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und in deren Vertretung zustand und die in der nach Z 89 der Landgememdeordnung zu führenden Gemeindealiederliste auch auf- geführt waren, nicht in die Wählerliste ausgenommen, weil sie mit ihren Gemeindeahgaben im Rückstände waren und die Aus- Übung des Gemeinderechts bis zur Entrichtung der Abgaben nach ß 44 Nr. 4 der Landgemeindeordnung ruhe. Der Kläger hatte seiner- ?eit die Nichtaufnahme dieser Gemeindeglieder in die Wähler- iste alS gesetz- und vernunftwidrig beanstandet, deren nach- trägliche Aufnahme gefordert, und als dieS verweigert worden war, das Verwaltungsstreitverfahren gegen die Ge- * meindevertrelung eingeleitet. Der Kreisausschust hatte die Klage abgewiesen, über die Urteilsbegründung, die wir seinerzeit mit- teilten, dürften Juristen und Laie» gleichermatzen nicht wenig erstaunt gewesen sei». Vor dein Bezirksausschuß in Potsdam vertrat der Kläger seine Sache persönlich, von der beklagten Gemeindevertretung war niemand erschienen. In seiner Berufungsbegründung wies Kläger eingehend auf die rechtliche UnHaltbarkeit deS Kreisnrteils hin, das zu den merkwürdigsten Konsequenzen führe. Danach könne unter gewissen Umständen ein Genieindeglied als Gemeindevertreter gewählt werden und sein Gemcinderecht ausüben, andererseits dürfe es aber nicht wählen, selbst wenn der Grund des Ruhens des Gemeinderechts längst in Wegfall gekommen ist, eben weil eS nicht in die Wähler- liste aufgenommen wurde. Nach Z ö5 der Landgemeinde-Ordnung bilde die nach ß 89 zu führende Gemeindcgliederliste die G r u n d l a g e der Wahlen und sei außerdem in Klassen einzuteilen. 185 Gcmeindemitglicder aus der Liste einfach verschwinden zu lassen, sei weder zulässig noch gesetzlich begründet, da die Ausübung deö GemeinderechtS, also auch das Wahlrecht, nur so lange ruhe, als die Gcmeindeabgaben nicht gezahlt seien. Vom Moment der Zahlung ab müsse das betreffende Gememdeglied jederzeit sein Gemeiiiderechr ausüben können; dieser gesetzlichen Borschrift ent- sprechend müsse verfahren und demgemäß auch die Aufnahme aller Gemeindcglieder in die Wählerliste erfolgen. Infolge des Fehlens jener 135 Personen hätten sich was zugegeben sei die Wähler- klaffen verschoben, die Grundlage der Wahlen und diese selbst seien also nichtig. Im übrigen bezog sich Kläger auf eine Entscheidung de» Ober- verwallungsgerichts vom 9. Oktober 1903, die sich klipp und klar mit der obigen Rechtsaussasiiing deckt. Der Bezirksausschuß wies die Berufung zurück. Gründe wurden nicht verkündet. Auf die schriftliche Begründung muß man um so mehr gespannt sein, als diese Entscheidung sich ebenfalls in einem unlösbaren Widerspruch mit dem genannten Erkenntnis des Oberverwaltungsgerichts befindet. Oder waren vielleicht andere als Rechtsgründe maßgebend? Nim hat das Oberverwaltungsgericht das Wort!