Beilage zum„Vorwärts" Berliner Volksblatt.Ur. 71.Freitag, den 24, März 1893.10. Iahrg«!Vonrnrunnles.Stadtverordneten-Versammlung.Oeffentliche Sitzung vom Donnerstag, den 23. März,Nachmittags S Uhr.Der frühere Stadtv. Franke, der im Januar sein Mandatwegen Krankheit niederlegte, ist verstorben. Die Versammlungehrt sein Andenken durch Erheben von den Sitzen.Die Berathung des S t a d t h a u s h a l t s- E t a t s für1893/94 wird fortgesetzt.Der Etat für"das Armenwesen schließt nach dem Vor-anschlag des Magistrats mit 6 476 468 M. Zuschuß ab; derMchrzuschuß gegen das Vorjahr soll 1 024 300 M. betragen. FürAlmosengelder, Pflegegelder und außerordentliche Unter-ftiitzunaen sind zusammen 5 100 000 gegen 4 263 000 M. im laufenden Jahre ausgeworfen.Der Ausschuß hat von der geforderten Summe 300 000 M.abgesetzt, da die Erwerbsverhältnisse im Allgemeinen in derAusbesserung begriffen seien und der Preis des Brotes gegen1891/92 um rund ein Drittel billiger geworden sei, auch diestaatliche Sozialgesetzgebung unbedingt von Einfluß aus denArmen-Etat sein müsse.AnKur-undVerpflegungSkostenhatder Magistratdiesmal 1 Million Mark, d. h. 150 000 M. mehr als im lau»senden Jahre gefordert. Auch hier sind 50 000 Mark ge-strichen, da der Ausschuß nicht glaubt, daß die Steigerungder Ausgaben in dem vom Magistrat angenommenen Maßestattfinden werde, jedenfalls der Vergleich mit dem Vorjahre1892/93 wegen der durch die Choleragefahr in diesem Jahre ge»schaffenen anormalen Verhältnisse nicht statthaft sei.Durch die Abstriche ermäßigt sich der Zuschuß auf 6 126 468Mark.Ein Antrag Spinola will die vom Magistrat gefordertenSummen voll bewilligen.Stadtv. Spinola hält sich zu seinem Widerspruch gegendie Abstriche als Mitglied der Armendirektion für verpflichtet.Diese habe den Etat mit der alleräußersten Vorsicht aufgestelltund der Magistrat habe zugestimmt. Die Gründe für den Be-schluß des Ausschusses seien nicht stichhaltig; ganz besonders nach-lheilig würde der Abstrich an den Kur- und Verpflegungskosten inden Krankenhäusern wirken. Die Choleragefahr sei doch auchfür das kommende Jahr nicht zu unterschätzen; dagegen könneder Ausschuß ebensowenig eine Garantie übernehmen, wie füreine gute Ernte oder einen milden Winter. An den Almosen-geldern könne man auch keine Abstriche machen, da eine all-gemeine Erhöhung der Sätze stattgefunden habe und die Erwerbs-Verhältnisse doch immer noch sehr dürftige seien, u. a. aber auchdas Fleisch jetzt theilweise ganz exorbitante Preise erreicht habeStadtv. Borgmann: Ich freue mich, Herrn Spinola aufdiesem Wege zu sehen, umsomehr, als ich gerade ihn und seineFreunde im Verdacht hatte, an dem Armen-Etat sparen zuwollen. Auch ich bitte Sie, hier nichts zu streichen; es würdeder Würde der Stadt Berlin nicht entsprechen. Damit, daß be-hauptet wird, die Forderungen seien zu hock, werden die Fragennicht erledigt. Stellen Sie die geforderte Summe wieder in denEtat ein.Stadtv. NamSla u: Der Schwerpunkt der Bewilligungenliegt in den Armen-Kommissionen; auf diese fehlt uns jeder Ein»fiuß. Es wird also kein Pfennig mehr oder weniger ausgegebenwerden als diese wollen, gleichviel, wie hoch die Summe im Etatist. In den Ausgaben für das Armenwesen ist im vorigen Jahreein Sprung von etwa 19 pCt. gemacht worden. Der Magistrats-antrag setzt nun eine weitere Zunahme dieser Ausgaben von20 pCt. voraus. Wenn das der Fall wäre, dann könnten