enttauscht; denn, während die Tlcheche» ungefähr in den Besitz dessen gelangen, was sie ja faktisch eroberten, schließe die Bilanz der Deutschen auf allen Linien mit einem Defizit ab. Die Bor - lagen seien für die Deutschen in der gegenwärtigen Form u n a n- n e h m b a r. Ei» optimistisches Urteil. Wien , 4. Februar. Trotz der furchtbaren Lärmszenen in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses ist die Situation des Ab- geordnetenhauseS heute als gebessert anzusehen. ES zeigt sich, daß bisher die Regierung nur durch Mangel an Aktivität gesündigt hat. DaS Sprachengesetz findet keine ungünstige Aufnahme. Sowohl Deutsche als auch Tschechen finden Bor - teile für sich darin und erklären die Vorlage als geeignet zu der Grundlage weiterer Verhandlungen. Die Situation Bienerths hat sich schon durch den endlichen Entschluß ge- bessert, die Vorlage ohne weiteren Auffchub im Abgeordnetenhause einzureichen, sie sei jedoch deshalb noch lange nichtalSgut zu bezeichnen. Cnglanck. Meinungsverschiedenheiten im Ministerium. London , 4. Februar.„Daily Chronicle" gibt heute Gerüchte wieder, denen zufolge möglicherweise eine 5iabi nettskrisis eintreten und drei Minister aus ihren Aemtern scheiden würden. Es sei, so schreibt das Blatt, un- zweifelhaft ein scharfer Gegensatz hinsichtlich der Marineforderungen vorhanden. Einige Minister, dem Vernehmen nach der Staatssekretär für Indien Viscount M o r l e y. Finanzminister Lloyd-George , Handels- minister Churchill und der Präsident der Lokal- Verwaltung B u r n s, hielten das Schiffbau- Programm der Admiralität für zu weitgehend. Die Gegner dieses Programms seien der Meinung, daß Schiffe schneller gebaut würden, als sie mit ausgebildeter Mannschaft versehen werden könnten, und daß die Ein- bringung eines umfangreichen Schiffbauprogramms gleich- zeitig mit dem Besuch des Königs in Berlin die Wirkung dieses Besuchs beeinträchtigen würde. Dagegen wollen die imperialistischen Minister, an ihrer Spitze A s q u i t h und Grey, eine starke Vermehrung der Marineausgaben vorschlagen. Offiziell werden natürlich alle Differenzen zwischen den Ministern in Abrede gestellt.— Rußland. Vertuschungsversuche. Der Fall Azew zieht immer weitere Kreise und nimmt immer mehr den Charakter eines erstklassigen politischen Ereignisses an. das auf die innere Politik Rußlands einen nachhaltigen Einfluß auszuüben verspricht. Die Verhaftung Lopuchins, des früheren Chefs der politischen Polizei, zeigt, daß die russische Regierung vor keinem Mittel zurückschreckt, um sich eines der gefährlichsten Mitwisser bei dieser Affäna zu ent- lcdigen. Es ist besonders interessant, daß Lopuchin einen Tag bor der Eröffnung der Dumasession verhaftet wurde, und daß zugleich mit dieser Verhaftung in Petersburg Gerüchte über eine A e n d e- rung des Regierungskurses und dem Eintritt einiger Oktobristenführer in das Ministerium zu zirkulieren an- singen. Deshalb hat auch dar Regierungsblock die Dringlichkeit der Azew-Jnterpellation abgelehnt und der Oktobrist v. Anrep in seiner Rede über die„moralische Niederlage" der Sozialrevolutionäre ge- zetert, die es zugelassen hätten, daß ein gemeiner Verbrecher jähre- lang an ihrer Spitze stand. Indessen ist di« Situation trotz aller Vertuschungsversuche, trotz der Hilfsbereitschaft der„Partei der letzten