rechte Mitte gesucht, um zu ermöglichen, daß sich die Parteien i denken sei. Das kam auch in einer einstimmig angenommenen Re-auf dem Boden des gemeinsamen Interesses zum Wohle des solution zum AuSdruck. In dieser wird erklärt, daß die Verordnunggeeignet sei, die Verhältnisse nur noch zu verschlechtern, weshalbdie Arbeiter an ihrer alten Forderung festhalten müßten, nämlichder, im kontinuierlichen Betriebe die achtstündige Arbeitsschichtvorzuschreiben, sowie die erforderlichen sanitären und hygienischenEinrichtungen zu treffen. Die Versammelten bekundeten auch, daßsie zu der Regierung kein Vertrauen mehr haben könnten und sprechenden bürgerlichen Parteien die ehrliche Absicht ab, für die Hütten-und Walzwerkarbeiter den schon so lange entbehrten erforder-lichen Schutz zu schaffen. Weiter lvurde konstatiert, daß derHirsch- Dunckersche Gewerkverein und der christliche Metall-arbeiterverband sich gar nicht rühren, um den Metallarbeitern dennotwendigen Schutz zu verschaffen, was umso mehr befremden müsse.als je ein Vertreter der Hirsch-Dunkerschen und der Christlichen denBesprechungen im Handelsministerium beigewohnt hätten. Manhabe es verabsäumt, die Arbeiterschaft zu mobilisieren und verzichtetanscheinend auch darauf, gegen die unzulängliche, ja sogar schädlicheVerordnung Protest zu erheben.Ganzen endlich die Hände reichen. Die durch die Gesetze ange-bahnte Regelung wird unter allen Umständen besser sein, als diebisherige Regellosigkeit. Inmitten einer von Gefahrenimmer noch nicht freien internationalen Lage, angesichts groß-artiger von der Bevölkerung sehnlichst erwarteter gesetzgeberischerAufgaben brauchen wir heute mehr denn je eine Ausammenfassungaller erhaltenden und schaffenden Kräfte im Parlament, die amsichersten erreichbar werden würde durch eine unmittelbare Mit-Wirkung der Parteien an der Regierung. Es ist klar, daß dieparlamentarischen Parteien, die sich durch Herstellung des natio-nalcn Friedens so große Verdienste erworben haben, auch ihrenAnspruch auf eine unmittelbare Mitbestimmung desStaatswillens begründet haben. Wird dieser Erfolgerreicht, so wird er diesem Hause des allgemeinen Wahl-rechts zur Ehre, den österreichischen Völkern zu Nutzen und demVaterlande zum Segen gereichen.Ein Antrag aus sofortige Eröffnung der Debatte über dieRegierungserklärung wird einstimmig angenommen und dieSitzung eine halbe Stunde unterbrochen. Nach Wiederaufnahmeder Sitzung protestierten Choc, Jro und Stranskh-Brünn gegendie sofortige Besprechung und beantragten die Fortsetzung der Ver-Handlung über die Dringlichkeitsanträge. Der Präsident berief sichauf den einstimmigen Beschluß des Hauses. S e i tz(Soz.) pro-testierte gegen diese Auffassung, erklärte sich aber im Interesse derWichtigkeit des nationalen Friedens für die Einhaltung des Be-schlusses. Der Präsident erteilte darauf M a s a r h k als demersten Redner contra das Wort. Die Tschechisch-Radi-kalen riefen ununterbrochen:„Abstimmen lassen!", pfiffenund lärmten unaufhörlich, so daß Masarhk am Sprechenverhindert war. Zwischen den Christlich-Sozialen und Tschechisch-Radikalen kam es zu einem Handgemenge, doch wurden dieStreitenden getrennt. Vizepräsident Steinwender erteilte Bieloha-wek einen Ordnungsruf. Der Lärm dauerte fort. DieTschechisch-Radikalen gebrauchten ununterbrochen Knarren. VonZeit zu Zeit ertönten gellende Pfiffe. Der AbgeordneteLisy stseß ununterbrochen in eine