Bfnni di« Sache dadurch ein anderes Gesicht, daß verschieden? koN- servativ« Blätter, darunter auch die„Kreuzzeitung ', die Apologie des Herrn Grafen Otto von Moltke abdrucken, und' zwar ohne Kommentar. Sie sind also im wesentlichen mit den Ausführungen des kriegslustigen Klosterpropstes in Uetersen einverstanden. Herr Graf von Moltke schreibt: „Ein künstlich und— man könnte versucht sein, zu sagen — gewaltsam aufrechterhaltener Friede ist nur ein verdeckter Krieg und immer eine mißliche Sache. Schon deshalb, weil er erschlaffend aus Nerven und Konstitution des Volkes wirkt, selbst eines sonst gesunden. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn wir die nun ein Menschenalter dauernde Friedensära. wenn wir ihren phänomenalen wirtschaftlichen Aufschwung, wenn wir unsere materielle Verstärkung und die gewaltig« Expansion auf fast allen Gebieten nicht bezahlt hätten mit einer gewissen inneren Erschlaffung und Selbstberäucherung. Der Zustand der Verdauung hat lange genug angeholten, um auf der anderen Seite eine gewisse verdrießlich-apathische Stimmung, namentlich in politischen Dingen, zu erzeugen, die nur gelegent- lich eruptiven Ausbrüchen Platz macht. Die ernste, stetige, ge- räuschlose, pflichttreue Arbeit ist gewiß nicht verschwunden, aber sie tritt oft. zu oft hinter dem lärmenden, prunkhaften Bombast des Tages zurück und wird nicht überoll mehr nach Verdienst ge- wertet. Der altvreußische Sinn— an sich unverändert— hat sich in die Stille und hinter den Vorhang der Weltgeschichte zu- rückgezogen: er kann dereinst wieder hervortreten, wenn man etwas weniger von Weltpolitik und Weltwirtschaft reden' und träumen wird, dafür sich etwas mehr auf das besinnt, was uns wirklich groß gemacht hat und was uns jetzt oft fehlt: Einfach. heit der Linie und Entschlossenheit deS Willens zur Tat Mit einem Wort: Der lange Friede mit seinem golde- uen Zepter und seinem schimmernden, glück. haften Purpurgewand— ist er wirklich ein« Hymne wert, oder hat er uns innerlich merklich versimpelt?... Wir Deutschen , speziell wir Preußen, haben uns großgekämpft und großgehungert; wir haben wenig oder gar kein Talent, das Leben nur zu genießen, und unser Bestes ist immer unser Schwertschlag und unsere Arbeit gewesen. Jedesmal, wenn wir auf Bärenhäuten lagen, Met tranken und � einschlummerten, folgte ein grausame? Erwachen. Besser: Die Wehr zur Hand, in der anderen den Pflug oder den Hammerl Jene aber ist da, um sie zu rechter Zeit zu gebrauchen, nicht um sie nur zu polieren und schön blank zu erhalten.' Neu sind diese Anschauungen nicht. Sie sind schon wiederholt hervorgetreten, sowohl innerhalb bestimmter feudaler militärischer Kreise, als in gewissen. Fabrikate für die Kriegsführung produ- zierenden Industriezweigen. Nach außen geben sich diese An schau» ungen als hockpatriotische; in Wirklichkeit find sie jedoch zu mindestens Üb Proz diktiert von dem Wunsch nach schnellerem Avancement, einer Stärkung des Militarismus und Zurück. drängung der demokratischen Tendenzen durch den sogenannten rauhen Soldatengeist oder durch die Sucht, die industriellen Profite bestimmter Kreise von Großindustriellen zu steigern. ES verlohnt sich deshalb auch nicht, auf die patriotische KriegSbeyeisterung des Herrn Grafen von Moltke einzugehen, der der dänischen Linie derer von Moltke entstammt und dessen Vorfahren sich keineswegs in Preußen„großgekämpft'' und.großgehungert' haben. sondern in Dänemark AmtS- und Offiziersstellen bekleideten. Kenn. zeichnend ist aber, daß leitende konservative Blätter die gräfliche Kriegsepistel abdrucken, nachdem sie eben erst am WeihnachtSfest in allen Tonarten den BibelverS„Friede auf Erdenk' variiert und die deutsche Auslandßpolitik als Friedenspolitik gefeiert haben. Allerdings, in gewisser Hinsicht mag der Uetersener Kloster- Propst..