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Br. 16. 26. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

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188. Gigung vom Dienstag, den 19. Januar 1909. Am Bundesratstisch: b. Schoen, Dr. Nieberding." Der Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und dem Freistaat El Salvador wird in dritter Beratung debattelos angenommen.

bedrohten deutschen Interessen annehmen.( Sehr richtig! bei den Freifinnigen.)

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Die deutsche Kriminalstatistik zeigt im Jahre 1907 ein Herabgehen der Bestrafungen um mehr als 2000; das ist um so erfreulicher, als in Zeiten der wirtschaftlichen Depression die Krimi­nalität meist steigt. Erfreulich ist namentlich das Herabgehen der Sittlichkeitsverbrechen von 13 500 auf 13 200 trop des Wachsens der Voltszahl um 800 000. Das zeigt nichts von dem oft behaupteten Geruch der Verwesung". Besonders wichtig ist die Kriminalität der Jugend Bei der dritten Beratung eines Gefeßentivurfes betreffend die Kontrolle des Reichshaushalts von Elsaß- Lothringen und des Hausslichen. Sehr zu bedauern ist gerade im Interesse der Jugend­lichen, daß bei der Reform des Strafrechts die Aufhebung der be. halts der Schußgebiete für das Rechnungsjthr 1908 fragt dingten Verurteilung geplant wird, und zwar lediglich aus klein lichen konstitutionellen Bedenken, weil man eine Verfürzung des Be gnadigungsrechts der Krone davon fürchtet. Die angekündigte obelle zur Strafprozeßordnung werden wir bis Ostern auch nicht in erster Lesung erledigen tönnen. Aber wir wünschen, daß wir sie möglichst bald erhalten.

Abg. Emmel( S03.), ob es richtig fei, daß, wie der Bentrums. abgeordnete auß in einer Wählerversammlung in Gebweiler be. hauptet habe, vom Reiche an Elsaß- Lothringen jährlich 1% Millionen weniger für die Erhebung von Zöllen und indirekten Steuern ab weniger für die Erhebung von Zöllen und indirekten Steuern ab­geführt werde, als Elsaß- Lothringen zufomme.

Unterstaatssekretär Twele bemerkt, daß über die Frage, welche Vergütung Elsaß- Lothringen zu beanspruchen habe, eine verschiedene Auffaffung zwischen der Reichsregierung und der Landesregierung bon Elsaß- Lothringen vorhanden sei.

Der Gefeßentwurf wird angenommen.

Es folgt die Fortsetzung der zweiten Beratung des

Etats für die Reichsjuftigverwaltung.

Die Beratung wird fortgefeht beim Titel Gehalt des Staats felretärs 44 000.". Abg. Staempf( freif. Wp.) fragt an, ob fich die Regierung an dem internationalen Handelstage in Belgien be teiligen wolle. Außerordentlich buntfchedig sei in den einzelnen deutschen Bundesstaaten die Rechtslage gegenüber Mini sterialentscheidungen. Während in einigen Bundesstaaten gerichtlicher Rekurs dagegen möglich ist, ist das in anderen nicht der Fall. Da dabei vielfach die Ausführung von Reichsgefeßen in Frage tommt, hat das Neich Veranlassung, fich um eine Vereinheit. lichung der Verivaltungsgerichtsbarkeit zu bekümmern.

