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peesstrpoNtik zur Durchsetzung ihrer eigenen materiellen Interessen I Aus tausend Gründen der inneren und der aus- wältigen Politik fordern wir, das; der Wille eines konstitutionellen Volkes durchgesetzt wird. Wir wollen, daß Recht und Gerechtigkeit Platz greife auch zwischen den Klassen im Staate. In Preußen aber wird Klassenpolitik getrieben, die bei denen, gegen die sie ge- richtet ist, Haß auslösen muß. Man soll die Ursachen dieses Hasses beseitigen. Eine der größten dieser Ursachen ist: das preußische Wahlsystem! Wie alle vorigen Redner, so wurde auch Dr. B a r t h bei seinem Auftreten mit lebhaftem Applaus begrüßt, ebenso fanden seine Ausführungen wiederholt stürmischen Beifall. Fast noch stärker aber war der Beifall, der dem Genossen Ledebour zuteil wurde, der als erster DisiussionSredner das Wort erhielt. Auch die Rede Ledebours entfesselte wiederholt lebhafte und stürmische Beifalls kundgebunAen. Ledebour sagte unter anderem: Uns Sozialdemokraten kann es nur mit Freude und Genugtuung erfüllen, wenn wir sehen, daß sich im deutschen   Bürgertum Kräfte regen, welche den Rückgang des Bürger- tums zum Stillstand bringen und die öffentliche Meinung auf- peitschen wollen gegen die Reaktion, die nicht nur bei den Junkern sondern auch in den Massen des Bürgertums Unterstützung findet. Wenn cS den Leitern dieser Bewegung gelingt, ihre Ab- ficht, die Aufpeitschung einer großen bürgcrlich-dcmokratischen Bc- wcgung, zu erreichen, so wurden sie in der Sozialdemokratie ihre besten Bundesgenossen finden.(Beifall.) Denn was die Redner heute hier aus politischem Gebiete vertreten haben, das sind ja auch unsere Forderungen.(Sehr wahr!) Bisher war eS die Sozial demokratie allein, die diesen Kampf geführt hat, nicht nur auf politischem, sondern ans allen Lebrnsgebieten. Wenn es Ihnen, meine Herren, gelingt, daS Bürgertum zu einem uns auch nur a n-- nähernd gleichwertigen Kampfgenossen zu machen und wir diese Kampfgenossenschast annehmen, dann führen wir nur aus. was Marx und Engels schon vor 60 Jahren im tommunistischen Mainfest sagten: Das Proletariat wirb jederzeit das Bürgertum unterstützen, wenn daS Bürgertum revolutionär auftritt." (Beifall.) Den Führern dieser Bewegung brauche ich cS ja nicht zu sagen, aber gegenüber anderen Vertretern des Bürgertums und .der Presse ist es nötig, zu sagen, daß revolutionär in diesem Sinne heißt: daß jedes Mittel, welches einem reifen, tatgewillten Volke zu Gebote steht, benutzt werden muß, um grundstürzende Aendsrungen der Staats- und Gesellschaftsordnung durchzuführen. Wenn hier von einem Redner gesagt wurde, man weise darauf hin. daß die paar Liberalen im preußischen Abgeordnetenhaus? nicht viel machen können, so möchte ich darauf verweisen, das, dies- ml, wenn die Wahlrechtsfrage zur Verhandlung kommt, im Land- tage etwas anders geredet werden wird als vor einem Jahre! (Bravo  !) Unsere, die sozialdemokratischen Abgeordneten. sind an Zahl viel geringer als die Liberalen, aber sie werden die rechten Worte finden gegenüber den Junkern und der Regierung, die' ihre Unfähigkeit beweist durch jede Handlung und jedes Wort, das von ihr in die Oeffentlichkeit dringt. Unsere Parteigenossen werden die Stimme des Volkes mit allem Nachdruck gegenüber de: Mehrheit erschallen lassen, damit die Stimme deS Volkes hinaus- schalle in alle Welt und eine Bewegung entfaltet werde, die das heutige System umstürzt! DaS ist die Aufgabe einer oppositionellen Minderheit im Parlament. Nach diesen Grund- sähen haben wir Sozialdemokraten stets gehandelt. Herr Gädke sagte, die Sozialdemokratie habe auch Fehler ge- macht. Er hält vielleicht das für Fehler, waö wir für einen Vor- z u g halten, nämlich die grundsätzliche Bekämpfung des ganzen gegenwärtigen Systems. Wenn wir uns einen Vorwurf zu machen haben, so kann cS nur der sein, daß wir nicht machtvoll genug, nicht re° volutionär genug angekämpft haben gegen diese Gesellschaft und gegen diesetf Staat. Dieser Aufgabe wird sich die Sozial.  