___ Rixdorf. Die Stadtverordnetenversammlung hält heute ihre erste Sitzung im neuen Jahre und seit dem Wahlrechtsraub der bürgerlichen Mehrheit ab. Die Tagesordnung ist infolge der langen Pause eine sehr umfangreiche. Zunächst wird es sich um die Prüfung der letzten Stadtverordnetenwahlen handeln. Hierzu liegt ein Protest des Stadt- verordneten Beiß vor, die Stadtverordnetenmandate der3 sozialdemo- kratischen Vertreter der zweiten Abteilung im Südbezirk Schuch, Rohr und Zepmeisel für ungültig zu erklären. Die Begründung des Protestes muß doch sehr jämmerlich sein, denn der Magistrat und der Wahl- auSichuß empfehlen der Stadtverordnetenversammlung die Gültig- leitSerklärung der drei Mandate. Wird der Protest des Herrn Belß als unbegründet zurückgewiesen, dann werden die Neugewählten insgesamt in ihr Amt eingeführt. WaS die Wahl des Borstehers und seines Stellvertreters betrifft, so erheben die sozial- demokratischen Vertreter seit Jahren auf die Stelle des zweiten Vorstehers Anspruch und werden von dem ihnen zu- stehenden Rechte Gebrauch machen, zumal der bisherige stellvertretende Vorsteher seine Unfähigkeit oft bewiesen hat. Neben einer Reihe weiterer Vorlagen steht noch auf der Tagesordnung der Antrag des Magistrats und der zuständigen Deputation, nach welchem den arbeitslosen Familienvätern resp. denjenigen, welche hilfsbedürftige Angehörige zu versorgen haben, eine einmalige Beihilfe in bar gewährt werden soll. Der Rixdorfer Wahlrechtsraub bescbäftigte am Dienstag abend eine vom demokratischen Verein Rixdorf-Britz einberufene, von zirka 300 Personen besuchte öffentliche Versammlung. In der Versamm- lung sprach Herr v. Gerlach über.Die Mandatsniederlegung der Stadtverordneten", außerdem noch Herr Breitscheid . Folgende Resolution gelangte zur Annahme: .Die vomDemokratischen Verein Rixdorf-Britz" zum 19. Januar einberufene öffentliche Versammlung, die von zirka 800 Personen besucht ist, welche überwiegend Rixdorfer Ladeninhaber und Geschäftsleute sind, erblickt in dem Beschluß der Rixdorfer Stadtverordnetenversammlung vom 17. Dezember 1908 angesichts der Un, stäube, unter denen der Beschluß vorbereitet, vorher gesichert und zustande gebracht wurde, einen Akt des allergrößten politischen Terrorismus, gegen den jedes Mittel der Abwehr erlaubt ist. Sollte der Wahlrechtsbeschluß vom 17. Dezember 1903 gesetzliche Kraft erlangen, so erwartet die Versammlung von den berufenen politischen Organisationen Rixdorfs, daß sie«m Rahmen deS bestehenden Gesetzes jedes, aber auch jedes Mittel zur Anwendung bringen, welches geeignet ist. die Urheber der Wahlentrechtung und ihren Anhang für ihre Tat angemessen zu entlohnen." Aus der Gewerkschaftskommission. Die Sitzung vom letzten Freitag nahm zunächst die Abrechnung des 4. Quartals 1908 ent- gegen. Die Einnahme inkl. Bestand beträgt 389,43 M., die Aus- gäbe 283,90 M.. so daß am Jahresabschluß ein Bestand von 105,52 M. verblieb. Die Jahresabrechnung ergibt eine Einnahme von 1042,05 M. und eine Ausgabe von 1537,13 M. Von den Aus- gaben seien erwähnt: für Gewerbegerichtswahlcn 700 M., Kauf- mannsgerichtswahlen 134 M., Wahl der Delegierten zur Orts- krankenkasse Rixdorf 200 M., Ortskrankenkasse Britz 21 M. Die im Januar 1908 abgehaltenen Arbeitslosenversammlungen der- ursachten 220 M. Unkosten. Den Jahresbericht erstattet Genosse Schultz. Bon den 20 Ausschußsitzungen entfallen auf Gewerbe- gerichts- und Kassenwahlen je 5. Ueber den am 1. April v. I. er- folgten Anschluß an die Berliner Gewerkschaftskommission wurde in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Ausschuß genannter Kom- Mission verhandelt. Die geschäftlichen Angelegenheiten wurden in 8 Kommissionssitzungen erledigt. Auch haben eine Anzahl(13) öffentliche Versammlungen stattgefunden. Redner erwähnt dann noch, daß das Resultat der Arbeitslosenzählung vom 17. Ztovember