ml 26. m«, Z. Aeilllge des Ismiilts" Krliller Polksblatt. An die Parteigenossen! Die Exemplare der„Arbeiter-Jugend" sind Euch zugegangen. Dieselben smd so berechnet, daß fast jeder Besucher des Zahl- abends ew Exemplar erhalten kann, besonders aber alle die. welche durch den Besitz erwachsener Kinder für das Abonnement in Betracht kommen. Die Abonnentenlisten werden mit dem »Mitteilungsblatt" verschickt. Das Material zur ArbeitSloseuzShluug wird Euch gleich- falls in spätestens zwei bis drei Tagen zugehen, und zwar so. daß die Ausgabe am ordentlichen Zahlabend. Mittwoch, den 10. Aebruar, erfolgen kann. Zu diesem Zahlabende ist schriftlich einzuladen, den Parteigenosien an Hand der Spezial- broschüre die Sachlage zu erklären und dieselben mit der nötigen Arbeit bekannt zu machen. Am Freitag, den 12. Februar, darf kein Genosse fehlen, damit das Austragen der Karten sich rasch und prompt ab- wickelt. Am Souutag, den 14. Februar, müssen unsere Genossen gleichfalls Mann für Mann zur Stelle sein und die Frage- karten einsammeln, da, wo den Arbeitslosen die Ausfüllung schwer fiel, nachhelfen, und alles aufbieten, daß auch nicht ein Arbeitsloser die Ausfüllung unterläßt. Die Fragekarten, welche auf der Rückseite Aufruf und Instruktion über die Ausfüllung enthalten, sind reichlich be- messen, so daß überall da, wo Arbeitslose vorhanden sind, wenn nötig, bis drei Karten und mehr abgegeben werden können. Die Broschüren sind derartig verteilt, daß alle Funktionäre, Vorstandsmitglieder sowie Bezirksführer je ein Exemplar er- halten, um danach in ihrem Zahlabend kurze Informationen geben zu können. Die Listen sind von dem Bezirksführer auszufüllen, damit bei etwaigen Rückfragen ermittelt werden kann, wer von den Genossen die bestimmten Häuser am 14. Februar besorgt hat. Der Versand allen Materials erfolgt an die stellen, welche die Kreise bestimmt haben, wo uns Nachrichten fehlen. dorthin, wohin wir die Exemplare der„Arbeiter-Jugend" ver- schickt haben, oder, wo angegeben, an die Parteispeditionen, Für die Verteilung an die Bezirke tragen die Kreis- leitnngeo resp. Wahlvereinsvorstände Sorge. Es erübrigt sich, nochmals auf die Bedeutung unseres schwierigen Werkes hinzuweisen. Parteigenosse«! Alle Mann auf dem Posten! Mit Parteigruß! Der Aktionsansschust. Der Ausschuß der Berliner GcwerkschaftSkommissiou. Partei- Angelegenheiten. Zur Lokalliste. Am heutigen Tage veranstaltet der Rauchllub „Gut Rauch" im Restaurant. B e l l e v u e" in Grünau ein Winterfest; am 20. d. M. feiert der Lotterieverein„Grunewald- Halensee" im.Kurfürstenpark", Kurfürstendamm 120, einen Maskenball. Beide genannten Lokale stehen der Arbeiterschaft nicht zur Verfügung, mithin sind alle dortigen Veranstaltungen streng zu meiden. Die Lokalkommission. Rixdorf. Mendelssohnfeier. Die Bezirksführer werden ersticht, die noch nicht verkauften Billetts zur Mendelssohnfeier bis spätestens heute abend nach der Parteispedition zurückzubringen. Am Sonntag sind dann nach Billetts im Lokal von Schmidt. Berlinerstr. 