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1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 70.

Parlamentsberichte.

Deutscher Reichstag .

Donnerstag, den 23. März 1893.

10. Jahrg.

Millionen betrogen worden sei, fowie, daß ich in der Lage wäre, ich feine Zeit hatte, das Material zu beschaffen, weil ich es nicht nach den Osterferien den Beweis zu erbringen. Ich kann bei in meiner Wohnung habe. Und da fommt der Vorredner mit den Verhältnissen, in denen ich lebe, Attenstücke dieser Art der großen sittlichen Entrüftung! Wenn von fittlicher Entrüstung 73. Gigung vom 22. März 1893, Mittags 1 Uhr. 24 Stunden lang nicht im Hause haben. In der Kommission die Rede ist, dann liegt dieselbe ganz und gar auf meiner Seite. habe ich sämmtliche Namen und Wohnungen der Personen, wo Ich kann dies nur als eine vorläufige Erledigung der Sache an­Am Bundesrathstische: Graf v. Caprivi, v. Bötticher, die Atten lagern, mitgetheilt. Da ich troßdem feinen Aufschub sehen und hoffe, daß es mir noch gestattet sein wird, thatsächlich v. Malzahn, Miquel, v. Marschall , und andere. erhalten fonnte und die Kommission abgelehnt hat, sich in Per- den weiteren Beweis zu führen. Ich erwarte von dem hohen Die Tribünen sind überfüllt. manenz zu erklären( Heiterkeit), bis ich die Aftenstücke vorlegen Hause, daß heute nicht das letzte Wort gesprochen ist. Herr Vor der Tagesordnung bemerkt Präsident v. Levezzow, daß fann, da also über mich hier gerichtet wird troß diefer meiner Richter hat mir vorgeworfen, daß ich bestraft bin. Ich habe für in den gestrigen Ausführungen des Abg. Ahlwardt ein so un- Erklärung, so ist mir die Möglichkeit abgeschnitten, was ich be- meine Behauptungen die Beweise vorgebracht.( Gelächter.) Es zweideutiger Vorwurf des Vaterlandsverraths gegen Mitglieder hauptete, in allernächster Zeit zu beweisen. Es handelt sich doch ist aber die Welt schon so torrumpirt von den Juden, daß des Hauses enthalten war, daß diese Handlungsweise nicht scharf nicht um leichte Sachen. In den Aften liegt ein riginalbrief niemand, der gegen die Juden fämpft, zu seinem Rechte fommt. genug gerügt werden fönne. Die übrigen Ausführungen seien des Präsidenten eines Senatsgerichtshofs eines auswärtigen( Gelächter.) so verhüllt und verschleiert gewesen, daß eine Beleidigung eines Staates, der sich bei einem hervorragenden deutschen Staats­Mitgliedes der Reichsregierung oder einer Einzelregierung daraus bürger für die deutsche Geldbewegung bedankt. nicht ohne weiteres erkannt werden könne.

Die Rechnungen der Kasse der Ober- Rechnungstammer für 1889/90 und die Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen des Reichs für 1891/92 werden ohne Debatte in zweiter Be­rathung erledigt.

In der Fortsetzung der dritten Berathung des Etats nimmt nach einer Aufforderung des Abg. Richter das Wort Abg. Ahlwardt: Ich habe, damit die Angelegenheit, zu der ich provozirt worden bin, einmal in Fluß fommt, denjenigen Theil der Akten, welcher mir zur Hand ist, mitgebracht, und lege fie hier auf den Tisch nieder, mit der einen Bitte, mir noch einmal die Durchsicht zu gestatten, da ich das Ganze zu einem einfachen Vortrage benutzen möchte( Rufe links: Vorlesen!). Das Vorlesen hat ja gar keinen Zweck.

Abg. Graf Ballestrem( 3.): Ich beantrage, die Sigung auf eine Stunde zu vertagen und den Senioren- Konvent zusammen­treten zu lassen zur Prüfung dieser Aften, dann in der neuen Sigung Bericht über diese Aften erstatten zu lassen.

Abg. Richter: Ich trete diesem Antrag bei, sehe aber keine Veranlassung, die Sigung des Hauses deswegen zu vertagen. Protestiren muß ich gegen den Ausdruck, daß wir Herrn Ahl­ wardt provozirt hätten.

