Sit Mel«m Dilemma schritt Meister Otto heroisch zur Tat; erstandauf und— vertagte die Versammlung, da die Eingeladenen nicht»schienen wären. Die Meister zogen sich schleunigst zurück, dieNichteingeladenen lachten und hielten eine Versammlung ab, in derSie noch lange eifrig besprachen, wie die« Organisation auszubauenei, um derartige Pläne der Meister von vornherein aussichtslos er-scheinen zu lassen. Man wunderte sich sehr, daß die Meister über-Haupt so kurzsichtig sein konnten, diesen Versuch zu machen, da unterden Steinsetzern, den Steinhauern und Rammern in Berlin gar keinBoden für gelbe Gründungen vorhanden ist.Wer treibt Terrorismus!In der Maschinenfabrik des Kommerzienrats und freisinnigenStadtverordneten Karl Flohr besteht ein Zwangsunterstützungs-verein nach dem Muster des Herrn LebiuS. Nach dem Erscheinender Broschüre„Der gelbe Sumpf", sowie der Artikel über die Gelbenin der Presse, beschlossen die Mitglieder des Flohrschen Vereins den-selben auszulosen. Dies geschah auch mit Vierfünftel Majorität am20. Januar d. I. Man sandte die Resolution, sowie eine Liste,welche 138 Mitglieder unterschrieben hatten, an die Firma. Daraufwurde die Kommission, welche von den Mitgliedern gewählt war,von der Betriebsleitung vorgeladen und der Vertreter der Firma,Herr Brunetti. erklärte derselben: Der Verein bleibt bestehen.Wer weiter für die Auflösung des Vereins agitiert, wird sofortentlassen. Wer seinen Austritt aus dem Verein erklärt, wirdzwar nicht sofort entlassen, aber bei der ersten Gelegenheit." Obdie Firma durch solchen Zwang etwa glaubt, ihre Position zufestigen? Uns wird aus den Kreisen der Flohrschen Arbeiter versichert,daß bei der ersten Gelegenheit, wo es zu Differenzen zwischen der Firmaund den Arbeitern kommen sollte, die„Gelben" mit den Rotenzusammen zum Fabriktvre hinaus marschieren lEine Verwahrung.Herr Eduard Wolf, Inhaber der Albuinfabrik Ed. Wolf u. Co..schreibt uns:In Ihrem Komnientar(am letzten Sonntag) zu der Be-richtigung der Firma Georg Weigert, Albumfabrik, Ritterstr. 22,ist insofern ein Irrtum enthalten, als die in einer Vornummerbesprochenen sittlichen Verfehlungen des erst kürzlich zum Werk-führer ernanuten früheren Zuschneiders Oskar Scheffler in dasJahr 1907 zurückdatiert werden.Ich war bis zum 17. Juli 1908— nach fast 19 jährigerTätigkeit— in obiger Firma Geschäftsleiter und lege besonderenWert darauf zu erklären, daß mir bis zu meinem Austritt vonderartigen Sachen nichts zu Ohren gekommen ist, daß der be-treffende Arbeiter auch von mir sofort entlassen worden wäre,nicht aber noch zum Werkführer erhoben, daß also qu. Ver-fehlungen nur im Oktober 1908 passsert sein können.Indem ich Sie im Interesse der Wahrheit um gefl. Be-richtigung bitte, zeichne ichMit vorzüglicher HochachtungEduard Wolf.Wir haben über die Sache noch einmal Erkundigungen ein-? gezogen und uns Ivird bestätigt, daß die Verfehlungen des Werk-iihrers Scheffler in das Jahr 1908 fielen. Wir geben nichts-destoweniger der Verwahrung des Herrn Wolf Raum, weil erein Anrecht darauf hat, die Möglichkeit des Verdachtes abzuweisen,als bätte er dergleichen geduldet. Daß Herr Wolf während