Auch eine Betätigung sozialdemokratischer Gesinnung.! Das Oberkriegsgericht des 14. Armeekorps in Karlsruhe hat am Freitag den Musketier Schmohn vom 8. badischen InfanterieRegiment in Lahr zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er: 1. An den sozialdemokratischen Voltsfreund" in Karlsruhe Briefe geschrieben und damit eine sozialdemokratische Gesinnung betätigt,
2. in einem diefer Briefe den Hauptmann und Kompagniechef Summer beleidigt hat.
Der Fall dürfte in den Analen der gewiß an Seltenheiten nicht armen Militärgerichtsbarkeit einzig dastehen. Er sei in möglichster Kürze hier wiedergegeben:
Am 14. April des vorigen Jahres enthielt unser Karlsruher Parteiorgan die folgende Notiz:
Politik in Kriegervereinen.
Aus der Partei.
Anerkennung.
,, Als öffentliche Versammlungen find nicht nur solche anzufehen, die als öffentliche veranstaltet werden, sondern im Gegensag zu den eigentlichen geschlossenen Versammlungen, entsprechend der geltenden Rechtsprechung, insbesondere auch die Versammlungen folcher Vereine, die nach räumlicher Ausdehnung des Gebietes, Die Rhein . Westf. 3tg." ist ganz entzüdt von einem Artikel das fie umfassen, wie nach der Zahl ihrer Mitglieder so groß sind, des Genossen Karl Beuthner in den Sozialistischen deren Organisation eine fo lose, bei denen der Erwerb und der Monatsheften", in dem fich höchst überflüssige, zum Teil Verlust der Mitgliedschaft an so geringe Voraussegungen gebunden sehr mißverständliche Bemerkungen über die Auffassung des und so wechselnd ist, daß von ihnen nicht gesagt werden kann, nationalen und internationalen Problems durch die Sozialdemo ihre Mitglieder bilden einen in fich geschlossenen, bestimmt ab- tratie finden. Mißverständlich, wie Leuthners Problemstellungen gegrenzten Streis von innerlich unter sich verbundenen Bersonen." an fich find, provozieren fie geradezu die Gefahr, bon bürgerlicher Es ist Berufung eingelegt. Seite ausgefchlachtet zu werden. Das Organ der alldeutschen Scharfmacherei erhebt auch bereits Leuthner zu den geistig am höchsten Stehenden unter seinen gesinnungsverwandten Genossen", Weil sie bei der Stadtverordnetenwahl in Mülheim a. Rhein der, wenn auch mitunter auf falscher Fährte, so doch im allge Zahr, 14. April. D, welche Lust, Soldat zu sein! sozialdemokratisch gestimmt haben, wurden fünf Mitglieder aus dem meinen mit feiner Theorie über Entwvidelung des Nationalgefühls durchaus das Richtige" treffe. Und sofort mißbraucht das ScharfAm Montag vor acht Tagen versuchte ein Soldat der 1. Kom- dortigen Kriegerverein ausgeschlossen. pagnie des Infanterie- Regimentes Nr. 169 sich zu erhängen. Er Zugleich wird aus Euskirchen ( Rheinproving) berichtet, daß der macherblatt diese Theorie zu einer Heke gegen die Dänen und Franfonnte noch rechtzeitig am Selbstmord verhindert werden. Fort - dort neu gegründete Verein der Waffenbrüder" erst dann die behörd- 30sen im Deutschen Reich. Man ficht, Beuthner hat mit seinen Anhängern Pech, aber gefekte Mißhandlungen sollen ihn zu diesem Schritt getrieben liche Genehmigung erhielt, nachdem, wie es der Oberste der Krieger- ist er daran wirklich ganz unschuldig? haben. Wir empfehlen der Militärbehörde, diesen Fall zu unters vereinler des Regierungsbezirts Köln verlangt hatte, der bisherige suchen." Borsigende sein Amt niedergelegt hatte. Diesem Manne wurde Schmohn geriet dadurch in den Verdacht, der Verfasser oder nämlich zur Last gelegt, daß er bei der jüngüen Stadtverordneten Veranlasser der Notiz zu sein, daß man bei einer Schrankrevision wahl für den Kandidaten Weg gestimmt habe. Weß ist aber nicht das Konzept eines Briefes an den„ Volksfreund" fand. Der etwa ein roter Umstürzler, sondern nur ein- Demofrat. Kompagniechef, Hauptmann v. Kummer, fühlte sich durch die Notiz Reichstagskandidatur in Schrimm - Schroda. beleidigt. Gegen Schmohn wurde deshalb Anklage erhoben. Das In diesem Wahlkreis hat demnächst eine Nachwahl zum ReichsKriegsgericht sprach ihn jedoch frei, da in der Notiz keine Be- tage stattzufinden. Die Polen haben als Kandidaten den Landleidigung des Hauptmanns liege. tagsabgeordneten v. Niegolewsti aufgestellt. Der Kreis ist sicherer polnischer Besitz.