Abg. Ahlwardt : Die Untersuchung hat feinen 3med, so Tange die Aften unvollständig sind; der Rest befindet sich in Leipzig beim Buchhändler Glöß. Sie sollen aber alle zur Stelle kommen, ich bitte mir nur Zeit zu lassen, bis das ge­schehen kann. Abg. von Manteuffel empfiehlt den Antrag des Grafen Ballestrem, der auch eine Vertagung rechtfertige. Die sofortige Untersuchung der Aften müsse erfolgen.

Abg. Rickert: Wenn Herr Ahlwardt sich jetzt in die Enge getrieben sieht, so hätte er gestern seine Zunge hüten sollen. Abg. Ahlwardt: Ich habe mir den Zeitraum gesetzt, wo ich die mit Bewußtsein ausgesprochene Auflage beweisen werde. Diesen Zeitpunkt werde ich innehalten. Wahrscheinlich werden die fehlenden Aften heute Abend einlaufen. Bis dahin muß die Sache vertagt werden.( Große Unruhe.) Abg. v. Marquardsen( natl): Wir sind unsererseits mit dem Antrage Ballestrem einverstanden und wollen ebenfalls noch heute erfahren, was von den Anklagen des Herrn Ahlwardt wahr ist oder nicht.

Abg. Merbach erklärt daffelbe für die Reichspartei, die eine schleunige Untersuchung im Interesse des Hauses und des Volkes verlange.

Abg. Ridert bittet, die Kommission zu ermächtigen, Herrn Ahlwardt zu hören. Der Antrag des Grafen Ballestrem wird darauf einstimmig angenommen und um 13/4 Uhr die Sigung auf heute Nachmittag 23/4 Uhr vertagt. 18 Minuten nach 3 Uhr wird die Verhandlung wieder eröffnet.

