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lich den erzieherischen und geschmackbildenden Einfluß, den das künst­lerische Plakat oder eine Zusammenstellung künstlerischer Plakate auf großen PlakaUafeln auszuüben vermag. Die Gefahren, die der Plakatkunst und dem graphischen Gewerbe durch die geplante Anzeigeiq'teuer drohen, wurden durch Steuerberechnungen Veranschaulicht, die auf kleinen, einigen Plakaten angeheftete» Zetteln zu lesen waren. Bekanntlich will man für ausgehängte Plakate je tXrch der Größe des OrteS. in dem sie ausgehängt werden, eine «Steuer von 1, 2 und 3 Pfennigen für je tausend Quadrat» zent»n.eter erheben. Ein Plakat in der Größe 70 X 100 Zentimeter, d. h. also mit Flächenraum von 7000 Quadratzentimeter, würde dem- nach in Großstädten mit mehr als 100000 Einwohner» für jedes ausgehängte Exemplar, dessen Herstellungspreis vielleicht 15 Pf. bc trägt, allein 7 X 3= 21 Pf. Steuer kosten I Ein großes Plakat in der Größe von 130 X 200 Zentiineter oder mit einem Flächenraum von 20 000 Quadratzentimeter kostete dann pro Exemplar 20 X 3--- 78 Pf. Steuer. Wenn also von diesem Plakat nur 1000 Exemplare in Großstädten ausgehängt werden sollten, würden allein 780 M.. d. h. mehr als die Herstellungskosten betrogen, als Steuer zu entrichten sein. Die gauze Unvernunft und der volle, gewerbe- schädigende Charakter dieser Steuer wurde durch die lehrreiche Aus- stellung klar veranschaulicht._ Ein Gemcindeschulrektor, dem man'Snicht übelnehmen darf". In unseren Gemcindeschulen kommt es nicht selten zu erregten Auftritten zwischen Lehrpersonal und Eltern. Das Gesetz gewährt der Lehrerschaft einen erhöhten Schutz gegen Beleidigungen: schon mancher Vater und manche Mutter haben cS hart büßen müssen, daß sie einem Lehrer oder einer Lehrerin allzu deutlich ihre Meinung gesagt hatten. Wer einem Lehrer oder einer Lehrerin Anlaß gibt, sich beleidigt zu fühlen, wird nur zu rasch vor Gericht geschleppt und hat empfindliche Strafe zu ge- wärtigen. Nun müßten unseres Erachtens die Lehrpersonen aus dem besonderen Schutz, den das Gesetz ihnen gewährt, für sich auch eine besondere Pflicht herleiten, ihrerseits rm Verkehr mit den Eltern möglichst alles zu vermeiden, was zu einer unfreundlichen Auseinandersetzung führen und die Eltern zu strafbaren Beleidi­gungen verleiten könnte. Es scheint aber, daß das Gefühl einer solchen Pflicht leider nicht überall in der Lehrerschaft stark genug entwickelt ist. Immer wieder gelangen an uns Beschwerden und Klagen darüber, daß Lehrer oder Lehrerinnen gegen- über den Angehörigen ihrer Zöglinge einen un- nötig schroffen Ton anschlagen, der verletzend wirken muß und zu ähnlich verletzenden Gegen- äußerungen reizen kann. Letzthin wurde in der 244. M ä d ch en- G em e i n d e s ch u l e (am Leopoldplatz) von dem Herrn RektorKöhne einer Frau H. eine derartige(%ne bereitet. Frau H. kam zu ihm im Auftrage ihrer erkrankten Sckstvester Frau C., um für deren kränkliche Tochter eine Dispensierung vom Schulbesuch zu erwirken. Das Kind hatte bereits vier Monate hindurch in einer Lungenheilstätte geweilt, war zu Neujahr nach Hause entlassen worden, wurde aber von den Anstaltsärzten als noch der Schonung bedürftig bezeichnet. Als Frau H. dem Rektor Köhne ihr Anliegen vortrug und auf Befragen angab, daß sie nicht die Mutter des Kindes sei, warf der Herr Rektor erregt die Arme in die Höhe:Na, so was! Hat die Frau