Trompete. Prochazka undSchmid iChristl.) verfertigten Tschakows aus Papier undwarfen sie den Tschechisch-Radikalen zu. die sie zurückschleuderten.Um 4 Uhr stellten die Tschechisch-Radikalen den Lärm ein.Präsident Weißkirchner ersuchte Masarhk, seine Rede fortzusetzen.Dieser wünschte jedoch, seine Rede erst morgen fortsetzen zu dürfen.Der Präsident erklärte, dem Wunsche Rechnung tragen zu wollenund brach die Verhandlung ab. Darauf wurde die Sitzung ge-schlössen.KulUaud.Der Fall Azew.Die Debatte über die Dringlichkeit der Interpellation über denFall Azew-Lopuchin zeitigte noch einige bemerkenswerte Momente.Für die Sozialdemokraten sprach Genosse Pokrowski.Er brandmarkte das alte russische Regierungssystem der Lock-spitzelei. Immer schon erziehe die russische Regierung ihre Behörden und Beamten zur Spionage. Der Fall Azew ist nur einebesonders starke Provokation jener Art, die die Regierung seitlangem betreibe, um ihr System überhaupt aufrechterhalten zukönnen. Pokrowski weist nach, daß die Beamten Attentatealler Art inszeniert haben, bei denen völlig u n-schuldige Menschen ums Leben kamen. Die Regierunglasse dann ihre Schakale los, die Vorspiegelung einer Revolutionsei wieder einmal gelungen, die Notwendigkeit der Geheimpolizeinachgewiesen. Es sei Pflicht der Regierung, der Duma zu sagen,wie weit Azew an solchen Verbrechen beteiligt gewesen. DieRegierung müsse vor der Oeffentlichkeit erklären, ob sie eine der-artige Provokation, an welcher die höchsten Beamten teil»nehmen, auch in Zukunft dulden wolle.Der Oktobrist A u r e p sprach natürlich gegen die Dringlich-keit, während der Kadett Pergament dafür eintrat. EineAufklärung sei schon deshalb nötig, weil die Regierung über denFall Azew innerhalb weniger Tage zwei einander völligwidersprechende Mitteilungen gemacht habe. Zuersthabe sie alles für Erfindung erklärt, dann aber L o p u ch i n ver-haftet, weil er mitgeteilt habe, daß Azew ihr Agent gewesen sei.Doch die Herrenduma lehnte die Dringlichkeit der Jnter-pellation ab. Indessen wird die Angelegenheit nochmals zurSprache gebracht werden.—Hmcnka.Die Japauerhetze.Carsm» City, S. Februar. Das Repräsentantenhausdes Staates Nevada hat eine Resolution angenommen, in der diekalifornischen Borlagen gegen die Japaner autgeheißen und dieseals ein anmaßendes Volk bezeichnet weroen. In der gleichenResolution war ursprünglich auch das Eingreifen RoofeveltSscharf verurteil«, jede Bezugnahme auf Roosevelt später jedoch wiedergestrichen worden.Sacramento, 2. Februar. Der Justizausschuß des Unterhausesder Staatslegislatur empfahl die Annahme einer von Johnson ein-gebrachten Vorlage, nach der das Gesetz, das die Mongolen undIndianer aus den öffentlichen Schulen ausschließt, auch auf dieJapaner Anwendung finden soll, obwohl der Gouverneur im Staats-seuat die Gesetze gegen die Japaner für verfassungswidrig erklärt hat.Eröffnung des Panamakanals.Panama, 2. Februar. Das am Stillen Ozean gelegene End-stück des Panamakanals, der sogenannte La Boca-Kanal, istfür die Schiffahrt eröffnet worden. Als erster durchfuhr deramerikanische Dampfer.Newport" den Kanal.GewerkfcbaftUchc�Hütten- und Walzwerkarteiter gegen BundeSratSverordnuug.In vergangener Woche hielten die auf dem Hörde-Verein» aufdem Stahlwerk Hösch und der Union in Dortmund beschäftigtenMetallarbeiter vier Versammlungen ab, die, vom Deutschen Metall-arbeitervcrband einberufen. Von über 3000 Personen