Staatssekretär Nieberding( sehr schwer verständlich) scheint von dem Interesse zu sprechen, das die Reichsregierung der inter­nationalen Regelung des Wechselrechts entgegenbringe. Abg. Dr. Jund( natl.) verbreitet sich über die Frage der gefeß lichen Regelung der Tarifverträge. Redner wünscht eine solche Regelung und tabelt, daß frühere Reichsgerichtsurteile im tariffeindlichen Sinne gefällt seien. Neuerdings beginne Das Reichsgericht eine tariffreundlichere Haltung einzunehmen, aber eine gefezliche Regelung bleibe doch notwendig. Ebenso notwendig ist die Verleihung der Rechtsfähigkeit der Berufs­vereine. Das ganze wirtschaftliche Leben der Gegenwart wird beherrscht von dem Gedanken der Organisationen. Da sollte man den großen Verbänden die Erwerbung der Rechtsfähigkeit nicht er schweren, namentlich sollte die Regelung der Frage nicht durch Sempetenzschwierigkeiten strischen dem Reichsjuftizamt und dem Reichsamt oes Innern verzögert werden. Der Redner geht dann auf die Notwendigkeit und Möglichkeit der Entlastung des Reichsgerichts ein, und erinnert daran, daß ein Rechtſuchen der, der glaubte, fein Recht nicht erhalten zu haben, durch Revolber­schüsse einen Richter verlegt und einen gänzlich unbeteiligten, den Stanzleirat Straßburger tödlich berivundet habe. Allgemeine Folge rungen über das Vertrauen des Volkes zu den Richtern seien hieraus nicht zu ziehen, die Nichter werden sich durch solche Vorkommnisse auch nicht um eine Linie von dem Wege des Rechtes abbringen laffen. Eine Ehrenpflicht des Reiches ist es, für die Hinterbliebenen des ums Leben gekommenen Beamten einzutreten. Bei entstehen. den Kompetenzkonflikten zwischen den Reichsämtern wäre die Ents fcheidung vielleicht einem Staatsgerichtshof zu übertragen. Staatssekretär Dr. Nieberding: Es ist Aussicht vorhanden, daß für die Hinterbliebenen des bei dem bedauerlichen Vorfall im Reichsgericht ums Leben gekommenen Beamten etwas außergewöhn» liches geschieht. Die Frage der Tarifverträge behalten wir im Auge, fie ist dem Reichsamt des Innern überwiesen. Abg. Dr. Müller- Meiningen ( freij. Bp.): Ich möchte die Auf­merksamkeit des Reichsjustizamtes auf den systematischen geistigen Diebstahl hinlenken, welchen die tschechischen Bühnen an­dauernd an Werken der deutschen Literatur berüben. Dazu kommt, daß das Bezirksgericht in Prag geradezu die klagenden Deutschen durch die Forderung der Anwendung der tschechischen Sprache ber höhnt. Hier sollte das Auswärtige Amt eingreifen und sich der

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Kleines feuilleton.

Theater.

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Mittwody, 20. Januar 1909.

nötigen Energie, daß die Reichsgesebe von den Bundes­staaten nicht berlebt werden. Die weiblichen polnischen Namen auf a werden von den Reichsgesehen anerkannt, durch Verord­nungen in Preußen und Sachsen wird es den Polen trotzdem un möglich gemacht, solche Eintragungen weiblicher Namen in die Standesamtsregister zu erreichen. Das preußische Gesez, welches in den Provinzen mit polnischer Bevölkerung die Be­bauung von Grundstücken an obrigkeitliche Genehmigung bindet, widerspricht dem Freizügigkeitsgesetz und bildet eine persönliche Eigentumsbeschränkung, zu der es eines besonderen Attes der Reichsgesetzgebung bedurft hätte. Auch das preußische Expropriationsgeset vom vorigen Jahre ist eine Berlegung reichsgesehlicher Als vor Jahren auf der äußersten Linken das ge= Normen. flügelte Wort fiel: Wirpfeifen auf eure Gefeße!" war die rechte Seite ganz empört. Was hat denn aber Preußen getan!( Sehr richtig! bei den Polen .) Es muß ein Mittel Ser Egekutive gegen einen Staat gefunden werden, welcher gegen die Reichsgeseze verstößt.( Bravo ! bei den Polen .) Staatssekretär Dr. Nieberding bestreitet, daß die preußische Regierung der Durchführung von Reichsgesetzen Widerstand leistet; in den vom Vorredner angeführten Fällen bestehe ein Widerspruch zwischen den Reichsgesehen und den preußischen Gefeßen nicht. Abg. Dr. Frank( Soz.):