14, zu haben. Da noch ein Teil Billetts übrig sind, so ersucht der Bildungsausschuß um recht rege Beteiligung an der Feier. Friedenau . Am morgigen Sonntag, morgens V»8 Uhr, findet von den bekannten Bezirkslokalen aus eine große Flugblatt- Verbreitung zur Gcmeindewahl statt. Sonntagnachmittag öffentliche Gemeindewählerversammlung im.Rhcinschloß". Jedes Mitglied muß bei beide» Veranstaltungen zur Stelle sein. KarlShorft. Parteigenosien I Heute abend Nhr: Volksversammlung im Restaurant zur Rennbahn, Treskow-Allee. Der Reichstagsabgeordnete Genosse Stadthagen spricht über Deutsch - lands Politik. Kein Genosse darf fehlen! Sorgt fiir zahlreichen Besuch I Der Vorstand des Wahlvereins. Johannisthal . Dienstag, den 9. d. MtS.. abends 8 Uhr. findet bei Schulze, Friedrichstr. 10, eine außerordentliche Mitglieder- Versammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Die Arbeitslofeuzählung. 2. Bericht der Gemeindevertreter. 3� Vereins- angelegenherten. Auch werden sämtliche Gewerkschaftsmitglieder am Ort hiermit eingeladen. Berliner JVaebnebten. Dem Verdienste seine Krone. Nach der neuesten Ordenslifte haben folgende Beamte der Abteilung VII(politische Abteilung) die Geneh- migung zur Anlegung folgender nichtpreußischer Orden erhalten: des kaiserlich russischen St. Annenordens IV. Klaffe: Kriminalkoiuinissar M e s s e r s ch m i d t, ge- nannt v.Arnim; des russischen St. Stanislausordeus M. Klasse: Kriminalkommissar Johannes Groß II: der russischen, am Halse zu tragenden silbernen Medaille am Bande des St. StaniSlausordenS: Kriminalwachtmeister Diener; der russischen silbernen Medaille am Bande deS St. Stanislausordens: die Kriminalschutzmänner Kalinowski, Kaffube und G r a ß n i k: des Ritter- kreuzes de« kaiserlich österreichischen Franz Josef- Ordens: Kriminalkommissar Kunze: des kaiserlich königlich österreichischen silbernen Verdienstkreuzes mit der Krone: die Kriminalschutzmänner Altmann, Draber und G e r e ck e in Berlin ; der königlich groß- britanni'chen Viktoriamedaille in Silber: dem Kriminal- Wachtmeister Diener zu Berlin , den Kriminalschutz- männern Leuthold, Schlaf und W e i d n e r zu Berlin ; deS Ritterkreuzes erster Klasse des schwedischen Wasaordens den Polizeihauptleuten Schmidt. Kubon und G o l z daselbst; des Ritterkreuzes zweiter Klasse desselben Ordens: den PolizeileutnantS W e r n i ck e, Lincke, Kusserow und F r i ck e daselbst; der königlich schwedischen Verdienstmedaille: dem Polizei- wachlineister Busse daselbst. Mein Freund Lehmann behauptet immer, daß in Preußen die wahren Verdienste um den Staat nicht gewürdigt werden. So oft er mich trifft, tippt er auf das leere Knopfloch meines simplen Rockes und meint grinsend:„Nu machste schon ein halbes Menschenalter in öffentliche Memung und Politik und hast noch inimer kcenen Vogel." Nun ja— meine Verdienste sind noch immer nicht groß gemig. Und wenn ich mit Herz- blut schreibe, zum höchsten Wohle des Volkes— es ist alles Stuß! Ich muß die Zeitungspinselei entschieden an den Nagel hängen, um einen Vogel zu kriegen. Muß Salon- kanimerdiener, Leibkutscher, Freisinnswaschlappen oder— Kri- minalschutzmann werden, um Anerkennung meiner Heldentaten für König und Vaterland zu finden. Bitte, Freund Lehmann, sieh' Dir mal die allerneueste Ordensliste an, und ich ivill Dir beweisen, wie man in Preußen und für Preußen, dieses unvergleichlich schöne Land, die wahren Verdienste um den Staat adelt. Meinetwegen kannst Du dazu die„Wacht am Rhein" singen oder„Heil Dir im Siegerkranz ", indes ich mit dem politischen Taktstock Dir die Erklärung gebe. Hast Du mal die Glocken läuten hören, daß das durch sein Volk, nicht etwa durch seine Kurfürsten und Könige ins