Abg. Lieber( Zentr.): Herr Ahlwardt scheint anzunehmen, daß der Beschluß der Vertrauenstommiffion ihm die Pflicht ab Präsident von Levehow: Was in den Akten steht, die Sie genommen hat, seinen Beweis anzutreten, ja, daß sie ihm jede uns nicht vorgelegt haben, geht uns vorläufig nichts an. Möglichkeit dazu abgeschnitten hätte. Davon ist gar keine Rede. Abg. Richter: Niemand anders hat provozirt, als Herr Ich werde nach Ostern Veranlassung nehmen, die Beweisführung Ahlwardt mit seinen Bemerkungen über Verhandlungen hinter auf die Tagesordnung des Reichstags zu bringen. Herr Ahl­ den Kulissen mit Börsenjuden u. s. w. Ich fonstatire, daß in wardt stellt sich wie ein unschuldiges Lamm, der niemand ver­den von ihm vorgelegten Attenstücken über den Invalidenfonds legt hat. Er fühlt sich so überlegen im Bewußtsein seiner Welt­nicht das Mindeste enthalten ist. Was Herr Ahlwardt in Be- mission, daß er allein für sich die fittliche Entrüstung beanspruchen zug hierauf vorbrachte, war die Ueberreichung eines 16 Jahre au tönnen glaubt.( Heiterfeit.) Da muß ich wirklich sagen: Da alten Pamphlets des Dr. Rudolph Meyer. Die in diesem Buche ist meine Entrüstung am Ende und mein Mitleid fängt an. erhobenen Anschuldigungen haben schon vor 16 Jahren dem( Heiterkeit.) Aber ich kann mein Mitleid nicht so weit gehen Reichstag Veranlassung gegeben, eine ausgedehnte Enquete über laffen, daß ich folgende Bemerkung unterdrücke: Herr Ahlwardt die Anlagen des Invalidenfonds anzustellen. Ich selbst habe der hat die gute Gewohnheit des Reichstags gröblich verlegt, daß er betreffenden Kommission angehört. Von allen diesen Anschuldi- schwere Beschuldigungen ausgesprochen hat, ohne die Beweise zu gungen ist nichts erwiesen worden oder begründet gewesen. Was haben. Dieser Vorwurf muß Herrn Ahlwardt heute gemacht Herr Ahlwardt jezt eben vorbrachte, hat wiederum nichts mit werden. Herr Ahlwardt bleibt die Führung des Beweises auch dem Invalidenfonds zu thun; er fügt seinen vielen unbewiesenen fernerhin schuldig; wir verbitten uns aber, daß auch die heutige Behauptungen neue unbewiesene hinzu. Es ist immer dieselbe legte Sigung dazu benutzt wird, neuerdings Mitglieder des Reichs­Methode, die jetzt zum dritten Male von ihm versucht wird, zu- tags und der Regierung zu verdächtigen. Der Reichstag ist doch erst bei dem Vorwurf der Korruption gegen die Berliner Stadt nicht dazu da, daß man jemandem ohne Beweis vorwirft, daß er verwaltung, dann beim Prozeß Löwe, und jetzt hier. Rann er filberne Löffel gestohlen habe. Ob man das mit Entrüstung oder seine Behauptungen nicht beweisen, dann fommt er mit Ver- mit Mitleid betrachtet, lasse ich dahin gestellt. schleppungsversucheu, mit Vertröftungen auf spätere Zeiten. Abg. Stöcker( ot.): Es genügt doch nicht, daß Ahlwardt Darin liegt gerade der Segen des Parlamentarismus, daß mit hier moralisch todtgeschlagen wird. Eins darf man doch nicht Herrn Ahlwardt furzer Prozeß gemacht werden kann, daß er vergessen: der Mann ist vollkommen unfähig, politische Geschäfte durch das einstimmige Verditt des Reichstages in feiner ganzen in höherem Stiele zu treiben.( Große Heiterfeit.) Schuld daran Saltlosigkeit und moralischen Beschaffenheit erkannt wird.( Leb- ift( 3uruf: Sie!) nicht die deutsch - soziale Partei, die Herrn hafter Beifall.) Ahlwardt nicht aufgestellt hat; sie hat dagegen protestirt. Daran Abg. v. Manteuffel( dt.): Als ich gestern der Vertagung ist schuld, daß das Volk aufgewühlt ist durch das allgemeine zustimmte, hielt ich dafür, daß dieser Schritt auch im Interesse direkte Wahlrecht. Auf diese Weise wird Fusangel gewählt des Herrn Ahlwardt war. Denn nachdem er Beschuldigungen gegen den Wunsch des Zentrums, weil das Volk die tollsten unerhörter Art gegen Mitglieder dieses Hauses und gegen Mit- Dinge, die ihm vorgeredet werden, glaubt.( Zwischenruf: Daran glieder der verbündeten Regierungen erhoben hat ohne Beweis- find Sie schuld! Große Unruhe.) Es hat fich immer heraus­mitte!, mußte er letztere so schnell wie möglich herbeischaffen. gestellt, daß an den Behauptungen des Herrn Ahlwardt etwas Herr Ahlwardt hat dem Ersuchen des Reichstages nicht ent- wahres war.( Widerspruch links.) Dieses Körnchen Wahrheit sprochen, er hat die Beweismittel nicht zur Stelle bringen können. hat das Bolt bestochen und verleitet. In der Broschüre gegen Wenn Herr Ahlwardt von seinem Gewissen gedrungen den Vor- die Berliner Stadtverwaltung hat sich als Wahrheit heraus: ftoß glaubte machen zu müssen, durfte er ihn gestern nicht machen, gestellt, daß ein Stadtverordneter ein religiöses Examen mit den sondern mußte warten, bis feine Beweismittel da waren und Lehrern anstellt. Die Broschüre gegen Herrn von Bleichröder zwar unzweideutiger als seine heutigen. Ich vertrete diese Met hätte nicht unverfolgt bleiben sollen; sonst versteht der fleine nung einem sozialdemokratischen und jedem anderen Abgeordneten Mann das Verhalten der Regierung nicht. Auch bei der dritten gegenüber. Herr Ahlwardt hat nicht die Spur eines Beweises Broschüre hat sich etwas als wahr herausgestellt. Warum sucht bis jetzt erbracht. Wenn etwas faul ist im Staate Dänemart, man in diesem Falle die Sache eher zu beschwichtigen als fie ins dann haben die Parteien ausnahmslos das größte Intereffe, flare Licht zu stellen. diefe faulen Punkte aufzudecken, aber auch das Intereffe, daß derartige Anschuldigungen nicht ins Land hinausgehen dürfen. Solche Ausstreuungen von Verdacht sind der faulste Punkt, den es im Deutschen Reich geben kann( Lebhafter Beifall.) Herr Ahl­ wardt stellt Behauptungen auf und hält sie für erwiefen, wenn er sie wiederholt hat.( Heiterfeit und Sehr gut!) Ein berartiges Vorgehen müssen wir Konservative aufs allerentschiedenste ver­werfen; ein solches Vorgehen ist bisher in diesem Hause unerhört gewesen!( Lebhafte und allseitige Zustimmung.)

