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Nr. 19. 26. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 23. Januar 1909.

191. Gikung, Freitag, den 22. Januar, 1 Uhr. Am Bundesratstisch: v. Bethmann- Hollweg . Auf der Tagesordnung steht die

bei seiner Anfrage unter allen Gewerkschaften nur die deutschen liberalen.) Fälle systematischer Beschränkung des neuen verstanden und es für selbstverständlich erachtet, daß die aus pol- Vereinsgesetzes sind nicht vorgebracht. Was die Herren Inter­nischen Mitgliedern bestehenden Gewerkschaften von der Vergünsti- pellanten vorführten, ist gewogen und zu leicht befunden worden. gung ausgeschlossen seien; dasselbe sei auch der Fall gewesen, als( Bravo ! bei den Nationalliberalen, Lachen bei den Sozialdemo­er den Kommentar schrieb.( Lachen im Zentrum und bei den kraten.) Sozialdemokraten.) Darauf hat die Frankfurter Zeitung " geant- Abg. Müller- Meiningen ( frs. Bp.): Auch wir sind dankbar wortet: Wenn Herr Müller- Meiningen gewußt hat, was die Er- für die Einbringung der Interpellationen, die uns Gelegenheit Besprechung der Interpellationen der Sozialdemokraten und der Klärung des Staatssekretärs bedeuten sollte, dann hätte er jene gibt, unfere Stellung zu der Handhabung des Vereinsgesetzes Polen betreffend die Anwendung des Reichsvereinsgefezes. wichtige Stelle seines Kommentars anders fassen müssen; denn darzulegen. Schon bei der Kritik in der zweiten Beratung des Inzwischen ist ein Um­Abg. Roeren( 3.): Nach der Schilderung des Staatssekretärs dem Leser kommt es nicht darauf an, was Herr Müller- Meiningen Gesetzes wurde maßlos übertrieben. steht der Westen Preußens eigentlich unter der Herrschaft pol- sich dabei dachte, sondern was er fchrieb( Lebhaftes Sehr richtig!), schwung der öffentlichen Meinung eingetreten gerade da, wo man nischer Vereine. Das geschilderte Wirken dieser Vereine ist nur und der Leser kann nicht wissen, daß die ganze Gewerkschafts- glaubte, durch das Gefeh etwas zu verlieren.( Bachen im Zentrum cine Folge der hafatistischen Drangsalierung der Polen im Osten. bewegung nicht die ganze ist."( peiterkeit im Zentrum und bei und bei den Sozialdemokraten.) Oder können Herr Hildenbrand, ( Lebhaftes Sehr richtig! im Zentrum und bei den Sozialdemo- den Sozialdemokraten.) Wenn übrigens die Oeffentlichkeit Herr Gröber, Herr Frank Slagen über die Anwendung des Ge­traten.) Uebrigens werden die Polen zur Ausnutzung der gewerk- für so schwerwiegend erachtet wird, daß sogar der Gebrauch der fezes vorbringen? Herrn Jund rief Ledebour zu: Daß das Gesetz Muttersprache in der Oeffentlichkeit ausgeschlossen wird, so hätte Vorteile bringt, haben wir nie geleugnet.( Ledebour: Sehr schaftlichen Organisationen zu politischen Zwecken geradezu ge der Gesetzgeber klar zum Ausdruck bringen müssen, wann Deffent- fleine!) Bei der Beratung des Gesetzes klang es anders, da hieß 3 wungen, weil ihnen die Bildung politischer Vereine äußerst erschwert wird.( Sehr richtig!) Keineswegs aber kann hieraus auf lichkeit vorliegt.