seinerTätigkeit bei der Finna Weigert von den Vorkommnissen nichtsgewahr wurde, ist ohne weiteres begreiflich, wenn man weiß, daßja selbst die Arbeiterschaft der Firma davon erst später erfuhr unddie Angelegenheit deswegen in die jüngste Zeit datierte. Irgendeine Schuld trifft also Herrn Wolf nicht, auch wenn die Ver-fehlungen des Werkführers weiter zurückliegen.Deutsches Reich.Erfolgreiche Lohnbewegung.Zwischen dem Bäckerverband und der RheinischenKakao-, Schokoladen- und Zuckerwaren-Fabrik vonGr über u. Co., Mannheim, ist soeben ein Tarifvertragabgeschlossen worden, der für die Arbeiter und Arbeiterinnen zahl-reiche Verbesserungen aufweist. Die wesentlichsten Punkte des Ver-träges sind folgende:„Die Arbeitszeit dauert von morgens 7 Uhr bis abends 6 Uhrnebst üblichen Pausen. Mindestlohn für gelernte Arbeiterbis zum vollendeten 20. Jahre 3,50 M. und über 20 Jahre 4 M. proTag. Hilfsarbeiter von 17— 19 Jahren 2,80 M., über 19 Jahre3,20 M., steigend alle Vierteljahr um 10 Pf., bis zum Höchstbetragvon 3,80 M.Arbeiterinnen mit 16 und unter 21 Jahren 1,40 M. An-fangslohn, nach vier Wochen 1,50 M., nach einem Vierteljahr 1,60Mark, alle Vierteljahr 10 Pf. mehr, bis zum Höchstbetrag von 2,40Mark pro Tag.Arbeiterinnen mit 21 und mehr Jahren 1,70 M. An-fangslohn, nach einer Woche 1,80 M., nach weiteren 4 Wochen 1,90Mark; alle Vierteljahr 10 Pf. mehr bis zum Höchstbetrag von 2,50Mark pro Tag.Ueberstunden 25 Proz. Zuschlag.Der Tarif tritt sofort in Kraft und hat bis zum 1. Januar 1911Geltung."._Ernste Differenzen in der Holzindustrie?Im Hamburger Lohngcbiet sind ernste Differenzenüber Regelung der Arbeitsnachweisfrage ausge-brachen. Beim Abschluß des letzten Tarifvertrages waren die Par-teien übereingekommen, sich später mit der Regelung dieser Fragezu befassen. Während die Arbeitnehmer unter gewissen Bedin-gungen die Aufgabe ihres Arbeitsnachweises in Aussicht stellten, fallsihrem Verlangen, einen paritätischen Arbeitsnachweiszu errichten, Folge gegeben werde, erklärten die Arbeitgeber, denArbeitnehmern einen Einfluß auf die Verwaltung des Arbeitsnach-weises der Tischlerinnung einzuräumen, wenn sie den„Ver-bandsnachwcis' aufgeben und alle Arbeitsuchenden dem JnnungS-Nachweis überwiesen. Weiter verlangen die Arbeitgeber bei Ver-Handlungen über ein neues Regulativ die Aufnahme einer Bestim-mung, wonach nur solche Arbeiter eingestellt werden dürfen,die im Besitze eines ordnungsmäßig ausgestelltenEntlassungsscheines ihrer letzten Arbeitsstelle sind. DieseZumutung lehnten die Arbeitervertreter ganz entschieden ab,da man durch Anerkennung dieser Bestimmung Maßrege-l UN gen befürchtete. Dadurch scheiterten die Verhandlungen.Eine Mitgliederversammlung des Holzarbeiterverbandes nahmhierzu Stellung. Hier gelangte folgender Antrag der Ortsverwal-tung nach Rücksprache mit den Delegierten der Vertragsbranchcnzur einstimmigen Annahme:„Das von den Arbeitgebern ausgearbeitete Regulativfür den Arbeitsnachweis lehnendie Versamme l-ten ab; dagegen soll für die Ausgestaltung des ArbeitsnachweisesSorge getragen und nach Möglichkeit die Benutzung des Jnnungs-Nachweises vermieden werden."Da auch die