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Ar. 22. 36. ZahrMg. i StilM des Joriiiarlf$ti\m öollislilatl. Reichstag« die Subvention daher aus die ziehen, während und Australien  Schlag gegen lS4. Sitzung vom Dienstag, den 26. Januar. nachmittags 1 Uhr. Am BundeSratStische: v. Bethmann-Hollweg.Dern- bürg, Krätke. Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung deS Gesetz entwurfeS zur Ergänzung der Gesetze betr. Postdampfschiffs- Verbindungen mit überseeischen Ländern. Nach dem Entwurf soll der Reichskanzler ermächtigt werden, dem Norddeutschen Lloyd   für die vierwöchentliche Verbindung zwischen dem Schutzgebiete Neu-Guinea   ei»erseirs und Hongkong  und dem australischen Festland andererseits und für die wieder- einzurichtende Aufchlußlime von Singapora nach dem Schutzgebiet Neu-Guinea   vom 1. April 1909 ab eine Reichsbeihilfe von bOOOOO M. statt der bisherigen von 230 000 M. zu bewilligen. Staatssekretär v. Bcthmann-Hollwcg: Im vorigen Jahre lehnte der Reichstag die von uns geforderte Erhöhung der Sub- vention auf 700 000 M. ab. Mir schien es. als ob die Mehrheit deS Reichstages die wirtschaftliche Notwendigkeit der Erhöhung des Zuschusses anerkannte, aber glaubte, daß der Norddeutsche Lloyd   sich zur Fortführung der Linien auch bei einer Subvention von bOOOOO M. würde bereit finden. In erneuten Verhandlungen hat der Lloyd den zahlenmäßigen Nachweis geführt, daß er den Betrieb der von ihm über feine vertragsmäßige Pflicht hinaus eingerichteten Linien ohne die erhöhte Subvention nicht aufrecht erhalten kann; wird nicht bewilligt, so wird der Lloyd sich Vertragslinie Singapore Neu- Guinea zurück� die Verbindung von Neu-Guinea   mit Japan  aufhören würde. Das wäre ein schwerer das im Aufblühen begriffene Schutzgebiet Neu-Guinea   und würde dazu führen, die Reichsbeihilfe für dieses Schutzgebiet zu perpetuieren und womöglich noch zu steigern. Es wäre also Sparsamkeit am unrechten Fleck. Abg. Dr. Srmler lnatl.) erklärt das Einverständnis seiner Freunde zu der Vorlage, die er an die Budgetkoinmisfion zu verweilen be- antragt. Abg. Dr. Hahn fk.) erzählt mit behaglicher Breite, wie erdie Ehre gehabt',Sr. Durchlaucht dem Fürsten Bülow" in persönlicher Unterredung auf Helgoland  (Jronitches Hörtl hört! auf ver- schiedenen Seiten. Heiterkeit) Forderungen der deutschen   Küsten- schiffahrt vorzutragen. die auf Beschränkung der holländischen Konkurrenz gehen. Außerdem schilt Redner, weil er nebenbei preußischer Abgeordneter sei lJronische Rufe: Nebenbei? Heiter- keit) auf den Partikularismus Hamburgs   und gibt eine ziemlich aus- führliche Geschichte seiner eigenen parlamentarischen Tätigkeit. Abg. Erzberger(Z.): Das Solldefizit von löO Millronen Mark hat sich in ein Jstdesizit von 270 Millionen Mark verwandelt.(Leb- Haftes hörtl hört!) Wenn also im vorigen Jahre die Vorlage aus finanziellen Gründen abgelehnt wurde, so sind diese finanziellen Gründe heute im verstärkten Maße vorhanden. Ich wundere mich daher über die Haltung der Konservativen. Predigt nicht der Reichskanzler fortgesetzt Sparsamkeit? Hat er nicht selbst eben erst am 19. Januar im Abgeordnetenhause sZnrus: In der sattsam bekannten Rede!) den ganz richtigen Grundsatz ausgestellt: keine neuen Ausgaben ohne entsprechende Einnahmen? Subventionen