«cht Haben, Weng, er meint, daß die FxiedcnSjahre zur BlrimnelÄ'' mid Selbstberäucherüng, zunf LüiKell VÜ&ft haut und zum Mettrinken geführt haben. Nur gilt das nicht von der ganzen Nation, sondern nur von bestimmten Kreisen des Hjlfftngtnms und des Feudatadels. Ihnen hat.dte�wirtschaftspoli., tische Gesetzgebung ohne ihre Arbeit so viele Reichtümer ein- getragen, daß tatsächlich in diesen Kreisen die vom Grafen Moltke verspürte„innere Erschlaffung'«inen beträchtlichen Um- fang erreicht zu haben scheint. Di« werktätigen Schichten des Volks haben dagegen in dieser Zeit hart arbeiten müssen, mußten sie doch das mit erwerben, waS den Junkern infolg« der„vaterländischen' Zollgesetzgebung mühelos al» Extrareven« zufloß. Schoo«leckes io ssoteo! Der liberale Traum von einer Aenderung unserer inter - nationalen Politik, einem Zurücktreten des persönlichen Re- giments und dem Verzicht auf Reden von unberechenbarer Tragweite ist noch rascher zerronnen. alS selbst Pessimisten glauben mochten! Wilhelm l I. hat am Neujahrstage wiederum eine sensationelle Ansprache gehalten, die Deutschlands Isolierung vollenden. das Mißtrauen der Mächte steigern und das deutsche Volk selbst im höchsten Grade beunruhigen muß! Wenn die„Deutsche Tageszeitung' aus dieser kaiserlichen A n t- wort auf die Vorstellungen der Volksver- t r e t u n g letzten Endes nur die eine Notwendigkeit folgert, daß künftig die Veröffentlichung solcher nicht für die Oeffentlichkeit bestimmten Reden unmöglich gemacht werden müsse, so kann sich der Liberalismus nicht mit einer solchen Nutzanwendung begnügen I Das hieße doch der Presse, der Oeffentlichkeit das Schloß vor den Mund legen, das einen ganz anderen Zweck erfüllen sollte I Die unheilvolle Wirkung deS persön- lichen Regiments ging doch nicht von dem Widerhall au3, den die kaiserlichen Kundgebungen fanden, sondern von diesen Kundgebungen selb st I Ja. mehr noch: wenn bisher Wilhelm II. seine Auffassung öffentlich darlegte, konnte das Volk widersprechen, im Lande selbst und dem Ausland gegenüber bezeugen, daß es anders denkt. Wenn aber Wilhelm Hl. die obersten Generale mit einer hoch> politischen Ansprache bedenkt und sich umgekehrt von diesen obersten Leitern unseres Heeres eine besondere Ver- trauenskundgebung bereiten läßt— ist das nicht eine viel schlimmere Betätigung des persönlichen Regiments, eine bedrohlichere Bekundung de? Milttärabsolutismus, als wenn er in ö f f e n t- l i ch e r Rede eine bedenkliche Ansicht vorgetragen? Ganz abgesehen davon, daß solche Reden im enaeren Zirkel sich niemals verheimlichen lassen werden und daß ihr Bekanntwerden gegen die Absicht Wilhelms II. und seiner Intimeren noch einen viel sensationelleren und peinlicheren Eindruck machen mutz, als früher. Ent- weder Wilhelm II. ist konstitutioneller Fürst und überläßt alle Politik der verantwortlichen Regierung, oder aber er ist persönlicher Herrscher, der seine persönlichen Ansichten in der Politik zur Geltung zu bringen sucht und die Minister nur als Handlanger seines Willens betrachtet. Wie die Verfassungsverhältnissc in Deutschland liegen, wird ein