Abg. Ahlwardt : Neber die politische Befähigung eines Menschen wird man wohl niemals zu einem einstimmigen Ur­theile tommen. Ich habe die politischen Dinge immer sehr ernst genommen. Ich habe mich rücksichtslos der Sache angenommen. Ich habe niemals jemand ohne Grund angegriffen. In poli tischen Dingen ist die Heuchelei gebräuchlich und mancher wird das Bewußtsein haben, daß mir gegenüber heute politische Berichterstatter der Vertrauenskommission Abg. Graf Balle Heuchelei hier und da nicht ganz ausgeschlossen ist. Ich habe die ftrem: Ihre Vertrauensmänner find unter dem Präsidium des Sache gestern nicht vorbringen wollen; es war Zufall, daß Präsidenten des Reichstages zusammengetreten, um ihrer Abg Ahlwardt: Der Vorredner bat wohl vergeffen, daß gestern die Sache zur Sprache fam. Ich habe meine Beweise Aufgabe gemäß die von dem Abgeordneten Ahlwardt über- ich die Beweise nicht sofort herbeischaffen konnte, weil die An- und habe die Absicht, gelegentlich davon Gebrauch zu machen und reichten Aftenstücke zu prüfen und haben von denselben ein- regung so unerwartet und plöglich eintrat.( Großes Gelächter.) plöglich kommt die Debatte darauf zurück. Ich kann doch die gehende Kenntniß genommen. Die Aftenstücke sind von Ich wollte in der Debatte gestern nicht das Wort nehmen. Ich Beweise nicht in wenigen Stunden hier haben. Eine Frist ist einigen Mitgliedern der Kommission Stück für Stück durch habe mich sofort daran gemacht, die Beweismittel herbeizufchaffen. mir nicht gewährt worden. Herr Stöcker wird auf seine Weise gesehen worden. Auch andere Mitglieder der Kommission haben Ich bin während des gestrigen Tages und während eines Theiles auch nicht zum Ziel fommen; denn er will zwar das Vaterland sich überzeugt, daß das Urtheil dieser Herren über die Aftenstücke der Nacht umhergefahren, um die Aftenstücke zu beschaffen; ich gefund machen, aber er will ben Krankheitsstoff nicht unschädlich das Richtige war. Der Herr Abg. Ahlwardt, welcher behufs habe auch sofort telegraphische Depeschen deswegen abgesandt. machen. Darauf allein aber ist meine Thätigkeit gerichtet und Ertheilung von Erklärungen zugezogen war, wurde aufgefordert, Das Haus tonnte gestern wissen, daß die Aften zu einem be- ich hoffe bei einzelnen Personen in allen Parteien dabei zu­einzelne Schriftstücke in diesen Aftenstücken zu bezeichnen, welche stimmten Zeitpunkt da sein werden. Ich muß sagen, daß die ftimmung zu finden. Herr Stöcker hat die Gelegenheit wohl nur feine Angaben vom gestrigen Tage zu bestätigen geeignet wären. Gerechtigkeit angesichts der ernsten Dinge, die ich dargelegt habe, deshalb zu einem Angriff auf mich benutzt, um den Lohn für Er hat dies nicht vermocht und erklärte nur, daß die vorgelegten es verlangt hätte, daß mir Zeit gelassen worden wäre. Es ist meine Thätigkeit für die konservative Partei einzuheimfen. Aftenstücke allein nicht geeignet wären, die Angaben, welche er mein Bestreben und meine Absicht gewesen, die faulen Punkte zu( Große Heiterfeit.) Ich werde nicht aufhören für meine gemacht, zu bestätigen, daß dies erst in Verbindung mit anderen beseitigen. Ich habe gefämpft nach meiner vollen Ueberzeugung Sache au tämpfen, niemand zu Liebe und niemand zu Leide. Aftenstücken, welche er noch nicht herbeizuschaffen in der Lage nur für die Wahrheit und nur für die reine Wahrheit.