Nun schrieb Schmohn einen zweiten Brief an den Volksfreund" und beschwerte sich über die Leiden, welche er als Rekrut von den Alten" durch Schimpfivorte, Stöße vor die Brust, Fußtritte usto. auszustehen habe. Zugleich bat er um eine Geldunterftügung. Damit ihm diese gewährt werden könne, schickte die " Boltsfreund"-Redaktion den Brief an den sozialdemokratischen Vertrauensmann in dem Garnisonorte Zahr.
Gestorbene Politiker.
In Bonn ist heute morgen der Reichstagsabgeordnete Geheime Sanitätsrat Dr. Stuegenberg im Alter von 63 Jahren gestorben. Dr. Ruegenberg gehörte dem Zentrum an und bertrat seit dem Jahre 1903 den Wahlkreis Adenau- Bell- Kochem. Ferner starb in Bremen der frühere Vertreter Bremens im Reichstage, der Senator und Großkaufmann Frese im Alter von Frese hat von 1893-1903 dem Reichstage als Bertreter Freifinnigen Bereinigung angehört.
Auch von diesem Briefe erhielt die Militärbehörde Kenntnis. Der Gerichtsherr legte nun gegen das freisprechende kriegsgerichtliche Urteil Berufung an das Oberkriegsgericht Karlsruhe 66 Jahren. ein. Die Anklage wurde um das Delift erweitert: Betätigung fozialdemokratischer Gesinnung durch das Schreiben eines Briefes an das sozialdemokra tische Blatt." Am 1. August 1908 wurde Schmohn, obwohl der Artlagebertreter Freisprechung beantragte, au 8 Monaten Gefängnis verurteilt.
Die Ansicht des Anflagevertreters ging Iohaleriveise dahin: eine Betätigung sozialdemokratischer Gesinnung sei in den zwei Briefen nicht zu erbliden. Von dem zweiten Briefe habe die " Bolfsfreund"-Redaktion nicht einmal Gebrauch gemacht. Wern Schmohn sich über die Mißhandlungen in der Kaserne beschtvert habe, so sei das von seinem Standpunkt aus begreiflich gemesen. Leider drang der Anklagevertreter mit dieser Anschauung nicht burch. Schmohn wurde sofort in Haft genommen und in dieser bis Ende November festgehalten. Inzwischen hatte sich nämlich das Reichsmilitärgericht auf Berufung von beiden Seiten- mit der Angelegenheit zu befassen. Es verwarf die Revision des Schmohn, gab aber der des Gerichtsherrn statt, da Schanohn in den geschriebenen Briefen eine sozialdemokratische Gesinnung be
tätigt habe.
der
Unsere Toten. In Hannover ( Kreis Stade ) starb ant Mittwoch ein verdienter Barbeiveteran, der Genosse Heinrich Schulz im Alter von 80 Jahren. Das„ Harb. Boltsbl." widmet dem Verstorbenen folgenden ehrenden Nachruf: Der alte Kämpfer war trop feines hohen Alters von seltener Frische und geistiger Regfamfeit. Er stand seit dem Jahre 1867 in der Bewegung und war Mitglied des Allg. deutschen Arbeitervereins. Alte Harburger Ge noffen kennen ihn noch genau. Von Beruf Lehrer, machte er sich durch seine freiheitlichen Bestrebungen unmöglich. Er arbeitete abwechselnd in Schleswig- Holstein und der Provinz Hannover , war feinerzeit als der beste Ballmaler auf der großen Gummifabrik befannt und erlernte außerdem noch die Tuchaveberei. Seit etwa achtzehn Jahren ernährte er sich als Weber in Horneburg , bis es nicht mehr ging. Da er infolge der niedrigen Rente, die er bezog, in Bedrängnis geriet, nahm sich der sozialdemokratische Vercin bes 17. Hannoverschen Wahlkreises brüderlich seiner an und erTeichterte ihm den Lebensabend nach Möglichkeit durch entsprechende Unterstüßung. Er, der einst so fröhlich die Fidel strich er war Gründer und erster Gesanglehrer des Arbeiter- Sängerbundes in Harburg hat nun Ruhe. Bis zulegt ftand er in enger Fühlung mit der Parteileitung, an allen politischen Ereignissen nahm er Anteil.