Regierungsverfügung", der Oktobristen, für die Regierung außerordentlich schwierig. Die Juterpellatwn wird in zehn Tagen in der Duma eingebracht und die Regierung muß binnen Monats- frist dieselbe beantworten. Auch die Verhaftung Lopuchins wird der Regierung wenig nützen, denn auch ohne ihn sind die Links- Parteien, die die Interpellation eingebracht haben, in der Lage, dokumentarisch nachzuweisen, daß alle Anklagen, die in Verbindung mit dem Fall Azew gegen dir, Regierung erhoben wurden, auf vollster Wahrheit beruhen. Der Schwerpunkt liegt in der Teilnahme Azews anderErmordungdesGroß- fürsten Sergius, des Onkels des Zaren, des allmächtigen Ministers Plehwe usw. Ueber diese Tatsachen wird sich selbst die äußerste Rechte, mit Purischkewitsch an der Spitze, nicht hin- wegsetzen können. Ja, diese Elemente, die da*. Monopol auf „Patriotismus" und„Königötreue" gepachtet haben, werden— wenn sie logisch sein wollen— mit besonderem Nachdruck darauf drängen müssen, daß die Regierung sich vom Vorwurfe reinigt, daß die„geheiligte Person" deS Oheims des Zaren einer höfischen Intrige zum Opfer gefallen ist. In der„tzumanite" faßt Burzew , dem die Entlarvung Azews zu danken ist, nochmals seine Anklage zusammen. Außer den bereits bekannten Provokationen erzählt Burzew, daß Azew im Einverständnis mit dem Polizeichcf Gerassimow und Ratschkowski. seinem unmittelbaren Vorgesetzten, ein Attentat auf den Zaren vorbereitet hatte, das nur im letzten Augenblick durch einen Zufall scheiterte. Burzew erklärt nochmals, vor jedem russischen Gericht seine Anklagen be- weisen zu können. Die Regierung könne sich leicht Klarheit verschaffen, wenn sie Gerassiinow und Ratschkowski verhaftete. Das wird Stolypin wohl unterlassen. Denn die russischen Regierungs- banditen fürchten in dieser Angelegenheit nichts so sehr als Klarheit._' Lopuchin. Petersburg, 4. Februar. Der Prozeß gegen Lopuchin wird im Mai zur Verhandlung gelangen. Di>a Anklage wegen Hochverrats wurde fallen gelassen und in eine Anklage wegen Veröffentlichung geheimer Dokumente umgeändert. Ob Lopuchin nicht früher im Gefängnis vom Tode ereilt wird, ist allerdings nicht sicher.# Ein unfähiger Präsident. Petersburg, 4. Februar. Di« Reichsduma verhandelte in ihrer heutigen Sitzung die Vorlaga über die Unantastbarkeit der Person. Die Vorlage sieht die Entschädigung durch ter-' roristische Akte zu schaden gekommener Personen vor. Es ist beantragt, für diesen Zweck dem Ministerium deS Innern 1 025 000 Rubel anzuweisen. Im Laufe der Dcbatta wurde der Kadett R o d i t s ch e lv vom Vorsitzenden mchreremal wegen Ab- schweifung vom Gegenstand der Verhandlung zur Ordnung gerufen. Dies veranlasste den Kadetten Wolkow, dem Prä- sidenten Chomiakow zuzurufm: Sie verstehen nicht zu präsidiere nf Auf Antrag deS Präsidenten wurde darauf Wolkow von der heutigen Sitzung ausgeschlossen. Die K a- betten, die Sozialdemokraten und die Arbeiter- gruppe, die in dem Auftreten Chomjakows gegen Roditschew eine Vergewaltigung der Minderheit erblickten, v e r- ließen hierauf demonstrativ den Sitzungssaal und blieben während der ganzen weiteren Sitzung abwäsend. Die Vor- läge wurde angenommen, Amerika . Ei« vernünftiger Beschluß. Sacramento , 3. Februar. Die Gesetzgebende Versampikung hat mit 48 gegen 28 Stimmen die sich gegen die Japaner richtende Gesetzesvorlage, tvelche Fremden den Landerwerb in Kali- formen verbietet, abgelehnt.