Zehabt hat, sind auch auf die weitere Herausbildung der Erdbebcn-runde von gedeihlichem Einfluß gewesen, und wir wissen heutzutage.daß dte Mehrzahl der Erderschütterungen einer Abart angehört,deren Ursache in gebirgSbildenden, in tektonischcn Vorgängen zusuchen ist. Diese tektonischen Erdbeben werden sich daheran denjenigen Stellen vorzugsweise fühlbar machen, wo die gcbirgs-bildende Kraft sich noch vor kurzer Zeit— diese Worte im geo-logischen Sinne gemeint— betätigt hat. also in Gebieten derjüngsten Gebirgsfaltungen und der jüngsten Bruchlinicn. In jung-gefaltete» Arealen treten die Erdbebcnerschcinungen. die sciS-in i scheu Borgänge(vom griechischen Worte S e i s in o S, Er-ichütterung) häufiger auf als in solchen, wo in jüngerer geologischerZeit nur Brüche zur Ausbildung kamen und keine faltende Be-wegung erfolgt ist. Allerdings gibt es kauni eine Stelle auf derErdoberfläche, die nich einmal erschüttert würde, und selbst weit-ausgedehnte und bruchfreie Tafelländer werden nicht davon ver-schont, allein die größten und die meisten Eroerschüttcrungenscheinen auf die große» Störungszonen der Erdkruste beschränkt zusein(Umrandung des Stillen Ozeans, Sundabogen, der Zug jungerKettengebirge von Spanien bis nach Hinterinoicn, der große oft-afrikanische Grabenbruch uss.j. Da auch die Erscheinungen desVulkanismus im engeren Sinne vorzugsweise an diese gestörtenSchollen gebunden sind, so wird auch„die geographische Verbreitungder meist erschütterten Areale in ihren Hauptzügen mirder der Vulkanstriche übereinstimmen"(Lötvl). Wenn man aber,so führt dieser Forscher des weiteren aus, die wichtigsten Vulkan»striche und die Gebiete der häufigsten seismischen Erscheinungei'im einzelnen miteinander vergleicht, so stellt sich heraus, daßihre Beziehungen bei iveitem keine so einfach zu verstehenden seinkönnen, als man bei einer allgemeinen Uebcrsicht zuerst glaubenwürde. So sind, um einige Beispiele dafür anzuführen, im„un»ruhigsten Lande der Erde", in Japan, Erdbeben und magmatischeErgüsse dem Raum und der Zeit nach voneinander unabhängig,und auch die Lage der italienischen Vulkane, die alle bis auf einen.oen erloschenen Monte Vulture in der Basilicata, auf der WestseitesieseS Landes stehen, sowie der Ausbruchsstelle von Scmtorin, einerInsel an der Ostküste Griechenlands, gegenüber der von starkerErdbebentätigkcit heimgesuchten Umrandung des AdriatischenMeeres spricht hier für einen Mangel an gegenseitigen engerenBeziehungen zwischen Vulkanen und seismischer Kraft. Löwlstimmt in dieser Ansicht nicht mit derjenigen des großen öfter-ceichischen Geologen Süß überein, der einen engeren Zusammen-)ang der Vulkane auf den Liparischen Eilanden mit seismischenLorgängen angenommen hat und wie folgt sagt:„Man hat sich«lifo wohl vorzustellen, daß in einem durch die peripherische Linie»on 1783 abgegrenzten Räume(dem Meeresteile zwischen demKordostrande Siziliens uno dem Südwestrande Italiens) die Erd--inde fchüsselförnng sich einsenkt, und daß hierbei radiale Sprünge.ntftehen, welche gegen die Liparen konvergieren.'Diese konver-»ierenden Linien sind in der Nähe dieses Zentrums mit vulkanischenZlusbruchsstellen besetzt. Jede Gleichgewichtsstörung»er einzelnen