demokratie mehr und mehr bewußt werden: die heutige Staats- und Gesellschaftsordnung zu stürzen und eine be s s e r c an ihre Stelle zu setzen.(Sta! na!) Dem Herrn, der daran zweifelt, daß wir das können, bemerke ich: Mit Ihnen mich auseinanderzusetzen, habe ich im Augenblick keinen Grund. Wenn Sie erst im Namen von drei Millionen Männern sprechen können, will ich mich mit Ihnen darüber ausein- andersctze»!(Stabkcr Beifall.) Hierauf erörterte Genosse Ledebour   die politischen und Wirt« schaftlichen Gründe. die das Bürgertum aus seiner ftühcren oppositionellen Stellung zum NationalliberaliömuS und schließlich in den Block getrieben haben. Aus Angst vor der Sozial« demokratie hat sich das Bürgertum mit dcr Re« aktton verbündet. Infolgedessen haben wir in unserem kulturell so hoch entwickelten Lande eine junkerliche Bnreaukratie, ivelche unumstittcn regiert. Das persönliche Regiment ist ein unvermeidlicher Ausfluß dieses bureaukratischen Regienmgs- systemZ. Demnach kann das persönliche Regiment nur beseitigt werden, wenn das ganze heutige System mit Stumps und Stic! ausgerottet wird.(Beifall.) Wieder, wie im Jahre t84S, ist jetzt die Situation gegeben, die es dem Bürgertum ermöglicht, wenn es will, das burcaukratischc System mit einem Schlage zu beseitigen. Das Bürgertum hierzu zu bewegen, haben wir im Reichstage bei den Debatien anläßlich deS persönlichen Regiments versucht. Leider predigten wir tauben Ohren. Das Bürgertum, an das wir appellierten, hat versagt in dieser großen Zeit. Doch damit ist der Kamps nicht zu Ende. Ver­sagt uns das Bürgerlum im Parlament die Unterstützung. so appellieren wir an daS Volk, und wir wünschen, daß es Ihnen gelingt, die bürgerlichen Elements des Volkes aufzurütteln zur Selbstachtung, damit sie sich sagen: wir wollen selb st regieren l Ich wünsche, Sie möchten nicht die traurige Erfahrung machen, daß es ein vergebliches Bemühen war, einen bleiernen Säbel zu schleifen. Möge eS Ihnen gelingen, eine Damaszener   Klinge zu schärfen, mit der Sie an unserer Seite helfen können, das heutige Regierungssystem niederzukämpfen. Aber wem« Ihnen das auch nicht gelingen sollte, die Sozialdemo- k r a t i e wird»v e i t c r kämpfen, bis sie mit allem Unrecht auch die ganz» Schmach der Gegenwart ans Deutschland   hinaus- gefegt hat l(Stürmischer Beifall.) Lederarbeiter Müller wandte sich besonders an di« Arbeiter, die aus prinzipiellen Gründen nicht Sozialdemokraten sein können, und forderte sie auf, der Demokratischen Vereinigung beizutreten." Hieraus wurde eine Resolution angenommen. Sie lautet! Die Versammlung erblickt in dem Ersatz des preußi» scheu D r e i t l a s s en w a h l j y st e m S durch daS all­gemein», gleiche, geheime und direkte Wahlrecht zurzeit die bedeutsamste Aufgabe der demokratischen Politik.   Die nachdrücklichste Anwendung jedes Agitationsmittels, das diesem Ziele näher führt, erscheint gerechtfertigt, auch die AuSnütz nng des parlamentarischen SteucrveriveigvrungL- recht» als Kampfmittel durchaus geboten." Dr. Breirscheid sagte in seinem Schlußwort: Wir kömten uns freuen über alle wesentlichen Punkte in den Ausführungen des sozialdemokratischen Redners. Wir stehen nicht auf dem Standpunkt des Abg. Wiemer, der den Sozialdemokraten zurief: Wir brauchen sie nicht l Wir brauchen die sozialdemokratischen Wähler, und s i e brauchen uns einmal. Wir lassen uns nicht dazu gebrauchen, mit allen Mitteln, koste eS waö es wolle, die heutige Staats-, Gesell- schafts- und