Die Novelle zur Strafprozeßordnung ist eine fleißige, gewiffen­hafte Arbeit, aber doch lüdenhaft und bis zu einem gewissen Grade Stüdwert. Fistalische Gesichtspunkte spielen dabei mit, wenn sie auch dem Staatssekretär nicht zum Bewußtsein kommen mögen. Lieber gar feine Berufung, als eine, wie man fie uns vor schlägt. Was hilft die Heranziehung der Laien zur ersten Instanz, wenn die Laien von der Berufungsinstanz ausgeschlossen Herr Müller- Meiningen hat mit großer Genugtuung verden!- Die deutsche Staatsanwaltschaft er festgestellt, daß feit dem Jahre 1903 die Verurtei freut sich einer steigenben Unpopularität( Sehr Iungen wegen Majestätsbeleidigungen zurüd richtig! links). Sie ist unzweifelhaft die aller unbeliebteste gegangen feien, und meinte, das sei im wesentlichen ein Verdienst Behörde.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Gin des vom Block geschaffenen Gesetzes über die Majestätsbeleidigungen. Erster Staatsanwalt jagte jüngst:" Es bedarf nicht der Preffe, um 3 glaube, da ist seine dichterische Phantasie mit ihm Mißbräuche aufzudecken. Die Interessen des Publikums werden durchgegangen.( Heiterfeit.) Im Jahre 1903 hat der Block schon genügend durch die Behörden wahrgenommen.( Heiterkeit noch nicht eristiert und fann feinen Einfluß auf die Majestäts­links.) Das Publikum kann auch ohne Presse ruhig schlafen." beleidigungen gehabt haben. Oder wollte Herr Müller- Meiningen ( Große Heiterfeit.) Neulich ist gegen den Verfasser eines Flug vielleicht ausbrüden, daß nicht bloß die Zahl der Verurteilungen blatts von der Staatsanwaltschaft eingefchritten worden, in welchem geringer geworden ist, sondern auch die Zahl der Majestäts. zum Austritt aus der Kirche aufgefordert wurde. Die Ausdrüde beleidigungen ? Dann würde er ein zweites Mal waren sicher nicht so scharf, wie die Ausdrüde, die sich täglich in der irren. Jah glaube, in den lepten vier Monaten Bentrumspresse über und gegen die Staatsschule finden, die als sind mehr Majestätsbeleidigungen begangen, Moloch" usw. bezeichnet wird.( Rufe: be, br, br! im Zentrum). als vorher in den letten vier Jahren.( Lebhafte Zu­Sie( zum Zentrum) geben durch Grungen ihre Zustimmung zu er ftimmung. Große Heiterkeit.) Weiter hat Herr Müller- Meiningen kennen.( Seiterkeit und Zustimmung links.) Uebrigens sind einen praktischen Vorschlag gemacht. Der künstlerische Beirat, was ich selbstredend nicht mißbillige sozialdemokratische Blätter welcher in Bayern mit Erfolg arbeitet, sollte auf größere Staaten wegen scharfer Worte in Artikeln zu Gunsten der Austrittsbete übertragen werden. Er meinte wohl, auf Preußen. Meine Freunde gung nicht behelligt worden. Die Staatsanwaltschaft bentt also stehen auch dieser Anregung sehr steptisch gegenüber. In Breußen wohl, an ein paar Dubend Freidenker könne man sich leichter heran- betrachtet man die Professoren nur als wissenschafi. wagen, als an cine mächtige politische Partei. Noch ein paar liche Leibgarde der Hohenzollern und auch die Künstler Worte über die Sittlichkeitsfrage.( Unruhe im Bentrum.) werden entsprechend gewertet. Wenn es zu solchem Beirat kämte, Denten Sie nicht, daß ich Reklame für Radtfultur zu würden wohl nur Knackfüße und ähnliche Leute hineinkommen. machen beabsichtige.