als Unterstützungen einzelner ErwerbSgefellschasten oder Erwerbszweige haben wir stets prinzipiell abgelehnt. Es ist aber falsch, hier von Subventionen zu sprechen, denn vom Lloyd werden Gegenleistungen verlangt, und wir haben lediglich zu unter- suchen, ob Leistung und Gegenleistung im richtigen Verhältnis stehen. Die Begründung der Notwendigkeit, die Linie nach Hongkong   und Yokohama   aufrechtzuerhalten, ist sehr mager. In der Kommission werden wir auch zu prüfen haben, ob der Reichszuschuß vouSbOOOO Mark, den Neu-Guinea   trotz der Subvention noch erhalten soll, ge- rechtfertigt ist. sZustimmung im Zentrum.) Abg. Hormann sfrs. Vp.): Daß bei der Subvention lediglich das Reichsinteresse, nicht das des Lloyd, in Frage kommt, geht am besten daraus hervor, daß der Lloyd auf den subventionierten Linien in den letzten 8 Jahren trotz der Subvention 4'/z Millionen Mark zugesetzt hat; der Lloyd wurde also der Vorlage, falls sie scheitert, keine Träne nachweinen. Staatssekretär Dernburg: Würde Neu-Guinea vom Welwerkehr abgeschnitten werden, so würde das verderblich für dieses Schutz- gebier sein; ebenso schlimm oder noch schlimmer wäre eS, wenn Neu-Guinea  , welches Artikel des Weltmarkts exportiert, auf die Tarife fremder Schiffahrtsgesellschaften angewiesen wäre. Deshalb freue ich mich über die Stellungnahme der Vorredner. Der Etat für Kleines feullleton. Richard StraußensElektro". Der KlavierauSzug der neuen EenfationSoper von Richard Strauß  , die am. Januar ihre Ur- auffllhrung am Dresdener   Hostheater erlebt hat und als ein Weltereignis ersten RangeS gefeiert wird, ist soeben im Berliner Verlag A. Fürstner   erschienen. Er weist ganz monströse Verhältnisse in harmonischer und klanglicher Hinsicht aus und stellt die gute Salome  ' im Verhältnis zur rasenden RachefurieElektra  " als ein schier harmloses Geschöpf hin. Die Partitur weist folgende, ganz ungeheuerliche Orchesterbesetzung auf: 1 kleine Flöte. 3 große Flöten, 2 Oboen. 1 Englisch Horn  . 1 Heckelphon. 1 Ls-Klarinette. 4 v-Klarinetten. 2 Basfethörner. 1 Baßklarinetre, 3 Fagotte, 1 Kontra- fagott. 4 Hörnet, 4 Tuben. 6 Trompeten. 3 Posaunen. 2 Baßluben. 3 Harfen. 1 Celeste. 6 Pauken, 4 Schlagzeugspieler, je 8 erste, zweite, dritte Biolinen, je 6 erste, zweite, dritte Bralschen. 12 Celli. 8 Kontra- bässe. Im ganzen III Musiker im Orchester I Strauß hat seinen Münchener   Freunden übrigens die immerhin tröstliche Versicherung gegeben, daß.Elektra  ' die letzte Oper mit solch monströsen Texten und Formen sein soll. Von jetzt an wolle er a la Mozart leicht und einfach komponieren. Seine nächste Oper werde voraussichtlich MoliöreS.Tartüffe' sein. WaS für ein Geschäft Strauß mitElektra  ' macht, dafür einige Ziffern. Für den Buchvertrieb der Oper allein erbält er von seinem Berliner   Verleger 110 000 M.. wozu selbstverständlich noch die nach Millionen zählenden Tantiemen für die verschiedenen Aufführungen hinzutreten. Die Hammerstein- Oper in New Dork zahlt ein Ein- reichungShonorar von 20 000 M., garantiert für 30 Vorstellungen 72 000 M. und zahlt 24 000 M. Leihgebühr für die Musikalien.   