Wirtschaftsordnung zu erhalten. Uns gefällt sie a u ch nicht, wenn wir sie auch vielleicht durch andere Mittel und in anderer Weife ändern wollen als die Sozialdemokraten. parlamcntanrcbee* Dem Reichstage sind zwei Gesetzentwürfe zugegangen: der eine betrifft die Doppelbesteuerung, der andere eme ander- weite Regelung der Bekänipfung des unlauteren Wettbewerbes. vom Schillerpsrit. Die Stadtvcrordnctcnversamurlung hat am vorigen Donnerstag den ihr vorgelegten Entwurf zum Schillcrpark, eine Arbeit des Gartenkünstlcrs Fried richBauer- Magdeburg, noch einem Ausschuß zur Vorbcratung überwiesen. De  : Ausschuß soll am Mittwoch dieser Woche zusammentreten, und er wird dann hoffentlich seine Beratungen so beschleunigen, daß mit der Aus- führung des Entwurfes, die manchem Arbeitslosen die' lang ersehnte Beschäftigung bringen wird, baldigst begonnen werden kann Inzwischen-sind den Stadtverordneten nachträglich noch Er- läutcrungen zum Entwurf zugegangen, die wohl auS der Feder des Bürgermeisters Reicks, deS Vorsitzenden der Parkdcputation, herrühren. Sie sind gehalten in einer Sprache wie sie in Magistratsvorlagen fönst nicht üblich ist. Aus deni Ueberfebwang dieser Ausführungen locht ihrcS Verfassers Begeiste- rung für das Werk, das da geschaffen werden soll den Bewohnern der Stadt zur Freude und dem Stadtbild zur Zierde. Ein Schillerpark für B e r l i n." so beginnen die Erläuterungen tönt nicht aus diesen Worten zunächst etwas wie schwer verein- barer Gegensatz? Waö man beim Wange des ersten Wortes empfindet, weift fast unentzichbar auf die gründurchzogenen, gartenrsichen Dichterwohnftätten Weimar   und Jena  . Man sieht stille Gänge im Grün alter Bäume vor sich, Ivo der Stadtbewohner seine sonntägliche Erholung und Erbauung sucht und findet, und wo der Fremde andachtsvoll sich der Weihe der Oertlichkcit hinzu. geben und sich ungestört in die vergangenen Feiten des Erden wandcls großer Dichter und Denker zurückzuversetzen vermag.' Aber auch wenn man eine neuartige, dem bedeutsanren Namen ent- sprechende Schöpfung plane, so müsse die dazu auscrsehene Ocrt- lichkeit fürs erste Befremden und Zweifel wecken.In Berlin   di. auf scharf ausgeschuiitcnem, der uichczwinglich wuchernden Groß- stadt mühsam abgerungenen, von Häuserbiöcken umgebenen Sand. geländel" Die Erläuterungen wollen sein einLeitweg" zur Lösung der Aufgabe, dem Entstehen und der EntWickelungeines dem teuren Dichtcrnamcn würdigen Menschen, und NaturwcrkcS eine zielsichere Grunslage zu bereiten". Der Schillcrpark soll vor allem der körperlichen und seelischen Erholung des Großstadtbewohncrs gewidmet sein, soll Gelegenheit geben zu Spaziergängen in frischem Grün, zum Spiel, zur svortlichcn Be- tätigung, zum Genuß der Natur, soll aber die Möglichkeiternster Beschaulichkeit" undstiller Feierlichkeit" bieten, sowievolle Freude an erlesener pflanzenreicher Pracht und Schönheit Daraus ergeben sich vier H a u p t e r f o r d e r n i s s e, die harmonisch zu ver- bindet, wären.Es sind zunächst nötig große grünumschlossenc Spiel» und Fcstwicscnflächcn. dann ausgiebige Spaziergänge in diesem Grün, sodann scheint ein dem erhabenen Dichter geweihter, dem großen Verkehr nickst so leicht zugänglicher Platz angemessen, und endlich in Verbindung damit cm städtischer köstlich ausgestatteter Blumen- und Zier st rauchgart« n". Der Park wird angelegt auf dem Gelände östlich der Müllerstraßs, das einen Teil derReh berge" in sich chließt. Tic Barfusstraßc, die von der Müllerstraße nach Reinickendorf   hinüberführt, zerschneidei das Parkgelände in zwei ungefähr gleiche Teile. Die Grundzüge für die Verteilung und räumliche Gliederung der Rasen- und Pflanzungsflächcu ergeben ich nun ganz von selbst aus dem Umfang der geplanten Spiel- und vestwiesen.In jedem der beiden Parktcile nimmt den Haupt- lächenraum eine große Wiese ein. in dein nördlichen Teil die Bürgcrwtcsc von fast 6 Hektar, in dem südlichen die S ch ü l e r iv i e s e° von in e H r a l s 3ZH Hektar.