Einzelbild herunterladen
 

nathgeprüft, so würde sich nicht selten statt Unborsichtigkeit oder p #nzeitigteit eine Dienstüberlastung der Getöteten und Vers Tegten Herausstellen. Bornehmlich die im unteren Vahndienst" tätigen Berfonen, z. B. die Strecken- und Schrankenwärter, haben eine folche Menge von Obliegenheiten zu erfüllen, daß eine vor­fichtige Diensterfüllung den Beuten oft einfach unmöglich ist. Ebenso find die Zugbediensteten nicht selten viel zu lange Zeit dienstlicht Ueber die Dauer des planmäßigen tägligen Dienstes des Personals besagen nämlich die Nachweise. Es hatten von ihnen Dienstgeit:

berpflichtet.

bis zu

8 Stunden

mehr als 8-0

Herbst 1898 Herbst 1908 34 732 33 550

44 983

"

9-10

#

19

95 031

10-11

"

"

37

67 084

11-12

"

68 714

"

"

12-13 13-14

11 403

"

78 166 138 359 109 343 63 340 12 377

99

7478

"

"

"

"

14-15 15-16

"

3 082 2295

" 1

7.052 3745

"

Politische Ueberficht.

Berlin , den 27. Januar 1909. Großzindustrieller Vernunftmonarchismus.

des Kaisers 50 jährigen Geburtstag die üblichen Huldigungs­Der größte Teil der sogenannten anständigen Bresse leistet sich artifel, in denen Wilhelm II. als Deutschlands fühner Bar", des Reiches starter Hort", des deutschen Volkes Zukunft", als Friedens­jonne"," Friedenshort", Schußbollwert" usw. gefeiert wird. Einen anderen Ton schlägt jedoch das Blatt der rheinisch- westfälischen Zechenbefizer und Hüttenbarone, die vernunftmonarchistische Rhein.­Weftf. 8tg." an. Erbittert über die schwächliche" Friedenspolitik der Regierung, die einem frisch- fröhlichen Kriege aus dem Wege geht, schreibt das hyperpatriotische Blatt:

Gewiß ist es ein hartes und tragisches Geschick, wenn einem Menschen, der zwanzig Jahre lang seine Kräfte einem Werke ge widmet hat, der zwei Jahrzehnte feines Lebens in einent Berufe nach bestem Wissen und Können tätig gewesen ist, bedeutet wird, feine Arbeitsmethode jei verfehlt gewesen, icin Birken ohne Erfolg geblieben, feine Erwartungen nicht in Erfüllung gegangen. Mitleid wird niemand Wilhelm II . verjagen, der dieses harte Los erfahren hat. Mitleid besonders deshalb, weil man ihn persönlich, feine Würde und feine Familie liebt und mit Bedauern ficht, wie sein hohes Streben in die Jrre ging. Mitleid verdient er auch deshalb, weil feine verantwortlichen Minister, weil der Reichs tag und die Presse das Volk ihm gegenüber ihre Pflicht, aufrichtig und freimütig zu fein, nicht erfüllt haben. Wenn einst gefagt wurde: Das ist der Fluch der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen, so kann man heute das Wort umdrehen: Das ist der Fluch der Völker, daß sie die Wahrheit nicht sagen wollen."

Die Mehrzahl der Beamten und Arbeiter hatte demnach eine 10-11ständige tägliche Dienstzeit. In den Arbeitszeitklassen mit fiber 12-15 humben befand sich vorwiegend das Personal im Lokomotiv- und Zugdienst im imteren Bahnbewachungs- und Bahn­interhaltungsdienst imb im unteren Bahnhofsdienst. Es handelt sich fich hier in Beamte, boz denen vorzugsweise eine angespannte Tätigkeit verlangt wird; ihrer Aufmerksamkeit ist nicht gulegt die Bermeidung von Betriebsunfällen anvertrant. Daß gerade diefe Beamten bis zu 15 Stunden täglich im Dienft fein nrüffen, macht manches Eisenbahnunglück ohne weiteres er flärlich. Wennt auch versichert wird, das Personal habe in Wirklich­feit oft viel Hirzaren wirklichen Dienst, es fame häufig in den Genns längerer Baulsen, fo ift es doch ein wesentlicher Unter­fhied, ob der Beamte mach achtstümbigem Dienst fich unbesorgt der Rude hingeben fann, oder ob er nach nur 1-3 stündiger Pause währenddem außerden meistens die stete Dienstbereitschaft vor geschrieben ist abermals 6-7 Stunden tätig sein muß. Bei dem Rugbegleitungspersonal soll die tägliche Dienstbauer im monatlichen Durchschnitt nicht mehr als 11 Stunden betragen; die einzelne Dienst­fchicht darf 15 Stunden nicht überschreiten." Alio bis zu 15 Stunden Der Kampf zwischen der Bülow- Clique und der agrarischen ein aufreibender Dienst: da ist es doch wahrhaftig fein Wunder, went ber abgehegte Zagführer oder Schaffner beim Auf- und Hofkamarilla, die auf seinen Sturz finnt, treibt immer wider­Abspringen einen Fehltritt tut und unter die zermalmenden Räder lichere Blüten. So veröffentlicht jetzt die bülow- offiziöse