wiruns in Sack und Asche legen(Zwischenrufe). Nein, dieseSteigerung ist nicht motivirt. Was früher etwa versäumt wurde,in durch die vorjährigen Erhöhungen ausgeglichen. Was derAusschuß jetzt vorschlägt, bedeutet auch immer noch eine Zu-nähme von 10 pCt. Das ist doch gewth ein sehr großes Ent-gegenkommen.Stadtv. Dr. Zadek: Wenn die soziale Gesetzgebung derletzten 10 Jahre ausgesprochenermaßen das Armenbudget entlastenwollte und das Armenbudget dennoch zunimmt, so liegt doch derSchluß nahe, daß es sich nicht sowohl um Kranke und Invalide,als um gesunde Arbeitslose handelt, die die Stadt nicht hungernund frieren lassen kann. Darum ist es bedauerlich, daß die Ver-sammlung unsere Anträge auf anderweite Organisirung derstädtischen Fürsorge aus diesem Gebiete abgelehnt hat. Sie habensie abgelehnt aus Furcht vor der Sozialdemokratie und müssenjetzt in den sauren Apfel beißen, daß das Armenbudget Jahrflir Jahr ganz enorm steigt. Mit kleinen Abstrichen werden Sienichts erreichen. Auf einem anderen Wege könnten Sie vielleichtetwas sparen, nämlich durch Errichtung einer Armen-Apotheke,in welcher alle Arzeneimittel für die Armen sabrizirt werden.«Unruhe.) In vielen deutschen Städten giebt es solche städtischeApotheken bereits, so in Breslau. Sie sollen zum Theil das'Armenbudget, zum Theil die Krankenkassen entlasten. Ich bitteden Magistrat, die Sache in Anregung zu bringen. Fernermöchte ich die Abschaffung des Armenarztes anregen. SchonVirchow hat vor vielen Dezennien dieses verlangt. Bls jetzt abergab es keine Organisation der Aerzte, mit der die Stadt sich inVerbindung setzen konnte; seit einem Jahre besteht aber einesolche Vereinigung, der bereits die Mehrzahl der Aerzte angehört.Auch nach dieser Richtung bitte ich den Magistrat, für den nach-sten Etat Vorschläge an uns zu bringen.Ein Schlußantrag wird angenommen und nach Ablehnungder Anträge Spinola die Ausgabe des Armenetats nach demAusschußantrage festgestellt, desgleichen der Etat für das Friedrich-Wilhelm-Hospital und die Siechen-Anstalten.Beim Etat für das Arbeitshaus in Rummelsburg sindan der Position„Verpflegung und Bekleidung" bei den Kosten fürBeschaffung des Roggenmchls zum Backen des Brotes mit Rück-ficht auf den eingetretenen Preisrückgang 15 000 M. abgesetztworden, so daß sich der Zuschuß für diese städtische Anstalt auf455 029 M. ermäßigt.Der Etat für das st ä d t i s ch e Obdach und die städtischeDesinfektionsanstalt ist unverändert geblieben.Beide Etats werden ohne Debatte nach den Ausschußanträgengenehmigt.In den Etat für Hochbau sind von dem Ausschusseneu eingesetzt worden 5700 M. zur Herstellung einer Grenz-mauer und eines Abschlußgitters infolge der Vergrößerungdes Schulhofes des Kölnische» Gymnasiums, Jnselstr. 3—5, und4000 M. für Verlegung resp. Neubau des Straßenreinigungs-Depots Stralauerplatz 24. Im Extra-Ordinarium sind ab»gesetzt 40 000 M. von der ersten Baurate von 50 000 M. füreine neue Gcmeinde-Doppelschule an der Straße 36 a, dagegene i n g e st e l l t 5000 M. als zweite Baurate für die Unterkuufrs-und Erfrischungshalle im Treptower Park.Stadtv. Zadek: Eine Anzahl städtischer Bauwächter habensich an mich mit dem Wunsche gewandt, auf eine Verbesserungihrer Lage hinzuwirken. Sie beklagen sich vor allem über ihremangelhafte Unterbringung in den Baubuden, dann auch überdie achttägige Kündigungsfrist. Mit ihren Bitten beim Stadt-Baurath Blankenstein