( Schallende Heiterkeit.) Ich überlasse das( Seiterkeit.) Jch wende mich nun zu dem Budget selber. Die getoiffen anderen Leuten.( Unruhe im Zentrum. Sehr gut! Budgetlommission hat dem Reichsjuftizamt ein paar Posten ge links.) strichen, die im wesentlichen zur Anschaffung von Schreibmaschinen Der Begriff des öffentlichen Interesses wird von bestimmt waren. Das ist ganz recht fo. Auch die Sparsamteit der Staatsanwaltschaft sehr merkwürdig ausgelegt. Gin um bewegt sich gern, wie alles in der Welt, auf der Linie des die Flottenagitation verdienter Profeffor follte beleidigt fein, tveil geringsten Widerstandes. Möge die Kommission ihren Rotstift auch von ihm gesagt war, er fei erschienen in etwas auffallender Auf- ebenso schwenken, wenn es sich um Reichsämter handelt, die ettvas machung", und die Beleidigung wurde im öffentlichen Intereffe triegerischer find, als das Reichsjuftizamt, und wenn es sich nicht verfolgt. Bei lintstehenden Politifern aber schreitet um harmlose Schreibmaschinen handelt, sondern um Maschinen die Staatsanwaltschaft nur ein, wenn sie selbst sich einer Be- für Schiffe und Festungen. Uebrigens nehme ich nicht an, daß man leidigung schuldig gemacht haben, dagegen erblidt fie nie ein dem Reichsjustizamt bei der Anschaffung dieser nüßlichen Instru öffentliches Intereffe, wenn solche Bolitiker auf das argfte bemente Schwierigkeiten machen wird. Das wäre sehr töricht; denn schimpft toerden.( Sehr richtig! links.) Das Begalitäts. die Schrift der Juristen ist fast ebenso undeutlich wie ihre Sprache. prinzip hat doch dazu geführt, daß die Staatsanwälte fich mit( Seiterkeit.) Der kleine Abstrich foll wohl, wenn ich von dem Lappalien befassen müssen; ich erinnere nur an den roten Moppert staatsmännischen Gesichtspunkt der Sparsamkeit absehe, cinen mit dem roten Zylinder in der Reklame, daß sich 5000 Menschen erzieherischen Einfluß haben und auf eine Ginengung der darüber zu Tode gelacht hätten, wo die Staatsanwaltschaft eine Schreiberei hinwirken. Das wäre ganz gut, denn es wird viel zu schritt, weil diese Reflame geeignet fei, Bestürzung und Schrecken viel geschrieben. Beispielsweise hatte ein Amt eine Nachlaßsteuer au erweden.( Schallende Heiterfeit.) Am allermeisten böses Blut auf 1,27 M. festgesetzt. Die nachprüfende Behörde aber fand, daß aber muß die ungleichartige Behandlung der Angeklagten vor fie 1,28 M. betragen müsse, und über diese Differenz von 1 P Gericht nach Stand und Geburt erregen.( Sehr richtig! bei den entspann sich ein anregender und angeregter Schriftenwechsel Freisinnigen.) Möge dies anders werden, und mögen die herüber und hinüber. Ich weiß nicht, wer schließlich recht gehabt Jahre 1909 und 1910 ein Wendepunkt in der kriminellen Ent hat. Vielleicht forrespondieren die beiden Aemter nod) jetzt.( Seiter­widelung des Deutschen Reiches werden.( Lebhafter Beifall bei feit.) Selbstverständlich haben für eine so geistreiche Beschäftigung. den Freifinnigen.) nur die Beamten Zeit und Lust, welche ihren Beruf ganz mechanisch ausüben und keine größeren Gesichtspunkte kennen. Beute, die nicht selbständig denken, sondern überall nach Vorentscheidungen fuchen. Solche unſelbſtändige Naturen sind auch nicht imstande, für Violoncello und Klavier von Lampe und ein Trio für Violine Violoncello und Klavier von Saint- Saëns . Etwas reichlid viel für einen Abend!