— Vzz Zerwürfnis. Im neuesten Heft des„März" schreibt LudwigThoma: Wir haben in den letzten Tagen ein bedeutsames, höchst unan- genehmes Zerwürfnis erlebt. Es ist unheilbar, weil es in den Naturen der zwei Männer begründet ist. weil es auf nationalen Gegensätzen— preußisch gegen deutsch — beruht, weil es seine letzten Ursachen in den tiefgewurzelten politischen Meinungsdifferenzen— altkonservativ gegen seichtliberal— hat. Und darum müssen wir uns darein finden, daß die zwei Männer sich nie mehcr versöhnen werden, und daß dieses höchst unangenehme Zerwürfnis zwischen dem preußischen Ministerpräsidenten und dem deutschen Reichs- kanzler dauern wird. Der latente Zwist kam zum Ausbruch am neunzehnten Januar im preußischen Abgeordnetenhause, und die direkte Veranlassung gab die Rede, die der preußische Ministerpräsident Fürst Bülow gegen den Kanzler hielt. Es ist peinlich, daß zwei Herren, die sich äußerlich so nahe stehen, innerlich so sehr divergieren, aber es ist nun einmal so, und wir haben hier lediglich die Tatsache festzustellen, daß der Minister un- säuberlich mit dem Kanzler verfuhr, indem er ihn direkt dcsavou- ierte. Manche Leute erinnern sich vielleicht noch des seltsamen MüleS, den der liberalisterende Reichskanzler in jenen so oft zitierten No- vembertagen bewies. Er hatte was vom umgekehrten Marquis Posa, als er selbigcsmal nach Potsdam eilte und seinen König um Ein- schränkung allerhöchst Seiner Gedankenfteiheit ersuchte. Viele glaubten, daß hinter der geschlossenen Türe jener Mannes- mut vor Königsthronen in die Erscheinung getreten sei, der solange nicht.selbstverständlich.sein wird, als ihn 5knechtseelen bewundern. Nun also, mit diesen Bkarquis-Posatönen und Mannesmutiz- leiten räumte der Ministerpräsident auf. indem er die ganze auf- regende Tätigkeit des Kanzlers als stramm royalistisches Experiment bezeichnete und ihm jeden freimütigen, staatsretterischen Charaklet aberklärte. Es wird dem Kanzler nichts helfen, wenn er sich in einer spä- teren Reichstagssitzung gegen diese Auslegung wenden pnd seinen starken Blockcharakter hervorheben wird. Er hat keine Beweise, weil sich seine Offenherzigkeit hinter ver- riegelten Pforten abgespielt hat, und er muß sich die Verdächtigung seines preußischen Kollegen gefallen lassen. Auch für uns ist das schlimm, denn die Geschichte vom tapfern Kanzlerlein war schön zu lesen in allen nationalliberalen Zeitungen und. wir hätten sie um so lieber immer wieder gehört, weil ja auch sonst nichts von unsrer erhebenden Bewegung übriggeblieben ist. Wir Deutschen hängen im politischen Leben mehr an Idealen als an reellen Werten, und nun hat uns der preußische Minister Fürst Bülow die Sage von dem Recken, der in Potsdam furchtlos war. als unbegründetes Märchen hingestellt; er hat uns ein Ideal zertrümmert. Und das ist bitter._ Hus Induftrie und Handel. Rückgang der Selbständigen . In einer Sondernummer veröffentlicht die„Stattstische Kor» respondenz" die Hauptergebnisse der Berufszählung in Preußen vom Jahre 1902 in Vergkeichung mit den Ergebnissen der Zählung von 1895. Wir bringen daraus zunächst die folgende interessante Zu- sammenstellung. Es wurden gezählt Erwerbstätige im Hauptberuf: Zu--ff oder 1895 1907 Abnahme— absolut in Proz. Landwirtschaft usw.. 1392 00« 1357 590— 34416 2.47 Industrie usw.... 1127114 1 086 050— 40 064 3,5« Handel und Verlehr. 