In Berlin   wird die neue Oper Anfang Februar aufgeführt. Wie das Reich die Künste fördert. In dem Wettbewerbe für ein 25 Pfennigstück, den der Reichsschatzsekretär Sydow ausgeschrieben hatte, find über 500 Entwürfe eingeliefert worden. Diese außer- ordentlich starke Beteiligung steht, wieZ der.Künstlerverband Deut- scher Bildhauer' in derWerkstatt der Kunst' schreibt, in keinem Verhältnis zu der künstlerischen Aufgabe. Der künstlerischen Be- tängung war nur ein sehr geringer Spielraum gelassen, da die An- bringung des Adlers usw. bis ins Detail genau vorgeschrieben wurde. Insbesondere war eS eine Bedingung, die den Wettbewerb nicht für eine allgemeine Ausschreibung geeignet erscheinen ließ. Es wurde nämlich verlangt, die Entwürfe gleich in der Münzgröße von 23 Millimeter Durchmeffer einzuliefern. Die Befähigung, in so kleinen Dimensionen zu modellieren, besitzen nur ganz wenig deutsche Künstler und nur diese hätte man zu einem engeren Wettbewerb einladen dürfen. Alle übrigen Bewerber waren genötigt. ihre Entwürfe in größeren Dimensionen anzufertigen und dann erst auf mechanischem Wege auf die Münzgröße verkleinern zu lassen. Diese Verkleinerung kostet für jede Münzseite 100 M.. so daß weitaus der größte Teil der Bewerber für jeden Entwurf 200 M. bare Selbstkosten Neu-Guinea   bettägt im ganzen nur l 108 000 M.; dabei wird es also kaum möglich sein, Abstriche in Höhe von 270 000 M., welche der Erhöhung der Subvention entsprechen, zu machen, zumal da eine Reibe einmaliger Ausgaben dabei ist. Ter Gesichtspunkt, daß die deutsche Flagge aus der Südsee nicht verschwinden soll, ist ebenfalls beachtenswert; es handelt sich dabei nicht nur um den Lloyd, sondern um die Interessen der Deutsche  » in jenen Gegenden. Seit dem Bestehen des Vertrages ist die japanische Schiffahrt entstanden, die stark subventioniert wird: auch die australische Schiffahrt bemüht sich um jene Inseln; da haben wir. denen die Inseln gehören, allen Anlaß, dafür zu sorgen, daß unsere Flagge aus jenen Gewässern nicht verschwindet.(Bravo  ! rechts und bei den Nattonalliberalen.) Abg. NoSke(Goz.): Es wird behauptet, man müsse der Vorlage aus Gründen der nationalen Ehre zustimmen. Da scheint eS mir angebracht, auch auf die nationalen Interessen der Arbeiter einzugehen. Im vorigen Jahre hat der Reichstag bei der Beratung des Etats zweimal Resolutionen angenommen, in denen verlangt wird, daß das Reich Arbeiten nur an solche Firmen vergibt, die bezüglich der Arbeits- bedingungen sich an die gesetzlichen Vorschriften und an die bestehendei, Tarife halten. Wenn die Resolutionen auch nur Aufforderungen an die Heeres- und Marineverwaltungen enthielten, so meinte der Reichstag doch wohl, daß diese Grundsätze allgemein bei Vergebung von Arbeiten durch das Reich gellen sollten. Ist dieS aber der Fall, so sollte das Reich überhaupt nicht in der Lage sein, mit dem Norddeutschen Lloyd  Verträge abzuichließen. Denn der Norddeutsche Lloyd   mißachtet die Reichsgesetze, soweit sie sich auf seine Ardeiter beziehen. Er tritt das Koalitionsrecht seiner Arbeiter geradezu mit Füßen, dieses wichtigste Recht, das die Arbeiter neben dem Wahlrecht haben.(Zustimmung bei den Sozialdeniokraten.) In der unerhörtesten Weise hat er gegen das KoolilionSrecht seiner Arbeiter Stellung ge- nommen, während gerade seine Arbeiter alle Veranlassung haben, wegen der außerordentlich ungünstigen Arbeitsbedingungen vom Koalitionsrecht Gebrauch zu machen.(Sehr wahr! bei den So,ialdemokraten.