( Buftimmung im Zentrum.) Uebrigens wird der es: Wolfsverrat, Bubenstreich der freisinnigen Blockbrüder, Gaune Gebrauch der polnischen Sprache auch dem Gesez zuwider rei.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Daß das Geset eine großpolnische, auf die Lostrennung der Polen vom Reich ge= richtete Bewegung geschlossen werden. Aber selbst wenn dies zu beutsche Bevölkerung zählt! Das Gefeß verlangt für diesen Fall und Beus mitteilen müssen. Eduard Bernstein sagt mit Recht richtete Bewegung geschlossen werden. Aber selbst wenn dies zu 3. B. im Landkreise Ratibor berboten, der noch nicht 10 Proz. auch Vorteile gebracht hat, haben Ihnen erst Edmund Fischer träfe, könnte das vielleicht zu einer Ausnahmebestimmung gegen die Polen führen, ändert aber nichts daran, daß das bestehende eine deutsche Bevölkerung von mindestens 40 Proz.( Hört! hört im von der radikalen Sozialdemokratie, daß sie alle Reformen weg­Gejet grundsätzlich den Polen die Bildung von Gewerkschaften Bentrum und bei den Sozialdemokraten.) Aber die hier vorge- leugnet, alle reaktionären Maßnahmen mit Jubel begrüßt.( Schr nicht berbietet. Ueberhaupt hat der Staatssekretär bersucht, den brachten Klagen werden vielleicht für eine kurze Zeit den ärgften richtig! bei den Freisinnigen. Lachen bei den Sozialdemokraten.) Aus meinem Kommentar Kernpunkt der Frage zu verschieben. Es handelt sich darum, ob Uebelständen abhelfen, dauernde Abhilfe jedoch kann nur durch die Erklärung, die der Staatssekretär bei der Beratung des eine Abänderung des Gesetzes erfolgen.( Lebhaftes reißt Herr Roeren willkürlich Säße heraus.( Lachen bei den Sprachenparagraphen abgegeben hat, sich auch auf die polnischen Bravo! im Zentrum.) Sozialdemokraten und im Zentrum.) Die angezogenen Stellen Abg. Gans Edler zu Puttlig( tons.): Die Beschwerden der sind nur in Zusammenhang mit unseren Anfragen bei der Be­Gewerkschaften bezieht. Im Dezember hat der Staatssekretär seine Erklärung dahin deflariert, daß sie sich auf die polnischen Interpellanien richten sich eigentlich mehr gegen das Gefes als ratung des Vereinsgesetzes zu verstehen. Jeder, der die Plenar­Organisationen nicht bezieht. Die Interpellanten behaupten, gegen die Handhabung. Wenn die Herren abgewartet hätten, bis und Kommissionsberatungen kennt, muß wissen, daß die Frage des daß diese Erklärung im Widerspruch mit dem Sinn und Borilaut die gegen die Handhabung eingelegten Beschwerden erledigt waren, Kollegen Graef und meine Zusabfrage sich nicht auf die polnischen der bei der Beratung des Gesetzes abgegebenen Erklärung steht. hätten sie sich die Interpellation ersparen können.( Sehr richtig! Gewerkschaften bezogen. Die langen Ausführungen des Herrn Der Herr Staatssekretär ist bei seinen Erklärungen Que hätten ja gar feinen Sinn gehabt, wenn er nicht gewußt hätte, ( Sehr richtig! im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.)

rechts.)

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Berufsvereine angewendet werden.