Schollen verursacht gesteigertevulkanische Tätigkeit auf den Inseln und Er-chütterungen des Festlandes auf Sizilien."klehnlich wohl verhalten sich allem Anschein nach die Dinge inMittelamerika und dem Karaibischen Meere, wo mehrfach Erup-.ionen Erdbeben zu Vorläufern hatten, deren oftmals beträchtlichetäumliche Entfernung von der AuSbruchsstelle, gegen 3000 Kilo,neter, allein schon ihren vulkanischen Charakter ausschließen dürfte.vährend noch andere Umstände diese Erschütterungen mit großerWahrscheinlichkeit in die Abteilung der tektonischen Beben' ver-»eisen.Mit dieser Art von Erderschütterungen zuweilen verbundeneErscheinungen sind Spaltenbildungrn an der Erdoberfläche; dieRänder dieser Klüfte sind manchmal gegeneinander verworfen, der«.irt, daß der eine höher zu liegen kommt, als der andere. Es sind,lso Verschiebungen von Schollen aneinander, seismische Ver-werfungen, die verhältnismäßig beträchtliche Nivoaudiffe.cenzen herbeiführen können. Am LO. Oktober 1891 hat ein vonungeheurer Zerstörung und Verheerung begleitetes Erdbeben einetwa 60 Proz. der Gesamtoberfläche vom Mikadoreiche umfassendesÄebiet erschüttert und eine 112 Kilometer lange Spalte im Bodenlufgerissen, beren beide Ränder durchschnittlich um 30 bis 60 Zenti-weter, an manchen Stellen sogar um 20 Meter in vertikaler Rick-rmg gegeneinander verschoben waren. Aehnliches. wenn auch nichtin solchem bedeutendem Umfange, ist beim Lokrischen Erdbebenim April 1804 beobachtet worden, dann beim Erdbeben von Alaskaan September 1899 usf.Derartiges Aufreißen von Spalten gehört mit zu den ver-HängniSvollsten Wirkungen der seismischen Vorgänge, eineklei zuwelcher Abart dieselben zu rechnen sind. Bei einem Erdbeben vonCatama auf Sizilien(wohl vulkanischer Natur) riß, wie Braneaberichtet, eine schmale Spalte unter einigen Häusern auf. die sichoon oben bis unten spalteten, so daß im Augenblicke der Monddurch alle Wände in die Zimmer schien. Im nächsten Augenblickeaber schlössen sich die Spalten wieder so fest,'daß man von ihnennichts mehr bemerken konnten. Ganz ungeheuerlich klingen dieSchilderungen von dem großen Erdbeben, von dem im Jahre 1783and in den folgenden Calabrien betroffen worden ist. Da spalteteauf Meilenlänge das Gebirge parallel den Tälern ab. ünd Städteund Dörfer, die oben auf der Höhe standen, sanken in die Tiefeder Täler hinab. Im Jahre 1868 wurde eine ganze Stadt inEcuador. Cotocachi, von Tausenden und Abertausenden von Spaltenverschlungen, die bei der Erderschütterung plötzlich aufklafften.«Bon den meisten Häusern blieb nicht einmal eine Spur zurück."•Einer unserer Mitarbeiter schreibt uns:Bei allen Erdbeben ist eine Beobachtung gemacht worden, dieauf einen Zusammenhang zwischen den meteoro«logischen Erscheinungen und erhöhter Erdbeben-gefahr hindeuten: Die Erdstöße setzten mit dem Moment ein,wo ein hohe« barometrische» Maximum von einer außergewöhnlichtiefen Depression abgelöst wurde. Bei dem Erdbeben in Slldspanienim Jahre 1884 herrschte bis unmittelbar vor der Katastrophe dasschönst« Wetter bei einem Luftdruck bis zu 770 Millimeter; daerreichte in den letzten Dezembertagen ein Plötzlich auftretendesMinimum mit einem Luftdruck bis zu 720 Millimeter herab dieeuropäischen Küsten des Atlantischen Ozeans und zugleich mit Sturmund Ungewitter setzten auch die Erdstöße ein.Dieselbe Erscheinung wurde bis jetzt mehrfach beobachtet. Nachden Zeitungsnachrichten zu schließen, ging auch jetzt der verheerendenKatastrophe in Sllditalien eine Periode trockenen WetterL vorauf.und zugleich mit dem Erdbeben setzte ein strömender Regen ein,der stets in Begleitung eines barometrischen Minimum» auftritt.