besucht waren.Es wurde Protest erhoben gegen die BundeSratSverordnung be-treffend Hüttenarbeiterschutz. Die Referenten konnten darauf hin-weisen, daß die an sich ganz unzulängliche Verordnung durchdie Machenschaften der Unternehmer in das Gegenteil eines Schutzesverkehrt würden. So schreibt die Verordnung vor, daß bei Schichtenvon über acht Stunden Dauer Pausen von insgesamt zwei Stundengewährt werden sollen. Um nun eine solche oder noch größerePausen herauszurechnen, werden kurze Unterbrechungen als Pauseneingerechnet. In den Hütten- und Walzwerken finden kurze, einigeMinuten dauernde Unterbrechungen des regulären Arbeitsprozessesstatt, in denen auf das Heitzwerden des Materials gewartetwerden muß. Während dieser Unterbrechungen sind aber Neben-arbeiten(Materialherbeischaffen usw.) zu leisten. Trotzdemsollen nun diese Unterbrechungen als Pausen zusammen-gerechnet werden, so daß selbst noch bei bierzehnstündigenArbeitsschichten nur eine achtstündige effektive Arbeitszeitherauskommen würde. Diese und andere Praktiken der Unternehmerwurden in den Versammlungen gegeißelt und betont, daß an einenSchutz der Hüttenarbeiter durch die neue Verordnung gar nicht zuPerantw. Redakt.Berlin und Umgegend«Die Ausschnßwahlen der Gewerbegerichtsbeisitzer.An den gestern abend im Bürgersaal des Rathausesstattgefundenen Ausschußwahlen der Arbeitnehmerbeisitzernahmen 185 Beisitzer teil. Hiervon wählten 18st die Liste 1(Körsten), während 5 für die Hirsch-Dunckersche Listestimmten. Letztere haben demnach keinen Sitz bekommen.Die Wahl zum Ausschuß der Arbeitgeberbeisitzer erfolgtmorgen, Freitag, den 5. Februar, abends von 6—8 Uhr, imSaale des Gewerbegerichts, Zimmerstr. 36.Die Arbeitszeitverkürzung in der Berliner Holzindustrie.Eine Versammlung der Tischlermeister und Holzindustriellen von Großberlin fand am Dienstag in denKonkordia-Sälen statt.Den wichtigsten Punkt der Tagesordnung bildete die Frage,wie die vertraglich festgelegte und am 14. Febniar d. I. in Krafttretende Verkürzung der Arbeitszeit in der Berliner Holzindustrievon 52 auf öl Stunden vorgenommen werden solle.Als erster Redner nahm Herr Plothen das Wort und führteaus: Auf Grund der Abmachungen von 1907 soll die Verteilung dereinen Stunde auf gegenseitiger Vereinbarung vorgenommen werden.Verhandlungen hätten schon stattgefunden, aber zu keinem Resultatgeführt. Alle Verbände der Meister seien sich einig, daß pro Tag10 Minuten Vcsperzeit eingeführt werden müßten, damit kämenbeide Teile zu ihrem Recht. Jetzt vesperten die Gesellen doch undvon 3— ö nachmittags sei immer einer beim Kaffeetrinken. Dadurchkämen, wenn das so bleibe, nach der Verkürzung zwei StundenVerlust heraus. Vom hygienischen Standpunkt sei die Vesperzeit be»rechtigt, also führen wir sie obligatorisch ein. Die Meister dürftennicht noch mehr geschädigten werden.Nachdem noch einige Redner gesprochen, nahm das WortObermeister R aHardt: Wir wollen die eingegangenen Ver-pflichtungen einhalten. Die Leitung, meine Herren, könnte eS Ihnenüberlassen, die Arbeitszeit zu regeln, aber dann brauchen wir keineOrganisation. Erinnern wolle er daran, daß vor zwei Jahren'vordem Gewcrbegericht, sie, die Führer, von den Arbeitervertretern er»fahren mußten, daß hinter ihrem Rücken 200 Betriebe in eine Arbeitszeitverkürzung eingewilligt hätten. Darunter befanden sich angeseheneFirmen. Er habe sich damals geschämt, daß die Inhaber derartigebeschämende