sind sie schon vor Jahren sehr schlechtangekommen; nach dem Muster des Königs Stumm erklärteihnen der Herr: Entweder pariren oder abgehen!Eine Antwort vom Magistratstische erfolgt nicht; der Etatwird nach den Ausschußanträgen festgestellt.Beim Kapitel X„Verwaltungskosten" werden dieBesoldungen, die Ausgaben für Geschästsbedürfnisse und Prozeß-kosten. Pensionen, Wittwenpensionen und Unterstützungen nachden Ausschußvorschlägen bewilligt. Gegen den Anschlag ist nureine Position verändert, indem die Ausgaben für Reinigung deraußerhalb der Rathhäuser befindlichen Bureaus von 10 000 aus12 000 M. entsprechend einem Nachtragsanlrage des Magistratserhöht worden sind.lieber die Spezialetats für„ P o l i z e i k o st e n im allgemeinen und Feuerlösch- und Telegraphenwesen, Straßen-beleuchtung. Reinigung und Besprengung, Gemeinde-friedhöfe, Zivilstandsämter" referirt namens desAusschusses Stadtv. Borgmann. Beim Extraordinarium fürdas Feuerlöschwesen sind für den Anschluß der Zugwachr inder Mauerstraße 15a. an das Kabelnctz der Elektrizitäts-werke 1298 Mark gefordert, welche der Ausschuß gestrichenhat. Er konnte sich von der Nothwendigkeit der Einrichtungnicht überzeugen und besorgt, daß im Falle der Bewilligung sehrbald für alle Wachen elektrisches Licht gefordert werden würde,während Gasbeleuchtung unzweifelhaft billiger sei und die Stadtden Konsum des Gases zu heben, nicht zu beschränken, bestrebtsein müsse.Stadtv. Sachs ll beantragt, daS Kapitel„Polizeikosten"an den Ausschuß zurückzuverweisen. Der Satz von 2,50 M. alsBeitrag der Stadt pro Kopf der Bevölkerung zu den Kosten derPolizeiverwaltung sei gesetzlich festgelegt unter der Voraussetzung,daß auch das Nachtwachwesen vom Staate übernommenwird, wofür der Staat das Doppelte der städtischen Ausgabeaufwenden wollte. Es bleibe aber am 1. April bezüglich desNachtwachwesens alles beim alten, die Stadt müsse also mehrbezahlen, ohne etwas davon zu haben. Mindestens müsse Auf-klärung über die Lage dieser Angelegenheit geschaffen werden.Kämmerer Maaß: Ich bitte, den Antrag als gegenstands»loS abzulehnen. Der Magistrat hat bereits beschlossen, sich peti-tionirend an den Landtag zu wenden. Eine Zurückbehaltung desbetreffenden Antheils an den Kosten ist natürlich unmöglich, dadas Gesetz uns zur Zahlung von 2,50 M. pro Kopf verpflichtet.Stadtv. Baumgarten: Im Ausschusse ist behauptetworden, daß eine Firma, welche Lieferungen von Bekleidungs-gegenständen der Schutzmannschaft und der Feuerwehr erhaltenhat, die Sachen in Strafanstalten anfertigen lasse. Da solcheBehauptungen leicht tendenziös ausgebeutet werden können, wennihnen nicht sofort widersprochen wird, so bitte ich den Magistrat,sich, was im Ausschüsse nicht geschehen ist, über die Behauptungzu äußern. Ich hoffe, daß dieselbe sich als unbegründet herausstellen wird.Stadtv. Stadthagen: Ich unterstütze den Antrag desHerrn Sachs U und beantrage, den ganzen Etat für die Polizei-Verwaltung dem Ausschusse zurückzugeben. So einfach wie derKämmerer sagt, liegt die Sache denn doch nicht. Wir haben vollesRecht, bei der außerordentlich zweifelhasten Rechtslage des Feuerlösch-und Straßenwachwesens, die durch das neue Gesetz noch zweifelhaftergeworden ist. Alles zu versuchen, um Klarheit in die Sache zu bringen,namentlich die Frage zu untersuchen zu lassen, welche von denAusgaben, die außerhalb der 2,50 M. noch in dem Etat vonuns verlangt