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In New York ist Genoffe Gottschalt, einer der eifrighten Berichtigung. Herr Frig Bleh, Herausgeber der Zeitfragen", und tätigsten New Yorker Parteigenoffen und Mitbegründer der ersucht uns um Aufnahme folgender Buschrift:
An die Redaktion des Vorwärts",
Nr. 12 bes Vorwärts" enthält unter der Ueberschrift aus dem bürgerlichen Breßsumpf" die Mitteilung, daß der Schriftsteller Hermann Dahsel früher Redakteur der Zeitfragen" gewefen fei. Ich ersuche um Aufnahme folgender Berichtigung: Es ist unwahr, daß Dabjel jemals Rebatteur der Beit. fragen" war. Friz Bley, Herausgeber der Zeitfragen.
War vielleicht Herr Dahsel nur Mitarbeiter der Beitfragen"?
Die Balkankrise.
New Yorker Boltszeitung", im Alter von 69 Jahren dem Magenfrebs erlegen. Genosse Hermann Gottschalt ist in Düsseldorf geboren und war feit 1867 in New York tätig.
Ein fozialistischer Bürgermeister, der erste im Lande, wurde vom Stadtrat zu kafaniy( Bulgarien ) gewählt, nachdem die ifte der vereinigten Oppositionsparteien bei den Gemeindewahlen gejiegt hatte. Dolizeiliches, Gerichtliches ufw.
Vor dem Gine billig reparierte Reichsverbändlerehre. Schöffengericht Bayreuth hatte sich am Donnerstag Genosse Frib Puchta von der Frantischen Vollstribüne" wegen Beleidigung des Reichsverbandssekretärs Dr. Mainer in BamAus Wien wird gemeldet, daß die unterbrochenen Verhand berg zu verantworten. Dem Angeklagten war ein Brief zulungen zwischen Bulgarien und der Türkei wieder auf- geflogen", den Dr. Mainer in seiner Eigenschaft als Leiter des genommen werden sollen. Die Türkei wolle ihre Ansprüche auf Reichsverbandes für Oberfranken an den Landrat Weiß in Arzberg 150 Mill. Frank reduzieren, Bulgarien sei bereit, 120 Mill. zu be- gerichtet hatte, in dem er letteren und dessen Sohn zum Beitritt willigen. Da die Differenz so gering ist, ist eine Einigung in die ehrenwerte Organisation zu beranlassen suchte und weiter Am Freitag verhandelte nun das Oberkriegsgericht Karlsruhe wahrscheinlich. die Hoffnung aussprach, Weiß möge dem Appell für die wiederum über die Sache. Das Endergebnis war: Schanohn wurde zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Gericht erblickte in des Zusammentritts der Stuptschina neuerlich seine. Demission raberg( Oberfranken ), der eine ihm angebotene In Serbien hat das Kabinett Welinoritsch angesichts baterländische Sache etwas mehr Verständnis entgegenbringen wie Fabrikbesiger Auvera in den Briefen des Soldaten an eine sozialdemokratische Zeitungsgegeben, die wahrscheinlich angenommen werden würde. Es soll Borstandsstelle im Reichsberband in nicht besonredaktion eine Betätigung sozialdemokratischer Gesinnung. Bugleich ein neues Soalitionsministerium gebildet werden. ders freundlichen Worten ablehnte". fand es durch die Volksfreund"-Notia den Hauptmann In Wien sind Gerüchte verbreitet, daß Fürst Nikita von v. Summer beleidigt. Von der erlittenen Untersuchungshaft Montenegro abgedankt habe; sein Nachfolger soll nicht der wurden Schmohn 3 Monate angerechnet. Erbpring Danilo, sondern defsen jüngerer Bruder Mirko werden. Eine Bestätigung dieser Gerüchte ist abzuwarten.