nicht mal so viel Zeit, selber hierher zu kommen und das Kind zu entschuldigen l" Frau H. antwortete, Frau C. sei plötzlich er- krankt, so daß man einen Arzt habe holen müssen.Ist gut, ist gut!" beendete der Rektor kurz angebunden die Unterredung. Da Frau H. nicht sofort erkannte, was er damit sagen wollte, so blieb sie unschlüssig vor ihm stehen.Machen Sie doch, daß Sie rauskommenl" rief ihr der Rektor zu. Frau H. wollte jetzt gehen, aber sie wandte sich noch einmal um und fragte, ob denn nun der Herr Rektor das Kind dispensieren werde cHer ob sie zu diesem Zwecke einen Schularzt aufsuchen solle.ES ist gut," wieder- holte der Rektor in grobem Tone,die Sache ist erledigt, das Kind ist bis Ostern dispensiert." Nunmehr erntsernte sich Frau H. mit den Worten:So was ist mir ja bisher noch nicht passiert." Do lief ihr der Herr Rektor nach und schrie hinterher:Wenn S i e nicht bald machen, daß Sie gehen, dann lasse ich Sie durch den Schnldiener wegbringen." Ehe Frau H. da? Schnlhaus verlies, beklagte sie sich über diese BeHand- lung noch bei einer Lehrerin. Von ihr bekam sie die tröstende Antwort, sie solle es dem Herrn Rektor Köhne nicht übelnehmen, der sei sehr nervös. Am anderen Tage lief bei Frau C. eine Postkarte ein, durch die der Herr Rektor die Dispensierung bestätigte. Der Schluß seiner Zuschrift lautete: Aber schicken Sie mir, bitte, nicht wieder irgendeine mir un- bekannte Frau." Dieser Satz klingt fast wie eine Entschuldigung des Herrn Rektors, dem wohl inzwischen klar geworden war, daß er am Tage vorher die nötige Besonnenheit hatte vermissen lassen. Bielleicht hat die Lehrerin recht, die von ihm sagte, man dürfe «s ihm nicht übelnehmen. Sollte er tatsächlichsehr nervös" sein, so läge darin allerdings eine gewisse Entschuldigung, aber nur für ihn, nicht für die Schulverwaltung. Daß ein Rektor nervös ist nervöser, als sich mit seinem Amte verträgt. das kann doch den zu seiner Beaufsichtigung bestellten Instanzen nicht lange verborgen bleiben. Einen solchen Rektor sollte man, wenn nicht schon in seinem eigenen Interesse,, so doch im Interesse der Schule schleunigst beurlauben, damit er sich auskurieren kann. Nervöse Lehrpersonen können der Schule keinen Segen bringen und sollten schon deshalb genötigt werden, sich einer Kur zu unterziehen. Sie bilden auch eine Gefahr für die Eltern, die mit ihnen verhandeln müssen, wobei es dann nur zu leicht zu Zu- sammenstößen kommt. In dem vorliegenden Falle handelt eS sich nicht um Vater oder Mutter, sondern um die Tante einer Schülerin, aber auf die betreffende Frnnilie hat die Manier des Herrn Rektors deshalb nicht weniger verstimmend gewirkt. Solche Austritte sind wahrlich nicht geeignet, die Beziehungen zwischen Schule pnd Haus freundlicher zu ge° stalten. Rektor Köhne hat cS nur der Besonnenheit der Frau H. zu danken, daß hier nicht, wie man zu sagen pflegt,auf einen groben Klotz ein grober Keil" gesetzt wurde. Wäre das geschehen, so wäre freilich das Ende vom Liede wohl wieder mal eine Beleidigungsklage gctvesen, die der durch den Rektor gereizten Fran noch eine Strafe eingetragen hätte. Werde ich Soldat? Diese Frage beschäftigt wohl zurzeit Tausende von jungen Militärpflichtigen. Hier hofft einer wegen Kurzsichtigkeit frei zu kommen, e,n anderer, weil er eine schwache Brust hat. dieier wegen Herzklopfen, jener weil er schielt oder gar krumme Beine hat. Ans den folgenden Zeilen