Abmachungen mit ihren Arbeitern eingegangen sind.Meine Herren, wir verlangen von Ihnen Disziplin! Die Einfüh-rung der Besperzeit gebietet uns der Selbsterhaltungstrieb l DieErfahrung habe gelehrt, daß die Arbeiter ohne zu vespern nicht aus-kommen. Sie Vespern eben mit oder gegen unseren Willen. Durchden Vorschlag könne ganz dem Vertrage gemäß die Verteilung derStunde gekegelt werden. Er appelliere an die Disziplin der An-wesenden. Aus Zwcckmäßigkeitsgründen schlage er vor, 10 Minutenpro Tag Vesperzeit obligatorisch einzuführen. Wer aberweniger als S2 Stunden jetzt schon arbeiten läßt,darf diese 10 Minuten auf keinen Fall gewähren.Jede Firma, die eS dennoch tue, werde unweigerlich aus-geschlossen.Zu seinem Bedauern gebe es in der Berliner HolzindustrieArbeitszeiten von 48, 48'/z, 50, S0'/z, öl'/z, von den Ueberstundenwolle er dabei nicht sprechen. Alle unter 52 Stunden müssen nun fürdie heutige Frage ausscheiden. Wer so dumm war, schon früherunter 52 Stunden herab zu gehen, kommt hier nicht in Betracht. Esmuß einmal Halt gemacht werden. Wer nachher noch 52 Stundenweiter zahle, sei ein Esel. Das Kontrollbuch müsse jeder gewissen-Haft führen. Wohl glaubten manche Meister noch, auf ihre lang-jährigen Arbeiter, die ollen ehrlichen, biederen Seemänner Rücksichtnehmen zu müssen. Nähmen aber diese etwa Rücksicht, wenn sie inder besten Zeit die Arbeit hinwürfen? Leute, die 15 Jahre undlänger an einem Platze und in schlechten Zeiten durchgefüttert wordenseien, legten nach einem Wink von oben die Arbeit nieder und stelltensich als Streikposten vor die Tür. Deshalb fort, mit dem Humanitäts-dusel! Wollten aber die humanitätsduseligen Kollegen durchaus nichtihm folgen und sie kämen dann eines Tages und klagten ihm ihrLeid, so würde er fie rauSschmeißen! Er schlage also vor. diezehn Minuten Vesper obligatorisch einzuführen. Damit würden sieden vertraglichen Bestimmungen gerecht. Die Montagearbeiter undEinsetzer sollten ausscheiden.Diesem Vorschlage stimmte die Versammlung gegen einigeStimmen zu._Streik in den Berliner Lapidon-Werken.Seit Montag befinden sich die Arbeiter und Arbeiterinnen desLapidon-Werkes im Ausstände. Die Mißstände bei der Firmawaren unerträglich geworden. Beschäftigt sind zurzeit zirka 80 Per-sonen, für welche zwei Klosetts vorhanden sind; es müssen danach45 Männer ein Klosett und 36 Frauen das andere benutzen. Diein unmittelbarer Nähe der Klosetts Arbeitenden können eS anwarmen Tagen kaum aushalten, da den Orten ein unerträglicherGestank entströmt. Die Gewerbeinspektion scheint hieran noch keinenAnstoß genommen zu haben, sonst müßte bestimmt für Abhilfe gesorgt sein. Auch der Schöneberger Polizeibehörde scheint das nochnicht aufgefallen zu sein, obgleich sie des öfteren den Betrieb kon-trolliert hat. Im Sommer bildet die Anlage einen wahren Seuchen-Herd, da die Tonnen(es handelt sich um Tonnensystem) nur alle14 Tage geleert werden.Soweit man von Wascheinrichtungen sprechen kann, kommt fürdie in der Maschinenwerkstatt beschäftigten Dreher, Schlosser(zirkaacht Mann) ein Näpfchen in Frage, das ungefähr 30 ZentimeterDurchmesser besitzt. Die anderen Arbeiter müssen sich mit einemzirka zwei Meter langen Ausguß begnügen, wozu sie das Wasserallein vom Brunnen holen müssen, da eine Wasserleitung nicht vor-Händen ist. Mit den Frauen ist eS noch schlechter bestellt. Die inder Mühle beschäftigten Verputzerinnen waren gezwungen, wenn