|t. 31 26. ZahlMz. 1. Keilllge des Jorrairts"§n\m Nalksblalt. Reichötacf. 10*. ig, den 5. Fevruar, 1 Uhr. Sitzung vom Freita, nachmittags Lm Bundesratstische: v. Bethmann-Hollweg . Erster Gegenstand ist die Beratung der Rechnungen über den ReichshanShalt für die RechnnngSjahre 1303 und 1904. Berichterstatter Mg. Hug sZ.) weist auf die graste Zahl der Fondsverwechselungen hin; jedoch seien dieselben nur formaler Natur. Er empfiehlt, nach dem Antrage der Rechnungskommission, die nachgewiesenen Etatsüberschreitungen und autzeretatsmästigen Ausgaben zu genehmigen und dem Reichskanzler für die vor- gelegten Rechnungen von 1S03M Entlastung zu erteilen. Abg. Ulrich(Soz.): Ich bin nicht der Meinung, dast es sich bei den Fou��- Verwechselungen, auf die der Berichterstatter hingewiesen hat, um wesenttich nur formale Vorgänge handelt, sondern um Vorgänge, die der Aufmerksamkeit des Hauses in hohem Mäste bedürfen. Denn objektiv— ich erkläre dies ausdrücklich, damit nicht die Auf- fafiung Platz greift, als ob ich einem Beamten hier ein s u b- j e k t i v e s Verhalten zuschreibe— objektiv besteht durch diese Fondsverwechselungen die Möglichkeit, den einen Fonds für den anderen bluten zu lassen und so Buchungen zustande zu bringen, welche unrichtig sind. Derartige Buchungen find in so großem Umfange gemacht worden, dast ich der Anficht der Mehrheit der Kommission, sie seien als belanglos zu bettachten, nicht zustimmen kann. Ich will das an der Hand einiger Tatsachen beweisen. Die Fondsverwechselungen sind nichts weiter als eine Ergänzung der Etatsüberschreitungen und der austeretatSmästigen Ausgaben. Diese drei Dinge sind ein Schmerzenskind in der RechnungSkommisfion, sie beschäftigen sie bei jeder Rechnungsüberficht. Wenn Klagen über die Ucbers-tireiwngen laut werden, so müsien auch die Verwechselungen dieser Fonds ins Auge gefastt werden. Herr Hug sagte, sie seien berechtigt, denn die betreffenden Ausgaben seien mcht gegen den Willen des Reichstags gemacht, sondern nur falsch gebucht. Die verbündeten Re- gierungen erklären diese falschen Buchungen damit, dast sowohl bei den rechnungslegenden, als bei den prüfenden Behörden häufig Hilfsarbeiter beschäftigt werden. Diese Tatsachen bestreite ich nicht. Es handelt sich aber hierbei um so wichtige Akten für unseren Etat, daß wir darauf sehen müsien, daß diese Buchungen richtig vor sich gehen. sZustimmung bei den Sozialdemokraien.) Gewist können bei einem Etat mit Tausenden von Fonds sich einige falsche Buchungen einschleichen. Wenn eS sich aber— wie hier— um Fondsverwechselungen in der Höhe von 959 8SS M. handelt(Hört I hört l), so must man doch wohl daran denken, solchen gewaltigen Fondsverwechselungen einen Riegel vorzuschieben. Ich be- streite nicht, dast diese Summe sich auf sehr viele Titel verteilt, sich m sehr viele Hunderte von Posten aus- einanderlegen lästt. Aber gerade deshalb dränge ich darauf, den verbündeten Regierungen anheimzugeben, dast die Anzahl dieser Fondsverwechselungen möglichst vermindert wird. sSehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Bei der Zusammenstellung. die Herr Kollege Hug gemacht hat, habe ich darauf auf- merksam gemacht, dast allein bei der Militärverwaltung rund 900 Fondsverwechselungen vorliegen. Bei einer derartig grasten Zahl von Fondsverwechselungen, deren Summen in die Hunderttausende lausen, müsien wir nach- sehen, wo der Fehler liegt, und wenn die Regierung sagt, der Fehler liege daran, dast nicht genügend geschulte jüngere Beamte daran arbeiten, so sage ich: nicht