(Zur Vct gleichung sei hier bemerkt, daß auch der große Spielplatz im Test totver Park 8% Hektar Flächeninhalt hat.) Um für die ,B ü r g e r w i e s e" eine leidlich ebene und über- sichtliche Fläche zu schassen, soll von den Hügeln des sehr welligen Geländes nur der störende Sandbuckel im Nordwesten teilweise beseitigt werden. Vereiteln würde er auch den schönen Ueberblick, den man so von einem an der BarfuSstraße gelegenen Hügel aus genießen wird. Von diesem Hügel wird sich, parallel der Straße 86. eine mit vier Baumreihen besetzte W a n d c l a l l e e erstrecken. Die Erläuterungen sagen, sie könne bel festlichen Anlässen«ine Rolle spielen, sie sei sehr geeignet zu Miliiärkonzertcn. Wir hoffen. daß die Stadt Berlin   dieseBürgerwiese" samt der Wandelallee auch zu anders gearteten Veranstaltungen hergeben wird, z. B. zu einer Maiftier. Oder Nicht? Ueber den Charakter der Anpflanzusigen, die die Wiesen umgeben sollen, sagen die Erläuterungen:Bei den heute üblichen Grundsätzen der Parkgestaltung mit der gu starken Betonung des Gärtnerisch-Gepflanztcn und-Gemeisterten ist es schwer, praktische Vorschläge zur völligen Vermeidung eines so häufig angetroffenen, offensichtlich naturwidrigen Eindrucks der Anpflanzungen zu geben." Angekündigt wird, daß maltdas peinlich Gartcnmäßiae", das sicherlich überflüssig" usiddein Zweck natürlicher Schönheit durch- aus nicht dienlich" sei, möglichst vermeiden«verde. Dazu führe eigentlich schonder wirkliche Gebrauch und das Betreten der großen Wiesen". Der Schillcrpark wird uns also eine Reform der Parkgestaltung bringen, eine deutlichere Annäherung an die Ungezwungenheit der natürlichen Land- schafft Dia Wiese im südlitfon Teil wird auf ganz ebenem Boden angelegt, so daß sie im Winter in eine Eisbahn verwandelt werden ann. Im übrigen abrr bietet sich in diesem südlichen Teil noch die Möglichkeit, auf einem großen Toppclhügcl Garten- terra ssei! zu schassen. Sein Plateau soll von einem sechs- rcihigen Kastanicnhain gekrönt werden. DieserSchiller- Hain", mit seinen prächtigen Ausblicken nach verschiedenen Rich- tungen, wird die dem Dichter besonders geweihte Stätte in dem Park sein. Tie Eriäutcruilgcn sagen:Ein seier- sicher Ernst und stimmungsvolle Ruhe werden einst in den grünen Hallen di'ser Höhe herrschen, rinesi Tcmpelbau wird die Natur im Laufe der Jahrzehnte hier entstehen lassen, eine lvun�rbar ge- eignete Oertlichkcit zur Abhaltung von Feierlichkeiten, die dem Andenken des gelieblcn Dichters geweiht sind. Ein Schillerdenkmal einzig in seiner Art." Die'Höhe" ist zwar nicht allzu hoch. Hoffen wir aber, daß das übrige sich verwirklickit. Auf der Terrasse, die Nach Süden gegen die Stadt hin abfällt. oll ein Blumengarten miaelegt werden, bei demdie Kostet, nicht gescheut" wetten sollen. Er soll Blumen und Ziersträucher in köstlicher Fassung und Auswahl dem nach Gartcnfreudcn durstenden Grotzstadtdcwobncr vorführen". Geplant sind auch Kinderspielplätze mit allem Zubehör, mit Saud ZumBuddeln", mit Brünnen und Wasser- rögr'n zumPantschen", mit primitiven Turn Em der Partei» n ge raten, Wettcr- J jtai�cn usw. Eine Erftis�uiigsh«lle, dw in b« Äähe der Barfuö- errichtet werden soll, wird die Durstigen aufnehmriz, Sozialistisches aus Griechenland  . Athen, 2. Jätiuar. DaS Erscheinen der Athener sozialistischen Wochenschrist Zutuns t" verspricht allem Anschein nach viel GutcS für die sozialistische Bewegung in Griechenlaiw. Das Blatt hat im ver- gangcnen Monat alle gebildeten Elemente der Hauptstadt, die nur vom Sozialismus