteilung wahrscheinlich noch keine Bestellung(der AbonncmentSbetrag war nicht beigefügt) und stellte späterStrafantrag wegen Neudrucks. Dr. Sterke übernahm die Verant»Wartung für diese» Delikt und vertrat die Ansicht, daß eS sich hiernicht um eine Ausarbeitung wissenschaftlichen Inhalt» handle. DaSGericht kam aher zu einer Verurteilung, weil es feststellte, daß derNebenkläger Zimmermann zwar das Urteil des Oberlandes»gericht» benutzt, aber seinen Artikel nach bestimmten Grundsätzenunter Hervorhebung der wesentlichen Punkte ausgearbeitet undmit einer besonderen Einleitung versehen habe. Dadurch habe dieganze Ausarbeitung einen wissenschaftlichen Charakter erhalten.Wenn sich der Angeklagte hierüber geirrt habe, so sei dies einNcchtSirrtum, der ihm nicht zugute kommen könne.— Seine Revision gegen das erwähnte Urteil vertrat Dr. Sierk« heute persönlichvor dem Reichsgericht. Er erklärte, cfl handle sich um eine Sachevon allergrößter Tragweite. Wenn der Nachdruck von Gerichts»berichten strafbar sein solle, so würden viele Redaktcure es nichtwagen, allgemein interessierende tatsächliche Vorkommnisse aufjuristischem Gebiet«, besonders die Urteile der höheren Instanzen,abzudrucken und das Publikum werde dann eine ivertvolle Be«lehrung entbehren müssen. Ueberdies könne man nicht immer er«kennen, ob an einem Artikel alle? Wiedergabe aus dem Prozeßoder eigene, wissenschaftliche Arbeit des Verfassers sei.— De«Reichsanwalt hielt das Urteil in objektiver Beziehung für völligeinwandsfrci, vertrat aber die Ansicht, daß der subjektive Tatbestandungenügend festgestellt sei, denn offenbar sei der Angeklagte überTatsachen, nicht über Rechtsfragen im Irrtum gewesen.— DaSReichsgericht erkannte jedoch auf Verwerfung der Revision, da eSannahm, daß hier kein tatsächlicher, sondern ein RcchtSirrtum vor»gelegen habe, der den Angeflagten nicht strafstei mache.Eigenartig ist eS, daß daS Reichsgericht cS als fehlsam er»achtete, gerichtliche Urteile als wissenschaftliche Leistungen zu betrachten, die Wiedergabe eines Urteils aber als Ausarbeitungwissenschaftlichen Inhalts anerkennt. Dem gesunden Rechts.empfinden widerspricht eine Bestrafung in solchem Fall unbedenk-lich. Die Beseitigung solcher Möglichkeit durch Streichung deS strafrechtlichen Schutzes auf diesem Gebiet liegt im allgemeinen Jnter»esse. Diese Straftechtsbestimmungen des Urheberrechtsgesetzeshaben eine recht bedenkliche Urheberrechtsmanie großgezogen.Amtlicher Marktbericht der städtischen Martthollen-Direktion üdnden Grohbandel in den Zenttal-Marktballen. Marktlage» FletschtZusubr stärk, Geschäft lebhast, Presse unverändert, für Schweinefleisch an»zlehend� Wild: Zufuhr reichlich, Geichäst ziemlich lebhast, Preis« be«sriediaend. Geslügeli Zuluhr gentlgend, Gekchäsl zicmlich reg«. Preisedefrifdlgend. Fisch«: Zuiuhr mätzig, Geschäft ruhig, Preise im all.gemeinen bcsricdilzend. Bulter und Käs«: Geschält ruhig, Preii« un»verändert, Gemüse, Obst und Süds rü cht«: Zufuhr genügend,Teschäst still, Preise wenig verändert.«vasierstandS-Nachrtchtr»der LandeSanstatt für«ewälsertunde. mitgeteilt vomLerlwer Wetterbureau.TasserstandM- m e l. TilsitDregel, JnsterburgWeichsel, Thor»Oder. Natibor, Kroffen, Kr-nkiurtWarthe, Schrimm, LandsbergRehe, DordammElbe, Leitmeritz, Dresden, Larby, MagdeburgWasserstandSaal«, GrochlttzHavel, Svandaufl, Rathenow')Spree, Svremberg'), BiestowWeser. Münden, MindenRhein, MazümAanSau, Kaub» KölnNeckar, HeilbronnMain. WertheünMosel. Trier-s- bedeutet Wuchs,— Fall.—•) Unterpegel.—•) Gründels.—°) Treibeis,—•) Eisstauung,—•) Treibet»