Früher hat das Blatt sich ähnliche Elogen zu des Kaisers Ge­burtstag geleistet, wie die Presse der bis auf die Knochen königs­treuen" Royalisten; seitdem die Schlotmagnaten sich aber in ihren Hoffnungen auf eine fog. aggressive Auslandspolitik getäuscht fühlen, machen sie in Anti- Royalismus.-

Um den Kanzlerposten.

gerät. Bei dem Bahnbewachungspersonal foll die Dauer der täg. Gef. Storr.", um die Gegner des Reichskanzlers zu dis­lichen Dienstschicht 14 Stunden nicht überschreiten," ausnahmsweise kreditieren, eine Zuschrift, in der die Behauptung aufgestellt fann fie bis 15 Stunden ausgedehnt werden! Solchen Leuten bleiben wird, gewisse Artifel des Pariser Figaro", in denen der innerhalb 24 Stunden nur 7 Stunden dienstfreie Ruhezeit übrig! Wenn derart angespannte Bärter schließlich übermüdet, darum gleich- Staiser verteidigt und Fürst Bülow heftig angegriffen wird, gültig gegen die ihnen übermäßig aufgebürdeten Dienstpflichten feien vom Fürsten Philipp Eulenburg inspiriert. werden, so ist das sehr natürlich. Dem reisenden Publikum aber ist

Wählerisch in der Wahl der Mittel ist man auf beiden

Zu den bevorstehenden Wahlrechtsdemonftrationen in Elsaß- Lothringen

es durchaus nicht gleichgültig, ob das zur Bewachung der Bahn- Seiten gerade nicht. anlagen, Uebergänge usw. bestellte Perfonal aus physischen Gründen dienstuntauglich ist oder nicht. Gerade diesem Personal und den den Zug führenden und begleitenden Beamten ist Gesundheit und Leben des reifenden Publikums vorzüglid) anvertraut. Es mnß deshalb eine größere Schonung der Kräfte diefer Bahnangestellten auch zu feiner eigenen Sicherheit fordern.

wird uns aus Mülhausen i. E. geschrieben:

Tugenden vorhanden sind, die ihn erst mit zu einer Voraussetzung des Familiengeistes machen. Fehlen diese, fehlen die Erziehung, die Kraft, der Fleiß und das brüderliche Verhalten, so ist das aus dem Nachlaß fliehende Rapital allein schlechterdings nicht imstande, einen volts­wirtschaftlich und ethisch wertvollen Zustand zu garantieren. Die Ausstattung mit geerbtem Stapital ist dan nur ein Zufall", an welchem die Allgemeinheit nicht das geringste Interesse haben kann. Sodann ist daran zu erinnern, daß für die große Masse der Staatsbürger die ganze Frage überhaupt nicht existiert, sobald man, wie geplant ist, das fleine Kapital steuerfrei läßt. Daß aber ein Kapital von 20 000 M. feine Nachlaßsteuer von 100 M. und ein solches von 200 000. feine Nachlaßsteuer von 4000 W. verträgt, ohne die Famile und den Familiensium zu schädigen, wird man uns vergeblich einzureden ver suchen. In dem ersteren Fall gehen 4 M., im letzteren 60 M. jährliches Einkommen verloren."