durchaus nicht zutreffend ist. Unsere Aufgabe muß es sein, bei der nach dem Hauslistensystem am 14. Februar erfolgenden Arbeits- losenzählung ein einwandfreies Material zusammenzutragen, das den einen außergewöhnlich hohen Stand der Arbeitslosigkeit leugnenden Vertretern des gesättigten Bürgertunis in die Ohren gellen wird. Der Wahlrechtsraub der rahmigen Stadtverordneten- Hoheit wird gebührend gekennzeichnet. Die Wahlrechtsstadtväter glaubten sich wohl berufen, ihren Mitbürgern, besonders aber den Wählern der 3. und 2. Klasse, eineäußerst angenehme" Weih- nachtsfreude zu bereiten. Den ausscheidenden Stadtverordneten, die an dem Beschlutz mitgewirkt, mag der SatzEnde gut, alles gut!" bei ihrem Werke christlicher Nächstenliebe vorgeschwebt haben. Mit der Aufforderung zu weiterer tatkräftiger Mitarbeit schloß der Bericht. Nach ziemlich lebhafter Diskussion über einige Punkte deS Berichts erfolgte die einstimmige Wiederwahl des Obmanns. Die Neuwahl des Ausschusses wurde zurückgestellt. Schöneberg . Ein blutige» Drama hat sich am Dienstag in Schöneberg ab- gespielt. Die 22jährige Gesellschafterin Lina Weh feuerte auf den Bauingenieur Alexander v.Äöller-Banner, Rubensstr. 8, eine Revolver- kugel ab und brachte ihm einen Schuß ins Genick bei. Hierauf wandte sich die Attentäterin zur Flucht. Fräulein W. war bei den Eltern des Bauingenieurs als Gesellschaftsdame engagiert. Zwischen hr und dem jungen v. K. müssen wohl irgendwelche Beziehungen bestanden haben, denn gestern erschien sie plötzlich in dem Arbeits- zimmer des letzteren, zog einen Revolver hervor und feuerte, noch bevor sich v. K. von der Arbeit fortgewandt hatte, eine Kugel auf ihn ab. Das Geschoß drang dem Manne ins Genick. Der Bedrohte eilte jetzt jchleunigjt auf die Altentälerin zu und wollte ihr die Waffe entreißen. Aber nur mit Gewalt der- mochte er dies. Bei dem Ringen entlud sich der Revotver noch einige Male, ohne daß jedoch jemand verletzt wurde. Die W. floh sodann aus dem Zimmer, eilte nach ihrer Stube und schloß hinter sich ab. Rasch packle sie einiges zusammen und sprang aus dem zu gleicher Erde belegenen Fenster in den Garten hinab. Es wird ver- mutet, daß sie bei Verwandten Zuflucht gesucht hat. Die Schöne- berger Kriminalpolizei hat bisher vergeblich versuckit. die Allen- täterin zu ermitteln. Wie ans zurückgelassenen Briefen der W. hervorgeht, hatte sie die Absicht, sich und v. K. das Leben zu nehmen. Irgend welche Lebensgesahr ist bei dem Verwundeten nicht vorhanden. Der Verein zur Förderung der Kunst veranstaltet am Sonntag. den 24. d. Mts., abends 7'/� Uhr, in der Aula der Hohenzollern- schule in der Eisenacher Straße»(Ecke Belziger Straße) seinen 4. Volkskunstabend. Dieter Abend ist dem Komponisten Richard Wagner gewidmet. Zum Vortrag gelangt unter Mitwirkung hervor- ragender Kräfte: Tannbäuser oder Der Sängerkrieg auf der Wartburg . Billetts hierzu find bei dem Schuldiener zum Preise von 30 Pf. zu haben. Lichtenberg . Stadtvcrordnetensiyung. Der Dezernent der städtischen Werke. Herr Stadtrat Kielblock, gab vor Eintritt in die Tagesordnung der am 19. Januar abgebaltenen Stadlverordnetensitzung die Erklärung ab, es sei nicht richtig, daß, wie der Slodtv. Brühl in der Sitzung vom 12. Januar behauptet habe. 100 Arbeiter der städtischen Werte enltassen seien. Richtig sei vielmehr, daß vom September 1908 bis