—Daß der Lustdruck sehr wohl auf die Borgänge im Erdinnern vonEinfluß ist. haben ja auch dte Grubenkatastrophen im Ruhrgebietund von EourriäreS erwiesen, dte sich ebenfalls bei einer plötzlichenVerminderung des Luftdrucks ereigneten. Jedenfalls dürfte dieseraugenscheinliche Zusammenhang dte Forscher von jetzt an mehr alsbisher beschäftigen und vielleicht die Grundlage für eine Erdbeben-Prognose abgeben, durch die derartige Katastrophen wie die letztezwar nicht verhindert, aber in ihren Wirkungen eingeschränkt werdenkönnten.j�eue CnlftLlZe.Rom, 4. Januar. Die Erdstöße, die vorgestera inMesfina stattgefunden haben, waren sehr heftigerNatur. Man nimmt a«, daß wieder ia verschiedene«kleinere» Ortschafte» größeres Unheil»«gerichtet ward«.Einzelheiten fehle»»och.Eine andere Meldung lautet:Neue Erdstöße haben in Mefstna Angst«nd Schrecke» ver-breitet. Die wenigen übriggebliebenen Menschen schrieen wietoll. Einige Häuser, die noch standen, brachen kracheud zusammen.In Neggio danern die Erdstöße ebeufalls an. Man ziehtimmer noch Menschen lebend aus den Trümmern hervor.Reggio di Calobria, S. Januar. Minister Bertolini hatte mitdem mtluärisckien Kommandanlen eine Besprechung: eS wurde beschlossen. ani Wege von Reggio nach Campi und in gehöriger Eni-fernuug von den �iifektionSzentten Baracken zu errichren. Man be-ginnt bereits in jeder der von den italienischen Malrosen erbautenBaracken mehrere Familien umerzubriugen.Rom, 5. Januar. Minister Bertolini richtete an den Minister«präsidemen Giolitli ein Telegiauim, in dem mitgeteilt wird, daßder Minister die talabrische Küste nördlich von Reggio. ferner VillaSan Giovanni und Bagnara besucht und überall den Rettungsdienstzusriedenslellend gefunden babe. Dagegen sei die Organisationi» Scylla mangelhaft geioesen, weshalb er den Kreuzer„Lombardia" vermitaßt habe, dorthin zur Hilfeleistung zu gehenDie Bevölkerung in einzelnen Gegenden beginnt wieder Mut zufassen, wozu die Erklärung des Belngerungsulstcmdes beiträgt, dieerst den behördlichen Maßnahmen Wirlsamkeit und Nachdruck ver-icdasst habe; Desinfektionsmittel seien auch bereit? eingetroffen.Der Zerstörer„Granatiere" geht abends mit der geretteten Kasseder Filiale der Banca d'Jtalia in Messtna von Palermo ab.Vie letzten JVaebriebten.Rom, 6. Januar. Die Deputiertenkammer ist zum 8. d. M. zueiner außerordentlichen Sitzung einberufen worden.Zur„eiÄehung" oderschlMherVolksschullehrer.Aus Lehrerkxeisen Oberschles>ien« war imSommer 1906 eine Zuschrift an uns gelangt, die darüber klagte,daß der Kampf der Regierung gegen die Polen sowie«ine unge-hörige Behandlung der Lehrerschaft durch Kreisschulinspektorendortigen Lehrern ihre Arbeit erschwere. Durch Veröffentlichungdieses Notschreies im„Vorwärts" Nr. 153 vom 7. Juli 1906 sollteunser