Das ist zweifellos richtig, aber bei den Junkern hört bekanntlich, wo das Geldinteresse in Frage kommt, die Logik auf. Sie werden dem Herrn Harnack einfach erwidern, daß er von der Sache nichts versteht und sich deshalb lieber mit der Evangelienkritik oder der Gnofis beschäftigen solle, als mit der Stenerpolitik.

Katholische Arbeiter über die Reichsfinanzreform.

"

Der Arbeiter", das in München erscheinende Organ der katholischen Arbeitervereine Deutschlands , veröffentlicht eine Reihe von Artikeln über die Reichsfinanzreform und die Arbeiter. In dem letten dieser Artikel, der eine Kritik des Reichsfinanzreformiplanes bringt, heißt es:

Wenn man die Regierungsvorlage auch nur ganz oberflächlich anschaut, so ist man schon berechtigt zu sagen: fie gereicht dem sozialen Denken der regierenden Kreise nicht zur Ehre. Denn der Hauptfache nach sind die neuen Steuern indirette Steuern. Obwohl nun die indirette Steuer die schlechteste Steuer ift, twenn man vom Standpunkt der sozialen Gerechtigkeit ausgeht, und obwohl die Reichsfinanzen schon bisher in indirekten Steuern, fogar auf not­wendige Lebensmittel, ihre Grundlage haben, so will der neue Finanzplan von 472 Millionen neuer Einnahmen 380 Millionen, also 88,6 Prog. aus indirekten Steuern und nur 92 Millione:: oder 16,4 Proz. durch Besteuerumg, des Besizes usw. gewinnen. Eine solche Verteilung der Lasten schlägt allen modernen finanzwissenschaftlichen Grundsägen geradezu ins Gesicht. Durch die Abstufung der Steuer Bei Tabat und Wein usw. nach dem Werte kann dieses harte Ur­teil nicht umgestoßen werden. Es wäre wahrhaftig an der Zeit, einmal die kapitalfräftigen Schultern ordentlich zu den Lasten des Reiches heranzuziehen. Wir fonnten uns bisher nicht davon überzeugen, daß es un­möglich sein fein soll, eine Reichsvermögens- oder Reichs­einkommensteuer für die besser fituierten Klassen einzuführen.... Es ginge, wollte man nur, die kleineren Vermögen oder Ein­tommen, vielleicht bis zu 20 000 beztv. 5000 M. freilassen und die höheren Vermögen oder Einkommen pro­gressiv besteuern. Die Belastung des Nachlasses bei Bermögen über 20 000 M., die man vorschlägt, ist doch nicht mehr als ein Stücklein Zuder in das Glas bitterer Arznei aus sechs­facher indiretter Steuer gemischt."