Das Gesetz hat bei seiner Ausführung zu Maßnahmen geführt, durchaus korrekt und loyal vorgegangen.( Sehr richtig! rechts.) daß die polnischen Gewerkschaften eben nicht von dem Sprachen­die bei der Beratung für ausgeschlossen gehalten wurden. Die Im übrigen finde ich es geradezu überraschend, wie verhältnis paragraphen ausgenommen werden sollten. Wir wollten ur­Echuld daran haben aber nicht die ausführenden Beamten, sondern mäßig wenig Mißgriffe von den unteren Behörden vorgekommen sprünglich die ganze Gewerkschaftsbewegung ausnehmen, das bas Geſeß mit ſeinen Mängeln und güden, und die Berant- find! Die Vorwürfe gegen die aufsichtsführenden Bescheiterte aber an dem Widerstreben und dem unbedingten Nein wortung tragen die, welche das Gesez votiert haben, obwohl deut- so lange darüber verhandelt wird, ist für mich nicht ohne Beden- des Staatssekretärs, daß die gesamte deutsche Gewerkschafts­hörden find vollends unberechtigt.( Bravo ! rechts.) Daß hier des Staatssekretärs. Wir wünschten eine generelle Verfügung lich auf diese Mängel und Lüden hingewiesen worden ist.( Sehr tung für die Beurteilung der Anträge auf Erweiterung des Inter- bewegung von der Anwendung des Sprachenparagraphen ausge­richtig! im Zentrum.) Troßdem muß Widerspruch dagegen er- pellationsrechts! Man hätte die Beit beffer für wichtigere Sachen nommen werden soll. Den christlichen, den Hirsch- Dunckerschen, hoben werden, daß jetzt behauptet wird, die Erklärung des Staats- als für diese verfrühte Interpellation benutzen können.( Bravo ! auch den freien oder sozialdemokratischen Gewerkschaften muß die fekretärs habe sich auf die aus polnischen Mitgliedern bestehenden rechts.) Gewerkschaften nicht bezogen. Wollte er die polnischen Gewerk­Möglichkeit gewährt werden, mit ihren polnischen Arbeitskollegen Abg. Dr. Jund( natl.): Jch teile das Bedauern des Herrn in ihrer Sprache zu verkehren. Ein generelles Verbot der An­schaften generell ausgeschlossen wissen, so hätte er das ausdrücklich Vorredners nicht, sondern bedaure nur, daß unsere Geschäfts- wendung der polnischen Sprache seitens der polnischen Berufs­erklären müssen.( Lebhaftes Sehr richtig!) Als er auf die Anfrage ordnung noch nicht soweit ausgebaut ist, daß wir bei dieser Ge- vereine in Rheinland- Westfalen wünschen wir auch nicht. Das des Abg. Gräf eine etwas verklausulierte Erklärung abgab, die auf legenheit dem Manne ein Vertrauensvotum ausstellen fönnen, steht aber nach den Ausführungen des Staatssekretärs( er hätte die christlichsozialen Gewerkschaften allein bezogen werden konnte, der es verdient.( Bravo ! bei den Nationalliberalen.) Bedenklich fie früher machen sollen, dann wären die Verhandlungen vom fagte Herr Müller- Meiningen:" Wir wollen, daß alle Arbeiterorga- ist es, wenn alle sozialpolitischen Maßnahmen einfach als po- vorigen Frühjahr stark abgekürzt worden. Sehr richtig! beim nisationen von diesen Beschränkungen frei bleiben, die Hirsch litische angesehen werden.( Buruf: Na also! bei den Polen .) Block) völlig fest, daß die polnischen Berufsvereine als Kulisse Dunderschen und alle anderen Arbeiterorganisationen auch."( ört! In dubio( im Zweifel) follte man hier immer zugunsten der Ge- für nationalpolnische politische Bestrebungen benutzt werden. hört! im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Also alle ohne werkschaften entscheiden. Für die polnischen Berufsvereine treffen Der§ 12, der Sprachenparagraph, muß also auf die polnischen Ausnahme, und ohne daß loyale oder politische Bestrebungen eine diese Rücksichten aber nicht zu, nachdem gestern geradezu eine Stolle spielen, sollten nach dem Wunsche des Herrn Müller- Mei- Fülle von Material zum Beweise dafür erbracht worden ist, daß ningen von dem Sprachenparagraphen ausgenommen werden. Diese Berufsvereine weniger wirtschaftliche als national- polnische Hört! hört! beim Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Wir Wenn der Herr Staatssekretär darauf antwortete: Aus den Aus- Biele verfolgen. Mit der Anwendung des Sprachenparagraphen Liberalen wären