Weltkonzert gelangte Preußen, welches sich auf seine sogenannte Verfassung und auf seine Freiheitsrechte so furchtbar viel einbildet, dem rückständigsten Staate des Erden- rundes, dem heiligen russischen Mörderreiche, Schergendienste leistet? Aha, Dir geht ein russisches Talglicht auf. Du ent- sinnst Dich, daß ehrliche Männer, wahre Volksfreunde, die vor der Mordlust ihrer Verfolger über die Grenze ins Asyl Preußen flüchteten, von der preußischen Polizei aufgespürt und skrupellos an die russischen Mörder ausgeliefert worden sind? Eine Heldentat wars, im Lichte der preußisch- russischen Reaktion besehen,— ein Schandfleck im Gesetz- buch des Völkerrechts l Und nun sieh hier auf gutem preußischen Amtspapier den Lohn fiir diese Tat der Unterjochung unter die Schergen des Selbstherrschers aller Reußen— eine ganze Ordensskala. Sie alle haben von dem Judasgeschenk etwas abbekommen. Die Obermacher im Polizeipalast an der Spree , den russischen Sankt Annenorden um den Hals, die gewöhnlichen„Greifer" die Verdienstmedaille an der Heldenbrust. Du meinst, daß dereinst sich der Hals mit dem Seidenband zuschnüren und die Brust vom metallenen Klingen zerspringen müßte... vor Ge- Wissenspein? Bewahre, Freund Lehmann,... bei denen nicht! Die arbeiten für Gott, König und Vaterland... und schreiten über Leichen. Und hier, der be— rühmte Berliner Anarchisten- jäger, dekoriert mit einem österreichischen Vögelchen. Siehst Du, die russische Schandtat macht Schule. Auch unser Bruderstaat entblödet sich nicht, das Asylrecht mit Füßen zu treten und sich Ueberläufer aushändigen zu lassen, die weiter nichts„verbrachen", als für Volksrechte und Menschentum kämpften.... Gemach, Freundchen, ich bin noch nicht am Ende. Meine Schacherliste ist lang. Ja wohl, Schacher— Orden für Menschenleben und Menschenglück! Da sehe ich unter den Dekorierten die Namen von Polizeiern, die auch unlängst auf Berliner Boden zu Preußens Ruhm und Herrlichkeit eine ewig denkwürdige politische Rolle spielten. Mit blutigen Lettern stehen ihre Heldentaten eingezeichnet in der Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung. Der da mit den silbernen Tressen, der persönlich den Säbel schwang und auf wehrlose Arbeiter einzuhauen befahl,... ein Ritter- kreuz ziert von nun an seine stolze Männerbrust. Und zwei andere, einst als politische Schleicher gebrandmartt, mit Schimpf und Schande aus anständiger Gesellschaft verwiesen, öffentlich mit Blitzlicht an den Pranger gestellt... eine Verdienstmedaille ist der Ehrenpreis für das eingeschlasene Gewissen. Freund Lehmann meinte:„Also die Bilanz ist: Ein Polizei-Obermime, drei Kommissare, drei Hauptleute, vier Leutnants, zwei Wachtmeister und neun Greifers, daS sind alles in allem zweiundzwanzig Piepmätze. Eigentlich 'ne recht plundrige Bezahlung für so'n verschachertes Rechtsgefühl. Aber der reine Zufall is die umgekippte Ordenskiste nich. Eher siehts aus wie so'ne kleine Polizei- liche Antidenlonstration. Und da der preußische Staat nich den Mumm hatte, seine tapferen Streiter selbst zu belohnen, is das Ding mit Rußland und Oesterreich geschoben worden. Für ein paar von die Polizeiers wars gleich ein kleines silbernes Pflaster auf gewisse Wunden..." Jetzt erst lachte Lehmann unbändig und schmetterte wie im Volkslied der Finkenhahn:... verduftet mich beizeiten gleich,... piep, piep, piep!