sollen nun die Militärpflichtigen einen Ueberblick gewinnen, welche körperlichen Fehler die Fähigkeit zum Dienst mit Waffe nicht ausschließen. Vorausgeschickt sei noch, daß das g e r i n g st e Maß der Körpergröße, soweit die Infanterie und die Ersatzreserve in Betracht koinmen, IZS Meter beträgt und daß der Brustumfang in der Regel die Hälfte der Körperlänge betragen soll. 1. Allgemeine Fehler: Gutartige Hautausschläge, kleine Geschwüre, danach zurückgebliebene Narben, kleine gutartige Ge- schwülste oder Knochenauswüchse, gut geheilte Knochenbrüche. 2. Auge: Geringes Schielen, Hornhautflecke. Herabsetzung der Sehschärfe, solange sie aus dem besseren Auge mehr als'/s beträgt, Kurzsichtigkeit, ausgleichbar durch Hohlgläser bis 0,5 Meterlinsen, so- lange die Sehschärfe aus dem besseren Auge mehr als beträgt. Farbenblindheit. 3. Q h r: Geringe Schwerhörigkeit auf einem Qhre. die eine Hörweite von 4 Meter abwärts bis höchstens 1 Meter umfaßt. 4. Nase: Verengerung der Nasenhöhle ohne wesentliche Störung der Atmung. v. Mund: Schlechte Zähne, geringes Stammeln, nicht auf- fallende, anderweitig fehlerhafte Sprache. 0. Hals- und Wirbelsäule: Leichter Kropf, der bei ge- ringem Druck keine Atembeschwerden verursacht, in bekleidetem Zustande nicht auffallende Schiefheit des Halses, Erhöhung einer Schulter oder Hüfte, geringe Abweichung der Wirbelsäule. 7. Brust: Unregelmäßig gedaute Brust(z. D. Hühnerbrust) bei sonst kräftigem Brustkorb. 3. Unterleib: Die als Bruchanlage bezeichnete bloße Er- Weiterung des äußere» Leistenringes oder Hervorwölbung der ver- dünnten Bauchwand in der Gegend des LeistenlanalS bei Husten- stößen. 9. Obere Gliedmaßen: Verunstaltungen des Schlüssel­beins, die das Tornistertragen hindern, machen untauglich für Truppen, die einen Tornister tragen; Verlust eines Gliedes an einem Finger bei voller Gebrauchsfähigkeit der Hand, Verkiüppelung der Fingernagelglieder mit erhaltener Beweglichkeit, Krümmung der kleinen Finger im zweiten und dritten Gelenk bei vorhandener Be- weglicbkeit des Fingers im ersten Gelenk. 10. Untere Gliedmaßen: Geringe X- oder v-Beine, geringe Erweiterung der Blutadern an den Beinen, unausgebildeter Plattfuß, sogen. Breit- oder Hohlfuß, stark gekrümmte oder sich zum Teil deckende Zehen gestatten meist nicht den Dienst zu Fuß. Verlust einer Zehe oder eines Zehengliedes(ausgenommen die große Zehe), Verwachsung einzelner Zehen miteinander, Ueberzahl einer durch ihre Stellung nicht hinderlichen Zehe. Revolverjournalisten. Kann man sich neben den Zuhältern, die ans der Schande der Prostitution Vorteile ziehen, eine verächtlichere Menschensorte denken als die Rcvolverjournalisten, die die Kenntnis der persönlichsten und privatesten Angelegenheiten ihrer Nebenmenschen dazu benutzen, sie öffentlich zu verwerten und so für sich Geld herausschlagen wollen? Wohl kaum! Der Revolverjournalist will Geld verdienen, viel Geld. Um zu diesem Ziele zu kommen, ist ihm jedes Mittel recht und sei es das verwerflichste. Skrupel kennt er nicht. Er läßt sich zu allem gebrauchen, wenn es ihm nur recht viel einbringt. Er zerrt die privatesten Angelegenheiten auf den öffentlichen Markt, nur um Geld zu machen, kurz, er ist für alles feil. Gibt ihm jemand viel Geld, unterläßt er das auch. Solche ekelhafte Kreaturen können nur ihr Wesen treiben durch die Existenz einer Presse, die diesem Treiben dient. Und leider gibt eS