484 372 590 293>4-105 921 21.87 Zusammen..... 8003492 3 033 933+ 30441 1.01 Demnach ist die Gesaintzahl der Selbständigen im Hauptberufe wohl gestiegen, aber die Steigerung bleibt relativ hinter der Be- völkcrungszunahme sehr weit zurück. Besonders bemerlenswert jedoch ist, daß mehr noch als der Gesamtzuwachs die Selbständigen in Handel und Verlehr zugenommen haben, während in der Land- Wirtschast und in der Industrie ein verhältnismäßig erheblicher ab- soluter Rückgang zu verzeichnen ist. Für die weiblichen Selb - ständigen ergibt sich auch insgesamt eine Abnahme von 559 927 auf 650 720. Naturgemäß hat die Zahl der Gehilfen zugenommen. ES wird unterschieden zwischen b- und o- Gehilfen. DaS Wachstum dieser Gruppen illustriert die folgende Tabelle, in der gleich daS Geschlecht berücksichtigt ist: 1895 1907 1895 1907 d-Gehilfen o-Gehilfen Landwirtschaft.. m.«0 426 50 069 2 035 658 1 903 757 w. 13 466 11420 1 280 672 2 544 105 Industrie.... m. 145 770 371052 2003175 4395 510 W. 4 760 39 022 485 018 704 947 523 747 852 922 193 449 326 522 Wechselnde Lohnarbeit>n.-- 155 753 112 830 w.—— 148 377 209 508 Sandel und Verkehr m. 142 208 235 403 w. 6 964 51033 Zusammen. rn. 348 413 667 324 5 708 360 7 265 019 W. 25 199 102 375 2 112 516 3 875 082 Rechnet man die beiden Gehilsengruppen zusammen, gewinnt man dieses Resultat: Gesamtzahl der Gehilfen Zunabme 1905 1907 absolut Prozent 8 194 488 11909 810 3 715 322 4o davon m. 6 056 773 7 932 343 1 875 670 31 „». 2 137 715 3 977 457 1 889 742 86 Demnach hat das weibliche Element relativ bei weitem stärker zugenommen als das männliche. Gegen den Syndikatsterror- Ein Industrieller schreibt uns: Hn nieinem Betriebe gebrauche ich größere Mengen westfälischer Kohlen und Koks, die ich schon seit langer Zeit von Zechen kaufe. die nicht dem Sstndikat angehören, wobei ich sehr gut fahre. Ost habe ich Gelegenheit, mit den außersyndikatlichen Zechenvcrtretern zu verhandeln, und höre immer wieder die übereinstimmende Klage. daß die außersyndikatlichen Bestrebungen noch zu wenig von den Kohlenverbrauchern unterstützt werden, teils ans Angst vor dem Syndikat und teils auch in der Annahme, daß die außcrsyndikat- lichen Zechen nicht alles liefern könnten. Es kann nur im Interesse aller Kohlenverbraucher liegen. Ab- fchlüsse nur mit außersyndikatlichen Zechen zu machen. Vereine könnten gemeinsam die Kohlen einkaufen, was auch sehr gut möglich ist, wenn sich mehrere Familien eine Ladung teilen, wo- durch sich der Waggon auf 30—40 M. billiger stellt. Dadurch läßt sich etwas erreichen. Nach dem Auslände werden Kohlen zu 70 M. pro Ladung abgesetzt, die im Jnlande mit 140—150 M. bezahlt werden müssen._ Die Krise. Infolge der Krise macht sich jetzt eine sehr starke Abwanderung der Arbeiter aus dem rheinisch-weftfälischen Jndustriebezirk bemerkbar. Die Flutwelle der in der Hochkonjunktur zugeströmten Arbciler- massen ebbt wieder zurück. Doch nur wenige nehmen de» Weg in die Heimat? Was sollen sie dort? Dort, wo sie ohne Barmittel nichts beginnen können, wo die Arbeitsgelegenheit rarer ist als anderswo.' Sie ziehen auf gut Glück weiter; wohin sie gerade der Zufall führt. Am Sonntag fuhr