Genosse Redakteur Hans Weber einen darin er.tvähnten KreiSschultnspektor Gch. aus Königshüttebeleidigt haben oder vielmehr zugleich zwei Kreisschul-inspeitoren Sch. aus Königshütte. Denn obwohl ausdrücklich nurvon einem geredet worden war, meldeten sich— einem Wink von„oben" folgend nach einander die beiden dortigen Kreisschul-inspektoren Schwarze und Dr. Schwierzina und erklärten,daß sie sich beleidigt fühlten.Die von der Staatsanwaltschaft erhobene Beleidigungs«klage gegen Genossen Weber wurde am Dienstag vor dem Land-gericht I Berlin(Strafkammer 4) unter Borsitz desLandgerichtsdirektors Lehmann verhandelt.In jener Zuschrift war gerügt worden, daß im Bezirk Oppelndie Regierung die Lehrer durch vertrauliches Zirkular angewiesenhabe, den Schulkindern zu verbieten, an Festlichkeiten der Polensich durch Deklamation polnischer Gedichte zu beteiligen. DenLehrern werde zugemutet, bei Uebertretung des Verbotes die Kinderwegen Ungehorsam zu bestrafen. Das müsse die Eltern wi« dieKinder verbittern, doch würden hoffentlich unter den Lehrern sichnur wenige oder keine finden, di« das Stockmeisteramt übernehmenwollten. Die Verordnung widerspreche auch den gesetzlich festgelegtenRechten der Eltern. Geklagt wurde ferner in der Zuschrift, daß denLehrern, die für das Deutschtum wirken sollen, durch klein-lichste Di ahnahmen all« Begeisterung geraubtwerde. Von manchen Kreisschulinspektoren würden die Lehrer wiedumme Jungen behandelt, und besonders zeichne sich hierinder KreiSschulinspektor Sch. aus KönigShutte aus. Auch laufe dieganze Arbeit der Schule auf äußeren Drill hinaus. Wer ihn nichtmitmache, bestehe nicht bei den Revisionen und werde geschurigelt.Den Anordnungen revidierender Kreisschulinspektoren, die selberselten oder nie in der Volksschule unterrichtet hätten, dürfe auchvon erfahrenen Lehrern nicht widersprochen werden. Wage dasein alter Lehrer, so heiße«S sogleich, er möge sich pensionierenlassen.Der Angeklagte Weber erklärt«, di« Zuschrift sei ihmvon einem Lehrer im Auftrage seiner Kollegen übersandt worden.Mit dein„KreiSschulinspektor Sch." sei nichr Schwierzina, sondernSchwarze gemeint. Weber habe gar nicht gewußt, daß nebenSchwarze noch ein Schwierzina existiere. Den Namen SchwarzeHab« er durch„Sch." ersetzt, weil nicht eine einzelne Person, sonderndas System getroffen werden sollte. Die Frage des Vorsitzenden.warum da» erst jetzt zur Sprache komme, beantwortete Weber mitder Erklärung: mit Aussagen vor dem Untersuchung s.lichter habe er schon recht schlechte Erfahrungen gemacht, nur zuleicht würde die Form, in der sie dann protokolliert wird, vomStaatsanwalt ausgenutzt, wiewohl di« Anschuldigungzuerst unmittelbar vor der Befragung bekannt gemacht wird undman doch unmöglich sofort jeden der tausend Artikel sich voll der-gegenwärtige» könne.Die Beweiserhebung hat anderthalb Jahr« erfordert.Zahlreich« Zeugen außer den beiden KrcisschulinspektorenSchtoarze und Schwierzina auch eine Reihe Lehrer, Lehrerinnenund Lchrcrwitwen aus Königshütte und Umgegend— sind in ihrenWohnorten kommissarisch vernommen worden. Am Dienstagwurden ihre Aussagen verlesen— samt den Gegenäußerungen, zudenen jedesmal der Herr KreiSschulinspektor Eck/warze