Dummtöpfe gewesen, wenn wir das Gesch an führungen des Abg. Müller- Meiningen entnehme ich, daß ich dahin auf die polnischen Berufsvereine sind meine Freunde daher ein- der Klippe des Sprachenparagraphen hätten scheitern lassen! misverstanden bin, als ob ich nur die christliche gewerk verstanden. Alle Voraussagungen über die Verschlechterung( Großer Beifall beim Blod.) Die polnischen Staatsbürger sollen schaftliche Bewegung gemeint habe. Ich lege Wert darauf, daß sich der Bustände in Süddeutschland haben sich als falsche erwiesen. fich ihrer Pflichten gegen das deutsche Vaterland bewußt sein. fein Irrtum feftfekt und stelle ausdrücklich fest, daß sich meine Be In Heffen und Württenberg ist die Praris eine genau so freie wie( Lebhafter Beifall bei den Hakatisten.) Ueber die loyale Aus­merkung keineswegs auf die christlichsozialen Arbeiterorganisationen früher. Daß in Preußen und Sachsen Mißgriffe vorgekommen führung des Gesetzes werden auch wir wachen. Auch nach der beschränkt hat", und wenn Herr Müller- Meiningen sich bei dieser Er- find, ist nicht wunderbar, nachdem es die dortige Polizei Jahrzehnte Rede des Fürsten Bülow im Abgeordnetenhause halten wir an flärung beruhigt, so gehört doch geradezu ein logischer Saltomortale lang für ihre besondere Aufgabe gehalten hat, sich auf dem se- unferem Rechte der Kritit feft. dazu, zu schließen, die Zusage beziehe sich folglich nicht auf die aus biet des Vereins- und Versammlungsrechts zu betätigen. Dazz Die gestrigen Ausführungen des Kollegen Bethmann- Hollweg polnischen Mitgliedern zusammengesetzten Gewerkschaften! Deshalb troßdem nur( canze 100 Fälle in Preußen aufammengefegt( Schallende Seiterkeit. Zuruf bei den Sozialdemokraten: Sind ist mir die neuliche Erklärung des Abg. Wiemer, daß er schon das sind, beweist, wie außerordentlich gering Thr Material ist.( Lachen Sie schon so weit? Erneute stürmische Seiterkeit) ich wollte mals die Erklärung des Staatssekretärs in dem einschränkenden bei den Polen .) Wenn Sie noch mehr Fälle haben, dann heraus fagen, des Staatsfetretärs Bethmann- Hollweg beweisen Sinne aufgefaßt habe, völlig unverständlich, um so mehr, als auch mit Ihrem Fledermisch, damit wir darauf antworten können. In seine völlige Loyalität. Auch mein Freund Payer( Buruf: von Herr Müller- Meiningen in seinem Kommentar zu dem Sprachen Sachsen haben die Sozialdemokraten sogar ihre Parteigenossen Paher! Heiterkeit) hat bereits vorher ausgeführt, daß er durchaus paragraph sagt: Aus dieser Antwort geht hervor, daß die ganze besonders auf die Vorteile des neuen Gefeßes hingewiesen. Hört! von dieser Loyalität überzeugt ist. Immerhin bedauern auch wir gewerkschaftliche Bereinigung, gleichviel welcher politischen Richtung hört! bei den Nationalliberalen.) Daß Mißgriffe burgekommen gewisse Mängel und Mißgriffe bei der Ausführung des Gesetzes. fie angehört, gleichmäßig behandelt werden soll."( Hört! hört!) find, geben wir zu.( Buruf bei den Sozialdemokraten: Das ist Die Instruktion der preußischen Regierung sollte dem Publikum Nicht nur mir, sondern auch Herrn Müller- Meiningen nahe- genug!) Es fragt sich nur, ob die Mißgriffe eine Interpellation zugänglich gemacht werden, damit es weiß, welche Rechte es gegen= stehenden Kreisen ist seine Stellung unverständlich. Die Frank rechtfertigen, oder ob man nicht die Interpellanten auf die Ein- über der Polizei hat. Die Zeitungen, die als Publikationsorgane furter Beitung" schrieb, seine Stellungnahme zu§ 12 sei ein legung der Beschwerde im Instanzenzuge verweisen muß.( Sehr dienen, müßten gezwungen sein, Anzeigen der Versammlungen Rätsel. Darauf schrieb Herr Müller- Meiningen der Frant- richtig! bei den Nationalliberalen.) Gine Legaldefinition des Be- aller Parteien aufzunehmen. furter Zeitung" einen Brief, welcher die Sache noch rätsel- griffes der öffentlichen" Versammlung hätte auch nichts genüßt. Eine Definition des Begriffs öffentliche Versammlung" in hafter macht. Er erklärt nämlich, er habe schon bei Abgabe der Es wären dann ebenso viel Beschwerden gegen zu buchstäbliche den Gefeßestert aufzunehmen, wie Herr Roeren und die Sozial­Erklärung ihre einschränkende Bedeutung erkannt und habe auch Auslegung der Gesebe gekommen.