werden, eigentlich mit durch die 2,50 M. zu deckensind. Es handelt sich ja nur darum, die rein rechtliche Seite derSache im Etatsausschuß nochmals zu prüfen; eine Verzögerungder Etatsberathung entsteht dadurch nicht.Stadtv. Meyer I: Wir haben hier keine juristische Fakultät.Der Antrag verspricht nicht den geringsten Erfolg. Was derAusschuß machen soll, hat keiner der Vorredner dargelegt. WollenSie etwas Praktisches machen, dann beschließen Sie:„Die Be-willigung erfolgt nur unter Vorbehalt der Rechte der Staddgemeinde."Stadtv. S a ch S U: WaS würde man zu einem Kaufmannsagen, der unter bestimmten Voraussetzungen den Kaufpreis fürein Objekt erhöht und diese Voraussetzung später einfach nichterfüllt? Eine Petition in einer an sich so klaren Sache wärenicht der richtige Weg, sondern die Stadt hat die Pflicht, ihreaus dem Gesetz ihr zustehenden Rechte aufs Energischste zu be-tonen.Stadtv. Spinola tritt dem Vorschlag« deS Stadtv.Meyer I bei.Stadtv. Vogtherr: Der Magistrat hat sich auf die BittedeS Herrn Baumgarten noch nicht geäußert, dieses Schweigen isteine der deutlichsten Antworten auf die Anfrage des Herrn Baum-garten. Die Anzapfung der Sozialdemokraten, als ob diese dieAngelegenheit agitatorisch oder tendenziös ausnutzen würden, wirdganz hinfällig dadurch, daß die von uns erhobene Anklage nichtbloS von dem betreffenden Arbeiter bestätigt wird, sondern auchvon dem Obermeister der Schneider-Jnnung, dahin gehend, daßseitens einer bestimmten Firma die betreffenden Kleidungsstückein Moabit und Plötzensee gefertigt werden. Das ist dieselbeFirma, von der eine Anzahl Kleidungsstücke als unbrauchbarzurückgewiesen wurden. Wir wünschen selbst, daß der Magistratsich äußert. Es bleibt dabei, daß die Stadt durch Vermittelungihrer Unternehmer in Zuchthäusern und Gefängnissen arbeiten,und sich lieber gefallen läßt, daß große Partien wegen Unbrauchbarkeit zurückgewiesen wurden. Eine der glänzendsten Leistungendes Wirthschaftssystems der Stadt Berlin!Unter Ablehnung des Antrags Sachs ll wird der Etat derPolizeiverwaltung nach dem Antrage Meyer I genehmigt.Beim Etat für die Straßenreinigung, Beleuchtung und Besprengung bemerktStadtv. Zadek: Arbeiter der Straßenreinigung haben sichbei uns beklagt über die eigenthümlichen Zustände bei der Selbstverwaltung ihrer Krankenkasse; die Wahl der Vorstandsmitgliedergleiche mehr einer Abkommandirung. als einer geheimen Wahl.Ich möchte bitten, die Selbstverwaltung bei dieser Knsse mehrThatsache werden zu lassen. Ferner ist darauf hinzuweisen, daßam Humboldt-Hafen Bedürfnißanstalten fehlen und deshalb mehr-fach die Bedürsnffse in ganz idyllischer Weise dort öffentlich be-friedigt werden. Schon wegen der Cholera- Gefahr ist Abhilfedringend nöthig.Stadtrath M e u b r i n k: Dem Magistrat sind Klagen wiedie vorgetragenen direkt nicht zugegangen. Wenn Leute sich un-angemessen auf öffentlicher Straße benehmen, so ist das keinGegenstand der Straßenreinigung. ebenso wenig wie die Be-dürsnißanstalten.Der Etat wird en Kloo angenommen.Zum Etat der Gemeindesriedhöfe beantragt der Ausschußeine Resolution, welche die Errichtung eines besonderen Kura-toriums für den Gemeindefriedhof in Friedrichsfeldeempfiehlt und telephonische Verbindung zwischen dem Rathhauseund dem Friedhose wünscht.Stadtv. Pincussohn beantragt die Annahme einer Re-solution, welche die schleunige Anbahnung von Verhandlungenmit der Ostbahn behuss