veranlaßtworden war.Schwierzina und Schwarze haben bestritten, daß dieAngriffe des Artikels, mit dem jeder von beiden gemeint zu seinglaubte, berechtigt seien. Schwierzina hob hervor, die Regierungs-berfügung sei den Lehrern nur mündlich mitgeteilt worden, derVerfasser des Artikels müsse bcr Mitteilung mit besonderer Auf-merksamkeit gefolgt sein. Schwarze versicherte, beleidigend seibesonders der Vorwurf, daß er äußeren Drill pfleg«, tn Wirklichkeitbekämpfe«r nichts mehr als Aeußerlichteitcn.� Von den Aussagen der Lehrer usw. interessieren vornehmlichdw über Schwarze. Die einen scknldern ihn als streng, abergerecht. Andere Aussagen werfen ihm Kleinlichkeit, Be-tonung von A e u ße r l i ch k e i i« n und Schroffheitgegen Lehrer vor. So hat ei« Lehrer Fabian bekundet,Sch. habe selber angeordnet, daß die Deckel der Tinten-fässcr gut geputzt sein müssen. Fabian sei von ihm mit5 M. Geldstrafe beleg: worden, weil er während des Unterrichtsin eine andere Klosse gegangen sei, um ein Buch zu holen, das erbrauchte. Sch. hat zu dwser Aussage geäußert, F. sei mit jenerStrafe belegt worden unter anderem auch deshalb, tvcil er mit derZigarre im Munde die Kinder zur Messe geführt habe. Sch. halteauf Sauberkeit, er wisse aber nicht, ob er auch gefordert habe, dieTintenfaßdcckel zu putzen. Ein Lehrer Lüsson hatte in einerLehrerkonserenz Verwahrung dagegen eingelegt, daß Sch. ihm ineine schriftliche Arbeit hincinkorrigiert und oabei sogar Zitate habeverbessern wollen. Sein Widerspruch habe ihm, so hat er als Zeugebekundet, eine Strafe von 5 Dt. eingetragen, auf die dann auch nochdie Entziehung der„Ost Martenzulage" folgte. Sch.'sGegenäußerung erklärte die Disziplinierung Lüssons mit„provo-zierendem Auftreten" in der Lehrerkonferenz. Die Entziehung der.Ostmartenzulage" nach Disziplinierungen beruhe quf einemMinisterialerlaß. Einem Zeugen Lehrer Klein war nichtsvon„Drill" bekannt, auch nichts davon, daß Lehrer wie dummeJungen behandelt würden. Er wußte aber, daß Sch. nicht beliebtwar, nur konnte er nicht angeben, warum. Die LehrerwitwcPietzuch hat als Zeugin die Meinung ausgesprochen, ihr anHerzschwäche leidender Mann sei, nachdem Sch. ihn nach einer Re-Vision für laistungöunfähig erklärt hatte, aus Gramhierüber schwer erkrankt und dann gestorben. Sch. hat sichnicht erinnern können, daß er dem Lehrer Pietzuch solchen Vorwurfin solcher Form gemacht habe. Rektor Drobio wurve vomKreisschulinspektor Sch. nach dem Tode P.'s zu der Witive geschick-,um den über den Anlaß deS Todes umlaufenden Gerüchten aufden Grund zu gehen. Drobig hat als Zeuge bekundet, P. sei inoer Tat lcistungöunfähig gcweseu, der.Herr Kreissämlinspektorhabe ihn„c n t s pr e ch e n d kritisiert", aber Verletzendes seidem Zeugen nicht bekannt geworden. Die Aussage des LehrersNeumann spricht, ähnlich den Aussagen einiger anderer Zeugen,von einer Verminderung der Beteiligung der Lehrer an dem Fes!