( Sehr richtig! bei den National- demokraten es verlangen, war unmöglich. Wir versprechen uns geniale Entdecker hat in seiner Bragis bemerkt, daß die Neu- in Kleists altberühmtem Prinzen bon Homburg". Bei raftbeniker, die erotisch Entarteten usw. feige sind und die Gewalt Kleist beruht die Schuld des Offiziers in einem Verstoße gegen verabscheuen. Daraus zieht er mit glänzender Logik den Schluß, die Disziplin, der jedoch zu dem Sieg des preußischen Heeres daß Die Erdbebenzeitung. Der italienische Abgeordnete Micheli, der bag die Gegner des Strieges und des Militarismus Neurasthenifer, mit beiträgt. In der schließlichen Bereitschaft des Prinzen, das Die Erdbebenzeitung. Der italienische Abgeordnete Micheli, der erotisch abnormal oder fo etwas Aehnliches find, jedenfalls Todesurteil des Kriegsherrn als innerlich gerechtfertigt anzuerkennen, nach der Erdbebentatastrophe in Sizilien und Kalabrien durch feine Strante, Defadente, Ausschuß der Menschheit. Und damit den triumphiert am Ende nur das rein formale, durch die soldatische Drganisationstätigkeit sich hervortat, hat für die leberlebenden von Zuhörern nicht der geringste Zweifel an der durchschlagenden Kraft Dreffur gezüchtete Gefühl der Disziplin. Das Drama wäre schlecht­Meffina auch eine Beitung ins Leben gerufen. Das Blättchen heißt diefer Argumentation bleibe, führte er in Projektionen verschiedene hin unerträglich, wenn nicht zum Schlusse dennoch die Begnadigung Ordini e notizie" und erscheint seit dem 10. Januar; es wird von Typen von Antimilitaristen" vor: einen Eunuchen, einen Mufchif u. a. täme. Ganz anders ist das Schuldbewußtsein in Marc- Arron, dem fran Soldaten gedruckt und bestand in den ersten Tagen nur aus einem Der Redner fcheint, nach den Berichten der bürgerlichen Preise, fein göfifchen Revolutionsoffizier von Michaelis' Schauspiel. Er dient einzigen Blatt Papier , das überdies nur auf einer Seite bedruckt Publikum vollständig überzeugt zu haben. Er hatte allerdings dabei nicht einem Herrn, fondern einer großen Sache, an der fein Herz war. Die Zeitung wird in der primitivsten Weise hergestellt, die das Glück, daß lauter ausgewachsene Batrioten und fein Gymnafiaft mit allen Faiern hängt. Was er getan, das spiegelt sich in feinem Buchstaben des Sazzes find so groß wie Schachteln. Siz der Ne anwesend war. Denn diefer wäre refolut aufgeftanden und hätte Bewußtsein nicht so sehr als Ungehorsam gegen die erteilte Order, daktion ist eine Baracke, Nummer 5 der Abteilung Baracken der dem Herrn Doftor gefagt:" Ihre Schlußfolgerung ist falsch und ich denn als unbegreiflicher Verrat an jener Sache, dem besten Teile Sparkasse von Barma" auf dem San Martino- Blaze. Die Zeitung würde durchs Examen raffeln, wenn ich sie anwendete. Alle seiner selbst, und so ist auch sein Entschluß zur Sühne ungleich bringt die offiziellen Bekanntmachungen des Generals Mazza, die Mit Menschen sind sterblich, aber darum ist nicht alles Sterbliche ein zwingender begründet. Etwas vom Heroismus jener Zeiten, ein In­teilungen der Zentralbehörde und die Kundgebungen von Lokalbehörden, Mensch, fagt unser Lehrer. Wenn alle Neurasthenifer usw. Gegner holt jenseits aller äußeren Disziplin drückt sich in der Gesinnung, die ihre Tätigkeit wieder aufgenommen haben. Von der am der Gewalt sind, so find darum noch nicht alle Friedlichen Neu- in der er sein Schicksal aufnimmt, aus. Und als die Kraft erlahmen 14. Januar erschienenen 3. Nummer ab ist auch die Reklame wieder rafthenifer usw. Und dann, Herr Doktor, ist Feigheit und will, entzündet sie sich neu am Heldenfinn des geliebten Weibes, in ihre Rechte getreten. Und was für eine merkwürdige Reflame! Antimilitarismus noch zweierlei. Wenn ein Proletarier feinen für die er alles hingab. Zwei glückliche Befiger von Biegen teilen mit, daß fie zum Rugen in die Uniform geſtedten Stameraden fagt, daß fie befieres zu tun

Kleines feuilleton.