siesich waschen wollten, trotz strengster Kälte an den Brunnen zu gehen.da es für sie nichts anderes gab. Mit der Garderobees ebenso traurig aus. Das Ueberstundenwefeu, besserWesen, stand in vollster Blüte. Weigerte sich jemand, längerzu arbeiten, so flog er ohne weiteres aus dem Betriebe.Zur Zeit der Hochkonjunktur war es gang und gäbe, daß Tag undNacht gearbeitet wurde. Sotveit die Löhne in Frage kommen, kaimman ruhig erklären, daß in der ersten Zeit des Bestehens der Firmadie Bezahlung eine leidliche war. In der letzten Zeit sind aberderartige Abzüge gemacht worden, daß es trotz anstrengendsterTätigkeit nicht mehr gelingt, damit halbwegs auszukommen. Amschlimmsten sind die Verputzerinnen daran, sind doch Fälle vor»gekommen, in denen Wochenverdienste von 0,69 bis 1,23 M. zu verzeichnen waren. Bei den Schleifern liegen die Dinge ähnlich, kames doch auch hier vor, daß Abzüge über Abzüge gemacht wurden,so daß trotz der ungesunden Arbeit mit Verdiensten von 1,25 M. proTag gerechnet werden mußte.Der Brennereiraum entbehrt jeglicher Ventilation, und habendie beim Prozeß des Brennens sich entwickelnden Gase keinen Abzug.Soll wenigstens etwas frische Lust in den Raum kommen, dannmacht man die Tür und das Dachfenster(Luke) auf. Dadurch ent-steht nun aber wiederum ein unerträglicher Zug. der doppeltempfindlich wirkt, weil sich der Brenner vor dem große Hitze aus-strömenden Ofen befindet.Dieses und diverses andere mehr, könnte so als Blütenlesevon dem Arbeitsverhältuis des Lapidonwerkes gelten.So ungefähr lagen die Dinge kurz vor Weihnachten, als einpaar beherzte Arbeiter den Versuch unternahmen, durch Anrufungder Organisation dafür zu sorgen, daß ein besserer Zug durch denBetrieb ging. Aber diese Uebcltäter hatten die Rechnung ohne dieallmächtige Geschäftsleitung des Werkes gemacht, die die Betreffendenan die frische Luft setzte und nun sich in dem Glauben befand,Ruhe zu haben. Jetzt� aber hatte man sich in der Langmütigkeit derArbeiterschaft doch getäuscht, und anstatt die anderen einzuschüchtern,wirkte die Betriebsleitung durch ihr rigoroses Vorgehen agitatorischfür den Verband. Ein neues Mittel mußte ausfindig gemachtwerden, daß weniger durchfichtig ist. und schon war man dabei, fünfvon den dort Beschäftigten den Akkordlohn derart zu kürzen, daßein Blinder mit dem Krückstock fühlen konnte, was gespielt werdensollte. Die Gesamtarbeiterschaft nahm zur Sache Stellung underklärte der Werksleitung durch eine Kommission, daß sie die vor-liegende Angelegenheit zu der ihren mache, und verlangte gleicherzeitdie Abstellung der ärgsten Mißstände.Die Antwort der Geschäftsleitung war, wie nach allem Voraus-gegangeneu nicht anders zu erwarten: wem es nicht paßt, der solleseine Papiere nehmen und könnte gehen! DaS schlug dem Faß denBoden aus. Die Arbeiterschaft beschloß einstimmig, am Montagnicht wieder ins Werk zu gehen, was denn auch durchgeführt wurde.Am Montag wurde dann von Vertretern des FabrikarbciterverbandeSunter Hinzuziehung eines Vertreters der Metallarbeiter der Versuchunternommen, eine Einigung herbeizuführen, was jedoch trotz derMühe, die man sich gab, an der Starrköpfigkeit der Geschäftsleitungscheiterte.Zuzug ist fernzuhalten._An die Tabakarbeiter Berlins und Umgegend!Der Kongreß der Tabakarbeiter Deutschlands ist zu Ende ge»gangen und neue gewichtige Arbeit hat derselbe nicht nur derZentralkommission, sondern der gesamten Tabak»arbeiterschaft übertragen. Zur näheren Mitteilung dieserAufgaben, sowie zur weiteren Erörterung der den Tabakarbciternzufallenden Arbeit, welche notwendig wird, um die der gesamtenTabakarbeiterschaft drohende Gefahr durch die Steucrpläne derReichsregierung abzuwenden, findet am Freitag, den 5. Februar,abends S'/a Uhr, in W i l k e s Festsälen, Brunnenstr. 