genügend geschulte Beamte dürfen an solchen Stellen nicht eingestellt werden. (Sehr richttg! bei den Sozialdemokraten.) Wir müsien an diesen Stellen möglichst die verantwortlichen Beamten lassen. Freilich sagen die Regierungen. eS sei notwendig, diese Beamten wechselnd zu beschäftigen, damit sie im Falle der Not an verschiedenen Stellen beschäftigt werden können. Das ist richtig. Aber die Zahl kleines feuilleton. Wovon hangen die Erfindungen ab? Wer mit den von der geschichts-materialistischen Methode geschärften Augen geschichtliche Entwickelungsprozesse betrachtet, dem ist es geläufig, auch in dieser Frage zuerst vor allem die wirtschaftlichen Bedürfnisie eines be- stimmten Zeitabschnittes zu beftagen. Der unsterbliche Philister aber glaubt noch heute, dast Protestantismus und Katholizismus, germanisches oder romanisches Blut darüber entscheide, wo und wann Erfindungen gemacht werden. Techniker, die ohne solche Vorurteile die Dinge betrachten, kommen zu ganz anderen Resultaten. Dr. A. du Bois-Reymond hat die erfinderische Produktivität der ver° schicdencn Länder untersucht(„Erfindung und Erfinder") und dabei die sozialen Einflüsse besonders berücksichtigt. Nach seiner Ansicht, ist, wie in der„Umschau" referiert wird, die erfinderische Produktivität im allgemeinen nicht eine plötzliche Lebensäuherung, sondern sie wird in hohem Grade durch äustere Anregung ausgelöst. Allgemeine Bildung, Dichtigkeit der Bevölkerung, Verkehrsmöglich- leiten, soziale Organisation sind die Einflüsse auf die Erfinder- Produktivität. Zur Erfindung gehört Muhe und so erklärt es sich dast trotz der grotzen Teilnahme der Arbeiterklassen an der Industrie nur wenige Patente von Arbeitern angemeldet werden. Für die Hauptländer ergibt sich folgendes statistisches Bild der Erfinder- Produktivität: Patentanmeldungen: Zahl der 1900 auf je Analphabeten auf eingereichten 100000 Eintv. Rekruten in Proz. England..... 15 300 37 3,7 Ver. Staaten... 22 600 30 keine Angabe Deutschland ... 14800 26 0,07 Belgien ..... 1390 31 10,1 Frankreich .... 7 020 18 4,6 Schweden .... 900 18 0.08 Italien ..... 1030 3 83,8 Diese Zusammenstellung zeigt, daß nicht Rasseneigentümlich keilen die Produktivität eines Landes bestimmen, sondern vielmehr soziale Einflüsse, besonders aber der Stand der Industrie. Eng- land, die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Deutschland , wo die Industrie am meisten entwickelt ist, sind auch die drei eigent- lichen Erfindungsländer. Die meisten Erfindungen geschehen auf dem Gebiete der Technik; so zum Beispiel sind in Deutschland im Jahre 1300 allein auf dem Gebiete der Elektrotechnik 1500 Patentanmel- düngen eingereicht worden. Aus der geringen oder grasten Ent- Wickelung der Technik kann also die geringe erfinderische Produktivität eines Landes wie Italien , oder die graste Produktivität von Belgien erklärt werden. Bedrohte alte Brücken. Man schreibt uns: Der alten Main - brücke in Frankfurts . M. droht jetzt ernstlich die Gefahr des Abbruchs. Das ehrwürdige Baudenkmal, das Wahrzeichen der alten Reichsstadt, soll ohne zwingende Notwendigkeit einem Neubau Platz machen, der angeblich gerade so schön, aber für die modernen Beriehrsbcdürfnisse praktischer sein soll. Die Mainbrückc, eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele mittelalterlicher Brücken- baukunft, soll das gleiche Schicksal, wie unlängst ihre Dresdener Schwester erleiden; auch der Regensburger Kollegin droht bekannt- lich die gleiche Gefahr. Di« Frankfurter Brücke, die Goethe„das der wechselnden