> DaS Maschinenpersonal des Lloyd muß sich ver- pflichten, nicht Mitglied des Seemannsverbandeö oder eines Ver- bandes mit ähnlichen Besttebungen zu sein. Das ist ein grober Verstoß gegen die guten Sitten,(Sehr wahr! bei den Sozialdemo- traten.) eine direkte Herausforderung gegen die Gesetzgeber des Reiches. Der Norddeutsche Lloyd   hat gelbe Vereine gegründet. Ich glaube nicht, daß hier viele Abgeordnete sich für die Gründung solcher Streikbrecherorganisationen aussprechen werden. Gegen den Raub d«S KoalilionsrechtS der Seeleute durch den Norddeutschen Lloyd   muß der Reichstag entschieden Stellung nehmen.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Auch um andere Gesetze zun Schutze der Arbeiter kümmert sich der Lloyd nicht. Nach der Seemannsordnnng kann kein Seemann ge- zwungen werden, auf einem anderen Schiffe seiner Reederei Dienste zu leisten. In den Verträgen des Lloyd müsse» dir Seeleute eine ent- sprechende, der Scemannsordiiung zuwiderlaufende Bestimmung unter- schreiben!(Hört! hört! bei den Sozialdemokr.) In erheblichem Maße be- ichäftigt der Lloyd auch farbige Mannschaft zum Zweck der Ersparnis und um die Lebenshaltung der deutschen Mannschaft herunlerzu- drücken.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Diese Frage der farbigen Besatzung auf deutschen Schiffen ist für die Seeleute geradezu eine brennende geworden. Beständig nimmt die Zahl der Farbigen zu. Gegenwärtig beträgt sie ungefähr 5000 bei ins-, gesamt 45 000 Seeleuten. In der deutschen   Kauffahrtei- flotte ist also immer der ueuntt Mann ei» Farbiger. Vor acht bis neun Monaten, als damals die SubventtonSvorlage beraten wurde, haben wir beantragt, dafür zu sorgen, daß wenigstens bei der Ausfahrt die Schiffe des Lloyd mit weißer Besatzung aus den AusfahrtShäfen herausgehen. Der Reicdstag hat das abgelehnt. Die Debatte darüber hat die größte Aufmerksamkeit der deutschen Seeleute erregt und die Ablehnung unserer Reso- luiion ihr höchstes Befremden; denn sie sind der Meinung. daß sie ihren Interessen entsprach. Mangel an See- leuten ist es nicht, der zu Farbigen greifen läßt. Bei genügender Bezahlung und bei genügender Beköstigung würden reichlich deutsche Seeleute zu haben sein. Die Zunahme der Farbigen beruht lediglich aus der Profitsucht der Unternehmer.(Sehr wahr! b. d. Soz.) Man spricht so viel davon, daß das Reich Mittel aufwenden soll, um einen seemännischen Nachwuchs für die Marine heranzuziehen, und dabei zwingt man die deutschen organisierten Seeleule, auf ausländischen Schiffen zu fahren. DaS ist eine sehr eigentümliche nationale Politik. In dem vor- liegenden Vertrage ist auf die Interessen des deutschen Kapitals lede Rücksicht genommen. Der Lloyd soll die Schiffe nur auf hat. Rechnet man die Aufwendung an Arbeitskraft und Zeit überhaupt nicht, sondern nur diese 200 M. bare Auslagen, so kommt man schon zu dem Resultat, daß die deutsche Künstlerschaft für diesen Wettbewerb 500 mal 200 M. verauslagen mußte, damit drei Bewerber insgesamt 4000 M, gewönnen. Bei einem so ungeheueren Mißverhältnis von Preisen und Wettbewerbungskosten sollte eS sich besonders eine Reichsbehörde dreimal überlegen, bevor sie einen allgemeinen Wettbewerb ausschreibt. Zu allem Ueberflutz scheint bei dem Wettbewerb, der auf Kosten