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Abg. Dr. v. Dziembowski- Pomian( Bole): In unferer Ver­faffung steht der Grundfaz: Reichsrecht bricht Landesrecht. Der Staatssekretär des Reichsjuftizamtes wacht darüber nicht mit der muß man manches dafür in den Stauf nehmen. Kainz Mephisto ist der Teufel der selbstbewußten Ueberlegenheit, des revoltierenden Geistes, der feine Feffeln fühlt und alle Geister des Sarkasmus und der Ironie losläßt. Die Schülerszene, Auerbachs Keller , die Szenen im Garten der Frau Marthe find ihm Gelegenheiten, um feinen Spott bis zur höllischen Grimaffe zu treiben und höhnisch seinen Geist funkeln zu laffen. Frl. Maren war ein Gretchen voll Schlicht

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Mufit.

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Frau Radwaner Birnbaum( Violine), Herr Loewenson. ( Bioloncello) und Herr se stenberg( tlavier) hatten die Aufgabe übernommen, moderne Stammermusit einem Arbeiterpublikum vor­zutragen. Wer da weiß, wie schwer es ist, dem Arbeiter das An­hören der Kammermusik unserer Klaffifer Haydn , Mozart und Beethoven zu einem wirklichen Genuß zu gestalten, der wird die zehnfachen Schwierigkeiten, die die aufgeführten Werke dem Hörer darbieten, erst richtig zu würdigen wiffen. An den Ausführenden lag dies sicher nur zum geringsten Teil, da alle drei ausgezeichnete Künstler find, wenn schon ihr Zusammenspiel nicht jeden Wunsch befriedigte. Trotz alledem hat die Arbeifer- Bildungsschule recht daran getan, Zeitgenossen zu Worte kommen zu lassen.