eine Veränderung des traurigen politischen und gesellschaftlichen Zustandes des Landes erhoffen, um sich geeinigt und die Gründung eines sozialistischen   Vereins durchgesetzt. Ossi- zielles Organ desselben ist natürlich dieZukunft". Der neue Verein gedenkt vorerst nach dem System der englischenFabian Society  " zu wirken. Die Mitglieder, von denen viele zu den Mu- arbeitern derZukunft" zählen, werden durch geeignete Propa- ganda die sozialistischen   Ideen unter dem griechischen Volk zu ver- breiten suchen, was allerdings anfangs nicht gerade leicht sein wird, da hier zu Lande noch die krassesten Begriffe über den Sozialismus herrschen. Letzteres ist auch der Grund, warum man dem Verein nicht den Namensozialistischer", sondern bescheidenersoziologi- scher Verein" gegeben hat, obgleich in den Statuten offenkundig die sozialistische Tcnoenz zutage tritt, besonders die Forderung nach Vergesellschaftlichung der Produktionsmittel. Durch die Vereinigung derZukunft" mit dem neuen Verein ist nun auch erstere in finanzieller Hinsicht sichergestellt. Der Leiter des Blattes, der mit nur ganz geringen Mitteln die Heraus- gäbe unternommen hatte, darf einen erfreulichen Erfolg ver- zeichnen. Durch das Zusammenwirken von Zeitung und Verein wirü nun wohl auch bald in Griechenland   die Morgenröte eines besseren, menschenwürdigeren Daseins anbrechen. Zum Essener Wahlabkommeu schreibt dieFreie Presse" zu Elberfeld  : Wir halten einen einfachen Vergleich des Essener Vorgangs mit den Vorgängen bei der Land tags wo hl nicht angängig, und noch viel weniger den Vergleich mit denStreichen der Bayern   und Badenser". Bei letzteren Handel« es sich um ein sysieinatiickeS Be- mühen, für die gesamte Partei eine andere Taklik einzuführen, eine Taktik, die ein Zusammengehen mit bürgerlichen Par- teien zur Regel machle und uns in Abhängigkeit von den bürgerlichen Parteien brächte. Hinsichtlich des Essener Abkommens hat derVorwärts" recht, eS ist ein einzelner, aus ganz besonderen Umständen herauS geborener Fall, der die bisherige prinzipielle Hallung unserer Essener Genossen deS sind wir sicher nicht im geringsten beeinträchtigen wird. Irrtümlich ist auch die Auffassung unsere Essener Genossen hätten sich bei dem Abkommen von Gefühl und Empfindungen leiten lassen, und der Wunsch, ein Mandat zu be- kommen, sei auSichlaggebend gewesen. Die EsienerArbeiterztg." weist diesen Einwurf zurück, und soweit wir die Verhältnisse kenneit, mit Recht. Erklärt man sich freilich prinzipiell gegen jedes Abkommen mit einer bürgerlichen Partei, wie eS jetzt unser Dortmunder Bruderblatt tut, so ist das ein Standpunkt, dem wir, besonders für unseren westlichen Jndustriebezirk, gewiß alle Gerechtigkeit wider­fahren lassen, aber schließlich gibt eS auch im politischen Kampfe keine Regel ohne Ausnahme. Indes die etwaigen politischen Konsequenzen deS Essener Stichwahlabkommenö werden abzuwarten fein. Nickt etwa, daß wir eine moralische Einbuße der Partei davon befürchteten; dieses Moment haben wir auch bei unserer Stellungnahme zur Landtags- slichwahl kaum hervorgehoben, sondern wir haben immer die politische und wirtschaftliche Entwickelung im Auge gehabt. Wir haben davon abgeraten, eine Partei zu untecsiützen, die ein Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwickelung ist und in politischer Hinsicht die Heuchelei zum Prinzip erhoben hat. Was wir bei dem Essener Wahlabkommen abzuwarten haben, das find die etwaigen Folgen bei spateren politischen Wahlen. Die nationalliberalen Großindustriellen. die dem Stichwahl- abkommen zustimmten, halten dabei sicherlich nicht nur die lokalen Essener Verhältnisse im Auge. Die Naiionalliberalen des Ruhrgebietes haben oft genug darüber geklagt, daß das Zentrum bei den ReichStagswahlen nicht zu einem aus strikter Gegenleitigkeit beruhenden Abkommen zu hoben gewesen sei: eS gehe von dem Standpunkt aus, daß bei Stichwahlen Zwilchen Zentrum und Sozialdemokraten die Nationalen ganz selbstverständlich den Sieg deS Zentrums sichern müßten, ohne daß diesen das Zentrum dafür Gegenleistung zu gewähren brauche. An einer weniger bc- deutenden Wahl das ginge aus den Ausführungen derRhein.