derartige Preßerzeugniffe, die die Revolverjournalistik zum Geschäft erhoben haben; auch Berlin verfügt über solche Blätter. Schweres Unheil ist durch dieses Erpreffergesindel schon angerichtet worden und wird noch angerichtet. Gestern wurde ein derartiger Journalist verhaftet, der eS auf einen hiesigen Aristokraten abgesehen hatte. Eine Frau Schuwardt, in Schöneberg wohnhast, erschien vorgestern am Telephon, um den Genannten, einen schlesischen Magnaten, um eine Unterredung zu ersuchen, eS handle sich um eine Preßangelegenheit. Frau Sch. wurde in die Wohnung deshohen Herrn", eines Grafen F.. dessen Gattin bürgerlicher Herkunst ist, bestellt. Sie teilte mit, einer ihrer Freunde, ein Redakteur, der zu allen großen Blättern Beziehungen habe, befitze über ihn und seine Gattin eine Fülle von Material, dessen Veröffentlichung ihm sehr peinlich sein würde. Der Freund wäre aber bereit, die Artikel nicht zu schreiben. wenn... na, wenn er entsprechend entschädigt würde. ES fand noch eine zweite Unterredung statt, die von Kriminalbeamten be lauscht wurde, bei welcher der eventuell zu veröffentlichende oder zu unterdrückende Artikel zur Stelle war. 1000 Mark sollte die Summe bettagen, für welche die NichtVeröffentlichung feil war. Das Ende vom Liede war die Verhaftung der Frau Sch., die im Verlaufe ihres Verhörs als den eigentlichen Spirittiv rector den Redakteur Dahsel, Kulmstraße 4, angab. Auch Dahsel wurde verhaftet. Wie sich herausstellt, hatte Dahsel tatsächlich zu Blättern Beziehungen, die ihre Spalten derartigen persönlichen Jnvektiven und Sensationen öffnen. Er war Mit arbeiter derWahrheit". Die Redattion derWahrheit" (Wilhelm Bruhn ) hält es für nötig, der Presse mitzuteilen, daß Herr Dahsel nicht Redakteur derWahrheit", wohl aber Mitarbeiter derWahrheit" ist. Will dieWahr­heit" durch diese Mitteilung von Herrn Dahsel besonders abrücken? Warum auf einmal so zimperlich, wo man sich doch sonst in dieser Redaktion keine besonderen Skrupel in der Verwertung privater Angelegenheiten in der Qcffentlichkeit macht und Existenzen, wie Dahsel eine ist, den Boden bereiten hilft? Im übrigen teilt dieTägliche Rundschau" mit, daß Herr Dahsel früher Redakteur derStaatsbllrger-Zeitung" gewesen sei War das zu Ihrer Zeit, Herr Bruhn? Pom städtischen RettnngSwesen. Die MagisttatSkommission für die Sieugestaltung deZ Berliner Rettungswesens hat am Mittwoch unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Dr. Reick« ihre Beratungen beendet und wird nunmehr das Ergebnis derselben dem Magistrat in der nächsten Sitzung unterbreiten. Zu dieser endliche» Beschleunigung hat wohl der sozialdemo- kratische Anttag, der heute in der Stadtverordnetenversammlung zur Verhandlung steht, nicht zuletzt mit beigetragen. Wegen der polizeilichen Verfügung über da? Verbot, in den städtischen Markthallen künstliche mit Draht gebundene Kränze und andere Waren ferner feilzuhalten, worüber wir bereits berichteten, ist gestern früh eine Deputation beim Oberbürgermeister Kirschner vorstellig geworden. Die aus Markthallenstandiuhabern bestehende Kommission hofft auf tatkräftige Unterstützung in der die Interessen der Stadt und der gesamten Bürgerschaft aufs schwerste be- rührenden Sache. Zn dem schweren Betriebsunfall im Eispalast, über den wir gestern berichteten, wird uns mitgeteilt, daß der Maschinist Albert Wittmanu, der in ein Kettengetriebe geraten war. gestern im