der Künstler inszeniert wurde, auch nichts Brauchbares heraus- gekommen zu fein! Ein neuentdecktes Urvolk. Auf der Mornington» Insel, die zu dem im Golf von Carpentaria gelegenen Wellesley-Archipel gehört, entdeckte der mit dem Schutz der Eingeborenen in Oueensland be- traute Beanite Howard einen Urstamm, der noch niemals mit Weißen in Berührung gekommen war. Nachdem er ein paar Tage vergeb- lich nach Einwohnern der Insel gesucht hatte, begegnete er zunächst einzelnen Angehörigen des Stammes und schließlich einer größeren Anzahl. Sie erwiesen sich als ein vollkomme» im Urzustand lebendes Volk. Der Tabakgenuß war ihnen völlig fremd, auch die Nahrungsmittel der Europäer, wie Brot, Fleisch und Zucker, widerstrebten ihrem Gaumen augenscheinlich aus das ent­schiedenste, obgleich sie voll Neugier die ihnen ungewohnten Dinge zu kosten suchten. Nach der in der WochenschriftEnglish Mechanie' gegebenen Beschreibung sind die Bewohner der Mornington-Jnsel anscheinend heruntergekonunene und abgemagerte, tatsächlich aber äußerst behende und kräftige Leute, denen jede Krankheit unbekannt ist. Die bisher fast gar nicht bekannte Insel ist über 200 Kilometer lang, mißt jedoch an der breitesten Stelle nur etwa 14 Kilometer. Die Lebensweise der Bewohner ist ganz und gar die eines Urvolks. Sie bauen keine Häuser, sondeni begnügen sich damit, ihre Lager- stätten durch eine Art Windfang zu schützen. Sie nähren sich ledig- lich von den Nüssen des Pandanus-Bauines, von Fischen und einer Art Knollenfrucht. Die Botschaft vom Nordpol  . DaS Meteorologische Institut in Christiania   hat einen Brief von der Insel Sörö aus Finmarkcn er- halten, wonach dort am 3. November eine Boje angetrieben wurde, die in ihrem Innern einen Brief enthielt. Aus dem Inhalt des Schreibens geht hervor, daß die Boje am 24. Juli des Jahies 1900 in der Nähe des ÄapS Balhurst(westlich der Franklin- Bucht) ins Polarmeer geworfen wurde. Sie bat also rund S1/« Jahre im Meere getrieben und ihre Reife wahrscheinlich durch das Polarmeer in der Nähe des Nordpols vorbei nach der Grönland  -See gemacht, wo sie zwischen Grönland   und Spitzbergen in die Nordsee   gelangt sein mag. Unter diesen Umständen würde das Schicksal der Boje eine günstige Bor- bedeutung für das Gelingen der Ammundschen Expedition haben. Humor und Satire. Wunder. Bei der Inventur der Kirchengüter in Frankreich  , zu denen auch die Reliquien gehören, sind unter anderem gefunden deutschen   Werften bauen dürfen, er soll nur deutsches Material verwenden, die Bunker sollen nur mit deutschen Kohlen gefüllt werden. Nur auf die deutschen Arbeiter wird keine Rück» ficht genommen. Chinesen und andere Farbige soll der Lloyd ruhig verwenden dürfen statt deutscher Arbeiter, weil sie billiger find. Freilich will man die Zunahme des farbigen Personals mit der humanitären Rücksicht auf die deutschen Seeleute be- gründen...(Lachen bei den Sozialdemokraten). Man meint, sie wäre» zu schade, die schwere Arbeit in den Tropen zu verrichten. Die angeblich Geschützten wollen aber von einem solchen Schutz nichts wissen. Es ist ja auch ein eigentümlicher Schutz, der sie dem Hungertode überantwortet, indem man ihnen die Arbeitsgelegenhett nimmt.