Unternehmer kaum eine Abänderung ihres Be-ichlusses vornehmen werden, so sind ernste Differenzen in der Holz-Industrie zu erwarten._Ei« neuer Streich der Gelben.Der„Nationale Arbeiterfreund für Kiel und Umgegend von1898" hat. wie die„Kreuz-Zeitung" mitteilen kann, an den Staats-fekretär v. Tirpitz eine Eingabe gerichtet, in der um Schutz gebetenwird gegen den Terrorismus der Sozialdemokratie. Die Herrenverlangen, der Staatssekretär möge verfügen, daß in den Reichs-marinebetrieben keine Mitglieder der freien Gewerkschaften oder Mit-gliedtr sozialdemokratischer Vereine in Arbeit genommen werdendürfen.— Zur Begriindung wird dann erzählt, daß die organi-sierten Arbeiter jeden Neueingetretenen und jeden Lehrling, derBerantw. Redakt.: CarlWermutH, Berlin-Rixdorf. Inserate verantw.seine Lehrzeit beendet hat, zum Beitritt in die freien GeWerk-schaften veranlassen. Mit den Gelben weigern sich die Frei-organisierten zu sprechen, ihnen Handreichungen zu leisten oderihnen etwa mit besonderem Werkzeuge zu helfen. Weiter sollen diefteiorganisierten Arbeiter so weit gehen, daß sie die Arbeits-Produkte der Gelben beschädigen. Einem Maschinenbauer, der sichweigerte, deni Verband beizutreten, sei der Werkzeugkasten erbrochenworden, und als er dann auf den Rat der Gelben der Gewerkschaftbeitrat, erhielt er sofort das gestohlene Werkzeug wieder zurück,darunter Stücke, die ihm garnicht gehört halten.— Am Schlüssesagen die Gelben in ihrer Eingabe, daß im Falle eines Kriegessozialdemokratische Arbeiter eine Gefahr für das Reich seien, beweiseder russisch-japanische Krieg, wo die Sozialdemokraten Sand, Feil-späne und Nägel in die Lager der Schraubenwellen gebracht unddadurch die russische Flotte manövrierunfähig gemacht hatten, weilsämtliche Lager der Schiffsmaschinen warmliefen und dadurch daSAuslaufen nach Ostasien um Monate verzögert wurde.Diese niederträchtige Denunziation dürfte im Reichstage ge-bührend beleuchtet werden. Es ist ein sattsamer Kniff der Gelben,ihre notorische Leistungsunfähigkeit durch Wohldienerei ausgleichen zuwollen. Deshalb auch der Hinweis auf die Gefährlichkeit der Sozial-demokratie im Falle eines Krieges. Die Lage für die Flotte dürsteaber ungleich gefährlicher werden, wenn in den Marinebetrieben vor-wiegend Gelbe beschäftigt werden, mit denen auch andere Arbeitgeberschon die schlimmsten Erfahrungen gemacht haben. Die Spitzbuben,die gegenwärtig in Kiel auf der Anklagebank sitzen, weil sie dieWerst und damit den Staat bestohlen haben, sind doch ganz gewißkeine Sozialdemokraten, sondern stehen jedenfalls den Gelben weitnäher._Eine Organisation der Berufsfeuerwehrleuteist in Dortmund gegründet worden. Vorsitzender der angeblichüber 1500 Mitglieder zählenden Organisasion ist der Oberfeuerwehr-mann L a e s e n in Dortmund. Nach unserer Meinung handelt essich bei dieser Gründung um eine Zersplitterung der Kräfte. DieFeuerwehrleute sollten sich zur Wahrung ihrer Interessen dem Ge-meindearbeiterverbande anschließen.Bevorstehender Musikerstreik.Sämtliche Mitglieder der Zwickauer Stadtkapelle haben am1. Februar ihre Kündigung eingereicht, weil der StadtkapellmeisterSchmidt