Krankenhause verstorben ist. Durch die Geistesgegenwart der Schauspieler und der anwesenden Feuerwache ist Dienstag abend im Neuen Qperetten-Theater am Schiffbauerdamm 25 eine Panik verhütet worden. Während der Vorstellung der.Dollarprinzessin" entstand im Regulatorenraum im letzten Akt durch Herabfallen eines Drahtschutzkorbes auf einen Hebelausschalter Kurzschluß zwischen dessen beiden Polen unter starker Flammen- und Funkenbildung. Etwa 10 Minuten sprühten die Funken auf die Bühne und in den Kulissenraum. Die Feuer- wache beseitigte bald eine etwaige Gefahr. Die Schauspieler be- wahrten in dieser kritischen Situation ihre volle Ruhe und spielten weiter. Dies beruhigte das Publikum. Nur einzelne im Parkett verließen das Theater. Als dann der Drahtschutzkorb entfernt war, fiel etwas später ein kleines Metallplättchen, das am Schaltbrett be- festigt war, auf zwei Hebelausschalter, wodurch ein zweiter Kurz- schlich verursacht wurde. AnS diesmal blieb das Publikum ruhig. Eine ttmirige Aufklärung hat das Verschwinden des 24 jährigen Dienstmädchens Marie Kühnhold aus der JoachimSthaler Straße 13 gefunden. Bor einigen Tagen entfernte sich die K. von ihrer Herrschaft und blieb seitdem spurlos verschwunden. Gestern wurde die Vermißte als Leiche aus dem Landwehrkanal gelandet. Zweifellos liegt Selbstmord vor. Die Gründe, die das lebeuslustlge junge Mädchen in den Tod gettieben haben, sind unbekannt. Die Verschmelzung der beiden am hiesigen Orte bestehenden Konsumorgaiiisationcn wurde von Mitgliedern und Angestellten am Sonnabend, den 9. Januar, durch eine besondereHochzeitsfeier" inKellers Festsälen" begangen. ES war eine regelrechte Hochzeit inszeniert worden. Sie unterschied sick von einer lirchlichen aller­dings dadurch, daß angesichts des Geistlichen und des Brautpaares nicht Kirchenlieder, sondernWir winden Dir den Jungsernkranz" gesungen wurde. Der Polterabend, der um 9 Uhr begann und durch allerlei Volksbelustigungen und besonders durch Vorträge beS .Berliner Ull-TrioS" amüsant gestaltet wurde, endete gegen Vsl2 Uhr. Dann wurde gerüstet zinn Einzüge de? Hochzeitspaares. Nachdem der Prolog, der lurz die Berliner GenossenjchastSbewegung zeiwnete, gesprochen, öffneten sich die Saallüren und herein fuhr imAuto" das Paar. Er. ein Vertreter der Genossenschaft, Sie, die Vertreterin des Konsumvereins, begleitet von ihren in wilder Ehe gezeugten Kindern, den 40 Verkanfsstellen. Das Lied:Wir winden Dir," gesungen von den 40 Kindern und eine kernige Ansprache des Hoch- zeitsvaterS beschloß die eigentliche Feier. Dann blieb man noch im festlich geschmückten Saale, obwohl bei beängstigender Fülle, in echter Hochzeitsstiummng bis zum frühen Mvrgen beim Tanz bei- fanlmen. Der eingegangeneGenossenschastspionier" war in einer Extra- Nachansgabe nochmals herausgekvinmen, um mit einigen saden Wttzen zurVerschönerung" des Festes beizutragen. Wir wollen hoffen, daß es nun lräftiger vorwärts gebt und die GenoffenichaftSbewegung von den Berliner Arbeitern die Förderung erfährt, die sie verdient. Fcuerwehrnachrichten. Am Dienstag abend kam in einer Werlstatt auf dem Hofe Zimmerstraße 92/93 Feuer aus Ein Aittomobil brannte dort. Dem 17. Zuge gelang eS, die Fm.nmen schnell zu löschen. Der 1. Zug hatte in der Büschingstraße 11 zn tun, wo die Frau Göntz Brandwunden ersten Grades im Gesicht und Schnittwunden durch Glassplitter an beiden Armen bei der Explosion einer Lampe erlitten hatte. Die Verletzungen wurden durch Sama- riter verbunden. In einem Fabrilraum Krausenstr. 