selbstbewußter, energischer, für die Politik interessierter Kaiser st e t s persönliche Politik zu treiben suchen, und unsere Junker werden stets bestrebt sein. dies persönliche Regiment zu st ü tz e n und zu hätscheln, um durch den Einfluß des Monarchen ihre InLeregen fetfochloe p fe&m Aber unser famoser Liberalismus stellte sich blind und hoffnungsseltgl Jetzt hat er die Bescherung I Wilhelm II. hat nach den Mitteilungen des„Berliner Tageblatts"— und die R i ch ti gke i t dieser Mitteilungen wird von konservativer Seite bestätigt!— sich die Auffassung S ch l i e s f e n s völlig zu eigen gemacht. daß England Deutschlands unversöhnlicher Feind, daß Deutschland von den Mächten eingekreist ist und sein einziger Schutz gegen die es gierig umlauernden Feinde in einem noch forriertereu Rüsten besteht I Welchen Eindruck muß das nach außen machen I Und welche Aussichten eröffnet dies kaiserliche Bekenntnis, daß nur im anuoter. brochenen, anabsehbaren Wettrüsten das Heil Deutschlands liege, für unsere ganze innere Politik t Wir sind neugierig, mit welchen Verlegenheitsausflüchten der Liberalismus die Massen wiederum einzulullen suchen wird I UnS selbst brachte die peinliche Neujahrssensation freilich keine Ueberraschung. Die Sozialdemokratie hatte ja mit dem erdenklichsten Nachdruck immer betont, daß die einzige Schutzwehr gegen daS persönliche Regiment in der Einführung demokratischer Garantie» und Institutionen bestehe l Herrschte bei unS das Volk, so könnte man Wilhelm II reden lassen, was und so viel ihm beliebte. Weil aber alle Welt weiß, daß nicht des Volkes Wille, sondern der Wille jener kleinen, aber mächtige» Privilegierten- käste der Kraut- und Schlotjunker, deren Auffassung sich mit der Wilhelms II deckt, das höchste Gesetz in Deutschland ist, deshalb würde das Mißtrauen im In- und Ausland auch dann nicht schwinden, selbst wenn es gelänge, alle Ansprachen Wilhelms II. der Oeffenttichkett vorzuenthalten! gas Lrdbeben. Messina » 6. Januar. (Privatdep. des„Vorwärts".) Die Erdstöße dauern immer weiter fort. Unter den Trümmern werden auch jetzt noch Lebende aufgefunden. Am Rrttungs- werke arbeiten Matrosen oller Nationen. Die Notlage hier ist unermeßlich, noch schlimmer als i» Messt«« selber i» de« kleiucre« Orten der Umgebung. Der Berliner Korrespondent de ?„Giornale d'Jtalia', Cabastno, ein geborener Sizilianer. gibi ein« erschütternde Schilderung seiner Eindrücke aus Messina . AuS dem Ruinenhiizcl ragt ganz un. versehrt einzig und allein die Neptunstatue, die wie höhnisch auf all das Elend herabschaut. Reben der Statue liege» Hunderte von Menschen, die ave» Unbilden der Witterung ausgesetzt sind und unerbittlich der Lungenrntjündung zum Opfer fallen. Zwischen den Sterbenden und Toten spielen Kinder, die bald herumtollen und lachen und bald in bitteres Weinen ausbrechen. Vor dem RathauS fand Cabasino einen weißhaarigen Portier, der mitten im Regen stand und wartete, daß man ihm die Schlüssel bringe, um das Gittertor deS zerfallenen Gebäudes abzuschließen. Der Greis war verrückt geworden. Die zyklopischen Monolithsäulen deS Domes find zerbrochen, als wären sie Gips; die gotischen Portale, die zwölf Kapellen, der Hochaltar mit seinen herrlichen Bronzen sowie der wundertwlle Chor, alles, alleS ist unter dem Schutt verschwunden und wohl für immer dahin. Die Einwohner sind so bizarr gekleidet wie die armen Krieger der„Grande Armee ' llllL. Em alter Mann trägt auf dem Kopfe ein Artilleriekäppi, ist in