( Große( Heiterfeit.) wäre, die er aber in der näher oder ferner liegenden Zeit herbei- Heiterkeit. Zuruf links: Mit 75 Pf. Entree! Große wieder- Abg. Rickert( bfr.): Herr Stöder fonnte es nicht unter: fchaffen wollte und fönnte, möglich fei. Hierauf hat Ihre Ver- holte Heiterkeit.) Ich habe das Bewußtsein, unter allen Um- laffen, nachdem er Herrn Ahlwardt abgeschlachtet hatte, für trauenskommission folgenden Beschluß einstimmig gefaßt: Die ständen die jetzt sehr traurige Entwickelung der Beit erkannt, mildernde Umstände zu plädiren. Herr Ahlwardt will sich aber Vertrauenskommission des Reichstags hat einstimmig beschloffen die Schäden dargelegt und das Beste erstrebt zu haben; das den Lohn seiner Thätigkeit nicht nehmen lassen. Herr Stöcker zu erklären, daß die von dem Abg. Ahlwardt vorgelegten werde ich ferner auch rücksichtslos thun. Wenn die fragt: Wer ist schuld an der Wahl Ahlwardt's ? Die Konfer Aftenstücke durchaus nichts enthalten, was die Behauptung des Korruption jetzt so groß ist, daß klar zu Tage liegenge Dinge vativen! Ein tonservativer Landrath und andere fonservative felben in der gestrigen Sitzung irgendwie unterstüßen fann, nicht mehr gefeßlich zu beweisen find, weil andere Leute haben einen Aufruf für ihn erlassen. Herr Stöcker hat die und nichts enthalten, was gegenwärtige oder frühere Dinge dazwischen liegen, so ist das fehr schlimm; Broschüren des Herrn Ahlwardt vertheidigt, in deren einer der Mitglieder des Reichstags, eines deutschen Landtags, es wird mich aber nicht abhalten, bis auf den hochgefeierte Kaiser Friedrich in den Schmutz gezogen worden ist. der Reichsregierung, oder einer Landesregierung im mindesten be- Boden zu tommen und eine Befferung herbeizuführen. Wer ist der Vater des Antisemitismus? Ein Erkenntniß des lastet. Aus der Mitte der Kommission wurde folgendes hervor Wenn ein Redner sagte: So etwas sei noch nicht vorgekommen, Reichsgerichts von 1886 bezeichnet es als gerichtsnotorisch, daß gehoben: Der Abg. Ahlwardt hat gestern in der voraussichtlich so muß ich allerdings sagen: Die Vergewaltigung, die mir zu Herr Stöcker den Antisemitismus begründet hat. legten Sigung vor den Osterferien Behauptungen vor vertheil geworden, ist noch nicht dagewesen.( Widerspruch.) Abg. Zimmermann( Antisemit) bestätigt, daß Ahlwardt fammeltem Reichstag aufgefiellt, welche geeignet waren die Präsident von Levehow: Sie sind zum Wort verstattet geftern und heute Vormittag bemüht gewesen ist, das Material schwersten Beschuldigungen gegen gegenwärtige oder frühere Mit- worden und es ist durchaus nicht wahr, daß Sie vergewaltigt zu beschaffen. Die Antisemiten hätten feine Ahnung von den glieder des Reichstages, der Reichsregierung und der Landes- sind. Diese Bemerkung war also nicht am Plaze. Anschuldigungen gehabt, die Ahlwardt vorgebracht und er