z. B. von Recklinghausen ein Extrazug mit 250 Arbeiterfamilien nach der belgischen Grenze(Bezirk Herzogenrat), wo auf den dortigen Gruben Arbeitsgelegenheit unler den glänzendsten Bedingungen zu finden sein soll. Dergleichen Ver- sprechungen haben sich aber schon als Schwindel erwiesen. Aus dein südlichen Ruhrbezirk wandern Arbeiter nach Australien aus. Agenten aus England versprechen ihnen für dort günstige Arbeitsgelegenheit. Die Alnvanderung wird noch schärfer einsetzen, wenn die an- gekündigten Arbeiterentlassungen erfolgt sind. So werden z. B. bei der Harpener Bcrgbangesellschaft 1700 Arbeiter demnächst abgelegt. » Infolge deS Rückganges der Frachtgüterbeförderung ist man in Bayern gezwungen, sonst regelmäßig verlehrende Züge bis auf weiteres auszuschalten. « Die 400—500 Arbeiter beschäftigende Maschinenbau» gesellschaft vormals Ducommun in Mülhausen im Elsaß war am Sonnabend nicht in der Lage, den Fabrikbeamten den Lohn voll auszuzahlen; die Leute bekamen sämtlich nur die Hälfte. Gleichzeitig hat die Firma einem halben Hundert Arbeiter gekündigt. « In Frankfurt a. M. waren Ende 1907 16 350 Metallarbeiter be- schäftigt, dagegen Ende 1908 nur noch 14 310. Die Verwaltungsstelle deS Metallarbeiterverbandes gab aus: Für Arbeitslosenunterstützung 32 875 M.(5741 M. im Vorjahre), fllr Kranlenuliterstützung65 711 M. (34 562 M. im Vorjahre). In der gleichen Zeit fiel t- hauptsächlich infolge Abreise— die Mitgliederzahl um 900. Die Arbeitslosigkeit wäre noch größer, wenn nicht auf Betreiben der Organisierten— zwecks Vermeidung von Entlassungen— viel- fach verkürzte Zeit gearbeitet würde. Dadurch hatten 2934 Arbeiter in der Woche vom 14.— 20. Dezember 23 210 Stunden Ausfall. Die Rentabilität der chemischen Industrie zeigte im Gegensatz zur sonstigen schlechten wirtschaftlichen Lage im letzten Geschäftsjahre noch eine kräftige Aufwärtsentwickclung. Während der ersten zehn Monate des Vorjahres haben 89 Gesellschaften mit einem Aktien- kapital von 301,61 Millionen Mark ihre Geschäftsberichte veröffent- licht; sie zahlten für 1907/08 55,79 Millionen Mark Dividende, gegen 60.70 Millionen Mark im Vorjahre. Durchschnittlich ging also die Dividende von 16,3 Proz. auf 18,5 Proz. hinaus. Die Badische Anilin- und Sodafabrik mit 21 Millionen Mark Kapital verteilte in beiden Jahren lumpige 30 Proz. Dividende. Auch die Farbwerke vorm. Meister, LuciuS u. Brüning mußten ihre Aktionäre mit diesem kleinen„Verdienst" abstzcisen. Die Anglo-Continentalen Gtianoiverke mit 16 Millionen Mark Kapital konnten nur 7l/3 Proz. auszahlen. Die Elbcrfelder Farbenfabriken zahlten 56(!) statt 36 Proz. Dividende, die Chemische Fabrik Griesheim- Elektron 14 Proz. gegen 12 Proz., die Chemischen Werke Albert öS Proz., gegen SS'/z Proz.»sw._ Gewcrkfcbaftlicbe�« Berlin und Umgegend. Achtung, Metallarbeiter! Auf mehrere Anfragen betreffend den Ausfall der Ausschuß- Wahlen bei der SiemenS-Gesellschaft bemerken wir, daß wir leider kein Resultat veröffentlichen können, weil uns bis heute die Zahl der abgegebenen Stimmen nicht bekannt ist. Auch nirgends diese Zahlen veröffentlicht sind. Man hat in einzelnen Werken den Ausschußmitgliedern unserer Richtung, also ausreichend legittmierten Personen, die Mitwirkung bei der Wahlhandlung, die Kontrolle der Wahlhandlung, ja sogar den Einblick in die