einen Frauenschal gehüllt und stützt sich auf«inen Alpenstock. Wi�sünger Mann tragt einen eingedrückten Zvlinderhllt ttttd"«itttw wertvollen Damenpelz, die Beine sind mit einer Federboa um- wickell. Eine Frau Hot ein« Kotzabinieri-Uniform an, eine andere, dje�im Hempc ist,., drückt ein Huhn, ihr einziges Bejitztup,. zärtlich» ans Herz. Viele'Frauen tragen Vogelkäfige in den Händen. Alle sind von oben bis unten mit Schmutz und Blut bedeckt; man glaubt, m ein Irrenhaus versetzt zu sein. Die neuesten Meldungen aus Messina lauten schauerlich. stSttll Mann Truppen sind dort. Fälle von Typhus und Te- tanus(Starrkrampf) kommen vor. Andere Infektionen werden befürchtet. Trotz der Abschiebungen wächst die Be- völkerung der Trümmerstadt wieder, da die Bauern der Um- gegend kommen, um an den Liebesgaben Anteil zu nehmen. Viele Einwohner richten aus den Trümmern Baracken her. Der Direktor des Museums von Palermo ist in Messina ein- aetroffen. um Vorkehrungen zur Rettung der Kunstwerke zu treffen. Der Millionenschatz der Madonna della Lettere, der Patronin der Stadt, wird von Soldaten bewacht. Nach dem „Mattino' wird das gesamte amerikanische Geschwader von 23 Schiffen, das sich ursprünglich aus mehrere Häfen des Mittelmeeres verteilen sollte, nach Messina und Reggio gehen. Zwei der in der Meerenge von Mcssina liegenden Kabel sind wiederhergestellt, die telegraphisch« Verbindung zwischen Rom und Sizilien ist dadurch erleichtert. DaS Marineministerium hat Vorkehrungen' getroffen, um die Schiffahrt in der Straße von Mcssina wieder. aufzunehmen Da die Leuchttürme und Signal. stationen zerstört find, wird«an provisorisch Sicherheitsmaßnahmen treffen. Ein Telegramm meldet: Messina , ö. Januar. ES ist de» italienischen Behörden nun- mehr möglich geworden, einen ausreichenden(?) Hilfsdienst an den vom Erdbeben heimgesuchten Küsten der Straße von Mesfina zu organisieren. Die russischen Kriegsschiffe haben Messina ver- lassen, die englischen und französischen beabsichtigen dies gleichfalls. zu tun. Der deutsche Kreuzer.Hertha' ist gestern mit dem Konsul Jakob nach Catania gegangen, während die„Viktoria Luise ' vor Eanzirri zur Hilfeleistung lag. » Im Bordergrund« deS Interesse? steht jetzt die Frage, ob Mesfina wieder aufgerichtet werden soll oder nicht. Dr. Faranda, Deputierter für Messina , erklärt« in Catania . daß die Stadt sich unbedingt aus ihren Trümmern wieder erheben müsse und erheben werde. Der Vizepräsident des Stadtrats von Messina be. rief für Mittwoch alle noch»m Leben befindlichen Mitglieder de« Stadtrats zu einer Konferenz im Bahnhofe von Mefsina. Die Mitglieder de« Rate« sind ängstlich bemüht, die Provinzialverwal. tung, die ihr Zentrum in Mcssina hatte, wieder einzurichten. In Catania ist unterdessen der Zudrang von Flüchtlingen ein ganz ge» waltiger. Die fortgesetzten Erdstöße in Mcssina lassen die Neber» lebenden der Katastrophe der letzten Woche nichi zur Ruhe kommen. Im Hospital von Catania wurden 9000 Verletzt« behandelt, von denen sich am«. Januar noch Mv in Pfleg« befanden. Sieben er» lagen ihren Wunden, drei wurden wahnsinnig. Es fehlt so sehr an Raum, daß man dir weniger schwer Verletzten in de» Ge- f ä n g n i s s e n untergebracht hat. Der Senator Paterno erklärte in einem Interview, man habe seine Meinung gestern falsch wiedergegeben. Er befürwortet wegen de? Hafen » den Wiederanfba» von Messina (aber nach der wissenschaftlichen Erforschung des Bau- grundeS) und vi« Wahl eine» bessere» Bau- material». Professor Branca äußerte sich zu dieser Frage folgendermaßen: „Die Zentren und Epizentren der Erdbebengebiete wechseln sehr stark; es besteht daher keine Garantie dafür, daß «n Ctstdebei?