_ Neuerungen bei der Rohrpost. Die Nohrpostordnung für Berlin Hot eine neue Fasinng erhalten. Für das Publikum ist besonders wichtig die Abschaffung des Frankierungszwanges für Sendungen, die durchweg oder auch nur teilweise mit der Rohrpost befördert werden sollen. Für unsrankierte und für unzureichend frankierte Rohrpostsendungen wird von jetzt an der einfache Betrag der Gebühr oder der deS sehlenden GebührenteilS und außerdem ein Zuschlag von 10 Pf. erhoben. Neu ist ferner und von Bedeutung für die Benutzung der Rohrpost die Bestimmung, daß man jetzt auch die Rohrpostbeförderung für Briessendungen verlangen kann, selbst wenn der Aufgabe- und der Bestimmungsort außerhalb des Rohrpost- bezirkes liegen. ES muß aber dann wenigstens einer der beiden Orte zum OberpostdireklionSbezirk Berlin gehören. DaS Berliner Rohrpostnetz umfaßt jetzt außer Berlin auch folgende Orte: Box- Hagen-Runimelsburg, soweit es westlich der Ringbahn liegt, Char- lotlenbura, Friedenau , Plötzensee. Rixdorf, Schöneberg . Wilmersdorf , Halensee sowie die Grundstücke Treptower Chaussee 1b— 18. Gegen die„staatsgefährliche" Tnrnerei. Die Arbeiter-Turnvereine sind nicht totzukriegen. Sie leben, wamsen, gedeihen— allen Drangsalierungen zum Trotz, mit denen sie von„oben" verfolgt werden. Auch dem Berliner Arbeiter-Turnverein„Fichte" hat eS keinen Schaden gebracht. daß man ihn in Acht und Bann tat und zum mindesten seinen Schülerabteilungen die Turnhallen der Stadt sperrte. Ebenso wenig hat das Vorgehen gegen die Tuniwarte dieses Ver« eins, die Einforderung von Unterrichtserlaubnisscheinen, die auf alte Verordnungen aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts sich berief, die erwartete Wirkung gehabt. Die bürger- lichen Turnvereine, auf deren denunzierende Anregungen der ganze Kampf gegen die Arbeiter-Turnvereine ztirück- zuführen ist, haben wirklich keinen Anlaß, mit dem bisherigen Erfolg ihrer Bemühungen zufrieden zu sein. Was im besonderen den Verein „Fichte" angeht, so hat er sogar unter der Wirtschaftskrise, die auf der Arbeiterbevölkerung lastet und naturgemäß auch das Vereinsleben ungünstig beeinflußt, in dem jetzt abgelaufenen Jahre 1908 die Mitgliederzahl vom Jahresanfang in den Männer-, Damen- und Lehrlingsabteilungen noch zu steigern und sie in den Schüler- abteilungen wenigstens zu behaupten vermocht. Den mißglückten Versuchen, die Arbeiter-Tumvereine direkt zu schädigen, reihen fich andere Versuche an. ihnen indirekt Abbruch zu tun durch Förderung bürgerlicher Turnvereine. Hier- her gehört die Bevorzugung der braven Leute aus der„Deutschen Turnerschaft", die„oben" als„staatsschützend" und.staatsstützend" bekannt ist und geschätzt wird. Als in Berlin im Sommer 1908 die Schuldeputation sämtliche Berliner Turnvereine durch Verfügung er-> suchte, ihr auf vorgeschriebenem Formular die Turnwarte derjenigen Abteilungen zu nennen, in denen Mitglieder unter 21 Jahren turnen, und gleichzeitig anzugeben, ob diese Turnwarte die Erlaubnis zur Erteilung von Turnunterricht haben, da brauchten die artigen„Deutschen " sich keine Sorge zu machen, daß ihnen hieraus irgendwelche Schwierigkeiten erwachsen konntet«. Der Arbeiter-Turnverein„Fichte" erhob Einspruch gegen jene Verfügung, unter anderem auch deshalb, weil darin die Altersgrenze auf 21 Jahre festgesetzt war, so daß auch den Turn- warten der Männer- und der Damenabteilungen