Errichtung einer Haltestelle an deinFriedhofe verlangt. Es sei bisher in dieser dringenden An-felegenheit nichts geschehen. Vor dem Friedhofe befind« sich einlatz, vollkommen ausreichend zur Errichtung einer solchen Halte-stelle. Der Transport der Leichen mit der Bahn würde sich viekbilliger stellen als zu Wagen.Beide Resolutionen werden einstimmig angenommen und derEtat unverändert bewilligt, desgleichen ohne Debatte der Etatfür die Zivilstandsämter.Der Etat der städtischen Gasanstalten ist nach denBeschlüssen des Ausschusses in Einnahme und Ausgabe aus22 317 150 M. festgestellt.Dem Ausschusse lagen hierzu zwei Anträge vor:1. Die Versammlung ersucht den Magistrat,s) unter Vereinbarung mit der Englischen Gasanstalt vomEtatsjahre 1894/95 ab den Preis des Gases gleichmäßig.ob zu Leucht», Wirthschafts» oder Jndustriezwecken, nichtunerheblich herabzusetzen:K) das zur öffentlichen Beleuchtung erforderlich« SaS vonetwa 16 Millionen Kubikmeter k 12 Pf. in den Etat für1894/95 in Einnahme zu stellen.2. Die Versammlung ersucht den Magistrat?die Gaspreise für 1894/95 wesentlich zu ermäßigen unddiese Preisreduktion bei der Etatsausstellung zu berück-sichtigemBeide Anträge sind im Ausschusse abgelehnt wordemDie Mehrheit und die Magistratsvertreter sind derMeinung, daß eine Verbilligung des Gases um 4 Pf.pro Kubikmeter einen Emnahme-Ausfall von 3 200 000 M,ergeben würde, der eventuell auf die Einkommensteuergeschlagen werden müßte. Eine Steigerung des Konsumsbis zur Ausgleichung des Ausfalls sei nicht zu er-warten. Das Gaskuratorium habe bereits eine Sub»kommisston zur Prüfung der Frage eingesetzt, welcheSchritte zur Hebung der Produktion und Erzielung eines größerenAbsatzes gethan werden müssen. Das Gaskuratorium verfahrenicht bureaukratisch, wie ihm vorgeworfen werde, könne aberauch in bezug auf kaufmännischen Betrieb nicht so weit gehen,wie die Englische Gesellschaft, die als freie Erwerbsgesellschaftin ihrer Bewegung viel weniger gehindert sei. Es werde inoeßdanach gestrebt werden, dem Vortyeil oder der Bequemlichkeit derKonsumenten so viel als thunlich entgegenzukommen.An den Kosten für die öffentliche Petroleumbeleuch-tung sind 3000 M. abgesetzt worden.Zur Plenarberathung wird von dem Stadtv. Kalisch derAntrag eingebracht, eine allmälige Verbilligung des Gases inErwägung zu nehmen.Stadtv. Zadek: Die Arbeiter der Gasanstalt in derGitschinerstraße beschweren sich über mangelndes oder schlechtesTrinkwasser. Der früher vorhandene einzige Hahn lieferte un-genießbares Wasser. Die Choleragefahr brachte es zwar dahin,das ein zweiter Hahn angebracht wurde, der gutes Trinkwasserim Sommer und Winter liefert. Die Arbeiter fürchten, daß mitder Choleragefahr auch diese Einrichtung wieder verschwindet.Es sollten neue Bohrungen nach Trinkwasser vorgenommen odersonst dauernde Abhilfe geschaffen werden. Bei der Gasanstaltin der Mnllcrstraße sind die Einrichtungen sür Klvsets sehrmangelhaft und der Stadt nicht würdig.Der Etat wird genehmigt.Den Antrag Kalisch bittet der Referent NamSla» abzu-lehnen. Die Wahnvorstellung, daß die Verbilligung den Konsumverdoppeln werde, sei nicht haltbar. Der Ueberschuß von fünfMillionen sei bei einer Herabsetzung des Preises von 16 aus12 Pf. nur zu erreichen, wenn der Absatz des mit 16 Ps. ab-gegebenen Gases von 80 auf 120 Millionen Kubikmeter stiege.Das sei ganz ausgeschlossen. Auch die englische Gesellschaft gehein