jetzt der Arbeiterstammnur" um 41 abgenommen habe. Herr Brühl müsse vorsichtiger sein gegenüber Zuträgereien. Die Ent- tasiungen seien aus wirtschaftlichen Gründen notwendig gewesen, die Werke mutzten überflüssige Arbeiter selbstverständlich abstoßen. Die Genossen Brühl und Düwell ließen den Stadtrat nicht im Zweifel darüber, daß die Vermahnung deplaziert war und im übrigen der Herr Stadtrat sich die Widerlegung sehr leicht gemacht habe, indem er einfach den Zeitraum seiner Erhebung selbst unigrenzte, ohne Rückficht auf die Zeitangabe der zu berichtigenden Behauprungen. Eine Anfrage der Stadtverordneten Abraham und Gen.(Soz.), ob der Magistrat Auskunft geben wolle über den Umfang der Diphth eritisepidemie in d e r z w e i t e n G e m e in d e« schule, Dorfstraße, und über die Maßnahmen zur Abwehr eines W e i t e r u m s i ch g r e i fe n s der Seuche, brachte die Majorität in Verlegenheit. Der Führer der scharfmacherisch gesinnten Richtung widersprach der Dringlichkeit, obwohl der Magistrat sich zur sofortigen Beantwortung bereit erklärte. Damit ist die An- gelegenheil für die Tagesordnung der nächsten Sitzung reserviert. Die Wahlen zu den Kommissionen und Ausschüssen verliefen den Vorschlägen des Wahlausschusses entsprechend. Unsere Partei- genossen sind, wie im Vorjahre, der Stärke der Fraktion gemäß, in allen Kommissionen und Ausschüssen vertreten. Bei der Wahl der KrankenhauStommiifion zeigle sich, daß der bürgerlicheBlock" nicht mehr ganz festgefügt ist. Die antisoziale Richtung hatte einen ausgesprochenen Gegner deS KrankenhausbaueS auf die VorichlagSliste gebracht. Die liberale Gruppe machte einen anderen Vorschlag, der auch die Majorität fand. Ein Vorspiel zu der Unstimmigkeit im bürgerlichen Lager gab es schon im Wahlausschuß. Hier versuchte man in rührender Harm- losigkeit den bisherigen Stadtverordneten-Stellvertreter mit Hilfe der Sozialdemokraten abzusägen. Die Ursache kann man sich denken. Der in Ungnade Gefallene hat schon mehrmals bekundet, daß er für die prononzierte Scharfmachersozialpoluit der Rechtsgruppe sich nicht erwärmen kann: ja einmal hat der Ver- weaene sogar sich als Freund einer gemäßigten Reform des Drei« klaffenwahlrechts bekannt. Das wird ihm nie verziehen werden. Da unsere Genossen im Wahlausschuß das Absägen deS Herrn ver- hinderten, hielten es seineFreunde" wohl für geraten, im Plenum auf einen neuen Versuch nach dieser Richtung zu verzichten. Eine Interpellation des gesamten Wahlausschusses ersuchte den Magistrat um Auskunft über seine Stellung zur Frage der Ein- führung des Bezirksvorstehersystems. Der Berichterstatter, Genosse Grauer, machte weiter auf das Institut der recherchierenden Stadt- verordneten aufmerksam. Der Magistrat sagte zu, die bereits in Borarbeit befindliche Materie bald zur Erledigung zu bringen und der Versammlung eine Vorlage zu machen. Die Neuorganisation der lechnischen Leitung der Gemeindewerke (GaS-, Wasser-, Elektrizitäts») wurde im Juni vorigen Jahres durch einen Antrag unserer Parteigenossen gesordert. Den Anlaß, die Frage von neuem ins Rollen zu bringen, gaben die schon des öfteren be« sprochenen Zustände im Elektrizitätswerk. Der Magistrat beantragte nunmehr: 1. Für die städtischen Werke wird die Stelle eine? ersten Direktors errichtet. Der bisherige Leiter der Werke erhält die Stelle eines zweiten Direktors, der dem ersten Direktor nach jeder Richtung hin unterstellt wird. Das Gehalt für den ersten Direktor wird aus 3000 M. steigend bis 10 000 Di. alle drei Jahre um 500 M. fest- gesetzt. Anrechnung früherer Dienstzeit nicht ausgeschlossen. 