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Die farbigen Arbeiter leiden unter der schwe 1 Arbeit in gesundheitswidrigen Räumen nicht weniger als die tt�en. Sie sind keineswegs wider- standssähiger. Ihre Widerstandskraft ist sogar geringer. Das beweist der Umstand, daß bei ihnen mehr Selbstmorde vor- kommen und daß man mehr farbige als weiße Arbeiter zur selben A>beit braucht. Trotzdem sind die ersteren noch billiger! So be- trägt die durchschnittliche Heuer für einen weißen Heizer 80 M. monatlich, für den chinesischen dagegen nur 40 M. Obwohl nun 38 bis 39 chinesische Heizer statt 24 deutscher notwendig sind, werden immer noch monatlich 400 M., also jährlich 4800 M. aus diese Weise allein bei dem Maschinenpersonal erspart.(Hörtl hört! bei den Sozialdemokraten.) Sonst spricht man immer von dem Schutz der nationalen Arbeit, und Herr Dr. Spahn hat eben erst über die holländische Konkurrenz bei der Küsten- schiffahrt geklagt. Da sollte man sich denn doch auch gegen die Verwendung farbiger Heizer als Lohndrücker wenden.(Sehr gut l bei den Sozialdemokraten.) Eine von uns in diesem Sinne be- anttagte Resolution wird dem Hause Gelegenheit geben, einmal etwas für den wirklichen Schutz der deutschen Arbeiter zu tun. Hoffentlich wird diese Resolution nicht wieder einmal ab- gelehnt. Ich habe mit Vergnügen die Erklärungen des Staats­sekretärs in der Kommission über die vorzugsweise Verwendung einheimischer Arbeiter bei dem Nordostseekanal gehört. Mag man nach diesen Grundsätzen auch in der Südsee verfahren. Der Lloyd behauptet, die Neuguinealinie ohne Subvention nicht ausrecht erhalten zu können. Der Kollege Hormann spricht sogar von einem Verlust von 4 Millionen, die der Lloyd bei diefer Linie erleide. Im übrigen holt der Lloyd aus anderen Linien hetaus, was er etwa bei einer Linie aussetzt. Und sein eigener Generaldirektor Wigand hat öffentlich erklärt, man müsse den diesjährigen Rückgang nicht tragisch nehmen, auf die Ebbe folge die Flut. Natürlich kommt diese Flut ausschließlich den Aktionären zu gute.(Sehr wahr l bei den Sozialdemokraten.) Ich will übrigens gar nicht behaupten, daß diese Subventionierung von besonderem Wert für den Lloyd ist. Die Vorlage muß nach den Motiven als eine kolonialpolitische betrachtet und beurteilt werden. Die starken Farben, die in den Motiven aufgettagen werden, weisen übrigens auf Herrn Dernburg   als Verfasser hin. Da sollen große deutsche Interessen in Neu-Guinea   vorhanden sein. In der Tat sind nur 40 deutsche Unternehmungen da. Von den 110 europäischen Angestellten fallen 78 auf die Neu-Guinea  -Kompagnie(Hört! hörtl), der u. a. die Hälfte der Kokospalmen in Karser-Wilhelmsland ge- hört.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Man sollte die Bor  » läge ganz ungeschminkt Srsetzetttwmf zur Subventisuierong der Neu-Guinea-Kempaguit" nennen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Ganz unverhohlen stellen die Motive der Vorlage das Interesse der Neu-Guinea  » Kompagnie in den Vordergrund. Es heißt darin, daß in den Gumnuplantagen Papuas wegen ihrer geringen Anstelligkeit nicht zu gebrauchen find, daß dagegen Malayen den chinesischen KuliS vorzuziehen sind, weil sie das Klima besser vertragen und außerdem erheblich billiger arbeiten als die Chinesen.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Vorlage bezweckt, die Transportkosten für die billigen Malayen auf daS Reick zu übernehmen, lediglich im Interesse der Plantagenbesitzer.