«ach eiaiats Lahre»»icht bid* Weist» wob de» Schauplatz 8es früheren Erdbebens auftrikk. Daher wiir?« für die Messinesen die Sicherheit nicht größer werden, wenn die neue Stadt vielleicht einige Meilen von der alten enl- fernt aufgebaut werden würde. In Erdbebengebieten spielt die Bauart der Häuser die größte Nolle. Beim Aufbau der verwüsteten Städte muß hieraus in erster Linie Rücksicht ge- nommen werden. Die Katastrophe hätte gewiß nicht so viele Opfer verschlungen, wenn die Häuser in Messina und Ca- labrien aus elastischem Holze gebaut sein würden. Statt dessen tragen die meisten Häuser Steindächer, die infolgs ihrer ringen Elastizität den Erdstößen einen zu großen Widerstand entgegensetzen und beim Zusammenstoße alles unter sich be- graben. Wären die Häuser im italienischen Erdbebengebiete aus Holz gebaut und ähnlich eingerichtet�wie die Häuser in den gefährdeten Gebieten Japans und Südamerikas , dann wäre den Bewohnern hinreichend Zeit geblieben zu flüchten, ehe ihre Behausungen über ihnen zusammenstürzten.� Die letzte Erdbebenkatastrophe ist die furchtbarste der Neuzeit und dürfte auch unter den bekannten Erdbeben des Altertums, was Verlust an Menschenleben betrifft, nur noch hinter der von Antiochia zurückstehen. Letztere soll mehr als 200 000 Menschenleben vernichtet haben. Die Wissenschaft kennt leider immer noch kein sicheres Mittel, das das Naben einer Erderschütterung anzeigt. Dagegen scheinen gewisse Tiere schon tagelang vorher die Katastrophe vorauszuahnen. Man hat beobachtet, daß kurz vor Erdbeben Erdtiere ihre Löcher verlassen, Wasservögel unruhig hin und her fliegen, Hühner ihre Schlafstellen aufsuchen und Hunde ein aufgeregtes Wesen zur Schau tragen. Wenn man diesem Verhalten ge- wisser Tiere in Erdbebengebieten größere Aufmerksamkeit schenken würde, könnten sich die gefährdeten Menschen in vielen Fällen rechtzeitig in Sicherheit bringen," Reggio . Rcggi»(Celabeiea), 5. Januar. Ja vergangeaer Nacht ist der Belagerungszustand in sämtlichen Gemeinden der Provinz proklamiert worden.(!) Ueber eine seltsame Erdbilduvg bei Reggio meldet der Draht: Zwischen dem Fort und dem Bahnhos von Reggio ist ein eigenartiges Naturereignis beobachtet worden. Die Erde hat sich dort geöffnet, und eine Schlucht von beträchtlicher Größe hat sich gebildet. Es ist nicht möglich, bis aus den Grund dieser Schlucht zu sehen, aus der von Zeit zu Zeit Flammen »nd Rauch schicßru. Man glaubt allgemrm, daß sich durch das Erdbeben dort ei» ueuer Krater gebildet hat. Caftro Reale. Milazzo , 5. Januar. Meldungen auS Castro Reale erklären die Nachricht, daß die Stadt zerstört sei, für unrichtig; es feien nur mehrere Häuser beschädigt, deren Ausbesserung demnächst vor« genomme» werden wird. Spenden. Die Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt a. Ml be« willigte 6000 M. Die Subskription deS Londoner Lord-Mayor» hat bereits die Summe von 60 000 Pfimd Sterling überschritten. In Venedig ersuiyten die Sträflinge den Geföngnisdirektor, die HSlfle ihre? Verdienstes für die durch das Erdbeben Geschädigten zu verwenden. Die Sträflinge de» Gefängnisses i» Bulmous haben eine Summe von 700 Lire gespendet. � � � Sammlung de» Hamburger Hilftkowitee» hat bisher 0» 000 M. ergeben. Wie der-Transkotinentalen