der Tariftmterhandlungskommission gekündigt hatte. AlleVermittelungsversuche blieben erfolglos.?usl»n«l.Eine Massenaussperrung in der dänischen Eisenindustrie.Die dänische Arbeitgebervereinigung hat dem Gesamtverbandder Gewerkschaften Dänemarks angekündigt, daß die Eisenindustriellenam 16. Februar eine Aussperrung sämtlicher in ihren Betrieben be-schäftigten Mitglieder des Aröeitsmannsverbandes veranstaltenwollen. Die Ursache dieser Matzregel, die zunächst zirka 3000 un-gelernte Arbeiter treffen, dann aber auch 9000 Schmiede, Former,Schlosser usw. aus der Arbeit drängen soll, ist, daß der vor zweiJahren nrit dem Arbeitsmannsverband abgeschlossene Tarifvertragam 15. Februar abläuft und ein neuer nicht zustande gekommen ist.In diesem Vertrage war den Hilfsarbeitern der Eisenindustrie zum1. Februar 1909 eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1 Oere unterder Bedingung in Aussicht gestellt, daß sie sich mit einer Verlängerungdes Vertrages bis zum 1. Februar 1911 einverstanden erklärten.Die Eisenindustriellen weigern sich jetzt, die versprochene Lohnerhöhungdurchzuführen, während die Arheiter unter diesen Umständen bereitsind, vorläufig zu den alten Lohnsätzen ohne Tarifvertrag weiter zuarbeiten. Die Unternehmer wollen jedoch die tariflose Zeit nichtund wollen die Wirtschaftskrise benutzen, um die Arbeit für weitereJahre an die alten allzu niedrigen Stundenlöhne zu fesseln. Daßgegenwärtig schon sowieso über 20000 dänische Arbeiter brotlossind und die Arbeitslosigkeit so ungeheuer ist, daß selbst aus demBürgertum ansehnliche Summen zur Unterstützung der Notleidendenaufgebracht werden, kann das brutale Unternehmertum nicht ab-halten, willkürlich noch weitere 12000 Arbeiter zur Arbeitslosigkeitzu verdammen.Versammlungen.Zimmerer-Verbanb. Die Zahlstelle Berlin des Zentralvcrbandesder Zimmerer hielt am Sonntag im Gewerkschaftshause ihre Dele-giertenvcrsammlung ab. Die Einnahme im 4. Quartal beträgtinkl. Bestand vom 3. Quartal 110 123,45 M., die Ausgabe32 741,83 M. An die Zentralkasse find 18094,50 M. gesandt. DerJahresbericht sowie difö Jahresabrechnung lagen in einer 54 Seitenstarken Broschüre vor. Der Berichterstatter, Vorsitzender Witt,beschränkte sich deswegen auf einige Ergänzungen und Erläute-rungen. Besonders hob er hervor, daß auch an der Berliner Zahl-stelle des Zimmererverbandes der wirtschaftliche Niedergang nichtspurlos vorübergegangen ist, beträgt doch die Mitgliederzahl amJahresschluß 1908 weniger als 1907. Das Jahr 1903 schließt miteinem Mitgliederbestande von 3172 ab. Der Mitgliederrückgangrekrutiert sich aus dem verminderten Zuzug, sowie aus dem denZuzug etwas übersteigenden Wegzug. Es sind Verbandsmitgliederzugereist 1906 2307, 1907 1274, und 1908 223. Abgereist sind inden gleichen Jahren 1966, 1975 und 402 Mitglieder. Zur Mit-gliederbewegung ist noch zu bemerbp, daß bei den statistischen Er-Hebungen am 25. März 1908 4809 Zimmerer ermittelt sind, imAugust 1906 dagegen wurden 7525 Zimmerer ermittelt, wovon imVerbände 75 Proz. organisiert waren, während 1908 auf denZentralverband 76 Proz. entfallen. Gesagt kann werden, daß dieZahlstelle ihren