Suftspielhaus: Die deutschen Aleinstädter Lustspiel von August Kozebue. Der ungewöhnliche Erfolg, den Meinhards originelle Aufführung von Restroys Revolution in Krähheit und Junigteit. toinfel" erzielte, dürfte den Anstoß dazu gegeben haben, daß nun im Luftspielhaus die erfte, sozusagen tlaffisch gewordene Krähwinfler Die Arbeiter Bildungsschule versuchte am Sonntag Komödie, aus der auch das Wort stammt, Stotzebues Deutsche Klein durch ein Konzert zur Feier ihres 18. Stiftungsfestes ein Bild vom Städter, ausgegraben und dem Publikum vorgefezt wurde. Das Musikschaffen der Moderne zu geben. Gewiß ein fehr Experiment brachte es zu keinem rechten Eindrud. Man fah wohl danfenswertes Unternehmen. Denn, wie es das Bestreben für den mit dem Berſtande ein, daß diefe Szenen, die übrigens in freier nach allgemeiner Bildung berlangenden Arbeiter fein muß, fich zum Nachbildung eines franzöfifchen Stückes entworfen find, zu ihrer Zeit Verständnis der unsere Zeit bewegenden Fragen und Probleme durch amüsant wirken fonnten, aber vermochte selbst nicht dabei warm zu werden. Die erfinderische Geschicklichkeit in der Verknüpfung und auringen, so wird er auch ein Intereffe daran haben, auf dem 8u einem heiteren Liederabend hatte am Sonn Ausmalung der Situationen verbindet sich mit einer jest nicht mehr Mufifleben bewegen, wer die führenden Geister sind und wie ihre abend der Berliner Volfschor Einladung ergehen lassen genießbaren Breite, einer ermüdenden Hartnäckigkeit der Wieder Hauptwerke beschaffen find. Wer nun aber auch nur oberflächlich und gern wurde ihr Folge geleistet: Happoldis neuer Stonzertfaal holungen. Wie in einer langfam bedächtigen Boftlutsche von Anno mit dem modernen Musilleben bekannt ist, der weiß, welche Fülle war überfüllt. Wieder bestritt wie im Vorjahre Sven dazumal geht es vorwärts; fo oft der Baffagier zum Fenster Charakterföpfen aus der unübersehbaren Menge der Scholander das Programm und wieder herrschte echte Fröhlich­hinausschaut, sieht er nur, unbedeutend in den Linien verschoben, heutigen Komponisten hervorragen. Wie foll man in einem feit und heitere Laune wie im Vorjahre. Beim Volkschor und immer dasselbe, fchon längst erfaßte Bild. Der hübsche Einfall, daß furzen Konzert auch ur annähernd dem Laien eine feinen Gästen wird der Sprachgewandte schwedische Sänger und beim zweiten Aufgehen des Vorhangs die am Schluffe des ersten Borstellung biervon geben? Welches müßten die leitenden Gefichts- Lautenspieler willkommen geheißen, wie nur je ein Troubadour Afte fich beim Hinausgehen an der Türe fomplimentierenden Damen punfte der Auswahl fein? Gibt es überhaupt ettvas Charafterifti in früheren Beiten. 8war bringt er feine neue Mär, noch unentwegt in ihrer Höflichkeit am gleichen Blaze stehen, lann iches, das den heutigen Führern auf dem Gebiete der Mufif gemein- fondern nur alte, gute Sachen, die er überall in Europa auf zugleich als fymbolische Beranschaulichung für das verweilende Tempo fam wäre? Sit es das Beriprengen der Formen, die von den ipürt: Volkslieder und Balladen. Aber sie sind vortreffliches des Garzen gelten Was flüchtigen Wiz anlangt, mögen das Stoßebuefche und das revolutionäre Strähwinkel sich die Wage halten, laffifern überliefert find? Ist es die außerordentliche Steigerung Boltsgut, das die Beiten überdauert und heute noch wirft tie Sozebuefche und das revolutionäre Strähwinkel sich die Wage halten, der Ausdrudsmittel, die zweifellos von den modernen Komponisten ehemals. Daß die durch den fapitalistischen Entwickelungsprozeß aber während die loſe gefügte, buntwechselnde Boffenform Restroys erreicht ist, und die bereits bis zu dem Verfuch eines völligen Um- unterbrochene Tradition wieder aufgenommen wurde und das alte der Phantasie des Regisseurs weiteste Freiheit läßt und der große fturzes unferes heutigen Mufitiystems und Mufitempfindens vorge- Gut wieder lebendig geworden ist, das ist Scholanders unbestreit zuarbeiten gestattet, schließt das engumgrenzte Kogebueiche Luftspiel schritten ist? Man denke nur an die Schaffung von Vierteltönen, bares Verdienst. Andere sind ihm gefolgt und nun mit ihm am die fühne Neuerer planen? All diefen Erwägungen gegenüber Werke, und wir freuen uns des Reichtums, der aus den Tiefen des alle derartigen Möglichkeiten völlig aus. Es ist anspielungslos fcheint es von vornherein ein völlig unmögliches Unternehmen, dem Volkstums ftrömt. Es gibt stimmbegabtere Sänger und ebenso gute für unfer heutiges Empfinden. Wie die Krähwinkler ihre glorreiche Laien eine richtige Vorstellung von der Mufifnoderne durch ein Lautenspieler wie Scholander, aber niemand, der diese scheinbar so Revolution vouführen, das erinnert mit fataler Bosheit an die Konzert vermitteln zu wollen. einfachen, früher auf den Gaffen und in den Kneipen gesungenen mutvollen Detlamationen und Schwabenstreiche modern freifinniger Dies haben wohl auch die Veranstalter des Konzerts empfunden Sachen so padend, so drastisch und herzerquidend vorzutragen weiß Oppofitionsparteien, indes die Kozebuesche Perfifflage heute in lauter und deshalb darauf verzichtet, folche Werke, in denen die Revolution wie er. Scholander strömt über von Lebendigkeit, er stellt dar, er Suftbieben, die feinen mehr recht treffen, verpufft. Die Aufführung, in der heutigen Musik am deutlichsten zum Ausdrud tommt, auf- gestaltet plastisch mit den ausdrucksvollsten Minen, mit Gesten, mit fehr ftilvoll in Deforationen und Kostümen, hielt sich schauspielerisch zuführen. Sie begnügten sich damit, durch das Konzert gleichsam bem ganzen Störper. Er erlebt, was er borträgt, und läßt uns im Rahmen einer Durchschnittsleistung. Es wurde start, wohl noch ein fleines abbild zu geben. Und das ist ihnen wohl auch einiger daran teilhaben. Das ist Kunst im besten Sinne, gerade weil es stärker, als es das Stüd verlangt. übertrieben. Um annehmbarften maßen gelungen. Mag die Auswahl der Werke mehr durch Bufall so natürlich, frisch und urwüchsig herauskommt. Und so ging denn gab fich das junge Liebespaar, Fräulein Gerigioli und Herr gab fich das junge Liebespaar, Fräulein Gerigioli und Herr als durch Abficht bestimmt worden sein, jedenfalls wurde durch sie ein Strom von Humor, Fröhlichkeit, heiterer Laune und Ausgelassen. Diezich. dt. die Signatur der zeitgenössischen Wufit gut gekennzeichnet: Viel heit von den Liedern aus und löste alle Grade luftigen Lachens