Die Angst vor der Wahlrechtsdemonstration figt im sozialisten­Im frassen Gegensatz zu der Summe der Dienstpflichten steht freien Gemeinderat der Stadt Mülhausen so fest, daß der Gemeinde­Die Kritik, die das Münchener Arbeiterblatt an dem im Reiche die als Entgelt gezahlte 2ohnfum me. Die Eisenbahnverivaltungen rat seine eigenen bauamtlichen Gutachten desavouiert. Der fozial führen die Lohunachweise zurück bis 1895; die legte Rohutabelle demokratische Verein hatte zum Zwede einer Wahlrechts bestehenden Steuersystem übt, trifft in besonderem Maße das betrifft 1907. In diesem Jahre find aus Anlaß der Tenerungs- versammlung inter freiem Himmel unter anderem auch um 8entrum, das an der Schaffung indirekter Steuern in herbor­verhältnisse( bie sonst gern bestritten werden, wenn sie von den Neberlassung der leberdeckungsstrecke des die Stadt durch- ragender Weife beteiligt ist und sich mit Händen Sozialdemokraten zur Charakterisierung der Sollpolitik angeführt schneidenden Hochwasserfanals nachgesucht. Diese Kanaldede war und Füßen gegen die Einführung direkter Reichssteuern sträubt, ja werden) 500 000 m. an Arbeiter und Hilfsbedienstete als einmalige im November vorigen Jahres dem öffentlichen Verkehr über sich sogar gegen die recht unbedeutende Nachlaßsteuer anßerordentliche Butvendung" gezahlt worden. Es entfallen pro Wenn das Organ der katholischen Arbeiter Süd­Kopf nur wenige Mark; fie sind auch verwaltungsfeitig bei der geben worden, nachdem ihre Tragfähigkeit durch verschiedene Be- auflehnt. Ermittelung der Durchschnittslöhne unberüidjichtigt geblieben. Es lastungsproben einwandfrei fonstatiert worden war, unter anderem deutschlands erwartet, daß bei der Reichsfinanzreform der Grundsat haben burchschnittlich für ein Tagewerk an Lohn oder Vergütung durch eine Auflast von 885 Kilogramm pro Quadratmeter auf einem der sozialen Gerechtigkeit gewahrt werde und die Freunde der bezogen: 36 Meter langen und 3 Meter breiten Felde in der Mitte der katholischen Arbeiterschaft in diesem Sinne ihr Votum abgeben 1900 1905 1907 Kanalbede, das heißt mit dem ungefähren Gewicht von 10 Eisen- mochten so dürfte sich diese Hoffnung, so tveit das Zentrum in 7. M. M. bahnivaggons oder sieben Dampfwalzen, welche Last zwei Stunden Betracht kommt, genau so trüglich erweisen, wie sie es schon so oft liegen blieb. Das Ergebnis diefer Proben war derart zufrieden getan hat, wo die Arbeiter auf das Zentrum gerechnet haben. Mert stellend, daß das städtische Bauamt bekannt, gab, der Widerstand würdig und bedauerlich ist nur, daß die proletarischen Anhänger der Asphaltdecke sei ein erheblich größerer als er normalerweise des Sentrums trotz aller diefer Erfahrungen noch nicht flug ge­verlangt werden darf", die Kanaldecke sei daher durchaus betriebs- worden sind. ficher" und könne dem öffentlichen Verkehr anstandslos übergeben werden.

brucker, Hausdiener usw.)

Bahnunterhaltungsarbeiter

1895 22.

Technische Bureaugehilfen, Bau­auffeher usw.

5,3

6,73 7,23

6,90

Hilfskräfte im inneren Dienst

( Silfsfassendiener usiv.)

2,80

3,06

3,25

3,49

Hilfskräfte im unteren Bahn­

überwachungs- und Bahnunter­haltungsdienst

1,64

2,12

2,21

2,50

Hilfskräfte im Lokomotive, Ma­

finen- und Wagenmeisterdienst

2,52

2,62

2,73

2,94

Hilfskräfte in Zugdienst( Hilfs­Bremfer usw.)

1,92 2,21 2,43

Arbeiter im inneren Dienst( Steint

2,53

Betriebsarbeiter( stohlenlader, Wasserpumper usw.)

Hilfskräfte im unteren Wertstätten­Dienst.

a) im Zagelohn.

2,99

P

b) in Sticklohn.

3,95

2,69 2,70 2,85 3,21 2,32 2,59 2,84 3,15 1,99 2,27 2,41 2,66 2,71 2,94 3,18 3,63 4,00 4,19 4,41 4,56 3,44 3,79 4,12 4,20 4,23 4,00

Handwerksmäßig ausgebildete

Werfitättenarbeiter:

a) im Tagelohn.

2,44

b) im Stüdlohn.

2,78 3,28 3,36 3,49 3,69 3,86 4,28 2,33 2,63 2,88 3,17 3,22 3,45 3,52 3,82

2,89

2,89

3,18

Hilfswerkführer

Werkstättenhandwerker:

Souftige Bertstättenarbeiter:

a) im Tagelohnt.

b) im Stüdlohn.

Tegelverflöhne sämtlicher Slajsen

ber Bediensteten infl. Weriftatt­Tehrlinge

Monarchistische Republikaurr.

herzog. Die republikanischen" Demokraten stimmten ebenfalls für die monarchische Ehrung. Die sogenannte Wirtschaftliche Vereinigung plädierte für freiwillige Sammlungen, da Karlsruhe , nur? 10 Millio näre beherbergt.