noch die Be- schaffung eines Unterrichtserlaubnisscheines auferlegt wurde. Der Berliner Turnrat dagegen reichte Anfang Dezember die ge- forderte Liste ein und wurde noch zum Jahresschluß vom Provinzial-Schulkollegium mit der folgenden, vom 30. Dezember 1903 datierten Antwort beglückt, die wir dem „Mitteilungsblatt" des Vereins„Fichte"(Februar-Nummer) ent- nehmen:„Nachdem das an die städtische Schnldeputation ein- gesandte namentliche Verzeichnis der Abteiltingsleiter und Turn- lehrer der dem Gauverbande angehörenden Turnvereine uns über« reicht ist, erteilen wir den in dem Verzeichnis aufgeführten Personen bis auf weiteres den Unterrichtserlaubnis schein für das Turnen, gez. Mager." Das bedeutet eine summarische Be- willigung des Erlaubnisscheines an„deutsche" Turner ohne Ansehen der Person. Das„Mitteilmigs- blatt" macht hierzu die Anmerkung:„Nach der Verfassung sind bekanntlich alle Preußen vor dem Gesetz gleich. Wird dem Turnverein„Fichte" auch die summarische Erlaubnis erteilt werden? Oder ist die Verfügung nur ertasten worden, um einen neuen Gewaltstreich gegen die Arbeiterturnbewegung zu führen?" Die Antwort auf diese Frage wird wohl nicht lange auf sich warten lassen. Die„Deutschen " werden übrigens nicht müde, selber sich den zuständigen Behörden immer wieder in empfehlende Erinnerung zu bringen. Es ist jetzt eine Bewegung im Gange, die darauf abzielt, für die Fortbildungsschulen den Turnunterricht als obligatorischen Lehrgegenstand durchzusetzen. Zu den Bereinigungen, die in gemeinsamer Agitation die Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden hierfür zu gewinnen suchen, gehört auch die„Deutsche Turnerschaft". Ist es ihr nur darum zu tun, das Turnen zu fördern? Ach, nein! Die Forderung, für die sie mit eintritt, wird damit begründet, daß es notwendig sei, die Jugend den vielfach auf sie einwirkenden schädlichen Einflüssen zu entziehen und für eine Erziehung im vaterländischen Sinne zu sorgen. Den Gemeinden soll die Sache dadurch an« nehmbarer gemacht werden, daß man vorschlägt, diejenigen Jugend- lichen von der Pflicht zur Teilnahme am Turnunterricht der Fort- bildungsschule zu befreien, die— in der„Deutschen Turner- s ch a f t" turnen. Das ist also des Pudels Kern! Den Gemeinden wird gesagt, so könne an den Kosten gespart werden. Den„Deutschen " kommts aber selbstverständlich nur darauf an, daß so ihren eigenen Vereinen mehr Mitglieder zugeführt werden. Schulturnen ist nicht beliebt, da wird zur„Deutschen Turnerschaft", so sagt sich diese, mancher Fortbildungsschüler sich flüchten, der ihr sonst gern fern bliebe. So wirds gemacht, wenn man zur eigenen Werbe» kraft kein Vertrauen mehr haben kann! Aber die Ar« beiter-Turnvereine werden dafür sorgen, daß den „Deutschen " auch dieser Trick nichts helfen soll. Wie di« bürgerliche Presse ihre Leser beschwindelt. Die„Breslauer Ztg." brachte am Sonnabend, den 30. Januar, folgende Notiz: „Eine sehr amüsante Szene ereignete sich um die Mittagszeit zu Kaisers Geburtstag im Zentrum Berlins . Anscheinend aus einer Fabrik kam da ein größerer Trupp junger Arbeiter, die anläßlich des Geburtstages des Kaisers alle knallrote, echt sozialdemokratische Krawatten angelegt hatten. Diese Masse roter Schlipse erregte die Aufmerksamkeit der Passanten, besonders aber einer größeren Anzahl von Berliner Schuljungen, die natürlich ihren