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Gegen den„ Boltsfreund" ist man nicht vorgegangen aus begreiflichen Gründen! Den Rekruten aber steckt, man 4 Monate ins Loch, obwohl er sich darauf deuten alle Umstände hin- der Tragweite seiner Handlungsweise durchaus nicht bewußt war. Zur Beschießung zweier Dampfer der Woermann- Linie. Zu der französischen Meldung von der angeblichen Beschießung der beiden Woermann- Dampfer Maria Woermann" und" Henriette Boermann" durch den liberischen Kreuzer Lark" teilt die Boermann Linie mit: Von einer Beschießung der Dampfer fann feine Rede fein. Die Dampfer sind nur angehalten und durch einige Stunden Aufenthalt belästigt worden. Die Woermann- Linie hat sich bereits beschwerdeführend an das Auswärtige Amt gewandt. Einer der auf. gehaltenen Dampfer ist übrigens bereits in Hamburg eingetroffen. llebrigens liegt der Vorfall schon mehrere Wochen zurüd. Der Dampfer Maria 28oermann" befindet sich bereits wieder im Hamburger Hafen .
Initiativantrag.
Am Mittwoch soll der von der sozialdemokratischen Fraktion im Reichstage gestellte Antrag auf Regelung der Rechtsverhältnisse der landwirtschaftlichen Arbeiter und des Gefindes zur Beratung gelangen. Als Redner hat die Fraktion die Genossen Breh und Stadthagen bestellt.
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Diesen Brief veröffentlichte Genosse Buchta mit entsprechendem Kommentar. Die Anlage sah die Beleidigung darin, daß in dem Artikel dem Dr. Mainer vorgeworfen war, daß er Bettelbriefe" schreibe, daß behauptet war, daß ihm und anderen von Aubera die Türe getpiesen sei, daß weiter von Reichsverbands burschen" die Rede war und gesagt wurde, der Reichsverband fei eine Organisation, die moralisch mehr und mehr abwirtschafte. Außerdem enthielt der Artikel eine In der Maroffodebatte übte Jaurès scharfe Kritik an dem Spike gegen die Bayreuther Biberalen, die mit dem Reichsverband pattieren. Ihnen war gesagt worden, daß politisches ReinVorgehen der Regierung. Er anerkannte zunächst, daß die Reich feitsgefühl ein Artikel sei, der nicht überall gierung trop der Fehler Rußlands mit Erfolg an der Gr. geführt wird. haltung des Friedens im Baltangebiet und an Der klagende Herr Doktor hatte einen sehr bescheidenen Erdem Zustandekommen des österreichisch - türkischen Abkommens mit folg. Das Gericht sprach dem Beklagten den§ 198 in weitgehendgearbeitet habe. Für die französische Marokkopolitik empfahl Jaurès stem Maße zu und verurteilte ihn lediglich wegen des Ausdruds Klarheit und Entschiedenheit. Nachdem Frankreich den neuen Reichsverbands burfchen" su 10 Mart Geldstrafe. Sultan anerkannt habe, müsse es ihm seine Aufgabe erleichtern und ihn nicht bloßstellen. Man dürfe nicht eine sofortige Zahlung Bekämpfer des Umfturzes eine Beleidigung. Vor dem ber Striegskosten erwarten. Maroffo müsse vollständig ge. Schöffengericht Itenburg ftand am Freitag Genosse Diträumt werden. Jaurès fagte sodann, die Besetzung des östlichen reiter von der Altenburger Boltszeitung". Er follte Marokkos dauere, wie der Bericht des Generals Lyautey zeige, einen ländlichen Ortsschulinspektor u. a. auch dadurch beleidigt fort. Minister Bichon erklärte, dies verhalte sich nicht so. haben, daß er ihn einen Bekämpfer des Umsturges" nannte. Dazu Jaurès bestand auf Mitteilung des Berichts 2yauteys. erklärte unser Genoffe, er habe bisher gemeint, es gelte in der Ministerpräsident Clemenceau erwiderte, die Regierung fönne nicht bürgerlichen Gesellschaft als ehrenvoll, als Bekämpfer des Um alle Berichte ihrer Vertreter zur Kenntnis bringen.