2. Die Anlagen und der Betrieb jedes einzelnen der drei Werke sollen alsbald ohne Hinzuziehung des neuen Direktors durch Sach- verständige untersucht und taxiert werden. 3. Zu letzterem Zweck werden 3800 M. gefordert. Die Herren der Majorität hatten sich dahin geeinigt, die heikle Frage in geheimer Sitzung zu behandeln. Sie beschlossen demgemäß, gegen die Stimmen unserer Genossen. Nach langer Debatte fand die Vorlage des Magistrats Annahme. Gummelsburg. Arbeiter-Bildungsschule Berlin . Heute abend wird im Lokale der Witwe Weigel. Türrschmidtstraße 45, der Unterricht, den Genosse Dr. Conrady über dieGeschichte des neunzehnten Jahrhunderts" im vorigen Quartal begonnen, fortgesetzt. Der Lehrstoff eines jeden Quartals ist für sich so abgeschlossen, daß auch neue Teilnehmer jederzeit eintreten können. Der Schulbeitrag von 1 M. loird auch in diesem Quartal für die Mitglieder des WahlvereinZ durch diese Organisation bezahlt werden. Es ist zu wünschen, daß die Beteiligung in diesem Quartal eine noch größere wird, als im vergangenen: Oder-Schönetveide. Gemcindcvertrrtcrsitzung. Die Einsicht, daß eS in Anbetracht der überaus traurigen Erlverbsverhältnisse nicht gut möglich sei, mit dem Einkominenfteucrzuicylag für das kommende ElatSjahr in die Höhe zu gehen, diktiert der Vertretung Beschlüsse, welche vordem von unseren Genoffen vergeblich beantragt ivurden. Es wurde beschlossen. nach Ablauf der Pachtverträge mit den Privatunternehmern den Wochenmarkt sowohl als die G e m e i n d e a b l a g e n in eigene Regie zu nehmen. Von unseren Genoffen wurde hierbei darauf hingewiesen, daß es nun aber auch unerläßlich sei. für die sanitären Verhältnisse aus dem Markte etwas mehr zu tun. Das jetzige Bestreben für den Privatmarkt, welcher außerdem noch betrieben wird alle möglichen Einrichrungen zu verlangen und für den eigenen Markt nichts zu tun wirke schikanös. Die Vorlage des GemcindevorstandeS betreffend stärkere Heranziehung der G e w e r b e st e u e r k l a s s e n I. II. III zeigte die Vertreter der großen Jndustriewerke als einseitige Jntereffengruppe. Es wurde gegen deren Stimmen beschloffen. diese Steuerklassen um 1U höher heranzuziehen. Bei der Vergebung von diversen Arbeiten für den Neubau der 4. Gemeindeschule kam es zu einer lebhasten Kontroverse zwischen dem Genossen Grnnow und dem Vertreter der ersten Klasse, Direktor Schweitzer. Genosse Grunow rügte die gänzlich unmotivierte Streichung eines Unternehmers aus der Liste derer, welche Arbeiten für die Gemeinde ausführen. Diese Maßnahme der Baukommission sei um so unverständlicher, als man die Vakanz mit einem Unter- nehmer ausfüllte, bei welchem mindestens alle» das zutrifft, waS für die Ablehnung des anderen maßgebend sein sollte. Herr Schweitzer glaubte mit großem Krafrauiwand unserem Genossen Parlamentarismen Takl lehren zu niüsien. leistete sich aber durch sein Auftreicn eine ganz dreiste Anrempelung, welche gebührend heimgezahlt wurde. Auch der Gemeindevorsteher glaubte die Baukommisiion in Schutz nehmen zu sollen. Für die höheren Mäscheinchullehrerinnen wurde der WohnunaSgeldzuschuß vou 400 aus 450 