bekannten Witz daran ausließen. Die„Genossen" ließen sich aber dadurch leineSwegs in ihrer Ruhe stören, sondern begannen sogar allmählich einen mehr oder minder schönen Gesang, der schließlich in die „Arbeitermarseillaise" ausklang. Bis dahin marswierten die Jnngens immer stramm und ruhig mit ihnen mit. Als aber die „Genossen" zu dem Vers kamen:.... der Bahn, der kühnen, folgen wir, die uns geführt Lassalle...", da erhob plötzlich der größte Knirps und offenbarer Anführer der jungen Schar einen Stock und alle Knaben begannen ganz impulsiv als Gegen- ovation wie anS einem Munde das Lied:„Heil Dir im Sieger- kränz l" Sie sangen die Nationalhymne mit so großem Eifer, daß ihre Stimmen die der Arbeiter bei weitem übertönten, lieber diesen gesanglichen Wettstreit waren alle Passanten höchst belustigt. und eS erhob sich ein allgemeines Gelächter, das noch lange an- hielt, als dieie hübsche Stratzenszene schon lange vorüber war." Diese Notiz charakterisiert sich als eine der gewöhnlichsten Schwindelnotizen; nicht ein Wort davon ist wahr. Selbst der Berliner Presse, die doch auch fast jedem Schwindel gegen uns ihre Spalten öffnet, war die Lüge zu stark, um sie abzudrucken. Eitel Freude herrscht in den Kreisen deS Berliner Kommunal« freisinns über den bevorstehenden Beiuch des Königs von England, weil letzterer die Absicht hat, das Berliner Rathaus zu besuchen. Zu diesem Zwecke wird das rote Haus festlich geschmückt. Verweigerte Ztamensänderung einer Berliner Innung. Die Klempnerinitnng in Berlin wollte sich Klempner- und Jnstallateurinnung nennen. Zu der einsprechenden Statuten- änderung versagte aber der Berliner Polizeipräsident die Genehmigung unter Bezugnahme auf§ 84 Absatz 3 und 5 der Gewerbeordnung, weil für das Jnstallationsgewerbe in Berlin schon die Innung der Gas-, WasierleitungS- und Heizungsfachmänner bestehe.— Die Älempnerinnung klagte nun beim Bezirksausschuß. Unter anderem machte sie geltend: Infolge der technischen Umwälzungen würde» seit mehr als 30 Jahren eine große Anzahl der althergebrachten Klempnerarbeilen im Klempnergewerbe nicht mehr ausgeführt. Dafür seien andere Arbeiten in Aufnahme gekommen, so die Bau« arbeiten, aber n an« entlich die Jnsta'llationSarbeiten. d. h. die Einrichtung von Gas-, Waiser- lind Heizungsanlagen usw. In sehr vielen Betrieben von Klempnerineistern herrschten diese Arbeiten sogar vor. Der Bezirksausschuß wies die Klage ab. Er erinnerte daran, daß die Innung für die GaS-, Wasser- und Heizungsfach- männer, deren Mitglieder sich mit Jilstallationsarbeite» befaßten. schon seit zehn Jahren in Berlin bestehe. Nach § 84 Absatz 3 und S der Gewerbeordnung dürfe aber einem Jimungsstatut oder einer Statutenänderung die Genehmigung unter anderem dann versagt werden, wenn in dem durch das JiinungSstatiit vorgesehenen Jnnungsbezirke für die gleichen Ge- werbe eine Innung bereits besteht. Hier komme noch hinzu, daß auch Schlosser und Kupferschmiede Fnstallationsarbeiicn machten. Es sei zu befürchten, daß bei Zulassung der hier beantragten Namensänderung auch noch andere Innungen(die Schlosserinnung und die Kupserschniicdeinmmg) mit gleichartigen Anträgen kämen. Ferner könnte es iusolgedessen zivischeii den verschiedenen Innungen, welchen Installateure angehörten, zu Unzuträglichleiten und Reibereien kommen-
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