Beamten lästt sich doch einschränken und dadurch eine gröstere Sicherheit der Buchungen herbeiführen. Auf Seite 6 und 7 des Berichts finden Sie eine austerordentlich interessante Fondsverwechselung: Die Garnisonverwaltung von Köln hat 3573,50 M. für Körperverletzungen, die durch das Umstürzen von Schilderhäusern entstanden sind, ausgegeben, und diese Ausgabe. statt auf Kapitel 27 Titel 9 auf Kapitel 43 Titel 1 verbucht. Bei richtiger Buchung wäre in die Erscheinung getteten, dast dieser Titel statt mit einer Ersparnis von 3262,20 M. mit einer Ueber- schreitung von 311,30 M. abschliestt. Man kann das für nicht sehr richtig hallen, aber ich meine, derartige Buchungen geben ein falsches Bild von dem, was die einzelnen Fonds geleistet haben, und soweit als möglich sollte solch' falsches Bild vermieden werden, weil sich dadurch auch das Budgetrecht und das Bewilligungsrecht des Reichstages in einer sehr bedenklichen Situation befindet.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) ES wäre doch möglich, dast ein Ressortchef, der z. B. den einen Titel etwaS überlastet sieht, während ein anderer Titel noch etwas übrig hat, ohne böse Absicht eine Ausgabe auf diesen Titel nimmt (ohne böse Absicht, weil er meint, dast der Reichstag solche Fonds- Verwechselungen ja genehmigt) und dast er dadurch also absichtlich ein falsches Bild gibt. Diese Fondsverwechselungen sind eine Art Schiebung, die, wenn sie jetzt auch nicht absichtlich geschehen, doch möglicherweise einmal bei passender Gelegenheit von einzelnen mit Absicht verübt werden können.(Sehr richttg! bei den Sozialdemokraten.) Ich würde es für bedenklich halten, wenn eine derartige Praxis all- gemein würde. Deshalb verttete ich den Standpunkt, dast die Regierungen erörtern müssen, wie diese Fondsverwechselungen zu vermeiden sind.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) UntersiaatSsekretär im Reichsschatzamt Twrle: Der Vorredner sagte, nicht subjettiv, aber objektiv bestehe die Absickt, einen Fonds für den anderen bluten zu lassen. Aber auch diese ob- j e k t i v e Absicht mutz ich entschieden bestreiten. Jeder Beantte weist ja, dast die Fondsverwechselungen zur Kenntnis des Rechnungs- Hofes kommen und dast dadurch doch schliestlich ein richtiges Bild entsteht. Abg. Dr. Görcke(natl.): Der Abg. Ulrich hätte bei seinen Darlegungen die'Tätigkeit des Rechnungshofes nicht verschweigen dürfen. Darin allerdings gebe ich ihm recht, dast der Reichslag darauf hinwirken must, dast die Fondsverwechselungen möglichst eingeschränkt werden. Abg. Ulrich(Soz.): Auf die Tätigkeit des Rechnungshofes brauchte ich nicht hinzuweisen. Jeder, der den Bericht der Kom- Mission gelesen hat, weist ja, dast die Rechnungskommission die Fondsvcrwechselungcn richtiggestellt hat. Abg. Dr. Görcke(natl.)(mit allgemeiner Unruhe empfangen]: Wir kennen allerdings den Bericht des Reichstages, nicht aber die Leute austerhalb des Reichstages. Damit fchliestt die Diskussion. Der Kommissionsantrag wird angenommen. Es folgt die Fortsetzung der zweiten Beratung der Uederpcht der Einnahmen und Ausgaben der afrikanischen Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1904. Der Aittrag Erzberger, die Uebersicht an die Kom« Mission zur schriftlichen Berichterstattung zurück- zu verwerfen, wird gegen die Stimmen des Zentrums, der Polen und Sozialdemokraten abgelehnt� der Anttag der Kommission, die nachgewiesenen Etatsüberschrertungen und auher- etatsmästigen Ausgaben zu genehmigen, wird gegen dieselben Parteien angenommen. Darauf wird der Antrag der Kom- Mission, für die austeretatsmästige Ausgabe von 200 000 M. zu Borarbeiten für eine Eisenbahn von WindHuk nach Rehobot Indemnität zu erteilen, in namentlicher Abstimmung mit 190 gegen 122 Stimmen angenommen. Damit ist der Anttag Ulrich(Soz.), wegen dieser 200 000 M. eine Untersuchung zur Ermittelung und Haftbarmachung des schuldigen Beamten einzuleiten, erledigt.