wenn

regierungen glaubhaft erscheinen zu lassen; aufgefordert seine Bes Abg. Lieber( 3.): Es ist bedauerlich, daß der Abgeordnete( Redner) hätte gestern schon Ahlwardt bemerkt, daß man folche weise hierfür herbeizubringen, hat er das nicht gekonnt und er- Ahlwardt immer noch nicht einsehen will, daß die größte Dinge nicht vorbringt, ohne sofort die Beweise herbeizuschaffen. klärt, daß er auch nicht im stande sei, das gleich zu thun. Der Korruption darin besteht, daß ein Mitglied des Reichstages im Herr Ahlwardt als parlamentarischer Neuling hat wohl ein Reichstag hat geglaubt, daß er nicht diese 24 Stunden ins Land Reichstage solche Beschuldigungen vorbringt, ohne das mindeste Recht darauf, daß ihm Zeit gelaffen wird, seinen Beweis gehen lassen, wo diese Beschuldigungen unbewiesen geblieben Beweismaterial hinter sich zu haben. Herr Ahlwardt hat be- zu bringen. Es sei nur darauf hingewiesen, daß wären und er hat daher beschlossen, heute noch eine Sigung ab- dauert, daß ihm nicht fernere Gelegenheit gegeben werden soll, noch ganz andere Beschuldigungen durch die Presse zuhalten, um dem Abg. Ahlwardt Gelegenheit zu geben, feine feine Beweisstücke vorzubringen. Es ist in der Kommission u. f. w. erhoben wurden, ohne daß Widerspruch erfolgt ist. Unschuldigung zu beweisen. Meine Herren! Wenn Jemand, erklärt worden, daß die Stelle, an welche solche Beweisstücke zu Es ist auf Blagau's Buch:" Der Börsen- und Gründungs­besonders ein Mitglied des Reichstags solche Be- gelangen hätten, der Präsident des Reichstages sei; darauf hat schwindel" hinzuweisen, in welchem es z. B. heißt: Die Diskonto­schuldigungen gegen Mitglieder des Reichstags oder der Re- Herr Ahlwardt nicht reagirt. Der Reichstag hat, trotzdem die gesellschaft mit Hansemann und Miquel an der Spize( Präsident gierung vorbringt, so tann er das nur thun, wenn er die Beweis schwer abgearbeiteten Mitglieder in die Osterferien gehen wollten, v. eve how ruft den Redner zur Sache). Redner stellt mittel sofort zur Stelle und auf den Tisch des Hauses nieder eine Sigung abgehalten, um dem Abgeordneten Ahlwardt Ge- schließlich die Frage, ob es den Gepflogenheiten des Hauses ent­legt. Wenn er dies thut in einer Sizung, auf welche eine legenheit zu geben, seinen Beweis anzutreten. Die Zeit von spricht, daß solche Aktenstücke, die überreicht worden sind, durch längere Baufe folgt, wo durch Wochen hindurch diese Be- vierundzwanzig Stunden war das Aeußerste, was der Heichstag den Abg. Schmidt- Elberfeld sofort dem Finanzminister Miquel schuldigungen unerwidert und unwiderlegt bleiben, so ist das gewähren fonnte, um für die harten Beschuldigungen den Beweis übergeben werden. ein Benehmen, welches im Deutschen Reichstag bis jetzt, Gott zu erbringen; der Beweis hätte eigentlich sofort auf den Tisch des Abg. Stöcker: Eine vollkommene untergeordnete Strömung sei Dank, nie vorgekommen ist( Lebhafte Zustimmung) Hauses gelegt werden müssen.( Lebhafte allseitige Zustimmung.) hat Herrn Aylwardt als Reichstags- Kandidaten aufgestellt; darin und welches richtig zu qualifiziren in parlamentarischen Aus- Diese gute Sitte wird sich der Reichstag durch Herrn Ahlwardt lag das Gefährliche. In der Stichwahl haben die Konservativen drücken äußerst schwer sein wird. Diesem Gefühl wurde in der nicht nehmen lassen. Herr Ahlwardt sollte doch endlich sich dazu für Herrn Ahlwardt gestimmt.( ha! lints.) Die Stichwahlen Kommission Ausdruck gegeben, und die ganze Kommission ist dem versteben, zu erklären, daß er die Beschuldigungen ohne Beweise hat man noch nie einer Partei aufs Konto geschrieben. Herr einstimmig beigetreten.( Lebhafter Beifall.) aufgestellt hat. Denn diese Beschuldigungen diskreditiren den Ahlwardt ist gegenüber der deutsch reisinnigen Partei noch das

Abg. Ahlwardt : Als ich gestern durch den Abg. Richter Reichstag nicht blos in Deutschland , sondern auch im Auslande. fleinere Uebel.( Rufe links: Piui!) Der nationalliberale Herr provozirt wurde wegen meiner Aeußerungen über den Invaliden: Es wird kein Redner des Reichstages beredt genug fein, um Bäste hat dargelegt, wie der Wahlkreis Arnswalde- Friedeberg fonds, babe ich erklärt, unter Beweis stellen zu fönnen, daß nicht diefes Benehmen zu qualifiziren. Wenn mir Ahlwardt das werth aufgewühlt worden ist durch die Heßereien der Freisinnigen gegen nur bezüglich dieses Fonds, sondern auch bezüglich viele anderer wäre, dann würde ich einen Ordnungsruf des Präsidenten ris die Junter. Dadurch sind die Gemüther so untlar geworden, Dinge Schlimmes vorgekommen, daß von den in meinen Aften firen.( Große Heiterkeit.) Aber die Herren werden mir das daß sie das richtige nicht erkennen konnten. Wenn das Reichs. namhaft gemachten Personen, worunter auch der preußische nachfühlen: für Herrn Aylwardt kaufe ich mir feinen Ordnungsgericht mich als Urheber des Antisemitismus ansieht, so nehme Finanzminister, nichts Gutes gesagt sei( Heiterkeit), daß das ruf!( Zustimmung.) ich das nicht als eine Schuld hin, sondern als eine große Ehre, Deutsche Bolt durch derartige Manipulationen um Hunderte von! Abg. Ahlwardt : Es war den Herren doch bekannt, daß denn ich halte es nicht für richtig, daß wir uns von einer fleinen