Jest, angesichts des sozialdemokratischen Antrages auf Abhaltung 38 fogialdemokratische Stimmen die Summe von 300 000 M. zur Der Karlsruher Bürgerausschuß bewilligte am Montag gegen einer Berfammlung unter freiem Himmel auf diesem Plage hielt der Errichtung eines Denkmals für den verstorbenen badischen Groß­Bürgermeister mit Zustimmung des Gemeinderates, es für ge­boten, der Polizeibehörde mitzuteilen, die Kanaldede fei awar für den Fußgängerverkehr eröffnet, nicht jedoch für den Fuhrverkehr und Truppenbewegungen"- worauf die Polizei die Ge­nehmigung für die Versammlung verweigert hat. Gine Ber jammlung sozialdemokratischer Wahlrechtsdemonstranten wird also behandelt wie ein Truppenaufmarsch mit schwerster Artillerie.

Schließlich fielen ihre Anhänger aber doch um, und so waren unsere Parteigenoffen die einzigen, welche durch ihre ablehnende Haltung den Blinschen weiter Streise der Karlsruher Einwohnerschaft Rechnung trugen.

Nicht ganz so angsterfüllt, wie die tapferen Demokraten, Libe­ralen und Zentrumsmänner im Gemeinderat der elsässischen Fabrik stadt scheint indessen die Landesregierung in Straßburg zu sein, denn diese hat dem weiteren Antrage des fozial- u. demokratischen Vereines und des Gewerkschaftskartells in Mülhausen auf Genehmigung eines öffentlichen Umzuges durch die Straßen der Stadt am 7. Februar zum Zwede der Demonftration für das allgemeine Wahlrecht stattgegeben.

Das ist die erste polizeiliche Genehmigung dieser Art in Elsaß­Lothringen. Ueber die zu benußenden Straßen und Plätze, unter denen sich auch der Rathausplatz befindet, ist eine Verständigung mit der Polizeidirektion bereits erfolgt.

"

Agrarisch- germanischer Familienfinn.

dung der deutschen Familie und des echten germanischen Familien­gefühls durch die Nachlaßsteuer folgendermaßen abfertigt:

Die Gegner der Nachlaßsteuer machen geltend, daß sie ge­eignet sei, den Familienfium und den Zufammenhalt der Familie zu erschüttern, indem sie sie in dem Momente trifft, wo die Familie besonderer Stärkung bedarf, ferner daß das Verfügungs­recht beschränkt und damit das Eigentumsrecht angetastet wird. Auf lepteres einzugehen, muß ich mir versagen, denn für ein ernsthaftes Argument vermag ich das nicht zu halten, weil es gegen jede direkte Steuer geltend gemacht werden kann, eben dadurch aber ad absurdum geführt wird. Das Eigentumsrecht ist gewiß ein Recht, das, wie alle anderen, des Schutzes bedarf; aber es bliebe nichts übrig als feine Abschaffung in Erwägung zu ziehen, wenn es direkte Stenern überhaupt nicht vertrüge.

2,72 Salaje niedrigen Löhne zahlt der Eisenbahnfisfus, dessen Be­triebsfapital fich fele anständig berzinst. Wenn auch die Entlohnung föniglichen Bibliothek in Berlin , veröffentlicht in der Stuttgarter Adolf Harnack , der bekannte Theologe und Generaldirektor der feit 1895 nennenswert aufgebeiiert wurde, so darf man nicht außer acht laffen, wie unerhört niedrig sie zu jener Zeit tvar. Mit Ausnahme Deutschen Revue" einen Artikel fiber die geplante Nachlaßsteuer, in von nur fünf batten damals fämtliche Lohnflaffen einen Durchschnitt der er das Geschwätz der agrarischen Wortführer von der Gefähr­von unter 3 W. pro Tagewerk. Drei Lohnklassen standen unter 2 W., und es ift fehr bezeichnend, daß gerade die vorhin schon er wähnten Bersonalgrippen mit der längsten, täglichen Dienstzeit, die Bahr- und Schrankenwärter und das Zugpersonal, mit Löhnen bon weniger als 2 M. abgespeist wurden! Die Bahnwärter usw. famen anch 1907 nod) nicht höher wie durchschnittlich 2,50 M. pro Tagetverf. G3 fällt überhaupt auf, daß dem Bersonal, weldjes am chesten unmittelbar für Karam bolagen, Entgleisungen usw. verantwortlich geniacht wird, von denen auch verhältnismäßig die meisten in der Toten- und Verletztenliste verzeichnet stehen, der niedrigste Durchschnittslohn ge­zahlt wird. Keine dieser Arbeitergruppen fam 1907 an einen Durch fchnittslohn von 3 Mart pro Tagetverf. Der Eisenbahnfiskus zahlt diefen Leuten nicht einmal soviel Lohnt, als das niedrigste zur preußischen Staatsstener herangezogene Einkommen beträgt. Nicht einmal wird sehr häufig der ortsübliche Tagelohn gezahlt! An den Löhnen der unteren und mittleren Eisenbahnangestellten und der Arbeiter wird die altpreußische Sparfamleit" ganz gehörig geübt. Hier fann wirklich von einer Berschwendung keine Rede fein, vielmehr von einer unsozialen Snidrigkeit, um einen milden Ausdruc zu gebrauchen. Wenn nach oben hin" mur halbwegs diese Snidrig­feit gelibt würde in allen Zeilen der Staats- und der Neichs­verwaltung, dann fäßen wir nicht in der Finanzklemme, die wieder dazu führen soll, as tverttätige Bolf mit neuen Basten zu bedrücken.