( Lärm auf sturges" angesprochen zu werden. Sollte das Gericht deswegen gu der äußersten Linken.) Minister Pichon fügte hinzu, es gebe einer Verurteilung kommen, so müsse die bürgerliche Gesellschaft diplomatische Schriftstücke, die nicht veröffentlicht werden könnten. fich mit der Tatsache abfinden, daß es nicht ehrenvoll, sondern Troß der gegenteiligen Behauptung Pichons erklärte Jaurès , der beleidigend sei, von jemandem zu sagen, daß er in BekämpBericht Lhautehs enthalte den Blan zur Besehung Ost- fung des Umfturges" mache. Das Gericht erhöhte die vom StaatsMarokkos durch Ausbau eines Bahnnetzes zur Erschließung anwalt beantragte Geldstrafe von 50 auf 75 Mart, mit der Bedes Gebietes bis zum Meuluiafluffe und sogar noch darüber hinaus. gründung, die Redewendungen in der unter Klage stehenden Notiz Auch der Gesandte Regnault habe in seinem Berichte über seien geeignet, den pflichtgetreuen Beamten in der Oeffentlichkeit diesen Plan geäußert, das Projett hautes werde Mulay Hafid herabzuwürdigen. Es gilt also fürderhin im Lande Altenburg Frankreich gegenüber argwöhnisch machen. Bichon erklärte, diese nicht mehr für ehrenvoll, als Bekämpfer des Umfturzes bezeichnet Note Regnaults nicht zu tennen; folange er die Verant- zu werden. Was man fich merken foll wortlichkeit als Minister habe, werde der Bericht Lhautehs nicht Die Berleumdungssucht der Sozialistenfeinde trat in einer beröffentlicht und nicht einmal der Kommission mitgeteilt Gerichtsverhandlung in Scheibenberg im Gragebirge wieder Wie wir am Dienstag mitteilten, hatte die Lübeder Straffammer werden, der er jede sonstige gewünschte Auskunft geben werde. einmal recht start autage. Der Hilfelehrer Gerhart Nestler schimpfte bie Urteilsverkündigung gegen den Genoffen Stelling auf Sonn-( Lebhafter Beifall auf der Linken und im Zentrum.) Jaurès wandte sich hierauf zur Besprechung der allge: Göhre. Er nannte ihn einen Heuchler und behauptete, daß Göhre im September b. 3. gelegentlich einer Bahnfahrt fräftig auf Genoffen abend verschoben. Ein Telegramm meldet uns, daß Stelling 3u meinen politischen Lage Europas und erklärte, man fein geistliches Amt wegen eines Sittlichkeitsverbrechens niederlegen einem Monat Gefängnis berurteilt worden ist. habe ihm einmal vorgeworfen, daß er im Namen Deutschlands Es handelt sich um den Artikel Schinderknechte", den der spreche, als er einige Ginwendungen hervorhob, die von dort mußte. Ein Mitreifender stellte den Berleumder. „ Lübecker Boltsbote" aus dem„ Vorwärts" abgebrudt hatte; um temmen fönnten. Nach wie vor weise er im Namen Frankreichs mehr davon wissen, doch er wurde durch Zeugenaussagen überführt. Vor dem Schöffengericht in Scheibenberg wollte Nestler nichts jenen Artikel, der objektiv die flandalösen Soldatenfchindereien auf die Quellen hin, von denen Schwierigkeiten kämen. Redner Genoffe Göhre erklärte, er habe kein Interesse daran, daß Neſtler kritisierte, die im vorigen Jahre zu einer Serie sensationeller beglückwünschte dann den Minister Bichon zu der maßvollen Hale in feinem Forifommen geschädigt werde, deshalb wurde folgender Mißhandlungsprozefie führten. Aus der Kritit am System tung, die er in der Orientfrage eingenommen habe und sprach seine Bergleich gefchloffen: machten der Kriegsminister b. Einem und die gefügige Staats- Genugtuung darüber aus, daß außer Frankreich auch Restler erklärt, daß er seine durch nichts gerechtfertigte Beanwaltschaft eine„ Beleidigung fämtlicher Offiziere und Unter- Friedens