Korrespondenz' auS New Dork gemeldet wird, hielt Taft eine Rede, in der er darauf hinwies,.daß das reiche Amerika mehr als jede andere Nation berufen fei, den von der Erdbebenkatastrophe geschädigten Bewohnern Siziliens Hilfe und Beistand zu gewähren, denn kein anderes Land der Welt beherberge so viele italienische Abkömmlinge wie gerade Amerika . Die Amerikaner sollten sich nicht durch den Umstand beirren lassen, daß Präsident Roosevelt seinerzeit gelegentlich deS Erdbebens in San Francisco fremde Hilfe dankend ablehnt«, denn erstens fei Amerika reicher al« Italien und könne sich selbst genügen und zweiten? wurde die Hilfe ja angeboten, gelt« also als ge- währt. Außer den durch den Kongreß bewilligten Geldern müsse die private Wohltätigkeit Amerikas eiligst eingreifen, denn riesig! Summen wären erforderlich, um das heimgesucht« Sizilicu«iniger- maßen, wenn auch nicht zu Wohlstand zu bringen, doch ein wenig zu unterstützen. Er rechne bestimmt damit, daß die«rueri'anu en Hilfsgelder mindestens eine Kapitalshöhe von 4 Millionen Dollar erreichen würde».(>)_ politifcbe deberfiebt. Berlin , den 6; Januar 1909. Die Einnahmen aus der Tabakbestcvernng stellen sich nach einer Aufstellung der„Süddeutschen Tabakzeitung' für die letzten zehn Jahre auf 702 8l>b60M. Sie sind von 06 760 000 M. im Johre l808/00 aus 70 491 052 M. im Jahre 1007/08 gestiegen, wobei aber das Jahr l 006/00 wegen der da» maligen Borverzollungen mit einem Ertrag von 82 157 446 M. über das gewöhnliche Niveau hervorragt. Die Einnahmen aus der Zigarettensteuer find dabei nicht mit» gerechnet. Sie haben im Rcchnungsjnhre 1900/07 11 005 472 M. und im Rechnungsjahre 1907/08 15 212 005 M. betragen. Außerdem traten noch hinzu die Zolleinnahmen von eingeführten Tobak- fabrikoten, so daß sich für 1907/08 ein Gesamtertrag von rund 100 Millionen Marl ergibt. Den weitaus größten Teil dieser Einnahmen liefert natürlich der ausländisch« Tabak. Aus inländischen Tabak wurden im letzten Steuerjahre nur 11 039 200 M. Steuer und aus Tabaksurrogate 07 621 M. Steuer erhoben. Auch die Zigarettensteuer fällt nauir« gemäß vorwiegend auf ausländischen Tabak. Sollte die von der Regierung vorgeschlagene Banderol-nsteiicr aus Zigarre» und andere Tabokiabrikate Besetz werden, so würde davon nicht nur der ausländische. sondern auch der inländische Tabak getroffen werden. So soll z. B. die Zigarre, die im Kleinverkaus bis zu 4 Pf. das Stück kostet und die wohl zum größten Teil au« inländischem Tabal besteht, nach der Regierungsvorlage mit einer Banderolensteuer von 4 M. pro lOOO Stück belastet werden. Zigarren tm Kleinverkaufspreise von über 4 Pf. bis zu 7 Pf. da» Stück, die auch noch einen guten Teil inländischen Tobak enthalten, sollen 8 M. pro 1000 Stück zahlen. Diese Belastung ist derart, daß fie aller VorauSstcht nach auf den Konsum und somit auch auf de» in« ländischeu Tabakbau einschränkend wirken wird. Reichstagswahlkampf im Siegerlande. Der Wahlkampf im RcichstagSwahlkreise Siegen- Wittgen» st ein- Biedenkopf um daS Erbe des Hofpredigers S t ä ck« r hat nunmehr den Höhepunkt seiner Schärfe erreicht. In der Agitation wird noch in den wenigen Tagen bis zum 11. Januar, dem Wahl« tage, geleistet was zu leisten ist. Nicht weniger als sechSParteien treten im ersten Wahlgange mit eigenen Kandidaten auf. Nur die totale politische Rückständig« t«it der üeüöLUiuac. �»uptiäckuich jedoch da Arbeiter,«nackt diese»
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