Ernsthafter ist das Argument, welches von dem Zustande der Familie in den Momente des Todes des Erblaffers hergenommen wird. Soll die Familie geschützt werden und wer wollte fie nicht schüßen? fo foll man ihre Forteristenz nicht in dem Momente erschweren, in welchem sie ihren bisherigen Ernährer verloren hat. Allein so schlagend dieses sozialethische Argument in ber Theorie erscheint, so fchwach ist es, wenn man die wirk lichen Verhältnisfe ins Auge faßt. Erstlich nämlich ist der Besiz feineswegs die vornehmste, geschweige

Ein Unzufriedener.

In einer Zuschrift an das B. T." macht Abg. Naumann a. folgende Bemerkungen:

Die Behandlung der Wahlrechtsfrage im preußischen Ab­geordnetenhause hat von vornherein darunter gelitten, daß die fozialdemokratischen Volks Demonstrationen Stärke erreicht nicht denjenigen Grab von haben, durch den sie einen Eindruck herbor tufen tonnten. Man kann grundsäßlich darüber streiten, ob in dieser Frage Maffendemonstrationen am Plage find oder nicht. Wir unfererseits find immer dafür eingetreten, daß das Recht der freien Demonstration in Deutschland ebensogut fein vorhanden wie muß fiz Wenn England. aber einmal eine Partei von der gewaltigen Mitgliederzahl der Sozial­demokratie den Versuch macht, den Willen des Volkes auf der Straße öffentlich zu zeigen, dann muß auch die Wilhelm= und die Prinz Albrecht- Straße geradezu über­schwemmt sein von Menschen, die nach politischer Gleichberechtigung verlangen. Es ist gar nicht zu er warten, daß die bürgerlichen Streife vom Ernst der Wahlrechtsfrage tief erfaßt und durchschüttelt werden, wenn diejenigen, die au meisten dabei zu gewinnen haben, nicht selbst mit dem Bei= fpiele warmer politischer Leidenschaft voran­gehen." Herrn Naumann fann noch geholfen werden!-

Taktlos.

Nach einem Telegramm aus Petersburg hielt der deutsche Botschafter Graf Bourtalès heute eine Festrede zur Feier des Geburtstages Wilhelms II., in der folgende Stelle vorkommt: Es ist eine unerfreuliche Erscheinung unserer Zeit, daß das Ver­ständnis zwischen den Wölfern oft durch leere Phrasen und hohle Schlagwörter gestört wird." Wir meinen, folche Wendungen, die leicht zu Mißverständnisser führen könnten, würden besser unterbleiben.

Eine Staatsaktion geplant?

Aus Dresden wird vom 27. Januar gemeldet: Der Genosse Redakteur Dübell von der Dresdenet Boltszeitung" war heute vor den Untersuchungsrichter geladen. Er soll sich bei den Straßendemonstrationen am 17. Januar gegen

denn bie einzige einzige Voraussetzung ber Er den§ 19 des Reichsvereinsgefeges, und sogar gegen die§§ 115 und haltung der Familieneinheit und leberlieferung, 125 des Reichsfirafgesetzbuches vergangen haben. Der§ 115 handelt ja er ist eine solche überhaupt nur, wenn die Kräfte und von Aufruhr, ber 125 von 2andfriedensbrugli