-essen, oaS der Hauptkonferenz zu folgen Pflegt. Die Gründe sindihm nicht bekannt, andere Zeugen aber haben direkt angcgcbei!,daß sie um Schwärze'S willen ferngeblieben seien. LehrerBarsetzko hat bekundet. Sch.'s Verhalten nehme i'n derTat dem Lehrer die Berufsfreudigkeit. Sch. hatauf die Aussagen dieses Zeugen mit einem Hinweis auf dessenPersonalakten geantwortet. Zeuge Lehrer Paschenda hatmal Sch. bitten müssen, ihm beim Unterricht den Gebrauch einesBuches zur Unterstützung seines Gedächtnisses zu gestatten. Sw.hat ihm zu verstehen gegeben, er solle sich doch pensionierenlassen. Als P. antwortete, der Herr KreiS schulinspek«tor lese ja selber ab, gab eS ein Donnerivctter.Lehrer Schmidt gehört zu denen, die bei der Revision schlechtbestanden. Er wollte sich das nicht gefallen lassen und setzt: nach-träglich durch, daß„die Noten seinen Wünschen entsprechend um-geändert" wurden. Der Herr KreiSschulinspektor hat in seinerGegcnäußerung diese Aenderungen als einen Ausfluß seines„enigegeniommenden Wohlwollen?" hingestellt. Lehrer Pohlhat, ebenso wie manche oer anderen Zeugen, ausdrücklich hervor-gehoben, auf Schwierzina passe die Schilderung durchaus nichr.lieber Schwarze hat er bekundet, er kümmere sich auch um dieOrdnung im Schulschrank, um die Tafeis chwämnieder Kinder, aber allerdings auch um den inneren Gehalt desUnterrichts. Daß Sch. durch Kleinlichkeit und Schroff-heit dem Lehrer die Berufsfreudigkeit nehme, hatRektor Brommy aus seiner eigenen Erfahrung bekundet.Demgegenüber hat Sch. sich darauf berufen, oaß die Regierungihm. dem Herrn KreiSschulinspektor, Anerkennung gespendet habe.Einem Lehrer Steiner hatte Sch. vorgehalten, daß er„über-nächtig" aussehe; Sch. meint, es sei seine Pflicht gewesen, ihm daszu sagen. Die Lehrer witwe Hoffmann hat bekundet, ihrverstorbener Mann habe viel über Sch. zu klagen gehabt. EineLehrerin Fräulein Knöpfler hatte einmal im Katechismus-Unterricht in Gegenwart des Herrn KreisschulinspektorS Sch. zumBuch gegriffen. Sch. habe, so lautet ihre Aussage, ihr d a s B u chaus der Hand gerissen mit den Worten, ooS müsse sie auswendig wissen. Der Herr KreiSschulinspektor hat bei seiner Ver-nehmung infolge eines Zufalls nicht Gelegenheit erhalten, auch aufdiese Bekundung mit einer Gegenäußerung zu antworten.Zur Kennzeichnung Schwarzes sollte auch ein ihmvon Lehrern in die Ferien nachgesandtes Telegramm dienen, daser als einen Beweis der Verehrung angeführt hatte. Eswurde verlesen: in auffallend kühlem Ton wünscht« es ihm„gutenKurerfolg". Die Verteidigung bezog sich demgegenüber auf ano-nyn'e Zuschriften, die Sch. erhalten hat. Darin wird ihmtn allerschärfsien Ausdrücken vorgeworfen, daß er durch seine Art,Lehrer zu behandeln, den vorzeitigen Tod mehrerer Lehrer ver-schuldet habe.Nach dieser Beweisaufnahme hieltStaatsanwalt Steinbrechtdie Anklage in allen Punkirn aufrecht wei> beantragte 14Tage Gefängnis. Beleidigt sei nickt nur Schwarze, sondern anckSchwierzina. Der Wahrheitsbeweis fei nur bezüglich Schwarzesversucht worden, sei aber auch hier mißlungen. In den zwei-sprachigen Gebieten seien besonders tüchtige Beamte nötig, und einsolcher sei Schwarze. Der Schulinspektor fei dazu da,die Lehrer zu kontrollieren, zu verbessern, zuerziehen, nötigenfalls zu st rasen. Das habe Eck.getan, dadurch habe er sich verhaßt gemacht, wie jeder, der strafenmüsse. So ergehe eS ja auch dem strafenden Gericht.DerVerteidiger Rechtsanwalt Dr. Kurt Rafenfeltzforderte ote Freisprechung de» Angeklagten. Nur Schwarze sei