tätig gewesen sei. Was die anderen Mächte Kosten des Rechtsstreits einschließlich der Auslagen des Privatklägers, Unter- Deutschland in gleicher Weise im Interesse des leidigung bedauernd zurüdnimmt. Er übernimmt die gesamten offiziere des deutschen Heeres"! Auf diesen Leim ist nun auch die anbelange, so habe ußland anläßlich der Balkanwirren alles insbesondere die Gebühren des Rechtsanwalts. Der Angeklagte geLübeder Straflammer gefrochen, indem sie über Stelling die oben versucht, fein geschwächtes Brestige bei den slavischen Völkerschaften stattet dem Privatlläger, aus vorstehendem Vergleich soviel als dem genannte Strafe verhängte. wieder herzustellen. England habe die Orientereignisse mit ge- Brivatfläger gut dünft, in der Erzgebirgischen Vollsstimme und Es versteht sich von selbst, daß Genosse Stelling Revision einmischten Empfindungen angesehen, besonders sei die Haltung, welche Ehrenfriedersdorfer Amtsblatt" zu veröffentlichen". legen wird. ein Teil der englischen Presse beobachtet habe, zu bedauern. Die Kosten dürften über 100 m. betragen. Der Prozeß gegen den Vorwärts" dürfte im Februar vor fich Jaurès betonte am Schluffe feiner Rede, daß Frankreich sich von der Marokkofrage befreien müsse, um wirksam für die gehen. Aufrechterhaltung des Friedens tätig sein zu können. Türkei . Aus dem Parlament.
Graf v. Hompesch, der Alterspräsident des deutschen Reichstags und Borsigende der Zentrumsfraktion, wurde am Donnerstag abend von einem Schlaganfall getroffen. Sein Befinden foll zu ernſten Besorgniffen Anlaß geben. Hompesch ist 82 Jahre alt; er vertritt den Wahlkreis Düren - Jülich .
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,, Schinderknechte".
"
Soziales.
Erkrankung infolge Ueberanstrengung.
Amtsrichterliche Auslegung des Vereinsgefehes. Am 1. November fand in Dortmund eine Mitgliederversammlung des sozialdemokratischen Vereins für den Wahlkreis Dortmund- Hörde Mit einem Fall außergewöhnlicher Ausbeutung ber frbeits. statt. Zu der Versammlung hatten nur Vereinsmitglieder Zutritt. Ronstantinopel, 15. Januar. ( Deputiertentammer.) fraft eines Angestellten hatte fich gestern die 1. Sammer des BerEs wurde scharfe Türkontrolle ausgeübt. Die Behörde erklärte die Der Finanzminister beantwortete heute eine Interpellation liner Kaufmannsgerichts zu befaffen. Der Kläger Baul 2. trat Bersammlung troßdem für eine öffentliche, weil an derfelben nicht wegen der noch nicht erfolgten Einbringung des Budgets. am 28. November v. J. als Berkäufer in die Dienste des Beklagten nur die Genossen der Stadt Dortmund , sondern auch die Genossen Er erklärte, troz aller Mahnungen feien die Einzelbudgets noch nicht Bruno Antelmann, Inhaber des Deutschen Kolonialhauses". Gr der Landorte teilnahmen. Der Veranstalter der Bersammlung, eingegangen. Das Haus beschäftigte sich sodann mit den in Saft hatte von morgens 28 Uhr bis abends 9 Uhr angestrengtest tätig Barteifefretär Genosse Slugsch, erhielt deshalb einen amtsrichterlichen befindlichen Würdenträgern des alten Regimes. Ueber die zu sein und verspürte, wie er in der Verhandlung ausführte, schon Strafbefehl über 80 M. Das Dortmunder Schöffengericht hat diese Frage, wie weit sie zur Berantwortung zu ziehen feien, entspann nach den ersten Wochen seiner Tätigkeit infolge der fast erbrüdenden Bestrafung unter der folgenden Begründung bestätigt: fich eine lebhafte Debatte, die schließlich auf Montag vertagt wurde. Arbeitslaft eine rapide sunehmende Nervenericlaffung
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