M. erhöht. Die Schaffung einer 5. Oberlehrerstelle für das Realgymnasium wurde gut- gebeißen. Für die Vorprüfung des Etats wurde eineKommiffion gewählt, welche sich aus der Rechnungskomimssion und den Schöffen zusammensetzt. Die Kosten der nach dem Meldesystem im Februar vorzunehmenden ArbeitSloienzählung werden be- willigt. Einem Eisbahnpächier werden 5 M. bewilligt, wohingegen die hiesigen Schulkinder gegen Bezahlung von 5 Pf. das Recht zur Benutzung der Eisbahn haben. Eine rege Debatte ennpann sich über den Antrag des Gemeindevorftandes, die Wohnungen um- ziehender Tuberkulosekranker zu desinfizieren und die Kosten auf die Gemeindekaffe zu übernehmen. ES stehen der Ausführung erhebliche Schwierigkeiten im Wege, welche einesteils dadurch behoben werden sollen, daß die DeS- infektion aus Antrag der in Beiracht kommenden Hausbesitzer vorgenommen werden soll. Genosse Grunow rügte, daß durch die jetzt bestehende Art der Desinfektion vielfach das Mo- biliar beschädigt würde. Dem Antrage wurde stattgegeben und 300 M. hierfür in den Etat eingestellt. Mitgeteilt wurde, daß die Gemeinde Alt- Glienicke ihre Schullasteneriatzansprüche zurückgezogen hat. Für die Einrichtung eines NachtfernsprechbetriebeS werden von der Postbebörde 957 Mark anteilige Garantiekosten gefordert. ES wird dem stattgegeben. Die von der Regierung geplante Neu- regelung der Servisbe.�Lge würde den Ort in die Klaffe B bringen, was für die in Frage kommenden Beamten eine wesentliche Auf­besserung bedeuten würde. Schmargendorf . Der Achtuhrladenschluß wird nun auch am hiefigen Orte bald zur Einführung gelangen. Eine vom Zentralverband der Handlungs- gehilsen und Gehilfinnen Deutschlands veranstaltete Unlerichnsten- lammlung ergab ein günstiges Resultat. Von 71 vorhandenen Geschäststnhobetn haben sich 53 für den Achtuhrladenschlutz etllärt, so daß die erforderliche Zweidrittelmehrheit überschritten ist. Der Antrag ist nunmehr dem Regierungspräsidenten zugestellt worden und dürste in nächster Zeit eine entsprechende Verordnung seitens des letzteren zu erwarten sein. Scheukendorf bei Köuigs-Wusterhausen. Dreißig neue Streiter hat, wie auS dem Bericht des Vor- standes in dir letzten Generalversammlung hervorgeht, im ver- gangenen Jahre der hiesige Wahlverein gewonnen. Dadurch kann die Agitation für die Partei in regerer Weise als bisher in An- griff genommen werden. Die in der Generalversammlung vor- genommene Neuwahl des Vorstandes ergab folgendes Resultat: 1. Vorsitzender: Paul Simolke, 2. Vorsitzende: Frau Fischer, Kas- sierer: Wilhelm Krüger, Revisoren: Klase, Kar! Schulz und Gustav Neumann, Lokalkommission: Albert Marunde und Fritz Barkowsti, Bibliothekar: Hermann Görsch. Spandau . Der Belebung der Agitation für die Partei sowie der Pflege de? geselligen Verkehrs der Genossinnen und Genossen unter- einander dienen die neuerdings vom Vorstand des Wahlvereins ver- anstalteten Sonntagsversammlun�en. Daß diese Veranstaltungen einem Bedürfnis entsprechen, bewies die am Sonntag im Lokal von Köpenick , Pichelsdorfer Straße 39, abgehaltene Volksversammlung, in der die Genossin Lungwitz-Berlin überDie Frau in der Gegen- wart" referierte. Es wird erwartet, daß die Bemühungen des Vorstandes, durch diese Veranstaltungen dem obenbczeichneten Zwecke zu dienen, in den Kreisen der Genossinnen und Genossen die weitgehendste Unterstützung