einzelnen Wahlprotokolle verweigert. Hinterher ist uuS auch noch folgendes mitgeteilt worden: Zu einem bestimmten Termin mußten die Listen der Kandidaten der einzelnen Werke eingereicht werden. Run hatten unsere Kollegen anS vier Werken vor dem 5. Januar beschlossen, sich nicht an den Wahlen zum Ausschuß zu beteiligen. Nach dem 5. Januar. dem Tage des Zusammenbruchs der gelben Moral, hätten unsere Kollegen gern ihren früheren Beschluß rückgängig gemacht, doch jetzt war eS zu spät. Daher war in einzelnen Werken nur eine Liste, die gelbe, vorhanden und ist diese gewählt. Mit wieviel Stimmen ist, wie schon bemerkt, unS nicht bekannt und ist auch bis heute nirgends darüber etwas veröffentlicht. Der„Bund", das gellfe Organ der Direktion, bringt in seinem Bericht über die AuSschußivahlen kein Wort nberdie abgegebenen Stimmen. DaßdaL versehentlich unterblieben ist, glauben wir nicht. Im Gegenteil nehmen wir an, daß das absichtlich unterblieben ist. Hätte man nicht mit diesem Verschweigen der abgegebenen Stiimnen, mit dem Veriveigern der Konttolle usw. be- stimmte Absichten verfolgt, dann hätte man doch diese Selbst- Verständlichkeiten erfüllt. Wer nichts zu verbergen hat, der entzieht sich bei derartigen Dingen nicht der nottvendigen Kontrolle. Nun ist ober nach dieser Aufklärung der Ocffentlichkeit nicht aus- geschlossen, daß noch nachträglich Zahlen veröffentlicht werden, die hinterher niemand kontrollieren kann. Drum bemerken wir gleich, daß eine nachträgliche Kontrolle nur möglich ist. wenn nicht nur summarisch das Gesamtzahlenresultat belannt gegeben wird, sondern die einzelnen Abteilungen mit ihren Zahlen angegeben werden. Dann kann wenigstens hinterher noch konttolliert werden. Wir glauben aber, daß den Herren die Kontrolle unan- genehm ist und hoffen wir deshalb auch nicht, daß eine derartige Veröffentlichung erfolgt._ Vereitelte gelbe Gründmig. Den Steinsetzern soll eS nach Ansicht vieler Meister gar zu gut gehen, und sie geben die Schuld daran der starken Organisation, welche die Stemsetzer sich aufgebaut haben. Diese Orgamsatiou hält stramm zum Tarif und wacht sorgsam über den 8'/, Stunden- tag. Für die Meister ist der Tarif eine„Zwangsjacke", wie sie ihn schon öfter bezeichnet haben und eine Arbeitzeit von 8Vg Stunden erscheint ihnen viel zu gering. Darum verschwor sich eine Reihe von Firmen zu einem Attentat auf die Gewerkschaft durch die Gründung einer gelben Organisation. Meister G r a n z o w mietete eine» Saal in den PharuSsälen, Müllerstraße, und man erließ Ein- ladungen zu einer Bersaminlnng, die am Mittwoch stattfinden sollte. Pünktlich erschienen die folgenden Herren: Obermeister Otto, Syndikus Dr. Gebauer, Steinsetzmeister Willi Ku h lb ro d t, Wilhelm Peter, Spremberg , Granzow und Hein. Die Meister waren da. nur die sehnsüchtig erwarteten Gelben kamen nicht. Die Herren erlebten eine bittere Enttäuschung, die zit einer Blamage wurde, als rechts und links und überall die verhaßten„Roten " auf- tauchten, die man gerade jetzt und mehr denn je zum Teufel wünschte. Wenn vielleicht ein halbes Dutzend Gelbe der Ein» ladung gefolgt waren— in zehnfacher Uebermacht waren die Roten da und erwarteten lächelnd die beabsichtigte Gründung der neuen Organisation meistertreuer Gesellen.
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