dem Prozentsatz des Mehrkonsums zurück.Stadtv. K a l i s ch: Ich habe lediglich beantragt, eine allmäligeHerabsetzung der Gaspreise in Erwägung zu nehmen; die Aus-suhrungen des Referenten treffen diesen harmlosen Antraggar nicht.Stadtv. S ch e i d i n a: Ich muß bei meiner Ansicht bleiben,daß die gegenwärtige Höhe des Gaspreises lediglich als indirekteSteuer auf die Abnehmer drückt. Wenigstens müßten doch dieAusgaben für die öffentliche Beleuchtung in den Gasetat ein-gestellt werden. Die Annahme des so abgeschwächten AntragsKalisch kann ich nur empfehlen.Stadtrath Marggraff: Die direkte Aufforderung zurErmäßigung der Gaspreise möchte doch in der Bürgerschaft un»berechtigte, weil unerfüllbare Hoffnungen erwecken. Wirschreiten nur sehr langsam noch mit dem Mehrabsatzfort und sind fast schon zu einem Stillstand ge-kommen. Die Gasanstall in Schmargendorf kann vorerstsich nicht so rentiren wie die alten Anstalten. Auch die Be-stimmungen über die Sonntagsruhe schneiden hier ein. Wirkönnen nicht in 6 Tagen soviel produziren, als wir in 7 ver-brennen. An Gasbehältern und sonstigen Baulichkeiten wird da-durch ein Erhebliches mehr erfordert. Wenn wir schon jetztdieser Schwierigkeit gegenüberstehen, so läßt die Herabsetzungder Gaspreise vollends ein Ende der schiefen Ebene nicht ab-sehen.Stadtv. Deter tritt für den Antrag Kalisch ein. Derselbe?ehe nicht etwa zu weit, sondern lange nicht weit genug. Esönne nicht länger geduldet werden, daß die Gaskonsumenten miteinem Theil des öffentlichen Ausgabebedarss belastet werden, densonst die Gesammtheit zu tragen hätte.Im Schlußwort führt Stadtv. N a m S l a n auS, daß dieGründe, welche die Versammlung 30 Jahre lang zur Ablehnungderartiger Anträge bewogen haben, gute gewesen sein müssen.(Heiterkeit.)Der Antrag Kalisch wird abgelehnt, der Etat der GaSwerkegenehmigt.Beim Etat für die W als erwerke ist beschlossen worden,den gilttgen Tarif für Wasser und Wassermesser auch für1893/94 in Kraft bleiben zu lassen.An den Betriebskosten sind mit Rücksicht auf daS günstigereErgebniß der Kohlensubmission 40 000 M., von den Zinsen sürdie Anleihen 105 595 M. abgesetzt, so daß sich der Ueberschußdieser Verwaltung von 1 533 712 M. auf 1 679 307 M. erhöht.Der Etat balancirt mit 11020 428 M.Die Versanimlung beschließt hinsichtlich deS Tarifs und deSEtats nach dem Ausschußantrage.Beim Etat des Z e n t r a l- V i e h m a r k t e S hat der AuS-schuß die Herabsetzung des Futtertarifs und die Erhöhung desStandgeldes für das Vieh genehmigt, der Etat selbst wurde un-verändert zur Annahme empfohlen, dergl. der Etat des Schlacht-Hofes. Die Schlachtgebühr für Rinder wird von 1,50 auf 1.40 Mherabgesetzt.Zu den neuen Tarifen und zur Ermäßigung der Schlacht-gebühr für Rinder ertheilt die Versammlung die Zustimmung.„...Stadtv. Vogt Herr: In jüngster Zeit ist zwischen denViehhändlern und Schlachtern ein Streit entstanden be-züglich der Verlegung der Hauptmärkte. Dieser Streithat ein schnelles Ende dadurch vorläufig gesunden, daßsich das Polizei- Präsidium auf die Seite der Vieh-Händler gestellt und die Viehmärkte aus Mittwoch undSonnabend angesetzt hat. Ich bin abgesehen von meiner Eigen-schast als Fleischkonsument(Heiterkeit) durchaus sachunverständia.möchte aber den Magistrat darum ersuchen, daß er, wenn erum seine Zustimmung zu der Polizeiverordnung angegangenwird, die Frage von dem Standpunkte aus prüfen möge, wie