— Hierauf wird die einzige schöne und einer so großen Stadt würdige Monument aus der früheren Zeit" nannte, wurde im Gefolge des Krieges von 1866 Eigentum des preußischen Fiskus. Dieser hat für ihre bau- liche Instandhaltung seither wenig getan. Daher wird sie jetzt als baufällig und reif zum Abbruch dargestellt. Die wegen Abtretung des Brückeneigentums zwischen Stadt und preußischem Staat schon länge schwebenden Verhandlungen sollen dem Abschluß nahe sein. Das Schicksal der alten Brücke wird damit besiegelt; denn man sieht städtischerseits in ihr ein Hindernis für den Schiffsverkehr. Dabei wurde aus Fachkreisen nachgewiesen, wie man eine Erhaltung der Brücke gleichzeitig mit der Erfüllung der Perkehrserfordernisse er- möglichen kann. Nur wenn der preußische Staat die Brücke noch vor Abgabe unter Denkmalschutz stellt oder ihre Erhaltung zur Verkaufs- bedingung macht, kann die Brücke gerettet werden. Ihr Abbruch aber und Ersatz durch einen Neubau wäre geradezu ein Hohn auf die heutigen Bestrebunsen der Denkmalspflege und des Heimat- sckmtzes. Musik. Die Berliner „Komische Oper" setzt ihre Stärke in eine so naturalistiscki-charalterisierende Aufführung und Ausstattung auch von ersteren Opern, daß damit nahezu Burleskes erreicht wird. Um so glücklicher paßt diese Art zu einer wirtlichen.burlesken Oper". wie wir sie am Donnerstag in.Lazuli"(nach einem Text zweier französischer Autoren komponiert von Emanuel Chabrier ) kennen lernten. Ohne Ort und Zeit wird uns da» Reich des Königs Uff l. vorgeführt. Inkognito sucht der König lange nach jemandem, der sich gegen ihn etwas herausnimmt; denn er braucht einen Delin- quenten für die alljährliche Hinrichtung. Er findet als solchen den armen jungen Straßenhändler Lazuli. Aber der Hofastronom weis- sagt dem König, er werde einen Tag nach dessen Tod selber sterben. Nun wird Lazuli im Scklosse verhätschelt, hat sich aber schon vorher in die fremde Prinzessin verliebt, die der König heiraten will. Die irrige Nachricht von seinem Tode läßt den König resigniert den eigenen erwarten, bis der Totgeglaubte wiederlehrt und sein Prinzeßchen bekommt. Also altes Operettenfutter mit Zumischung deS für Kinder bestimmten TypnS der Weihnachtsmärchen, kaum hier und da über Operettenkunst hinausgehend! Der ftanzösische Komponist, der 1394 dreiundfünfzigjährig starb und m Deutschland durch ein oder das andere seiner ernsten und heiteren Bühnen- spiele bekannt ist, besaß wohl noch weniger als selbst manche Operettenkomponisten, den Ehrgeiz nach einer wirklich musik- dramatischen Komik. Er gibt lediglich„Nummern" und überläßt neben diesen mehr nur lyrischen Stückchen die Handlung dem Dialog. Seine Gesangspartien sind gut vokal angelegt und steigern sich in Terzetten und Quartetten sowie namentlich in Chören zu hübschen Satzkünsten. Das Orchester ordnet sich zwar bescheiden unter, ist aber keineswegs bloß begleitende„Gitarre". Am inter- esiantesten wird eS durch häufige Beschränkung auf ganz wenige, doch kunstvoll gesetzte Töne. Der BeifallSersolg der Vorstellung war nicht ungettübt— wohl wegen des Possenhaften— und jedenfalls großenteils verursacht durch den ungünstigen