Besitzstand behauptet hat. Diese Erhebungen er-gaben aber auch, daß von 2913 bei 571 Unternehmern in Arbeitstehenden Zimmerern 35 Proz. zu einem Stundenlohn unter75 Pf., 45 Proz. zu 75 Pf. Stundenlohn und 20 Proz. zw einemhöheren Stundenlohn als 75 Pf. arbeiteten. Der Rest stand zumTeil im Wochenlohn, zum Teil war dift Lohnhöhe nicht angegeben.Dieses Resultat zeigt, daß der überwiegende Teil der BerlinerZimmerer unter den provokatorischen Lohnreduzierungen der Unter-nehmer nicht zu leiden hatte. Wie bekannt sein dürfte, kam dieLohnbewegung der Berliirar Zimmerer 1907 nicht zum Abschluß.Die Scharfmacher benutzten die durch die mißlichen Konjunktur-Verhältnisse bedingte größere Arbeitslosigkeit dazu, um gleich amJahresanfang umfangreiche Lohnreduzierungen vorzunehmen. DerVerband der Baugeschäste beschloß am 3. Januar 1903 den Stunden-lohn für Maurer und Zimmerer auf 70 Pf. und für Bauhilfs-arbeiter auf 45— 50 Pf. festzusetzen. Am 9. Mätz wurde eineabermalige Reduzierung auf 65 Pf., bezw. 40 Pf. beschlossen. DieserBeschluß sollte am 14. März in die Tat umgesetzt Warden, obwohlbereits unterm 5. März die Arbeitgeber die Verhandlungen zwecksAbschlusses eines Tarifvertrages durch Uebersendung des Muster-Vertrages nebst Begleitschreiben eingeleitet hatten. Gegen die Bau-geschäfte nun, die vwrsuchten, die Beschlüsse des Arbeitgeber-Verbandes in die Praxis umzusetzen, gingen die Zimmerer mitPlatz- und Bausperren vor, deren in der Zeit vom 14. März bis11. Mai 27 verhängt wurden. Die Lohnreduzierung wurde in11 Baugeschäften rückgängig gemacht, während die übrigen 16 biszum Abschluß des neuen Vertrages gesperrt blieben. An diesenPlatzstteiks waren 294 Vprbandsmitglieder beteiligt. Die Kostenbetragen 10785,35 M., wovon auf die Zentralkasse 9265,15 M.und auf die Lokalkasse 1520,20 M. entfallen. Die Lohnbewegungfand nach langwierigen Verhandlungen durch Annahme einesSchiedsspruches ihre Beendigung. Der Stundenlohn blieb auf75 Pf.bestehen. Wenn auch daS Resultat keineswegs befriedigendist, so haben sich dennoch d-ie Zimmerer damit abgefunden undwerden die Zeit des Waffenstillstandes benutzen, ihre Organisationauszubauen und zu stärken, um im Jahre 1910 allen Eventualitätendie Spitze bieten zu können. Die Arbeitslosigkeit, die den Höchst-stand wohl kaum erreicht haben dürfte, stellte an die Verbandskasseaußerordentlich hohe Anforderungen. Für Arbeitslosenunter-Th, Glocke, Berlin. Druck u.Verlaa: Vorwärts Buchdr.u. Verlagsanstaltstützung würden 1908 83 060,75 M. verausgabt, davöft aus d'?Zentralkasse 61 768 M. und aus der Lokalkasse 21 292,75 M. 1907betrug die Gesamtsumme für Arbeitslosenunterstützung 31 451,50 M.und 1906 5843,50 M. Diese Summen bewcijcn ohne weiteres einerhebliches Anschwellen der Arbeitslosigkeit. Von dein Ausgabensind noch zu erwähnen 13 297,80 M. für die Beiträge arbeitsloserKameraden an die Zcntralkasse, 8542,80 M. an den Streikfondsund 7485,25 M. für die Maigcmaßrcgclten. Die Jahresabrechnungergibt eine Gesamteinnahme von 145 076,54 M. und eine Gesamt-ausgäbe von 187 069,97 M. Es ist mithin eine Mehrausgabe von41 993,43 M. zu verzeichnen. Der Kassenbestand beträgt