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Theater.

des Publikums einen besonderen Verkauf von frischer Milch eröffnet haben, als auf Demonstranten einzuhauen, und wenn er dabei Der Schauplatz ist ein französisches Schloß nahe der Grenze im haben und zu größerer Bequemlichkeit der Kundschaft ihre Ziegen- bewußt Gefängnis riskiert, so ist er noch nicht feige. Auch ist er Frühjahr 1793. Die Herrin feiert im Striege ihre Vermählung mit herden durch die Stadt führen. Die Ziegen würden jeden Morgen vielleicht weit weniger Neurastheniter als mancher, der den Soldaten dem zurückgekehrten Jugendgespielen, einem Emigranten und Offizier auf dem San Martino- Plage zu finden fein; Preis der Milch: die Pflicht auferlegen will, auf Vater und Mutter zu schießen. Was der Juvafionsarmee. Revolutionäre Truppen umzingeln das Haus, 50 Centesimi( 40 Pfennig); die Milch ist also etwas teurer als in endlich die erotisch anders Gearteten anlangt, so find wir ja in der junge Gatte wird ergriffen und als Feind des Vaterlandes zum normalen Zeiten; fie wird wahrscheinlich noch billiger werden, unserer Klasse in der sexuellen Aufklärung eigentlich noch nicht so Tode verurteilt. Nur die Hochzeitsnacht soll ihm auf Fürsprache Marc­wenn der amerikanische Dampfer" Jalinois" mit seinen un- weit, aber ich habe trotzdem von solchen gehört, die aber schon sehr Arrons noch vergönnt sein. Kläglich bricht der junge Fant, den die Marquise entgeltlich zu verteilenden Fässern konservierter frischer Milch Militaristen waren." über, wie gefagt, es war fein Gymnasiast da, fich als Mufterbild der Tapferkeit geträumt hatte, zusammen. Machtlos eingetroffen ist. Etwas melancholisch flingt die Annonce und so gilt Herr Berillon als unangefochtener Entdecker der prallen die anfeuernden Worte an ihm ab, ihre Liebe erlischt und eines armen Barbiers, der sich an seine geehrte Kundschaft von Hysterie des Antimilita.isten". Wenigstens so lange, bis einer nur das Mitleid bleibt noch. Sie will den Armen befreien und ver­früher" sowie an die Herren Militärs und an die anwesenden feiner Kollegen nachweist, daß er an der Syfterie des Entdeckers" lockt Marc- Arron, in dem ihr Anblick eine wahnsinnige Leidenschaft Fremden" wendet, um fundzutun, daß er wieder seinen Rasierfalon leidet. entfacht, ihr dazu zu verhelfen. Er weiß, daß darauf der Tod steht, auf der San Martino- Straße" eröffnet hat. Er birgt für aufmerks weiß, daß er sich der Strafe nicht wird entziehen können oder fame Bedienung und erklärt, daß er die gewöhnlichen Breife" wollen, und dennoch tut er, was sie erbittet, in einem unbezähm­nimmt. Ein ambulanter Gemüsehandel wird in folgender Weise an- Sebbel Theater: Revolutions hochzeit, Schaubaren Drange, sich ihre Gunst zu erringen. Sein gefaßter gekündigt: Jeden Tag ziehen die Gebrüder Calabro von Sante fpiel von Sophus Michaelis . Es war ein ungewöhnlicher, Mannesstolz und feine Kühnheit gewinnen sie wirklich. durch