33 brannte der Fußboden und in einer Werkstatt Luisenstt. 18 das Zwischengebälk, Am Friedrichsgraben 13 mußte ein Kellerbrand gelöscht werden. Ferner hatte die Feuerwehr in der Hagelbergeistraße, Gcrichlstr. 50, Rigaer Straße 03, Danziger Straße 03 a und in der Schinkestr. 22 in Rixdors zu tun. In der Hagelberger Straße 53 mußte die Feuerwehr einen großen Kellerbrand löschen und mit 2 Schlauch- leitungen längere Zeit Wasser geben. Vorort- jVacdricdten. Lichtenberg . Die Stadtverordneten ttaten am Dienstag zu. ihrer ersten Tagung im zweiten Geschäftsjahr zusammen. Der Stadtverord- nctenvorsteher gedachte in einem kurzen Rückblick der Geschehnisse des ersten Jahres städtischer Verfassung und gab der Meinung Ausdruck, daß sich niemand nach den früheren Verhältnissen zurück- sehne. Von der Tätigkeit der Stadtverordneten sei hier erwähnt, daß diese 29 Vollsitzungen und zahlreiche Deputations- und Kom- missionssitzungen zur Erledigung ihrer Geschäfte bedurften. Die Wahlen des Vorstehers, seines Stellvertreters, zweier Beisitzer und deren Stellvertteter, eines Schriftführers und Stellvertreter? er» gab die Wiederwahl der bisherigen Mandatsinhaber. Der Vor» steher, Herr Bankdirektor Plonz, wurde mit 30 von 45 und sein Vertreter. Herr Kaufmann Hirsch, mit 39 von 47 abgegebenen Zetteln gewählt. Der aus 9 Mitgliedern bestehende Wahlausschuß verblieb in seiner alten Zusammensetzung, nur tritt an Stelle des Stadtver- ordneten Dr. Bokofzer der Stadtv. Moldner. Unsere Genossen Brühl , Düwell und Grauer gehören dem Ausschuß an, während die Genossen Spieckermann und Seile! dem Bureau der Stadtverordneten als Beisitzer bezw. Stellvertreter verblieben sind. Die Fortsetzung der Besprechung der Jnter» pellation der Stadtvv. Abraham und Genossen über Vergebung von Bauarbeiten bei dem Neubau des Elektrizitätswerks der Stadt wurde auf Antrag des Genossen Grauer von der Tagesordnung abgesetzt, da das vom Magisttat zugesagte Material noch nicht in den Händen der Stadtverordneten ist. Der Magistrat ersucht« um die Nachbewilligung von 900 M. für den Titel Unterhaltung der Schulgebäude usw. Die Versammlung trat der Vorloge bei. An den Rechnungsausschnß verwiesen wurden die Vorlagen des Magistrats auf nachträgliche Bewilligung von 4597,87 M. für Aufstellung einer Cholerabaracke auf dem Grundstück de? Armen» hauseS. Ferner die Nachbewilliguna einer Kostenüberschreitung um 45 933,91 M. bei dem Bau der Gemeindeschul« in der Schorn» weberftraße, dessen Gesamtkosten auf 390 933,91 M. veranschlagt waren. In der lebhaften Debatte über biefe_ beiden Vorlagen wurde zur Begründung vom Magistrat angeführt, daß bei der Cholerabaracke Gefahr im Verzuge geweesn sei. Wenn die Be» toilligung erst jetzt, nach einem halben Jahre, nachgesucht würde. so ttügen die Lieferanten die Schuld, weil die Abrechnungen erst jetzt zustande gekommen seien, auch sei bei dem Neubau der Schule das Gemeindebauamt ohne verantwortlichen Leiter gewesen, Kosten- anschlag und Projekt sind von einem Privatarchltekten geliefert worden. Unsere Genossen Düwell und Grauer ließen durch ihre Ausführungen beim Magistrat keinen Zweifel darüber auf» kommen, daß in Zukunft die Nichtachtung der Stadtverordneten- Versammlung und deren Budgetrecht wirksam hintcnan gehalten werden sollen. Auch