-Wests. Zeitung" hervor wollten die Essener nationalliberalen Groß- industriellen dem Zentrum zeigen, daß sie auch anders könnten; kurz sie wollten eine Pression auf daS Zentrum aus- üben, damit bei zukiiiiftigen politischen Wahlen im Jndustriebezirk ein auf gegenseitiger Verpflichtung beruhendes Stichwahlabkommen zwischen Nationalen und Zentrum zu- stände komme. Wir wollen hier keine Betrachtungen darüber an- stellen, ob ei» solches nationalliberal-ultramoutanes Bündnis unserer Partei von Vorteil oder nachteilig sein könne letzteres auf die Dauer sicherlich nicht sondern nur die einfache Tatsache kon- statieren. Die Essener ZenirlMiSpresse hak nun gerade auch darüber Wut- tränen vergossen, daß die Nationalen durch ihr formelles Wahlabkommen mit den Roten den nichtsozialdemokratischen Wählern die Erkenntnis beigebracht, daß man auch einen Sozialdemokraten wählen könne, ohne deshalb einFeind des Vaterlandes" zu sein. Man muß wissen, daß das Essener Zentnim bei Wahlen, besonders wenn es in Stichwahl mit lltlserer Partei steht, genau so wie die Nationalliberalen den nationalen W a n w a» unter die Wähler hetzt. Wie das Zentrum deS Westens selbst niemals zilgibt. daß ein Zentrums- mann einen Sozialdemokraten wählen dürfe, um dembösen Beispiel" zu wehren. so verlangt es dasselbe von den Nationalliberalen. Nun haben die Essener Liberalen diesen Grundsatz durchbrochen und das Zentrum befürchtet, daß dies sogar auf seine eigenen Wähler nicht ohne Einfluß bleiben könne, da es unter diesen genug gib:, die nicht an daS allein­seligmachende Zentrum glauben wollen. Von diesen Gesichts­punkten aus betrachtet, könnte alio das Essener Stichwahl- abkommen eher das Gegenteil als eine moralische Einbuße für unsere Partei bedeuten. Daraus ergibt sich aber auch, ganz abgesehen von allem anderen, daß unsere Essener Genossen klug daran getan haben, als sie sich nicht auf leere Versprechungen einließen, sondern auf ein formelles Abkomme» drängten.- Nack alledem bestebt alio in der Tat keinerlei Ursache, sich über daS Essener Stichwahlabkammen aufzuregen, und wir könne» die weitere Entwickelung der Dinge ruhig abwarte»." Im Befinden des Genossen Kaden ist bereits eins k eichte Besserung eingetreten. Es handelt sich nicht um eine Herz- läbnuMg. sondern um eine Herzaffcktion. Gleichwobl wird sich Gr- neffc Kaden längere Zeit von den Arbeiten des Reichstages fern­halten müssen.__ Ausländische Parteiliteratur. Arbdi der«K al on der 1D00. Unter diesem Titel hat die norwegische Sazialdcmokratie ein Buch herausgegeben, das eine Fülle von allgemein und besonders für die kämpfende Arbcilerktasie wissenswerten Aufklärungen enthält. Es ist redigiert von dem Ge- nossen Oesterholt und fast 200 Seiten stark. Es enthält neben vielem anderen Artikel über die international« Arbeitrrbeivegnna, über die politische und gcwerkichastlichc Bewegung in Norwegen  , die wichtigsten politischen Ereignisse, die Gesetzgebung deS Landes, die Ergebnisse der StorthingS- und der Gcincindcwahlcn, das Zoll- und Steuerwescn, die Alkoholfrage usw. Das Buch ist nnler anderem mit einem Bildnis Karl Marz;' geiäimliclt, sowie mit cinem Gruppen- bild der seit den Wahlen Von IVOS 11 Köpfe starken StorthingS- fraktion. Die lleberslchten über die Wahlergebnisse, die Orgrnii- sationen und die Parteiprcsie zeugen von dem hohen Stand und