Eindruck der von L. H. Jülich entworfenen Dekorationen und Kostüme. Dazu kam. dast wir eine bisher auf der Operettenbühne gut angesehene, jedoch schlecht verwertete Künstlerin in besserem Wirkungskreis begrüßen konnten. Mary Hagen gab die Hosenrolle des Lazuli mimisch und gesanglich so gut, daß man zweite Beratung des Etats des Reichsamts des Innern fortgesetzt. Abg. Linz (Rp.) wünscht Ausdehnung der Invalidenversicherung auf die selbständigen Handwerker und tritt für die national- liberale Resolution auf Subventionierung eines Reichshandwerks- blattes ein, befürwortet handwerkerfreundliche Regelung des Submissionswesens, wirst dem Abg. Hoch matzlose � Ueber- treibungen vor: Deutschland steht obenan in der Sozialpolitik. Nur die deutschen Sozialdemokraten wollen das nicht anerkennen. Sie— das„sie" klein geschrieben(Heiterkeit)— leben von Verhetzung(Bravo recbts). Herr Mugdan hatte gestern ganz recht (Bravo bei den Freisinnigen). Das angebliche Automobiltempo der Sozialpolitik hat sich keineswegs in ein Schneckentempo verwandelt. Der neue Herr Staatssekretär ist ein ausgezeichneter Sozial- Politiker(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Nach Ihrer Meinung).— Redner bezeichnet die Tarifverträge als Weg zum sozialen Frieden und schlägt eine dem Reichsamt des Innern ange« gliederte Zentralstelle für Förderung des gewerblichen Friedens vor, die segensreicher wirken würde als alle Arbeiterschutzgesetze. Eine solche Zentralstelle würde schneller arbeiten, als ein schwerfälliges Reichs- arbeitsamt.— Unbedingt nötig ist eine Reform der Kranken» Versicherung. Die Krankenkassen sind jetzt Beriorgungsanstallen für sozialdemokratische Agitatoren.(Bravo ! rechts, Lachen bei den Sozialdemokraten) Mindestens must die Proportionalwahl zu den Kaffenvertretungen eingeführt werden. Die freien Hilfs- lassen sollten in ihrer Wirksamkeit nicht beschränkt werden. Redner kommt auf den Kampf der Metallindustriellen gegen die Techniker zu sprechen: Der patriarchalische Standpunkt, wie ihn die bayerischen und oberschlesischen Unternehmer vertreten, ist sehr be- greiflich, aber er paßt nicht mehr recht in unsere Zeit und darf nicht in Einseitigkeilen ausarten. Unter der Voraussetzung, dast die Technikerverbände nicht aus Leben und Tod mit den Unternehmern kämpfen, sollten sie von diesen anerkannt werden. Das KoalitionS- recht ist heute ein notwendiges und unentbehrliches Recht aller Berufs- stände. Zum Schluß tritt Redner für die Herabsetzung der Alters- grenze bei der Atters- und Invalidenversicherung von 70 auf 65 Jahre ein.(Lebhafter Beifall rechts.) Abg. Schock(Wirtsch. Vg.) ist. gleich seinem Vorredner, mit dem Staatssekretär des Innern außerordentlich zufrieden und wünscht ihm eine recht lange und glückliche Amtsdauer. Redner begeistert sich für den allgemeine» Befähigungsnachweis und wünscht Examina für die Inhaber vonÄuskunftsbureaus! Des weiteren bringt er die Klagen der Handwerker vor, speziell auch über die Kon- kurrenz durch Geiängnisarbeit. Er schließt sich dem mehrfach in der letzten Zeit geäußerten Wunsch an, hier im Reichstage mehr führende Männer der Industrie zu sehen! Die Forderung der Sozial- demokraten nach Erlaß eines Reichsberggesetzes werden die Freunde des Redners unterstützen, jedoch nur in ihrer Allgemeinheit, nicht in den einzelnen Punkten. Auch die sozialdemokratische Resolution be» züglich der in Glashütten zu schaffenden Schutzbestimmungen findet nicht die ungeteilte Zustimmung des Redners. Zum Schluß sucht er über den Abg. Hoch und den Zentral- verband der Handlungsgehilfen, der nur noch auSLaden- mädchen in Konsumvereinen bestehe, zu witzeln. Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg : ES hat doch etwas Bedenkliches, wenn Jahr für Jahr hier alle Wünsche, die man hat, zu einem Strauße zusammengebunden, vor- getragen werden. Wenn auch Herr Trimborn und andere Herren mir den Vorwurf der Untätigkeit nicht machen wollen. so kann doch draußen im Lande der Eindruck, als ob wir untättg seien, erweckt und ein Geist der Beunruhigung in alle Kreise gettagen werden, was der Förderung des so» zialen Sinnes nicht zuttäglich wäre. Ich kann natürlich nicht auf alle, sondern nur auf einige der an mich gerichteten Fragen ein- gehen. Verschiedene Redner wünschen eine Unterstützung deS HandwerksblatteS. Für 1909 werde ich dispositive Mittel dazu ver- wenden, in späteren Jahren kann ein Titel im Etat vorgesehen werden. Die Bundesratsverordnung über die Arbeitsverhältnisse in der Schwer« und Eisenindustrie hat den lebhaftesten Unwillen des Abg. Hoch er- regt. Auch eine Zentrumsresolutton wünscht eine Ergänzung der Ver- ordnung speziell in sanitärer Richtung. Aber für eine so große und seine Freude daran haben konnte. Angenehmes boten im Ganzen auch die übrigen Mitwirkenden.« Humor und Satire. L o p u ch i n. Bon seinem Stirnbein fiel der Schleier, Entlarvt und jeder Hülle bar, Entmenschter Ober-Polizeier, Der wo doch selbst Beamter wart Er regte sckändlich-selbstverständlich Die Attentate an wie nischt, Er ward zum Glück— spät, aber endlich* Vom kalten Rachesttahl erwischt. So oft ein Bombenwurf-Scharmützel An die gesträubten Ohren drang— Der spinnefalsche Spllrhund-Spitzel, Er pferchte seine Pfoten mang l Ist einem Menschen gar nichts beilig, Dann explodiert's auf sein Gebot, Wo doch Beamte gegenteilig Verhindern müßten, was da droht. Bald kommt er vor die Staatsgerichte Und vor die Nachwelt außerdem—- Endgültiger Beitrag zur Geschichte Vom Schentelmänn« und Lock-System. _(Goltlieb im„Tag'.) Notizen. — Theaterchronik. Girardi tritt als Schuster Weigelt in der Posse„Mein Leopold" auch noch Sonntag und Montag aus (angeblich zum allerletzten Mal). — Strauß und die Dresdener Fremden- i n d u st r i e. Dem„Dresdener Anzeiger", einem der Stadt Dresden gehörenden Blatte, war vorgeworfen worden, seinen Musik- kritiker Prof. Brandes gemastregelt zu haben, weil er Straustens neue Oper„Elektra" nicht hinreitzend genug gefunden habe. Diese Meldung wurde dementiert. In der Tat ist auch der Musikkrittker nicht entlassen, sondern gekündigt worden.(Er geht ohnedies zum Herbst ab.) Es gibt ja einfachere Mittel: man hatte ihn über die weiteren Straust-Aufführungen— eS gab eine richtige Strauß- Woche— einfach nicht mehr berichten lassen. Die Dresdener RatS- behörde hat sich dabei von dem im Geschäftsleben allgemein üblichen Grundsatze leiten lassen, dast das Geschäft vorgeht und die Kritik nur zur Reklame da ist. Und Dresden will mit Sttaust Geschäfte machen. Freie Kritik hin und her. wenn nur die Fremdenindusttie blüht! — Ein radiologisches Institut wird, nachdem eine private Stiftung die Mittel dazu geliefert hat. an der Universität Heidelberg gegründet werden. — HanS Holbein im Kunstgewerbemuseum. Für das Kunstgewerbemuseum wurde aus englischem Privatbesitz eine Kanne aus geschliffenem Vergkristall mit reichem Schmuck in ver- goldetem Silber erworben, die ans einen Entwurf Hans Hol- beins d. I. zurückzuführen ist. Holbein hat manche kunstgewerblichem Arbeiten entworfen.
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