die Bürgerlichen machten einige Bemerkungen, die darauf schließen lassen, daß im Ausschußdeutlich" geredet werden soll. Eine Vorlage über Ergänzung bezw. Abänderung de? Eingemeindnngsvertroges wurde einer Kommission überwiesen. Auch die Vorlage über die Erbauung eines Schulgebaudes für die höhere Mädchenschule geht an die Baulommission zurück. Für das Vermessungsamt und zur Beförderung der Beschaffung besseren Kartenmaterials wurden auf Antrag des Magistrats drei Beamten- stellen neu geschaffen. Die Kosten der Umpflasterung des Weißenseer Weges wurden mit 33 350,48 M. festgesetzt und be- willigt. In geheimer Sitzung wurde beschlossen, zur Vorbearbeitung der 127 Offerten, die für die ausgeschriebene Stadtbauratstelle ein- gegangen sind, eine Kommission einzusetzen, deren Wahl in der nächsten Versammlung erfolgen soll. Ein Antrag Abraham und Genossen(Soz.) ersucht die Stadtverordnetenversammlung, sich an der Arbeitslosenzählung, die von Berlin für den 10. Februar ge- plant ist, zu beteiligen und fordert vom Magistrat die Bereit- stellung der Mittel. Der Antrag wünscht, daß die Zählung nach dem Hauslistensystem vorgenommen werde. Ein weiterer Antrag unserer Genossen ersucht die Versammlung um die Einsetzung einer Kommission, die die Frage der Arbeitslosenfürsorge prüfen und geeignete Vorschläge der Stadtverordnetenversammlung machen soll. Der Genosse Brühl begründete im Auftrage der Fraktion beide Anträge. In recht wirksamer Weise und mit reichlichem Material versehen führte der Redner den Hörern den ganzen Jammer vor Augen, der sich infolge der Arbeitslosigkeit dartut. Der Redner sagte aber auch der Majorität, daß in der Arbeitsloscnfürsorge bisher leider Lichtenberg noch recht wenig oder gar nichts getan habe. Ja nicht einmal habe es der Magisttat von Lichtenberg für notwendig erachtet, bei der Konferenz, die unter dem Vorsitz des Direktors des Statistischen Amtes der Stadt Berlin sich mit der Frage der Arbeitslosenzählung beschäftigte, durch ein Magistrats- Mitglied vertteten zu lassen. Ein Bureaubcamter sei der Ver- treter der Stadt Lichtenberg gewesen. Der Magistrat habe auch nicht einmal zu verhindern gewußt, den in städtischen Betrieben beschäftigten Arbeitern den Jammer der Arbeitslosigkeit zu er- sparen. In den letzten Monaten seien mehr als 190 städtische Ar- veiter der Sucht, möglichst große Ueberscküsse aus den städtischen Werken zu erzielen, durch Entlassung aus den Betrieben wegen an- geblichen Arbeitsmangels zum Opfer gefallen. Ter Redner be- zündete das System der Hauslistenzählung im besonderen damit, ) ersichtlich mehr als 1000 Arbeitslose, wie bei der Meldczählung im November gezählt sind, vorhanden sind, und daß der Magistrai und die Stadtverordnetenversammlung dann erkennen würden; daß unmöglich, wie bisher, die Nrbeitslosenfürsorge als Nebensache be- bandelt werden könne. Als Redner der bürgerlichen Majorität waren es die Herren Rechtsanwalt Schachtel und Sanitätsrat Dr. Wolf, die bestritten, daß eine Verpflichtung dieser Fürsorge in bezug auf die Arbeitslosen bestände. Sanitätsrat Dr. Wolf im besonderen betonte, daß es eigentlich Uebertreibung sei, wenn man heute noch von der AkSglichkeit de? Hungertyphus rede. Der Verdienst der Arbeiterschaft habe sich gegen früher, wo ein TyphuS infolge Unterernährung, nicht aber ein Hungertyphus, zu ver» zeichnen gewesen sei, so wesentlich gebessert, daß ihm tn seiner