(Zustimmung bei den Sozial- demokraten.) Herr Dernburg   hat in diesen Tagen über die Förderung der südafrikanischen Kolonien gesprochen und gemeint, sie werden mit der Zeit dazu kommen, Lebensmittel nach Deutschland   zu exportieren. Aber gegen eine solche Kolonialpolitik werden sich die Agrarier wohl wehren.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Mit der Ver- Weisung der Vorlage an eine Kommission sind wir einverstanden. Würden wir nicht aus prinzipiellen Gründen gegen sie stimmen müssen, so müßten wir es aus finanziellen tun. Mit aller Entschiedenheit aber müssen wir unS auch dagegen wenden, daß es worden: 5 Körper, 6 Köpfe, 17 Arme, Beine und Hände deS heiligen Andreas, 5 Körper und 2 Köpfe der heiligen Barbara, 4 Körper und 5 Köpfe des heiligen Basilius, 30 Körper de» heiligen Georg, 20 Körper und 26 Köpft der heiligen Juliane und 30 Körper deS heiligen Pankratius. Die liberalen Nörgler und Gottesleugner spotten darüber und glauben in ihrer Gehirnerweichung, dadurch sei dft Unechtheit der Reliquien erwiesen. Die Toren I Ist eS nicht der beste Beweis für die Wunderkraft der Verstorbenen, daß sie ihren Körper und ihre einzelnen Glieder vervielfachen können? Kann jetzt noch jemand an ihrer gottähnlichen Heiligkeit zweifeln? Patriotisches Roßfleisch. ImGeneral- Anzeiger   für den Stadt- und Landkreis Mülheiin a. d. Ruhr' vom 14. Januar findet sich folgendes Inserat: Das Reitpferd des früheren Generaladjutanten Sr. Maj. des Kaisers, des Grafen   Hülfen-Häftler, habe ich zum Schlachten an- gekauft und gelangt das Fleisch hiervon am Freitag, den 15. d. M., aus dem hiesigen Wochenmarkte zu Mülheim- Ruhr   zum Verkaufe a Pfund 30 Pfennig. Herz, Roßschlächterei.' Wir finden eS bedauerlich, daß die heiligsten Güter der Nation daS Pfund zu nur 30 Pfennig verschleudert werden; dringend hoffen wir, daß der gesinnungstüchtige Roßschlächter das Fleisch nicht etwa an Sozialdemokraten und ähnliches Gelichter abgibt! _(.Jugend' Notizen. Im Lessingtheater wurde am Montag der Ibsen  » Zyklus fortgesetzt.Die Stützen der Gesellschaft', eins der wirksamsten Dramen Ibsens   und sein stärkstes Anklagestück gegen die Lcbenslüge kapitalistischer Moral, erlebte an diesem Abend zu- gleich die 100. Aufführung im Lessingtheater. Wenn man bedenkt, daß irgendein französisches AuS- und An­ziehungsstück in einem Winter ebenso viele Aufführungen erziel� ist dos immer noch nicht genug. Die Darstellung, die im ganzen dieselbe Besetzung zeigte wie bei der Neueinstudierung vor zwei Jahren, bot wieder kräftigste Wirkung und tiefe Seelenanalyse. Eine Schadow-AuSstellltng, die Zeichnungen, Büsten. Denkmäler enthält, wurde am Dienstag in der Akademie der Künste für die sog. Gesellschaft eröffnet; vom Mittwoch an ist sie jedem Entreezahler zugänglich. Im Ballon über dieAkpen. Zwei österreichischen Erz» herzogen gelang eS am Montag als ersten, die Nordkette der Zentral- alpen, das Karwendelgebirge, im Luftballon z» überqueren. Nach ihrem Aufstieg in Innsbruck   mit dem BallonSalzburg  ' flogen sie zu- nächst im Jnntal bis nach Schwaz  , dann in einer Höhe von 2700 Meter über den Betrelwurf und landeteil nachmittags bei Scharnitz  an der bagerischeu Grenze.