am Jahres-schluß 1908 77 381,62 M. Das Versammlungswesen gestaltete sichäußerst lebhaft. Abgehalten wurden 8 Zahlstellen-(Delegierten-)Versammlungen, 11 allgemeine Mitglieder-, 404 Bezirks- und32 Platzbcrsammlungen. Außerdem fanden 52 Sitzungen statt,Vorstandssitzungen, Bezirksführer- und Kassiererkonferenzcn. BeiDifferenzen auf Bauten und Plätzen mutzte in 125 Fällen derVorstand eingreifen. Erwähnt sei noch, daß die Konferenz der„Freien Vereinigung der Zimmerer Deutschlands" vom 1. und2. Dezember 1907 mit 27 gegen 20 Stimmen den Anschluß an denZentralverband beschlossen hatte. Dc!r Uebertritt sollte in Berlinnicht so glatt, wie erwartet wurde, von starten gehen. Ucber-getreten sind vom Berliner Lokalvercin 398 Zimmerer. Das am3. August in der„Neuen Welt" abgehaltene Jubiläumsfest der Zahl-stelle Berlin gestaltete sich zu einem Verbandsfest im wahrstenSinne des Wortes, waren doch Delegierte vieler auswärtigen Zahl-stellen anwesend. Die Diskussion über den Geschäftsbericht warziemlich lebhaft. Alle Redner erklärten ihr Einverständnis mitder Tätigkeit des Vorstandes. Die Vorstandswahl hatte folgendesErgebnis: 1. Vorsitzender: Witt, 2. Vorsitzender: Hinn-richsen, 1. Kassierer: Wellsow, 2. Kassierer: Licht,1. Schriftführer Heinrich Schultz, 2. Schriftführer: Kubc. ZuRevisoren wurden neugewählt Golze, Klante, und zu Kon-trolleuren L e s s i n g und H a u f f et Den Bericht der Schieds-kommission erstattete Licht. Ausschlußanträge wurden nicht ge-stellt. Engelhardt gab den Bericht von der Gewerkschafts-kommission. In die Schiedskommission werden gewählt: Herzer,Hinrichsen, Klossowski, Rich. Schröder, Rich.Schulz, Wilh. Schulze und Ziege. Als Delegierte zurBerliner Gewerkschaftskommission werden Engelhardt,Theodor Fischer, Knüpfer, Kube, Rich. Schröder undWitt gewählt. Berichterstatter von der Provinzialkonfercnz, ab-gehalten am 27. Dezember 1908 im Berliner Gewerkschaftshause,war Klossowski.(Ueber diese Konferenz hat der„Vorwärts"am Jahresschluß eingehend berichtet.) Der Vorsitzende Wittweist noch auf die demnächst stattfindende Arbeitslosenzählung hinund ersucht um recht zahlreiche Beteiligung. Die Versammlungerklärte es für selbstverständlich, den auf unsere Zahlstelle cnt-fallenden Teil der Kosten zu übernehmen. Nach Erledigungeiniger Verbandsangelegenheiten wurde die Versammlung ge,schlössen._Die Qnterfclsieife auf der Kieler ülerft.Kiel, 4. Februar.(Telegraphischer Bericht.) In demKieler Unterschleife-Prozeß nahm heute früh der Staats-anwalt Neils das Wort zu seinem Plaidoyer. Er be»antragte, den Angeklagten Kankowski schuldig zu sprechenwegen einfacher Urkundenfälschung, dagegen die Frage, ober die Bücher gefälscht habe, zu verneinen. Gegen die übrigenAngeklagten hat er die äußerste Milde walten lassen DieRede des Staatsanwalt dauerte drei Stunden.— Es folgtendann die Plaidoyers der vier Verteidiger.