188, eineöffentliche Versammlung der Tabakarbeiter und Arbeiterimien statt.(Siehe Inserat in der heutigen Nummer.)Zentraltommission der Tabakarbeiter Deutschlands.I. A.: C. Butry.veutlclies Reich.Die Berschmelzung des HaudschuhmacherverbandeS mit dem Bei-band der Lederarbeiter(Loh- und Weißgerber) ist nun auch vonden Mitgliedern der erstgenannten Organisation beschlossen worden.An der zu diesem Zwecke am 30. Januar vorgenommenen Urab-stimmung beteiligten sich von den 2738 männlichen 2299 oder84 Proz. Für die Verschmelzung wurden 1458, gegen dieselbe952 Stimmen abgegeben. Nachdem sich die Lederarbeiter bereits imOktober vorigen Jahres für den Zusammenschluß entschieden haben,bedarf es nun mir noch der Unterhandlungen zwischen den beider-seifigen Zentralvorständen, um die Verschmelzung perfekt zu machen.Tarifkündigung.In Colmar i. E. wurde von der Zahlstelle desdeutschen Holzarbeiter-Verbandes der am 18. Juli1906 mit den Arbeitgebern abgeschlossene Lohn- und Arbeitsvertragfür den 1. Februar 1909 gekündigt.In der Auflösung.Der christliche Steinarbeiter-Verband in Bayern l ö st sich auf.Die übrig bleibenden Mitglieder schließen sich dem christlichen Keram-arbeiterverband an.Versammlungen.Forderung der Bureauangestellten. In der Protestversannn»lung zur Gewcrbeordnungsnovelle, die bei Keller in der Koppen-straße abgehalten worden ist, wurde zu der allgemeinen Resolutionnoch folgender Zusatz beantragt und angenommen:„Weitergehend betonen die Versammelten die Notwendigkeit,die Rechtsverhältnisse der Bureauangestellten in der Gewerbe-ordnung gesetzlich zu regeln, und zwar durch materiell rechtlicheGleichstellung mit den Handlungsgehilfen. Als Bureauangestelltegelten insonderheit die in den Betrieben der Rechtsanwälte,Krankenkassen, Bcrufsgenosscnschaften und ähnlichen nichtgewerb-lichen Betrieben beschäftigten Personen und weiter die in privatenVersicherungsunternehmuiigen, in Handels- und Gewerbebetriebenbeschäftigten Bureauangestellten, soweit sie nicht dem Handels-geietzbuch unterstehen."JVacbncnten und Depeschen.In den Flammen umgekommen.Jnsterburg, 3. Februar.(B. H.) Ein Großfeuer entstand heutefrüh um 6 Uhr in dem am Buttermarkt gelegenen KogelerschenHause. Gegen 8 Uhr war der Rauch derart groß, daß die Feuer-wehr uicht über die Treppen herüber konnte. Aus dem Dachgeschoßsprangen mehrere Personen in Todesangst auf die Straße. EineVerkäuferin wurde verletzt. Der Maler Bueckner und seine Frauwollten ihr fiebenjährigrS Kind retten, kamen aber in de»Flammen um._Schneeverwehungen und Berkehrsfiocknngrn in der Schweiz.Salzburg, 3. Februar.(B. H.) Große Schneeverwehungen führtenhier zu Berkehrsstockungcu. Die Jscheler Bahn ist verweht, der Früh-zug steckt bei Engrndorf. Bei Werfe! verwehte eine Lawine diesieht| Tiroler Strecke, auf der Vöcklabruck-Hammerftrecke ist ein Zug feitUn-> 14 Tage» eingeschneit.____Carl Wermuth, B.exlin-Rixdorf. Ins ergte verantKli£h, Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstglt Paul Singer& Co., Berlin S W. Hierzu 3 Beilagen u.NnterhaltungSbl,