Joseph Kainz fegte am Montag fein Gastspiel im Neuen Mittelware, wenig Bedeutendes, nichts Geniales! Dabei war das aus. Besonders gefielen die Necks und Spottlieder( das schwäs Schauspielhaufe als Mephisto in Goethes Faust" fort. Seine in dem Konzert gegebene Bild noch gefchmeichelt, da wenigstens in bifche Ich weiß nicht, wie mir is", der Tod von Basel ) und des Eigenart tritt in diefer in Berlin bereits bekannten Ber - den Liedern nicht Durchschnittsware, sondern beffere Qualität aus schwedischen Wolfsdichters und Lautenfängers Bellmann parodistischer Lörperung ebenso intereffant und manchmal blendend und nicht gewählt war, dankbare Lieber, wie man sagt. Strauß, Sahn, Grabgefang auf den Schnapsbrenner Lundholm Bei dieser Ge felten gewaltsam herbor, wie in allen feinen Gestaltungen. Gaun, Kursch waren mit je drei Liedern vertreten, die von Frau legenheit erwies Scholander auch für den Nichtkenner feine gehört zum Wesen diefer Schauspielerkunst, daß sie Lichter Beinbaum mit prachtvoller Stimme, von Herrn Brieger mit Meisterschaft auf der Laute, mit der er das Grabgeläute austimmte. auffezt, wo sie nicht immer erwartet werden, und daß fte herrifd) warmem Vortrage gefungen wurden. Außer diefen zwölf Liedern, Wenn von dieser guten alten Sing- und Spielkunst nur mehr in die manches unter den Tisch fallen lägt, was anderen bedeutfam er denen Frau Weinbaum noch eins zugeben mußte, tamen Stätten dringen möchte, die ihrer Bestimmung nach Fröhlichkeit er fcheint. Menu fobiel drängenbe Spannkraft und überschüffige dam noch mehrere Kainnermusifwerke zur Aufführung, eine weden sollen und statt beisen halszerbrecherische Kunststücke und ödes, Lebendigkeit fprubelnib herborquellen wie in diefer vulfanifchen Natur, Sonate für Violine und Klavier von Bufoni, cine Sonate plattes Zeug bicten

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