ge-meint gewesen, und auch auf den beziehe sich nur der Satz, daß erdie Lehrer wie dumme Jungen behandle. Das sei erwiesen.Erwiesen sei aber ferner, daß auch Sch. zu denen gehöre, die denäußeren Drill pflegen, bei Revisionen die Lehrer schurigeln usw.Unter der Schwierigkeit der Lage in zweisprachigen Gebieten leidegerade der Lehrer, darum dürfe man ihm nicht noch die Arbeit er-schweren. Wie Sch. das getan habe, das sei sogar von solchen Leh-rcrn bekundet worden, die wahrlich nicht aus feiten eine?„Vor-wärts"-RedakteurS stehen würden. Die Aussagen seien übrigensvon manchen Zeugen unter deutlichen Zeichen der Angst vorihren Vorgesetzten gemacht worden, das sei dem Verteidiger.der der Vernehmung beigewohnt habe, sofort aufgefallen. AufVerlangen der Staatsanwaltschaft sei auch danach gefragtworden, wer dem„Vorwärts" den Artikel über-sandt oder dem Angeklagten das BeweiSmatc»rial geliefert habe. Das habe einschüchternd wirken müssen.Der Verteidiger würdigt dann die Zeugenaussagen im einzelnenund kommt zu dem Schluß, daß hiernach eine Verurteilung un-möglich sei. Dem Angeklagic» sei wiederholt zu erkennen gegebenworden, daß man in Lehrerkretsen des Bezirkes KönigShütte es ihmDank wisse, einmal diese Dinge zur Sprache gebracht zu haben. Daer hiermit dem Wohle der Schule dienen wollte, so steheihm auch§ 193(Wahrnehmung berechtigter Interessen) zur Seite.Der Staatsanwalt antwortete mit der Aufforderung,Weber soll« doch mal den Lehrer nennen, der ih» infor-miert habe, er solle auch sich darüber erklären, ob er einverstandensei mit dem Hinweis des Verteidigers auf jene anonymen Zu-schriften, die Schwarze bekommen habe. Die Frage nach dem Ver-fasser deS Artikels habe an die Zeugen gerichtet werdenmüssen, damit eventuell auchdernochzurBerantwortunggezogen werden könne.Der Verteidiger wies scharf die Zumutung zurück, derAngeklagte solle jenen Lehrer durch Nennung des Namens demstrafenden Arm der Behörde ausliefern. Jetzt sehe man übrigen?,warum dieser Prozeß gegen den„Vorwärts" an-g e st r e n g t worden sei. Man habe den Verfasser crmit-teln wollen, das gehe aus den Worten des Staatsanwaltshervor.Schlußwort des Angeklagten.Nach einem erfolglosen Versuch des Staatsanwalt«, die Wir«kung seines ausplaudernden Selbsterkenntnisse« abzuschwächen, er-griff noch Genosse Weber das Wort. Auch er verwahrte sichsehr scharf g«gen die Zumutung, den Einsender jener Zuschriftpreiszugeben. Auf anonyme Zuschriften sich zu berufen,halte er da für durchaus zulässig, wo es sich um Angehörige einerBerufsgruppe handle, die nur unter schwerster Gefahr»dung ihrer Existenz offen sprechen könnte»Da»Urteilwurde nach einstündiger Beratung gefällt: c« sprach den Ange-klagten schuldig der Beleidigung nur de» Kreis-schulinspektors Schwarze und verhängte über ihn«ineG e l d st r a f e v o n 5 0 M. ß 193 sei ihm nicht zuzubilligen. Di-Beweisaufnahme habe ergeben, daß Sch. ein strenger und tnder Form schroffer Vorgesetzter sei und in einzelnenFällen sogar taktlos gehandelt habe, aber das habe de« An-geklagte nicht verallgemeinern dürfen. Von„Drill" sei nicht» odersehr wenig erwiesen worden, Sch. sei nur sehr penibel, auch mäußeren Dingen, und habe ein starkes Pflichibewußtsein,