— Mm �9 Uhrabends erging folgendes Urteil:Der Angeklagte Kankowski wird zu drei Monaten Ge-fängnis und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. AchtMonate Gefängnis werden ihm auf die Untersuchungshaftangerechnet. Außerdem wird bei ihm auf Einziehung derBestechungsgelder erkannt. � Der Hilfsschreiber Krause wirdzu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der LohnschreiberPeters erhält ein Jahr sechs Monate Gefängnis, wovon ihmacht Monate auf die Untersuchungshaft angerechnet werden.Die Angeklagten Müller und Andresen werden freigesprochen.Letzte Nachrichten und DepclcheaEine neue Unternehmervereinigung in dersTextilbranche.Frankfurt a. M., 4. Februar. lB. H.) Die Gründung einer Ber-einigung der Fabrikanten und Grossisten der Textilbranche und-der-wandter Branchen wurde am 2. Februar in einer Versammlung, inder 120 Firmen vertreten waren, beschlossen. 100 Firmen haben siebsofort als Mitglieder eingezeichnet.Das Hochwasser.Chemnitz, 4. Februar.(SS. T. B.) Durch daS von anhaltendemRegen begleitete Tauwetter ist hier Hochwasser eingetreten, welchesdie Borstädte und andere Sttaßen der Stadt überschwemmt. DerVerkehr nach verschiedenen Vororten ist abgeschnitten. Die Straßen-bahn hat den Betrieb auf den unter Wasser stehenden Strecken ein-gestellt. Die Parterrewohnungen der gefährdete» Häuser werdenunter Mitwirkung der Feuerwehr geräumt.Zittau i. S., 4. Februar.(B. H.) Die Kleinbahnstrecke Tauben-heim— Dürr— Hennersdorf steht infolge plötzlich eingetretenen Tau-wetterS zum größten Teil unter Wasser, der Bettieb auf dieser Liniemutzte infolgedessen heute mittag vollständig eingestellt«erden.Ems, 4. Februar.(B. H.) Hochwasser von den Berghängendes Westerwaldes überflutet weite Straßenstrecken und unterbrach dieVerbindungen. Die Feuerwehr räumt die Häuser. Der Emser Berg-bahndetrieb wurde eingestellt. Es ist die stärkste Flut seit Menschen-gedenken.Limburg, 4. Februar.(B. H.) Seit heute früh'/gl Uhr istauf der Lahn Eisgang. Mit rapider Schnelligkeit trat Hochwasserein, wie es seit 1881 nicht erlebt wurde. Von der nahe gelegenenSteingutfabrik Staffel kommt die Nachricht, daß die Elb,' ein Neben-fluß der Lahn, das ganze Fabrikgelände nebst Umgebung unter Wassergesetzt hat. Drei Mann sind ertrunken.Bonn, 4. Februar.<W. T. B.) Von der Sieg laufen fort-gesetzt Meldungen über Hochwasser und Ueberschwemmungen ein.Bei Hennef wurde heute mittag eine Schafherde von der Flutüberrascht. Von den etwa 700 Tieren ist ein sehr großer Teil um-gekommen. Auf der Strecke Waldbröl— Ruppichteroth wurdenBäume entwurzelt und von der Flut fortgeführt.Marburg(Bezirk Kassel), 4. Februar.(W. T. B.) DurchHochwasser wurden bei der Station Bringhausen der Bahn Mar-buxg— Warburg zwei Bahnbrücken zerstört; auch sonst wurde viel-fach Schaden angerichtet.Görlitz, 4. Februar.(W. T. B.) Die Reiße und ihre Zu-flüsse führen Hochwasser.Lawinen.Salzburg, 4. Fabruar.(W. T. 53.) Bei der Ortschaft Anna-berg ist eine Lawine niedergegangen und hat ein Gehöft verschüttet.Zwei Personen sind schwer verletzt.Linz, 4. Februar.(W. T. B.) Auf der EisenbahnstreckeAussee-Steinach ist zwischen Aussee und Kainisch eine Lawine aufeinen Personenzug herabgestürzt. Bier Passagiere sind leicht, derZugführer ist schwer verletzt. Die Verkehrsstockung ist bcietts be»hoben. Mittags erfolgte ber Schwanenstadt ein Dammbruch.Zaul Singer& Co., Berlin S W, Hierzu 3 Beilagen«.Uotcrhaltungsbl