die Stadt und verkaufen zu durchaus mäßigen Preisen Fenchel, aber vollauf verdienter Erfolg, der dem Werke des jungen, dem Der Schlußaft spielt am nächsten Morgen. Marc- Arron Rettig, Blumenkohl und verschiedene andere Gemüsearten." Es deutschen Publikum bisher noch unbekannten dänischen Autors zuteil ist bon der Seite der Schlafenden hintveggeschlichen, empfehlen sich ferner: eine öffentliche Baschanstalt, eine Speisewirt- wurde. Die beiden ersten Afte interessierten, ließen es jedoch noch furchtbar schüttelt ihn nach den kurzen Stunden des Glückes das schaft und eine Volksküche. Das kleine Zeitungsblättchen offenbart unentschieden, ob nicht die Kunst des Dichters fich in dem Aufspüren Todesgrauen. Aber wie sie zu ihm ins Zimmer tritt, ein feliges iebenfalls, daß aus den Ruinen neues Leben sprießt. feltsamer Situationen, im Spiele mit unfontrollierbaren piychologi- Lächeln schrankenloser Hingabe und Bewunderung auf den Lippen, schen Möglichkeiten etwa erschöpfe. Man wurde gespannt, doch erflattern die Spufgestalten seines Hirnes in die leere Luft. Wie Antimilitarismus eine Krankheit. In einem franzöfifchen nicht bezwungen. Aber dann führte der Weg, der bis die beiden, Seele in Seele verschlungen, im Zwiegespräch fich wechsel­Schwant, der auch auf deutschen Bühnen viel gespielt worden ist. dahin fein Ziel erkennen ließ, in raschem Aufstiege feitig steigern und wie aus diesem Flammenbad sein revolutionärer fommt die wißig erfundene Figur eines Regimentsarztes vor, der zu stolzen stolzen Höhen, die verstreuten Klänge flossen zu Enthusiasmus sich freudiger, siegestrunkener wie je zuvor erhebt, eine neue Strankheit gefunden hat: die ysterie des Sol einem machtvoll wogenden Hymnus zufammen. Ein gläubiger darin liegt das Eigenfte der Dichtung. Den Bardon, der ihm von daten, die er in verschiedenen Formen auftreten sieht, als Jugendidealismus, der in der modernen Dramatit faon völlig aus- feinem Obersten angeboten wird, weist er zurück und stellt sich, Syfterie des Gemeinen, des Unteroffiziers, des Wachtmeisters usw. gestorben schien, erhob hier feine Stimme, nach so langer Zeit wieder Feuer fommandierend, vor die Gewehre der Soldaten. Die präch Diesem Geschöpf heiterer Phantasie hat nun die Wirklichkeit cin einen Helden zu feiern. Und dieses Heldentum eines zum Tode tige Darstellung der beiden Hauptgestalten durch Friedrich Kay Bler Gegenbild geschaffen in einem Pariser Jrrenarzte, der dieser Tage Verurteilten, der im Bewußtsein, den Tod durch sein Handeln ver- und Jda Roland erreichte, Schritt haltend mit dem Geist des mit bitterem Ernst einen Vortrag über den Antimilitarismus bient zu haben, jede Furcht überwindet und sich freiwillig dem Dramas, gleichfalls in jenen fegten Szenen ihren Höhepunkt. als Frsinn gehalten hat. Doftor Berillon- so heißt der harten Gefeße unterwirft, wirkt hier um vieles überzeugender als

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