finden. Sencdts- Leitung. Ei» Rechtsanwalt wegen Unterschlagung verurteilt. Der Rechtsanwalt und Notar Bauer auS Oberhausen hatte sich im August selbst dem Untersuchungsrichter gestellt. Bauer war eine bekannte und sehr beliebte Persönlichkeit, den man einer strafwidrigen Handlung um so weniger für fähig hielt, als er eine ziemlich be» deutende Klientel hatte. In der vorgestrigen Verhandlung in DuiS- bürg erzählte der Angeklagte die Geschichte eines von Ansang an vom Unglück verfolgten Lebens. Er hatte seine Rechts- anwaltschastSpraxis bereits mit einer Schuldenlast von seiner Studien- zeit her übernommen. Nach seiner Verheiratung mit einem mittellosen Mädchen hielten die Einnahmen mit den Ausgaben nicht gleichen Schritt, zumal die Frau andauernd kränklich war und schließlich ver- starb. Um den Haushalt bestreiten zu können, nahm der Angeklagte Geld bei Wucherern auf. die ihm 200 und mehr Prozent abforderten. Schließlich ist er auch noch ein Opfer des bekannten Schwindlers Terlinden geworden, für den er Bürgschaft in Höhe von etwa 40000 M. übernommen hatte. Um dem Drängen seiner Gläubiger nachkommen zu können, ließ sich der Angeklagte verleiten, ihm in seiner Eigenschaft als Notar anvertraute Gelder zu unterschlagen, insgesamt etwa 15 000 M. In der Beweisausnahme wurde festgestellt, daß der Angeklagte nur wenig für sich selbst ver- braucht und das unterschlagene Geld zur Deckung seiner Schulden verwandt hatte. Seine Praxis war durch seine Krankheit so weit herunter gegangen, daß er die letzten Tage vor seiner Selbst- gestellung nichts mehr zu essen hatte. Der Staatsanwalt beantragte mit Rücksicht aus die Schädigung deS Rechtsempfindens des Volkes eine Gefängnisstrafe von einem Jahre und Ab- erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre. Das Gericht erkannte auf zehn Monate Ge- fängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft, beließ dem Angeklagten aber die Ehrenrechte. Auch wurde die Haftentlassung angeordnet. Wegen 60 Pf. hat sich der Eisenbahnschaffner Wilhelm Rappenhöner Stellung und Freiheit verscherzt. Das Landgericht Bonn hat ihn am 19. September v. I. wegen Unterschlagung und Betruges zu drei Monaten und einer Woche Gefängnis verurteilt. Am 21. Februar 1903 begleitete er in amilicher Stellung einen Zug von Siegburg ans. Eine Fahrkarte im Werte von 60 Pf., die ein Reisender ihm übergab, lochte er nicht. Späler gab er sie einem anderen Reisenden, der noch keine hatte und ließ sich den Betrag dafür aushändigen. Er spiegelte dein Reisenden damit vor, es sei eine echte Karte»nd schädigte ihn um 60 Ps.. da er nachher eine neue Karte lösen mußte. Die Revision des Angeklagten wurde am Dienstag vom Reichs- gerichl als unbegründet verworfen. Vermilektes. Ein vulkanischer Ausbruch. Wie eine Meldung auS Manila besagt, wurde durch einen Ausbruch des in der Provinz TayabaS im Südwesten von Luzon gelegenen Vulkans LagnaS in der dortigen Gegend großer Schaden angerichtet. Die Ernte wurde vernichtet. Die Landstraßen find unwegsam geworden. Der Ausbruch des Vulkans war von unterirdischem Rollen angekündigt worden, so daß sich die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen vermochte. Verluste an Menschenleben werden nichl gemeldet. Bon der Lawine verschüttet. Aus Waidring (Tirol) wird hier» über vom gestrigen Tage gemeldet: Heute vormittag wurde« hier